Dienstag, 16. Oktober 2018

Alte Puppe im neuen Kleid, Kurzgeschichte.


Alte Puppe im neuen Kleid

von Joana Angelides


Doreen hatte schon länger vor, ihr altes Kinderzimmer im Hause der Eltern zu durchforsten und alles, was nun nicht mehr gebraucht wurde, wegzuwerfen, oder zu verschenken.
Zugegebener Maßen hing sie doch sehr an diesem Zimmer, obwohl sie es ja schon lange nicht mehr benutzte. Sie hatte ihr eigenes Haus in der Nähe der Eltern mit einem wunderschönen Garten und die Kinder hatten nun auch ihr eigenes Kinderzimmer.
Vater wollte sich schon lange einen kleinen Bastelraum da einrichten und nun, da er in Pension ging, wurde die Sache dringend.

Mit einem großen Pappkarton und eisernem Willen nun die Sache wirklich anzugehen fuhr sie vor dem Haus der Eltern vor.

Sie betrat das Zimmer immer mit einem Anflug von Nostalgie. Hatte sie doch hier ihr eigenes Refugium, träumte hier ihre Jungmädchenträume und weinte auch so manche Enttäuschung in ihre Kissen.

Als erstes musste einmal dieser Kasten mit all den alten Spielsachen ausgeräumt werden.
Sie öffnete die Türen und begann im obersten Fach.
Da lagen sie, die kleinen und großen Bären, die sie einst gesammelt hatte. Einige hatten nur mehr ein Auge und bei Florian, dem Bären mit der Lederhose fehlte sogar ein Bein. Sie wußte gar nicht mehr, wann er dieses verlor. Sie trennte nun die Bären die noch in Ordnung waren, von den anderen und legte sie in den vorbereiteten Karten. Die mit Defekten legte sie auf die Seite.
Oh, da war ja der große Nussknacker, den ihr einmal Onkel Edi in der Vorweihnachtszeit mitbrachte und sie sich beim ersten Mal Nüsse knacken gleich in den Finger gezwickt hatte. Heulend lief sie zur Mutter, die den Nussknacker dann gleich in Verwahrung nahm.
Ein Stück nach dem anderen landete nun in dem Karton oder daneben, je nach Zustand und Aussehen.
Der kleine Husar fehlte gar nichts, er war noch genau so schön, wie ehedem. Sie glaubte sogar, wenn sie ihn genau ansah, dass er ihr zuzwinkerte. Sie musste unwillkürlich lächeln. Er sah ihrer ersten Liebe aus der Parallelklasse ähnlich und durfte damals ab sofort auf ihrem Nachtkästchen stehen. Sie war immer überzeugt, dass er wusste wieso! Er landete im Karton für weitere Verwendung.

Die kleine Schmuckkassette mit der Tänzerin oben drauf stand ganz rückwärts in der Ecke, dort wo auch der schmucke Husar stand. Eigentlich sollte sie sich bei Musik drehen, wenn man den Deckel aufmachte, aber der Schlüssel, mit dem man das Spielwerk aufzog, ging verloren und so verlor sie damals das Interesse an der Kassette. Sie legte Kassette zu den defekten Sachen, die entsorgt werden sollten.
Doch, was war das? Im Karton gab es ein polterndes Geräusch. Der kleine Husar hatte sich scheinbar aufgerichtet und lugte nun aus dem Karton heraus auf die kleine Tänzerin mit ihrer Kassette. Rann ihm nicht auch eine kleine Träne übers Gesicht?
Doreen schüttelte den Kopf und lächelte über ihre Fantasie. Sollte sie nun, als erwachsene Frau sentimental werden? Papperlapap......

Sie legte den kleinen Husaren wieder auf seinen Platz im Karton und wandte sich den anderen Dingen zu.


Oh, da war noch die alte Porzellanpuppe, mit den sich schließenden Glupschaugen und den Echthaarzöpfen. Sie betrachtete sie genauer. Eigentlich hatten ihr blauen Glasaugen jeglichen Glanz verloren. Woran lag das wohl? Vielleicht waren sie auch im Laufe der Zeit schmutzig geworden. Sie befeuchtete ihren Zeigefinger und wischte über die Augen. Na, also sie glänzten ja wieder. Doch als die Augen wieder trocken waren, war der Glanz wieder weg. Sie blickte eigentlich traurig vor sich hin. An sich hatte sie allen Grund, denn das Kleid, das sie anhatte war schon sehr abgetragen und fleckig, der Kragen abgerissen und vorne am Kleid fehlten drei Knöpfe. Und außerdem fehlte ihr ein Schuh!
Sie erinnerte sich, dass sie mit dieser Puppe seit ihrer frühesten Kindheit nicht mehr gespielt hatte. Früher nähte Mutter jedes Jahr ein neues Kleid und sie lag immer wieder neu eingekleidet unter dem Weihnachtsbaum. Zu ihrer hellen Freude!
Doch irgendwann gab es dann Puppen mit Plastik-Gesichtern, die auch sprechen konnten oder Barbie-Puppen, die alle Mädchen hatten, die etwas auf sich hielten und die gute alte Gliederpuppe mit den wunderschönen Glasaugen und Echthaarzöpfen wurde unmodern und landete im Kasten irgendwo, ganz hinten.

Sie hielt die Puppe noch immer in Händen während ihr all diese Gedanken durch den Kopf gingen. Sie hatte direkt ein schlechtes Gewissen.

Was wäre wenn.......
Sie legte die Puppe auf ihr altes Bett und nahm sich vor, nachzudenken was sie wohl mit der Puppe machen sollte. Es widerstrebte ihr, sie wegzuwerfen. Aber sie wollte sie auch nicht an fremde Menschen verschenken, die sie vielleicht dann doch wegwarfen, weil sie eben nicht der derzeitigen Mode entsprach.

Und wieder gab es ein Geräusch um Karton und seltsamer Weise stand der kleine Husar schon wieder aufrecht und blickte vom Kartonrand hinunter zur Tänzerin. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu!
Sie hob die Kassette wieder auf und betrachtete sie aufmerksam. Es war eine sehr schöne Handarbeit, Einlegearbeit an den Seiten und die Tänzerin war aus Porzellan.
Sie beschloß, das kleine Kunstwerk doch zu behalten und legte es neben die alte Puppe.

Es dämmerte schon, als sie beschloß, für diesen Tag ihre Arbeit zu beenden und in den nächsten Tagen weiter zu machen.


                                                            *

Es waren nur mehr zwei Tage bis Weihnachten und das Haus strahlte im weihnachtlichen Glanz. Es fehlte nur mehr der Weihnachtsbaum und der Mistelzweig über dem Eingang zum Wohnzimmer.
Seit einigen Tagen war Doreen damit beschäftigt, für die alte Puppe, die sie aus dem Elternhaus mitgebracht hatte, ein neues Kleid zu nähen und auch die Frisur in Ordnung zu bringen. Sie flocht die Haare neu zu einem dicken Zopf, es sah sehr elegant und wunderschön aus. Sie hatte in einem kleinen Geschäft in der Innenstadt sogar neue Schuhe für die Puppe gefunden. Sie zupfte noch einmal an den gebauschten dunkelroten Samtärmel der Puppe herum und betrachtete sie liebevoll.
Hoffentlich wird sie Barbara auch gefallen, sie hatte noch nie eine solche Puppe besessen.

Die Kassette mit der Tänzerin stand auf der Kommode in ihrem Schlafzimmer und der schicke kleine Husar stand daneben. Sie erweckten unerklärlicher Weise den Eindruck, dass sie zusammengehörten. Immer wenn sie die beiden anschaute, musste sie lächeln. Sie musste über sich selbst lächeln und dass sie sich eine so romantische Ader erhalten hatte, all die Jahre hindurch.

Der Weihnachtstag war von Nervosität geprägt. Barbara schlich den ganzen Tag um die geschlossene Wohnzimmertüre herum und horchte auf jedes Geräusch das sie drinnen hörte. Paul saß betont gelangweilt in seinem Arbeitszimmer und las die Zeitung und versuchte seine Geschenke wie von ungefähr vor ihr zu verbergen und Doreen selbst kämpfte in der Küche mit der Zubereitung für das Abendmenue.

Irgendwie kam der lang ersehnte Abend, alle waren endlich dem Anlass entsprechend umgezogen. Die Großeltern kamen endlich an und Barbara stand erwartungsvoll und von einem Fuß auf den anderen steigend, vor der Wohnzimmertüre. Für ihre fünf Jahre war sie ein sehr aufgewecktes liebes Ding, das nur einen Fehler hatte, sie hatte keine Geduld. Noch dazu wo sie durch die Türe Geräusche hörte, Papier rascheln, und sogar leise Glöckchen zu hören waren.

Als die Türe endlich aufging, der wundervoll geschmückte Baum in hellem Licht erstrahlte und das unvermeidliche „Stille Nacht, Heilige Nacht“ ertönte, war sie nicht mehr zu halten. Sie stürmte hinein und blieb mit einem lauten „Oh“ verzückt vor dem strahlenden Baum stehen.
Ihre großen Augen strahlten und der kleine Mund blieb offenstehen.

Dann ging sie langsam Schritt für Schritt weiter, bis sie sich plötzlich besann und anscheinend von allen Geschenken Besitz ergriff. Sie riß ungeduldig die Verpackungen auf und besah sich die Inhalte.
Bis sie plötzlich die große Puppe sah. Sie lehnte an einem der großen Pakete und sah wie immer traurig in den Raum.
Doreen dachte insgeheim, dass es eigentlich undankbar von ihr war, wo sie doch neue Kleider bekam, eine neue Frisur und neue Schuhe.

Barbara ging auf die Puppe zu, blickte sie forschend an und dann hob sie sie auf.
Sie hielt sie vor sich her, hob ihren weiten Rock und betrachtete die Spitzenunterwäsche genau, dann legte sie die Puppe in ihren Arm, bemerkte, dass sich die Augen je nach Lage der Puppe öffneten und schlossen und ganz impulsiv küsste sie sie.

„Mama, schau, sie kann die Augen auf und zu machen! Und sie ist wunderschön. Noch nie sah ich so eine wunderschöne Puppe! Wie soll ich sie den nennen, sie braucht doch einen Namen?“

Doreen war richtig erschrocken. Ja, wie nannte sie sie denn, damals als sie noch ihre Puppe war?

„Ich finde, Isabella, ja Isabella ist ein schöner Name, oder was meinst du?“ Ja, genauso hatte sie sie damals genannt.

„Ja, Mama, ich werde sie Isabella nennen!“ Barbara war begeistert. Anscheinend hatte sie all die anderen Spielsachen vergessen, denn sie hielt die für sie neue Puppe den ganzen Abend im Arm, ja sie nahm sie sogar mit in ihr Bettchen, als sie endlich ganz müde und erschöpft einschlief.

„Na, Isabella, glücklich?“


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Montag, 15. Oktober 2018

Beiläufige Fragen, Glosse


Beiläufige Fragen

von Joana Angelides



Es gibt ein so paar beiläufige Fragen, die Frauen in hinterhältiger Weise immer wieder stellen.

Die wohl häufigste Frage ist:
„Liebst du mich?“

Also, Achtung! Hier empfiehlt es sich sofort und spontan „Ja“ zu sagen. Jede Verzögerung, oder der Versuch, die Frage im Raum stehen zu lassen und brummend die Zeitung weiter zu lesen, endet unweigerlich in einem Streit.

„Aber, ja natürlich mein Liebling“,
ist jedenfalls keine ausreichende Antwort, weil das kleine Wörtchen „Aber“ sofortiges Stirnrunzeln zur Folge hat.

Der Auslöser eines Weinkrampfes kann der Satz
„Ich glaube schon“
werden.

Sollten sie ein Analytiker sein und fragen:
„Kommt drauf an, was du unter Liebe verstehst?“
Dann sollten Sie die Telefonnummer eines guten Freundes parat haben, um am Wochenende ein Dach über den Kopf zu besitzen.

Eine Frage, die oft bei der Zigarette danach gestellt wird, ist
„Woran denkst du gerade?“
Die einzig richtige Antwort ist hier:
„An dich und deine weiche Haut, deine Hingabe und welches Glück es ist, von dir geliebt zu werden!“ Lernen sie diesen Satz auswendig, Sie brauchen ihn bestimmt des Öfteren!

Zu sagen, dass man eben daran dachte, wo man denn vorher die Zeitung hingelegt hat, oder wieso der Verein schon wieder gegen seinen Angstgegner verloren hat, wäre der reine Selbstmord. Zu überlegen, ob in 10 oder in 15 Minuten das Autorennen aus Monza übertragen wird, ist ebenfalls eine falsche Antwort und würde unweigerlich den Rest des Abends in eisiges Schweigen hüllen.

Absolut falsch und auch verboten wäre die Erwähnung, dass es doch viel reizvoller ist, wenn Frau ein wenig mehr Rundungen hat. Die Folge ist eine wochenlang andauernde Diät, die man dann notgedrungen auch mitmachen muß.

Sollte ein Theaterbesuch eingeplant sein und Frau probiert einige Kleider, die leider ein wenig zu eng geworden sind und nicht geschlossen werden können, kommt unweigerlich die Frage:
„Sag, findest du mich zu dick?“

„Natürlich nicht, ich sehe keine Veränderung!“ Ist da die einzig richtige Anwort, muß im Brustton der Überzeugung vorgetragen werden und mit heftigem Kopfschütteln begleitet sein. Sie haben den Abend gerettet.

Folgende Antworten sind absolut zu vermeiden, ja stammen geradezu aus dem Index der Inquisition:


„Ich kenne dickere Frauen“
„Ja, aber es macht dich interessanter“
„Ich überlegte gerade, um wieviel fraulicher du bist, als die neue kleine Rothaarige aus der Registratur“

Diese Antwort führt automatisch zur nächsten, äußerst hinterhältigen Frage:

„Findest du Sie vielleicht hübscher als ich, wieso denkst du jetzt an eine andere Frau?“

„Natürlich nicht mein Liebling, sie fiel mir nur als Negativ-Beispiel eben ein“. Dieser Satz wird gerade noch akzeptiert, hinterläßt aber einen kleinen Stachel und sie fährt ihre Antennen aus!

Nun zu sagen:
„Sie ist auf keinen Fall so hübsch wie du, als du in ihrem Alter warst“
 ist absolut falsch!
Da können sie den Abend gleich vergessen, sie schließt sich ins Schlafzimmer ein und telefoniert mit ihrer Mutter.

„Du hast aber einen besseren Charakter und viel mehr Humor“
 ist ebenfalls keine optimale Anwort, der Vase müssen sie gekonnt ausweichen. Woher kennen sie denn deren Charakter?

Besonders gefährlich sind solche Debatten während der Autofahrt.
„Wenn ich sterben würde, würdest du noch einmal heiraten?“
Das ist eine Frage, die abendfüllend werden kann!

Sagen sie „Ja“, führt dies dazu, dass sie meint, sie hätten bereits eine Nachfolgerin im Auge, sagen sie „Nein“ beschuldigt sie sie, in der Ehe nicht glücklich zu sein.
Fragen sie dann noch, ganz in Gedanken versunken, wann denn eigentlich ihre Lebensversicherung abläuft, greift sie bestimmt in das Lenkrad und dann entscheidet es sich möglicher Weise in den nächsten Minuten, wessen Lebensversicherung nun zur Auszahlung kommt.
Die Bitte, die Frage zu wiederholen, weil sie wegen des Verkehres unaufmerksam waren, wäre sehr sinnvoll, da könnten sie sich vielleicht um die Anwort drücken.



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