Freitag, 23. November 2018

Weihnachtsmärchen, Kurzgeschichte


Weihnachtsmärchen.  
von Joana Angelides 


Oh Du Fröhliche


Das Schneegestöber ist so dicht, dass man keine zwei Meter weit sieht. Die Geräusche werden verschluckt und die Schneeflocken erzeugen dichte Schleier, undurchdringlich für das Auge.

Wie weit ist es wohl noch bis zum Haus der alten Norma? Normaler Weise ist es von der Straße bis zum Haus ca. dreißig Meter, heute scheint die Entfernung hundert Meter zu betragen. Der Doktor hat den Wagen am anderen Ende der Brücke des kleinen Flüsschens am Straßenrand stehen lassen und kämpfte sich über die Brücke und die wenigen Meter zum Haus von Norma vor. Er kneift die Augen zusammen und zieht den Kragen seines Mantels höher hinauf. Ist dort nicht ein Licht?

Er geht darauf zu, es löst sich vor ihm wieder auf, nun ist es mehr rechts, scheint dunkler zu werden, flackert. Irgendwoher hört man Tuten von Schiffen. Das ist unerklärlich, hier gibt es keine Schiffe.
Er geht weiter, ins Ungewisse hinein, mit vorgestrecktem rechten Arm, die Arzttasche in der linken Hand fest umklammert.
Aus der Schneewand taucht eine Hand auf, die sich ihm entgegenstreckt. Erleichtert greift er danach. Seine Hand wird ergriffen, fest und hart. Nur mit Mühe kann er eine Gestalt vor sich sehen, die Umrisse verschwommen, in dieser undurchsichtigen weißen Wand erscheint diese Gestalt groß und bullig, mit breitem Rücken. Er hat Mühe ihr zu folgen, stolpert mehr als er geht. Rund um ihn herum sind die Geräusche von gluckerndem Moor, gestört auffliegenden Vögeln, knackenden Ästen und heiseren Schreien von Käuzen zu hören. Ist da nicht das Anschlagen von Wellen an einer Uferbefestigung zu hören?  Schleier von herabhängenden Schlingpflanzen schlagen ihm ins Gesicht. Seine Gedanken, Gefühle überschlagen sich.  Diese Geräusche erscheinen ihm völlig fremd. Langsam fühlt er Kälte in sich aufsteigen, sich bis in die Fingerspitzen verbreitend und sein Herz wird durch einen kalten Ring fest umschlossen. Es ist das Gefühl der Angst.

Instinktiv will er sich aus dem Griff dieser ihn hinter sich herziehenden Gestalt befreien, kann es jedoch nicht. Der Griff ist hart und fest, unlösbar mit ihm verbunden.

Das Schneegestöber macht es unmöglich weiter als drei Meter zu sehen, es lösen sich Schatten auf und verschwinden. Stimmen sind zu hören, entfernt, dann wieder nah. Es ist unverständlich, hier kann es überhaupt keine anderen Menschen geben. Das Haus der alten Norma steht am Rande des Dorfes, umgeben von Wald, am Ufer dieses kleinen Flüßchens.  Sie lebt völlig alleine und zurückgezogen. Nur ein Haus steht noch etwas abseits, ebenfalls am Rande des Waldes. Es ist ein ehemaliges Köhlerhaus, in dem hin und wieder jemand wohnt. Es ist ein alter groß gewachsener Mann, der sich ein wenig um Norma kümmert. Ihr das Holz für den Herd hackt und Reparaturen am Haus durchführt, außer dem Doktor kennt ihn niemand näher. Er kommt nur selten ins Dorf und wenn, dann nur zum Einkaufen.
Der heutige Besuch ist der wöchentliche Routinebesuch als Normas Hausarzt, es fehlen noch zwei Tage zu Heilig Abend.

Nun stand er vor einem schmalen Steg, schmal und schwankend. Er wird von dieser dunklen Gestalt erbarmungslos mitgezogen, es gluckert unter ihm. Das Wasser schlägt an die Planken des spärlich beleuchteten Schiffes vor ihm. Eine Laterne schwankt hin und her. Hier auf dem Wasser ist die Schneewand nicht so dicht. Sie sind nun am Ende des Steges angekommen und stolpern auf ein Schiff. Der Doktor wird nun in eine Luke gedrängt, die Treppe hinuntergestoßen und steht in einer Kajüte.
Die Luft ist muffig und abgestanden, alles ist primitiv und ärmlich. Auf einem Bett liegt eine Frauengestalt und windet sich. Sie stöhnt und ist schweißgebadet. Das Haar klebt ihr im Gesicht, verhüllt es fast vollständig. Ein ovales Medaillon hängt an einer dünnen goldenen Kette an ihrem Hals
Er dreht sich um und kann zum ersten Mal diese unheimliche Gestalt, die ihn hergebracht hat, im Licht sehen. Der Mann starrt ihn an, seine Augen sind rot unterlaufen, eine Narbe verläuft quer über sein Gesicht. Eine Seemannskappe verdeckt wirres, schwarzes Haar. Ein heiserer Ton kommt aus seiner Kehle und er deutet herrisch auf das Bett.
Die Frau liegt unübersehbar in den Wehen. Der Doktor packt sofort seine Tasche aus, schlüpfe aus seinem Mantel und seiner Jacke und herrscht den Mann an, ihm heißes Wasser zu besorgen. Dieser schaut wirr um sich. Naja, heißes Wasser ist zwar da, aber viel zu wenig. Der Doktor   beugt sich nun über die Frau. Es war höchste Zeit, hier einzugreifen.

Dann wurde ein Menschenleben geboren, ein kleines Mädchen, unter den ungünstigsten Bedingungen. Trotz verzweifelter Anstrengung kann er das Leben der Mutter jedoch nicht retten.
Das Weinen des Kindes ist so schwach, dass man es kaum hören kann. Der fremde, bullige Mann wickelt es in das Leintuch ein und drückt es an sich. Ein unmenschlicher Laut kommt aus seinem Munde
Das Schiff schwankt plötzlich, der Boden schien nachzugeben, der Doktor muss sich anhalten und verliert das Gleichgewicht, er stürzt hin.

„Ja, um Gottes Willen, Herr Doktor!“ Die Stimme kommt    ihm bekannt vor. Es war der Nachbar der alten Norma.
„Ja, was ist passiert?“ Er konnte noch immer fast Nichts sehen.
„Sie sind gestürzt, ich war gerade auf dem Weg zur alten Norma um nach der Heizung zu sehen und da lagen sie. Sie sind ja ganz durchnäßt und haben auch noch den Mantel ausgezogen!“

„Was ist mit dem Baby?“
„Welches Baby? Hier ist kein Baby, Herr Doktor. Kommen sie, wir gehen zusammen. Bei diesem Wetter sieht man ja gar nichts.“
Er hat eine Laterne bei sich und nimmt den Doktor mit einem festen Griff bei der Hand und zieht ihn hinter sich her. Er hat einen breiten kräftigen Rücken und geht unbeirrbar in die Richtung des Hauses.
Sie werden von Norma bereits erwartet. Sie ist schon sehr alt und gebrechlich, der Besuch des Arztes freute sie immer sehr. Es ist die einzige Abwechslung für sie. Sie hat keine Familie, ihre Tochter war vor vielen Jahren weggegangen und in der Ferne gestorben, dann auch ihr Mann. Sie hat von ihrer Tochter nie mehr etwas   gehört.
Doch heute scheint sie irgendwie fröhlich, ja sogar glücklich zu sein.

Sie sitzt in ihrem Lehnstuhl schwenkt ein Blatt Papier in ihrer Hand.
„Ich habe eine Enkelin, ich habe eine Enkelin!“, rief sie und Tränen rinnen ihr über das Gesicht.

Und dann erzählt sie. Sie bekam diesen Brief vor zwei Tagen. Er ist von ihrer Enkelin, von der sie davor nie etwas gehört hatte. Diese Enkelin hat sie viele Jahre gesucht und nun endlich gefunden.
„Sie schreibt, sie ist in einer Nebelnacht, kurz vor Weihnachten auf einem Fluss Schiff geboren worden, ihre Mutter, meine Tochter, verstarb bei der Geburt. Sie wurde vom Kapitän des Schiffes großgezogen. Ach, ein Weihnachtswunder!“  Sie drückt den Brief an ihre Lippen und Tränen rinnen ihr über die welken Wangen. Dem Brief beigelegt ist ein kleines ovales Medaillon, mit einem vergilbten Bild darin. Es ist ein Bild von Norma und ihrem Mann und gehörte ihrer Tochter.

Er muss sich setzen, Gedanken schwirren in seinem Kopf herum. Wie war das möglich? Hat hier und heute Nacht eine Zeitverschiebung stattgefunden?
Er wird dieses Geheimnis nie lösen.

Norma hat den Tisch gedeckt, in der Mitte steht ein Adventskranz, alle vier Kerzen brennen und ein kleiner Teller mit Keksen stand daneben. Für sie hat Weihnachten schon begonnen.


Sie blickte in die Flammen und beginnt ein altes Weihnachtslied zu summen und schaukelt in ihrem Stuhl langsam hin und her. Im Kamin knisterte das Feuer und verbreitete angenehme Wärme.
Er trinkt von dem duftenden Tee aus dem Kessel und nimmt schweigend ein paar Kekse.

Der Doktor verzichtet heute auf eine Untersuchung, nimmt seinen Mantel und geht gemeinsam mit dem alten Mann hinaus.
Dieser leuchtet ihm den Weg aus und begleitet ihm bis zur Brücke.

„Ein frohes Weihnachtsfest, Herr Doktor!“  Dann dreht er sich um und verschwindet in der Dunkelheit.


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Donnerstag, 22. November 2018

Die Trennung, Gedicht


Die Trennung

von Joana Angelides 



Gefühle rund um den Olivenbaum

An einen Olivenbaum

Von dir getrennt, im Herzen nah bei dir
Spüre ich deinen Ruf tief in mir.
Flüsterst Geschichten, hörst mir zu
Ich spüre deine Nähe, das vertraute DU
Es ist unsere Liebe, unsere Welt
Die uns für ewig  zusammen hält.
Deine Äste, zarten Fingern gleich

Berühren mich, zärtlich und weich

Als Schatten durch  Sonnenlicht gebraut
Gleiten sie über meine warme Haut.

Sie lassen mich erschauern, träumen,
Versinken in Sphären, goldenen Räumen.

Dein rauher Stamm ist mir vertraut, schafft

Verlangen und glühende Leidenschaft.

Ich drücke mich behutsam an deine Brust,

Deine Wärme steigert  Erregung und Lust
Ein Aufschrei geht durch den  Leib
Er spürt das Leben, ich bin Weib.

Deine Wurzeln halten dich fest hernieder
Du stehst für ewig da, mein Baum,
Ich komme immer wieder.



Mittwoch, 21. November 2018

Die Brücke über den schwarzen Fluss, vampirig

Brücke über dem schwarzen Fluss

von Joana Angelides 

Sie sind unter uns




Wenn man den dichten Wald hinter sich gebracht hat, tut sich der Blick auf den Fluß auf, der träge dahin fließt und besonders nachts immer unheimlich wirkt. Auch bei Tage ist er dunkelgrün, fast schwarz, weil sich an einer Seite hohe Tannen bis an das Ufer drängen und an der anderen Seite eine Felswand aus dem Wasser aufsteigt, die das Tageslicht weitgehend abhält. Alle nannten ihn den „schwarzen Fluß“
Rechts, wo die Felswand ein wenig zurücktritt, steht ein altes unbewohntes Fachwerk-Gebäude aus dem 19.Jhdt.

Zu diesem Haus führt eine alte Brücke, teilweise überdacht. Teilweise deshalb, weil diese Überdachung große Löcher aufweist und bisher von niemandem repariert wurde.
Eltern warnten ihre Kinder die Brücke zu betreten, sie sei baufällig und außerdem spuke es im alten Fachwerkhaus. In mondlosen Nächten seien Lichter im Haus zu sehen und die Fensterläden seien einmal offen und ein andermal wieder zu.
Das war natürlich eine der Gründe, warum es als Mutprobe galt, über die Brücke auf die andere Seit zu laufen und von drüben herüber zu winken und ebenso schnell wieder zurückzulaufen. Die Brücke ächzte und stöhnte unter jedem Schritt und das entlockte den Kindern immer wieder kleine Schreckensschreie. Doch mit der Zeit verloren die Menschen das Interesse an der Brücke und dem alten Haus. Die wenigen Kinder, die noch im Ort wohnten hatten ganz andere Interessen.

Doch nun seit einigen Tagen hallen laute Hammergeräusche durch den Wald und neue Bretter wurden geliefert, die Brücke wird repariert. Schlagartig traten die Brücke und das alte Haus wieder im Mittelpunkt des Interesses.
Man hörte, daß sich ein neuer Eigentümer gefunden hätte. Ein Mann aus England, der das alte Gemäuer am anderen Flußufer und die Brücke gekauft hätte.
Niemand kannte diesen Mann, doch erschien er manchmal abends, bevor die Arbeiter nach Hause gingen, mit einer schwarzen Kutsche und einem Pferd davor gespannt und blickte gebannt auf die Brücke. Ohne etwas zu sagen fuhr er wieder davon. Er hatte im Zentrum des kleinen Ortes im einzigen Gasthof Quartier bezogen. Er war ein sehr ruhiger Gast, der tagsüber das Zimmer nicht verließ und nur eben abends mit dem Pferdegespann des Wirtes zur Brücke fuhr, um den Fortgang der Arbeiten zu überwachen. Anschließend verschwand er wieder im ersten Stock des Gasthofes.

Natürlich erweckte er die Neugier der Menschen. Gleichzeitig jedoch wahrten sie Distanz zu ihm. Seine hohe dunkle, elegant wirkende Gestalt mit dem schwarzen Hut und dem weiten Mantel flößte ihnen so etwas wie ängstlichen Respekt ein.
Nach ungefähr zwei Wochen waren die Arbeiten abgeschlossen und er bezog das alte Haus am anderen Ufer des Flusses. Er trug seine beiden Koffer und eine große schwarze Truhe selbst aus dem Haus und lud alles hinten auf, setzte sich auf den Kutschbock, fuhr durch den Wald und über die Brücke zum Haus. Die Pferdehufe hallten durch Wald
In dieser Nacht gab es ein schreckliches Unwetter, es donnerte und blitzte gewaltig und der Regen ergoß sich über den kleinen Ort, niemand traute sich aus dem Haus. Alle Fensterläden waren geschlossen und die Dorfstraße wurde zu einem reißenden Bach.
Und doch glaubten die Dorfbewohner einige Pferdekutschen draußen vorbei fahren zu hören, in das Donnergrollen mischten sich die Geräusche von Pferdehufen auf der Holzbrücke. Es war wie eine wilde Jagd, die Pferde wieherten und es war auch Hundegebell dazwischen zu hören.

Am nächsten Morgen, es war ein Sonntag, stellten man fest, das Unwetter hatte besonders am Friedhof einigen Schaden angerichtet. Neben der Friedhofsmauer waren einige frische Grabhügel weggeschwemmt, die Särge wurden scheinbar von den Fluten davon getragen und weiter unten wiedergefunden. Doch die Leichname waren verschwunden und konnten trotz Suchens nicht wiedergefunden werden.
Nach der Sonntagsmesse sah man die Leute tuschelnd am Kirchplatz nebeneinander stehen und als der Pfarrer zu nahe herankam, verstummten sie oder wechselten das Thema. Die Stimmung war allgemein gedrückt.

Als die Nacht hereinbrach waren wieder Pferdehufe von der Brücke hörbar und einige beherzte Männer aus dem Dorf machten sich auf den Weg durch den Wald um sich Klarheit darüber zu beschaffen, was dies alles zu bedeuten hatte.
Vor der Brücke blieben sie stehen und blickten auf die andere Seite hinüber. Das Haus war beleuchtet, es standen auch drei Pferdekutschen davor, doch es war niemand zu sehen.
Aus der Ferne hörte man die Geräusche des Waldes, ein Käuzchen ließ seinen Ruf erschallen und irgendwo heulte ein Wolf. Um die Höhlen des aufsteigenden Felsens flogen Fledermäuse unruhig hin und her und es kam wieder Wind auf.
Das sie nun aber einmal da waren, entschlossen sie sich, zu dem Haus hinüber zu gehen. Sie gingen über die Brücke, an den Pferdefuhrwerken vorbei und standen vor der Eingangstüre, die nur angelehnt war.
Es schien als wären sie erwartet worden, denn die Türe wurde plötzlich weit geöffnet und sie konnten eintreten.
Der Tisch in der Mitte des Raumes war mit einem dunkelroten Tischtuch bedeckt, es standen Gläser mit Rotwein auf dem Tisch und die Gesellschaft unterhielt sich angeregt. Es handelte sich um drei Männern und zwei Frauen. Sie waren alle mit dunklen Anzügen und blütenweißen Hemden bekleidet, nur die beiden Damen hatten unter ihrem schwarzen Umhang weiße lange Kleider mit üppigen Rüschen am Oberteil.
Die Beleuchtung bestand aus sehr vielen brennenden Kerzen, die in Leuchtern am Tisch standen, jedoch auch am Boden, willkürlich angeordnet. Das flackernde Licht warf bewegliche Schatten an die Wände.
Die kleine Gruppe der Dorfbewohner wurde herbei gewinkt und sie mußten auf den leer stehenden Sesseln Platz nehmen. Es wurde ihnen ebenfalls Rotwein eingeschenkt

Der Abend entwickelte sich sehr angenehm und unter kultivierter Unterhaltung, dauernd wechselten die Sitzpartner und langsam verschwamm Wirklichkeit und Halbtraum. Sie wurden von den, scheinbar schwebenden Körpern der weiblichen Teilnehmer abwechselnd gestreift, diese flüsterten und raunten ihnen Dinge ins Ohr, die sie teilweise nicht verstanden oder glaubten nicht richtig zu verstanden zu haben. Ihre Fantasien spielten ihnen süße schmerzhafte Vereinigungen mit körperlosen Wesen vor, sie spürten den heißen Atem und dann wieder den Todeshauch auf ihrer Haut. Sie fühlten sich in einem Moment körperlos und energielos im anderen Moment voll Energie und Bewegung. Die Luft war geladen mit Düften und Aromen, sie glaubten leise, tragende Musik zu hören, dann wieder hereinbrechende Melodien, wie die Urgewalten des Universums. Ihr Gehör war geschärft und imstande die leisesten Schwingungen und Wellen im Raum wahrzunehmen.
Der Raum war erfüllt von Farben und silbernen Schleiern und sie glaubten sich manchmal emporgehoben und gewichtslos, aller Kraft und Energie beraubt.

Als sie am Morgen erwachten, lagerten sie am anderen Ende der Brücke, sehr verschlafen und ein wenig benommen. Sie richteten sich auf und versuchten, sich zu orientieren, sich zurecht zu finden in der Realität, denn die vergangene Nacht erschien ihnen wie ein Traum.
Das Haus gegenüber sah aus wie immer, dunkel geheimnisvoll. Die Fuhrwerke vor dem Hause waren verschwunden, alle Fensterläden geschlossen.

Sie gingen in das Dorf zurück doch an diesem Tag erzählten sie niemand von der vergangenen Nacht, ja sie wußten selbst nicht, was sie eigentlich erzählen sollten.
Doch in den darauffolgenden Nächten kamen sie immer wieder zu der Brücke und überquerten sie und tauchten ein in die Welt der Finsternis, die gar nicht so finster war. Sie erlebten die körperlose Existenz in ihrem Halbbewußtsein und wurden immer mehr gefangen von dem sie erfassenden Gefühl von Unsterblichkeit und Macht. In ihrem Halbwachen sahen sie sogar die vertrauten Gesichter und Gestalten der erst kürzlich Verstorbenen und wunderten sich seltsamer Weise nicht darüber.

Allmählich wurden alle Bewohner des Dorfes in diesen Bann gezogen, es wurden nur die lebenswichtigsten Dinge erledigt und alles Leben verlegte sich in die Nachmittags- und Abendstunden.
Reisende blieben fast keine mehr stehen, alle Menschen fuhren durch den Ort ohne anzuhalten. Wenn doch einmal jemand anhielt, dann wurde er in den Bann der nächtlichen Ereignisse gezogen und manche blieben sogar für immer.
Der Pfarrer der kleinen Gemeinde verschwand eines Tages ebenfalls und keiner konnte sagen, ob er ging oder ob er nur von niemand mehr wahrgenommen wird.

Langsam sprach es sich in der Umgebung herum, daß der Ort ein Geheimnis hätte und man mied ihn, ja man vergaß sogar, wo genau dieser Ort eigentlich ist.



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