Robbi
und Robby auf PROXY
von Joana Angelides
Tim und Tom starrten verwirrt auf den Bildschirm.
Sie sollten den Kapitän Maximus vom Stern Proxy holen, er sitzt dort fest,
weil die bösen Merier einen starken sehr heißen Sturm losgeschickt haben und
die Oberfläche von Proxy zum Schmelzen bringen wollen.
„Wieso denn wir?“ fragte Tim, oder war es Tom den
Sprecher von der Zentrale
„Weil ihr am nächsten seid und es eilt!“ sagte der
Sprecher
„Aber wir waren ja noch nie dort und wissen auch gar nicht, wie wir da an
den Kapitän rankommen sollen!“ rufen die Beiden.
„Es wird Euch schon was einfallen!“
Und Schwupps war der Bildschirm wieder finster.
Tom stützt den Kopf in die Hände. Robbi war ganz
still und drückte sich in eine Ecke. Wenn die beiden nervös waren, dann war es
besser, ihnen nicht in die Quere zu kommen.
Er schraubte wieder das Paneel vom
Versorgungstunnel ab und schwebte hinein.
„Robbi, wo bist Du denn?“, rief Tom oder war es
Tim?
„Ich kontrolliere die Leitungen und staube
einwenig ab!“ rief dieser zurück und schwebte weiter. Sein Kopf drehte sich
rundherum, seine Augendeckel waren offen, sodass er jede Kleinigkeit sofort
bemerken würde, die nicht in Ordnung wäre.
Tim und Tom suchten nun die Weltraumkarten heraus und breiteten die Karten
auf dem Schreibtisch aus.
„Schau, da ist ja Proxy. Uiiiii, das ist aber weit am Rand des Universums!“
Tom, oder war es Tim, wunderte sich.
Sie setzten sich an das Schaltpult und machten eine große Kurve in Richtung
des Proxy-Nebels.
Nach einer Weile kamen sie in die Nähe des in der Mitte gelegenen Planeten
Proxy. Normalerweise bestand die Oberfläche aus Eis und Schnee, doch durch den
heißen Sturm, den die bösen Merier zum Planeten gelenkt hatten waren das Eis
und der Schnee weitgehend geschmolzen.
„Das schaut ja böse aus! Rundum, so weit man sehen kann, alles voller
Wasser. Da können wir ja gar nicht landen.“, sagte Tim oder war es Tom?
„Naja, wir könnten den Kapitän mit einer Strickleiter heraufholen, aber
vorerst müssen wir ihn finden.“ Tim und Tom suchten die Oberfläche ab.
Robbi hatte inzwischen seine Arbeit erledigt und kam wieder aus dem
Versorgungstunnel heraus.
„Ui, wohin fliegen wir denn da?“.
Rundum war alles weiß, man sah nur Eis und Schnee und Eiskristalle. Ein
mächtiger, aber warmer Sturm tobte über
das Land. Man sah, dass das Eis und der Schnee rundherum schmolzen. Die
Eisscholle, auf der der Kapitän mit seiner Robbe saß, wurde immer kleiner.
Tim ging ans Steuer und Tom nahm das Fernglas und suchte die Oberfläche ab.
„Da, da unten sehe ich was. Es ist eine Eisscholle und da sitzt jemand
drauf und winkt mit einem roten Tuch!“ schrie Tom plötzlich.
Tim nahm ihm das Fernglas aus der Hand und schaute auch durch.
„Jaaaa, das muss er sein. Aber wer sitzt denn da noch auf der Eisscholle?
Ich glaube, das ist eine Robbe!“ sagte Tim
„Ohje, das wird schwierig, wenn die Robbe auch gerettet werden soll, denn
wie soll sich denn die an der Leiter festhalten?“ Tim schüttelte den Kopf.
Er ging wieder ans Schaltpult und lenkte das kleine Raumschiff tiefer. Noch
immer wütete ein starker Sturm über dem Planeten und rüttelte sie ganz schön
fest.
„Offenbar bestand der ganze Planet ursprünglich aus Eis und Schnee, wie der
Nordpol und der Südpol auf der Erde. Was hat der Kapitän Maximus nur dort zu suchen?“,
wunderte sich Tim.
Aus dem Lautsprecher tönt die Stimme der Zentrale.
„Hallo Tim und Tom, habt ihr den Planeten Proxy und den Kapitän Maximus
gefunden?“
„Ja wir sehen auch den Kapitän, er sitzt auf einer Eisscholle, umgebaut zu
einem Floss und winkt mit einer roten Fahne, damit wir ihn ja sehen, denn eine
weiße Fahne hätten wir bei dem Eis und dem Schnee glatt übersehen!“ rief Tom
durch das Mikrofon, „aber er hat da noch eine Robbe mit auf dem Floss, sollen
wir die auch retten?“
„Ja, unbedingt, dass ist Robby, sie war die monatelange Begleiterin des
Kapitäns und hat ihm wertvolle Informationen über Proxy geliefert. Der Kapitän
hat auf Proxy nämlich Silberreserven gefunden, das Silber ist wichtig für die
Computer-Industrie, wir brauchen es für die Chips. Und weil es so wichtig ist
und auf der Erde die Reserven immer mehr abnehmen, haben wir den Kapitän dort
hingeschickt, um zu verhandeln“
„Okay, machen wir. Aber warum bekämpfen denn die Merier den Kapitän“
„Weil sie eben auch die Silberreserven wollen. Und anstatt mit uns zu
verhandeln, wollten sie den Kapitän Maximus einfach vertreiben!“
Tim und Tom waren aber noch immer nicht zufrieden.
„Wir können uns aber nicht vorstellen, was da eine einzelne Robbe helfen
kann?“, fragten sie dann beide.
„Sie ist ja nicht alleine da. Proxy ist von Robben bewohnt, sie leben dort
und können sprechen und haben eine Kolonie gebildet. Sie wohnen in Iglus, wie
bei uns die Eskimos und bauen das Silber seit Jahrhunderten ab. Sie machen
Messer daraus, Möbel und bauen sogar Kanus damit.“
„Wow, sie fahren mit silbernen Kanus herum?“ Tim und Tom waren sehr
erstaunt.
„Ja, für sie ist das Silber wie bei uns das Holz. Auf Proxy wächst ja
nichts, ist alles ja nur Eis und Schnee. Kapitän Maximus hat mit ihnen
verhandelt. Sie helfen uns das Silber abzubauen und wir liefern ihnen dafür
Holz. Für sie ist das Holz ebenso wertvoll, wie für uns das Silber“.
„Wow, das ist eine gute Sache!“ rief Tim, oder war es Tom?
Sie waren nun ganz tief hinunter zur Planetenoberfläche gekommen und
konnten schon den langen Bart des Kapitäns sehen, von dem sogar Eiszapfen
herunter hingen, so kalt war es auf Proxy.
Tim nahm sein Mikrofon zu Hand und öffnete die Ausstiegsluke.
„Hallo, Kapitän Maximus, hören Sie mich?“
„Ahoi, Ahoi, ja ich höre Sie ganz
deutlich. Ich freue mich, denn hier auf der Eisscholle ist es ganz schön kalt,
trotz des warmen Windes der Merier. Aber wir müssen was machen, denn langsam
schmilzt auch die Eisscholle und wir, das heißt ich und Robby werden ins Wasser
fallen.“
„Achtung, ich lasse nun die Strickleiter hinunter, kraxeln Sie herauf!“
„Das geht nicht, ohne Robby gehe ich da nicht weg, denn wir brauchen Sie
für die Verhandlungen mit den Meriern. Die müssen den heißen Wind stoppen,
sonst gehen alle anderen Robben mit Kind und Kegel unter, wenn das Eis
schmilzt. Das sind ja lauter Familien mit Kindern, Eltern, Opa und Omas!“
Na so was, Tim und Tom konnten sich gar nicht vorstellen, dass Robben auch
Omas und Opas haben, so wie die Menschen!
„Also gut, wir werfen auch einen Sack hinunter, einen der Postsäcke, wo
normaler Weise die Pakete transportiert werden. Ihr müsst halt die Robbe da
hineinstecken!“
Gesagt und getan. Tim, oder war es Tom, nahmen einen der leeren Postsäcke
und warfen ihn hinunter. Fast wäre er ins Wasser gefallen, aber die Robbe fing
den Sack gerade noch auf.
„Pfui, der stinkt aber!“ rief sie aus und rümpfte die Nase.
„Nana, tue Dir nichts an, wenn Du Fische fängst, dann stinken die Dir ja auch in der Nase und das macht Dir
nichts?“
„Oh, nein, Fische stinken ja nicht, die riechen guuuuuut!“ lachte Robby
Naja, jeder hat einen anderen Geschmack, dachten sich die Beiden.
„So, nun aber rein, die Eisscholle ist schon wieder ein Stück kleiner!“
Als Kapitän Maximus Robby endlich im Sack hatte, nahm er das im Wind hin
und her schaukelnde Seil von der Strickleiter und begann zu dem kleinen
Raumschiff hinauf zu klettern.
Oben angekommen warf er den Sack auf den Boden und Robby kullerte heraus.
„Darf ich vorstellen, das ist Robby, meine Freundin und Beraterin,
Botschafterin Robby“, stellte sie der Kapitän vor.
„Waaaas? So ein Untier heißt wie ich?“, Robbi der Roboter wackelte nervös
hin und her, seine grünen Lämpchen leuchten auf.
Robby, die Robbe, hatte sich
inzwischen hinter dem Kapitän versteckt und heulte laut vor Angst. Sie hatte
noch nie einen Roboter wie Robbi gesehen und noch dazu konnte der sprechen!
„Ich bin kein Untier, Du blöder Blechhaufen! Geh mir aus dem Weg!“
Nun war es an Robbi zornig zu werden.
„Was heißt denn hier Blechhaufen! Kannst Du komplizierte Rechenvorgänge
durchführen, kannst Du Kabel zusammenbauen oder Schachspielen?“
Die Robbe richtete sich groß auf und watschelte auf ihrem Schwanz quer
durch den Raum auf den zurück weichenden Robbi zu. Ihre Barthaare zitterten und
ihre Augen funkelten.
Tim und Tom waren erschrocken, denn da bahnte sich ein richtiger Zwist an.
Robbi war inzwischen bis an die Decke des Raumschiffes aufgestiegen und
erhob ihre Stimme, die sich ja bekanntlich wie eine Sirene anhörte.
Die Robbe stand unten und bellte laut, was auch nicht angenehm war.
Alle hielten sich die Ohren zu.
Der Kapitän ging zur Robbe hin und flüsterte ihr etwas ganz leise ins Ohr
und sie setzte sich wieder auf den Boden und blickte nur wütend nach oben.
„W´was ist, ha´hat sie nu´nun Angst?“ keppelte Robbi von oben herunter.
Tim, oder war es Tom, schaute nach oben.
„Komm runter Robbi und vertragt Euch wieder. Ihr seid ganz verschieden. Das ist eine Robbe und sie ist der Bewohner dieses Planeten und wir sind da, um ihr
zu helfen. Du bist ein wertvoller Computer und bist für uns da, damit Du uns
hilfst. Also schließt Frieden. Ihr seid eben total verschieden, aber beide
wertvoll!“
Langsam kam Robbi herunter und umkreiste die Robbe. Diese ignorierte Robbi
und schloß die Augen.
Der Kapitän zeigte nach draußen.
„Seht ihr da im Orbit das andere Raumschiff? Das sind die Merier und sie
erzeugen mit ihren Düsen den heißen Wind. Sie wollen, dass alles Eis schmilzt
und die Robben auf Proxy ertrinken, damit sie selbst das Silber abbauen und es
dann auf anderen Planeten verkaufen können. Sie bekommen dafür Delizien, für
die sie wieder auf anderen Planeten einkaufen können.“
„Das ist aber sehr gemein!“ riefen Tim und Tom gleichzeitig.
„Ja das ist wahr!“ bekräftigte der Kapitän
„Wir werden sie rufen und sie auffordern, das zu unterlassen!“ Tom nahm das
Mikro und öffnete einen Kanal.
„Hallo, hören Sie mich? Hier sind Tim und Tom, wir sind von den Vereinigten
Planeten. Hören Sie sofort auf, Proxy mit ihren Düsen zu beschießen, sonst
werden sie ausgeschlossen und dürfen hier in diesem Gebiet, in der Milchstraße und auch in
anderen Nebeln nie wieder was verkaufen!“
Zuerst kam gar nichts. Doch dann hörten sie eine knarrende Stimme.
„Wir haben gar keine Angst vor Euch! Wer seid Ihr schon, dass Ihr uns das
verbieten könnt?“
„Wir sind Abgesandte der Vereinigen Planeten und wenn Ihr nicht auf uns
hört, dann geht an alle der Befehl hinaus, das niemand mehr mit Euch Handel
betreibt. Ihr werdet dann in diesem Sektor kein Geschäft mehr machen!“
Nun war es ganz ruhig. Man konnte im Hintergrund einige Stimmen hören, dann
sprach der Mann wieder.
„Was bietet Ihr uns an? Wir sind eben Händler und können nicht anders. Wir
müssen handeln!“
„Habt ihr auch gehört, dass Handeln nicht Stehlen und Rauben heißt? Warum
kauft ihr den Robben das Silber nicht ab?“
„Sie haben sehr viel verlangt, wir wollten es billiger haben!“ seine Stimme
klang trotzig.
„Schämt Euch. Hier ist Robby, mit der könnt Ihr verhandeln!“, Tim reichte
das Mikro an Robby weiter.
Nach einer halben Stunde hatten sie sich geeinigt. Robby vereinbarte einen
guten Preis und bei jeder Tonne Silber, eine Tonne Eisblöcke dazu. Die
Eisblöcke kosteten den Robben nichts und die Merier kannten Planeten, die kein
Eis hatten und es kaufen würden. Sie könnten dann Schlittschuh fahren oder ihr
Essen kühlen.
Alle waren zufrieden.
Tim, Tom und der Kapitän tranken noch Tee, den Robbi gemacht hatte, dann
wollte Robby, die Robbe wieder zurück.
„Oh, der heiße Sturm hat aufgehört, die Merier haben Wort gehalten. So
Robby, nun lassen wir Dich wieder aussteigen!“ Sagte der Kapitän.
Tim öffnete wieder die Ausstiegsluke und Tom half der Robbe zur offenen
Türe.
„Lebt wohl, Kapitän Maximus, Tim, Tom und Robbi und vielen vielen Dank!
Ohne Euch hätten wir das nie geschafft!“ rief Robby laut und sprang kopfüber
hinaus, traf auf das Wasser, tauchte unter und ward nicht mehr gesehen.
„Soooo und nun nach Hause!“ rief Tim, oder war Tom? Der Kapitän war in der
Wärme des Raumschiffes inzwischen erschöpft eingeschlafen und schnarchte vor
sich hin. Er bekam den Start gar nicht mehr mit.
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