Dienstag, 7. August 2018

Eine dunkle Macht, mystisch-romantisch


Eine dunkle Macht.

von Joana Angelides


Es drängt mich, meine Erlebnisse mit irgendjemand zu teilen. Doch weder Lisa, noch Eve sind für so mystische, sinnliche Empfindungen sehr empfänglich, sie lächeln höchstens mitleidig.
Die Blüte aus dem Vulkan ist längst verwelkt und ruht, gut gepresst in meinem Reiseführer über Peru im Regal. Nur die Feder vom Vogelmann liegt schwarz und geheimnisumwittert daneben.
„Na, wieder da?“, Emiles Stimme kommt wie immer, tief und kehlig aus dem Hörer.
Sollte ich mich fallen lassen, mich in die starken, eisernen Arme von Emil flüchten und versuchen, dort die Mystik suchen, die sich plötzlich in meiner Welt eingenistet hat? Ich versuche, mir Emile in der Rolle des Vogelmannes vorzustellen und irgendwie gelingt mir das auch. Vielleicht weil ich es möchte?
„Emile, ja bin körperlich wieder da. Emotionell aber noch in Peru! Die Berggeister, das glühende Magma und die etwas vergiftete Luft durch ihre Gase spüre ich noch in allen Gliedmaßen. Aber ja, es wäre schön, mich mit Dir fallen zu lassen!“
„Ich hole Dich ab, wir fahren raus zum See, machen Feuer am Ufer und schauen der Sonne zu, wie sie hinter den Hügeln versinkt! Ich hole Dich am späten Nachmittag ab, Du brauchst nichts mitzunehmen., alles da! Will nur, dass Du Dein weites, dünnes Kleid mit den Flatterärmeln trägst, ich liebe es, wenn sich das Orange mit deiner Haut vermengt, Du schaust dann immer aus, als würdest Du brennen!“                                                                   
Irgendwie war es Emile wieder gelungen, dieses kleine, immer glosende Feuer in mir zu einem Flächenbrand zu entfachen. Als wir dann in der angehenden Dunkelheit am Ufer des Sees saßen und sich der Himmel rot färbte von der scheidenden Sonne hörte ich rundum die Geräusche der Natur und hörte in meinem Innersten den Flügelschlag des Vogelmannes. Irgendwie verkörperte ihn Emile und er schien neben mir schwarz und mächtig und breitete seine Flügel aus, um mich zu umfangen. Kleine Funken sprühten aus dem kleinen Lagerfeuer, das wir entzündet hatten. Der Steinkreis, in dem das Feuer züngelte erinnerte mich schmerzlich an Peru und seine Lavalandschaft. Es glühte nicht nur das Feuer neben mir, es war auch Emile, der zu glühen schien. Er hatte seine Jacke auf dem Rasen ausgebreitet, ich lag darauf und er beugte sich über mich. Sein Profil im Gegenlicht war kaum erkennbar, nur seine glühenden Augen brannten mit unheimlichen Facetten. Wie immer kam dieses Feuer aus seinem Innersten und verwandelte den an sich unscheinbaren, introvertierten Mann in einen ausbrechenden Vulkan. Und ich ließ mich von ihm heben, durch die Luft tragen und hatte nur einen Wunsch, in seinen Armen zu verbrennen.
Er flüsterte in mein Ohr:
„Peru hat Dich verändert. Du scheinst aus dem glühenden Magma zu kommen, Deine Glut verbrennt ringsum alles, aber doch glaube ich in diesen Momenten an eine Wiedergeburt meiner verschütteten Seele“, sein Atem war heiß und kam stoßweise.
Wir liebten uns an diesem Abend bis spät in die Nacht hinein, immer wieder erhoben wir uns vom Boden der Wirklichkeit, seine schwarzen Flügel hielten mich fest und trugen mich über den See.
Als wir am nächsten Morgen wieder nach Paris zurückfuhren, sprachen wir kein Wort. Hin und wieder blickte ich zu ihm hinüber und sein Profil schien mir schärfer und dunkler, als je zuvor. In dieser Nacht sind wir wirklich ineinander verschmolzen und eine dunkle Macht hat uns aneinander gebunden.
Es war tatsächlich so, dass mir die Reise nach Peru meine Leichtigkeit und meine teilweise Unbekümmertheit in Sachen Leben und Erotik genommen hatte. Die mystische Welt der Vulkane, das scheinbare Vorhandensein von unsichtbaren Geisterwesen für alle Lebenslagen, an die die Menschen dort glauben, ging nicht ohne Wirkung an mir vorbei.
Mein lesbisches Erlebnis, mit Vesuvia hatte irgendwelche geheimen Neigungen bei mir erweckt. Wobei ich mich weigere, zu ergründen, ob das nur ein Traum oder Wirklichkeit war, so unwirklich schien es nun heute, im Paris mit all seinen Impulsen einer Großstadt. Vielmehr auch deshalb, weil ich bisher keinerlei Tendenzen gezeigt hatte, solchen Neigungen nach zu gehen. Lisa und Eve dagegen waren da schon weiter, sie fanden sich hin und wieder zusammen und liebten sich ganz offen und ungeniert. Es erregte sie sogar, wenn ihnen Emile dabei zusah, oder sogar auch noch eingriff und am Ende nicht mehr ganz klar war, wer mit wem…….
Emile war, nach den Erzählungen von Eve, aber doch meist eher ein passiver Zuseher.
Ich ertappte mich nun dabei, dass ich manche Frauen in einem anderen Licht sehen wollte und versuchte, mich in einer erotischen Beziehung mit ihnen zu versetzen. Was jedoch in der nüchternen Atmosphäre eines Bistros oder Cafés in Paris kaum gelang. Es fehlte offenbar hier die sinnliche Mystik Perus. Auch Versuche, Lisa oder Eve in einem anderen Licht zu sehen, waren zum Scheitern verurteilt. Dafür kannten wir uns schon viel zu lang.
Lisa und Eve hörten mir zwar zu, wenn ich von Peru erzählte, doch ich merkte, dass sie nicht erfassen konnten, was ich meinte. Es ist offenbar nur Emile, der durch sein zweites Gesicht, wie ich seine Persönlichkeit inzwischen nenne, dazu befähigt ist. Wenn Emile aus sich herausging, verwandelte er sich innerlich und für mich auch äußerlich. Er wurde mystisch, dunkel und leidenschaftlich. Seine Metamorphose begann meist, wenn er mich in den Arm nahm und mir seinen Atem in den Nacken blies, mir seine dunkle Stimme beschwörende Schwüre zuflüsterte und mich sein Körper aufnahm, als wäre ich mit ihm eins.
Mein Nachbar, Serge, der Musiker ist natürlich genau das Gegenteil von Emile und doch verstehen sie sich. Serge ist für Emile ein Teil meiner Sexualität und beflügelt ihn. Wenn sie sich bei mir begegnen, wartet Emile meist ab, wie weit sich Serge mit mir bereits verbunden hat. Serge unterwirft sich ihm meist, wird mir gegenüber immer inniger und zärtlicher und genießt es, wenn wir in einem gemeinsamen Orgasmus langsam vergehen und Emile an meinen Zehen dabei leckt, oder in meine Brustknospen beißt und ich letztendlich aufheule.
Wenn sich Serge dann von mir löst und leise wieder in sein Appartement über den Balkon hinübergeht, nimmt mich Emile in seine eisernen Arme, hebt mich an und stößt in mich. Da kann man dann manches Mal hören, wie Serge nebenan in die Tasten des Pianos eine seiner Symphonien hämmert, vorwiegend ist das die Pathetique von Beethoven!  Er erlebt es mit.
Emile und ich erheben uns wieder, er wird wieder zum Vogelmann und trägt mich über die Atacama-Wüste, surft auf den Wellen meiner Lust und lenkt meine Schreie.
Irgendwann dann, im Laufe der Nacht verlässt mich Emile wie ein Schatten und ich wache mit einem dumpfen Gefühl am Morgen auf, total erschöpft und ausgelaugt, grabe mein Gesicht in das Kissen und wünsche mir seine Kraft und Mystik zurück.

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Dienstag, 31. Juli 2018

Darf´s ein bisserl klassisch werden?, Satire



DARF´S EIN BISSERL KLASSISCH WERDEN?

von Joana Angelides



Der erfahrene Verführer kennt natürlich auf der Skala der Gefühle alle Tricks, die man aufwenden muss, um eine Frau zu erobern.

Denkt er!

Aber in unserer aufgeklärten Zeit, und unter dem Einfluss von TV und Printmedien sind auch uns diese Tricks geläufig und wir haben eine gewisse Resistenz dagegen entwickelt. Natürlich haben wir unsere eigenen Vorstellungen, die wir aber nicht an die große Glocke hängen.

Wer offenbart schon gerne vor dem Kampf seinem Gegner die eigene Strategie?

Wir lassen Mann einmal gewähren, um die Kapazität und Qualität seiner Register zu erforschen und ziehen uns vorsichtig und erwartungsvoll in unsere Stellungen zurück

Also total fantasielos ist die Anwendung von DEM Bolero von Ravel, dem schon Kim Basinger zum Opfer fiel.  Diesen Trick kennt man heute schon als Dreizehnjährige und er ist daher wirkungslos. 

Schon eher Wirkung zeigt die weich dahinfließende Musik von Smetana, wo langsam sich in ihrem Bette dahin wälzende fiktive Flüsse Bereitschaft für das Kommende erzeugen. Wenn Mann das erkennt, hat er schon einige Pluspunkte geschafft und den ersten Schritt in die richtige Richtung getan.

Bei der unmittelbaren Musik von Rimski-Korsakow danach, kann Mann seine ganzen Register ziehen, und Frau sich bei völlig aus dem bisherigen Rahmen bewegenden Handlungen, überzeugend auf die Musik ausreden, oder einfach nur lächeln.

Der dritte Satz der Eroica dann schlussendlich, kann ungeahnte Erlebnisse auslösen, wenn seine Furiosi genau zum richtigen Moment einsetzen. Also hier ist richtiges timing gefragt!

Die Mondscheinsonate von Beethoven sollte dann zum Ausklingen und Zurückfinden in die Wirklichkeit genossen werden. 

Unsere stille Bewunderung für ihn wird uns Unermessliche wachsen! Man sollte die klassische Musik nicht unterschätzen!

Man würde nur einen unsichtbaren DJ brauchen, der immer im richtigen Moment die passenden Melodien auflegt.


Wird es leider nicht spielen, wäre aber unzweifelhaft wunderbar.


Sein oder Nichtsein, oder nicht sein......., das ist hier die Frage

Diese Frage legte Shakespeare Hamlet in den Mund, ohne zu wissen, dass man sie frei (sehr frei!) übersetzt in die deutsche Sprache, auch anders auslegen kann.

Die Natur hat es so eingerichtet, dass Frau immer genau weiß, dass sie die Mutter ist, Mann hingegen manchmal nur glaubt, der Vater zu sein.

Neidvoll blickt mancher Mann auf so genannte niedrigere männliche Primaten, die Konkurrenten einfach aus dem Rudel beißen und sich dann mit beiden Fäusten triumphierend auf den Brustkorb trommeln.

Der Drang zur Fortpflanzung ist von Natur aus allen Lebewesen eigen, manche übertreiben es aber, schicken Millionen von Lebensspendern   auf den Weg, von denen dann nur wenige alle Hürden nehmen.

Scheinbar ist es jedoch nur dem Menschen vorbehalten, die Fortpflanzung als Triebfeder für sexuelle Betätigung vom ersten Platz der Evolution auf „ferner liefen“ zu verdrängen.

Für ihn ist auch in diesem Fall der Weg dahin das Ziel, mit vielen Varianten, Umwegen und Vertiefung, im wahrsten Sinn des Wortes. Die schönste Nebensache der Welt wird zum Hauptprogramm.

Die Hauptdarsteller darin lassen sich, je nach Lust und Laune umgarnen, werden gejagt, umgarnen selbst oder jagen das Wild bis es erliegt.

Erst die Liebe setzt allem die Krone auf und die hält sich da nicht immer an die Realität eines Trauscheines oder so einem güldenen Ring.

Realität ist, dass die Welt sich dreht, Liebe ist, wenn sie steht.



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Surreale Zeitenwende, Satire

  Surreale Zeitenwende Von Joana Angelides   Wir leben in einer Zeit, in der der Schulterschluss von politischen Machthabern und Super...