Montag, 25. Dezember 2023

SITA Teil 2, Erotik

 

Fortsetzung


SITA Teil 2 





Lieber Freund, was soll ich Dir sagen? Ich zählte die Stunden bis zum aufdämmernden Morgen, an Schlaf war nicht zu denken. Ich nickte zwar immer wieder ein, doch zwischendurch tanzten um mich diese Götter aus den  unglaublichen Fresken der Tempelanlage. Ich sah die unglaublichsten Verrenkungen im Liebestaumel, nackte Leiber führten vor meinen Augen Tänze auf. Brüste von wollüstigen Frauen wogten um mich. Ich hatte eine Dauer-Erektion und es schmerzte.

Am nächsten Morgen erwartete sie mich persönlich in der Hotelhalle. Sie stand im Gegenlicht des Morgens in rötlichem Licht da und strahlte mir entgegen. Sie war wunderschön und ruhig, faltete wieder ihre Hände vor dem Gesicht und  verneigte sich. Sie hatte sogar einen geflochtenen Blumenkranz mitgebracht, den sie mir über den Kopf streifte und auf meiner Schulter drapierte.

Ich blickte mich um. Niemand ahnte, welches feurige Bündel aus Leidenschaft und dann wieder unendlicher Ruhe sie sein konnte. Oder waren alle Frauen hier so?

„Ich habe mir frei genommen, ich habe Zeit für Sie, Mister Peter, Sir!“ ihre Stimme hatte diesen singenden Unterton, der mich schon gestern bezaubert hatte.

Ich faltete meine Hände ebenfalls und verneigte mich, obwohl ich sie am liebsten in meine Arme gerissen und geküsst hätte. Aber das war hier offenbar nicht üblich!

„Sie haben mir doch gestern erzählt, dass Sie diese Sekte suchen? Ich habe meinen Onkel gefragt, er wusste ungefähr wo die sich mit ihrem Guru aufhalten. Sie  halten sich beim Benisagar Reservoir in den Wäldern auf. Keiner weiß was Genaueres. Das ist gar nicht so nah! Ich habe den Jeep draußen, ich fahre mit Ihnen. Sie würden das alleine nie finden! Mister Peter, Sir! Ist Ihnen das recht so?“

Und ob mir das recht war! Meine gestrigen Erkundigungen beim Portier des Hotels waren ergebnislos und meinen Anruf in New Delhi, in der Botschaft, den hätte ich mir ebenfalls sparen können.

 

Wir fuhren los. Es wurde eine wunderbare Fahrt, wieder durch unglaublich dichte Wälder und Farngebiete, an kleinen Dörfern und Teefeldern vorbei. Wir brauchten zwei Tage, da man auf den Straßen oft nur sehr langsam vorwärts kam. Es war nicht nur der schlechte Straßenzustand, es waren riesige Rinderherden und langsame Karren mit Mulis vorgespannt, die uns aufhielten. Da musste man die Nerven bewahren und genauso freundlich zurück lächeln, wie man angelächelt wurde.

Wir verbrachten die erste Nacht in einer Mühle, wo wir ein Zimmer mieten konnten.

Sita hatte eines ihrer Bücher die ich auf ihrem Schreibtisch sah mit Abbildungen und Zeichnungen der Tempelfresken mitgebracht und lehrte mich noch einige Positionen und Stellungen, die man teils im Bett, teils auf Stühlen oder auf dem Tisch zelebrieren konnte.

Sie zeigte mir Punkte am menschlichen Körper, die bei Berührungen oder Stimulationen den Wahnsinn in ihm wecken konnten. Wenn ich es nicht gleich vollziehen oder verstehen konnte, zeigte sie sie mir und ich lernte auch, wie erregend es sein kann, einer Frau dabei zuzusehen, wie sie sich selbst in den Höhepunkt treibt um sie dann im letzten Moment in die Arme zu nehmen und es mitzuerleben.

Doch meine bevorzugte Stellung, ist jene, wo sich die Körper in inniger Verknotung miteinander verbanden und die Lust immer wieder neu entfacht wird. Jene, die wir am ersten Tag unserer Begegnung am Schluss vollzogen haben.

Erst in den frühen Morgenstunden fielen wir in den Schlaf.

Wir fanden die selbstgebaute Wohnanlage am Abend des dritten Tages unserer Fahrt. Es war ein lang gestrecktes, ebenerdiges Gebäude, nur schwer zugänglich durch eine Art verwachsenem Forstweg. Der Jeep schwankte und schlingerte gefährlich. Irgendetwas musste unsere Anwesenheit angekündigt haben. Vermutlich hatte man eine Art Alarmsystem installiert. Als wir vor dem lang gestreckten  Gebäude vorfuhren, standen  schon einige Frauen, von Kindern umringt und mit Kleinkindern am Arm, da und starrten uns feindselig an.

Als wir ausgestiegen waren, öffnete sich eine breite Türe, die nur durch eine Holztreppe erreichbar war und ein bulliger Mann in einem weiten weißen Kaftan trat heraus. Er hatte weißes, schulterlanges Haar und einen ebensolchen Bart, der ihm fast bis zum Gürtel reichte. Es war durchzogen mit dunklen Strähnen. Die Hälfte der Haarpracht war rückwärts zu einem Knoten gedreht und thronte auf seinem Hinterkopf, der Rest der Haare fiel offen auf die Schultern.

Sita faltete wieder ihre Hände und verbeugte sich.

„Was wollen Sie hier?“ er erwiderte den Gruß keinesfalls, sondern herrschte  uns in Englisch an.

Ich trat vor und hielt ihm meine Visitenkarte hin.

„Ich komme direkt aus Wien und möchte gerne eine Reportage über Ihre Gemeinschaft machen“, ich vermied das Wort „Sekte“, weil ich nicht wusste wie er darauf reagieren würde.

Er brummte irgendetwas und studierte meine Visitenkarte eingehend.

„Wir wollen das nicht, gehen Sie bitte wieder!“, damit drehte er sich um und wollte schon hineingehen.

Doch die Kinder waren neugierig geworden und auf unseren Jeep geklettert und begutachteten ihn.

Einige kamen auch ganz nahe an uns heran und bestaunten uns. Scheinbar hatten sie noch nie, oder nur selten, andere Menschen innerhalb ihrer Gemeinschaft gesehen. Was mir auffiel, war, dass dieser offenbar selbsternannte „Guru“ das einzige männliche Wesen hier war. Sollten das alles seine  Frauen und die Kinder alle von ihm  sein?

Er herrschte die Kinder an und sie stoben auseinander  und versteckten sich teilweise hinter den langen Röcken der Frauen, teilweise flüchteten sie in die Büsche. Sie sahen alle ein wenig verwahrlost und ungepflegt aus, die Frauen hielten, seit er da war, ihre Blicke gesenkt.

Da es aber nun schon abends war, wollten wir nicht wieder wegfahren, die nächste Behausung war einige Stunden entfernt.

„Selbstverständlich werden wir uns Ihrem Wunsche fügen, doch erlauben Sie, dass wir diese Nacht noch hier lagern, wir fahren dann gleich Morgen Früh“ bat ich. Wir konnten ja im Jeep schlafen, auf keinen Fall wollte ich im Haus übernachten, es sah sehr desolat aus. Mein Ziel hatte ich also nicht erreicht, er wollte nicht mit uns sprechen.

Er nickte nach kurzer Überlegung. Dann befahl er den Frauen wieder ins Haus zu gehen. Ich überschlug,  wie viele Menschen hier hausen. Es waren acht Frauen und unzählige Kinder. Drei der Frauen waren schwanger.

Es war ein steter gewisser Lärmpegel in der Luft. Die Kinder machten Krach, die Frauen stritten auch offenbar untereinander und manches Mal schrie der Mann etwas dazwischen,  was man hier draußen jedoch nicht verstehen konnte.

Wir saßen im Auto und beratschlagten, was wir tun sollten, als eine der Frauen mit einem Napf in der Hand die Treppe herunter kam und zu einem Verschlag ging, den Holzriegel weg schob und den Napf hineinreichte. Zwei dünne Arme kamen daraus hervor und nahmen ihn, zusammen mit einem Stück Brot in Empfang.

Sita richtete sich angespannt auf.

„Haben Sie das gesehen, Mister Peter, Sir?“, sie sagte noch immer Mister Peter, Sir zu mir, obwohl wir uns so nahe gekommen sind.

„Ja, da ist offenbar jemand eingesperrt!“, ich war entsetzt, „wenn es dunkler wird, werde ich mich anschleichen und nachsehen!“, flüsterte ich.

Sita holte die Decke von rückwärts aus dem Jeep und wir rollten uns gemeinsam auf der Rückbank zusammen. An Schlaf war nicht zu denken.

Nach einer Weile kamen drei Frauen aus dem Haus und entzündeten einen Holzhaufen, der links seitwärts aufgehäuft, war an. Er bestand aus Kleinholz, getrocknete Palmblätter und noch einige undefinierbare Zutaten, er brannte in Kürze lichterloh.

Wir beobachteten interessiert die Ereignisse. Dann brachte  eine ältere Frau eine Art Thron und stellte ihn in sicherer Entfernung dazu, die Türe des Hauses öffnete sich wieder und der Guru kam die Treppe herunter. Diesmal hatte er fast nichts an, Außer einem Lendenschurz aus Palmblättern um die Hüfte gebunden und eine Art Krone am Kopf und setzte sich hin.

Zwei halbwüchsige Mädchen kamen nun mit Saiteninstrumenten und begannen zu spielen. Die Mädchen waren völlig nackt, ihre Brüste waren mit einem rötlichen Farbstoff  spiralenförmig bemalt, besonders die Brustspitzen waren dunkelrot. Man konnte den zarten Flaum ihrer Schamhaare im Licht des Feuers genau sehen. Sie stellten sich gegenüber auf, als Pole des Kreises sozusagen.

Nun kamen alle anderen ebenfalls die Treppe herunter und stellten sich um sie

herum und summten mit. Ihr Summen war leise, aber hörbar. Sie waren alle ebenfalls fast nackt, nur an einer Schnur befestigte Palmblätter verhüllten jeweils  ihre Scham, und sie bewegten sich rhythmisch. Plötzlich hob der Guru seine Hand und das Summen und das Spielen hörte auf. Die ältere Frau kam in die Mitte des Kreises, streckte einen der beiden Arme seitwärts aus und begann sich zu drehen, immer rascher und wilder. Es war totenstill.

Der Guru stand nun auf und trat in die Mitte.

Er hob seine linke Hand und rief: „Stopp“

Die Frau hielt inne und ihre ausgestreckte Hand zeigte auf eines der Mädchen. Sie war meiner Schätzung nach vielleicht Zwölf. Sie ließ sofort das Instrument fallen und begann zu weinen. Die Frau ging unwillig zu ihr hin, zerrte sie in die Mitte und warf sie auf eine dort liegende Matte. Sofort begannen alle  anderen Frauen im Kreise rundherum wieder zu summen, aber lauter als vorher, so als wollten sie das Weinen des Mädchens übertönen.

Der Guru entledigte sich seines Lendenschurzes und so konnte man seinen erregierten Penis sehen. Ein Raunen ging durch die Menge. Er stürzte sich auf das Mädchen, das sich vehement mit Händen und Füßen wehrte. Da packte sie die ältere Frau bei beiden Armen und hielt sie am Boden fest. Der Guru packte ihre beiden Beine, zog sie gewaltsam auseinander und drang, mit einige Mühe allerdings, in sie ein. Dass das Mädchen schrie, sich wild bewegte und ihn anspukte, rührte in keineswegs. Er vergewaltigte sie einfach. Und nicht nur einmal, dreimal. Er berührte dazwischen ihre Brüste, biss hinein, kniete zwischen ihren Beinen, leckte scheinbar an ihr, brüllte zwischendurch immer wieder auf. Er war offenbar unersättlich. Nach einer Weile rührte sich das Mädchen nicht mehr, wurde apathisch. Die anderen Frauen schauten völlig teilnahmslos zu. Wahrscheinlich war es einigen von ihnen auch so ergangen. Einige der Frauen waren blutjung, kaum sechzehn, wie ich sie einschätzte.

Das Feuer beleuchtete diese Szene, niemand sprach ein Wort, es war nur das lüsterne Keuchen des Mannes in der Mitte und das laute Summen der Frauen zu hören. Das andere Mädchen, das heute offenbar noch davon gekommen war, flüchtete hinter einer der Frauen, möglicher Weise, ihrer Mutter und klammerte sich an sie.

Sita hatte sich an meine Schulter geflüchtet und weinte. Ich fühlte mich hilflos und zornig.

Er ließ nach einer endlosen Weile von dem Mädchen ab und sogleich kamen zwei Frauen und trugen sie in das Haus hinein. Die anderen summten weiter.

Er stand auf, trank aus einem Becher, den ihm die hilfreiche ältere Frau reichte und schaute in die Runde. Einige wichen zurück, drückten ihre Kinder an sich und blickten ängstlich. Er zeigte auf zwei der Jüngeren und diese kamen sofort in die Mitte. Sie hatten offensichtlich alle Angst vor ihm.

Als sie mit gesenktem Kopf vor ihm standen, zerriss er die Schnur um ihre Mitte und die Palmblätter fielen zu Boden. Sie standen nun ebenfalls nackt vor ihm. Er spielte ein wenig mit ihren Brustspitzen, griff ihnen auch zwischen die Beine, dann stieß er sie in die Mitte, in die Nähe des Feuers, zur Matte. Sie wussten offenbar Bescheid über seine Wünsche. Sie begannen sich stehend gegenseitig zu berühren. Sie küssten sich auf den Brüsten und sanken dann zu Boden. Sie formierten sich in der berühmten 69er-Stellung und begannen sich gegenseitig mit der Zunge an der Klitoris zu lecken, mit ihren Händen die Brüste der anderen zu massieren, ihre Finger verschwanden abwechselnd in ihnen und schon nach kurzer Zeit begannen beide  laut zu stöhnen und sich ihre Körper aufzubäumen. Sie gerieten in Ekstase.

Der Guru stand daneben und genoss es sichtlich. Sein Penis stand fast horizontal von seinem Körper weg.

Das Summen der sie umstehenden Frauen wurde lauter, aber unregelmäßiger. Sollte sie das anturnen? Hatten sie kein Mitleid mit diesen so jungen Frauen, die das alles nur zur Wollust dieses alten, geilen Mannes in der Öffentlichkeit der Gemeinschaft machen mussten? Es schien nicht so. Ja, sie schienen es zu genießen und zwar alle. Sie wiegten sich im Rhythmus und manche hatten die Augen geschlossen, als würden sie die Höhepunkte der Beiden selbst genießen und nachempfinden.

Ich machte heimlich Fotos von den Szenen, wobei es fraglich war, ob sie ohne Blitzlicht, auch zu verwenden waren. Sita hörte zu weinen auf.

„Fällt Dir nicht auf, dass es nur Frauen und Mädchen hier gibt, ja nicht ein Knabe darunter ist? Es sind alles nur Mädchen!“

Ja, jetzt wo sie es sagte, fiel mir das auch auf. Es ist doch unwahrscheinlich, dass nur Mädchen geboren werden! Was geschah mit den männlichen Nachkommen?  Wenn es außerdem so ist, dass alle Kinder von dem Guru gezeugt wurden, dann war das ja hier reinste Inzucht. Außerdem wäre die Frage zu klären, was diese Ereignisse in den Köpfen und Seelen der Kinder anrichteten? Sie sahen eigentlich völlig teilnahmslos zu, es war offenbar alltägliche Routine für sie.

Das Feuer war langsam niedergebrannt, die beiden Akteurinnen lagen ermattet da und rafften sich erst nach einer Weile auf. Der Guru hatte schon vorher den Kreis verlassen und die Mädchen gewähren lassen, so lange sie wollten. Eine der Frauen folgte ihm. Die letzten kleinen, spitzen Schreie der Beiden in der Mitte waren verklungen, sie erhoben sich eng umschlungen und mischten sich unter die anderen.

Die Alte schüttete Wasser auf die Glut, sammelte einige Gegenstände und die Matte ein und plötzlich war der Spuk vorbei. Alle verschwanden im Haus. Man hörte noch vereinzelte Stimmen, Weinen von Kindern, dann wurde es ruhig.

Ich löste mich von Sita und schlich mich zu dem Verschlag und öffnete ihn. Eine weibliche Gestalt war bis in das letzte Eck geflüchtet und drückte sich an die Wand. Der Verschlag war so niedrig, dass sie sich nur auf allen Vieren darin bewegen konnte. Sie war schmutzig, ihre Haare gingen ihr ins Gesicht und ihre Kleidung war zerrissen und ebenfalls schmutzig. Sie hatte einige Abschürfungen und Wundmale im Gesicht und an den Armen. Sie war offensichtlich, im Gegensatz zu den anderen Frauen, Inderin

„Nein, bitte nicht mehr schlagen!“, sie sprach Englisch und weinte dabei.

„Ich will sie nicht schlagen, ich bin ein Reporter. Kommen Sie heraus, ich will Ihnen helfen!“

Doch sie hatte Angst, drückte sich an die Wand und weinte noch mehr.

Sita hatte sich ebenfalls angeschlichen und streckte ihre Arme aus. Sie sprach auf sie ein und schlussendlich kroch sie doch heraus. Sie sah erbärmlich aus.

Sita nahm sie in den Arm und sie erzählte ihre Geschichte.

Sie hatte eine der Frauen in einem Dorf kennen gelernt und diese hatte sie eingeladen, sie einmal zu besuchen. Als sie erst einmal da war, wurde sie nicht mehr weggelassen. Der Guru hatte sie mehrmals öffentlich vergewaltigt und wollte sie in die Gemeinschaft eingliedern, sie wehrte sich und flüchtete. Doch sie wurde von den anderen Frauen eingefangen und wieder zurück gebracht. Sie musste sie in der Folge dann, nachdem sie sie verprügelten und ausgepeitscht hatten, bedienen und ihnen auch sexuell zu Diensten sein. Sie wurde täglich ausgepeitscht und gedemütigt. Sie flüchtete wieder und wurde wieder eingefangen. Seitdem nun hielt man sie hier wie ein Tier gefangen.

Wir legten sie auf die Rückbank des Jeeps, bedeckten sie mit einer Decke  und beschlossen, nicht bis Morgen Früh zu warten, sondern sofort abzufahren und die Behörden zu verständigen.

Es wurde eine abenteuerliche Fahrt durch den fast nicht einsehbaren dichten nächtlichen Wald. Wir verzichten vorerst, das Licht einzuschalten, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

In Kajuraho angekommen, lieferten wir das bedauernswerte Mädchen zuerst im britischen Hospital ab und gingen dann zur Polizei. Mein Bericht war einige Seiten lang. Er wird wahrscheinlich wegen Freiheitsberaubung und eventuell sogar wegen Mordes an den offenbar verschwundenen männlichen Nachkommen der Frauen angeklagt werden. Doch hier ist Indien, man weiß nie, wie lange das dauern wird.

Einen kurzen Bericht und meine Kündigung  an meinen Chefradakteur schickte ich noch gestern ab.

Lieber Freund, ich werde noch eine Weile hier bleiben. Es gibt noch so viele Fresken und Reliefs im Tempelbezirk von Kajuraho, die ich mir von Sita erklären und zeigen lassen muss





SITA Mon Amour, Teil 1 Erotik

 

Aus dem e-Book "Begierde"  Teil 1 und 2

SITA,  Mon Amour

von Xenia Portos






Hallo, mein Freund!

Ich habe meine Reise ins Ungewisse nach Indien, nun angetreten und alle meine Sinne geschärft; bin offen für neue Eindrücke und habe mir vorgenommen, den alten Kontinent einmal für einige Zeit hinter mir zu lassen.

Ich werde doch einige Wochen abwesend sein, denn mein Auftrag lautet, eine Reportage über eine Sekte zu machen, die sich irgendwo im tiefen Inneren eines weitläufigen Waldgebietes südlich von Mumbai verschanzt haben soll. Mein Chefredakteur liebt mich eben!

Schilderungen über meine Ankunft in Mumbai, am Chhatrapati Shivaj Airport  erspare ich Dir, das kannst Du dann in meinem Reisebericht im Magazin lesen! Ich kann Dir aber sagen, dass Mumbai zuerst einmal ein Schock  für mich war. Die erbarmungslose Armut, der für uns Europäer ungewohnte Schmutz auf den Straßen, die streunenden Hunde…..

Erfrischend und erfreulich jedoch ist die Freundlichkeit der Menschen hier und ihre in sich gekehrte Ruhe. Ich nehme an, dass das im Hinduismus seine Wurzeln hat.

Nach einer 12-stündigen Fahrt in einem schwankenden, überbesetzten Bus durch bezaubernde Landschaften, eingepfercht zwischen schnatternden oder schlafenden Menschen, kam ich endlich an meinem Ziel, in Kajuraho, an. Hier musste ich erfahren, dass ich, bei sorgfältigerer Planung meiner Redaktion, auch bis hierher fliegen hätte können. Kismet eben.

Das Positive daran ist aber, dass ich auf dieser Fahrt eine junge Frau kennen gelernt habe, mit der ich mich wunderbar in englischer Sprache unterhalten konnte. Sie arbeitet in der Tempelanlage von Kajuraho, als Kuratorin. Sie hat mir eine ganz private Führung durch diese sehr ausgedehnte Anlage angeboten und ich habe dankbar angenommen. Es soll dort an kaum überschaubaren Tempeln und Türmen Tausende in Stein gemeißelte Götterdarstellungen geben

Nachdem ich mich am Morgen bei meiner neuen Bekanntschaft  telefonisch angemeldet hatte, ließ ich mich vom Hotel mit einem Taxi dorthin befördern, musste einige Kontrollen überstehen, streng dreinblickenden Hütern Rede und Antwort stellen und war endlich, nach Zurücklegen von gut zwei Kilometern durch Gänge und über Stufen, im Büro meiner Gönnerin angekommen.

Sie hatte mir im Bus zwar ihre Karte gegeben, doch den Namen Srinivasan Kalyanaraman Sita konnte ich nicht wirklich aussprechen. Daher zeigte ich immer nur ihre Karte her und lächelte alle an.

Sie residierte hinter einem riesigen Schreibtisch, der mit Schriftrollen, Büchern und verschiedenen Statuen übersät war.

Was mich bei den Frauen hier generell  so besonders fasziniert, sind die kunstvoll geschlungenen Saris in den unglaublichsten Farben, die bezaubernde Anmut mit der sie ihre Trägerinnen darbieten. Und was diese Frauen so unglaublich erotisch macht, sind deren weiblichen Formen, großen Brüste und das Stückchen Haut, das man manches Mal zwischen den knappen Oberteilen und dem Rest der Stoffbahnen, die von ihren Hüften abwärts fließen, sehen kann. Die Haut schimmert von einem zarten Braun bis Mokka und ich stellte zu meinem Erstaunen fest, dass mich das erregte. Besonders anregend sind für mich auch die vielen Goldarmreifen und Ohrgehänge, die sich wunderbar von ihrer dunklen Haut abheben.

Sie war da keine Ausnahme. Ihre unglaublich großen, dunklen Augen, die noch zusätzlich mit schwarzem Kalalstift umrandet waren, leuchteten auf, als sie mich sah.

„Mister Peter, Sir!  Ich freue mich sehr, dass Sie doch gekommen sind!“ Sie war aufgestanden und um den Schreibtisch herumgekommen.

„Ich musste kommen, Sie haben mich neugierig gemacht. Diese Tempelanlage ist ja riesig! Die Steinreliefe und Figuren an den Gebäuden und Türmen sind unglaublich! Ich denke, dass es Wochen dauern kann, bis man das alles gesehen hat. Kann ich Sie denn so lange von Ihrer Arbeit abhalten?“

„Ohja, ich habe die Erlaubnis bekommen! Natürlich nicht wochenlang, aber ich werde Ihnen die wichtigsten Tempelgebäude zeigen. Ich habe meinem Vorgesetzten gesagt, dass Sie ein Reporter aus Europa sind und eine Reportage über unsere Tempelanlage machen wollen“, sie zwinkerte mir lächelnd zu.

„Sie müssen mir aber nun endlich verraten, wie ich Sie nennen darf, denn der Name, der auf Ihrer Visitenkarte steht, ist für mich unaussprechlich und für eine normale Konversation viel zu lange!“, bat ich.

Sie schenkte mir ein bezauberndes Lächeln und hielt sich dabei eine Hand vor den Mund.

„Nennen Sie mich einfach Sita“, sie faltete ihre beiden Hände vor dem Gesicht und verneigte sich leicht. Der rote Punkt, ein so genannter Bindi, zwischen ihren dunklen Augenbrauen machte ihr Gesicht zusätzlich noch geheimnisvoller.

„Sita? Ein wunderschöner Name und so leicht zu merken“, ich machte es ihr nach und faltete meine Hände ebenfalls vor dem Gesicht.

Sie nahm ganz salopp eine lederne Umhängetasche zur Hand, kramte nach dem Schlüssel und  wir verließen das Büro, das sie sorgfältig versperrte. Es gab einen Ausgang an der Hinterseite des Gebäudekomplexes, von dem aus wir in wesentlich kürzerer Zeit im Freien standen, als ich leider vorher brauchte, um zu ihr zu gelangen..

Sie zeigte auf einen Jeep, wir stiegen ein und sie fuhr los. Der Weg führte uns zwischen einer üppigen Vegetation und einigen kleineren Tempeln zu einem sehr großen Tempel, dort hielt sie an.

„Hier steigen wir aus. Ich habe Sie zu diesem Tempel geführt, weil zu den anderen immer die Touristenbusse fahren und sehr viele Menschen dort die heilige Ruhe stören. Außerdem sind hier die schönsten Reliefs und Figuren zu sehen“, sie zeigte nach oben.

War es Absicht, oder Zufall, dass gerade dieser Tempel offenbar einem Gott gewidmet war, der sich offenbar intensiv  der körperlichen Liebe hingab?

„Hier können Sie verschiedene Darstellungen über Liebespraktiken, so genannte Mithunas aus dem 9. bis 11.Jahrhundert bewundern“, sagte sie und sah mich dabei voll an. Dass es mir bei diesem Blickkontakt heiß und kalt über den Rücken lief, kannst Du Dir sicher verstehen.

Und es war wirklich sehenswert, wie sich hier teilweise nackte, teilweise nur sehr spärlich bekleidete Figuren in den tollsten Verrenkungen der sinnlichen, körperlichen Liebe hingaben. Wo Männer, nur mit Kopfschmuck, aber dafür mit übergroßem Phallus dargestellt wurden, vor denen  nackte Frauen mit langen Zöpfen und überdimensionalen Brüsten knieten und die geschwellte Eichel des Phallus mit ihren Lippen liebkosten.

Da wurden Frauen dargestellt, die ihre Beine um die Hüfte des dargestellten Gottes schlangen und ihre festen Brüste fast deren Gesichter verdeckten. Die in Stein gemeißelte Wollust konnte man geradezu spüren. Alle Frauen waren mit übergroßen Brüsten, ausgeprägten Brustnippeln und üppigen Hinterteilen dargestellt, sie ritten auf den erigierten Penissen oder hielten ihre prallen Pobacken so hin, dass man buchstäblich am eigenen Empfinden spüren konnte, wie ihre Partner in sie eindrangen. Und das alles detailgenau und in Stein gemeißelt.

Erregt und angeregt durch die unglaubliche Vielfalt der erotischen Darstellungen begann das Blut in meinen Adern zu pochen.

Inzwischen war es Mittag geworden und trotz der üppigen Vegetation war die Hitze spürbar. Ich machte einige Fotoaufnahmen, und kam durch das Herumlaufen und der Kletterei auf den Stufen der Anlage um besonders gute Aufnahmen machen zu können, gehörig ins Schwitzen.

Sita hatte offenbar vorgesorgt und zauberte aus dem Jeep eine Decke, Getränke und dünne Brotfladen mit pikanten Füllungen hervor und wir machten es uns auf den Steinstufen des Tempels bequem.

„Das ist ja ein wunderbarer Service, ich danke Ihnen!“ lobte ich sie.

„Ich habe damit gerechnet, dass es länger dauern wird und wir Durst und Hunger bekommen werden“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln.

„Diese Skulpturen sind unglaublich sinnlich und anregend. Man kann diese Vielfalt und Variationen der Darstellung der körperlichen Liebe nur bewundern. So gesehen, muss ich ehrlich sagen, dass offenbar die Praktiken für die

gegenseitige Erfüllung in der Liebe in Indien wesentlich variantenreicher sind als bei uns. Ich bezweifle aber manche Darstellung, und überlege, ob sich das auch in der Praxis so erfüllen lässt, ob das überhaupt machbar ist“, ich hatte tatsächlich so meine Bedenken.

Sie neigte den Kopf nach rechts und sah mich mit einem Lächeln an, das mir Schauer über den Rücken jagte. Ich erschrak; tappte ich schon wieder in eine Venusfalle? Ich war nun kaum einer desaströsen Situation in Wien entkommen und leide ja, wie Du weißt, noch immer psychisch und auch physisch darunter.

Meine Erlebnisse darüber habe ich Dir ja in meinem ersten Brief geschildert.

„Welche zum Beispiel meinen Sie?“, drang ihre Stimme in meine Gedanken.

 

Da war eines der Fresken, wo der Mann kniete und die Frau ein Bein auf seiner Schulter hatte, er auf dem anderen Bein saß und offenbar in sie eingedrungen war. Ich zeigte darauf.

„Ach, Sie meinen das geht nicht?“, flüsterte sie erstaunt, „man kann das nur feststellen, wenn man es ausprobiert“.

Sie begann ihre Schulterspange zu lösen und schälte sich langsam aus dem Sari. Ich war erstaunt, dass sie nicht einmal ein Höschen trug. Ihr hellbraun getönter Körper stand vor mir und in Augenhöhe sah ich ihr glatt rasiertes Ypsilon zwischen den geschlossenen Schenkel genau vor mir.

Langsam ging sie in die Knie, löste dann meinen Gürtel und streifte meine Hose herunter. Ich war wie gelähmt, das hatte ich nicht erwartet.

Sie legte sich nun quer über die Decke, winkelte ihr linkes Bein ab, hob auffordernd das rechte Bein, bereit mich eindringen zu lassen. Ich hatte ihre festen Schenkel wahrhaftig vor mir und verlor fast den Verstand. Ich sandte noch einen Blick zu dem Relief und schob mich dann langsam zu ihr hin. Wie von selbst konnte mein Schwert in sie eindringen, während ich mich auf ihren linken Fuß abstützte. Sie begann sofort mit rhythmischen Bewegungen und ich drang immer tiefer und tiefer in sie ein. Mit jeder Bewegung drückte ich ihr rechtes Bein höher und höher, bis ich sie total ausfüllte. Wir bewegten uns gleichmäßig und stetig. Sie berührte ihre Brustspitzen, stimulierte sich so selbst und steigerte ihre Erregung noch mehr. Es machte mich wahnsinnig, ihr dabei zuzusehen und zu spüren, wie es in ihr zuckte. Es begann eine sehr lustvolle Symbiose, die unsere Leidenschaft  immer wieder steigerte, bis wir gemeinsam zum Höhepunkt kamen. Während dieses Aktes ließ sie keinen Moment meinen Blick los. Ihre schwarzen Augen brannten lichterloh. Ich löste mich danach nur sehr langsam und zögernd von ihr und dann lagen wir nebeneinander und hielten uns fest. Es schien mir, als hätte dies alles Stunden gedauert, eine kleine Ewigkeit. Zeit spielte offenbar in Indien keine Rolle, insbesondere wenn es  sich um die leibliche Befriedigung handelte. Ich beschloss, mein Verhalten in Zukunft dahingehend zu ändern und mir mehr Zeit für meine innere Balance zu nehmen.

 

„Es geht also doch?“, flüsterte sie in mein Ohr.

Ich konnte nur immer wieder ihren Namen flüstern. Es war ein Akt der totalen Erfüllung, die sich langsam aber stets aufbaute und den ganzen Körper in Beschlag nahm. Ich hatte so etwas noch nie erlebt.

„Und welche Darstellung bezweifelst Du noch?“, sie schien nicht bereit zu sein, unsere Versuche am Objekt so einfach abzubrechen.

Ich hob meinen Kopf und blickte die Wand des Tempels hinauf.

„Dort in der zweiten Reihe, da sitzt der  Mann  mit leicht angewinkelten Beinen auf dem Boden. Die Frau sitzt mit dem Rücken zu ihm auf seinen Schoß und lässt offenbar seinen Penis  eindringen. Er beugt sich mit dem Oberkörper nach vorne, sie legt ihre Hände unter seine Fußsohlen und gleitet mit leichten Bewegungen offenbar auf und ab. Das nehme ich als  sehr unwahrscheinlich an“.

Sie schaute prüfend  hinauf und drückte mich dann zu Boden, stellte meine Beine  abgewinkelt auf, drehte mir den Rücken zu und setzte sich auf meinen inzwischen wieder zu unglaublicher Dimension angewachsenen Penis. Sie bewegte einige Male ihr Becken, hob es an und glitt dann wieder nach unten und machte mich auf diese Art langsam verrückt. Das praktizierte sie so lange, bis mein Stöhnen immer heftiger wurde. Dass sie plötzlich still hielt, machte mich noch verrückter. Doch dann beugte sie sich nach vor, ergriff meine Fußsohlen und wir wippten nun, wie eine Schaukel auf und ab. Ich krallte mich an ihren Brüsten fest, spürte, wie ihre Nippel immer härter wurden, rollte sie zwischen zwei Fingern, ließ sie sich aufbäumen. Dadurch übte sie noch mehr Druck auf meinen Penis aus und  plötzlich hatte sie einen ungeheuren Orgasmus, sie hörte jedoch nicht auf, weiter zu wippen. Ich ging durch Himmel und Hölle! Ich fuhr mit meinen Lippen und der Zunge auf ihrem Rückgrat auf und ab. Sie wimmerte dabei leise, es schien sie ungeheuer zu erregen.

Nach einer kleinen Ewigkeit und einigen Orgasmen, rollten wir außer Atem zur Seite und blieben so eine Weile liegen.

Mein seelisches Wohlempfinden war total aus dem Gleichgewicht. Mit welcher Natürlichkeit und Grazie sie sich völlig selbstverständlich mit diesem Thema beschäftigte, wie sie sich ohne Hemmungen und selbstaufgebend damit auseinandersetzte, versetzte mich in Erstaunen. Mein Körper zitterte und bebte.

„Siehst Du dort das Relief, links oben, am Ende der Reihe?“, sie zeigte mit dem Zeigefinger dahin. Mir blieb der Atem stehen.

Der Mann stand aufrecht und hielt eine Frau umschlungen, die ihre beiden Beine um seine Hüfte schlang und sie am Ende seines Rückens verschränkte. Ihr Oberkörper war nach  rückwärts gebeugt und er wühlte sich in ihre Brüste. Es schien, dass sie sich im Rhythmus bewegten.

Ich lehnte mich an die Tempelwand und hob Sita auf. Sofort schlang sie ihre Beine ebenfalls um meine Hüfte. Dass mein Schwert bereits wieder eine unglaubliche Dimension angenommen hatte, meine Erregung ein Ausmaß, das mir bisher unwahrscheinlich erschien, brauche ich ja nicht extra zu sagen.

Wer ritt nun wen? Sie bewegte ihre Becken in einem intensiven Tempo auf mich zu, ich hob und senkte mein Becken und wir wurden immer schneller und wilder. Wir waren Hengst und Stute gleichzeitig. Sie klammerte sich an meine Schulter, krallte ihre Nägel hinein und meine Schreie waren nicht mehr klar auseinander zu halten. War es der Schmerz in meiner Schulter oder die unglaublich quälende Lust an der Erfüllung? Ihr Körper glühte, ihre Klitoris war so hart und groß, dass ich sie an der Wurzel meines Penis spüren konnte. Ich drehte und wand mein Becken und ihr Stöhnen ging in Gurgeln über. Sie explodierte buchstäblich in meinen Armen.

Langsam ließ ich sie nach vermeintlichen Stunden, oder war es eine Ewigkeit und eine Sekunde, wieder zu Boden gleiten. Sie klammerte sich an meinen Hals und  versuchte ihr Zittern in den Griff zu bekommen.

Wir sanken zu Boden und blieben eine Weile regungslos liegen.

„Komm, wir spielen noch eine Szene durch, die ich besonders liebe!“ ihre Zähne  knabberten schon wieder an meinem Ohr und ihre spitzen Fingernägel bohrten sich in meine Brustnippel.

Ohne meine Antwort abzuwarten, legte sie sich ganz nahe zu mir, schlang diesmal nur ein Bein um meine Hüfte, öffnete damit ihre feuchte Vulva und nahm mich auf. Dann begann sie sich leicht und langsam zu bewegen, hielt wieder still und begann von neuem. Ihre harten, übergroßen Brustnippel streiften meine Lippen und ich nahm sie gierig auf. Sie kam ins Zittern, dann nahm sie meine Hand und führte sie in ihre Feuchtgebiete, wo ich die harte Klitoris sofort spürte. Durch die steten Bewegungen ihres Beckens, das Hin und Her, ihr Vorrückens und sich wieder Zurückziehen, hielt  die Lust in uns Beiden am Leben, ließ gleichzeitig die Wellen der Erregung aufwallen und wieder abebben. Ich ahnte, dass wir das sehr lange so durchhalten könnten. Es werden uns immer wieder kleinere Orgasmen und Höhepunkte überrollen und es könnte über Stunden ausgedehnt werden. Unsere Vereinigung wurde immer wieder von kleinen Pausen unterbrochen, in denen wir uns an den intimsten und empfindlichsten Stellen liebkosten, warteten bis der Körper wieder neu Signale aussandte und begannen von neuem. Wir benahmen uns wie Wildkatzen, wie Tiger. Wir ruhten in uns, doch die Lust hatte immer ein Auge, einen Spalt geöffnet, um bei der geringsten Regung sofort wieder ihren Rhythmus aufzunehmen. Wobei es Höhepunkte gab, die in einem leisen Seufzen, Flüstern, endeten; andere wieder sich mit lautem Stöhnen Luft verschafften. Doch veränderten wir unsere Stellung nicht, blieben ineinander verknotet.

So verbrachten wir den restlichen Nachmittag, immer abwechselnd ruhend oder in Aktion und trennten uns erst, als die Schatten länger und es etwas kühler wurde. Mein Körper war schwerelos, eine Leichtigkeit beherrschte mich, die ich noch nie so gespürt hatte.

Als wir dann wieder im Jeep saßen, sprachen wir vorerst kein Wort. Wir hingen unseren Gedanken nach.

„Peter, Sir! Ich rufe Sie an. Ich werde Ihnen morgen noch die anderen Tempel zeigen. Ich schicke Ihnen den Wagen“, sagte sie, als das Hauptgebäude in Sicht kam.

 Beim Haupttempel angekommen, bedeute sie mir im Auto zu bleiben und ging die kleine Treppe hinauf, ohne sich umzudrehen.

Sie schickte mir einen der Männer, die mich am Morgen zu ihr geführt hatten und er fuhr mich zu meinem Hotel zurück.

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Samstag, 23. Dezember 2023

Der Weihnachtsbär, X-Mas

 

Der Weihnachtsbär

von Joana Angelides





Hallo Max,

 Erinnerst du dich an die kleine Hütte in Südtirol, auf dem Weg zwischen dem Lago Misurina und Tre Croci, in der wir unsere Weihnachtstage in völliger Abgeschiedenheit verbringen wollten?

Totale Stille, der kleine See bei Misurina lag dunkel und völlig still da, als hätte er ein großes Geheimnis zu bewahren. Selbst bei Tage erschien er mir unheimlich, ja abweisend. Ob das daran lag, dass er immer sehr kalt und unbewegt ist?

Er ist eingebettet zwischen dem Sorapis und dem Monte Cristallo, rundum einige besonders schöne Hotels, versetzt in die majestätische Kulisse der Bergwelt.

Rundherum lag der weiße, glitzernde, unberührte Schnee. Er erinnerte mich an eine weiße Decke, die alles unter ihr liegende schützend zudeckt.

Hast du das alles überhaupt registriert, in dich aufnehmen können?

Es war gleich in einer der ersten Nächte, wo ich ihn bemerkte. Er erschien zwischen den Bäumen, verschwand manchmal hinter einem dicken Baumstamm, oder saß auf einem Baumstumpf und blickte unentwegt zu uns herüber. Mein erster Gedanke war, es ist ein Bär! Doch das verwarf ich sofort wieder, weil erstens Bären hier fast nie vorkommen und zweitens menschenscheu sind.

Er verschwamm mit der Landschaft, war ein Teil von ihr. Sein Gesicht konnte ich nicht ausnehmen, er trug einen weiten Hut mit Krempe und einen ebenfalls  weiten Mantel. Nach einigen Tagen war es für mich ganz selbstverständlich, dass er da war. Manchmal grüßte er mit dem Hut in der Hand.

Seine Anwesenheit ließ damals schon  die Luft und meinem Innersten flimmern.

Ich verstand gar nicht, wieso du ihn nicht bemerktest. Ich machte dich einige Male auf ihn aufmerksam, doch immer, wenn du dann in seine Richtung blicktest, war er verschwunden.

Als du mich dann unvorhergesehen  für einige   Tage allein ließest, verschloß ich ängstlich die Eingangstüre, nicht ohne vorher einen forschenden Blick in die Umgebung zu senden. Es war niemand zu sehen.

Da es aber ein strahlender Tag wurde,  überwand ich meine Ängste, schnallte meine Skier an und begann in der Nähe der Hütte herum zu fahren.  Wie du weißt,  bin ich eine begeisterte Langläuferin und genoß diese Stille und Einsamkeit daher auf der gut ausgebauten Loipe.

 

In einem kurzen unaufmerksamen Moment glitt ich auf einer kleinen Welle aus und stürzte. Der stechende, plötzliche Schmerz in meinem Knöchel signalisierte nichts Angenehmes.

Ich lag im Schnee und konnte mich vor lauter Schmerz kaum bewegen.

 

Er kam langsam auf mich zu, mir blieb der Atem weg, als er sich bückte, mich wie ein kleines Kind aufhob und ohne auch nur ein Wort zu sprechen mit mir in die Richtung unserer Hütte schritt.

 

Mein Herz blieb fast stehen vor Verwirrung, Angst und Fassungslosigkeit. Ich wagte es nicht, ihn anzusehen.

„Übrigens, mein Name ist Tonio, ich bin hier der Förster. Ihr Freund, der Ihnen die Hütte zur Verfügung stellte, ist mein Cousin. Er hat mich telefonisch informiert. Hat er Ihnen das nicht gesagt? Ich sollte auf sie aufpassen, habe wohl versagt!“

 

„Oh, sehr erfreut. Nein, zu mir hat er nichts gesagt, vielleicht zu Max. ; und  Nein, sie haben nicht versagt, ganz im Gegenteil!“, Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoß.

 

Bei der Hütte angekommen, ließ er mich sanft auf die Bank gleiten und streckte seine Hand fordernd aus. Er wollte den Schlüssel, den ich mit zitternder Hand aus meiner kleinen Tasche am Gürtel hervorholte.

 

Im Inneren der Hütte setzte er mich auf die Bank beim Herrgottswinkel und kniete vor mir nieder, um mir  vorsichtig und mit besorgtem Blick zuerst den einen, dann den anderen Schuh auszuziehen.

Er ging dabei sehr zart und zögerlich mit meinen Füßen um und blickte mich immer wieder fragend und besorgt an.

Ich lächelte ihn an. Wieso hatte ich eigentlich plötzlich keine Angst mehr vor ihm?

„Oh, die Waldfee kann ja lächeln!“

Ich faßte mich und blickte ihn das erste Mal voll an.

Sein von der Sonne gebräuntes Gesicht hatte eine Menge sympathischer Falten, die blauen Augen waren klar und strahlend und hatten rund herum kleine Lachfältchen.

„Ich danke Ihnen, sie waren ja im richtigen Moment am rechten Ort!“, versuchte ich zu scherzen.

„Bin ich immer, kleine Frau,“ sagte er mit einem Lachen in der Kehle und stand auf.

„Ich werde die Schuhe in den Vorraum stellen und dann ihre Skier holen!

Er richtete sich auf und sah fragend auf mich nieder.

„Soll ich mit dem Mini-Car kommen und sie nach Cortina zum Arzt fahren, vielleicht haben sie sich ja was gebrochen? Wo ist eigentlich ihr Mann?“

Hörte ich da eine kleine Entrüstung in seiner Stimme, dass du nicht da warst, wo ich doch so verletzt bin!

Da hörte ich mich überraschend sagen:„Das ist nicht mein Mann, ist  mein Freund und er kommt erst wieder in zwei Tagen.“

Er stand vor mir und schaute mich forschend und fragend an, sagte aber nichts.

Als er gegangen war, schleppte ich mich in die Schlafkammer, entledigte mich der nassen Kleider, schlüpfte in den wärmenden Hausanzug und versuchte unter kleinen Schmerzensschreien, frische, dicke Socken überzustreifen. Schmerzhaft war nur das linke Bein, das andere  war unverletzt.

Dein SMS kam ganz unerwartet und traf mich tief.

„Muss noch zwei Tage anhängen, tut mir leid. Amüsiere dich. Kuss Max“.

Na, du hast gut reden! Nun saß ich da, alleine mit einem Weihnachtsbaum und ein paar Kerzen!

 

Da hörte ich schon draußen das Motorengeräusch  eines Mini-Cars und gleich darauf flog die Türe auf und mein „Bär“, wie ich ihn inzwischen bei mir nannte, stand im Türrahmen.

 

„Also, wo haben sie denn eine Jacke und eine Decke, wir fahren nach Cortina zum Arzt und ich bringe sie dann auch wieder hier her zurück.“

 

Wie im Trance reichte ich ihm beides und steckte mein Handy rasch in der Jackentasche, als hätte ich Angst, er könnte dein SMS von soeben lesen.

 

Als wir zurück kamen lag die Dämmerung schon wie eine dunkle Decke über der Landschaft, aus dem im Tal liegenden Cortina konnte man hier und dort Lichter aufblitzen sehen und als wir bei der kleinen Kapelle in Alvera vorbeifuhren, hörte ich Frauenstimmen das abendliche Mariengebet lesen.

 

Dieses Mal konnte ich, gestützt auf seinen Arm schon selbst in die Hütte gehen, das Bein war fest verbunden und ich hatte eine kleine Schiene beim Knöchel. Gebrochen war nichts, nur eben angeschlagen.

 

Drinnen  war es warm und gemütlich; mein Bär legte einige Scheite Holz in den herunter gebrannten Kamin, es begann zu knistern und einige kleine glühende Holzstückchen sprangen heraus.

Am Boden vor dem Kamin hockend versuchte er mit dem Schürhacken die Scheite in die richtige Lage zu schieben. Er hatte seinen schwarzen Mantel und die wattierte Jacke ausgezogen und ich betrachtete verstohlen seinen breiten Rücken, als ich, ein wenig humpelnd, bei der Kochstelle eine einfache Brettl-Jause richtete.

Man konnte durch das karierte Hemd seine breiten Schultern und den muskulösen Rücken erahnen. Er war nach vorne zum Feuer gebeugt und der rote Schein des Feuers zauberte Lichter in sein dunkles Haar. Kleine Schauer liefen meinen Rücken auf und ab, er faszinierte mich.

„Kommen sie, ich habe was zu essen gerichtet, aber  die Flasche Wein müssen sie aufmachen“,  ich hielt ihm die Flasche hin als er sich mir zuwandte.   .

Ich zitterte plötzlich, sein Blick erinnerte mich an die dunklen Nischen meines Ichs, weckte tief verschüttete Bedürfnisse, ließ meine Knie weich werden.

Ja Max, dieses Gefühl fehlte schon lange zwischen uns, du hast unser Feuer scheinbar niederbrennen  lassen und nun  fror ich manchmal.

Er stand auf, nahm mir die Flasche Wein aus der Hand, holte die beiden Gläser und das Holzbrett mit den Broten und stellte alles   auf den Boden vor dem Kamin.

Seine Bewegungen waren zwar ruhig und bedächtig, aber voller Spannung.

Als er so vor mir stand, mit seinem offenen Lächeln, das seine Zähne zeigte und die Fältchen bei den Augen vertiefte, gaben meine Knie nach.

Er deutete das anscheinend  zwar anders, und bevor ich stürzen konnte, hob er mich schnell  wieder hoch und ließ mich vorsichtig auf das dicke Bärenfell niedersinken.

„Wir werden hier vor dem Kamin bleiben, die Wärme geniessen und ich werde ihr Bein auf einen Polster hoch  lagern. Es tut sicher weh?!“

Ohja, es war ein wunderbares Gefühl von diesem großen, fürsorglichen Bären umsorgt und umhegt zu werden. Daher nickte ich sehr heftig, obwohl der Schmerz kaum mehr spürbar war.

 

Er nahm wie selbstverständlich von der Sitzbank den größten und dicksten Polster, schob  ihn hinter meinen Rücken, einen anderen Polster legte er unter mein Bein und ließ es langsam und sanft darauf sinken. Die Hütte verwandelte sich plötzlich in eine urgemütliche Bärenhöhle mit Kamin.

Oh, ich war seinen tiefblauen Augen  schutzlos ausgeliefert, sein Blick durchfuhr mich wie ein Blitz und ich beschloß, dich vorläufig einmal,   einfach zu vergessen.

Und es gelang mir mühelos.

Das Feuer leuchtete durch das dunkle Rot des Weines, ließ ihn funkeln und so schmeckte er dann  auch.

Ich lehnte mich in den dicken weichen Polster zurück, hörte seiner Stimme zu, die von seinen Erlebnissen mit den Tieren und dem Wald erzählte und spürte, wie sich langsam in meinem Inneren eine wohltuende Unruhe breit machte.

Die Wärme stieg in mir auf, verbreitete sich wohlig in meinem Inneren, unsere Hände berührten sich immer wieder wie zufällig beim Anstoßen, unsere Blicke bekamen plötzlich Widerhaken, konnten sich kaum voneinander lösen und wir bemerkten gar nicht, dass die Scheite im Kamin langsam niederbrannten.

Er hat begonnen meine Füße, die in dicken weißen Socken steckten zu massieren, dann die Socken abzustreifen und die Massage fortzusetzen. Du weißt ja,  das löst bei mir explosionsartig Empfindungen aus, beginnend an den Beinen, hinauf bis in den Unterbauch, macht mich unruhig und kleine Seufzer und tiefe Töne entringen sich meiner Kehle. Er genoß es und machte, als würde er es nicht bemerken.

 

Es wird ewig ein Geheimnis bleiben, wie sich zwei Menschen plötzlich in einer Umarmung wiederfinden, die sich vorher fast nicht gekannt haben.

Knöpfe, Ösen oder  Verschlüsse gehen scheinbar von selbst auf, Hände finden sich auf nackter Haut wieder, erforschen den Körper des anderen. Finden  beglückende Reaktionen, vertiefen Empfindungen und werden von Emotionen mitgerissen.

Seine Hände auf meiner Haut, in Tiefen und Höhen meines Körpers, seine Zunge an empfindlichen Stellen, seine Stimme in meinem Ohr, alles zusammen löste die Lust aus ihrer lauernden Ruhe  und ließ sie wild tanzen.

Es gibt Stellen an meinem Körper, die ich noch nie so klingen hörte, als an diesem ersten Abend. Punkte, die plötzlich erwachten, Signale  aussendeten und wie Feuer brannten. Irgendwann loderte der ganze Körper und  wurde zum Flächenbrand.

Wir kehrten erst wieder in die Wirklichkeit zurück, als das Feuer im Kamin  ganz herunter gebrannt war.

Irgendwann fand ich in mein Bett und mein Bär verließ unsere Höhle.

Deine nächsten SMS´s las ich mit großer Gleichgültigkeit, sie klangen immer gleich und signalisierten immerwährend deine weiter andauernde Abwesenheit.

Mein einziges SMS an dich lautete dann schlußendlich:

„Streiche meine Telefonnummer aus deinem Verzeichnis“ und das meinte ich ernst.

Meine Tage gehörten der Langlaufloipe, kurzen Einkäufen und kleinen Spaziergängen, doch die Abende gehörten ihm, meinem Bär aus den Dolomiten.

Wunderbare Abende, glühende Scheite im Kamin, glühende Körper davor. Heiße geflüsterte Bekenntnisse, erbarmungslose Fingerkuppen und fordernden Zungenspitzen, wilde Ritte durch noch nie erlebte Höhen und ermattete, weiche, biegsame  Körper.

Am Weihnachtsabend holte mein Bär das Tannenbäumchen, dass wir vor der Hütte angelehnt hatten und schmückte es nach meinen Anordnungen. Es war äußert spannend zu beobachten, wie seine großen und ungeübten Finger die Kerzen befestigte und wir lachten herzlich. Unsere Stimmung wurde immer übermütiger und herzlicher. Die Flasche eines Südtiroler Rotweins wurde inzwischen leer und wir sangen dann sogar leise Weihnachtslieder. Als die Kirchenglocken aus Cortina zu uns herauf drangen, standen wir vor der Hütte, er hatte einen Arm um meine Schultern gelegt und wir küßten uns.

Ich bin dann ohne dich abgereist, da die zwei Wochen vorbei waren, Zwei wunderbare Wochen mit bleibender Erinnerung an die erhabene Schönheit und Wildheit der Natur, rot glühende Sonnenuntergänge und leidenschaftlichen Nächten mit einem Weihnachtsbär.

Ich sehe nun die Welt der Bären in ganz anderem Licht. Sicher werde ich wiederkommen, meinen Bären suchen und mich mit ihm in einen temporären  Winterschlaf in eine der zahlreichen Höhlen in den Dolomiten begeben.

Schade, dass du so gar nichts von einem Bären hast.


 



 

 

 

 

WEIHNACHTSMÄRCHEN X-Mas

 

Weihnachtsmärchen. 

von Joana Angelides



 

Das Schneegestöber ist so dicht, dass man keine zwei Meter weit sieht. Die Geräusche werden verschluckt und die Schneeflocken erzeugen dichte Schleier, undurchdringlich für das Auge.

 

Wie weit ist es wohl noch bis zum Haus der alten Norma? Normaler Weise ist es von der Straße bis zum Haus ca. dreißig Meter, heute scheint die Entfernung hundert Meter zu betragen. Der Doktor hat den Wagen am anderen Ende der Brücke des kleinen Flüsschens am Straßenrand stehen lassen und kämpfte sich über die Brücke und die wenigen Meter zum Haus von Norma vor. Er kneift die Augen zusammen und zieht den Kragen seines Mantels höher hinauf. Ist dort nicht ein Licht?

 

Er geht darauf zu, es löst sich vor ihm wieder auf, nun ist es mehr rechts, scheint dunkler zu werden, flackert. Irgendwoher hört man Tuten von Schiffen. Das ist unerklärlich, hier gibt es keine Schiffe.

Er geht weiter, ins Ungewisse hinein, mit vorgestrecktem rechten Arm, die Arzttasche in der linken Hand fest umklammert.

Aus der Schneewand taucht eine Hand auf, die sich ihm entgegenstreckt. Erleichtert greift er danach. Seine Hand wird ergriffen, fest und hart. Nur mit Mühe kann er eine Gestalt vor sich sehen, die Umrisse verschwommen, in dieser undurchsichtigen weißen Wand erscheint diese Gestalt groß und bullig, mit breitem Rücken. Er hat Mühe ihr zu folgen, stolpert mehr als er geht. Rund um ihn herum sind die Geräusche von gluckerndem Moor, gestört auffliegenden Vögeln, knackenden Ästen und heiseren Schreien von Käuzen zu hören. Ist da nicht das Anschlagen von Wellen an einer Uferbefestigung zu hören?  Schleier von herabhängenden Schlingpflanzen schlagen ihm ins Gesicht. Seine Gedanken, Gefühle überschlagen sich.  Diese Geräusche erscheinen ihm völlig fremd. Langsam fühlt er Kälte in sich aufsteigen, sich bis in die Fingerspitzen verbreitend und sein Herz wird durch einen kalten Ring fest umschlossen. Es ist das Gefühl der Angst.

 

Instinktiv will er sich aus dem Griff dieser ihn hinter sich herziehenden Gestalt befreien, kann es jedoch nicht. Der Griff ist hart und fest, unlösbar mit ihm verbunden.

 

Das Schneegestöber macht es unmöglich weiter als drei Meter zu sehen, es lösen sich Schatten auf und verschwinden. Stimmen sind zu hören, entfernt, dann wieder nah. Es ist unverständlich, hier kann es überhaupt keine anderen Menschen geben. Das Haus der alten Norma steht am Rande des Dorfes, umgeben von Wald, am Ufer dieses kleinen Flüßchens.  Sie lebt völlig alleine und zurückgezogen. Nur ein Haus steht noch etwas abseits, ebenfalls am Rande des Waldes. Es ist ein ehemaliges Köhlerhaus, in dem hin und wieder jemand wohnt. Es ist ein alter groß gewachsener Mann, der sich ein wenig um Norma kümmert. Ihr das Holz für den Herd hackt und Reparaturen am Haus durchführt, außer dem Doktor kennt ihn niemand näher. Er kommt nur selten ins Dorf und wenn, dann nur zum Einkaufen.

Der heutige Besuch ist der wöchentliche Routinebesuch als Normas Hausarzt, es fehlen noch zwei Tage zu Heilig Abend.

 

Nun stand er vor einem schmalen Steg, schmal und schwankend. Er wird von dieser dunklen Gestalt erbarmungslos mitgezogen, es gluckert unter ihm. Das Wasser schlägt an die Planken des spärlich beleuchteten Schiffes vor ihm. Eine Laterne schwankt hin und her. Hier auf dem Wasser ist die Schneewand nicht so dicht. Sie sind nun am Ende des Steges angekommen und stolpern auf ein Schiff. Der Doktor wird nun in eine Luke gedrängt, die Treppe hinuntergestoßen und steht in einer Kajüte.

Die Luft ist muffig und abgestanden, alles ist primitiv und ärmlich. Auf einem Bett liegt eine Frauengestalt und windet sich. Sie stöhnt und ist schweißgebadet. Das Haar klebt ihr im Gesicht, verhüllt es fast vollständig. Ein ovales Medaillon hängt an einer dünnen goldenen Kette an ihrem Hals

Er dreht sich um und kann zum ersten Mal diese unheimliche Gestalt, die ihn hergebracht hat, im Licht sehen. Der Mann starrt ihn an, seine Augen sind rot unterlaufen, eine Narbe verläuft quer über sein Gesicht. Eine Seemannskappe verdeckt wirres, schwarzes Haar. Ein heiserer Ton kommt aus seiner Kehle und er deutet herrisch auf das Bett.

Die Frau liegt unübersehbar in den Wehen. Der Doktor packt sofort seine Tasche aus, schlüpfe aus seinem Mantel und seiner Jacke und herrscht den Mann an, ihm heißes Wasser zu besorgen. Dieser schaut wirr um sich. Naja, heißes Wasser ist zwar da, aber viel zu wenig. Der Doktor   beugt sich nun über die Frau. Es war höchste Zeit, hier einzugreifen.

 

Dann wurde ein Menschenleben geboren, ein kleines Mädchen, unter den ungünstigsten Bedingungen. Trotz verzweifelter Anstrengung kann er das Leben der Mutter jedoch nicht retten.

Das Weinen des Kindes ist so schwach, dass man es kaum hören kann. Der fremde, bullige Mann wickelt es in das Leintuch ein und drückt es an sich. Ein unmenschlicher Laut kommt aus seinem Munde

Das Schiff schwankt plötzlich, der Boden schien nachzugeben, der Doktor muss sich anhalten und verliert das Gleichgewicht, er stürzt hin.

 

„Ja, um Gottes Willen, Herr Doktor!“ Die Stimme kommt    ihm bekannt vor. Es war der Nachbar der alten Norma.

„Ja, was ist passiert?“ Er konnte noch immer fast Nichts sehen.

„Sie sind gestürzt, ich war gerade auf dem Weg zur alten Norma um nach der Heizung zu sehen und da lagen sie. Sie sind ja ganz durchnäßt und haben auch noch den Mantel ausgezogen!“

 

„Was ist mit dem Baby?“

„Welches Baby? Hier ist kein Baby, Herr Doktor. Kommen sie, wir gehen zusammen. Bei diesem Wetter sieht man ja gar nichts.“

Er hat eine Laterne bei sich und nimmt den Doktor mit einem festen Griff bei der Hand und zieht ihn hinter sich her. Er hat einen breiten kräftigen Rücken und geht unbeirrbar in die Richtung des Hauses.

Sie werden von Norma bereits erwartet. Sie ist schon sehr alt und gebrechlich, der Besuch des Arztes freute sie immer sehr. Es ist die einzige Abwechslung für sie. Sie hat keine Familie, ihre Tochter war vor vielen Jahren weggegangen und in der Ferne gestorben, dann auch ihr Mann. Sie hat von ihrer Tochter nie mehr etwas   gehört.

Doch heute scheint sie irgendwie fröhlich, ja sogar glücklich zu sein.

 

Sie sitzt in ihrem Lehnstuhl schwenkt ein Blatt Papier in ihrer Hand.

„Ich habe eine Enkelin, ich habe eine Enkelin!“, rief sie und Tränen rinnen ihr über das Gesicht.

 

Und dann erzählt sie. Sie bekam diesen Brief vor zwei Tagen. Er ist von ihrer Enkelin, von der sie davor nie etwas gehört hatte. Diese Enkelin hat sie viele Jahre gesucht und nun endlich gefunden.

„Sie schreibt, sie ist in einer Nebelnacht, kurz vor Weihnachten auf einem Fluss Schiff geboren worden, ihre Mutter, meine Tochter, verstarb bei der Geburt. Sie wurde vom Kapitän des Schiffes großgezogen. Ach, ein Weihnachtswunder!“  Sie drückt den Brief an ihre Lippen und Tränen rinnen ihr über die welken Wangen. Dem Brief beigelegt ist ein kleines ovales Medaillon, mit einem vergilbten Bild darin. Es ist ein Bild von Norma und ihrem Mann und gehörte ihrer Tochter.

 

Er muss sich setzen, Gedanken schwirren in seinem Kopf herum. Wie war das möglich? Hat hier und heute Nacht eine Zeitverschiebung stattgefunden?

Er wird dieses Geheimnis nie lösen.

 

Norma hat den Tisch gedeckt, in der Mitte steht ein Adventskranz, alle vier Kerzen brennen und ein kleiner Teller mit Keksen stand daneben. Für sie hat Weihnachten schon begonnen.

 

 

Sie blickte in die Flammen und beginnt ein altes Weihnachtslied zu summen und schaukelt in ihrem Stuhl langsam hin und her. Im Kamin knisterte das Feuer und verbreitete angenehme Wärme.

Er trinkt von dem duftenden Tee aus dem Kessel und nimmt schweigend ein paar Kekse.

 

Der Doktor verzichtet heute auf eine Untersuchung, nimmt seinen Mantel und geht gemeinsam mit dem alten Mann hinaus.

Dieser leuchtet ihm den Weg aus und begleitet ihm bis zur Brücke.

 

„Ein frohes Weihnachtsfest, Herr Doktor!“  Dann dreht er sich um und verschwindet in der Dunkelheit.

 

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