Freitag, 19. Oktober 2018

Bis der Richtige kommt, Satire


Bis der Richtige kommt, 
von Joana Angelides

kann man eine wunderbare Zeit mit dem Falschen haben. Das hat sich im Leben schön öfter bewahrheitet.

War da nicht dieser eingebildete Buchhalter aus dem Obergeschoß mit den großen, blauen, strahlenden Augen, dem jedes Mal, wenn er mich auf eine Spazierfahrt einlud, das Benzin ausging und wir leider in einem Heustadl übernachten mussten.
Das passierte regelmäßig und nach dem zweiten Ausflug gar nicht mehr überraschend, einige Male. Das letzte Mal vor neun Monaten und nun bin ich die glückliche Mutter eines reizenden Buben mit blauen strahlenden Augen. Der Buchhalter ist inzwischen in eine andere Stadt gezogen  und sein Nachmieter  hat leider kein Auto und seine Augen sind klein und braun. Man soll der Vergangenheit nicht nachtrauern, besonders nicht, wenn es eine wunderbare Zeit war.

Und sie war wunderbar, wenn er auch der Falsche war.

Eine wunderbare Zeit waren auch die Wochen im Ferienkamp, auf dem Bauernhof, mit den Kindern meiner Klasse der Volksschule, wo ich unterrichtete. Der Bauer war muskulös, tatkräftig und suchte eine Frau. Natürlich sollte diese nicht nur hübsch sein, sie sollte auch den Stall ausmisten, die Kühe melken können und das Heu einbringen. Das war ja noch zu meistern, aber dann die Gülle am Feld verteilen, da musste ich passen. Die Nächte dagegen waren wunderbar, abgesehen von den zu kurzen und zu schmalen knarrenden Betten und dem Hahn, der mich jedes Mal pünktlich um vier Uhr Früh weckte.

Es war eindeutig ebenfalls der Falsche, aber wir hatten eine wunderbare Zeit miteinander.

Wunderbar war auch die Zeit mit dem Dirigenten des staatlichen Orchesters. Alles war Musik, meine Bewunderung grenzenlos, meine Abende aber leider einsam. Ich war allein zu Hause, er dirigierte die Toska in der Oper sowie die diversen Bewunderinnen, kam in den Morgenstunden nach Hause und verlangte nach Tee und Gurgelspülungen. Aber es war eine wunderbare Zeit, wir reisten herum und dazwischen gab es schon einige wunderbare Nächte. Sein Vermächtnis sind die Zwillinge, Tristan und Isolde, die mein Leben nun ganz wunderbar machen.

Es war eindeutig ebenfalls der Falsche, aber wir hatten eine wunderbare Zeit miteinander.

Unvergessen war die Zeit mit Rocky, einem Boxer. Ich habe heute noch den Gong in meinem Gehör, den ich nach jeder Runde hörte. Nach manchen Kämpfen musste mir der Trainer meinen Liebsten neu vorstellen, ich erkannte ihn nicht immer. Wenn seine Lippen gerade nicht zu wund waren, ihm keine Zähne fehlten, oder er nicht im Trainingslager war, waren wir ein leidenschaftliches Liebespaar. Es war eine wunderbare Zeit, wir stritten nie, denn wir waren nur sehr selten alleine. Es waren immer eine Menge Menschen um uns herum.

Es war eindeutig ebenfalls der Falsche, aber wir hatten eine wunderbare Zeit miteinander.

Aber nun habe ich endlich den Richtigen gefunden. Er dirigiert höchstens mich, hat keinen Bauernhof mit Kühen, boxt auch nicht. Wenn wir wegfahren, vergewissert er sich vorher, ob wir genug Treibstoff im Tank haben und Heustadeln sind ihm ein Gräuel, er hat Heuschnupfen.

Es gibt keine Aufregungen, keine Pressefotos und auch keine Hähne, die mich um vier Uhr früh aufwecken, aber dafür gibt es einen Mann, der ganz alleine für mich da ist, der den Müll hinunterbringt und nachts mein Bett und mich wärmt.

Wenn  ich erwarten sollte, dass etwas Unvorhergesehenes passiert, dann wäre er eindeutig der Falsche.

Man kann eben im Leben nicht alles haben, zumindest nicht mit nur einem Mann an seiner Seite.


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