Dialog mit
einem Vampir
von Joana Angelides
"Ist hier jemand?"
"Nein"
"Oh! Wo ist denn hier der Lichtschalter?"
"Gibt’s keinen, brauchst Du nicht erst zu suchen!"
"Wer bist Du?"
"Bin gar nicht da!"
"So ein Blödsinn!"
"Doch. Für Dich bin ich nicht da. Lebe schon zweihundert Jahre
hier, brauche kein Licht"
"Zweihundert Jahre??? Du bist der Schlossgeist! Und ich kenne Dich
gar nicht? Ich bin der Schutzengel für dieses Schloss".
"Nein, der Hausvampir! Ein Engel? Brauchen wir hier nicht!"
"Oh Gott! Ich will raus!!"
"Jetzt bleibe einmal da. Welche Blutgruppe hast Du denn?"
"Lass mich ja in Ruhe, ich habe mich nur verirrt!“
"Haben die Anderen auch gesagt! Dann hat es ihnen hier eine Weile
gefallen."
"Die Anderen? Waren das auch Engel? Wo sind denn die Anderen
nun?"
"Nein, ich glaube, Du bist mein erster Engel! Keine Ahnung wo die
anderen sind, ich glaube einer ist in Ägypten, weil es dort auch nachts warm
ist und ein anderer ist nach England gegangen, dem gefallen die Schlösser dort
besser."
"Und warum bist du nicht mitgegangen, anstatt hier
herumzuspuken!?"
"Ich warte auf Leute wie Dich, zur Blutauffrischung! Außerdem bin
ich sehr heimatverbunden, kenne mich hier in diesem Schloss, so nach
zweihundert Jahren schon aus. Obwohl sie es jetzt zu einem Hotel umgebaut
haben. Jetzt ist auch nachts keine Ruhe hier und die Hotelgäste haben oft
soviel Alkohol im Blut, das man kann es gar nicht richtig genießen kann, ich
bin nämlich Antialkoholiker."
"Ich kann gar kein Vampir werden,
Oder? Ich will raus!! Wo geht’s denn hier raus!?"
"Bleib´ doch hier, überlege, bei den Preisen des Hotels hast Du
hier kostenloses Logis, Jahrhunderte lang. Du musst nur die Sicherung raus
schrauben und hier warten, bis sich einer im Weinkeller verirrt. So wie ich
heute."
"Ich will aber kein Vampir sein, ich kann Blut nicht einmal sehen!
Und kostenlose Logis habe ich für alle Ewigkeit im Himmel, steht in meinem
Vertrag."
"Musst Du ja nicht, aber es schmeckt warm und süß! Wieso wankst
du?"
"Ja, siehst Du mich denn? Ich kann nichts sehen"
"Na, wieder ein Nachteil deiner Spezies! Wir können fliegen, ohne
Flügel. Wenn Du die Schwelle zu uns überschreitest, kannst Du auch nachts sehen
und ohne Flügel fliegen!"
"Ich glaube, ich bekomme die Panik, dieses Gespräch ist sicher nicht
real!"
"Ich komme näher, strecke die Hand aus und berühre mich. Wenn Du
mich spürst, dann merkst Du, dass ich real bin! Du bist schön, ich liebe blonde
Vampire, besonders wenn sie männlich sind!“
"Nein, bleibe wo Du bist. Ich werde die Treppe schon finden. Engel
haben kein Geschlecht!"
"Wieder ein Nachteil! Bei uns gibt es weibliche und männliche
Vampire. Wäre ja auch schrecklich, so Jahrhunderte lang! Komm, ich stehe auf der Treppe und erwarte
Dich! "
"Bist du männlich oder weiblich?"
"Weiblich, sehr weiblich! Meine Stimme ist aber tief. Vielleicht
weil es hier unten immer sehr kühl und feucht ist."
"Oh. Lebst Du immer hier im Keller?"
"Nein, ich wohne im ganzen Schloss. Mir gehörte früher nachts
jeder Raum. Nun nach dem Umbau muss ich mich in den Nebenräume aufhalten. Oder
im Keller oder im Dachgeschoß"
"War das eben Deine Hand auf meinem Hals?"
"Ja, Du hast einen wunderbaren Haaransatz, kräftige Nackenmuskeln.
Ich liebe das, sind alle Engel so muskulös?"
"Hilfe!!! Hört mich denn keiner?"
"Hier hört Dich keiner. Das ist ein Nebenraum des Kellers, links
von Dir steht mein Sarg und im Regal hängen meine Kleider. Hörst Du es
rascheln? Das ist der Taftunterrock. Vorsicht, Du stehst mit dem Rücken zur
Wand, hier geht’s nicht mehr weiter".
"Um Gottes Willen, hör auf damit, lass mich die Treppe finden! Oh,
hast Du einen weichen Körper, ich dachte Vampire fühlen sich kalt an!"
"Nicht immer, es ist ja noch früh am Abend und das Bewusstsein
eines männlichen Körpers in meiner Nähe, bringt mich zu innerlichem Glühen! Ein
männlicher Engel..............."
"Ich bekomme keine Luft! Ich habe Angst und Du hast deinen Arm um
mich geschlungen und Dein Atem auf meinem Gesicht....."
"Sag jetzt nichts mehr, halt nur einen Moment still!"
"Ich will aber kein Vampir............"
Es war ein kurzer stechender Schmerz, dann war alles vorbei.
"Es ist zu spät, mein Engel!"
"Hast Du auch einen Namen? Als Engel hatte ich einen Namen! Wir
könnten zusammen nach Paris gehen? Dort kenne ich ein Schloss in der
Champagne...“
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