Freitag, 7. August 2020

Gefallener Engel, Humor




Gefallener Engel

von Joana Angelides

Huch, die letzten Tage waren aber ganz schön stressig.

Zuerst bin ich einmal gestorben. Völlig überraschend und ungerechter Weise. In meinem Alter! Naja Paragleiten ist halt nicht ungefährlich, aber ich meine so gefährlich ist es ja nun auch wieder nicht, Und es haben schon andere überlebt.

Na gut, jetzt bin ich da!

Dabei fing es so schön an!

Am Himmelstor empfing mich ein alter Mann mit einem Heiligenschein und einem langen weißen Nachthemd. Er blickte in sein Buch, nickte und hackte mich ab. Scheinbar hat er schon auf mich gewartet.
Eine Schar von Engel stand im Kreis herum, einige spielten Harfe, andere wieder schwenkten weiße Taschentücher.
Ich war offenbar unter den Engeln des Himmels.
Schien aber alles sehr eintönig zu sein, alles Weiß und alle sahen irgendwie gleich aus.

Ich musste mich erst daran gewöhnen, ein Engel zu sein. Ich meine so von einem Tag auf den anderen ist das ja nun auch wieder nicht leicht.

Ich wurde da eingeliefert, nur in so ein weißes Leinentuch eingewickelt, mit einem Zettel auf der Zehe. Da stand mein Name drauf. Den kann ich jetzt vergessen meinte der Engel in der Aufnahme und hat mir den Zettel einfach abgeschnitten und weggeworfen.
Dann hat er mir so einen Stoß mit neuen weißen Gewändern, Sandalen und ein paar Flügeln in die Hand gedrückt und einfach nur gesagt:

„Wolke 237 ist vorläufig die Ihre!“

Und da saß ich nun.  Ich sollte auf die endgültige Aufnahme und Erteilung meiner neuen Aufgaben warten. Paragleiten wird da ja nicht darunter sein, dachte ich damals.  Aber was Anderes macht mir so gar keinen Spaß!

Olala, was war denn das? Auf Wolke 238 trat dann ein wunderbares weibliches Wesen, mit langem blonden Haar und einer Figur wie eine Statue. Wie so dastand, an das goldene Gelände gelehnt und nach unten blickte! Einfach ein Traum. Also, der Schwung ihrer Hüfte war eine Symphonie, ihre Beine hörten einfach gar nicht auf.
Das sehe ich durch jedes Gewand hindurch, da bin ich Experte. Der dünne Stoff legte sich auf ihre Brüste und ließ die Spitzen durchscheinen. Sie war Erotik pur!

Doch was bedeutet Erotik im Himmel? Kann sich da in den Grundzügen was verändern? Wohl kaum. Erotik bleibt Erotik.

Uiii, war da ein kleiner Blitz? Ich habe das nicht weiter beachtet.

Na wie immer, Erotik bedeutet für mich Berührung, eine Stimme die einen den Kopf heben lässt, wenn sie erklingt.
Erotik ist, wenn unter dünnen Stoffen Konturen sich bewegen und verschwimmen und man diese geheimnisvollen Bewegungen nicht aus dem Blickwinkel verlieren will.
Minuten des Schweigens, die wie wunderbare Stunden erscheinen, in denen man sich völlig isoliert von allem Rundherum fühlt.
Es sind auch diese Düfte, die sich etablieren, sofort Erinnerungen an vergangenen Nächten aufsteigen lassen.
Und genau das passierte mir in diesem Moment.  Himmel hin oder her!

Irgendwer räusperte sich da?! Ich beachtete es wieder nicht!

Ich wollte mich auch einmal räuspern, vielleicht blickt sie dann herüber, schließlich sind wir ja Nachbarn, dachte ich.

„Kkkkhhch“
Oh, sie blickte herüber und ihre wundervollen blauen Augen sprühten tatsächlich Sterne, die einen fast blendeten.  Sie lächelte mich an, ich verging vor Verlangen!

Ich werde auch an das Gelände treten, zu ihr hinüberblicken. Vielleicht können wir beide Wolken so zusammenführen, dass wir uns berühren können!
Ich trat an das Gelände um besser zu ihr hinüber blicken zu können Oh Gott, ihr Anblick versetzte mich in Schwingungen.


Uiiii, darf man das überhaupt sagen oder denken, hier im Himmel, war mein nächster Gedanke!
Da hörte ich schon ein lautes Grollen. Ein Gewitter?


In diesem Moment lächelte sie mich an, das ließ mich taumeln. Ihr Lächeln war das schönste Lächeln der letzten Tage. Erinnert mich an..... Na, an wen? Achja an Eva! Oder doch an Lisa? Na egal, auf jeden Fall war es aufregend!

Wenn ich mir so vorstelle, wir beiden auf einer Wolke, zugezogene Vorhänge, ich ihren zarten zitternden Körper in meinen Armen und mein Gesicht in ihrem Engelshaar!!! Der Gedanke macht mich heute noch verrückt!

Dann kam ein anderer Engel und nahm mir meine Handtücher und Gewänder wieder weg. Was ist da los, dachte ich!
Die Sandalen hatte ich an, die kriegte er nicht!


Dann bekam ich einen Stoß, es schwankte alles und ich fiel und fiel. Es wurde mir ganz schwarz vor den Augen!

Und wo landete ich dann ziemlich unsanft? Hier!


„Wie war ihr Name? Luzifer?“, war die erste Frage!

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