Die kleine Wasserhexe
„Schau, Klaus, diesen Brunnen
gibt es gar nicht mehr vor dem Haus. Das ist sicher ein sehr altes Bild.“ Sagte
Lisa gerade, als Tante Monika das Häuschen betrat.
„Ja, dieses Bild ist schon
dreißig Jahre alt, da gab es den Brunnen noch. Das heißt, den Brunnen gibt es
noch immer, aber ich habe ihn abgetragen und den Schacht, der sehr tief ist,
abdecken lassen, damit niemand hineinfällt. Das ist eine sehr traurige
Geschichte gewesen!“ Sie seufzte tief auf und erweckte damit die Neugierde der
Kinder.
„Ach, erzähle sie uns, bitte!“ riefen die Beiden
gleichzeitig aus.
„Ach, Kinder ein anderes Mal,
heute nicht.“ Sagte sie und ging mit ihrem Einkaufskorb in die Küche.
Klaus und Lisa waren sehr
enttäuscht. Bisher war Tante Monika immer bereit gewesen, ihnen die
unglaublichsten Geschichten zu erzählen und gerade diese eine Geschichte über
einen Brunnen, wollte sie ihnen vorenthalten.
Sie zwinkerten sich zu und
gingen geradewegs in die Küche.
„Bitte, bitte, wir wollen
diese Geschichte hören. Bisher hast Du uns ja auch immer alles erzählt!“
Tante Monika setzte sich zum
Küchentisch, wischte ihre nassen Hände in der Schürze, die sie umgebunden
hatte, ab und bedeutete den Kindern, sie sollen sich ebenfalls setzen.
„In diesem Brunnen wohnten
die Wassergeister aus dem ganzen Tal. Sie sorgten dafür, dass immer genug
Wasser vorhanden war, sie bewässerten die Felder in der Umgebung und ließen das
Wasser im Brunnen fallen oder steigen, je nach Bedarf und Jahreszeit. Da gab es
auch eine junge Wasserhexe, die hatte immer nur Unsinn im Kopf.“ Tante Monika
lächelte.
„Einmal in der Nacht schlich
sie sich in die Stadt und brachte einen ganzen Kübel rosa Farbe mit und
schüttete diese Farbe oben in den Fluß und der kleine Wasserfall, der den
Eingang zum Märchenwald verdeckt, war plötzlich ganz rosa.“
„Oh, wie lustig!“ Riefen
Klaus und Lisa und lachten herzlich.
„Naja, das sagt ihr, aber der
große Wassergeist wurde sehr böse. Er nahm ihr das Versprechen ab, dass sie
niemals wieder so einen Unsinn anstellen werde. Sie versprach es hoch und
heilig.
Onkel Eduard kannte die
kleine Wasserhexe und setzte sich oft auf den Rand des Brunnens und warf kleine
Margariten-Blumen hinunter. Dann kam die kleine Hexe herauf und sie
unterhielten sich. Sie war sehr schön, hatte immer einen langen Schleier aus
grünem Organza mit vielen kleinen Wassertropfen benetzt, umgewickelt. Immer
hatte sie zwei Champagner-Gläser dabei, mit reinem Wasser und prostete Onkel
Eduard zu. Onkel Eduard war damals noch sehr jung und auch immer zu Späßen
aufgelegt. Sie erzählten sich lustige Geschichten und lachten und neckten sich
gegenseitig.
Ihr müsst wissen, die
Wassergeister lassen sich nicht gerne von den Menschen beobachten, sie sind
sehr scheu. Nur die kleine Wasserhexe suchte immer wieder die Gesellschaft der
Menschen, und besonders die von Onkel Eduard und einem jungen Handwerksbursche
aus dem Nachbarort namens Hans, der immer Wiesen-Blumen hinunterwarf, um mit
der kleinen Hexe zu sprechen.
Die kleine Wasserhexe heckte
nun einen Streich aus. Sie erzählte Onkel Eduard, dass in diesem Brunnen
Goldstücke zu finden seien. Die Wasserhexe hatte vom Berg einige Steine geholt
die Glimmer enthalten und sie in den Brunnen geworfen. Diese glänzten nun durch
das Wasser herauf, wenn der Mond sich darin spiegelte und Onkel Eduard glaubte,
es ist wirklich Gold darin.“ Tante Monika seufzte tief, „Onkel Eduard erzählte
es nun am nächsten Tag im Dorf.“
„Ja, und? Haben die Menschen es denn
geglaubt?“ Fragte Lisa und Klaus gleichzeitig.
„Ja, und es sind Viele
gekommen, rund um mein Haus haben sie einen großen Wirbel veranstaltet, Einige
wollten sogar in den Brunnen klettern, um die glitzernden Steine, von denen sie
annahmen sie seien Gold, heraufholen. Ganz besonders eifrig war der junge
Handwerksbursche Hans aus dem Nachbarort. Er kam mit einem Seil und warf es in
den Brunnen und wollte hinunterklettern, doch als er in der Mitte des
Brunnenschachtes war, der Brunnen ist sehr tief, müsst ihr wissen, ist das Seil
gerissen und er fiel ganz tief in den Brunnen hinein und niemand hat ihn je wiedergesehen.
Man hat versucht hinunter zu klettern, man hat nach ihm gerufen, aber ohne
Erfolg. Es heißt, die Wasserhexe hat in unten behalten. Der große Wassergeist
wurde sehr sehr böse und hat die Wasserhexe bestraft für diesen Streich. Sie
durfte nie wieder nach oben kommen.
Alle Menschen waren sehr
traurig, dass der junge Mann verschwunden war und Onkel Eduard hat es sehr leidgetan,
dass er diese Geschichte damals im Dorf erzählt hat. Er hat dann viele Nächte
am Brunnen gesessen und immer wieder Margeriten hinuntergeworfen, aber die
Wasserhexe ist nie wieder noch oben gekommen. Er wollte sie fragen, ob sie
weiß, was mit dem jungen Mann denn geschehen ist. Dann haben wir eines Tages
den Brunnen abgetragen und verschlossen. So, das ist die ganze traurige
Geschichte.“ Sagte Tante Monika und wischte sich mit der Schürze ein paar
Tränen aus dem Gesicht.
Die beiden Kinder waren sehr
beeindruckt. Das war doch eine sonderbare Geschichte! Wie konnte denn ein
Mensch in einem Brunnen so einfach verschwinden?
Am Nachmittag schlichen sie
sich heimlich zum Brunnen. Klaus verschob zwei Bretter etwas und versuchte in
die Tiefe zu blicken. Doch es war sehr dunkel und er konnte nicht sehr weit
hinunter sehen.
Er nahm einen Stein und warf
ihn hinein. Es dauerte eine ganze Weile, bis er das Aufklatschen auf dem Wasser
hörte.
„Huch, muss ganz schön tief
sein!“ Sagte er.
Sie legten die Bretter wieder
zurück und gingen ins Haus.
„Sag, Tante Monika, hast du
nie versucht, zu erfahren, was wirklich mit dem jungen Mann geschehen ist? Hast
du nie mit den Wassergeistern sprechen können?“ Lisa schaute Tante Monika
fragend an.
„Nein, die sind sehr scheu
und sprechen nicht mit uns Menschen. Aber das ist so viele Jahre her, da war
ich auch noch sehr jung und habe mich gar nicht getraut, das zu versuchen.“
„Aber heute, da würdest du
dich doch trauen? Oder?“ Klaus schaute sie fragend an.
„Naja, heute schon. Aber die
Geschichte ist ja schon lange vergessen.“
„Komm, wir versuchen es, wir
steigen in den Brunnen hinunter und suchen die Wassergeister!“ Riefen die
beiden Kinder.
„Oh, ihr seid ja richtig
mutig und unternehmungslustig, der Brunnen ist sehr tief! Das ist viel zu
gefährlich! Aber, wir könnten vielleicht die Frösche fragen. Vielleicht wissen
die was.“
„Welche Frösche?“
„Naja, die Frösche leben ja
im Brunnen und im Teich gleich hinter dem Dorf und die haben viele Freunde
unter den Wassergeistern! Aber das geht erst morgen, ganz zeitig in der Früh.
Ich werde euch wecken, wenn ihr das wirklich wollt?“
„Ja, das wollen wir, wecke
uns nur ruhig auf.“
Diese Nacht schliefen sie
sehr unruhig, Klaus träumte immer wieder, dass er in den Brunnen gefallen ist,
Lisa sah immer nur Frösche rundherum.
Es war noch nicht ganz hell,
als sie von Tante Monika geweckt wurden. Nach dem eilig eingenommenen Frühstück
stiegen sie in das kleine Auto und fuhren zu dem kleinen Teich, hinter dem
Dorf. Schon von weitem hörten sie die Frösche quaken.
Tante Monika parkte das Auto
ein wenig weiter weg, um die Frösche nicht zu erschrecken und sie stiegen aus.
Durch die ungewöhnlichen
Geräusche gestört, hörten die Frösche sofort auf zu quacken und beäugten die
Neuangekommenen neugierig. Lisa und Klaus setzten sich an den Rand des Teiches
und Klaus versuchte mit einem kleinen Ast, eine der Wasserrosen heranzuziehen
auf der ein Frosch saß.
„Lass das, ich falle runter!“
Quakte dieser und Klaus ließ sofort voller Schreck los, das Blatt der
Wasserrose schnellte zurück und der Frosch fiel wirklich ins Wasser.
„Ich kann ihn verstehen, ich
kann ihn verstehen!“ Rief Klaus ganz beigeistert aus.
„Ja natürlich, wenn Du mit
mir da bist, dann kannst du sie verstehen, hast Du das vergessen?“ Fragte Tante
Monika.
„Ich habe ihn auch
verstanden", sagte Lisa.
„Also, wir werden jetzt
unsere Bitte vortragen.“ Sagte Tante Monika und setzte sich auf einen Stein,
der am Ufer des Teiches lag.
„Wer von euch erinnert sich
noch an die kleine Wasserhexe, die vor vielen Jahren immer heraufkam und
lustige Streiche ausdachte?“
„Ich.“ Rief Quax der Größte
der Frösche.
„Ich auch.“ Bekräftigte Quick
der Schnellste von den Dreien.
„Ja, ich auch.“ Quickste
Quecksi, er war der Kleinste.
Sie waren schon sehr alt, man konnte es an
ihren vielen Falten unter dem Maul sehen.
„Was ist mit der Wasserhexe?“
Fragte der Größte von ihnen neugierig.
„Nach der Geschichte mit dem
verschwundenen Handwerksburschen Hans wurde sie nie wiedergesehen, ich habe
erfahren, der große Wassergeist hat sie bestraft, sie darf nie wieder an die
Oberfläche kommen.“
„Hmmmm, ja, seit damals haben
wir sie auch nie wiedergesehen.“ Sagte Quax, „aber wir werden einmal den
kleinen Wassergeist Auala aus dem Waldbach fragen, der weiß immer alles, was so
vorgeht in der Welt der Wassergeister.“
Quack hüpfte in den Teich und
verschwand unter der Oberfläche. Es gab ein paar große Luftblasen, eine Menge
kleinere Luftblasen, dann wirbelte die Oberfläche auf und auf ihr erschien ein
seltsames Wesen. Es bewegte sich im
Wasser hin und her, schien mit der Wasseroberfläche zu verschmelzen, dann nahm
es wieder Konturen an und plötzlich erhob sich aus dem Teich ein wunderliches
Männchen, durchsichtig, mit langen Haaren, die wir Schlingpflanzen aussahen,
aus denen das Wasser hervorperlte. Es blieb halb im Wasser und schaukelte mit
den Bewegungen der Wasseroberfläche hin und her.
„Wer wollte was wissen?“
Seine großen wasserblauen Kulleraugen schauten von einem zum anderen.
„Wir“, sagte Klaus und trat
hervor, „wir haben gehört, Hans der Handwerksbursch ist in dem Brunnen von
Tante Monika zu Tode gekommen, aber man weiß nichts Genaues. Weißt du, was
damals geschah?“
„Ja natürlich. Das war eine aufregende
Geschichte! Alle dachten er sei tot. Die Wasserhexe wurde bestraft, weil sie
den Tod eines Menschen verursacht hatte, alle suchten den Grund des Brunnens
ab, aber ohne Erfolg. Wir wollten ihn retten, ihn wieder an die Oberfläche
tragen. Aber wir haben ihn nicht gefunden. Aber der Handwerksbursche ist gar
nicht verschwunden. Er lebt schon viele Jahre in der großen Stadt. Er fiel zwar
ganz tief in den Brunnen, wurde aber durch den darunterliegenden,
unterirdischen Fluss ins Freie gespült. Er blieb dann betäubt und bewußtlos am
Ende des Tales, wo der Fluß ins Freie tritt, liegen und erwachte erst wieder
nach Stunden. Doch er schämte sich sehr, dass er nach dem falschen Gold
getaucht war und beschloß, nie wieder zurück zu kehren. Er bestieg den
vorbeifahrenden Zug und blieb in der großen Stadt. Der große Wassergeist weiß
das alles leider nicht, weil er uns verboten hat, jemals wieder darüber zu
sprechen. Ich habe es nur durch Zufall erfahren, als dieser Hans es einem
anderen Holzfäller bei der Arbeit erzählte.“
„Ja aber, alle haben geglaubt, dass er
verschwunden sei, ja sogar tot im Brunnen liegt.“ Tante Monika war ganz
entsetzt über das was sie da vom Wald-Wassergeist hörte. „Oh, Gott, das ist ja
schrecklich! Alle haben gedacht er sei tot, auch Onkel Eduard hat sich immer
wieder Vorwürfe gemacht. Die kleine Wasserhexe wurde bestraft, ich habe den
Brunnen verschlossen. Dabei war alles ganz anders!“
Es gluckerte und rauschte und
der Wald-Wassergeist vereinigte sich wieder mit dem Teich und langsam verloren
sich seine Konturen an der Oberfläche. Nur ein paar Schlingpflanzen blieben
übrig.
Klaus und Lisa hatten
zugehört und auch sie waren ganz erstaunt, über das Gehörte.
„Also, wir müssen diesen Mann
finden, er muss wieder zum Brunnen kommen und Wiesenblumen hineinwerfen, damit
der große Wassergeist und die Wasserhexe wissen, dass er gar nicht tot ist.
Dann müssen wir es Onkel Eduard sagen, damit er sich keine Vorwürfe mehr zu
machen braucht. Außerdem müssen wir es im Gemeindeamt anschlagen, dass alle
wissen, dass er gar nicht tot ist!“ Sprudelte es aus Klaus heraus.
„Ja, Klaus, du hast
vollkommen Recht, das müssen wir tun!“ Bekräftigte Tante Monika die lange Rede
von Klaus.
„Also, wir danken euch, ihr
lieben Frösche, ihr habt uns sehr geholfen! Wir werden jetzt einmal zu Onkel
Eduard fahren und ihm diese Neuigkeit erzählen. Dann werden wir Hans den
Handwerksburschen im Wald suchen.“ Sagte Tante Monika.
„Quack, quack, quaaaack“,
hörten sie noch lange hinter sich. Die Frösche waren ganz aufgeregt und
unterhielten sich noch lange über diese längst vergessen geglaubte Geschichte.
Sie stiegen in das kleine
Auto ein und fuhren sofort zu Onkel Eduard.
Dieser war vor seinem Haus
mit dem Zerhacken von Holz für den Winter beschäftigt.
„Eduard, komm steig ein, wir
fahren nach Hause und werden Kaffee trinken, ich muss dir was sehr Wichtiges
erzählen.“ Rief Tante Monika.
Onkel Eduard blickte fragend,
ließ aber dann von dem Holz ab, nahm seine Weste, pfiff nach Snief und sie
stiegen beide in das kleine Auto.
Zu Hause angekommen, machte
Tante Monika zuerst Kaffee für sich und Onkel Eduard und eine große Kanne Kakao
für die Kinder. Sie schnitt den duftenden Kuchen an, den sie am Morgen gebacken
hatte und gab jedem ein großes Stück. Snief bekam ein Stück Wurst, die Tante
Monika immer für ihn bereit hatte.
„Also, was gibt es so
Interessantes?“ Fragte nun Onkel Eduard mit vollem Mund.
„Mit vollem Mund spricht man
nicht!“ riefen beide Kinder gleichzeitig aus.
Er schwieg gleich ganz
schuldbewusst und schluckte den Bissen im Munde hinunter.
Tante Monika erzählte ihm nun
die ganze Geschichte und seine Augen wurden immer größer und erstaunter.
„Ja, das ist ja fürchterlich,
ich meine, es ist natürlich gut, dass Hans der Handwerksbursche nicht tot ist,
aber wir haben es doch alle geglaubt! Was machen wir denn jetzt?“
„Also, du wirst erkunden,
wann die Männer wieder in den Wald kommen und wir werden dann alle hingehen und
ihn suchen. Dann muss er zum Brunnen kommen und wieder Wiesenblumen
hineinwerfen, zum Zeichen, dass er lebt. Wir werden sehen, was dann passiert!“
Am nächsten Morgen machte
sich Onkel Eduard auf den Weg in den Wald. Aber die Männer waren nicht da. Auch
nicht am nächsten und am übernächsten Tag. Sie wurden schon ganz mutlos.
Doch am vierten Tag kam Onkel
Eduard ganz atemlos angerannt.
„Sie sind da, sie sind da!“
Rief er schon von weitem.
Sofort machten sie sich auf
dem Weg in den Wald. Sie ließen das kleine Auto am Waldesrand stehen und gingen
den Geräuschen der Holzfäller nach.
Sie kamen dann auf eine
kleine Lichtung, wo bereits einige Stämme gestapelt waren. Es waren fünf
Männer, die mit den Holzarbeiten beschäftigt waren. Es war ein schrecklicher
Lärm. Die Sägen durchschnitten die Ruhe des Waldes und störten alle Tiere.
Viele sind geflüchtet, oder haben sich in Erdhöhlen versteckt. Besonders laut
war die Maschine, die die Stämme von den Ästen befreiten. Die kleinen
Vogelnester waren heruntergefallen, die kleinen jungen Vögel piepsten
jämmerlich, doch es hörte sie keiner.
Als es eine kleine Pause gab,
weil wieder neue Stämme herbeigeschafft wurden, rief Onkel Eduard einem der
Männer zu:
„Wir suchen Hans, er soll
hier arbeiten!“
Einer der Männer deutete zu einem
großen hageren Manne hin, der gerade damit beschäftigt war, die Maschine zum
Entfernen der Äste an einem Baumstamm anzubringen.
Onkel Eduard ging zu ihm hin.
„Hallo Hans, erkennst Du mich
wieder? Ich bin Eduard aus dem Dorf!“
Hans schaute auf und blickte
Onkel Eduard eine Weile fremd an. Dann erhellte ein Lächeln sein Gesicht.
„Oh, ja, Eduard! Mein Gott
ist das lange her! Was machst Du denn da?“ Fragte er dann.
„Wir haben Dich gesucht. Alle
dachten Du bist tot als Du damals in den Brunnen gefallen bist. Wir haben auch
nie wieder was von Dir gehört!“
Onkel Eduard erzählte ihm
nun, was geschah, nachdem er verschwunden war. Hans war sehr erschrocken und
setzte sich auf den Baumstamm.
„Ja, und was kann ich jetzt
machen?“
„Du musst mitkommen und
zuerst einmal am Gemeindeamt die Meldung machen, wo Du dich jetzt aufhältst und
dann komm zu Tante Monika und dem Brunnen beim Haus. Wir werden dann wieder
unsere Blumen hineinwerfen, vielleicht kommt die kleine Wasserhexe wieder?“
Beide lachten und Hans
versprach, das sofort, wenn die Arbeit hier im Wald erledigt sein wird, so zu
machen.
Nach einigen Tagen, Tante
Monika, Onkel Eduard und die Kinder saßen vor dem Haus und Onkel Eduard
erzählte eine Geschichte, kam Hans. Er hatte einen wunderschönen Strauß mit
Wiesenblumen in der Hand.
„Hallo, guten Tag euch allen.
So wo ist denn nun der Brunnen?“ Er konnte ihn nirgendwo sehen, weil ihn Tante
Monika damals abbauen hat lassen und den Schacht mit Brettern verschlossen
hatte.
„Komm mit, Hans, hier ist der
Brunnen. Du musst nur die Bretter wegnehmen", sagte Onkel Eduard.
Während Hans die Bretter
wegnahm, lief Onkel Eduard in das Haus und holte seine Margariten aus der Vase
in der Küche, die er vorbereitet hatte.
Sie nahmen nun die letzten
Bretter gemeinsam weg. Hans und Onkel Eduard stellten sich nun an den Rand des
Schachtes, die Kinder und Tante Monika daneben und blickten hinunter.
„Also, los, werft die Blumen
nach unten!“ Sagte Tante Monika.
Die beiden Männer beugten
sich nach vorne und ließen die beiden Blumensträuße hineinfallen. Alle hielten
den Atem an. Doch es geschah nichts. Man hörte auch gar nicht, ob die Blumen
nun auf dem Grund des Brunnens ankamen, dazu waren die Blumen wohl zu leicht.
Enttäuschung machte sich auf
allen Gesichtern breit. Sie standen noch
eine Weile da und schauten hinunter, dann drehte sich Tante Monika um und
sagte:
„Das war leider nichts.
Entweder ist die Wasserhexe gar nicht mehr da, oder sie darf nicht
heraufkommen. Na kommt ins Haus, ich mache wieder eine gute Jause.“
Sie wollten sich schon alle
wieder ins Haus begeben, da hörten sie aus dem Schacht ein helles Lachen, leises
Klirren, wie wenn zwei Gläser zusammenstießen und aus dem Schacht kam ein
helles grünes Organzatuch, über und über mit Wassertropfen benetzt, herauf und
schwebte in der Luft. Onkel Eduard lief schnell hin und wollte danach greifen,
doch da fiel es schon wieder in den Brunnen zurück und wieder kam ein helles
Lachen herauf.
„Oh, sie ist wieder da!“
Strahlte Onkel Eduard über das ganze Gesicht.
Am nächsten Morgen kam er mit
einer Scheibtruhe voller Ziegel an, mit einer Winde, einem Seil und einem
Wasserkorb. Er mauerte einen neuen Brunnen und brachte auch die Winde wieder
an. Dann ließ er den Wasserkorb an dem langen Seil hinab.
Er betrachtete sein Werk
wohlwollend, setzte sich auf den Rand des Brunnens und zündete sich seine
Pfeife an.
Tante Monika schaute hin und
wieder aus dem Küchenfenster und lächelte. Sie wusste, dass er nun wieder jeden
Abend kommen wird und immer wieder Margariten hinab werfen wird. Ob aber die
Wasserhexe wiederkommt?
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