Das Bett
Da steht es, mitten
im Raum. Dieses riesige Bett, mit den seidenen Laken. Eigentlich könnten hier
auch drei Personen bequem Platz finden.
Ich umrunde es schon das dritte Mal und berühre mit meinen Fingerspitzen die
kühlen, glänzenden Laken.
Es ist eigentlich ungewöhnlich für ein Bett, so mitten im Raum zu stehen, doch
wir sind auch nicht in einem gewöhnlichen Hotel, sondern in einem sehr teuren,
exklusiven Hotel in Bahrein.
Und ich habe die Aufgabe für meine Zeitung einen Bericht über diesen
Nächtigungstempel zu schreiben.
Die Vorderfront des Raumes ist offen und läßt die Augen über die Weite des
Meeres gleiten, nur weiße durchsichtige Schleier wehen im leichten Wind,
befestigt mit großen Ringen aus Messing (oder sind sie aus Gold?) an den
Vorhangstangen.
Die Fußböden sind aus weißen Marmorplatten, die mit goldfarbenen Metalleisten
verbunden sind. Tischchen, Elefanten darstellend, mit Rauchglasplatten tragen
Schüsseln mit Obst. Wasserkaraffen stehen herum. Große Bodenwasen beinhalten
weiße große Liliengewächse und Windspiele erwecken Fantasien.
Ob ich mich einfach einmal auf dieses Bett setzen darf?
Ich drücke es leicht hinunter und spüre elastischen Widerstand. Mein Po
hinterläßt eine kleine Verschiebung sowie Fältchen auf dem Laken und ich
streiche es wieder glatt.
Eigentlich kann man alles ganz leicht wieder ungeschehen aussehen lassen.
Ich werde mutiger und entschließe mich, mich quer über dieses überdimensionale
Bett zu legen. Ich lege mich auf dem Rücken und blicke hinauf in den Himmel.
Der Himmel besteht aus ebenfalls weißen Schleiern, die zusammengefaßt von einer
in der Mitte sich drehenden Kugel gehalten werden. Die Kugel besteht aus vielen
bunten Glassteinen und kleinen Spiegelstücken.
Sie beginnt sich langsam zu drehen und sendet kleine flimmernde Lichter aus.
Von rückwärts umfassen mich plötzlich zwei starke Arme und ich habe das Gefühl,
mein Kopf wird angehoben und zärtliche Finger verlieren sich in meinen Haaren.
Seltsam, ich dachte, dass ich alleine im Raum bin. Die Rezeption hat mir die
Karte für das Türschloß ja alleine überlassen!
Aber, man sollte immer den Augenblick geniessen und daher schließe ich meine
Augen und lasse diese Fingerkuppen meine empfindlichen Nervenenden massieren
und reizen.
Das Blut schießt in den Kopf und erweckt ein Rauschen, das aber auch vom Meer
vor der Terrasse sein kann.
Ich drehe mich ein wenig seitwärts, hebe meine Arme über den Kopf, ziehe die
Beine etwas an und lasse diese Hände an meinen Hüften abwärts, bis zu den
Kniekehlen streichen.
Die Kugel da oben dreht sich scheinbar schneller und ich höre im Hintergrund
helle Glöckchen eine Melodie spielen.
Flüstern da warme Lippen etwas in mein Ohr? An sich ist es egal, was es ist, es
klingt aber unglaublich zärtlich. Ich strenge mich an, die Worte zu verstehen,
aber es gelingt nicht. Vielleicht ist es aber auch arabisch? Egal, es klingt
wunderbar.
Hundert Hände meine ich auf meinem Körper zu spüren, das dünne Kleid kann
nichts abhalten, ich genieße es.
Sehe ich da so einen kleinen Diener, der mit einem großen Fächer aus
Pfauenfedern die Luft ein wenig bewegt?
Eine mit bunten Ringen bestückte kräftige Hand reicht mir eine Karaffe mit
kühlem Orangensaft und eine andere Hand steckt mir süße kleine Fruchtstücke in
den Mund.
Irgendwie ist mir mein dünnes Kleidchen abhandengekommen und ich spüre nun das
kühle Laken auf meiner nackten Haut.
In den darauffolgenden Stunden, oder waren es Tage, wird diese Haut jedoch
einige Male zum Glühen gebracht, mein Inneres explodieren und die Glöckchen
immer lauter.
Ich sehe Sonnenuntergänge, aus dem Meer wieder auftauchende Sonnenscheiben,
vorbei ziehende Boote und höre schwermütige Gesänge der Fischer.
Mein Körper bewegt sich auf den kühlen Laken, wird bewegt, gedreht und gehoben,
die Polster verändern ihre Position, Schleier des Baldachins senken und heben
sich.
Tiefe Schlafphasen wechseln mit hellwachen Momenten in denen ich mit Getöse
gemeinsam mit dem Wasserfall in die Tiefe stürze.
Das Läuten des Telefons reißt mich aus meinen Träumen, oder war es kein Traum?
Es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass ich auf diesem Bett liege, hinauf
starre in den Baldachin und die sich drehende Kugel bewundere.
Endlich habe ich den Hörer gefunden und melde mich mit heiserer Stimme.
Die Rezeption wollte nur wissen, wie lange ich noch zum fotografieren brauche.
Noch eine Weile, ich habe noch gar nicht angefangen!
Zuerst aber muss ich mein Kleid wieder anziehen und meine Frisur in Ordnung
bringen.
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