Zärtliche Symbiose mit einem
Olivenbaum.
von Joana Angelides
Der wuchtige Olivenbaum stand wie
immer im scheidenden Sonnenlicht des
aufkommenden Abends und ließ genüsslich den zarten Abendwind in seinen Ästen
und Blättern sich vergnügen.
Oh, wie schmeichelten ihm die Blätter, wie erregend waren die sich
bewegenden dünnen Äste, die ihm tausende zärtliche Hände vorgaukelten.
Im Inneren des Stammes, der sich außen zerfurcht gab, aber voller Leben und
Energie war, begann der Saft aufzusteigen und belebte ihn fast bis zur völligen Ekstase.
Er spürte, wie jedes seiner Blätter leise zu zittern begann und durch die
Reibung mit dem Nachbarblatt leise
flüsterte. Das waren die aufregendsten
Minuten und Höhepunkte seiner Abende.
Der meisten Abende. Doch es gab Abende, da begannen die Säfte bereits
aufzusteigen, nur wenn sich Alia langsam näherte. Alia war die Tochter des
Gutsverwalters und ein wunderschönes, geheimnisvolles Mädchen. Sie hatte eine
samtweiche, olivenfarbene Haut und langes schwarzes Haar, das im Abendwind wild
flatterte. Sie hatte die Gewohnheit, immer wenn sich die Gelegenheit ergab, der
Sonne am Horizont des Meeres beim Untergang zuzusehen.
Das tat sie am liebsten, indem sie sich an den rauen Stamm des Olivenbaumes,
ihres Olivenbaumes lehnte, ihren biegsamen weichen Körper an ihn schmiegte und
langsam, sehr langsam und gefühlvoll, an ihm rieb. Ihr dünnes, leicht
fließendes Gewand übertrug das Knistern an den Baum und seine sehnsüchtig
ausgestreckten Zweige und Ästchen begannen zu vibrieren
Wenn dies geschah, verlor der Baum seine Gelassenheit, sie konnte sein
Zittern spüren und es erregte sie.
Sie bog den Kopf zurück, sodass ihre Haare sich im Wind an der rauen
Oberfläche des Stammes verfingen und teils über ihr Gesicht und ihre Brüste krochen.
Er genoss diese Augenblicke immer sehr, bedauerte nur, dass sie in diesen
Augenblicken mit dem Rücken zu ihm stand und er daher ihre Brüste nicht spüren
konnte und wartete auf den Moment, wenn sie sich umdrehen wird. Das tat sie
meist, ganz spontan wenn die Sonne ganz im Meere versank und sich die Dämmerung
langsam ausbreitete. Es war als suchte sie Trost und Umarmung.
Dann verschmolz sie mit dem Stamm, rieb ihre Brüste an seiner Rinde bis ihr
die Brustspitzen wehtaten, drückte sich an ihn und genoss die am Tage
gespeicherter Wärme. Sie konnte spüren, wie die Hitze aus seinem Inneren nach
außen drang und sie erfasste.
Sie konnte nicht ahnen, dass sich seine Wurzeln im sandigen Boden
verkrallten und jede ihrer Fasern zu beben begann. Sie pumpten den Saft hinauf
in den mächtigen Stamm, in die einzelnen Zweige und Äste und der ganze Baum
befand sich in einer Art verzehrender Lust. Seine Zweige begannen ziellos in
der Luft nach Halt zu suchen und neigten sich hinab, um den Körper der jungen
Frau erfassen zu können. Die Spitzen der kleinen Äste und ihre Blätter
erreichten auch vereinzelt ihren Körper
und strichen zärtlich darüber. Der Baum und das Mädchen verschmolzen zu einer
Symbiose, ihre erhobenen Arme schmiegten sich an den Baum und krallten sich in
den Spalten und Rissen seiner Außenhaut fest. Ihre Schenkel öffneten sich und
sie konnte seine Wärme an ihrem Venushügel spüren.
Für ihn war es der Moment der totalen Hingabe, die untersten Äste des
Baumes verfingen sich in dem flatternden Haar und das Flüstern würde zu einem
Rauschen.
Er spürte ihre glühenden Wangen sich zärtlich an ihm reibend und ein
hörbares Seufzen und Ächzen durchlief
den mächtigen Baum.
Nur widerwillig löste sie sich dann von ihm, strich noch zärtlich und sanft
über seinen Stamm und ging mit elastischem Schritt durch den Olivenhain wieder
nach Hause.
In diesen Momenten bedauerte der Olivenbaum, dass er ihr nicht folgen
konnte. Festgewachsen und von den Wurzeln gefangen musste er zurückbleiben und
darauf warten, dass sich seine Geliebte wieder an einem der kommenden Abende an
ihm festhalten wird.
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