HOTEL ORIENT
von Joana Angelides
Hallo, mein
Freund!
Das Hotel
Orient ist im Herzen von Wien im 1. Bezirk, direkt bei der Goldenen Brücke zu
finden. Die Zimmer kann man auch kurzfristig für ein paar schöne Stunden
buchen.
Ich habe gestern wieder meine Lust erleben, mich in die
Arme des Eros begeben dürfen und bin in einer völlig anderen Welt erwacht.
Da unser derzeit bevorzugtes Hotel voll belegt war, bekam
ich eine Mail mit neuer Anschrift: Hotel Orient.
Es ist dies ein traditionelles, altes Hotel, das man
früher (oder auch noch heute?) ausschließlich zum Zwecke der Lust aufgesucht
hat. Heute ist es ein Geheimtipp, wird sogar von Paaren aufgesucht, die selbst
eine Wohnung haben, nur um das Ambiente und die Atmosphäre zu genießen.
Aus Neugier, und weil ich einmal als Erste da sein wollte,
kam ich schon eine Stunde früher. Schon im Taxi überkam mich eine ungeheure
Erregung, meine Fantasie spiegelte mir Dinge vor, die noch nie geschehen waren.
Ich wurde von der Rezeption in den ersten Stock geführt
und eines der Zimmer aufgeschlossen, der Schlüssel innen angesteckt und der Boy
verschwand sehr diskret nach Erhalt des Bakschischs natürlich. Gehört sich so,
im Hotel Orient, nicht wahr?
Um dem Ambiente gerecht zu werden habe ich mir ein langes
orientalisch gestyltes, sehr dünnes Kleid angezogen, das rechts und links mit
Gold umrahmte Schlitze aufwies und sehr aufreizend aussah.
Gleichfarbene Pantoffel mit einem Puff vorne und bunten
Strass-Steinen gehörten dazu.
Die Einrichtung war sehr orientalisch angehaucht, einige
Kupferkannen und Wasserpfeifen standen herum. Lederne Polster und Hocker waren
im Raum verteilt und die Beleuchtung war sicher aus irgendwelchen Wüstenzelten.
Die Teppiche waren handgeknüpft und man konnte in ihnen
versinken. Die Vorhänge vor den Fenstern waren blickdicht und hatten an der
Seite schwere Samtvolants.
Ich legte mich auf das Bett, über mir ein Baldachin und schloss
in freudiger Erwartung die Augen. Oh, hörte ich da nicht Flüstern, Rascheln und
Raunen, Kichern und kleine spitze Schreie, erhitzte Worte, leidenschaftliches
Stöhnen?
Ich öffnete die Augen, es war total still.
Doch immer, wenn ich die Augen geschlossen hielt, war
dieses Raunen da, der schwere Duft von Moschus und Moos, Rosenöl und Vanille.
Es war als wäre ich nicht allein, als wären all diese
Gestalten und Liebenden noch hier.
Das Bett schwankte leicht, rechts und links von mir
bewegte sich etwas. Begehrende Hände glitten meine Schenkel empor, suchend
unterhalb des Kleides, an den Hüften, am Bauch.
Sie spielten mit meinen Härchen, ein Finger glitt
zwischen die inzwischen erhitzten Lippen meines Lustzentrums und glitt langsam
auf und ab, die Perle nur kurz berührend, weiter wandernd, mich leiden lassend.
Ich spürte, wie sich das alte Geschehen dieser Räume
verwirklicht, die Geräusche wiederkehren, ja einfach in den Wänden, den üppigen
Polstern und Decken verborgen sind.
Spürte an mir, wie fordernde Arme meine Schenkel
spreizten, heißer Atem über die Feuchte strich und wurde fast wahnsinnig vor
Verlangen.
Ich nahm mir vor, die Augen nicht zu öffnen, den Traum
und die mich anspringende Erregung nicht zu stören und so liegen zu bleiben.
In meinem Trancezustand nahm ich wahr, dass einer dieser
Geister, die noch immer hier zu wohnen schienen, das Kleid einfach aufriss und
ich völlig nackt dalag, einen Fuß angehoben; den anderen seitwärts, matt liegen
ließ und tausend Zungen meine intimste Stelle liebkosten. Während langsam
behutsame Finger in mich eindrangen und sich bewegten, innen kreisten und ein
Feuer entzündeten.
Einer jener Punkte, deren einige vorhanden sind, der in
diesem Moment besonders empfindlich war, war im Kreuzfeuer dieser Finger und
jagte mir die Hitze durch den Körper, als wäre es ein vom Wind angefeuerter
Flächenbrand.
„Oh, ich liebe ihre Leidenschaft, ihr Temperament und ihre
Bereitschaft, exzessive Reize zu ertragen, aus sich heraus zu gehen und mich
zusehen zu lassen, wie sie die Beherrschung verlieren, meine Liebe!“
Es war seine Stimme, die mich in die Gegenwart
zurückholte. Er ist in der Zwischenzeit gekommen und hat meinen sich windenden
Körper offensichtlich in Besitz genommen und es waren seine Hände, die mich
gerade bis zum Wahnsinn erregten und mein hochgehobenes Becken in beiden Händen
hielt. Er schob mir einen der üppigen Polster darunter und begann nun, langsam
aber stetig, ohne seine Finger ruhig zu stellen, mit dem Daumen langsam meine
Perle zu umrunden, sie an der Spitze mit leichten Berührungen zu reizen. Ich
hielt die Augen wieder geschlossen und genoss diese Wellen, die über mich
rollten. Seine Finger in meiner Vagina zündelten das Feuer weiter an, die
Flammen loderten wie auf einem Scheiterhaufen und ich konnte nur mehr mit
geöffnetem Mund schreien und um mehr betteln. Er wusste was er tat, was er da
in Gang setzte.
Unaufhaltsam überrollte mich eine Erschütterung nach der
anderen, mein Bauch zog sich zusammen, entspannte sich wieder, nur um neuerlich
angespannt das Becken zu heben.
Ich hörte wieder das Flüstern der Paare aus der
Vergangenheit, die gurgelnden Laute von Frauen, ihr helles Lachen und tiefe Basstöne,
Glöckchen und leise Trommeln im Hintergrund und spürte die Glut von heißem
Wüstenwind. Spürte, wie sich die Planen eines Zeltes bewegten und Sklavinnen
mir den Schweiß von der Stirne tupften.
Vielleicht waren es auch Eunuchen, die Erfrischungen
brachten, oder duftenden Weihrauch neben die Liege stellten.
Ich war benommen und fühlte mich in eine andere Welt
versetzt.
Irgendwann tauchte ich in einen Zustand der völligen
Schwerelosigkeit ein, sie versetzte mich in die Vorstellung, getragen und
gehalten von starken Armen auf einem Pferd durch den Sand der Wüste dem Mond
entgegen zu reiten.
Wir saßen auf diesem Pferd, Antlitz zu Antlitz, waren
beide nackt und sein Schwert bewegte sich im Rhythmus des Rittes in meiner
Scheide, angeschmiegt in einer maßgeschneiderten Hülle und ich hörte nur mehr
mein Herz klopfen, den Wind brüllen und das Pferd triumphierend wiehern. Meine
lustvollen Schreie gegen den Wind verhallten ungehört
Ich wachte erst wieder auf, als es im Raum schon dunkel
war, nur kleine orientalische Lampen mit durchbrochenen Metallschirmen im
Zimmer verteilt, durch bunte Glassteine Licht spendeten.
Es muss der Zimmerkellner gewesen sein, der mich weckte.
Denn ich hörte wie er leise flüsterte und es wurde ein fahrbarer Tisch in den Raum
geschoben, auf dem allerlei Leckerbissen und eine Flasche Champagner stand.
Wir verteilten die vielen kleinen Teller auf der Fläche
des breiten Bettes und meine Finger griffen nach den Früchten und kleinen
Kanapees und ich genoss alles, als wäre ich soeben von einer langen Reise ohne
Nahrung zurückgekommen.
Mein Freund, hier verschwamm Wirklichkeit, Traum und
Halbschlaf miteinander. Man soll auch nicht versuchen, es auseinander zu
halten. Ich hoffe, dass ich dir geholfen habe, auch in diese Träume einzutauchen.
Auch über https://www.bookrix.de/-joanavienna/
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