Montag, 1. August 2022

Das Erfindergenie, Satire

 

Das Erfindergenie

von Joana Angelides

 

Das Warten ist zermürbend. Der Gang ist lang und es gibt so unheimlich viele Türen, typisch Amt.

 

Wir, ich und Mama, sitzen nun schon eine halbe Ewigkeit da. Jedesmal, wenn eine Türe aufgeht heben wir den Blick erwartungsvoll, wie das eben von  mündigen Bürgern dieses Landes erwartet wird.

Der Grund unseres Hierseins ist Onkel Edi.

 

Mama hält das Schriftstück verkrampft in der Hand und liest es immer wieder. Was da alles so steht, muß man einige Male lesen, um das Amtsdeutsch auch in eine für den Normalverbraucher verständliche Sprache zu übersetzen.

 

 

Onkel Edi war ja schon immer aus dem Rahmen gefallen. Eine schillernde Persönlichkeit sozusagen. Als ich ein Kind war, wurde er immer als leuchtendes Beispiel für Unternehmenslust und Erfindergeist gepriesen. Er hätte beinahe einmal den Funkturm in Wien an einen Amerikaner verkauft. Es flog auf, als der ihn abtransportieren wollte.

Daraufhin verließ er Wien mit unbekanntem Reiseziel.

 

Als er damals  um die Welt zog und in Südamerika den Indianern jodeln beibrachte, waren wir sehr stolz auf ihn. Unser Kulturgut trug er sozusagen in die Welt hinaus. Es war halt dann ein wenig blamable, als ein französischer Wissenschafter eine Diplomarbeit schrieb, in der er behauptete, diese Töne aus dem Mund der Indianer seien schon von den Inkas in dieses Tal getragen worden und Erkenntnisse  über die Lebensweise der Inkas daraus ableitete. Onkel Edi stand daneben machte nur große Augen und wackelte mit dem Kopf, das man mit einigem guten Willen,  als Zustimmung werten konnte. Als alles aufgeklärt wurde, verließ er Hals über Kopf den Kontinent.

 

Seine nächste Station war dann Afrika. Wir hörten von ihm, als überall in den Zeitungen stand, er hätte eine Pflanze entwickelt, die dunkle Haut heller macht. Eine ungeheure Nachfrage nach dieser Pflanze setzte ein. Riesige Containerschiffe verließen Triest Richtung Alexandria mit diesen Pflänzchen. Onkel Edi hatte sie in halb Europa in Auftrag gegeben. Da sie sehr viel Wasser brauchten, war das Projekt jedoch von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Zumindest einmal in Afrika. Außerdem wußte man nicht genau, ob man sie essen mußte, oder auf die Haut auftragen. Diejenigen, die die Pflanze kochten und aßen, hatten auf jeden Fall keine Verdauungsprobleme mehr, jene die sie in gekochtem Zustand dann  auf die Haut auftrugen, wechselten  die Hautfarbe. Es war jedoch ein tiefes Rot, mit vielen Pünktchen, einem Ausschlag gleich. Er verließ Afrika mit einem Containerschiff, sicherheitshalber versteckt  in einer Bretterkiste im Laderaum.

 

Dann war es einige Monate still um ihn. Bis er wieder in Griechenland auftauchte. Er unterbreitete der griechischen Regierung einen Plan, um die Papierproduktion auf Vordermann zu bringen. Seine Theorie war, dass man Weiden  sehr eng nebeneinander pflanzen mußte, damit  sie mangels an Platz in die Höhe wachsen und innerhalb kürzester Zeit so groß werden, dass die Papierindustrie innerhalb von drei Jahren genug Rohmaterial zur Verfügung hätte.

Es erwies sich als Fehlspekulation und Onkel Edi verbrachte fünf Jahre als Fischer  (oder Fisch?) verkleidet auf einer nicht näher genannten Insel.

 

Es störte Onkel Edi immer schon, dass Wasser immer nach unten fließt. Er erfand einen Schwamm, der in genügender Menge angebracht, Wasser nach oben fließen läßt, indem er es ansaugt.

Er demonstrierte das im indischen Fernsehen. Vor staunendem Publikum, hielt er einen Schwamm ins Wasser und zeigte, wie es aufgesaugt wurde und auf der anderen  Seite des Schwammes abfloß. Er erwähnte jedoch nicht den leichten Druck, den er ausübte, um das Wasser zum Abfließen auf der anderen Seite zu veranlassen.

Nachdem einige Kunden enttäuscht reklamierten, das Büro in Benares stürmten und ihn in den Ganges warfen, wäre er fast ertrunken. Er konnte sich einige Kilometer weiter unten, nackt aus dem Ganges steigend, mit Lehm bestrichen,  retten. Er reihte sich in einen Begräbniszug ein.      

 

Einen wirklichen Knick in seiner Karriere erlebte er nun, als er seine Tätigkeit wieder auf Österreich verlegte.

 

Er kündigte an, Schweine mit Schafen zu kreuzen, um Schinken und Wolle gleichzeitig  zu bekommen.

Alleine diese Ankündigung genügte, um ihm eine Anzeige wegen Tierquälerei einzubringen. Und, außerdem, wer  will schon ein Schwein scheren und dabei in der Gülle stehen?

 

Er verkündete, eine zusammenklappbare Brücke erfunden zu haben, die jeder mit sich führen kann. Die Lösung des Transportproblems konnte er nicht anbieten. Außerdem haben wir ja genügend Brücken

 

Er kündigte an, Tabletten  erforscht zu haben, welche die Nahrungsaufnahme überflüssig machen, daher auch das Kochen.

Nach Bekanntwerden dieser Neuerung gab es einen Aufschrei, österreichweit! Das war der berühmte Wassertropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte!

 

Also, das Essen lassen wir uns nicht weg rationalisieren!! Kein Schnitzel mehr? Keine Kalbsstelze? Nur Tabletten a la Onkel Edi?

 

Onkel Edi wurde vorläufig in die Psychiatrie eingeliefert und wir sollen  ihn nun  mit nach Hause nehmen.

 

Aber wir denken nicht daran; womöglich rationalisiert er ja letztendlich die Verwandtschaft weg und wer soll denn dann seinen Reichtum erben, den er mit seinen Erfindungen angehäuft hat?

 

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