Zimmer 310
von Joana Angelides
Ich war in den letzten Tagen unruhig.
Nun waren schon einige Tage ohne nennenswerte
Abwechslung vergangen. Das Hotel, wo die Tagung stattfand war halb leer und es
war auch kein zum Flirten geeigneter Mann in Sicht. Obwohl es ja eigentlich
auch halb voll war.
Paul sah ich nur zu Mittag beim Essen und da war
er in heftige Debatten mit den anderen Teilnehmern verstrickt. Um mich ein
wenig abzulenken, ließ ich in den vergangenen Tagen meine Blicke herum streifen
aber sie tauchten immer ins Leere.
Doch irgendwie begann der heutige Abend
verheißungsvoller. Nach dem Dinner hatte ein gut aussehender Mann am Klavier Platz
genommen und ließ seine flinken Finger verträumt über die Tasten gleiten.
Sofort bewegte ich mich mit meinem Glas in Richtung Klavier.
Er schien mich nicht zu bemerken, blickte zwar in
meine Richtung, aber irgendwie durch mich hindurch. Ich setzte mein verführerischestes Lächeln
auf, nippte an meinem Glas und ließ meinen Blick über den Glasrand zu ihm
hinüber tauchen. Ich hatte beschlossen, ihn heute Abend in mein Programm
einzubauen.
Anfangs jedoch ohne Erfolg.
Ich nahm die Olive aus dem Martiniglas und führte
sie mit dem kleinen Plastikstift langsam zu meinem Mund und umschloss sie mit
meinen Lippen. Meine Zunge tauchte daneben auf und strich genüsslich an der
Olive entlang.
Das rüttelte ihn offenbar endlich etwas auf. Seine
Augen blieben an meinem Mund hängen und seine Musik schien ein wenig lebhafter
zu perlen.
Es begann mir Spaß zu machen.
Nun nahm ich die Olive ganz in den Mund und ließ sie darin hin und her gleiten und gleichzeitig meine Zungenspitze über die Lippen streichen.
Er spielte nun den Schwerttanz von Rimski- Korsakow.
Ich lehnte mich an das Ende des Klaviers und begann rhythmisch meine Hüften zu bewegen. Sein Blick glitt von meinen Hüften über meine Brüste und dann nach oben, zu meinem, zugegebener Maßen sehr tiefen Ausschnitt meines Kleides, weiter zu meinem Mund und blieben da eine Weile hängen. Meine Zungenbewegungen wurden langsamer und sinnlicher.
Dann glitt dieser Blick höher und versank in
meiner Iris. Da blieb er hängen. Meine Augenlider senkten sich etwas und mein
Blick wurde rauchiger.
Sein Spiel wurde etwas lauter und noch schneller und nun bewegte sich auch seine Zunge an seinen Lippen hin und her.
Also, das Spiel hatte begonnen!
Mit einem schnellen und lauten Akkord beendete er das Klavierstück, schloss den Deckel und stand auf.
Unsere Blicken waren ineinander nach wie vor versunken, sein Blick wurde fragend, meiner bejahend. Er kam auf mich zu und sagte im Vorbeigehen leise
„Zimmer 310“, und ging weiter.
Ich schloss meine Augenlider vollständig, was er wohl als Einverständnis wertete, denn er ging langsam Richtung Lift. Ich blieb noch einen Moment mit dem Klavier verbunden, löste mich dann aber ebenfalls. Ich konnte gerade noch sehen, wie sich die Aufzugstüre langsam schloss und er mich mit seinen dunklen brennenden Augen ansah.
Zimmer 310!
Seine leise Stimme klang wie ein Dröhnen durch die
Halle und doch schien nur ich sie gehört und verstanden zu haben. Im Vorbeigehen nahm ich meinen seidenen Schal
vom Hocker an der Bar und ging ebenfalls Richtung Lift. Es dauerte eine
Ewigkeit, bis er sich aus dem dritten Stock langsam löste und mit einem
dezenten Läuten endlich hielt.
Zimmer 310, ohja da war es. Die Türe war nur angelehnt und ich stieß sie zart ganz auf. Zögernd trat ich ein. Das Zimmer lag im Halbdunkel, nur zwei Tischlampen verströmten ein wenig Licht, gedämpft durch die Lampenschirme.
Die Vorhänge der breiten Fensterfront waren
zugezogen und ließen nur sanft das Mondlicht hindurch.
Ich stand mitten im Raum und horchte auf jedes
Geräusch. Da spürte ich einen leichten Luftzug, zwei Arme umschlangen mich von
rückwärts und eine tiefe Männerstimme hauchte
„Willkommen schöne Unbekannte!“
Seine Hände glitten an meinen Seiten entlang
aufwärts, eine seiner Hände öffnete mein Kleid am Rücken und ich spürte, wie
sie am Rücken an den Wirbeln entlang auf und abglitten und sich nach vorne
tasteten. Es traf mich wie ein elektrischer Schlag, als sie meine beiden
Brustspitzen berührten und langsam aber stetig liebkosten. Sein warmer Atem
streifte meinen Nacken, die kleinen Härchen stellten sich auf und es wurde mir
schwindelig, ich zitterte und ich fürchtete zu stürzen. Doch er hielt mich fest
und genoss offenbar mein Zittern.
Plötzlich hob er mich auf und trug mich zu dem
breiten Bett und legte mich zart und behutsam darauf.
Er kniete neben mir, streifte mein Kleid von den
Schultern, befreite meinen Körper davon und begann ihn zu „begreifen“, ließ
seine Hände und die Zunge auf und ab gleiten und mich klingen, wie ein
wertvolles Musikinstrument.
Langsam begann sich der Raum zu drehen, ich mich
aufzulösen. Aber er fing mich in bunten, sich drehenden Kristallbehältern,
Vasen und Amphoren wieder auf und ließ mich schillern und leuchten.
Ich flüsterte, seufzte und stöhnte leise, klammerte
mich an seinen muskulösen Körper und genoss dieses Spiel, schwebend und
fallend, mich drehend und fliegend von Wolke zu Wolke bewegend.
Es muss Stunden gedauert haben, doch in keinem
dieser Momente war mein Körper und meine Seele ohne direkten Kontakt mit den
seinen.
Es war eine Nacht der Höhepunkte, des tiefen
Falles und Auftauchen in das brennende Feuer der Leidenschaften.
Aus meiner Traumwelt wurde ich durch das zarte Rütteln
eines der Stubenmädchen geholt.
„Madame, sie befinden sich offenbar in einem
falschen Zimmer, ihr Zimmer ist einen Stock höher!“
Sie kannte mich offenbar.
Sehr verwirrt blickte ich herum; sah, dass die
Vorhänge wieder aufgezogen waren und der Raum den Zauber der Nacht verloren
hatte. Es war ein sonniger und wunderschöner Tag draußen.
„Wem gehört denn dieses Zimmer eigentlich?“,
fragte ich
„Niemand, Madame, es ist nicht bewohnt!“
Das Mädchen half mir in meine Kleider und sah mich
mitleidig an. Sie nahm offenbar an, dass ich gestern betrunken war und die
Zimmer verwechselte.
In meinem Zimmer angekommen, stand ich im
Badzimmer und starrte in den Spiegel. Was war nur mit mir geschehen? Mein
Gesicht war heller, die Augen strahlender und um meinen Mund spielte ein
wunderbares Lächeln.
Da erschien Paul, lächelte mir zu und
entschuldigte sich, dass er nachts nicht in das Schlafzimmer kam, da es sehr
spät wurde und er mich nicht stören wollte. Er hatte im Vorsalon des Appartements
geschlafen.
Beim Frühstück ließ ich meinen Blick herumschweifen, doch mein Eros war nirgends zu sehen.
„Tut mir leid, Madame, aber wir haben keinen Klavierspieler, manches Mal spielen aber Gäste am Klavier. Das muss auch gestern Abend so gewesen sein!“ Bedauerte der Portier in der Rezeption.
Da ich immer noch auf Wolken schwebte und der Boden unter meinen Füßen ein wenig schwankte, nahm ich es mit einem kleinen, bedauernden Lächeln zur Kenntnis.
Ich ging langsam durch die Halle des Hotels und
sah, dass sich die Lifttüre schloss und der Lift dann im dritten Stock hielt.
Der Schwerttanz begann wieder in meinem Kopf zu dröhnen.
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