Das Versprechen
von Joana Angelides
Wir
hatten vereinbart, dass wir bis zur Hochzeit warten. In unserer kindlichen
Einfalt und dem ersten scheuen Kuss hatten wir uns heimlich verlobt und kamen
uns vor wie Romeo und Julia. Ich hatte damals gelesen, dass es für das spätere
Leben sehr wichtig sei, jungfräulich in die Ehe zu gehen. Damals als ich
dreizehn war, glaubte man das noch.
Als wir uns dieses Versprechen gaben, waren wir beide dreizehn und spielten
gemeinsam hinter unserem Sommerhaus. Es war ein herrlicher, unbeschwerter
Sommer und wir hatten Ferien.
Da wir nun beschlossen hatten zu heiraten, war es für uns selbstverständlich,
dass wir uns auch nackt auszogen, unsere Körper genau betrachteten und uns mit
den Händen berührten. Es waren anfänglich unschuldige, forschende Berührungen.
Jan brachte auch manches Mal Zeitschriften mit, in denen nackte Körper
abgebildet waren und wir verglichen diese mit unseren Körpern.
Wir sprachen über unser späteres gemeinsames Leben und benahmen uns wie ein
Ehepaar, meinten wir.
Es war einer dieser schwülen Nachmittage, an denen wir wieder einmal, völlig
nackt unter dem Baum auf der Wiese lagen, durch die dichte Hecke rund um den
hinteren Teil des Anwesens völlig abgeschirmt von eventuellen Blicken. Meine
Eltern waren in der Stadt, wir waren alleine.
Jan hatte eine Zeitschrift mitgebracht, die sich nur mit dem nackten Körper der
Frau beschäftigte und sehr intime Stellen zeigte. Er wollte mir nicht sagen, wo
er sie her hatte.
Er legte das Blatt zwischen uns ins Gras und wir blätterten gemeinsam darin.
Dann bat er mich, mich hin zu legen und begann ganz vorsichtig meine Beine zu
öffnen. Er hatte den Wunsch mich zu erforschen, Vergleiche anzustellen.
Seine Hand berührte ganz vorsichtig meinen zart behaarten Venushügel und dann
tasteten sich seine Finger langsam weiter. Ich spürte plötzlich ein bis dahin
noch nie gekanntes Gefühl, es durchfuhren mich elektrische Schläge und ich
schrie leise auf. Das regte ihn an, es nochmals zu versuchen. Meine Reaktion
gefiel ihm und er befahl mir, ganz ruhig da zu liegen, er wollte das noch
einmal ausprobieren. Er wiederholte diese Berührungen langsam immer wieder und
ich stieß jedes Mal einen kleinen Schrei aus. Ich war sehr erschrocken und
befürchtete, dass wir etwas verbotenes, oder zumindest etwas unanständiges
taten.
Doch seine Finger forschten weiter an meinen äußeren weiblichen Merkmalen und
je hektischer meine Bewegungen und je wimmernder meine kleinen, spitzen Schreie
wurden, desto schneller wurden seine Finger. Er bemerkte das Anschwellen meiner
Klitoris, was ihn zu immer schnelleren Bewegungen veranlasste und plötzlich
ging ein Zittern durch meinen Körper, ich verkrampfte mich, es durchfuhr mich
siedend heiß, das Blut stieg mir in den Kopf, meine Hände griffen ins Leere,
bis ich seine Schultern erfasste und mich daran festhielt. Es explodierten
tausend Sterne über mir, der Atem blieb mir weg. Mein Kopf flog hin und her und
die kleinen, spitzen Schreie wurden zu einem Stöhnen und Wimmern, bis ich
ermattet innehielt.
Jan hatte dies mit großem Staunen beobachtet, er bekam einen roten Kopf und
sein schmächtiger Körper fühlte sich sehr heiß an. Ich bemerkte plötzlich wie
auch er in unkontrollierten Bewegungen, zuckend neben mich hinsank.
Dieses erste sexuelle Erlebnis faszinierte uns und wir beschlossen, es nochmals
zu versuchen. Bis zu diesem Nachmittag hatten wir zwar des Öfteren über Sex
gelesen, hatten uns vorgenommen, „es„ erst nach der Hochzeit zu machen. Um
jedoch wirklich zu wissen, was „es„ bedeutete, fehlte uns bisher die praktische
Erfahrung.
Da lagen wir nun völlig ermattet, unserem Körper und den außer Kontrolle
geratenen Hormonen total ausgeliefert und begannen nach einer kleinen Pause dasselbe
Spiel wieder. Es war wie ein Sturm über uns gekommen, hatte unsere Kinderseelen
hinweg gefegt und das Begehren, vor allem aber auch die Neugier geweckt.
Ich öffnete in neugieriger Erwartung meine Schenkel und schloß gleichzeitig die
Augen, seine Berührungen erwartend. Mit zittrigen Fingern begann er wieder
suchend zu erforschen, wie ich wohl diesmal reagieren würde. Er entdeckte, als
er mir in die Augen sehen wollte meine sehr hart gewordenen Brustspitzen und
berührte sie mit der anderen freien Hand. Die zuckenden Bewegungen meines
Körpers so neben ihm im Gras unter dem Baum, übten auf ihn eine ungeheure
Zauberwirkung aus. Er fühlte sich plötzlich mächtig, als Herr über meinem
Körper.
Dieser Nachmittag veränderte unsere Beziehung. Wir trafen uns immer wieder
hinter dem Haus und es begann immer wieder damit, dass wir uns schweigend
auszogen und begannen unsere Körper erforschten. Wir sprachen nicht viel,
unsere Begegnungen beschränkten sich ausschließlich auf Sex. Auch ich begann
die Grenzen seiner Reaktionen auszuloten und erschrak anfangs über die
Heftigkeit seiner Ausbrüche, wenn ich lange und intensiv genug meinen Händen
und Fingerspitzen freien Lauf ließ. Nur weil wir den letzten Schritt, den
Vollzug einer Vereinigung nicht vollzogen, wurde unsere Überzeugung gefestigt,
dass wir unser Versprechen einhalten würden.
Eines Nachmittags wäre es fast zum Bruch unseres Versprechens gekommen. Ich lag
wieder einmal im Gras mit gespreizten Beinen. Jan kniete vor mir und seine
Männlichkeit war unübersehbar bereit, in mich einzudringen. Er näherte sich
langsam und ich verspürte bereits den Druck und schloß die Augen in Erwartung
des nun Kommenden. Doch plötzlich sprang er auf, raffte seine herumliegenden
Kleidungsstücke zusammen und lief, nackt wie er war, davon.
Als ich meine Augen öffnete war ich alleine. Ein paar Minuten blieb ich noch so
liegen, dann richtete ich mich auf und zog mich an. Eine gewisse Enttäuschung
breitete sich in meinem Inneren aus und steigerte meine Verwirrung.
Unsere Ferien neigten sich dem Ende zu und wir bereiteten alles für die
Rückkehr in die Stadt vor. Trotzdem ich in den nächsten Tagen nachmittags immer
auf ihn wartete kam er nicht wieder.
Am Tage unsere Abreise lag ein Zettel unter dem Baum.
„Wir haben es versprochen! „ Stand darauf.
Wir sahen uns nie wieder. Meine Eltern verkauften nach diesem Sommer das kleine
Haus, wir zogen in eine andere Stadt.
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