Donnerstag, 25. Juli 2024

KAFFEE; Glosse

KAFFEE

von Joana Angelides


 



 KAFFEE – Die geheime Wissenschaft der Urlaubsmagie

Mein Urlaubsdomizil, ein kleiner Ort irgendwo im Norden Griechenlands, ist, Gott sei Dank, vom Tourismus unentdeckt. Es ist ein kleines Wunder, fast unglaublich, da dieser Ort nur Minuten vom Trubel eines Hotels, eines Campingplatzes und des Flughafens entfernt, direkt am Meer liegt. Es ist, als ob gerade dieser Ort, wie bei Siegfried, durch ein Blatt abgedeckt worden wäre – ein Blatt, das vermutlich nie wiedergefunden wurde, weil es bei einem Kaffee irgendwo im Nirgendwo verschüttet ging.

Die Menschen hier sind einfach, jeder kennt jeden, kennt seine Schwächen, seine Stärken, die Probleme seiner Familie, und alle nehmen Teil an der Freude und am Leid des Nachbarn. Der Ort ist bis 10 Uhr morgens verschlafen, fast alle Fensterläden sind noch zu. Nur vereinzelt sitzt jemand am Balkon und schlürft seinen Kaffee, vor sich hin sinnend, noch halb vom Schlaf umfangen. Ein Bild der Ruhe, wenn nicht sogar der kollektiven Lethargie.

Dieser Kaffee wird nicht getrunken, sondern man schlürft ihn genüsslich, noch ganz heiß, zwischen zwei Zügen einer Zigarette oder Pfeife. Ach ja, dieser Kaffee! Eine nicht ganz dunkle, eher mittelbraune Flüssigkeit aus hell geröstetem, puderfein gemahlenem Kaffee. Er wird unter Zugabe von Zucker und Wasser gekocht bzw. zelebriert. Man könnte fast meinen, die Zubereitung sei ein geheimes Ritual, das nur den Eingeweihten offenbart wird.

Wenn Sie nun meinen, in Griechenland sei Kaffee gleich Kaffee, so irren Sie. Oh, was für ein gewaltiger Irrtum! Es ist eine eigene Wissenschaft! Man unterscheidet zwischen bitter, süß, mittel, sehr süß… Der griechische Barista ist ein Alchemist, der in einem winzigen Briki die perfekte Mischung aus Zucker, Kaffee und Wasser braut, während er nebenbei den Preis für den kommenden Wahrsagekurs kalkuliert.

Der Kaffee wird nach dem Aufkochen aus dem Kännchen unmittelbar in die bereitstehende Kaffeetasse zur Hälfte eingegossen. Dann lässt man den Rest nochmals aufwallen und gießt diesen dann ebenfalls in die Tasse. Ein zweifacher Aufguss, der einem heiligen Akt gleicht. Nur wenn sich obenauf etwas hellbrauner Schaum bildet, ist der Kaffee gelungen. Ohne Schaum? Ein Desaster! Ein Sakrileg!

In der Kaffeetasse verbleibt der Kaffeesud, mit dem mancher versucht, die Zukunft vorauszusagen – was oft die einzige Beschäftigung im Dorf ist. Die Tasse mit dem Sud wird verkehrt auf die Untertasse gekippt und unter geheimnisvollen Blicken gewartet. Nach einer Weile wird das Geheimnis gelüftet, die Tasse mit einem Ruck aufgehoben und dann liegt die Zukunft, zumindest für den selbst ernannten Wahrsager, klar vor ihm. Alles wird so eintreffen, wie er es sieht. Oder auch nicht. Oder vielleicht ein bisschen. Irgendwann.

Aber keine Sorge, wenn der Kaffeesud morgen etwas anderes zeigt. Das Leben im verschlafenen Paradies bleibt weiterhin ein Rätsel, das am besten mit einer Tasse Kaffee und einer Prise Skepsis zu genießen ist. Schließlich ist es die Unsicherheit, die das Leben spannend macht. Und wenn nicht, na dann gibt’s halt noch eine Tasse Kaffee – mit extra Schaum!

 

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