Manche
Träume schmecken salzig.
von Joana Angelides
Mein Freund, deine
Fragestellung signalisiert mir, dass du es gerne nachfühlen würdest, wie es
ist, wenn man einen Frauenkörper im Arm hält und spürt, wie er in Ekstase
kommt, sich an deinen Körper klammert und um Erlösung schreit.
Du solltest es doch
einmal versuchen, dein ganzes Selbst in ein offenes Gefäß fließen lassen und
den dort freien Raum auszufüllen.
Als ich am
vergangenen Wochenende so am Strand lag und meine Gedanken sich mit dem
Erlebten im Hotel in meiner Heimatstadt beschäftigten, sah ich ihn plötzlich.
Er stand zwischen mir
und der Sonne und versuchte zu malen.
Ja, er versuchte das
Blau des Himmels mit dem Pinsel auf die Leinwand zu bannen. Dass es nicht so gelangt,
lag einfach am Licht, das sich immer wieder veränderte und durch die sich
bewegenden Blätter der Olivenbäume zu immer neuem Leben erweckt wurde.
Ich merkte, dass er
unzufrieden war. Immer wieder trat er einen Schritt zurück und schüttelte den
Kopf.
Ich sah ihn ja nur
von rückwärts, da war er ein breiter, sich nach unten verjüngender Schatten..
Der weiße Panama-Borsalino mit dem breiten Band gab seinen Augen wahrscheinlich
Schatten. Der Oberkörper war muskulös, soweit man das auf Grund seines breiten
Rückens sehen konnte. Die Muskeln spielten abwechselnd, wie bei einem Xylophon,
das man anschlägt.
Die Melodie machte
mich nervös.
Lust stieg in mir
auf, wie immer, wenn ich mir die Kraft vorstellte, die sich wahrscheinlich
zähmen, zur Geschmeidigkeit verführen ließe. Es ist wieder ein Mal wie ein
Zwang für mich, es herauszufordern.
Ich versuchte mich
abzulenken und die Natur auf mich
wirken zu lassen.
Man konnte das Salz
des Meeres auf der Zunge spüren. Die Schreie der Möwen durchdrangen die Stille
und das leise Plätschern der kleinen Wellen schien die Stimmen aus der Tiefe
des Meeres an die Oberfläche zu tragen..
Doch im Gegenteil,
all diese Beobachtungen weckten zusätzliche Instinkte und eine leise Erregung
in mir.
Wieso beachtete er
mich nicht, er musste doch meine Blicke spüren?
Meine Gedanken
begannen Arabesken in den Sand zu zeichnen. Arme und Beine, sich windende
Körper, einen weißen Hut, den der Wind wegträgt. Sie erinnerten mich an die
großen indischen Wandskulpturen an den Tempelwänden, die einzelne
Vereinigungssituationen darstellten.
Es waren die inneren
Bilder von erhobenen, gebogenen Beinen der Frauenfiguren, die sich um den
Körper der männlichen Figuren schlangen, oder Frauenkörper die sich über den
erigierten Penis des unter ihnen liegenden Mannes stülpten, die meine Lust ins
Unerträgliche steigerten.
Ich hielt die Spannung
nicht mehr aus, erhob mich und lief geradewegs ins Wasser. Es umfing mich mit
schmeichelnden Wellen, angenehme Kühle umspülte mich und ich schloß meine Augen
bis auf einen Spalt um das Sonnenlicht auf den Wellen reiten zu sehen.
Es war ein
unglaublich angenehmes Gefühl, sich von den Wellen tragen zu lassen, sich
umzudrehen, unterzutauchen und wieder empor zu kommen.
Ich schwamm, alles
rundherum vergessend und teilte die Wellen mit kraftvollen Tempi. Ich hatte
meinen Bikinioberteil am Strand gelassen und spürte das zarte Streicheln des Wassers
an meiner Haut, meinen erregten Brustspitzen. Meinem Gefühl folgend, rein instinktiv,
zog ich auch das Höschen aus, warf es an den Strand und genoß es, mich nackt im
Wasser zu bewegen
„Oh!“ Es war eine
angenehme Stimme, ein wenig erschrocken klingend aber mit einem durchaus
freundlichen Unterton.
Wir wären fast zusammengestoßen,
der Maler vom Strand und ich. Er hat mich also doch bemerkt, als ich an ihm vorbeilief
und wie zufällig Sand aufwirbelte.
Wir lachten beide und
brachten ein wenig Abstand zwischen uns.
„Ich habe sie noch
nie hier gesehen?“ Er schaute mich fragend an.
„Oh, ich bin nur
dieses Wochenende da. Daher haben sie mich noch nie gesehen, ich schwimme gerne
weit hinaus, ich liebe das Meer sehr“
„Sie sollten aber
nicht alleine so weit hinausschwimmen, das kann gefährlich werden!“
„Nein, nicht für
mich. Ich bin sozusagen am Meer aufgewachsen, fühle mich ganz zu Hause darin!
Vielleicht bin ich eine Meerjungfrau?“
Ich lachte und warf
meinen Kopf und beide Arme zurück.
Sein Blick glitt von
meinen nassen Schultern tiefer ins Wasser und plötzlich wurde mir bewußt, daß ich
nackt war. Ihn schien das in keiner Weise zu überraschen, nur mir blieb einen
Moment lang die Luft weg.
War da ein
belustigtes Lächeln in seinen Augenwinkeln zu sehen? Amüsierte er sich über
mich?
Er brauchte aber doch
einige Sekunden um sich zu fangen und ich ertappte ihn dabei, wie er seinen
Blick auf mein Gesicht heftete, in dem Bemühen sich nicht anmerken zu lassen,
dass er meine Nacktheit bemerkt hatte. Meine Erregung stieg ins Unermessliche.
Nun lächelte ich in
die entstandene Stille hinein und näherte mich ihm, bis ich ihn spürte, meine Beine
die seinen berührten und ihn ermunterte, mit mir gemeinsam, Körper an Körper
dahin zu gleiten.
Er war ein Geschenk
Poseidons an mich, dessen war ich sicher.
Wir folgten einfach
der Stimmung des Augenblickes und gaben uns diesem wundervollen Gefühl des
kühlen Meeres, unseren sich bewegenden Körper hin und hatten auf einmal das Verlangen,
den Horizont berühren zu können.
Ich fühlte mit
angenehmem Schauer, dass er impulsiv seine Arme um mich schlang und presste
lustvoll meine Brüste an seinem Brustkorb und ab diesem Moment vergaßen wir
beide die Welt um uns.
Wir drehten und
bewegten uns im Wasser, als würden wir mit den Wellen schwingen, als gäbe es
keinen Widerstand in diesem Element, ich erzitterte unter seinen Berührungen
und wir spürten das Salz unserer Haut auf den Lippen.
Er hob mich unter
Wasser auf, ließ mich auf der Oberfläche schweben, führte seine Hände zwischen
meinen Schenkel und flüsterte mir sein Erstaunen zu, dass ich scheinbar doch
keine Meerjungfrau bin. Ich glitt nach
unten, umschlang seine Lenden mit den Beinen und nahm seine Erregung wahr.
Nein, ich war keine Meerjungfrau, nur eine vor Lust geschüttelte See-Anemone,
die sich öffnet und schließt und er mein Seepferdchen auf dem ich ritt, mit dem
ich tief hinunter tauchen könnte in geheimnisvolle Unterwasserschlößer, nur
Luftblasen an die Oberfläche schickend.
Gerade in einem
fremden Element sind Gefühle intensiver, oft verstärkt und erschüttern
Grundfeste, bauen Luftschlösser. Es war eine neue Erfahrung für mich, getragen
von Gefühlen und flüsternden Wellen, der Lust einfach so Raum zu geben und es
auch zu genießen.
Ein ekstasisches
Vibrieren, ein leiser Seufzer, eine letzte sanfte Berührung, ein Kuss, wir
lösten uns, ich tauchte anschließend schnell unter und schwamm davon.
Da ich der Sonne entgegen
schwamm, konnte er nicht genau sehen, wohin ich verschwunden war. Er dreht sich
schließlich um und schwamm zurück.
Ich sah ihn noch eine
Weile am Strand stehen und in die untergehende Sonne blicken. Hin und wieder
hob er die Hand, um mir zuzuwinken.
Dann nahm er seine
Malutensilien und ging.
Ich ließ mich noch
eine Weile von Poseidons starker Hand wiegen, mich von den Wellen liebkosen und
genoss diese angenehme Müdigkeit, die sich immer nach einem Höhepunkt bei mir
einstellt.
Der Strand lag einsam
und verlassen da und es war mir egal, ob ich nackt war oder nicht. Ich zog
meinen Bademantel an, raffte meine Sachen zusammen und begab mich ins Hotel.
Lieber Freund, kannst
du nachfühlen, dass ein von Sonne Sand und Lust erregter Körper sich in den sinnlichen
Fluten des sich bewegenden Meeres hingeben kann?