Sonntag, 17. Januar 2021

Blutspuren, Satire

 

Blutspuren

von  Joana Angelides



 

Das Reisebüro "Blutspur" bietet ja bekanntlich Touren zu den weltbekanntesten und herrlich grausamsten Stätten der Welt an.

Gar nicht überraschend gibt es sehr viele Interessenten, sodass das Reisebüro bereits einige Male pro Monat diese Routen belegt.

Die Tour beginnt diesmal in Deutschland und hat als Schwerpunkt die Hexenverbrennungen, da ja die erste Hexenverbrennung in der Kirchengeschichte im Jahre 1272 in Toulouse stattfand.

Die Hexenverbrennung war damals die gängigste und effektivste Methode, seinen Nachbarn oder Konkurrenten loszuwerden. Bis zu 60.000 Menschen fielen diesem Wahn zum Opfer.

Eine besondere Gnade war, wenn das Opfer vorher erdrosselt wurde. Was für humane Gedanken, damals schon, im dreizehnten Jahrhundert!

Ein wahnsinnig aufregendes Spektakel muss das gewesen sein! Alle versammelten sich am Hauptplatz, Es gab Gaukler, Artisten und Gaffer, sicher wurden auch Erfrischungen gereicht und die Damen des Horizontalen Gewerbes konnten nach dem mittelaltrigen Barbecue die aufgegeilten Männer nach Strich und Faden ausnehmen.

Das Sightseeing beginnt gleich nach dem Frühstück im Hotel.

Das Reisebüro hat einen fix aufklappbaren Scheiterhaufen mit, der dann eine Stunde vorher am Hauptplatz aufgestellt wird. Leider darf man ihn nicht anzünden, da es die Feuerrechtsbestimmungen meist nicht erlauben. Aber mittels eines Tonbandes kann man die schauerlichen Schreie der brennenden Opfer vom Tonband genießen und wer will, kann sich an den Pfahl binden lassen und mit geschlossenen Augen die Atmosphäre nachempfinden.

Während der Weiterfahrt nach Frankreich wird noch weiter gerätselt, ob es heute noch Hexen gibt?

Die Französische Revolution 1789 bis 1799, also zehn Jahre aufregender Ereignisse, rückte die Guillotine wieder in den Mittelpunkt!

Der Führer vom Reisebüro erklärte vor dem Schloss Versailles die Funktion und lobte die Zuverlässigkeit des Instrumentes. Er betonte auch, dass die Hinrichtungen auf einem Schafott, wo der Kopf mit einem einzigen Schlag abgetrennt wurde, nur den Adeligen vorbehalten waren. Erst durch die Erfindung der Guillotine kam auch das gemeine Volk in den Genuss einer humaneren Hinrichtung, früher wurde es, ebenfalls öffentlich, einfach nur gehenkt.

Man muss sich, dass vorstellen, die Menge wartet auf den Leiterwagen, wo die Verurteilten angebunden herbei gekarrt werden. Mit vor Angst geweiteten Augen und meist auch noch weinend.

Die Menge wirft mit allerlei Obst und Eiern nach ihnen! Also, heute gibt es solche Freiluftveranstaltungen leider gar nicht mehr. Naja das Werfen mit Lebensmittel ist ja in unserer Zeit obsolet.

Was für ein Tod! Man muss sich das vorstellen, man wird mit dem Kopf und den Händen eingeklemmt und über dem Haupt schwebt ein scharfes Dreieck, dass jeden Moment herab sausen kann! Man lauscht auf jedes Geräusch, jeder Bewegung hinter einem. Ein Nervenkitzel sondergleichen.

Im Endeffekt kommt ja der Tod oft unverhofft, nicht wahr?

Kalte Schauer laufen dem Touristen über den Rücken!

Der Delinquent sieht nicht viel, nur den Korb unter ihm. Da wird ja voraussichtlich der Kopf hineinfallen.

Um genügend Applaus zu bekommen kann der Henker den Kopf danach aber auch aus dem Korb nehmen und dem johlenden Publikum zeigen!

Schauer laufen uns über den Rücken und ein wenig Mitleid regt sich. Obwohl, es ist ja schon Jahrhunderte her!

Die Fahrt geht weiter nach London, zur Besichtigung des Towers.

In den Verliesen des Towers, der im Mittelalter erbaut und immer wieder ausgebaut und erweitert wurde, sind vorwiegend Menschen des oberen Standes verschwunden. Bischöfe, Prinzen, unliebsame Verwandte des Königshauses, usw. Damals gab es deren ja viele!

Die drei Königinnen Anne Boleyn, Catherine Howard und Lady Jane Grey haben den Tower nie verlassen. Sie fanden dann aber dafür in der Kapelle ihre letzte Ruhestätte. Eine Wiedergutmachung sozusagen.

Man kann von einer Balustrade in die Kellergewölbe hinunterschauen, sich vorstellen, wie halbnackte Männer an Eisenringen an den Wänden hängen und die Ratten hin und her huschen.

Im Prospekt liest man, dass sie entweder verhungert sind oder hingerichtet wurden, oder vielleicht sogar beides.

Man kann sich im Geiste vorstellen, wie feine Damen mitten im Stroh sitzen und den verzweifelten Kampf gegen Ungeziefer beginnen. Schauerlich, aber doch vielleicht irgendwie gerecht?

War da nicht irgendwo ein Schluchzen?

Es klingt schauerlich in den Gewölben, wenn die Touristen, nur so zum Spaß, Hilferufe hinunterrufen. Klingt aber doch gut, oder?

Auf jeden Fall gibt es nichts, womit man die Menschheit nicht unterhalten kann, wenn es nur sensationell genug ist und den anderen passiert.



Liebliche Täler und sanfte Höhen werden immer wieder in Reiseprospekten angeboten und lösen eigentlich bei sensationshungrigen Touristen nur innerliches Gähnen aus.

Aus der Geschichte wissen wir doch, dass es immer wieder Gräueltaten gab, die in die Weltgeschichte eingingen. Warum gibt es nun keine Angebote der Reisebüros, diese Orte zu besuchen, sich ein wenig Gänsehaut und Entsetzen zu verschaffen?

Schließlich gibt es ja Menschen, die sich gerne fast zu Tode fürchten und sich das auch was kosten lassen.

Diese Marktlücke hat nun das Reisebüro „Blutspur“ entdeckt und dementsprechende Touren zusammengestellt.

Besonders zum Fürchten ist schon die Reise mit dem rumänischen Reisebus, mit defekten Bremsen, abgefahrenen Hinterrädern und nur einem Chauffeur, der sich in den Kurven immer schräg nach rechts oder links beugt.
Vom Rückspiegel blickt uns ein hin und her schwingender kleiner Vampir mit roten blinkenden Augen und sehr großen Eckzähnen an.
Gruß vom Grafen Vlad Dracula.
Das Reiseziel ist Siebenbürgen in Rumänien, besser noch bekannt als Transsylvanien. Übernachtet wird im Schlosshotel Dracula. Die Betten da sind wundervoll gearbeitete Särge und in allen Durchgängen hängen Kruzifixe und Knoblauchkränze. Wir hören nachts schauriges Heulen und Schreien aus den Untergeschossen, die mit Lautsprechern in die Zimmer übertragen werden und an der Außenmauer des Schlosses huschen verhüllte schwarze Gestalten wie Molche rauf und runter.
Wunderbare Schauer durchlaufen uns.   x

Eine andere Tour führt nach Joannina im Norden Griechenlands.
Hier beherrschte bis 1822 der osmanische Herrscher Ali Pascha das damals türkische Albanien und den Norden Griechenlands.
Es gibt Stadtführungen, die an denkwürdigen Stellen vorbei führen, wo die damalige griechische Bevölkerung auf Rosten gebraten, auf Spieße gespießt oder irgendwie anders fantasievoll zu Tode gequält wurden. Diese Stellen sind besonders gekennzeichnet und man kann sich auch gleich mit Souvenirs eindecken.
Man vermeint die Schreie der Gequälten noch immer zu hören. Wir machen die Stadtführung zwei Mal, einmal gleich nach dem Frühstück, das zweite Mal vor dem Abendessen.
Wunderbare Schauer durchlaufen uns.

Besonders die Reise nach Istanbul, dem ehemaligen Konstantinopel, gestaltet sich herrlich schaurig! Als Mehmet der Eroberer im Jahre 1453 nach langer Belagerung die Stadt eroberte, kamen 50.000 Menschen zu Tode. Sehr viele davon wurden gepfählt oder gekreuzigt, das Sterben zog sich tagelang auf den Hügeln rund um die Stadt hin. Einige Reste von Pfählen, oder sind sie von Kreuzen, stecken anscheinend noch in der Erde, meint der Stadtführer vom Reisebüro „Blutspur“.
Oh muss das grausam und schmerzvoll gewesen sein! Wunderbare Schauer durchlaufen uns!

Die Reise nach Rom unter dem Motto „Blutspur“ führt uns an besonders grausame Plätze der Weltgeschichte und ist daher auch um einige Euro teurer.
Im Kolosseum schildert der Prospekt die Verfütterung der Christen an die Löwen, die blutigen Todeskämpfe und Verbrennungen von Sklaven.
Daumen abwärts, das Volk will Blut sehen!
Schade nur, dass das Kolosseum kaputt und nicht mehr in Betrieb ist.
Der Reiseführer erzählt von dem Brand, den Kaiser Nero auslöste, als er die Stadt an vier Ecken anzünden ließ. Hunderte Menschen starben im Feuer, oder unter herabfallenden Trümmern der Gebäude. Muss ein gigantischer Anblick gewesen sein!
Leider sind da alle Spuren im Laufe der Zeit verschwunden. Aber dafür gibt es ja eine Menge von Filmen, made in Hollywood, wo uns das ja anschaulich genug gezeigt wird.
Die Bilder im Prospekt jagen uns wilde Schauer über den Rücken.

Weiter geht’s nach Pompeji, einer Stadt unter Asche vergraben.
Wie aufregend musste es gewesen sein, als der Vesuv im Jahre 79 n. Chr. ausbrach und Asche, Glut und Steine auswarf. Man kann heute noch sehen, wie die Menschen im Schlaf, im Beischlaf und beim Essen überrascht wurden!
Sie wurden einfach überrumpelt von der Macht der Eruptionen. Also, das ist schon erschreckend, wenn die Natur so ihre Kräfte ausspielt. Schade, dass es damals noch keine Filmkameras oder Polaroid-Sofort-Bild-Kameras gegeben hat. Das hätte wundervolle Bilder von den erstickenden Nachbarn ergeben!
Die Nachwelt hätte sie dann sicher katalogisiert!
Wunderbare Schauer durchlaufen uns.

Nach Ende der Reisen nehmen wir uns noch Prospekte mit, um die weiteren Reisen zu planen. Gibt ja noch viele Plätze auf dieser Erde, wo man die Gänsehaut und das Entsetzen so richtig genießen kann!

 

 

 

Des Sklaven Lust, Gedicht

 


DES SKLAVEN LUST

Von XENIA PORTOS

 

Gefesselt und hilflos, erwartungsvoll gespannt,

Horcht er auf das Geräusch, zitternd gebannt.

Der Hieb saust hernieder, beißend und grell

Schmerz findet den Weg, zischend und schnell

Der Schlange Biss gräbt sich ein, wird wühlen,

Die Nervenbahnen beginnen langsam zu glühen

Des zweiten Hiebes Schmerz das Gehirn erreicht,

Jedes andere Gefühl dem Körper entweicht.

Hieb auf Hieb, ohne Mitleid,  nach ihrem Ermessen.

Es entringt sich ein Stöhnen und Zerren an Fesseln

Hoffnung auf Ende der süßen Qual, leises Flehen.

Jaaaaaaa, voller Lust im Schmerz vergehen!

Bunte Kreise, Blitze oder zuckendes Lichtermeer

Der gepeitschte Körper unterscheidet  nicht mehr.

Jeder Muskel zuckt, das Fleisch ist gepeinigt,

Der Körper schreit nach Erlösung, ist wie gesteinigt.

Da, die Peitsche ruht, die Luft pfeifend entweicht,

Der Höhepunkt der Lust ist qualvoll erreicht.

 

L U S T , erotisches Gedicht

 


 

 LUST

JoanaAngelides

Sie ist da, sie erfasst den Körper, schüttelt ihn

Züngelnde Flammen wirbeln ihn her und hin,

 wie ein Schwert mäht sie alles nieder

immer wieder, immer wieder!

LUST

 

Erzeugt Hitze, Blitze, wir erzittern, glühen

Feuerwerke und Raketen beginnen zu sprühen

Jede Berührung lässt uns wohlig erschauern

Wir stürmen Berge, Seen, es hebt uns über Mauern.

LUST

 

Lässt uns rundum schlagen, lautlos schreien und betteln.

 Wir wollen Hände spüren und Zungen erleben

Wollen in wohligen Schauern erbeben

Wenn uns der süße Tod überrollt, atemlos

Wollen wir es erleben. Hemmungslos

In Sinnen ertrinken, Genießen, Genießen

Und diese brennende Qual nie mehr missen.

LUST

 

Und es wird uns plötzlich bewusst

Wir können nicht mehr leben ohne sie,

der LUST

Freitag, 15. Januar 2021

Im Schatten des Fujijama, Tamomoto, Tag 2

 


Auszug aus dem e-Book


IM SCHATTEN DES FUJIJAMA

von Joana Angelides




TAMOMOTO, Tag 2

 

Heute ist wieder so ein Tag, dem ich seit Stunden entgegen zitterte

Ich weiß gar nicht, wie lange ich schon daliege, durch die Maske kann ich nicht feststellen, ob es dunkel oder hell im Raum ist.

 

Ich kenne den Raum natürlich, er ist oval, mit Matten ausgelegt, das Bett in der Mitte des Raumes ist niedrig, quadratisch und rot gepolstert. Es ist ein japanischer Futon. Rund um das Bett sind mit Reispapier bespannte Paravents aufgestellt, die mit Drachen und japanischen Landschaften bemalt sind. Die Lampen dahinter erleuchten den Raum nur wenig, das Licht durchbricht das Reispapier nur sehr zaghaft. Der Blick durch die Breitseite des Raumes geht in den mit Lampions geschmückten Garten hinaus und der kleine Teich spiegelt in mondhellen Nächten die silberne Scheibe des Erdtrabanten wider.

Doch im Moment kann ich das nicht sehen. Meine Sinne sind geschärft und ich horche in die Dunkelheit hinein.

 

Wird Tamomoto wieder zurückkehren? Die Erregung steigt und mit ihr die Erwartung für das Kommende.

 

Ich bin mit dünnen Seidentüchern ans Futon gefesselt und fühle mich meinen Begierden total ausgeliefert, die Maske auf meinem Gesicht macht das übrige.

Ich liege da, die Stille wird immer lauter und das Einzige, das ich hören kann ist mein Herzschlag. Da, ein Luftzug! Er betritt wieder den Raum.

 

Schon spüre ich etwas Warmes auf meinem Bauch und dann spüre ich wie Fingerkuppen es verteilen. Es riecht nach Moschus und Vanille.

 

Sehr lange kreisen diese Fingerkuppen um meinen Nabel, gehen nach oben, umkreisen meine Brust, sparen jedoch die Brustspitzen aus. Es macht mich verrückt, denn gerade da entzündet sich meine Erregung immer und er weiß es. Er will das scheinbar bis zuletzt aussparen.

 

Dann gleiten diese Fingerkuppen wieder nach abwärts, massieren meine Hüften, gleiten die Schenkel außen nach unten und wieder innen nach oben. Ich bäume mich auf vor Lust.

 

Doch diese Berührungen ändern die Richtung und gleiten wieder nach abwärts. In meine Kniekehle, weiter die Waden nach unten und umkreisen meine Füße. Sie gleiten an der Seite bis zu den Zehen; Kratzen wie mit einem Geigenbogen an ihnen, kratzen in den Zwischenräumen und meine Beine beginnen wie die Saiten eines Instruments zu vibrieren. Diese Hände haben plötzlich Nägel, die Fingerkuppen sind verschwunden?

 

Er ist ein Teufel, ein Teufel aus Japan, der meint, ein Musikinstrument in Händen zu haben um ihm Töne zu entlocken.

 

Seine Finger beginnen auf der Fußsohle zu tanzen, zart zu kratzen. Ich stöhne.

Dann beginnen sie jeden Zeh zu berühren, zart darüber zu streifen, ich stöhne lauter. Es wird unerträglich und es hört nicht mehr auf. Ich beginne unkontrolliert zu zittern, möchte fliehen. Unkontrollierbare Töne entweichen mir.  Doch er hört offenbar meinen Klangkörper zu einer Symphonie anschwellen. Ich kann nicht fliehen, bin ich doch mit dünnen Seidentüchern an das Bett fixiert.

 

Es ist chinesische Folter, er wird mich zu Tode kitzeln.

 

Alle meine Muskeln spannen sich nun an, der Körper versucht dieser süßen Qual zu entkommen. Da, es hört endlich auf und ich atme auf, mein Körper sackt in sich zusammen.  Doch es war nur ein kurzer Moment, schon beginnt es wieder und diesmal sind es keine Fingerkuppen, keine Fingernägel, sondern es ist ein harter und doch elastischer Pinsel. Wahrscheinlich ist es der Pinsel mit den Marderhaaren, den wir schon eine Weile haben. Er lässt meine Beine wieder unkontrolliert zucken, mich aufbäumen, mich betteln, er soll doch aufhören. Aber er weiß, dass ich es eigentlich nicht wirklich möchte.

 

Ich spüre nur seinen warmen Atem auf meinem Bauch.

 

In der selbst gewählten Dunkelheit stelle ich mir vor, wie er über mich gebeugt es genießt, wie ich mich winde, um eine Pause flehe, flüsternd daliege. Er genießt die anschwellenden Töne aber auch die Zwischentöne meiner eigenen Komposition.

 

 

Der Pinsel bewegt sich auf der Fußsohle in wechselndem Tempo und in meinem Inneren beginnen sich bunte Kreise zu drehen. Ich muss aus diesem Teufelskreis raus, ich halte es nicht mehr aus.

 

Plötzlich hört es auf.  Der Pinsel wandert an der Innenseite meiner Beine hinauf zu den Schenkeln und vermittelt den Eindruck von Millionen von Ameisen, die über meinen Körper laufen. Ich spüre, wie ich feucht werde, wie sich meine Vagina zusammenzieht.

 

Nun kommt dieser Pinsel langsam näher an mein Lustzentrum und ich halte den Atem an. Der Körper weiß, was auf ihn zukommt. Einerseits zittert er davor, andererseits will er es.

 

Zarte Finger teilen meine Scham und der Pinsel gleitet langsam zwischen meine Lippen. Er erreicht die Klitoris und beginnt langsam darüber zu kreisen. Sehr langsam. Die Impulse steigen in meinen Kopf, erzeugen bunte Ringe, sich drehende Kreisel und das Gefühl nur mehr aus Gehirnmasse und Klitoris zu bestehen.

 

Der Pinsel bewegt sich hin und her, am Punkt rundherum. Schneller, dann wieder langsamer, ich stöhne und stoße kleine Schreie aus. In dem Moment, als sich ein Orgasmus ankündigt, hört der Pinsel auf. Die Spannung fällt zusammen.  Nun beginne ich sogar zu betteln, dass er weitermachten soll, flüstere sinnlose Worte, mein Atem fliegt. Doch er ist vorerst erbarmungslos.

 

Er hat mir einen wahnsinnig aufregenden Nachmittag versprochen und das scheint er nun in die Tat umzusetzen.

 

Er entfernt sich vom Bett und lässt mich mit all meiner Erregung wieder alleine. Ich horche in die Dunkelheit, die meisten Ameisen sind zur Ruhe gekommen. Doch einige Tausende spüre ich noch, besonders im Gehirn. Sie machen meinen Geist verrückt.

 

Da, er beginnt wieder sich mit meinen Füßen zu beschäftigen. Er reibt sie mit etwas Öl ein und beginnt schon wieder unter meinen Zehen zu tanzen, mit seinen Fingernägel meine Fußsohlen, besonders an den Seiten zu bearbeiten und mein Körper bäumt sich wie unter Strom auf, zuckt.  In Kürze werde ich die Kontrolle verlieren. Als es fast unerträglich wird, hört es wieder auf. Ich schreie auf, NEIN!

 

Ich merke den Luftzug, den ein Körper verursacht, der sich ganz nahe bewegt. Ich spüre, wie sich dieser Körper über mich beugt und meine sehr harten, erregten Brustspitzen zwischen seine Lippen nimmt und sie presst, dreht und mit seiner Zunge streichelt.

 

Ich werde mit ungeheurer Wucht von einem Sturm hochgehoben und fliege nun hoch hinauf in die Wolken.

 

Seine Fingerkuppen erfassen nun wieder meine Perle und streicheln im selben Rhythmus darüber, wie seine Zunge meine Brustspitzen berührt. Jeder Zentimeter meiner Haut ist elektrisiert, es läuft Strom darüber, das Vibrieren hört nicht mehr auf.

 

Ist es ein Finger, sind es zwei oder drei, die nun in mich eindringen? Sie berühren meinen G-Punkt, sie katapultieren mich in den Orbit, kein Nerv in meinem Körper kann ruhig bleiben, die Nervenenden glühen. Die Finger massieren langsam aber stetig diesen Punkt und sein Daumen kreist über meiner Perle, stetig und laaangsam. Es ist die italienische Methode.  Ich spüre Kaskaden von Empfindungen in meinem Körper auf und ab zu laufen, wie Flut und Ebbe. Sie werden in Kürze über mir zusammenschlagen.

 

Es kann unmöglich ein Mensch alleine sein, der meinen Körper so zum Klingen bringt, es ist ein ganzes Symphonieorchester. Die bunten Kreise in meinem Gehirn werden immer schneller und als er in mich eindringt, schnell und fordernd, kräftig und selbst pochend und zuckend, fliege ich mit einem Paukenschlag direkt über einen Vulkan, der sich plötzlich auftut.

  .

Der erste gemeinsame Orgasmus schlägt über uns zusammen, reißt mich mit.

Das Furioso strebt seinem Höhepunkt zu.


Im Schatten des Fujijama, Tamomoto, 1. Tag

 



Auszug aus dem e-Book


IM SCHATTEN DES FUJIJAMA




TAMOMOTO 


verwöhnt mich, kocht hin und wieder für mich im Alltag, füllt mein Leben mit Musik und Harmonie. Ist in erster Linie Japaner, dann erst Dirigent, Musiker. Er lässt mich spüren, dass er ganz in mir aufgehen kann, alle meine erotischen Neigungen und Wünsche erfüllen und genießen und mich glücklich sehen will. Sein Lächeln ist warm und seine dunklen Augen ein tiefer See. Unsere Seelen fließen dahin, wie die Musik von Smetana, bäumen sich mit der Musik von Rimski-Korsakov auf oder verlieren sich in den Symphonien von Beethoven.

TAMOMOTO.Tag 1

 

Ich habe soeben die Hölle verlassen und es war wunderbar. Die Stille danach jedoch ist wieder quälend. Die Augenmaske lässt mich in völliger Dunkelheit.  Ich spüre noch immer Tamomotos warme, festen Hände wie sie meinen Körper streicheln, seine Lippen über meine Brüste streichen, zum Bauch hinunter wandern, im Nabel verbleiben und unruhig vibrieren, verhindern, dass die Erregung abflaut. Sie hat mich voll im Griff. Im Hintergrund ist leiser Trommelwirbel zu hören, als würden die Heere aus Eroicas drittem Satz aufmarschieren.

Tamomoto spielt wieder eine seiner Symphonie im Konzertsaal meiner Empfindungen.

 

Er entfernt sich wieder und ich bleibe in der völligen Dunkelheit und Stille zurück.

 

Spüre plötzlich, wie Nebelfetzen, (oder sind es Spinnweben?)  über mich gleiten, meine Schenkel berühren und sie auseinander drängen.  Er ist wieder da! Er drängt sich in mein Lustzentrum und sein Schwert bleibt genau über meiner Klitoris stehen. Es sind tausend Zungen, die sich mit dieser noch immer sehr erregten Stelle vereinen und sie beginnen erneut in meinem Körper zu toben; meine Nervenenden vibrieren hektisch. Es scheint, als wäre ich auf ein Rad gebunden, dass sich immer schneller dreht. Warmer Atem ist spürbar über den Spitzen der Brust und eine, oder mehrere Zungen beginnen ihr Spiel. Es gibt kein Entrinnen, die Ameisen kommen wieder, der Strom erfasst meine Fingerspitzen und breitet sich bis zu den Zehen aus. Mein Mund trocknet aus, ich kann nur mehr stoßweise atmen.

 

Es ist als würden sich die Tore der Hölle wieder öffnen, tausend feurige Zungen nach mir lecken um mich, wie Don Giovanni, in den Abgrund zu ziehen. Der Dirigent hält seinen Zauberstock, der einmal wohltuend, dann wieder strafend über mich herrscht, fest in der Hand und lässt keinen Moment Ruhe einkehren.

Mein Körper wird gleichzeitig in glühende Lava getaucht, dann wieder in ein Meer von Eis, von einem Extrem ins andere. Die Zunge hört nicht auf, sie stülpt mein Innerstes nach Außen und dieses Innere ist wie eine Pfingstrose mit tausend dunkelroten, bebenden Spitzen.

 

Das Blut steigt und steigt in den Kopf, ein Feuerwerk explodiert und ich sehe nur mehr diese leuchtenden Sterne an einem schwarzen Nachthimmel. Es ist ein neuerlicher Orgasmus, ausgelöst durch tausend Zungen der nicht aufgehalten oder unterbrochen werden kann. Nichts ändert sich, die Zunge arbeitet ruhig weiter, treibt mir den Schweiß aus allen Poren und ich spüre, wie die Erregung, die Lust immer tiefer eindringt in meinen Leib. Es tauchen aus dem noch nie sichtbaren Abgrund Gefühle auf, die den Körper treiben und das ausbrechende Feuer lodern lassen.

 

Unmittelbar, ohne Vorwarnung überrollt mich der nächste Höhepunkt, raubt mir fast das Bewusstsein.

 

Doch es hört nicht auf. Ich schreie diese schmerzhafte Lust hinaus, ich spüre seine Finger in meinem Mund, ich sauge daran, spüre, wie mir Tränen der Lust über die Wangen laufen.

 

Inzwischen kriechen Tamomotos Hände weiter über meinen Körper, machen ihn zittern, reizen die Nerven und holen gutturale Töne aus mir hervor. Der glühende Körper bäumt sich auf, will dieser Qual ein Ende bereiten, ist jedoch chancenlos.

 

Unentwegt spüre ich seine Lippen am ganzen Körper, sie spielen mit ihm, saugen an ihm und kühlen zischend die glühenden Punkte.

 

Der ultimative Orgasmus überrollt mich, ich sehe in meiner Dunkelheit meinen Körper von Innen heraus, sehe jede Sehne, jede Vene und jede Ader. Sehe wie sich glühende Lava in ihnen wälzt, sehe, wie sich mein Bauch nach außen wölbt, meine Brust sich öffnet und das offene, blutige Herz wie rasend schlägt. Alles was ich noch spüre, ist die Explosion in meinen Kopf. Sehe, wie er von innen her zerrissen wird, wie die Feuerwerkskörper die Gehirnschale verlassen und werde gleich das Bewusstsein verlieren.

 

Bevor dies geschieht, fängt er mich mit seinen starken Armen auf und hält mich so lange, bis sich mein Körper beruhigt. Dann erst senkt er den Taktstock.

 

Es dauert eine Ewigkeit und eine Stunde.


Montag, 11. Januar 2021

EROTIQUE FOU Akt 6

 

Nadeln unter der Haut.



 

Der Sonntag verlief ruhig, bis zu dem Moment, als Lisa klingelte.

Eigentlich hätte ich diesen Sonntag als Entspannung und Beruhigung nach dem wieder aufwühlenden Abend bei Luc gebraucht, doch aus dem wurde vorläufig nichts, dank Lisa.

Ich öffnete kaum die Türe, als sie hereinstürmte und sich meine Couch im Salon warf.  Mir leib nur mehr übrig, die Türe wieder zu schließen und den Mantel von Lisa aufzufangen.

Sie hatte sich eine Zigarette angezündet und ihre langen Beine übereinandergeschlagen.

„Hast Du schon einmal innerhalb von Minuten komplett die Beherrschung über deinen Körper verloren, Dich in Minuten in einem Orgasmus befunden, der Dein Gehirn zum Kochen brachte?“, fragte sie mich unvermittelt.

„Also Luc..“, ich wollte da Luc loben.

Sie unterbrach mich.

„Niemals, gegen diesen Mann ist Luc nur ein Abklatsch, ein Schatten!“, sie warf den Kopf zurück.

Ich hatte inzwischen zwei Grappa in Gläser gefüllt und stellte sie hin.

„Also, erzähl es mir, aber von Anfang an!“, ich erhob mein Glas und wir tranken ein paar Schlückchen.

Sie dämpfte die Zigarette aus und lehnte sich zurück.

„Ich habe Dir doch erzählt, dass es im Tennisclub einen neuen Masseur gibt. Ich hörte, dass er auch privat engagiert werden kann und dass er Magier Händchen haben soll. Also wollte ich es ausprobieren. Irgendwie will ich mich ja von Marc trennen, das Arrangement mit ihm dauert mir schon zu lange und irgendwie ist da die Luft raus. Also, ich vereinbarte einen Massagetermin bei mir zu Hause. Er kam mit seinem Massagetisch, ein kleines Klapptischchen und einem kleinen Koffer. Also, dieser Koffer hatte es in sich. Er beinhaltete einige kleine Fläschchen, einige Ölflacons und ein geheimnisvolles Etui.

Er baute alles im Salon auf, wir legten die Frotteetücher darauf und ich legte mich hin. Wir machten Small-Talk, er fragte mich, wo ich verspannt sei und nickte immer wieder wissend.

Er hatte das Köfferchen auf dem Klapptischchen abgestellt und geöffnet. Ein wenig Öl verteilte er auf seine Handflächen und begann es großflächig von meinem Nacken abwärts zu verteilen. Er strich bis zu meinem Grübchen am Ende der Wirbelsäule, kreiste dort und strich wieder nach oben. Oh, er machte es sehr langsam und blieb immer wieder auf einer Stelle ruhend und mit seinem Daumen und manchen Fingern fand er immer wieder eine Stelle, auf der er verweilte und Druck ausüben konnte.

Er fragte mich auch kurz, ob er das Handtuch von meinem Po entfernen dürfe und ich bejahte das. Er strich dann auch druckvoll über meine Po-Backen und ging zu meinen Schenkeln über. Besonders lange hielt er sich in meinen Kniekehlen auf und da begann es plötzlich heiß zu werden. Irgendwie setzte die Wirkung seiner Lotion erst nun ein und Wärmewellen durchfluteten mich. Er strich auch zwischen meine Innenschenkel hin und her und weckte dort schlafende Impulse. Plötzlich war ich elektrisiert und innerlich zittrig. Als er über meine Waden bei den Füßen landete und dort auf und abstrich, seine Daumen und Fingernägel an der Sohle einsetzte, stöhnte ich auf. Er stand ja seitwärts des Tisches und konnte nun mit beiden Händen meine Rückenpartie und die Füße behandeln, wie ein Cello, er spielte auf mir.

Er massierte jeden Muskel an meinem Rücken, bewegte meine Rückenwirbel, sodass sie elektrische Stromstöße aussandten, verschob sie, richtete sie wieder ein und strich immer wieder darüber. Ich denke, er hatte auch andere Öle mit, dann ich hörte Glas klirren, Stöpsel einrasten und spürte auch kleine, streichende Bürstchen. Was in den Ölen noch war, bleibt sein Geheimnis! Er geilte meine Nervenstränge auf.

Er machte mich ganz langsam verrückt und heute weiß ich, dass das beabsichtigt war.

`Madame, Sie haben auch Akkupunktur angekreuzt, ich gehe nun dazu über! Wollen Sie es bis zur letzten Konsequenz? `, fragte er leise und völlig ohne irgendeine Regung in seinem Gesicht. Ich nickte nur.

Das Etui lag geöffnet da und ich sah wie er ihm lange dünne Nadeln entnahm und spürte, wie er sie auf meinem Rücken platzierte. Ich spürte sie eindringen und Schauer durchfluteten mich. Er hielt sie eine Weile still, zog sie ein wenig heraus und ging wieder tiefer, drehte sie dann und in meinem Gehirn explodierten tausend Seifenblasen in den buntesten Farben. Manche Nadeln waren am Ende vergoldet, manche empfand ich als glühend, was natürlich nicht der Fall war, aber es fühlte sich so an. Immer wenn er eine neue Nadel einsetzte, drehte er an den anderen und seine andere Hand massierte mit dem Daumen meinen Nacken, oder meine Hüfte. Manche Nadeln waren kürzer, es schien mir auch ein wenig dicker zu werden und die erzeugten einen dumpfen Klang in mir. Ich weiß nicht, wie viele Nadeln er platzierte, aber manches Mal strich er nur so mit der flachen Hand darüber und sie bewegten sich wie ein Kornfeld im Wind und ich begann zu zittern, stöhnte. Die Nadeln in meinem Nacken sandten Signale an das Gehirn, ich sah Blitze, sturmgepeitschte Gewässer und rollende bunte Kugeln. Die Nadeln an meinen Wirbeln erregten mich und ich erlebte einen Sturm von Orgasmen, die mich durchschüttelten und mich in Flammen versetzten. Das war dann `die letzte Konsequenz`, wie er es nannte!

Ich kann Dir nicht sagen, wie lange es dauerte, jedenfalls denke ich, es waren gefühlte fünf Stunden. Und während all dieser Behandlung blieb er völlig ungerührt, kein einziges Mal würde es schlüpfrig oder unangenehm. Während der gesamten Session drehte er meinen Körper zwei Mal um, entfernte die Nadeln, setzte immer wieder neue, tauchte sie in verschiedene Flacons, drehte und berührte sie und hatte sicherlich jeden meiner Muskeln mindestens zweimal zwischen seinen starken, muskulösen Fingern.

Als er gegangen war, kauerte ich unter der lauwarmen Dusche und weinte. Mein Nervenkostüm war total zerrüttet und ich spürte jeden Muskel. Eingehüllt in meinen Frotteemantel rollte ich mich am Bett zusammen und schlief sofort ein“, sie holte tief Atem und lehnte sich wieder zurück.

„Ach Lisa, war doch ok so, oder? Offenbar hat es Dir gefallen, hast Du etwas Neues erlebt!“, versuchte ich sie zu beruhigen. Offenbar hatte der Masseur etwas in ihr geweckt und es nicht ganz vollendet. Sie war noch immer geil und gierig auf Befriedigung

 

„Kann ich heute bei Dir schlafen? Ich will nicht alleine sein!“, sie schaute mich bettelnd an.

Wir verbrachten den restlichen Sonntag gemeinsam vor dem Fernsehgerät und sie hielt während der ganzen Zeit meine Hand.

 

Träume und Täuschungen, mystisch

 

Träume und Täuschungen

von Joana Angelides


 

Der Bus ist nur halbvoll.

Ich entscheide mich wie immer für einen Platz ganz rückwärts auf der Bank. Da kann ich mich zurücklehnen und die Landschaft an mir vorbei gleiten lassen.

 

Wenn man jeden Tag dieselbe Strecke fährt, kennt man jeden Baum, jeden Strauch und jeden größeren Stein am Straßenrand.

 

Die in der Regel gepflegten Häuser liegen meist ein wenig weiter weg vom Straßenrand und lassen der Fantasie freien Raum.

 

Ich lehne mich immer genüsslich an die Polsterung und schließe die Augen, wenn ich spüre, dass der Bus anfährt. Einige nehmen ihre Zeitung heraus, andere wieder ein Buch zur Hand, oder dösen ebenfalls vor sich hin.

Wir haben eine Stunde und zwanzig Minuten Zeit, bis wir an unserer Bestimmungsstation ankommen.

 

Der Bus wird jedoch einige Male anhalten und wohlbekannte Gesichter steigen mit einem kurzen Gruß ein.

 

Wir kennen uns fast alle, fahren wir doch täglich diese Strecke und fast alle haben ihren Stammplatz, den ihnen keiner streitig macht.

 

Seit einer Woche jedoch ist alles anders. Gleich an der ersten Haltestelle steigt ER zu.

 

Und jeden Tagt stellt sich mir die Frage, wird ER heute wieder da sein?

 

Mir fällt auf, dass ihn die anderen Fahrgäste überhaupt nicht beachten, wenn er

einsteigt.

 

Sein Anzug ist hellblau, mit glitzernden Steinen am Revers und einem weißen Rüschenhemd. Eigentlich für den frühen Morgen absolut nicht passend, aber es stört nicht wirklich.

 

Von dem Augenblick an, wo ER in den Bus einsteigt, fängt diese leise Musik zu spielen an, die mir nun schon sehr gut bekannt ist. Der Bus wird langsamer, hebt sanft ansteigend ab und schwebt mehr über die Landstraße, als er fährt.

Die Sitze werden zu Barhockern und die Fahrerbox zu einer Bar Theke. Der Chauffeur steht nun hinter der Theke und schenkt mit einem gewinnenden Lächeln Drinks aus.

 

Die Fahrgäste sitzen meist zu zweit ebenfalls an der Bar und prosten sich zu. Nur die ältere Lehrerin liest weiterhin in ihrem Buch, nippt aber doch verschämt an einem giftgrünen Likörglas.

 

Wer fährt eigentlich den Bus?

 

Ich lehne immer ganz am Ende der Theke, mit dem Rücken zur Wand und halte ebenfalls ein Cocktailglas in meiner Hand. Es ist immer ein deja vu, aber jedes Mal prickelnd und geheimnisvoll.

 

Mein blauer Prinz, so nenne ich ihn inzwischen, schwingt sich auf den leeren Hocker neben mir, nimmt meine Hand und nippt aus meinem Glas. Gleichzeitig blickt er mir tief in die Augen und ich kann in seiner Pupille eine kleine Flamme tanzen sehen.

 

Heute kam es zu einer Störung der Idylle. Bei der vorletzten Station stiegen zwei Männer in schwarzen Anzügen ein und musterten die Fahrgäste eingehend.

 

„Oh“, sagte ER zu mir gewandt, „da sind sie wieder einmal!“

 

„Wer?“ fragte ich erstaunt.

 

„Die Gedankenpolizei!“ flüsterte er.

 

Gedankenpolizei? Was meinte er damit? Durch die Ablenkung und mein intensives Nachdenken beeinflusst, veränderte sich wieder alles im Bus.

Plötzlich saßen wieder alle auf ihren Plätzen und lasen in ihren Zeitungen und Büchern, als wäre nichts geschehen. Die ältere Lehrerin hatte nun eine kleine vorbereitete Flasche mit ihrem grünen Tee in der Hand anstelle des Cocktailglases und nahm verschämt einen Schluck.

 

Auch der Chauffeur saß wieder an seinem Platz und die Geräusche des Verkehrs nahmen überhand. ER war verschwunden, ebenso die Bar mit ihren Hockern.

Auch die beiden Männer in schwarz waren nirgends zu sehen und doch spürte ich ihre Nähe.

 

Was war nur mit Gedankenpolizei gemeint, sollten es meine Gedanken sein, die sie mir vorgaukeln?


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Tödlicher Übergang, vampirig unheimlich

 

Tödlicher Übergang.

von Joana Angelides



 

 

Die Ampel stand auf Rot, es regnete in Strömen. Der Radiosprecher sprach vom Wetter, als würde es ihn in Wirklichkeit gar nicht interessieren.

 

Sie interessierte das Wetter von morgen auch nicht mehr. Sie wird heute in den Fluß eintauchen und sich den Fluten ergeben, den Tod suchen.

Paul war nicht mehr, das Leben ohne ihn war triste und grau, freudlos die Abende und bedrückend die schlaflosen Nächte.

Ihre täglichen Besuche an seinem Grab brachten keine Erleichterung, im Gegenteil, sie erzeugten Sehnsucht. Sehnsucht bei ihm zu sein, diese Welt der endlosen Finsternis mit ihm zu teilen.

 

Der schwarze Ford hinter ihr sah irgendwie bedrohlich aus. Es war nicht alleine die Farbe, auch der Fahrer erschien ihr irgendwie unheimlich. Sie konnte sein Gesicht zwar nicht sehen, da sich die Straßenbeleuchtung in der Scheibe spiegelte, aber der tief ins Gesicht gezogene Hut vervollständigte den unheimlichen Eindruck.

 

Nach der Brücke wird sie links abbiegen und der Ford wird weiterfahren.

 

Endlich sprang die Ampel auf Grün und sie fuhr über die Brücke, der Ford klebte an ihrer Stoßstange.

 

Als sie, wie beabsichtigt, links abbog und neben der Brücke am Fluß anhielt, bog auch der unheimliche Wagen ab, blieb hinter ihr stehen und die Scheinwerfer verlöschten.

Es schien, dass er wartete.

 

Worauf?

 Es war ihr egal, sie öffnete die Wagentüre, ließ sie offen und schritt langsam zum Ufer des Flusses und starrte ins Leere.

 Sie stand im Regen und spürte ihn nicht. Es regnete seit Tagen, doch da es auch in ihrem Inneren grau und feucht war, ihre Tränen nach innen flossen, war er nicht spürbar.

 Die Stadt flimmerte an der gegenüberliegenden Seite des Flusses, die Lichter tanzten unruhig auf und nieder am vorbei strömenden Wasser. Die Strömung war träge, wie es eben bei so großen Flüssen immer ist. Die Geräusche kamen nur gedämpft herüber, verloren sich in der Weite des Flußbettes.

 Niemand hört die leisen Schreie der zum Leben verurteilten.

 Es gibt Nächte wie schwarzes Glas, sie lassen die seltenen Nächte aus dunkel blauem Samt vergessen, diese sind Vergangenheit.

 Die Sehnsucht, sich Umarmen zu lassen erreichte ihren Höhepunkt.

 Es wäre Erlösung für sie, sich von den Wellen empfangen, umschließen zu lassen vom schwarzen Glas der Fluten. Sie hört die Rufe aus der Tiefe, es sind die Stimmen der Sirenen, die flüstern und säuseln. Die Wellen erzeugen Bewegungen, Treppen gleich, die abwärtsführen. Sie war vor Tränen fast blind, sie will diese imaginäre Treppe hinabgehen, sich ziehen und locken lassen. Der Tod scheint sie mit ehernen Armen zu umklammern, die Strudel werden sie hinab in die Erlösung ziehen, sie spürt so etwas wie eine Erleichterung. 

„Nein, tun Sie es nicht!“  Seine dunkle Gestalt steht plötzlich genau hinter ihr, sie haben fast Körperkontakt.

 Was war das für eine Stimme? Dunkel und hohlklingend, energisch und fordernd.

Sie hält den Atem an und zieht die Schultern hoch. Ihr Körper wird steif und die Kälte kriecht von den Beinen langsam zu ihrem Herzen, in die Arme und die Fingerspitzen.

 

„Lassen Sie mich in Ruhe!“ Schreit sie fast.

 

„Das, was Sie vorhaben, ist einfach keine Lösung für ihr Problem. der Schmerz und die Trauer werden zwar von einem Moment auf den Anderen verschwinden, sie werden aber dann gar nichts mehr fühlen. Kommen sie mit mir, ich eröffne ihnen eine Welt des ewigen Schmerzes, der Finsternis, aber des Genusses. Jahrhunderte werden vergehen in körperlosem Schweben, Suchen und Finden!“

 

Sie hörte seine Worte, verstand aber die Bedeutung in keiner Weise.

 

War dies der Tod? War dies der Eintritt ins Jenseits, von dem sie sich eigentlich ein Ende derEinsamkeit und Trauer, ein Ende allen Schmerzes und Fühlens erwartete?


Sie drehte sich langsam um und erschauerte. Sein Gesicht unter dem großen schwarzen Hut wirkte bleich und knochig. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, schwarz und nicht erkennbarer Iris.

 

Soll sie sich in seine Arme begeben, ihm ihr Leben und ihre Seele übergeben und endlich frei sein von der Last des Lebens?

Fragen über Fragen stürmten über sie herein und sie fand keine Antwort.

 Er hob einen Arm und es tat sich ein schwarzer Umhang auf, innen rot gefüttert und knisternd.

 Er legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich heran.

 Ihr Gesicht hob sich empor, es war tränenüberströmt, die Lippen halb geöffnet und die Augen weit aufgerissen.

 Er hielt sie fest, ließ ihr keine Möglichkeit auszuweichen. Ihre beiden Körper waren eng aneinander gepreßt, er spürte ihren Körper, der voller Leben war, roch ihren Duft und ihre Angst und das machte sie begehrenswert für ihn.

Er wollte sie haben, sie mit sich nehmen in seine Welt, Jahrhunderte lang!

 Sie erschrack, was machte sie da, wieso ließ sie sich von diesem fremden Mann umarmen, als wären sie ein Liebespaar?

Seine Umarmung löste Erinnerung an Vergangenes aus, an Umarmungen und Berührungen. Längst vergessene Träume.

 Nur einen Moment sich fallen lassen, diese Umarmung umzusetzen in Sehnsüchte und Träume, das wollte sie für einen Augenblick geniessen.

 Er spürte, wie sie sich entspannte, ja sich fast fallen ließ und wenn er sie nicht so festgehalten hätte, wäre sie vielleicht zu Boden geglitten.

 „Paul, bist Du das?“ Sie flüsterte es fast.

 

„Ja, ich bin der, der Du willst, dass ich bin“, er senkte seine Stimme und flüsterte es ihr ins Ohr.

 

Für sie war es der scheinbare Übergang vom Leben in den Tod, sie glitt einfach in eine andere Ebene und ergab sich.

 

Sein Mund strich langsam vom Ohr über ihre Wange zum Hals. Dort, wo er die Schlagader spürte, die pochte und das Blut pulsierend durchjagte. Ihr Herz klopfte wie der Hammer am Amboß.

 

Sie spürte das Eintauchen seiner Zähne kaum, sie standen minutenlang still und sie genoß, wie der Saft des Lebens aus ihr herausrann, wie er es gierig aufsaugte und dabei mit einem Arm auf ihrem Rücken auf und abglitt. Sie spürte eine Erregung aufsteigen, die ihr fremd war. Wild und schrill, im Inneren schreiend und ihren ganzen Körper erfassend. Der Körper glühte und sie stand in Flammen, ohne wirklich zu verbrennen.

 

Ihr Körper wurde leicht und aller Schmerz und auch Trauer verschwanden plötzlich.

 

Sie hatte den Eindruck, dass sie sich beide erhoben, über den dunklen Fluß glitten, alles unter sich lassend.

Plötzlich war alles bedeutungslos, die dunklen, über den Himmel jagenden Wolken wurden zu wohlbekannten Gebilden. Sie hörte viele Stimmen, die sie vorher nie hörte. Es war Heulen und Raunen in der Luft, Sie sah tief unter sich glühende tiefe Schächte, Körper die sich winden, andere die vorbeiflogen. In der Ferne war das Krächzen von Raben zu hören.

Die Dunkelheit umfing sie, sie wollte nie wieder die Sonne sehen, wollte sich in der Dunkelheit verkriechen.

 War das der Tod, oder nur die Vorstufe zur Unterwelt? Wo war der Fluß?

 

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Walpurgisnacht, vampirig

 

WALPURGISNACHT

von Joana Angelides



Es ist einfach die dunkle Seite in mir, die mich in finsterer Nacht hinaus eilen lässt suchend die Spur des Blutes und die dahinjagenden Wolken am windgepeitschten Himmel.

 

Meine Nackenhaare stellen sich auf und meine fliegende Haarmähne wird vom Wind in mein Gesicht gepeitscht.

 

Der volle Mond erhellt den Platz vor der ehemaligen Richtstätte mit dem mittelalterlichen tiefen Brunnen und das ist auch mein Ziel.
Wie gesagt, in diesen Nächten, wenn abgebrochene Zweige und Äste durch die Straßen gepeitscht werden, gibt es für uns kein Halten mehr. Wir sind wie Schwestern und Brüder, die vom gebieterischen Vater gerufen werden und alles liegen und stehen lassen und zu ihm eilen.

 

Ich sehe ihn schon von Weitem; er schwebt über dem Brunnenschacht, sein schwarzer, rot gefütterte Mantel flattert um seine hagere Gestalt und seine erhobenen Hände winken uns zu. Nein, sie winken nicht, sie ziehen uns zu sich heran, mit gierigen langen Fingern und seine Augen versenden Blitze. Er versammelt seine Jünger um sich.

 

Es ist ein Heulen und Wehklagen in der Luft, das  sich mit dem Heulen der Wölfe und Werwölfe aus dem nahen Wald. vermischt.

So geschieht es in jeder Walpurgisnacht. Die Menschen in den Häusern haben ihre Fensterläden fest verschlossen, die kleinen Kinder werden unter den Bettdecken begraben und es herrscht gespannte Stille.

Einmal hat es ein mutiger Pfarrer gewagt und versucht die Kirchenglocken zu läuten, er wurde am nächsten Morgen erhängt am Glockenseil gefunden und niemand konnte es sich erklären.

Die schwarzen Gestalten der Brüdern und Schwestern gleiten durch die Gassen, Schatten gleich, auf der Suche nach verirrten Seelen und frischem Blut. Auch ich gehörte einmal zu jenen, die vor Angst nicht mehr atmen konnten, wenn diese am Haus vorbei huschten, ihre immer länger werdenden dunklen Finger und Umhänge unter den Türspalten in die gute Stube hereindrangen und nach uns fassten.

 

Jedes Jahr gelang es immer wieder einige doch an ihren Gewändern oder irgendwelchen Körperteilen zu fassen und sie dann, als wären sie nur schwarzer Rauch, unter den Türen nach außen zu ziehen.

Sie wurden in einen wirbelnden Tanz verwickelt, Zähne schlugen sich in ihre Hälse, saugten ihnen fast das ganze Blut aus den Körpern und dann waren sie dem Heer der Untoten und Vampiren zugehörig.

Die Belohnung war ewiges Leben, immerwährende Herrschaft über das Leben der anderen aber auch unendliche Gier nach frischem Blut.

 

Wenn diese Nächte vorbei sind, sich der Horizont heller zu färben beginnt und die Fledermäuse in den Mauerritzen verschwinden und die Wölfe nur mehr in der Ferne heulen, dann landen wir wieder sanft am Boden und gehen unserer geregelten Arbeit und dem Leben nach.

 

Doch wenn sich zwei dieser Wesen im normalen Leben begegnen, dann öffnen sich ihre  Nüstern, sie holen tief Luft, ihre Augen verengen sich, die Iris wird zu einem schmalen Spalt und heisere Töne kommen, kaum hörbar aus ihrer Kehle. Sie erkennen sich.

Ich irre durch die dunklen Gassen, drücke mich an die Hauswände und horche in die schwarze Nacht. Und da sehe ich ihn! Er drückt sich voller Angst in die Tornische neben dem Pfarrhof, versucht verzweifelt die alte Holztüre aufzustoßen. Doch sie dürfte von innen verschlossen oder geblockt sein.

Mit weit aufgerissenen Augen starrt er mir entgegen, streckt seine Handflächen gegen mich aus und aus seinem geöffneten Mund dringen nur leise Schreie heraus, die Stimme versagt ihm. Und da bin ich schon bei ihm, meine dunklen, brennenden Augen versinken in den seinen. Sein angespannter Körper wird plötzlich weich und seine Knie versagen ihm. Ich schlinge meine festen Arme um ihn und ziehe ihn zu mir. Langsam senke ich meine Lippen auf seinen Hals und meine Zähne gleiten wie von selbst durch die Haut in seine Hauptschlagader.

In mir brauste unbändiges Verlangen, macht mich schwindelig und wild.

Sein Blut schmeckt süß und warm, unglaubliches Glücksgefühl durchstreift mich, ich trinke und trinke den Saft des Lebens und spüre, wie er aus seinem Leib entweicht.

Plötzlich schlingt er seine Arme um mich, hält sich verzweifelt an meinen Schultern fest und lässt es nun geschehen.

Zittern durchläuft seinen Körper, seine Augen starren mich leer und ergeben an.

 

Er weiß, er gehört nun für immer zu uns.

 

 

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