Kaiserliche
Charaden.
Streng
geheim.
Von
Joana Angelides
Unseren Kaiser und seine Zeit vermarkten wir noch
immer oft und gerne und trauern dieser Zeit (nicht wirklich) gerne nach. Und
damit ist es uns ernst, oder so.
Und… es gibt
noch immer einige Überbleibsel, die zwar historisch nicht ernst zu nehmen sind,
aber sich doch hartnäckig halten.
Kaiserwetter gibt’s nur in Wien, überall anders wäre
es deplatziert.
Die Kaisersemmel, ist bei jedem seriösen Bäcker heute
noch erhältlich (und auch 3 x so teuer) handgemacht und resch und frisch.
Der Kaiserschmarrn ist eine rein wienerische
Mehlspeise und soll auch dem Kaiser sehr geschmecket haben, neben den täglichen
„kaiserlichen“ Salzstangerln.
Obwohl man ja für „Kaiser“ auch „Cäsar“ als Synonym
verwenden könnte, passiert das nie!
Das am besten gehütete österreichische Staatsgeheimnis
ist aber die …… Kaiserserviette!
Was haben Identitäten
von Spionen, Pläne von Regierungsbunkern und die Faltung eines Quadratmeters
Leinendamast gemeinsam? Genau: Sie sind streng geheim.
Derzeit gibt es in
Österreich nur zwei Personen, die in dieses Geheimnis eingeweiht sind und
totales und hartnäckiges Schweigen darüber bewahren.
Die spezielle Falttechnik
der Kaiserserviette ist tatsächlich ausschließlich mündlich überliefert, über
den Faltvorgang gibt es keinerlei schriftliche Aufzeichnungen. Die ältesten
Erwähnungen in historischen Publikationen stammen aus der Mitte des 17.
Jahrhunderts, in der bekannten Form tatsächlich verbürgt ist die Technik seit
1826 – auf einem Aquarell, das das Speisezimmer von Kaiser Franz I. mit
gedecktem Tisch samt gefalteten Servietten zeigt.
Zum Einsatz kommt das
reinweiße Staatsgeheimnis nur bei den großen Staatsbanketten für
Staatsoberhäupter im Zeremoniensaal der Hofburg oder im Oberen Belvedere.
Imperial ist an der Kaiserserviette auch ihre schiere Größe. Fast einmal einen Meter misst die historische Serviette, mit dem sich einst Sisi und Franzl den Mund abwischten, und sie besteht zu 100 Prozent aus feinstem Leinendamast.
Ist also nichts fürs gemeine Volk und wir müssen heutzutage die Servietten noch immer je nach Gutdünken falten.
Längst vergangen, weil
obsolet, sind die sogenannten „Kaiserworte“, wie jede Rede des Kaisers zu
seiner Zeit genannt wurde.
Früher hat jeder
Lieferant des kaiserlichen Hofes den Titel „K&K-Hoflieferant“ bekommen! Dieser
Titel war eine große Auszeichnung. Welcher oft heute noch von manchen Betrieben
sorgfältig gehütet und angeführt wird, aber nun völlig bedeutungslos ist. Den
kaiserlichen Hof gibt’s schon lange nicht mehr wirklich, aber sein Geist liegt
über Wien wie ein unsichtbarer Schleier.
In Wien begegnet der
Tourist an vielen Orten und bei vielen Gelegenheiten unserer glorreichen Kaiser-Epoche.
Manche Japaner meinen sogar, die Sisi und ihren Franzl in Schönbrunn auf der
Terrasse gesehen haben!
Unsere Bälle sind
weltweit legendär und muten sehr royalistisch an. Meist erklingt da auch der Kaiserwalzer
und jungen Damen und Herren der Gesellschaft erleben da meist ihr Debüt in der
Gesellschaft. Naja, heutzutage kommen auch einige Nichtadelige zu dieser Ehre,
und es gibt da ja nun auch den Geldadel………
Man nehme nur die
Kaisergruft, die kaiserlichen Kronjuwelen, diverse Straßennamen von
Kaiserstraße bis Habsburgergasse, dem Kaiserbründl, die kaiserliche
Hofbibliothek, die Wiener Hofburg, die Spanische Hofreitschule, gar nicht zu reden
von diversen Hofräten unter der Beamtenschaft, deren Titel noch aus der
Kaiserzeit stammen und heute noch verliehen werden, ja sogar auf die jeweiligen
Gattinnen im Volksmund verbal übertragen werden.
Das war in altwürdigen
Zeiten auch so üblich, kann man auf alten Friedhöfen heute noch sehen:
Dort ruhen nicht nur
der „Rauchfangkehrermeister“, sondern auch seine „Rauchfangkehrermeistersgattin“.
Wo gibt’s sowas noch?
Wie gesagt, Wien ist
anders!!
Die letzte
K&K-Regierung, die wir hatten, war unter Kurz und Kofler und ist nun auch
schon Geschichte!!!
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