Montag, 13. Juni 2022

Die fehlende chinesische Figur, Märchen

 

Die fehlende chinesische Figur.

Aus dem Märchenbuch: Hexe Samantha von Joana Angelides



 

Tante Monika hielt die Zeitung in der Hand und schien sehr interessiert darin zu lesen, als Klaus und Lisa die Küche betraten.

 

„Habt ihr schon gesehen, im Museum gibt es eine neue große Ausstellung über Chinesische Kunst. Heute ist für alle Kinder unter 14 Jahren der Eintritt frei. Wollt ihr nicht mit mir dahingehen?“

 

Klaus und Lisa schauten sich an. Eigentlich wollten sie heute zur großen Wiese beim Bach gehen und ein bisschen mit den anderen Kindern spielen. Sie lächelten verlegen.

 

„Ich muss auf jeden Fall hingehen. Ich habe mit dem Direktor vom Museum einen Termin. Er will, dass ich eine fehlende Figur aus einer Figurengruppe für ihn suche. Da kann sein, dass ich dann ein paar Tage nicht da sein kann. In dieser Zeit wird Onkel Eduard für euch sorgen, obwohl ich ihn dringend in Peking brauchen würde, er kann nämlich Chinesisch.“

 

„Ein paar Tage? Ja wohin gehst Du denn?“ Fragte Lisa.

 

„Kann sein, dass ich nach China muss. Die Spur der fehlenden Figur führt nach Peking.“

„Peking?“ Klaus und Lisa rissen die Augen vor Erstaunen auf.

„Du kannst doch nicht so ohne weiteres nach Peking fahren, das braucht doch Vorbereitung, Visa und vieles mehr. Du brauchst genug Kleidung. Und kannst Du denn überhaupt Chinesisch sprechen? Und wieso kann Onkel Eduard denn Chinesisch?“

 

„Kinder, ihr kennt mich doch, ich reise nicht den normalen Weg. Ich reise mit dem großen Feuerdrachen durchs Feuerland, dann bis zum Mittelpunkt der Erde, oder fast bis zum Mittelpunkt und dort kommen wir dann durch einen erloschenen Vulkan an die Oberfläche. Chinesisch kann ich natürlich noch nicht, aber ich werde es mir vom Feuerdrachen lehren lassen. Onkel Eduard war viele Jahre in China, hat dort an Ausgrabungen teilgenommen. Daher kann er ganz passabel Chinesisch. Die Reise dauert immerhin zwei Tage.  Das habe ich schon alles mit dem Direktor des Museums besprochen.“

 

„Oh, das ist ja was ganz Anderes, wir kommen natürlich mit!“ Riefen Lisa und Klaus gleichzeitig aus.    

 

„Na, ich weiß nicht recht. Eigentlich müsste ich das mit meiner Schwester, eurer Mutter noch besprechen. Aber wenn wir ihr sagen, dass ich nach Peking, oder Bei jing, wie es auf Chinesisch heißt, reise, wird sie sicher wollen, dass ihr sofort nach Haue kommt.“ Sie wiegte den Kopf unschlüssig hin und her.

„Ihr müsst sie anrufen und es ihr sagen.“ Sie schob den Kindern das Telefon hin. „Ich gehe hinauf und werde noch ein paar Sachen in meinen Korb hineintun, die wir vielleicht brauchen.“

Lisa nahm das Telefon und rief zu Hause an. Doch leider war die Mutter nicht erreichbar und sie sagte es ihr auf den Anrufbeantworter. Sie sagte jedoch nicht, dass sie wahrscheinlich nach Peking fahren werden, sondern sie verwendete ganz unbewusst den chinesischen Namen „Bei jing“.

 

„So, Kinder ich bin so weit, wir fahren ins Museum und schauen uns einmal die Ausstellung an. Sie soll sehr interessant sein. Das interessanteste Exponat ist eine Figurengruppe, im Mittelpunkt ein Kaiser und seine Kaiserin aus der Han- Dynastie, umgeben von sechs Figuren, die die guten Eigenschaften des Kaiserpaares darstellen sollen. Eine dieser Figuren wurde gestohlen, die Wichtigste. Der Direktor ist ganz verzweifelt.“

Sie nahm ihren Korb auf und ging, ihren neuen Hut vom Haken nehmend zur Türe. Die Kinder folgten ihr. Sie verstauten alles im Kofferraum des kleinen Autos und fuhren los.

„Kommt Onkel Eduard auch wirklich mit?“ Fragte Lisa.

„Ja natürlich, den brauchen wir unbedingt.“ Tante Monika nickte bekräftigend mit dem Kopf.

Sie fuhren wieder am Bach vorbei und hinter der kleinen Biegung lag schon das kleine Häuschen von Onkel Eduard. Dieser erwartete sie schon. Snief war auch dabei und wedelte zur Begrüßung mit dem Schwanz und bellte drei Mal.

Onkel Eduard und Snief stiegen vorne am Nebensitz ein und dann ging es flott in die große Stadt.

Sie hielten erst an, als sie vor dem großen Museum standen. Das Museum war offenbar sehr gut besucht, viele Menschen liefen die große Treppe hinauf und hinunter.

Tante Monika bat Onkel Eduard den Korb aus dem Kofferraum zu nehmen und deutete dann den Kindern mit ihr die Treppe hinaufzugehen. Als sie den Kassenraum betraten, umfing sie eine angenehme Kühle.

Tante Monika ging jedoch nicht zur Kassa, sondern steuerte die Türe an, auf der „Privat“ stand.

Lisa, Klaus und Onkel Eduard blieben hinter ihr zurück. Sie klopfte an die Türe und ein energisches „Herein“ ertönte. Tante Monika öffnete die Türe und trat ein.

Die draußen Gebliebenen hörten sehr aufgeregte Stimmen. Teils die helle Stimme von Tante Monika, die scheinbar ein paar Fragen stellte und dann die tiefe Stimme des Direktors.

Sie konnten aber die genauen Worte nicht verstehen. 

Dann flog die Türe auf und Tante Monika trat heraus und hinter ihr eine sehr große, massige Gestalt in einem dunklen Anzug und einer Fliege anstelle einer Krawatte. Diese Fliege stand ganz schief, er gestikulierte wild herum und es folgte ein schallendes Lachen.

 

„Die Chinesische Ausstellung befindet sich im Keller, ich gehe vor!“ Sagte er und flog geradezu vor ihnen her.

„Oh, aber der Hund kann nicht mitkommen, das ist gegen die Vorschriften!“

„Aber ohne Snief gehe ich da nicht runter!“ Sträubte sich Onkel Eduard.

Da öffnete Tante Monika ihre Korb und schwups, war Snief darin verschwunden.

Der Direktor zuckte die Achseln und tat, als hätte er das nicht bemerkt.

Sie gingen nun die breite Treppe in das Untergeschoß, aus dem auch wieder viele Menschen heraufkamen und positive Bemerkungen über das eben Geschaute abgaben.

 

Unten angekommen tat sich ein großer Saal vor ihnen auf, mit Exponaten rundherum an den Wänden in gläsernen Schaukästen und in der Mitte eine große, flache Vitrine mit der Landschaft Chinas, zeigend die einzelnen Städte und Flüsse.

 

Die Ausstellung zeigte viele verschiedene Porzellangefäße, Figuren und Kultgeräte. In der großen Vitrine in der Mitte standen auf einem Sockel zwei wunderschöne Porzellanfiguren, darstellend den Kaiser und seine Kaiserin in prachtvollem Gewande aus Seide. Sie waren umringt von einer Gruppe Figuren, ebenfalls in wunderschöne Gewänder gehüllt. Jede dieser Figuren stand auf einem kleinen Sockel, die aber kleiner waren als die des Kaiserpaares. Nur ein Sockel war leer. Hier fehlte die Figur.

Der Direktor steuerte auf diese Vitrine zu.

 

„Sehen sie, das ist die fragliche Figurengruppe. Hier sehen sie das Kaiserpaar, rechts davon die Figuren für Güte, Weisheit und langes Leben, links davon die Figuren für ewige Schönheit und Fruchtbarkeit. Die Figur für ewige Gesundheit fehlt.“



Es klang wie ein gemurmeltes Gebet, umso mehr als er seine Augen nach oben verdrehte und die Hände zusammenfaltete.

 

Tante Monika sah sich die Gruppe interessiert an und fragte dann:

„Und seit wann fehlt diese Figur nun?“

 

Der Direktor verdrehte die Augen und schaute dann völlig ratlos drein.

„Ja so genau weiß ich das nicht, ich glaube aber seit Herr Yuan-Chi mit seiner kranken Tochter Li-Tung hier war. Das Mädchen ist krank, keiner weiß genau welche Krankheit sie befallen hat. Sie lächelt nie, sie spricht nicht und sie sitzt immer nur in ihrem Zimmer und schaut zum Fenster hinaus. Ihre einzige Freude ist eine kleine Nachtigall, die sie in einem Käfig in ihrem Zimmer hat. Ihr Vater dachte, wenn er sie auf eine Weltreise mitnimmt, ihr die schönen Dinge der Welt zeigt, dann wird sie vielleicht endlich sprechen oder lachen, wie andere Kinder auch. Aber leider ist das nicht gelungen. Sie ist wieder nach China zurückgekehrt, genau nach Peking, mit all ihren Bediensteten und Begleitern, die sich um ihr Wohlbefinden kümmern. Und ich glaube seither ist auch die Figur weg.“

 

Tante Monika und der Museumsdirektor traten etwas beiseite und flüsterten miteinander, dann ging der Direktor wieder zu der großen Treppe und ging hinauf in das Obergeschoß.

 

Klaus und Lisa hatten nun alle Ausstellungsstücke angeschaut und bewunderten gerade ein paar Pantoffel, die von oben bis unten mit Goldfäden bestickt waren und sehr klein erschienen.

„Schau Tante Monika, wie klein diese Pantöffelchen sind. Hier steht, dass die Frauen im früheren China ihre Füße zusammengebunden haben, um sie klein zu halten. Das muss ja wehgetan haben!“ wunderte sich Lisa.

„Ja, so war das auch. Sie litten große Schmerzen, nur um dem damaligen Schönheitsideal zu entsprechen.“

Klaus bewunderte eine Sänfte, die von vier lebensgroßen Figuren getragen wurde. Sie war über und über mit kleinen Figuren verziert und hatte seidene Vorhänge.

 

Im zweiten Saal war ein ganzes Bergwerk aufgebaut, man konnte durch einen großen dunklen Eingang, der wie eine Höhle aussah direkt hineingehen. Doch Lisa und Klaus getrauten sich gar nicht hinein. Es sah irgendwie unheimlich und dunkel aus. Gleich daneben, in der linken Ecke stand ein großer Drachen, mit übergroßem Kopf, geöffnetem Maul und vielen Zähnen darin. Er war rot und gold verziert, hatte einen langen Schwanz und viele kleine Beine. Durch den Luftzug im Raum flatterten die verschiedenen Bänder auf seinem Kopf und Rücken und er sah aus, als bewegte er sich.

 

Das Museum leerte sich ganz langsam, sie waren schon die Letzten. Tante Monika kam mit Onkel Eduard nun auch in den zweiten Saal. Tante Monika stellte sich vor den Drachen und schaute ihn intensiv an. Da bewegte sich dieser plötzlich, sein Körper und langer Schwanz begann zu vibrieren und mit Kopf wackelte er hin und her.

„Kommt Kinder, schnell schlüpft unter den Körper des Drachen, die Reise beginnt!“

Klaus und Lisa wunderten sich über gar nichts mehr, was so unter Tante Monikas Tun geschah und schlüpften sofort unter den Körper des Drachens. Onkel Eduard duckte sich ganz vorne, beim Kopf etwa und Tante Monika ganz vorne noch vor Onkel Eduard, so dass sie als einzige fast im Kopf des Feuerdrachens saß.

 

Nun bewegte sich der Drachen und alle Glöckchen an seinen Körper klingelten und die bunten Bänder flatterten unruhig. Mit einem lauten Zischen und mit der Geschwindigkeit einer Rakete tauchten sie nun in dem dunklen Eingang des aufgebauten Bergwerkes ein und fuhren mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe.

„Wow, wie tief es hier hinuntergeht!“ Rief Klaus ganz erstaunt aus. Lisa klammerte sich ein bisschen ängstlich an Onkel Eduard und dieser hatte seinen Arm um sie geschlungen. Nur Tante Monika schien das ganze überhaupt nicht überraschend zu sein. Es war eine tiefe Stimme zu hören, die scheinbar dem Feuerdrachen gehörte und Tante Monika hörte zu, nur manches Mal wiederholte sie ein paar Worte. Ist es tatsächlich möglich, dass ihr der Feuerdrachen auf dem Weg nach unten Chinesisch lehrte?

 

Es war wie ein langer, langer Tunnel, der nie aufzuhören schien. An den Wänden des Tunnels waren die unterschiedlichsten Gesteinsformationen zu sehen. Manches Mal waren es glitzernde Schichten, dann wieder kohlrabenschwarze. Lisa und Klaus sind inzwischen eingeschlafen und auch Onkel Eduard lehnte sich im Inneren des Drachens an die Streben und Wände seines Körpers. Niemand hätte sagen können, wie lange sie so dahinbrausten.

Plötzlich gab es einen Ruck und der Feuerdrache schwenkte in einen nach oben gehenden Tunnel ein und sie fuhren nun wieder aufwärts. Es wurde langsam wieder heller um sie herum. Lisa und Klaus erwachten und schauten erwartungsvoll nach vorne. Dort hatte sich ein Licht gezeigt, das immer intensiver und größer wurde und plötzlich kamen sie wieder an die Erdoberfläche.

 

Der Feuerdrachen blieb nun unvermittelt stehen. Sie kletterten aus seinem Inneren hervor und schauten sich um. Sie befanden sich am Rande eines erloschenen Vulkanes, zu dessen Füßen sich eine liebliche Landschaft ausbreitete. Ein kleines Dorf schmiegte sich dort an den Hang und ein kleiner Fluß schlängelte sich vorbei. Rundherum waren Reisfelder und auch ein kleines Bambus-Wäldchen war zu sehen.

 

„Los, wir gehen da hinunter. Wir haben zwei Tage Zeit, dann kommt der Feuerdrachen wieder, um uns abzuholen. Seht ihr die kleine Bahn da unten? Mit der werden wir nun nach Peking fahren. Gleich am Rande von Peking liegt die Villa des Herrn Yuan-Chi und seiner Tochter. Dort müssen wir hin.“

Tante Monika öffnete ihren Korb und Snief sprang heraus. Er war froh, wieder im Freien zu sein und schüttelte sich und sprang dann an Onkel Eduards langen Beinen hinauf und bellte ein paar Mal. Alle mussten lachen.

Der Abstieg war leicht und ging schnell von statten. Sie erreichten die kleine Bahnstation gerade in jenem Augenblick als der Zug einfuhr. Er war sehr voll und sie mussten sich zwischen die Menschen hineinzwängen. Zum großen Erstaunen der Kinder unterhielt sich Tante Monika mit einer Frau in diesem Zug in einer für sie fremden Sprache. Es musste Chinesisch sein! Also hatte ihr der Drache tatsächlich in dieser kurzen Zeit Chinesisch gelehrt! Lisa und Klaus wunderten sich gar nicht mehr. Das alles war bei Tante Monika selbstverständlich.

Nun fuhren sie in eine Station ein, da stand groß und deutlich „BEI JING“ 

„Kinder, wir sind da, BEI JING heißt Peking!“ Rief Tante Monika.

Sie stiegen wieder aus und drängelten sich auf dem von Menschen überbevölkerten Bahnsteig bis zum Ausgang.

Dort standen so genannte Rikschas anstelle von Taxis und warteten auf Fahrgäste. Rikschas sind kleine Wägelchen auf zwei großen Rädern für ein bis zwei Personen, von einem Menschen gezogen. Das ist das bevorzugte öffentliche Beförderungsmittel in China.

Sie nahmen in zwei dieser Rikschas Platz. In einem saß Tante Monika mit Lisa und in dem anderen Onkel Eduard mit Klaus und Snief. Tante Monika zeigte dem ersten Rikschamann einen kleinen Zettel, auf dem Anschrift des Herrn Yuan-Chi geschrieben stand und los ging es durch eine belebte Hauptstrasse an vielen Häusern mit kleinen Läden vorbei. Dann am „Gugong", dem Kaiserpalast, früher "Die verbotene Stadt“ genannt, vorbei.

Dann bogen sie in eine breite Straße ein und vor ihnen lag eine prächtige Villa, die von einem großen Park umgeben war. Der Park war mit einem schwarzen schmiedeeisernen Tor verschlossen und ein Wächter stand bewegungslos dahinter.

Tante Monika bezahlt die beiden Rikschas und sagte ein paar Worte zu ihnen, die die beiden Kinder nicht verstehen konnten.

Inzwischen war Onkel Eduard zu dem Wächter am Tor gegangen und auch Onkel Eduard sprach mit diesem ein paar Worte. Der Wächter ging zu einem kleinen Kästchen an der Wand, hob den Telefonhörer ab und sprach hinein. Dann nickte er, kam herbei und öffnete das Tor und ließ sie alle eintreten.

Sie standen nun vor einer breiten, aber kurzen Treppe und stiegen diese hinauf, da öffnete sich die Eingangstüre und ein anderer Bediensteter in einem seidenen Kimono verbeugte sich und ließ sie eintreten. Sie kamen in eine große kühle Halle. Auffallend war der Fußboden, er war von einem wunderbaren dunklen Grün und Tante Monika flüsterte, er sei aus reiner Jade und sehr kostbar. Lisa und Klaus getrauten sich fast nicht aufzutreten. Sie gingen auf Zehenspitzen bis zur Mitte des Raumes.

In diesem Moment öffnete sich die große Mitteltüre und ein sehr vornehm wirkender Mann, ebenfalls in einem sehr kostbaren Kimono trat hindurch.

„Seien Sie mir gegrüßt!“ Sagte er und verbeugte sich tief.

Sie tauschten ein paar Höflichkeitsfloskeln aus und er bat sie in den Salon. Dort gab es einige kleine Tische auf denen Schalen und Gläser standen zur Zubereitung des Tees.

Sie wurden zu den Tischchen und den niederen Hockern gebeten und es wurde ihnen Tee und kleine Süßigkeiten gereicht.

 

Nun erst konnten sie mit Herrn Yuan-Chi über den Grund ihrer Reise sprechen.

Tante Monika sagte ihm, was ihr der Dirktor mitgeteilt hatte, dass nämlich diese kleine Figur, darstellend die ewige Gesundheit, seit seinem Besuch im Museum fehlt und dass der Direktor der Meinung ist, Herr Yuan-Chi hatte sie mitgenommen, bzw. sie sich ausgeborgt.

 

Herr Yuan-Chi hörte sich alles mit gesenktem Kopf an. Dann stand er auf, trat an das große Fenster und war eine ganze Weile ganz still. Dann drehte er sich um und sie sahen, dass große Tränen über sein Gesicht liefen.

„Ja, es ist wahr, ich habe diese Figur entwenden lassen. Ich habe eine kranke Tochter, müssen sie wissen, die niemals spricht, niemals lacht. Immer nur ruhig dasitzt. Ich dachte mit der geheimnisvollen Kraft dieser Figur kann ich sie heilen. Aber, es hat auch, dass nichts genützt. Leider!“

 

Tante Monika stand auf und sagte:

„Könnten wir ihre Tochter einmal sehen?“

 

Herr Yuan-Chi betätigte die Klingel, die an der Wand hing und ein Bediensteter erschien.

„Bring meine kleine Tochter hier her!“ Befahl er.

 

 

Sie warteten eine Weile, da tat sich die Türe auf und der Bedienstete schob vor sich her ein kleines Mädchen, eingehüllt in einen sehr schönen, seidenen Kimono.

Sie blickte ernst und ängstlich auf die ihr fremden Menschen.

 

„Hallo, mein Kind, ich bin Tante Monika, das ist Onkel Eduard und das sind Klaus und Lisa. Wie heißt du denn?“

„Sie heißt Li-Tung“ Sagte der Vater.

„Lieber Herr Yuan-Chi, ich wollte das von Ihrer Tochter selbst hören!“

„Sie spricht nie mit fremden Menschen.“ Sagte dieser ganz erstaunt.

„Haben sie einen Garten?“ Fragte Tante Monika

„Ja, natürlich, einen sehr schönen, mit japanischen Ziersträuchern und seltenen Blumen. Und kleinen Wasserfällen.“ Sagte Herr Yuan-Chi sehr stolz.

 

„Eduard, Du und die Kinder geht einmal mit Li-Tung in den Garten und versucht mit ihr zu spielen, ich werde mich inzwischen mit Herrn Yuan-Chi unterhalten. Aber nehmt diesen Ball mit.“  Flüsterte sie mit Onkel Eduard.

Sie öffnete ihren Korb und nahm einen wunderschönen großen Ball heraus, er war rot und gelb und glänzte wunderschön. 

 

Onkel Eduard nahm den Ball und hielt ihn in der Hand. Das kleine Mädchen schaute mit großen Augen auf den Ball und als sie Onkel Eduard bei der Hand nahm und zur Türe schritt, die in den Garten führte, ging sie folgsam mit. Klaus und Lisa gingen dahinter und die Gruppe verschwand im Garten.

Als der Bedienstete mitgehen wollte, hielt ihn Tante Monika zurück.

„Bleiben Sie da, Onkel Eduard macht das schon.“

Der Bedienstete blickte seinen Herrn ganz erstaunt an, doch dieser nickte nur und er verließ den Raum.

„Eigentlich erteile nur ich Befehle in diesem Hause. Aber ich will es geschehen lassen. Was wollen Sie den erreichen mit diesem lächerlichen Ball?“

„Ach bitte setzen Sie sich doch, wir wollen uns ein wenig unterhalten.“ Sagte Tante Monika nur.

Sie setzten sich wieder, doch Herr Yuan-Chi blickte immer wieder unruhig zur Türe.

Sie sprachen über die Reisen des Herrn Yuan-Chi, über das alte und das neue China und vielerlei anderes Interessantes.

Plötzlich sprang Herr Yuan-Chi auf. Aus dem Garten schallte lautes Kinderlachen, Lärm von einer fallenden Keramikvase und plötzlich knallte der rot-gelbe Ball an die Fensterscheibe und das lachende Gesicht von Li-Tung erschien mit geröteten Wangen, ihr Haar hatte sich gelöst und fiel ihr ins Gesicht. Das seidene Gewand hatte sie ausgezogen und sie lief herum in einem weißen Untergewande.

 

„Lisa, Klaus, schnell, wir werden jetzt Onkel Eduard treffen!“ Rief sie und holte sich den Ball und schoss ihn quer durch den Garten.

Der Garten hatte unter dem wilden Ballspiel der Kinder sehr gelitten. Überall lagen Keramikscherben herum, einige Sträucher waren entwurzelt und einige Blumen geknickt.

Aber mitten drin tollten die drei Kinder und Onkel Eduard herum und das ganze Haus war von Kinderlachen erfüllt.

„Ja, wawawas ist denn geschehen? Sie kann ja lachen, sprechen und auch herumlaufen, meine kleine Tochter. Sie ist ja gar nicht krank“ Stotterte Herr Yuan-Chi

 

„Ja sehen sie, ihre Tochter braucht einfach auch andere Kinder zum Spielen, sie ist ja keine Puppe, die den ganzen Tag nur in ihrem seidenen Gewande herumsitzt. Sie müssen den Garten ein wenig umbauen und ihr Platz zum Spielen lassen, sie müssen andere Kinder einladen, die mit ihr spielen können. Sie sollte in eine öffentliche Schule gehen, mit anderen Kindern gemeinsam lernen. Sie müssen sie einfach nur Kind sein lassen. Dann wird sie glücklich und gesund sein.“ Sagte Tante Monika.

 

„Ach, ich danke Ihnen, ich bin sehr glücklich. Es ist alles meine Schuld! Ich werde den Garten sofort morgen umbauen lassen und werde eine große Party geben und alle Kinder aus unserem Stadtteil einladen. Ich werde sie in die Schule schicken und den Privatlehrer kündigen!“  Herr Yuan-Chi war überglücklich. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nahm die Hand von Tante Monika in die seine.

„Ich werde sofort diese kleine Figur bringen lassen. Bitte geben Sie sie dem Museum zurück. Und sagen sie dem Herrn Museumsdirektor, es tut mir sehr leid. Ich wollte nur meiner Tochter helfen. Aber man tut so was nicht, es ist eigentlich Diebstahl! Ich werde auch einen großzügigen Scheck ausstellen, zugunsten des Museums, um den Schaden wieder gut zu machen.“

Er klingelte wieder einem Bedienstetem und beauftragte ihm, die Statue zu bringen. Er legte sie in eine schön verzierte Holzschatulle und verschloss diese mit seinem Siegel. Dann trat er an seinen Schreibtisch und holte sein Scheckbuch hervor und überreichte Tante Monika einen Scheck mit einer sehr großen Summe.

 

„Was kann ich noch für Sie tun?“ Fragte er dann.

„Wir müssten in zwei Tagen oben auf dem Vulkan sein, da werden wir abgeholt. Wir brauchen ein Quartier, um zu übernachten.“

„Oh, nein, sie werden diese zwei Tage hier verbringen. Da kann meine Tochter noch mit Klaus und Lisa und Herrn Eduard spielen. Und wir beide können uns noch unterhalten.“

 

Es wurden zwei wunderschöne Tage. Lisa und Klaus schlossen dicke Freundschaft mit Li und versprachen sich gegenseitig Briefe zu schreiben und sich auch einmal wieder zu besuchen.

Inzwischen wurde auch der Garten umgebaut und ein großer Platz zum Ballspielen reserviert.

Die Kinder hatten sich viel zu erzählen und auch Herr Yuan-Chi war überglücklich.

 

Nach diesen zwei Tagen wurden sie in einem großen Auto von der Villa des Herrn Yuan-Chi zum Vulkan gebracht. Da wartete schon der Feuerdrachen auf sie.

Die Reise ging wieder auf demselben Wege zurück. Onkel Eduard und Snief saßen vorne beim Kopf des Drachens, diesmal dahinter Klaus, dann Lisa und erst am Ende Tante Monika, die sehr sehr zufrieden aussah. Die Holzschatulle hatte sie in ihren geheimnisvollen Korb getan und den Scheck obenauf. Sie konnte schon das zufriedene Gesicht des Museumsdirektors vor sich sehen!

 

Lisa und Klaus konnten das erlebte gar nicht recht glauben! Was man so mit Tante Monika alles erleben kann!!

 

Zu Hause angekommen, rief Mama an und fragte, was denn eigentlich BEI JING sei. Sie hat den Anrufbeantworter nicht richtig verstehen können.

Lisa versprach, ihr alles dann am Ende der Ferien zu erzählen und sagte ihr, es gehe ihnen allen gut.

 Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

 

 

 

Brennende Karibik, Erotik

 Brennende Karibik,

von Joana Angelides




Nur schweren Herzens hatte ich Sita, eine tickende Bombe in Sachen Sex und Erotik in Kajuraho/Indien, verlassen. Nachdem wir in einem Strudel von leidenschaftlichem Sex fast ertrunken waren, beschlossen wir, das heißt ich, uns für einige Zeit zu trennen. Es gab aber mehrere Gründe die dafür sprachen.

 

Wie gesagt, der Hauptgrund war meine fast rettungslose Verstrickung in Gier und Geilheit nach weiblichen Körpern, ihrer Sexualität und das Feuer, in dem es mich hineinzog, der andere Grund war einfach die Angst um die nackte Existenz und die Drohung meines Redakteurs, mir die finanziellen Zuwendungen so lange zu streichen, bis wieder Berichte von mir auf seinem Schreibtisch landeten.

An einem dieser Abende, wo mir der Portier wieder einmal eines seiner Telexe

vor die Nase hielt, blickte ich mich wieder einmal nach langem bewusst in den Spiegel meines Badezimmers. Meine Wangen waren etwas eingefallen und meine Augen brannten in den Höhlen. Meine Brust wies Spuren der langen Fingernägel von Sita, meinem selbst gewählten Sexteufel, auf und auf meinem Hals und Nacken prangten einige Hemmatome, die dadurch entstanden waren, dass sie sich immer in mich verbiss, wenn sie in einen minutenlangen Orgasmus verfiel. Mein Körper hatte seine Spannkraft verloren, meine Gedanken kreisten nur mehr um die unglaublich fantasievollen und wunderschönen Darstellungen von hunderten erotischen Variationen an den Tempeln von Kajuraho. Ich hatte dadurch mehrmals am Tage eine Erektion und verbiss mich in meine Handknöchel, in Polster allem was ich erreichen konnte. Diese erotischen Darstellungen waren unsere Vorbilder, beflügelten meine Lust und hielten uns  in den Nächten wach und aktiv. Wir hatten sie bald alle durch, es fehlten nicht mehr viele, doch ich kam an diesem Abend doch zur Erkenntnis, dass, wenn wir die letzte der Darstellung nachempfunden haben werden, sich mein Körper aufgeben wird.

Unsere vorläufige Trennung war schwer, schien fast unmöglich zu sein. Die letzte Nacht verbrachten wir auf den Stufen des Tempels, rasend vor Verlangen nach Erfüllung. Ich stürzte mich immer wieder zwischen ihre geöffneten Schenkel. Mein Schwert bohrte sich tief in sie, ließ sie schreien und toben. Sie grub ihre Fingernägel in meinen Rücken, wenn meine Zunge auf ihrer Klitoris tanzte und ihre mit unzähligen Goldringen geschmückten Fingern zerrten und rieben an ihren Brustspitzen bis sie immer wieder in wilde Zuckungen verfiel.

 

Selbst als ich schon auf der Gangway des Flugzeuges stand, spürte ich, wie sich mein Leib zusammenzog, mein Penis pochte.

 

Nun war ich in der Karibik angekommen und hatte die erste fast schlaflose Nacht hinter mir. Der Ventilator surrte leise und erinnerte mich an das Hotel meiner lüsternen Nächte mit Sita. Ihr biegsamer Schatten beugte sich über mich, ihr Gesicht mit den brennenden Augen und ihrem zärtlichen Mund. Sie streckte die Arme nach mir aus, zog mich langsam zu sich und ich atmete gierig ihren betörenden Duft ein. Dann wurde ich wieder wach.

Ist da ein Flüstern, höre ich zärtliche Worte, goldverbrämt und sinnlich?

Streichen gierige Hände über meinen Körper?  Erspüren jeden weichen Punkt, umkreist ihn, meine Zunge berührt ihre Haut, erfasst ihre Brustspitzen, bringt sie zum Zittern.

Die Schatten bewegten sich und zaubern Gestalten in den Raum, die flüstern und raunen. Sie umschweben den Frauenkörper, berühren sie mit zärtlichen Fingern und bringen den Körper zum Klingen.

Meine Augen versinken in den ihren, erfassen die Glut darin und versuchen sie noch weiter anzufachen, ein Feuer zu entzünden.

Meine Hände glitten über den sanften Hügel ihres Bäuchleins, spüren die Vibrationen, die von ihrem Schoss ausgehen und verstärken den Druck.

Ihre Hände wandern über das Laken, zittrig und suchend. Sie werden unruhiger, als meine Hand langsam über den Flaum streicht und eintaucht in eine heiße blutrote, sich öffnenden Blume. Die Berührung des erotischen Mittelpunktes darin warf sie in die Höhe und lässt sie seufzen und tiefer atmen. Ihre Hände strichen über meine Körper; es ist ein Flehen, diese Berührungen nicht zu unterbrechen, sie zu halten, ihre aufsteigenden Gefühle noch zu verstärken, sie hinauf zu tragen auf den Gipfel, der brennenden Sonne entgegen.

Es war wie der Schrei der Möwen über dem Meer, als wir uns beide in die Glut der Sonnenscheibe verlieren und mit ihr im Meer als glutrote Punkte versinken.

Endlich fiel ich in einen dumpfen, von weiteren wilden Träumen dominierten  Traum.

 

Mit einiger Mühe hatte ich endlich doch eine Einladung für die heutige Soiree des Botschafters erhalten. Es trafen sich hier einige Wirtschaftsbosse und Magnaten und sicher auch Möchtegerne mit mehr oder weniger dicken Brieftaschen.

Ich lehnte an der Wand, die eine Hand in der Tasche meines Smokings, in der anderen Hand einen Wodka-Martini und betrachtete die Menschen rund um mich. Ich beteiligte mich nicht an diesem Zeremoniell der Eitelkeit, war froh halb durch eine große Zimmerpalme verdeckt zu sein. Mit Schaudern dachte ich an die sicher langweilige Rede über Entwicklung der Industrie in Südamerika und die Möglichkeiten, die Erträge für Kapitalgesellschaften zu maximieren.

 

Als die Doppeltüre, die den privaten Bereich des Botschafters von den offiziellen Räumen trennte,  geöffnet wurde, blickte alles in diese Richtung und die Gespräche verstummten.

 

Auch ich stellte mein Glas langsam und ohne hinzusehen auf eines der kleinen Tischchen an der Wand. Ich hörte die Begrüßungsworte des Botschafters nur entfernt und im Hintergrund ablaufend, denn meine ganze Aufmerksamkeit wurde nun von der Frau an dessen Seite gefesselt.

 

Sie war eine dieser unglaublichen Schönheiten Südamerikas, mit tiefschwarzem Haar, straff nach hinten gekämmt, in einem breiten, schweren Knoten endend.

Sie trug ihren Kopf wie eine Kostbarkeit, gehalten von einem schlanken langen und biegsamen Hals.

Die Augenbrauen waren wie Schmetterlingsflügel geformt und ebenfalls tiefschwarz.

Sie umrahmten zwei unglaublich große dunkle Augen, die strahlend in die Menge blickten, beschattet von langen Wimpern.

 

Das bodenlange Kleid umfloß sie wie flüssiges  Gold, es betonte die sanften Linien ihres Körpers und ließ nur ihre Schultern frei. Sie waren vollendet geformt und  man konnte bei jeder ihrer Bewegungen auf der  hellbraun schimmernden Haut, raffiniert verteilte Goldpunkte aufblitzen sehen.

Mir blieb der Atem weg und am liebsten hätte ich den obersten Knopf meines Smokinghemdes geöffnet.

 

Die Rede des Handelsdelegierten hörte ich kaum, sie rann an mir ab, wie Wasser auf einer Ölhaut. Ich war vom ersten Augenblick von dieser Frau so fasziniert, dass in meinem Kopf nichts anderes Platz fand. Ihre Aura hatte sich da festgesetzt und ließ keine anderen Gedanken zu.

 

Ich saß schräg hinter ihr am Pressetisch und konnte sie besonders gut beobachten. Ich sah ihren schlanken, biegsamen Rücken, übergehend in einen ausgeprägten Po. Meist hatten so schlanke Frauen, wie sie es war, einen kleinen Po, doch bei ihr war dies nicht der Fall. Er war fest und rund und sie bewegte ihn hin und her, so als würde sie unruhig sein und jeden Moment aufstehen wollen. Sie beugte sich etwas nach vor und dann nach rechts und sagte irgendwas  ihrem Mann ins Ohr. Ich beobachtete das Spiel ihre Muskeln und die Bewegungen der einzelnen Knorpel auf ihrem Rückendekollete, das elegant im Stoff ihres Kleides versank.

Ich konnte mich des Eindruckes nicht erwehren, dass sie unter ihrer Robe nichts weiter  trug. Ich meinte zu wissen, dass sie völlig nackt darunter war und das  machte mich fast verrückt.

Das Dekollete war rückwärts sehr tief und  ihr Körper war wie eine Blüte, die aus dem sie umschließenden Kleid wie aus einem Blatt emporwuchs. Der Haarknoten glänzte im Licht der vielen Glühbirnen im Raum, als wäre er eingeölt. Nun erst bemerkte ich die vielen kleinen weißen Perlen die mit eingeflochten waren.

In den nächsten Tagen war es unmöglich für mich, mich zu konzentrieren. Wohin ich auch blickte, ich sah immer wieder diese biegsame Gestalt in einem goldenen Kleid sich  hin und her wiegend. Ich war offenbar  der einen Venusfalle fast entkommen und sofort in den nächsten Krater eines Vulkans hineingestolpert.

 

Heute Abend schien im Hotel eine Menge los zu sein. Es gab eine Party, organisiert von der französischen Botschaft.

 

Der Swimming-Pool war von unten beleuchtet und es schwammen kleine leuchtende Lampions  auf dem Wasser.

Dazwischen sah man einzelne aufgeblasene Sitze und auch Luftmatratzen. Überall waren lachende Gesichter, die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Dezente Musik war im Hintergrund zu hören. Ich beschloss, da der Abend noch jung war, an dieser Party kurz teil zu nehmen.

 

Obwohl ich mir vornahm, nur einen Drink zu nehmen und dann wieder zu gehen, blieb ich ganz am Ende der Poolbar hängen. Es wartete ja niemand in meinem  Zimmer auf mich. Ich blieb jedoch nicht sehr lange alleine.

Sie setzte sich mit dem Rücken zu mir auf den freien Barhocker und stellte ihr Glas auf die Theke. Ihr langes schwarzes Haar fiel ihr fast bis zu ihrem knappen Bikinihöschen. Sie hatte kleine weiße Perlen in das Haar geflochten und die Spitzen ihrer Haare bewegten sich durch ihre etwas unruhigen Bewegungen an ihrem Po hin und her. Ihre langen Beine steckten in atemberaubend hochhackigen Schuhen aus Glas, mit weißen Perlen darauf. Einer ihrer Beine war angewinkelt, der andere berührte fast den Boden. Die Zehennägel waren rot lackiert und sie bewegte sie im Rhythmus der Musik.

 

Ich starrte ihren Rücken an und spürte, wie sich langsam ein Würgen in meinem Hals einstellte. Sie erinnerte mich an jene Frau, die mir seit Tagen den Schlaf raubte, die jede Nacht  in meinen erotischen Wachträumen erschien.

Da lachte sie auf und es war ein dunkles Lachen, mit einem leichten Timbre darin. War sie es? Ich entschloss  mich, mir Klarheit zu verschaffen.

 

„Entschuldigen Sie... !“ Ich berührte leicht ihre rechte Hand und sie drehte sich mir zu

„Ja?“  Ihre großen dunklen Augen sahen mich fragend an.

 

„Sind Sie alleine da?“, würgte ich hervor. Sie saß tatsächlich so einfach da!

 

„Sie nicht?“  Sie hatte ein kleines Lächeln auf den Lippen und ihre dichten schwarzen Wimpern senkten sich noch tiefer  über ihre Augen. „Wir sollten das aber ändern, finden Sie nicht?“

 

Sie rutschte vom Barhocker und nahm meine hilfreiche Hand an, ließ sie danach aber nicht mehr los.

 

„Setzen wir uns dort hinten in den Strandkorb?“ Sie lächelte geheimnisvoll und öffnete leicht ihre blutrot geschminkten Lippen.

 

Der Strandkorb stand etwas abseits, halb im Dunkeln und war  für zwei Personen konzipiert. Es lagen einige Polster drauf und einige Handtücher auf dem Tischchen daneben.

 

Wie in Trance ging ich mit und schloß die Augen, um den von ihr ausgehenden schweren Geruch nach Moschus und Rosen tief einatmen zu können. Vielleicht war dies einer der Träume, die mich schon in den vergangenen Tagen im Banne hielten.

 

Wir setzten uns und nahmen zwei der Drinks, die uns ein vorbei eilender Kellner reichte.

„Ich heiße Rahna, es ist aber nicht mein richtiger Name, den trage ich nur hier. Ich komme hin und wieder her, um mich ein wenig zu amüsieren.“

 

„Ich heiße George, tatsächlich.“ Ich mußte unwillkürlich lächeln.

 

„Lege Dich her, du wirkst sehr verspannt, ich werde dich ein wenig massieren.“ Sie war spontan  zum DU übergegangen und es klang ganz selbstverständlich.

Sie berührte mich  an beiden Schultern und drückte mich leicht nach unten. Ich spürte dabei ein kleines Beben das von ihren Händen auf  mich überging, es waren eigentlich feine Stromstöße die sich in seinem Körper  wellenförmig ausbreiteten.

 

„Oh, Du zitterst ja?“ Es überraschte mich, doch ich genoß es auch.

 

Sie schloß die Augen und lächelte. Ich legte mich zurück und betrachtete ihre Umrisse gegen das Licht.  Ich bemerkte, dass sie den Oberteil des Bikinis gar nicht mehr trug, es mußte irgendwo am Boden liegen. Ihre Brüste waren voll und rund und wie sie sich so über mich beugte konnte ich die Brustspitzen genau über meinen Augen sehen und sie war erregt, eine Erregung die sich langsam auf mich übertrug.

 

Sie spreizte nun die Beine und setze sich auf meine Oberschenkel. Sie begann nun meine Schultern langsam aber fest zu massieren und beugte sich dabei immer wieder nahe über mich. Ihr tiefschwarzes Haar fiel  über ihre Oberarme und die Perlen, die darin eingewebt waren, rieben sich aneinander und es erklangen sanfte Töne.

 

Ihre Hände fuhren langsam und zärtlich über meine Brust und verweilten an meinen Brustspitzen, ihre dunklen Augen wurden noch dunkler, als sie meine offensichtliche Erregung spürte. Sie legte ihren Kopf auf meinen Brustkorb, rutschte dabei an meinen Beinen  hinunter und lag nun mit ihrem ganz Körper auf mir. Nun begann sie sich langsam, wie eine Schlange auf meinem Körper zu bewegen, so dass ich langsam zu glühen begann. Ich nahm sie nun mit beiden Armen bei der Taille und legte sie sanft neben mich. Ihre Augen blieben geöffnet und hielten Meinem Blick stand. Nun begann ich, vom Hals abwärts diese weiche sanfte, braune Haut zu liebkosen, mit meiner Zunge ihren leicht salzigen Geschmack zu genießen. Als ich bei den Brustspitzen angelangt war, verlor sie fast die Kontrolle und es ergab sich wie selbstverständlich, dss ich in sie eindrang. Die nächsten Minuten waren wie ein Flug hinauf zu den höchsten Gipfeln. Ich  hielt sie dabei  fest in meinen Armen. Sie war leicht wie eine Feder und gab sich völlig selbstvergessen und mit unglaublicher Hingabe ihren Gefühlen hin.

 

Wir lagen nun völlig atemlos und gelöst neben einander, teilweise verdeckt durch die Tiefe des Strandkorbes und ihre Zehen strichen langsam auf meinen Beinen auf und ab und sie flüsterte mir Worte ins Ohr, die ich gar nicht verstand.

 

Es war ein Hüsteln zu hören. Sehr dezent und leise, aber doch hörbar. Sie zuckte zusammen und richtete sich auf.

 

„Ich muß gehen, es ist Zeit!“

Bevor ich noch ein Wort sagen konnte, sie eventuell halten konnte, war sie schon aufgestanden. Hinter ihr stand halb abgewandt ein großer, kräftiger Mann  und hielt ihr einen Bademantel entgegen, in den er sie sofort komplett einhüllte. Dann hob er sie auf und trug sie einfach in das Haus. Am Boden blieb ein  goldener Kamm mit einigen Perlen darauf liegen, sie mußte ihn verloren haben.

 

 

 

Als ich einige Tage danach wieder eine Einladung zu einem Dinner in die Botschaft bekam, erfaßte mich eine unglaubliche Unruhe. Würde ich sie wiedersehen? War sie wirklich ident mit der Frau des Botschafters, oder war es nur eine zufällige Ähnlichkeit?

 

Dieses Mal blieb ich nicht seitwärts bei der Palme stehen und ließ die Geschehnisse an sich vorbei gehen, sondern beteiligte mich aktiv an den Gesprächen. Als der Botschafter mit seiner Frau am Arm den Raum betrat, begab er sich hinter sie, bückte sich und tat als würde etwas aufheben.

 

Sofort stand dieser große Mann hinter mir den er nun schon kannte! Ich wußte sofort, wo ich ihn bereits  gesehen hatte.

 

„Sie haben etwas verloren!“ Ich hielt den Kamm in der Hand. Sie drehte sich um und  blickte  mir voll ins Gesicht. Ihre großen schwarzen Augen wurden noch dunkler und noch größer, dann schien es, als würde sich ein Schleier darüber legen.

 

„Oh, danke, er muß eben hinunter gefallen sein! Vielen Dank! Wir kennen uns noch nicht, Herr..... ?“  Sie lächelte mich an.

 

War da ein leichtes Blitzen in ihren Augen?

 

„Georg, Georg Parton.“ Ich verneigte mich leicht.

 

„Danke vielmals Herr Parton!“ Sie schenkte mir noch ein Lächeln  und wandte sich sofort wieder an ihre Gesprächspartnerin.

 

Der große Mann neben mir nahm ihm den Kamm weg, steckte ihn ein und schaffte gleichzeitig Distanz zwischen ihm und der Frau des Botschafters, indem er sich breitbeinig hinstellte und die Arme verschränkte.

 

Mir blieb nur mehr der Geruch nach Moschus und Rosen.

 Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

 

Mittwoch, 8. Juni 2022

Im Netz der Gefühle, Erotik

 

Im Netz der Gefühle

von Joana Angelides


Nun sitze ich dir schon eine ganze Weil
e gegenüber. Das Kaffee ist nur mäßig besucht und liegt im Halbdunkel. Ich, ein Mann der sich langweilt.

Im einfallenden Licht glänzt ein kleines Spinnennetz in der Fensternische.

Die schweren Vorhänge lassen das Licht nur gedämpft in den Raum, vereinzelte Sonnenkringel spielen mit deinem Haar und lassen es golden erscheinen.

Du hältst den Kopf leicht nach links geneigt und blätterst unkonzentriert in einem Magazin. Immer wieder schweifen deine Augen ab und treffen auch wie rein zufällig, mit meinem Blick zusammen. Es trifft mich jedesmal wie ein Stromstoß. Es sind nur Sekundenbruchteile, in denen sich unsere Blicke treffen, aber sie lösen totales Chaos aus. Chaos in meinem Kopf und ganz langsam in meinen ganzen Körper bis zu den zuckenden Zehenspitzen.

Meine Langeweile mutiert zu Interesse!

Ich brauche immer einige Sekunden, um diese totale Erregung abklingen zu lassen. Danach ist dein Blick wieder völlig teilnahmslos auf das Magazin gerichtet.

Es ist wie ein geheimes Spiel, das nur wir beide spielen.

In deinem Nacken kringeln sich kleine Haarsträhnen und wenn du den Kopf drehst, bewegen sie sich mit. Ich stelle mir gerade vor, wie meine Lippen darüberstreichen und ich es an meinem Gaumen bis in die trockene Kehle verspüre und dieses Gefühl dann in meinem Kopf mehrfach explodieren wird.

 

Seit geraumen Zeit liegt mein Blick auf dir und meine Augen wandern nun von deinem Nacken weiter, den Schultern entlang und berühren deine Brüste, die sich durch die dünne Bluse in erregender Weise abzeichnen. Durch die leichte Anhebung deiner linken Schulter, bewegen sie sich leicht. Ich kann deine Brustspitzen sehen, wie sie deinen Atemzügen folgend, auf und nieder wandern. Mit einer Handbewegung öffnest du nun unerwarteter Weise, zwei Knöpfe deiner Bluse, als wäre es zu heiß hier im Kaffee. Ich kann nun deine linke Brust bis zur Hälfte sehen und meine Ahnung, daß du unter der Bluse nichts weiter trägst als nackte Haut, wird bestätigt.

 

Und wieder trifft mich ein Blick von dir und gleichzeitig berührst du mit den Fingerspitzen, ganz zufällig das Tal zwischen deinen Brüsten und fährst genüßlich, wie in Gedanken, auf der nackten Haut auf und ab.

 

Das Blut steigt mir in den Kopf und ich muß tief Luft holen, aus Angst das Bewußtsein zu verlieren. Meine Erregung erreicht eine Spannung, die nur schwer zu verbergen ist.

Sehe ich da ein leichtes Lächeln in deinem Gesicht?

Dein Blick läßt wieder ab von mir und gleitet weiter durch den Raum und dann widmest du dich wieder deinem Magazin.

Doch deine Fingerspitzen gleiten noch immer gedankenverloren auf und ab, was mir nun endgültig Schweißperlen auf die Stirne treibt.

Das Spinnennetz in der Fensterecke wird durch den Luftzug der sich öffnenden Türe des Kaffees leicht bewegt und ich sehe, daß sich inzwischen eine Mücke darin verirrt hat und verzweifelt versucht, zu entkommen.

Nun nimmst du die große Tasche neben dir, welche deine Figur bisher vom Gürtel abwärts verdeckte, zur Hand und entnimmst ihr einen Handspiegel.

Du blickst hinein und fährst dir mit den Lippen langsam über deine vollen Lippen um sie zu benetzen. Dabei trifft mich wieder wie zufällig dein Blick und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich in deinen Augen versinken soll oder das Spiel deiner Zungenspitze oder die Bewegungen deiner Brüste beobachten soll. Es macht mich völlig verrückt und fahrig, ich schütte etwas von meinen Kaffee aus, den ich eben zu meinen zitternden Lippen führe.

Du klappst nun den Spiegel wieder zu und stellst die Handtasche aber nun auf die andere Seite, so daß ich die zarte Rundung deines Po´s sehen kann, wie er sich quälend langsam hin und her bewegt. Der dünne Rock liegt an deinen Hüften und Po eng an, diese Linie wird durch keine Falte beeinträchtigt.

Es durchfährt mich siedend heiß, es kommt mir der Gedanke, daß du eventuell kein Höschen trägst, oder vielleicht so ein Nichts von einem Ding, das vorne nur ein kleines Dreieck hat und rückwärts nur einen String, der sich zwischen deinen Pobacken nach oben zwängt. Die Vorstellung wie dieses Riemchen bei jeder Bewegung dazwischen deinen Damm und den empfindlichen Stellen deiner Pospalte bei dir vielleicht Wellen von Gefühlen auslösen, erfaßte mich und stürzt mich in eine Spirale von Empfindungen. Obwohl ich ein offenes Hemd und einen Pullover trage, wird es mir eng. Ich fasse an meinen Hals und ziehe den Hemdkragen ein wenig nach unten.

Die Mücke im Spinnennetz versucht noch immer, sich zu befreien, verstrickt sich aber immer mehr in den dünnen Fäden. Irgendwie tut sie mir leid, ich kann mit ihr fühlen!

Deine Lippen kräuseln sich ein wenig und mit angehaltenem Atem sehe ich, wie sich dein rechter Fuß langsam nach oben streckt und du die Beine übereinander schlägst. Mein Herz spielt verrückt, es klopft und ich spüre, wie es das Blut schneller durch meine Adern pumpt.

Durch diese Veränderung deines Körpers rutschte der Rock ein wenig nach oben und meine Blicke können ungehindert die Waden deiner schlanken Beine nach oben zu den Schenkeln und bis unter den Rocksaum wandern. Es ist wie eine Fahrt auf einer Hochschaubahn. Ich bekomme einen leichten Schwindel im Kopf, meine Magengrube wird immer tiefer und ein dumpfes Gefühl von Hilflosigkeit erfaßt mich.

 

Wie fühlt sich eine Mücke in so einem Spinnennetz?

 

Nun sinkst du langsam tiefer in die gepolsterte Bank, schlägst die Beine auseinander und stellst den Fuß wieder auf den Boden. Du befreist dein rechtes Bein vom Schuh und meine Blicke saugen sich hungrig an deinen Rot lackierten Zehenspitzen fest, die sich langsam und rhythmisch hin und her, rauf und runter bewegen. Ich bemerke plötzlich, wie meine Zunge diesem Rhythmus folgend, meine trockenen Lippen benetzt.

Du bist nun ein wenig nach rückwärts gebeugt, völlig entspannt und locker, deine Blicke liegen ein wenig spöttisch und doch aufregend auf mir und ich beginne meine Hilflosigkeit zu hassen.

Ich fühle mich wie diese kleine Mücke dort oben in der Fensterecke.

Das Netz wird immer enger, die Bewegungen immer eingeschränkter, die klebrigen Fäden fesselnd, bis zur Bewegungslosigkeit.

Ich kann kaum mehr Luft holen.

Die Kellnerin reißt mich aus meinen Phantasien. Sie geht vorbei, räumt meinen Tisch ab und ich werde nun zahlen.

Mein Blick streift dich, du sitzt nun wieder gerade da, deine Füße stecken in den Schuhen und deine Blicke versinken wieder in dem bunten Magazin.

Ich stehe mühsam und ein wenig zitternd in der Kniekehle auf und gehe zur Türe. Bevor ich sie öffne blicke ich noch einmal zu dir hin und du schenkst mir ein süßes kleines, unschuldiges Lächeln.

Ich lächle zurück.

Nur Frauen, diese wunderbaren Geschöpfe, können so unschuldig lächeln, nachdem sie einen Mann fast um den Verstand gebracht haben.

 

Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

Freitag, 13. Mai 2022

Die alte Mühle, unheimlich

 

                                                 Die alte Mühle

von Joana Angelides


Nun habe ich diese alte Mühle geerbt, in der ich viele Stunden meiner Kindheit verbracht habe.

Solange ich denken konnte, gehörte dieses alte Haus Emmy, einer alten Tante von Mama. Oder war sie aus der Familie von Papa?

 

So genau habe ich das nie erfahren, auch nicht erfahren wollen.

Eigentlich war sie mir immer unheimlich und doch zog es mich immer wieder hier her. Sie erzählte mir Geschichten aus ihrer Kindheit, mit vielen unheimlichen Gestalten darin. Manchmal, wenn ich mich dem Hause näherte, hörte ich sie mit ihnen reden, als wären sie gerade da.

 

Bei Tage hatte sie immer die Vorhänge vorgezogen und sie verließ das Haus selten und wenn, dann in den Dämmerstunden.

 

Der alte Herbie vom Delikatessengeschäft aus dem Dorf brachte ihr jahraus und ein die Lebensmittel zum Haus und stellte sie bei der Treppe zur Haustüre ab. Damals war er noch ein junger Mann, wurde im Geschäft angelernt und zu solchen Botendiensten herangezogen. Er nahm dann immer  gleichzeitig ein Kuvert mit  dem Bestellzettel für die nächste Woche mit. In dem Kuvert lag immer Geld und er verrechnete es von Woche zu Woche und legte das Restgeld bei der Lieferung hinein.

 

Unsere kleine Stadt war damals noch ein kleines Dorf und es war unvermeidlich, dass die Leute über sie redeten. Doch es machte ihr nichts aus. Meine Besuche bei ihr waren für sie die einzige Abwechslung.

Im Frühjahr tauchte immer Andreusz, ein hoch gewachsener, kräftiger Mann bei ihr auf, der in dem hinteren Zimmer sein Quartier bezog.

Er machte alle anfallenden Arbeiten, reparierte das Dach oder besserte das Mühlenrad aus. Doch auch er arbeitete gerne in den Abendstunden, bei Tage war er im Haus und zog sich in den Keller zurück, wo eine Werkbank stand. Am Ende des Herbstes war er immer verschwunden und niemand wusste, wohin er ging.

Ich saß dann gerne in der Ecke am Boden und schaute ihm zu, wie er mit gleichmäßigen Bewegungen Bretter hobelte oder an irgendwelchen Metallstücke herum hämmerte. Meist hielt er nach einer Weile inne, legte seine Werkzeuge weg und blickte mich an.

„Was suchst du da, so ein hübsches kleines Mädchen! Warum spielst du nicht mit den anderen unten am Fluss?“

„Mir gefällt es hier bei Dir. Erzähl mir wieder über das Schloss vom schwarzen Ritter Tejo, wie er den Drachen besiegt hat. Oder von den Kämpfen von Eckhardt dem Einäugigen!“

 Dann brummte er.

„Die habe ich dir schon Hunderte Male erzählt. Aber ich werde dir heute von einem Grafen erzählen, der weit weg auf einem wunderschönen Schloss gewohnt hat.

Der Graf hatte alle Bedienstete immer sehr lange für ihn arbeiten lassen und wenn sie nicht gehorchten, dann hat er sie in sein Verließ verschleppt und niemand hat sie je wieder gesehen. Man hat viele Jahre später ihre Knochen dann hinter dem Schloss gefunden, in einer Grube.

Es heißt er hat ihr Blut getrunken und ihre Seelen mit in die Hölle genommen!“  Er lachte laut als er diese Geschichten erzählt und mich überkam dann immer so ein angenehmes Gruseln. Manchmal sprang ich auf und lief weinend zu Emmy und diese schimpfte dann immer mit Andreusz.

„Erzähle dem Kind nicht immer solche schaurige Geschichten! Die nicht einmal wahr sind!“

„Sie hört sie aber doch gerne!“ Brummte er dann oft und sah mich mit einem seltsamen Blick an.

Dann wandte er sich mir meist zu.

„Das sind alles nur Geschichten, Jahrhunderte alt und keiner weiß, ob sie auch wahr sind. Aber man erzählt sie halt. Wenn du nur etwas älter wärst, wir würden uns schon verstehen!“

Und manchmal kam er mir dabei sehr nahe und ich konnte seine dunklen Augen in seinem Gesicht brennen sehen.

„Ich werde warten, denn eines Tages wirst du das besser verstehen!“

Natürlich wartete ich schon jedes Frühjahr darauf, dass Andreusz wieder kam. Jedes Jahr übte er die gleiche Faszination auf mich aus.

Im Winter, wenn es abends schon dunkel wurde und ich bei Emmy auf Besuch war, schlich ich mich in den Keller zur Werkbank, in der Hoffnung er wäre da. Obwohl ich manchmal Geräusche von unten zu hören glaubte, war der Keller jedoch kalt und leer.

Und doch, es war mir oft, als würde Jemand unten wohnen, schemenhaft an mir vorbei gleiten oder durch eine der Türen im Keller verschwinden. Es war mir als würde Licht flackern, von Kerzen verursacht.

War da nicht ein Lachen zu hören, dieses dunkle und doch amüsierte Lachen von Andreusz?

Ich sprach Emmy darauf an doch sie lachte mich aus.

„Wer soll dort unten wohnen, ist alles leer!“

 

Unser Haus lag auf dem gegenüber liegenden Hang und es war ein kleiner Bach und ein paar dunkle Nadelbäume dazwischen, die teilweise die Sicht versperrten.

Ich erinnere mich an eine Nacht, in der ich nicht schlafen konnte und am Giebelfenster meines Zimmers saß. Ich vermeinte drüben bei Emmy flackernde Lichter hinter den Fenstern zu sehen.  Das Haus war wie von dunklen Schleiern umwoben und es war mir als würden aus dem Schornstein hilfesuchend Hände heraus ragen. Doch das mussten die Wolken sein, die teilweise den Mond verdeckten und dann wieder verschwanden. Ich war so erschrocken über meine Fantasie, dass ich das Fenster schloss und den Vorhang zuzog.

 Am nächsten morgen, es war ein Sonntag ging ich zu Emmy. Sie saß im Schaukelstuhl beim Ofen und summte vor sich hin. 

Ich erzählte ihr meine Beobachtungen.

„Du hast sicher was Schlechtes geträumt, mein Kind. Ich bin gestern schon sehr zeitig zu Bett gegangen und es war niemand da. Diese Hände, das wird der Rauch vom Kamin gewesen sein!“

Ja, wahrscheinlich war es so.

Die Jahre vergingen, die Sommer kamen, mit ihnen immer Andreusz. Ich fragte  mich, wie es sein konnte, dass weder Emmy noch er, in all diesen Jahren alterten. Gut, Emmy war schon immer alt, aber Andreusz blieb in meinen Augen immer der kräftige, gut gebaute Mann, so Mitte Vierzig, mit vollem Haar und er hielt sich auch all die Jahre immer aufrecht.

Als ich einmal als junges Mädchen dies zu meiner Mutter sagte, schaute sie mich erschrocken an und verbot mir zu Emmy zu gehen, wenn Andreusz wieder da war.

Doch ich lachte nur und ging weiterhin hinüber. Doch sah ich ihn von nun an mit anderen Augen. Ich stellte fest, dass er eigentlich ein sehr gut aussehender Mann war. Naja, vielleicht ein wenig schweigsam, doch wenn ich so das Muskelspiel seiner Arme beim Hacken des Holzes für den Winter sah,  stellte ich Vergleiche mit den anderen Männern aus unserem Freundeskreis an und da schnitten die schon schlechter ab. 

Wenn ich mich nun so in die Ecke auf den ersten Treppenabsatz setzte und versuchte, von ihm wieder Geschichten zu hören, hörte ich nun auch auf den Klang seiner Stimme. Sie drückte an manchen Tagen düstere Landschaften aus, mit kämpfenden Horden und  Heerscharen der Hölle, von Hexen, die am Scheiterhaufen verbrannten. Dann gab es wieder Tage, da erzählte er von Rittern, die um schöne Damen kämpften, da bemerkte ich auch weichere Farben und Zeichen in seinen Augen. 

Ein einziges Mal berührte er mich, als ich fast über die Treppe gestürzt wäre. Er fing mich auf und für einen Moment hielt er mich fest und sein Mund war meinem Hals so nahe, dass ich seinen Atem spüren konnte.

Er stellte mich jedoch sofort wieder hin und brummte, ich solle doch besser aufpassen.

 

Nun war Emmy verunglückt. Sie war eben diese Treppe im Keller hinunter gestürzt und hat sich den losen Eckpfeiler unten durch die Brust gestoßen.

Sie muss sofort tot gewesen, erzählte der Arzt. Ich war für einige Tage verreist und als ich zurückkam, war auch das Begräbnis bereits vorbei. 

Ich stand  nun hier und lauschte in die Stille des Hauses. Es wird sicher nicht leicht sein, einen Mieter für das Haus zu finden. Zu viele Geschichten ranken sich um die alte Mühle. Das Klappern des Rades war auch nicht Jedermanns Sache.

 

Da war es wieder, dieses Geräusch im Keller. Ich ging kurz entschlossen zur Kellertüre und öffnete sie. Die Treppe war noch immer nicht repariert, der abgebrochene Pfosten lag unten und es zog mich mit aller Kraft hinunter.

 

Ich stieg zögernd und langsam hinab und blieb dann unten stehen. Woher kam der Luftzug, es musste irgendwo ein  Fenster offen sein.

Und da stand er! Er stand an der Wand und löste sich langsam aus dem Schatten. Seine breiten Schultern, seine hohe Gestalt füllten den ganzen Raum aus.

 „Hallo, Kleines, da bist Du ja!“

Ich starrte ihn an. Wieso war er da? Es ist doch Winter und eigentlich sollte er erst im Frühjahr wiederkommen.

Ich stand wie erstarrt da und konnte meine Augen nicht aus den seinen lösen. Sie waren noch dunkler, als sie sonst immer waren, im Hintergrund sah ich eine kleine Flamme lodern Er hob beide Hände an und legte sich auf meine Schultern.

„Ja, du bist nun wirklich eine schöne Frau geworden! Ach, wie lange habe ich auf dich gewartet, sah dich zum Mädchen, dann zur jungen Frau werden. Ich bin nun da, um dich zu mir zu holen.“

Ich wich einen Schritt zurück, wollte weglaufen, doch war ich bewegungslos, ja wirklich fasziniert von seiner Wandlung. 

Plötzlich erschien er mir als der lange erwartete Eroberer, mein Prinz, der Held meiner Jugend.

Ich schloss meine Augen und ließ es geschehen, dass er mich umfasste, sein Gesicht an meinen Hals legte. Ich hörte ihn flüstern und Worte sprechen, die ich ihm nie zu getraut hätte.

Es war dann vollkommen logisch und erwartet von mir, als ich einen kleinen Schmerz seitwärts an meinen Hals spürte und wusste, dass sich unser Blut für ewig verbunden hatte. 

Ich werde die Mühle nicht vermieten, ich werde selber hier einziehen, ich werde das Vermächtnis von Emmy übernehmen.

 

  

Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern! Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

 

 

 

Die Schatten hinter dem Licht, vampiig

 

Die Schatten hinter dem Licht

von Joana Angelides

 

Der graue Wolf war wieder da. Er hörte ihn um das Haus herumschleichen und manchmal an der Rückseite des Hauses am Holz kratzen.

Es war ein einsamer Wolf, ohne Anschluß an ein Rudel und sicher halb verhungert. Entweder war er verletzt oder zu alt um Selbst etwas zu reißen. Er kam nur nachts im Schutz der Dunkelheit. Bei Tage konnte er jedoch seine Anwesenheit im Dickicht des Waldes spüren.

Er warf ihm hin und wieder ein paar Fleischstücke oder Innereien der erlegten Tiere zur Wassertränke hin. Doch der Wolf wagte sich bei Tage nicht heran, er kam immer in der Dämmerung, wenn die Konturen verschwommen und er fast mit den Schatten verschmolz. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung, war der Wolf ein scheues ängstliches Tier und fürchtete sich vor dem Menschen. Nur im Rudel fühlte er sich stark.

Bisher hatte er ihn noch nie in seiner vollen Gestalt gesehen, er sah ihn als Schatten an der Wand der Hütte, oder gerade noch seine Rute mit dem hinteren Lauf im Dickicht verschwinden, wenn er sich die Fleischstücke geholt hatte. Niemals fraß er es an Ort und Stelle.

 

In den letzten Vollmondnächten war sein Heulen laut und schauerlich durch den Wald zu hören. Es klang wie Wehklagen eines unendlich traurigen und verletzten Tieres.

 

Was wird wohl aus ihm im Winter werden, wenn die Hütte verlassen und rundherum eine dicke Schneedecke alles Leben erschweren wird?

Er schüttelte den Kopf und schlürfte aus seiner dicken Keramikschale den Tee und schaute ins Feuer. Es knisterte, kleine Funken sprangen heraus und verglühten vor dem Kamin am Steinboden.

Er fühlte eine Seelenverwandtschaft mit dem einsamen grauen Wolf, obwohl dieser eindeutig im Nachteil war. Er hatte keinen sicheren, warmen Platz in kalten, windigen Nächten, hatte keine schützende Höhle, wie er selbst. Doch die Einsamkeit war eine Gemeinsame. Diese Einsamkeit, die wie eine tiefe Höhle war und immer weiter in den Berg der Bedrückung hineinführte und kein Ende zu haben schien. Rufe, geschickt in die Dunkelheit, wurden verschluckt und kein Echo kam zurück.

 

Er stellte die Schale mit dem restlichen Tee wieder weg, nahm seinen Mantel und ging hinaus.
Die Nacht war kalt, der Himmel wolkenlos und klar und die runde Scheibe des Mondes am Himmel schien, je länger er sie ansah, immer größer zu werden.

 

Der Wald schien beweglich. Die Schatten wurden durch die bewegten Äste und Zweige der Bäume unruhig hin und her geworfen und zeichneten dunkle, fließende Konturen in das Moos.

Da, bewegte sich hier nicht nur der Schatten, sondern auch der Baum?  Plötzlich schien der Wald zu leben. Was war es nur, dass ihn unwiderstehlich in den Bann dieses Waldes zog? War es die plötzliche Bewegung, die vermeintlichen Gestalten zwischen den Stämmen, die Möglichkeit von Gesellschaft in dieser Einöde, die er nun schon seit Wochen ertrug?

Er verdrängte die aufsteigenden Bedenken, den kleinen Rest von Angst und die angeborene Vorsicht und wagte sich tiefer hinein in das leise raunende, flüsternde Dickicht.

Plötzlich stand er vor ihm, dieser einsame graue Wolf und blickte ihn mit seinen hellen Augen ruhig an und machte kehrt und ging tiefer in das Gehölz.  Nach einigen Metern blieb er stehen und drehte sich um, um zu sehen, ob er ihm auch folgte. Der Mann verspürte einen inneren Zwang, es war wie eine Aufforderung ihm zu folgen und er konnte sich dagegen nicht wehren.

 

Immer tiefer und tiefer drangen sie beide vor und standen plötzlich vor einer Lichtung mit einem kleinen See, den er noch nie gesehen hatte.

Ein großer, hagerer Mann trat aus dem Schatten eines Felsens hervor und streckte ihm die Hand entgegen.

„Kommen sie, ich zeige ihnen unser Reich. Hier schöpfen wir Kraft und Licht.“

„Licht?“ Stammelte er.

 

„Ja, das wenige Licht, das wir brauchen nehmen wir aus dem See. Es ist das Mondlicht, das sich auf dem See spiegelt. Wir nehmen es auf und streuen es um uns herum!“

 

Er bewegte sich auf das Wasser zu und es schien als würde er über das Wasser gleiten, bückte sich und nahm tatsächlich mit seinen Armen Licht auf und streute es ans Ufer.

Es war ein bleiches, silbernes Licht, das sich auf der Wiese ausbreitete und matt einige Felsen beleuchtete und dadurch wurden die im Dunkeln an die Felsen gelehnten Gestalten sichtbar.  Sie blickten ihn an und er hatte das Gefühl, sie schon lange zu kennen. Sie erhoben sich und umringten ihn. Ohne dass er es verhindern konnte, faßten sie ihn an, berührten seinen Kopf, seine Arme und lächelten ihn an.

 

„Wir sind seit Jahrhunderten hier. Es ist unser Wald. Früher gehörte dieser Wald den Druden und Hexen, doch wir haben ihn vor langer Zeit erobert. Bleibe bei uns, wir führen dich zurück in die Vergangenheit, wir zeigen dir eine wunderbare Welt, werde einer von uns!“

 

Er fragte sich ob er zu ihnen gehörte, ob er zu ihnen gehören wollte. Es wäre eine Gemeinschaft, die ihn scheinbar mit offenen Armen aufnahm. Doch er wußte auch, der Weg zurück war versperrt.

 

In seinem Brustkorb entstand ein Ziehen, süß und schmerzhaft zugleich. Er spürte, wie sich sein Körper zu wiegen begann und gleichsam von einer Gestalt zur anderen gebogen wurde. Es umschmeichelten ihn leise Sirenentöne und er wiegte sich einmal in den Armen dieser oder jener fast durchsichtig scheinenden lockenden Körper der Frauen unter den Anwesenden. Ihre Lippen liebkosten seinen Hals, gleichzeitig faßten seine Hände nach Schleiern und wallenden Haarmähnen. Sein Blut rauscht im Rhythmus der sich bewegenden Masse. Sein Körper fühlte sich schwerelos an und er verspürte plötzlich den Wunsch, diesem Zustand verhaftet zu bleiben für alle Ewigkeit. Willig überließ er seinen Körper dem zwingenden Tanze der sich an ihn schmiegenden, biegsamen Körper. 

Er spürte die Vereinigung seines Blutes mit dem Blut der schwebenden Körper kaum, es war ein nahtloser Übergang von einer Existenz in die andere. Das Heulen des grauen Wolfes drang über den See durch den Wald und erreichte die Scheibe des Mondes, die zitternde Lichter über den See schickte.

Er wußte am Ende dieser Nacht, dass er nie wieder hinab ins Tal steigen wird.

  

Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern! Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

 

 

 

 

 

  Mit dem GOOGLE – ÜBERSETZER  können Sie alle meine Geschichten in Ihre Sprache übersetzen!    By GOOGLE - TRANSLATOR You can tr...