Samstag, 16. Juli 2022

Der geraubte Goldstaub, Märchen

 

Der geraubte Goldstaub

 von Joana Angelides





Die kleine Lamis schlüpfte unter die Decke. Es war Zeit zum Schlafen gehen. Die Mutter strich die Decke glatt und löschte die Lampe.
„So jetzt schlaf schön", sagt sie, „ und träum´ was Schönes.“
Sie geht hinaus und zieht die Türe hinter sich zu, lässt sie aber einen kleinen Spalt offen.

Lamis schloss ihre  Augen. So lag sie nun eine Weile da, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Sie setzte sich wieder auf.
War da nicht ein Geräusch? Sie horchte in die Finsternis hinein.
Ja da war ein Geräusch, es kam vom Fenster her und es klang wie leises Weinen.

„Hallo ist da wer?“ Fragt sie.

Ein neuerliches Schluchzen war zu hören. Sie schlug die Decke zurück und stieg leise aus dem Bett. Auf den Zehenspitzen ging sie zum Fenster.
Da saß am offenen Fenster ein kleines Männchen mit einer roten Zipfelmütze am Kopf und weinte bitterlich.

„Ja, Hallo, wer bist denn Du?“ fragte sie
„Ach, ich bin das Traummännchen, ich bin am Abend immer unterwegs zu allen Kindern und bringe ihnen schöne Träume mit.“ Sagte das Männchen und rieb sich wieder die Augen.
„Oh, schön. Aber warum weinst du denn?“
„Ich kann heute keine Träume bringen, weil die böse Hexe Bora meinen Sack mit Goldstaub geraubt hat und in ihrer Höhle hinter den Felsen auf der Geisterinsel versteckt hat. Ohne Goldstaub kann ich aber die Träume nicht austeilen. Die Kinder können nun nicht mehr träumen.“

„Das ist ja schrecklich! Was kann man denn da tun?“ Fragte Lamis ganz traurig.
„Ich brauche Hilfe. Ohne Hilfe kann ich mir den Goldstaub nicht zurückholen. Ich bin viel zu klein dafür“.
„Ich helfe Dir, was soll ich machen?“ Fragte  Lamis eifrig.
Ganz eifrig richtet sich das Traummännchen auf.
„Das ist ja wunderbar, dass Du mir helfen willst. Aber wir brauchen zuerst einmal ein paar Primeln. Primeln machen nämlich unsichtbar und wenn man die richtige Anzahl in der Hand hält, dann öffnen sie Felsen“.
„Ja aber gibt es denn jetzt überhaupt Primeln?“ Fragte die kleine Lamis verzagt.
„Da müssten wir in das Zauberreich fliegen und dort die Primeln holen. Ich werde die Elfen im nahen Märchenwald aufsuchen und mir ein weißes Märchenpferd ausborgen. Die können fliegen, ganz hoch über den Wolken. Ich komme zurück und hole dich ab.“
Er sprang leichtfüßig vom Fensterbrett und verschwand durch den Garten.

Die kleine Lamis schüttelte den Kopf und schlüpfte wieder unter die Decke.
Sie glaubte sich getäuscht zu haben und schloss wieder die Augen um zu schlafen.
Plötzlich hört sie vom Fenster her wieder ein Geräusch.
„Pst, pst“, machte es. Es war wieder das Traummännchen.
„Komm, ich habe mir ein Märchenpferd ausgeborgt. Wir können jetzt zur Geisterinsel fliegen, die liegt im Atlantik westlich von Irland, weit weg.“
Lamis schnappte sich nur schnell ihren Morgenmantel, damit ihr nicht kalt wird so hoch oben über den Wolken und schwang sich auf das weiße Märchenpferd.
Das Pferd landete sanft auf einer Lichtung und die kleine Lamis hüpfte herunter und lief über die Wiese. Ganz am Rande wuchsen viele Primeln. Sie pflückte ein paar und wollte schon wieder auf das Pferd steigen, als eine Stimme rief:
„Halt, du kannst mir doch nicht meine Primeln stehlen", vor dem Mädchen stand plötzlich ein kleiner Waldkobold mit hochrotem Kopf, dessen Augen aufgeregt funkelten.
„Ach entschuldige,“ sagte die kleine Lamis,“ aber wir brauchen diese Blumen um die böse Hexe auf der Geisterinsel zu besiegen. Sie hat den Goldstaub des Traummännchens gestohlen.“
„Ach so, wenn das so ist, dann kannst Du die Blumen mitnehmen. Aber du musst mir von der Geisterinsel etwas mitbringen."
„Ja gut, aber was soll ich Dir mitbringen?“
„Bringe mir den Edelstein aus dem Hexenstab der Hexe mit. Damit rauben wir ihr die Zauberkraft, und alle Kobolde, Elfen und Feen, die sie gefangen hat, sind wieder frei.“

„Ja gut, mache ich,“ sagte Lamis und hoffte sehr, dass sie das auch schaffen wird.
„Weißt Du was", rief der Kobold, "ich komme mit. Wenn wir mehr sind, sind wir stärker,“ sagte der Kobold und hielt sich am Schwanz des Pferdes fest.

„Los geht’s“ rief das Traummännchen wieder und sie stoben hinauf in den Nachthimmel, bei den Wolken vorbei und nahmen Kurs auf die Geisterinsel.
Es war sehr kalt da oben und die Geisterinsel war weit weg. Sie liegt im Atlantik, das ist das große Meer zwischen Amerika und Europa, westlich von Irland. Lamis lehnte sich am Hals des Pferdes fest an und hielt sich an seiner Mähne fest. Das Traummännchen und die kleine Fee Silja klammerten sich am Rande der Taschen des Morgenmantels und der kleine Kobold kletterte nun doch den Schwanz des Pferdes hinauf und schlüpfte unter den Morgenmantel, denn ihm war auch kalt.
So flogen sie dahin und wären fast alle, außer dem Traummännchen eingeschlafen als dieser laut rief:
„Da vorne am Horizont sehe ich die Geisterinsel schon, ich erkenne sie an den Nebelschleiern die von der Insel aufsteigen. Wir müssen hinuntergehen, bevor uns die Hexe bemerkt und uns vorerst einmal verstecken.“
Das Traummännchen kletterte aus der Tasche des Morgenmantels, den Hals des Pferdes hinauf und flüsterte ihm was ins Ohr. Das Pferd wieherte leise und ging in den Sinkflug über. Ganz sanft setzte es auf dem weichen Waldboden auf. Es war ein guter Platz, sie waren umgeben von hohen Bäumen und dazwischen sehr viel Gebüsch. Der Kobold war übermütig am Schwanz des Pferds hinunter gerutscht und landete mit einem Purzelbaum am Boden.

„Seht ihr da vorne den großen Felsen, dort drinnen wohnt die böse Hexe Bora. Wir müssen aufpassen, sie hat einen Wächter, einen ganz großen schwarzen Raben, der immer über der Insel kreist und alles an die Hexe meldet.“
Kaum hatte das Traummännchen ausgesprochen, hörten sie schon einen kräftigen Flügelschlag, und der Schatten eines großen schwarzen Vogels fiel über sie.
„Schnell runter,“ rief der kleine Kobold und verschwand unter der Wurzel eines Baumes. Die Elfe hatte sich unter einem besonders großen Farn versteckt und das Traummännchen stellte sich unter einen Fliegenpilz. Das Märchenpferd wurde ganz klein, Nur Lamis war viel zu groß um sich so schnell verstecken zu können. Der Rabe hatte sie sofort entdeckt.
„Krächz, krächz, ein Eindringling auf der Insel, krächz“, rief er laut, flog sofort zum Felsen zurück und verschwand dort in einer Spalte.


Ein greller Blitz fuhr aus dem Felsen hervor und beleuchtete sofort den ganzen Geisterwald. Wilde Gestalten, Hexen auf fliegenden Besen, böse aussehende Gesellen mit dem Kopf unter dem Arm wurden sichtbar, brennende Pfeile flogen durch die Luft und ein Geheule ging los. Die Äste der Bäume bewegten sich und Molche und Schlangen ringelten sich am Waldboden.
Die kleine Lamis begann sich sofort schrecklich zu fürchten.
„Ich möchte nach Hause,“ begann sie zu flüstern und wollte weglaufen.
„Lauf nicht weg, wo willst du denn hin,“ rief das Traummännchen, „fürchte dich nicht, das sind nur Geisterbilder, die die Hexe aussendet um jeden der herkommt zu erschrecken. Lauf nach vorne und rufe laut, dass du dich nicht fürchtest und dann lache ganz laut. Du wirst sehen, alles verschwindet so schnell, wie es gekommen ist.“

Lamis schluckte und schloss die Augen, um die Bilder nicht sehen zu müssen lief nach vorne, zwang sich zu lachen und rief:
„Was soll denn das, ich fürchte mich ganz und gar nicht.“

Kaum hatte sie das gerufen, verschwanden diese seltsamen Gestalten und große Ruhe trat ein.
Na also, alles nur trügerisch!


Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

Eroberung im Sturm, Erotik

 

Eroberung im Sturm

von Joana Angelides



Susanne freute sich schon auf den Besuch ihrer Freundin Melanie. Sie hatten sich schon sehr lange nicht gesehen. Seit Susanne geheiratet hat, lebte sie in einer anderen Stadt und sie telefonieren mehr, als sie sich sehen können.

Susanne seufzt. Wie glücklich sie doch war, damals in den ersten Jahren ihrer Ehe. Paul war ein sehr zärtlicher Ehemann, liebte sie und begehrte sie.

Er betonte immer, wie er ihre schlanke, aber doch sehr frauliche Figur mit den ausgeprägten Brüsten und ihren etwas betonter Hüftlinie liebe. Er berührte sie gerne und die Abende und Nächte waren sehr reizvoll und erfüllend.

Doch im Laufe der Jahre wurde alles zur Selbstverständlichkeit und die gewohnte Entspannung und Befriedigung stellte sich immer seltener ein. Susanne lag oft wach, horchte dem ruhigen Atem ihres Mannes nach und sehnte sich nach Berührung und Befriedigung.

Ihre zaghaften Berührungen stießen selten auf Reaktionen. Ihre Begegnungen wurden immer seltener und kürzer.

Eine attraktive Frau wie Susanne, mit ihren langen dunklen Haaren, den verträumten Augen und der ausgeprägt fraulichen Figur, bekam natürlich immer wieder Angebote, war Ziel von begehrlichen Männeraugen.

Doch sie wollte eigentlich nur immer von ihrem Mann begehrt werden. Langsam resignierte sie.

Sie blickte in den Spiegel. Wie sah sie denn heute aus?

Gut sah sie aus, fand sie selbst und lächelte ihr Spiegelbild an. Sie hatte eine geblümte Bluse mit tiefem Ausschnitt, der ihren üppigen Brustansatz betonte. In der Taille eng und ihre Hüften betonend. Der rostbraune, längere Rock fiel leicht um ihre Hüften und am Po hinunter und lief glockig aus. Man konnte die schwarzen hochhackigen Stiefel gerade noch sehen. Die langen, glatten Haare fielen ihr über die Schultern auf den Rücken und waren ein schöner klassischer Rahmen für ihr Gesicht. Alles in allem, eine attraktive Anfangsvierzigerin mit einem ovalen, schön geformten Gesicht.

In diesem Moment fuhr das Taxi vor und ihre Freundin stieg aus. Der junge Mann in ihrer Begleitung war wohl Joachim, der Sohn ihrer Freundin, den sie das letzte Mal gesehen hatte, als er zehn war.

Es schien ihr fast unglaublich, wie sich der junge Mann entwickelt hatte, er musste 1,90 m groß sein, hatte eine durchtrainierte, schlanke Figur, seine Bewegungen waren ausgewogen und hatten etwas von einer Wildkatze an sich. Die Haare waren tiefschwarz, kurz geschnitten und sehr dicht.

Susanne stand am Balkon ihrer Wohnung und rief freudig ein Willkommen hinunter.

Beide, Mutter und Sohn blickten nun zu ihr empor und winkten ihr zu.

Sein Blick traf sie wie ein Blitz. Was war los, wieso ließ sie dieser Blick erschauern? Das war doch lächerlich, sie könnte seine Mutter sein.

Der Abend verlief harmonisch, die beiden Frauen hatten sich eine Menge zu erzählen. Joachim beteiligte sich an der Unterhaltung nur spärlich, warf hin und wieder einen Satz ein. In der übrigen Zeit sah er Susanne mit seinen aufmerksamen Augen unverwandt an, sodass sie unruhig wurde.

Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass Melanie nicht bleiben konnte, da sie eine dringende geschäftliche Angelegenheit erledigen musste und bat Susanne, Joachim für einige Tage bei sich aufzunehmen.

Sie einigten sich darauf, dass Susanne mit ihm einige Ausflüge in die nähere Umgebung machen wird und sie auch ein wenig die nahe Stadt erkunden werden.

Sie hatten viel Spaß miteinander, Joachim entpuppte sich als sehr humorvoll und zuvorkommend.

Den Ausflug in die nahe Stadt hatten sie sich für den letzten Abend vorgenommen

Susanne wollte zwei Einbettzimmer im voraus telefonisch bestellen, doch war das nicht so einfach. Die Mittelklassehotels waren alle ausgebucht und die anderen Hotels, die in Frage kamen, waren sehr teuer.

Sie konnte aber dann doch noch in einem ihr bekannten Hotel zwei Zimmer bekommen und dem Ausflug in die Stadt stand kein Hindernis mehr im Wege.

Nachdem sie einige Sehenswürdigkeiten hinter sich und auch zu Mittag gegessen hatten, schlenderten sie nur mehr auf der Promenade dahin und besuchten zuletzt eine Diskothek. Es war der ausdrückliche Wunsch Joachims, den sie letztlich dann akzeptierte. Ihr Einwand, dass sie nun doch aus diesem Alter heraus sei, wischte er mit einem Lachen und einen kleinen Kuss auf ihre Wangen weg.

"Wer? Du? Du bist jünger als so manches Mädchen in meinem Alter!", Sagt er lachend. "Und wesentlich hübscher auch noch dazu!"

Dieser Satz trieb ihr ein wenig Röte ins Gesicht, was sie sehr wütend machte.

Und nun waren sie in diesem Hotelzimmer, das zu allem Überfluß auch noch dazu ein Doppelbett, hatte. Ihre Reklamation nützte nichts, es gab kein anderes Zimmer. Die beiden bestellten Einzelzimmer wurden irrtümlich vergeben.

Sie stand nun im Badezimmer vor dem Spiegel und betrachtete sich eingehend. Eigentlich war sie aus dem Alter heraus, sich von einem achtzehnjährigen Teenager den Hof machen zu lassen, aber gefallen hatte es ihr schon, musste sie lächelnd zugeben.

Doch wenn sie gewusst hätte, dass sie mit Joachim ein Zimmer teilen musste und das auch noch in einem Doppelbett, sie hätte sie sich zumindest einen Pyjama mitgenommen, hochgeschlossen und mit langen Ärmel.

Das rote Seidennachthemd, welches sie eingepackt hatte, hatte an beiden Seiten einen langen Schlitz der bis zum Ende des jeweiligen Beines offen war. Es umspielte ihren Körper und ließ die Konturen mehr als nur erahnen.

Sie hatte eigentlich keine anderen Nachthemden, sie liebte Seide und liebte es auch, aufreizende Dessous zu tragen.

Susanne spürte seine Blicke, als sie das Badezimmer verließ. Sie wusste, dass das Licht des Badezimmers im Rücken hindurch schien und ihre Beine bis hinauf zur Scham zeigten.

Er lag auf dem Bett, nur zugedeckt mit einer leichten, dünnen Decke und hatte den Kopf auf die linke Hand aufgestützt. Er sah sie voll an und seine Augen schienen im Halbdunkel des Zimmers zu brennen. Das Licht der Lampe auf dem Nachtkästchen warf ihren Schatten auf seine Augen und ließ seinen Mund, der ein wenig geöffnet schien, in vollem Licht erscheinen.

Susanne spürte, wie die Luft plötzlich zu knistern begann, sie spürte unsichtbare Funken auf ihrer Haut sich entzünden, es war ihr, als würde sie brennen, ohne dass es schmerzte.

Dieser Blick aus seinen großen dunklen Augen unter dem schwarzen, kurzgeschnittenen Schopf der seine Stirn krönte, erinnerte sie plötzlich an Paul, als sie noch verliebt waren und solche Stunden in eine leidenschaftliche Begegnung umwandelten. Sie waren nachher atemlos und erschöpft nebeneinander eingeschlafen. Doch das war sehr lange her.

Sie löschte das Licht im Badezimmer nicht. Es drang in das Zimmer als langer, schmaler Streifen ein und sie stellte ihn sich als Pfeil in ein unbekanntes Abenteuer vor.

Sie musste Lächeln. Die Anwesenheit eines so jungen, vom Leben noch unverbildeten jungen Menschen löste scheinbar bei ihr verkrustete Empfindungen aus früheren Zeiten aus.

Langsam sich ihrer Wirkung bewußt, ging sie auf das Bett zu und setzte sich mit angezogenen Beinen auf die Decke. Sie schlang ihre Arme um ihre Knie und blickte ihn an.

Seit Susanne das Badezimmer verlassen hatte, fiel zwischen ihnen beiden kein einziges Wort. Die Stille war fühlbar.

Das halb abgedeckte Licht der Nachttischlampe, traf nun auch auf sie.

Dadurch, dass sie aufrecht saß, bedeckte der Schatten ihr ganzes Gesicht und endete als halbrunder Kreis genau über ihren Brüsten.

Das Rot der unregelmäßigen Spitzen am Ausschnitt des Nachthemdes hoben und senkten sich wie kleine lodernde Flammen, bewegt durch ihren nun unregelmäßigen, fliegenden Atem.

Langsam bewegte sie ihre Zehen wie zufällig und spürte, wie seine Blicke genau darauf fixiert waren und nun langsam entlang ihren Beinen nach oben glitten. Sein Blick blieb an der Falte in der Beuge ihrer Beine eine Weile haften, dann glitt er langsam nach oben und verweilte an ihren üppigen Brüsten.

Durch die rote Spitze hindurch schimmerten rosa ihre Brustspitzen, zwischen denen nun sein Blick hin und her wanderte.

Nun schien er doch ein wenig aus dem Gleichgewicht zu kommen. Seine Zunge befeuchtete die Oberlippe und seine großen dunklen Augen hefteten sich fest an ihr Gesicht, als wollten sie sich da festhalten.

Als sich ihrer beiden Blicke begegneten fühlte sie sich ihm wie ausgeliefert, mit Ketten an ein Bett gefesselt.

Obwohl er sich nicht bewegte, hatte sie den Eindruck, er streife ihr das Nachthemd hinunter und in diesem Augenblick fühlte sie sich total nackt.

Schon während des ganzen Tages, im Café und auch beim Einkaufsbummel bemerkte sie seine Blicke, wich ihnen aus, obwohl sie mehrmals errötete. Er quittierte es jedesmal mit einem kleinen Lächeln.

Mit seiner freien rechten Hand schob er nun plötzlich die Decke weg und lag vollkommen nackt vor ihr. Er war erregt und diese Tatsache verdeutlichte sich an seinem erigierten Penis.

Susanne fühlte sich ertappt, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

"Komm, ich will dich!" Seine Stimme war ruhig, allerdings dunkel vor Erregung. Er streckte seine rechte Hand nach ihr aus und wie von unbekannter Macht getrieben stand sie auf und setzte sich auf sein Bett.

Sein ganzes Verhalten war von verhaltener Erotik. Trotz seiner achtzehn Jahre war er keinesfalls unerfahren, er wusste was er wollte und worauf es ankam.

"Aber.......", sie wusste plötzlich nicht mehr, was sie einwenden wollte oder sollte.

Er ließ ihr auch keine Zeit für Überlegungen, hatte sie schon an den Armen ergriffen und zog sie langsam zu sich hinunter.

Er selbst lag nun auf dem Rücken, seine Augen hielten sie fest und dann trafen sich ihre Lippen. Es war wie ein Blitz, der von ihrem Scheitel bis zur Fußsohle durch sie hindurch fuhr.

Sie lag nun auf ihm und durch die dünne Seide hindurch spürte sie, wie sein Penis pochte, seine Erregung stieg.

Sie löste sich von seinen Lippen und richtete sich auf. Nun saß sie rücklings auf seinen jugendlich durchtrainierten Schenkeln und blickte auf ihn herab. Seine Hände fuhren langsam an ihren Beinen hinauf und verschwanden unter ihrem Nachthemd. Sie spürte die Wärme seiner Hände, die trotz seiner Jugend sehr wissend zu sein schienen. Sie fuhren hin und her und blieben dann in ihrer Beuge liegen. Er übte einen leichten Druck aus und hob ein wenig sein Becken.

"Zieh das aus!" Er deute mit seinem Kopf auf ihr Hemd.

Magisch beeinflußt von der Selbstverständlichkeit, wie er sie behandelte, zog sie das Hemd über ihren Kopf.

Sie spürte den Widerstand den ihre Brustspitzen auslösten, als der Stoff darüber glitt und er verursachte ein heftiges Gefühl in ihren Lenden.

Sie beugte sich nun über ihn, öffnete ihre Beine und schwebte einen Moment über seinem Penis, bevor sie sich langsam auf ihn senkte.

Sie ließ ihn aber nur einige Zentimeter eindringen, hob ihr Becken wieder und verweilte einige Sekunden genau auf seiner Spitze.

Seine Augen waren geschlossen, seine Zunge benetzte wieder seine Oberlippe und sein Atem wurde schneller.

Sie kreiste langsam mit dem Becken und senkte sich dann wieder über ihm.

Nun faßte er sie wieder an den Hüften, als wollte er sie daran hindern, sich wieder zurück zu ziehen.

Sie spürte, wie ihr ganzer Körper in den Zustand eines Vulkans kam, sich der Ausbruch der Lava im Hintergrund ankündigte.

Wie von unbekannten Wesen gehetzt, durch düstere Welten getrieben und auf ungeahnte Höhen, auf dem Rücken eines ausgebrochenen Hengstes sitzend, gejagt, begann sie ihn plötzlich zu reiten. Unbarmherzig, sein Stöhnen und Flüstern mißachtend. Seine Hände krallten sich in das Laken, sein Kopf hob und senkte sich, als wollte er fliehen. Doch er war gefangen, gehalten von den starken Schenkeln seiner Reiterin.

Sein Stöhnen klang wie das Keuchen eines aus der Koppel ausgebrochenen und von einer Meute verfolgten, Pferdes. Es schien als würden seine Lenden bluten, seine Mähne flog und sein Körper war schweißgebadet.

Sie spürte das Aufsteigen der sich ankündigten Entladung. Sie begann zu glühen, ihre Muskeln begannen zu vibrieren und sich zu versteifen. Sie verspürte jeden Stoß in ihrem Inneren, an den sich im Krampf bewegenden Seitenwänden ihrer Vagina, dem einen Punkt, der sie immer wieder zum Wahnsinn trieb.

Als der unter ihr liegende, glühende, zitternde Körper sich ebenfalls zu versteifen begann, sich die Explosion ankündigte, geschah es auch in ihrem Körper zu erzittern, sie warf den Kopf zurück, ihre Hände krallten sich in die seinen und ihre beiden Höhepunkte entlud sich gleichzeitig.

Es war einer jener Höhepunkte, bei denen man denkt, man selbst ist ein Lichtbogen zwischen zwei Punkten in einem Hochspannungswerk

Solche Höhepunkte, die den Körper mit unglaublicher Wucht treffen, ihn haltlos werden lassen und hin und her werfen, sind es dann aber auch, die einen fast den Verstand rauben.

Sie fiel über ihm zusammen, spürte seine Vibrationen, das Nachklingen in ihrem Körper und war unglaublich glücklich. Nur eben glücklich, gelöst und in einem wunderbaren erschöpften Zustand.

Sie spürte seine etwas zittrige Hand in ihrem langen Haar, wie sie langsam auf und abfuhr, ihre Kopfhaut mit den Fingerspitzen massierte.

Das Licht der Nachttischlampe lag auf ihren Körpern, nur die Gesichter lagen im Halbdunkel.

                                                                  *******

 

Als Melanie am nächsten Tag wieder kam um ihren Sohn abzuholen, ging alles sehr schnell und die beiden hatten nur wenige Augenblicke um sich zu verabschieden.

Sie blickten sich an und in ihren Augen war ein kleines Feuer, tief drinnen, das brannte.

Sie lächelten sich an und plötzlich war die vergangene Nacht zur unvermeidlichen Selbstverständlichkeit geworden. Sie werden sie bewahren.


Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

 

 

Das griechische Abendessen, Kurzgeschichte

 

Das griechische Abendessen

von Joana Angelides




Meine Einkaufsliste war lang! Nun war ich schon im dritten Geschäft und hatte noch immer nicht alles gefunden. Die Liste umfasste offenbar hunderte Zutaten für das morgige Abendessen.


Robert hatte seinen Chef mit Ehefrau zu einem griechischen Abendessen eingeladen. Eigentlich hat sich Herr Scherber selbst eingeladen und Robert blieb nichts Anderes übrig, als scheinbar erfreut zuzustimmen. Warum hatte er denn auch so begeistert von unserem Urlaub in Griechenland gesprochen und geprahlt, was ich für tolle Rezepte mitgebracht habe?


Ich hatte seinen Chef zwar bei der letzten Weihnachtsfeier kurz kennen gelernt, nicht aber seine Frau. Das kompliziert die Sache natürlich ungemein. Wahrscheinlich war sie so eine eingebildete Zicke, die sich sicher besser vorkam als die Angestellten ihres Mannes.


Also, hier waren die rosa Fischeier für den Tarama-Salat, die Garnelen und die noch lebenden Krebse in einem Extrabehälter.

 Die Lammkottelet waren zart und sorgfältig vom Fleischer zugerichtet, bereit zum Grillen, eingelegt in Olivenöl, mit Origano und Pfefferkörnern mariniert.
Es fehlten noch Melanzani, einige Zucchini und Knoblauch.
Robert meinte zwar, der Knoblauch könnte vielleicht ein Problem sein, aber ich würde doch nicht meine Rezepte verändern! Außerdem wusste man nie, was anderen Menschen wirklich schmeckt.

Yoghurt, Gurken, Dill und Olivenöl für die Zubereitung des Tsatsikis hatte ich bereits im Kühlschrank. Zuletzt ließ ich noch  die Miesmuscheln einpacken.

Bereits am Vorabend  begann ich mit der Vorbereitung und machte dann am nächsten Tag weiter. Meine Küche sah wie die Großküche eines Hotels aus. Anna, meine Perle, schimpfte dauernd auf Gäste, die wir nicht wirklich brauchen konnten. Aber ohne sie hätte ich das gar nicht geschafft. Trotz des griechischen Kochbuches aus der Buchhandlung zur Unterstützung

Robert war unbeeindruckt! Er wusste ja nicht, dass unsere seltenen gemeinsamen Mahlzeiten sehr oft von „Francois“ kamen oder vom „Meinl am Graben“!
Denn meist hielt ich Diät und aß nur Salat, oder wir aßen auswärts.
„Oh Schatz, kommst du zurecht?“ Diesen Satz hörten wir bis zu zehn Mal, während wir in der Küche werkten. Ich glaube das nächste Mal werde ich das große Fleischmesser nach Robert werfen.



Ein letzter ordnender Handgriff noch am schön gedeckten Tisch, ein Zurechtrücken eines Glases und es war soweit. Unsere Gäste waren da!

Robert öffnete sofort und begrüßte Herrn Scherber und Frau. Ich stand mit einem strahlenden Lächeln daneben und nahm huldvoll Herrn Scherbers Handkuss entgegen. Seine Frau hatte ein kleines Lächeln im Gesicht. Sie sah schüchtern und nett aus, war sicher nur Tarnung!

Nach einem Aperitif im Wohnzimmer, wo der Chef meines Mannes die Unterhaltung bestritt und sein schallendes Lachen bis in die Küche zu hören war, bat ich zu Tisch.

Mir fiel auf, dass seine Frau fast nichts sagte und wenn doch, dann wurde sie von ihrem Mann jedes Mal unterbrochen, oder er widersprach ihr. Und immer hatte sie ein kleines Lächeln im Gesicht.


Ich servierte den ersten Gang, meine Vorspeisen, die gekochten Krebse und marinierten Miesmuscheln in Ei-Zitronensauce, gebackene Melanzani und Zucchini mit Knoblauchcreme. Besonders stolz war ich auf die mit Tomaten und Schafkäse zubereiteten Garnelen.


Frau Scherber griff anfangs sehr zaghaft zu, doch es schien ihr zu schmecken. Sie stammelte eine Entschuldigung als ihr eine der Vorspeisen auf das Tischtuch fiel und sie einen bösen Blick ihres Ehemannes dafür erhielt.
„Ach, kein Problem Frau Scherber, kann man alles waschen!“, lachte ich gezwungen, um die Situation zu retten, denn langsam stieg Mitleid mit ihr in mir auf. Ein dankbarer Blick traf mich.

„Doris, ich heiße Doris!“, stammelte sie verlegen.

„Ich heiße Eva“, sagte ich und ergriff ihre Hand.


Herr Scherber unterbrach unsere kleine Unterhaltung mit der Frage: „Sagen Sie, Knödel haben die Griechen wohl keine?“ Diesen Satz begleitete ein dröhnendes Lachen. In diesem Moment flutschte ihm eine der Garnelen quer über den Tisch. Anscheinend schien ihm dies nicht sonderlich zu stören, denn er angelte mit den Fingern danach und legte sie wieder auf den Teller zurück.
Und mit vollem Munde stopfte er sich zwei verschiedene Vorspeisen rein und spülte mit Wein nach.

„Nein, und auch keine Blutwurst und kein Sauerkraut!“ Ich war selbst erschrocken über meine laute Stimme. Neben mir registrierte ich ein leises Glucksen, das von Doris kam.

 Ich stand auf. „Darf ich jetzt den Hauptgang servieren?“


Auch Doris stand auf,

 „Ich helfe Ihnen“, sagte sie und legte die Serviette auf den Tisch.
Wir gingen in die Küche und als wir die Türe geschlossen hatten, brachen wir beide in ein übermütiges Lachen aus.

 „So, jetzt trinken wir beide einmal einen Sherry und dann gehen wir wieder rein“. Ich schenkte ein und wir lächelten uns zu. Der Abend hatte eine überraschende, angenehme Wendung genommen.


Wir ließen uns Zeit, arrangierten liebevoll die Lammkottelets auf die Platte, und Anna, meine Perle, reichte mir die Schüssel mit dem Salat.


In diesem Moment steckte Robert den Kopf in die Küche.


„Wieso dauert das denn so lange?“ Er sah besorgt und ein wenig verärgert aus.

 

„Ach, spielen Sie nicht Chef“, lachte Doris, nahm die Platte mit dem Fleisch und wir gingen ins Speisezimmer.

 

Der Abend verlief dann etwas aufgelockerter, woran der Wein nicht ganz unbeteiligt war; dem Chef schmeckte es offenbar, auch ohne Knödel. Es blieb nichts übrig. Er fiel ihm gar nicht auf, dass Doris einige Male einen ganzen Satz sprach, ohne von ihm unterbrochen zu werden.

 

Als sie denn endlich gegangen waren, das Speisezimmer im Chaos versunken, saßen Robert und ich im Wohnzimmer und tranken in aller Ruhe noch ein Glas Wein.

 

Robert meinte, sein Chef sei sicher beeindruckt von meiner Kochkunst und ich war überzeugt, eine neue Freundin gefunden zu haben.


Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/


Sonntag, 10. Juli 2022

Die Karosse der Feenkönigin, Märchen

 

Die Karosse der Feenkönigin.

von Joana Angelides


Tante Monika war schon frühmorgens sehr beschäftigt. Sie lief Treppe ab und Treppe rauf, sodass die Kinder es hören konnten.

Lisa war als Erste munter. Sie stand vorsichtig auf um Klaus nicht zu wecken und öffnete die Türe des Kinderschlafzimmers einen Spalt.

Sie sah gerade noch, wie Tante Monika die Treppe wieder hinunter flitzte und ihren großen Korb über den Arm trug. Lisa trat hinaus und lief zum Treppenabsatz.

„Tante Monika!“ rief sie, „Was ist denn los?“

„Kinder aufstehen, heute gehen wir auf den Markt, ich muss dort was erledigen!“

 

Lisa ging zurück und weckte Klaus, sie wuschen sich und putzten die Zähne und liefen hinunter, wo Tante Monika schon das Frühstück vorbereitet hatte.

Nach dem Frühstück stiegen sie dann in das Auto ein. Die beiden Kinder wieder auf dem Rücksitz und der Korb wurde im Kofferraum verstaut.

 

„Wir fahren noch bei Onkel Eduard vorbei, den nehmen wir heute mit auf den Markt.“ Sagte Tante Monika.

„Onkel Eduard?“ Fragten Lisa und Klaus gleichzeitig.  Sie hatten schon von Onkel Eduard gehört. Doch Mama wollte nicht über Onkel Eduard sprechen, sie sagte immer, er sei das schwarze Schaf der Familie. Keiner wusste warum, aber es war eben so.

Die Kinder waren sehr neugierig auf Onkel Eduard. Sie hatten ihn noch nie gesehen. Tante Monika blieb vor einem kleinen Haus, gleich beim Bach neben der Strasse stehen und hupte zweimal.

Sofort ging die Türe auf und es kam ein großer, hagerer Mann heraus. Er hatte eine lange Hose an, die mit einem breiten Gürtel gehalten wurde und ein kariertes Hemd. Darüber eine schwarze, ärmellose Weste mit vielen Taschen. Auf dem Kopf trug er eine Mütze.  Er verschloss sorgfältig die Türe und drehte sich um, als ob er etwas suchen würde. Ein leiser Pfiff ertönte und schon kam ein kleiner brauner Hund gerannt und blickte zu ihm auf. In Erwartung des Kommenden wedelte er mit dem Schwanz und gab kleine spitze Laute von sich.

 

„Komm schon, Eduard, wir haben es eilig.“ Rief Tante Monika. Er stieg vorne bei Tante Monika in das Auto und der kleine Hund setzte sich zu seinen Füßen.

Er drehte sich zu den Kindern um und lächelte sie an.

„Hallo, ihr Beiden! Wir kennen uns noch nicht. Ich bin Onkel Eduard, komme so selten in die Stadt zu euch. Das ist Snief.“ Dabei zeigte er auf den kleinen Hund.

„Guten morgen, Onkel Eduard, guten morgen Snief.“ Sagte Lisa und Klaus nickten dazu.

Tante Monika war inzwischen wieder angefahren und sie fuhren die schmale Straße neben dem Bach entlang, in der Richtung zur kleinen Stadt wo der Markt heute stattfand.

 

„Also, Monika, was gibt es denn so Wichtiges, dass du mich unbedingt dabeihaben musst?“

fragte Onkel Eduard.

„Die Feenkönigin aus dem Märchenwald hat heute die Biene Salfi zu mir geschickt und mich um Hilfe gebeten. Sie muss an einem Treffen aller Feenköniginnen teilnehmen und hat keine Staatskarosse. Es ist aber wichtig, dass sie wie eine richtige Königin auftritt, weil sie sich sonst bei dem Treffen nicht wohl fühlt unter all den anderen Königinnen. Und ich weiß nicht genau, wo wir die Karosse hernehmen sollen. Wir fahren auf den Markt und werden uns dort umsehen. Es kommen immer so viele fremde Menschen von außerhalb und auch viele Tiere und auch Zauberer und Hexen, vielleicht weiß jemand einen Rat. Dich brauche ich, weil ich nicht mit allen Tieren sprechen kann. „

 

„Waas, Hexen und Zauberer am Markt?“ riefen Lisa und Klaus gleichzeitig.

„Ja, ihr erkennt sie aber nicht. Ich aber schon.“ Sagte Tante Monika ganz selbstverständlich.

Inzwischen waren sie angekommen und hatten das Auto geparkt. Tante Monika nahm wieder ihren Schirm und den großen Korb, hakte sich bei Onkel Eduard unter und deutete den Kindern, ihr zu folgen. So marschierten sie gemeinsam in den Markt ein.

Es herrschte ein emsiges Treiben. Die Marktfrauen hatten schon ihr Obst und Gemüse aufgebaut und priesen alles mit lauten Stimmen an. Es waren auch einige Gaukler erschienen, die Kunststücke mit dem Ball vorführten und dann ein paar Münzen als Dank erhielten. Es wurden auch Hühner und Gänse angeboten, die noch lebendig in den Käfigen saßen und das uneingeschränkte Mitleid von Tante Monika hatten. Snief der Hund von Onkel Eduard zog an der Leine und wollte dahin und dorthin. Es waren so viele Gerüche, die ihn reizten!

Da war eine alte Frau am Ende der Hauptstraße, die auf ihrem Tisch viele getrockneten Kräuter und Wurzeln anbot. Sie sah sehr lustig aus, hatte eine lange Nase und einen Zopf, der unter dem Kopftuch hervor zu sehen war. Dorthin zog sie Tante Monika.

„Hallo, Essmeralda", sagte sie. „Wie geht es dir denn?“

„Ach ja, danke gut. Habe ein paar Zaubermittel für dich.“ Sie zog einige kleine Fläschchen hervor und deutete auch auf die Säckchen auf ihrem Tisch.

„Nein danke, heute brauchen wir Deinen Rat.“

Und sie beugte sich hinunter zu der alten Frau und flüsterte ihr was ins Ohr. Die alte Frau nickte und flüsterte ihrerseits wieder was zurück.

„Ah, bei den Fischen?“  Fragte Tante Monika ganz erstaunt. Essmeralda nickte und deutete zu einer der Lagerhallen hin.

„Vergiss den Kürbis nicht!!“ Rief sie ihnen noch nach.

„Komm, Eduard, Kinder folgt mir!“ Zielstrebig ging sie über die Straße und alle folgten ihr.

Bevor sie die Lagerhalle betraten, kaufte Tante Monika noch einen großen Kürbis. Lisa fand das sehr seltsam. Wozu braucht sie jetzt einen Kürbis?

Die Lagerhalle lag etwas dunkel vor ihnen, da das Tageslicht nur durch die Fenster am Dach hereindrang und die Halle sehr hoch und groß war.

„Sag, Tante Monika, war das eine Hexe?“ Fragte Klaus ganz kleinlaut.

„Ja, eine sehr liebe und sehr alte Hexe, die ich schon lange kenne.“ Antwortete Tante Monika ganz selbstverständlich.

„Hier müssen wir nach rückwärtsgehen, zwischen den großen Paletten soll eine Türe sein.“ Onkel Eduard ging mit Snief voran. Schließlich war er viel größer als die anderen und außerdem war er ein Mann. Er fühlte sich ganz als Beschützer.

Sie gingen ganz nach rückwärts und stießen schließlich an die letzten Paletten an, die mit Fischen vollgepackt waren. Hier roch es ganz fürchterlich nach Fischen und Meertang, so dass sich die Kinder die Nase zuhalten mussten.

Onkel Eduard klopfte mit der Hand die Paletten ab, aber es tat sich nichts, hier konnten sie nicht weitergehen. Doch da sprang Snief am Ende der Reihe an einer Palette hoch und bellte laut. Onkel Eduard lief zu ihm hin um ihn zu beruhigen, doch als er mit der Hand die Palette berührte, schob sich diese zurück und es tat sich ein Spalt auf und Tante Monika deutete ihnen, sie sollten durchschlüpfen.

Das taten sie dann auch und blieben ganz erstaunt stehen, Vor ihnen lag eine Küstenlandschaft, ein wunderschöner Sandstrand, mit Palmen und niedrigen Sträuchern. Auch ein Boot war da. Und da war sie wieder, die alte Frau vom Markt, doch diesmal war sie viel schöner gekleidet und hatte ein wunderschönes Kleid aus blauen Netzen an, über und über mit Muscheln behangen.

„Ihr müsst in das Boot einsteigen und hinausfahren. Dort wird euch Milan, der Barsch weiterhelfen. Viel Glück.“

Sie stiegen in das Boot ein; Snief mussten sie hochheben, er war zu klein um selbst in das Boot zu kommen.

Onkel Eduard nahm die Ruder und mit kräftigen Schlägen trug sie das Boot hinaus aufs offene Meer. Die Kinder konnten es gar nicht fassen. Mama würde ihnen das alles nicht glauben!!!

Sie waren eine Weile gerudert, da stieß etwas an das Boot an. Onkel Eduard legte die Ruder ins Boot und schaute ins Wasser.

„Oh, bist du Milan der Barsch?“ fragte er

Der Fisch antwortete:

„Ja, bin ich. Habe gehört, ihr braucht meine Hilfe?“

„Wir kommen von der Feenkönigin aus dem Märchenwald. Sie braucht eine Karosse für das Treffen der Feenköniginnen, und wir konnten keine finden.“ Sagte Onkel Eduard.

„Hmmmm, ja, hmmmmm“ Offensichtlich dachte der Barsch nach.

„Kommt zu mir herunter, wir werden bei den See-Anemonen und Korallen schon was finden.“ Sagte er und tauchte unter.

„Was hat er gesagt?“ Fragte Tante Monika. Sie konnte mit allen Tieren sprechen, nicht aber mit Fischen, das konnte nur Onkel Eduard. Er war einmal Fischer und da hatte er gelernt, mit den Fischen zu sprechen.

Er sagte ihnen alles, was Milan der Barsch gesagt hatte und Tante Monika nickte dazu.

„Oh, wie sollen wir denn da folgen?“ Klaus und Lisa schauten ängstlich drein.

Da öffnete Tante Monika ihren Korb und entnahm ihm den großen Kürbis, den sie am Markt auf Anraten der Hexe Essmeralda gekauft hatte. Onkel Eduard schnitt ihn unten auf, höhlte ihn aus und machte Löcher, wie Fenster darin, verschloss diese mit einer durchsichtigen Nylonfolie, die er in einer seiner Jackentaschen hatte und legte ihn aufs Wasser und er wurde immer größer und größer. Bis er riesengroß war. Lisa und Klaus rissen die Augen auf und wunderten sich.

Er wurde so groß, dass sie alle in den Kürbis hineinpassten.

Außer Snief, der wollte lieber im Boot bleiben.

Der Kürbis funktionierte wie eine Taucherglocke.

Als sie alle drinnen waren, sank der Kürbis ganz langsam zum Meeresgrund. Durch die Fenster, die Onkel Eduard geschnitten hatte, konnten sie Fische vorbeischwimmen sehen, die sie noch niemals im Leben gesehen hatten. In der Ferne konnten sie einen großen Rochen sehen. Wunderschön in der Bewegung und sehr langsam.  Es schien, als ob er durch das Wasser flog.

Als sie am Meeresgrund angekommen waren, blieb der Kürbis mit einem Ruck stehen. Da kam schon der große Barsch Milan herbei und brachte acht wunderschöne Seepferdchen mit.

„Das sind die Pferdchen für die Karosse", brummelte er, „und dort drüben, seht ihr, habe ich eine wunderschöne Karosse aus Korallen und Seeanemonen gemacht. Sie wird emportauchen, durch die Fluten des Meeres und die Wellen werden weiße Schaumkronen bilden und die Algen werden wie Glas rund um die Karosse erstarren. Es wird die schönste Karosse sein, die jemals gesehen wurde.“

Die Seepferdchen schwammen zu der Karosse hin und wurden von den anderen Fischen eingespannt und die Kinder konnten sehen, wie sie sich emporhob und langsam an die Oberfläche schwebte.

„Ach, ich danke dir im Namen der Feenkönigin", sagte Tante Monika", sie wird sich riesig freuen und die Elfen und Feen aus dem Märchenwald werden für euch tanzen. Eduard, übersetze ihm das!“

Onkel Eduard übersetzte es ihm und der Barsch machte eine Bewegung zu Tante Monika hin, als würde er sich verneigen. Seine seitlichen und die Rückenflosse machten wellenartige Bewegungen.

Onkel Eduard stieß sie nun mit den Füssen vom Meeresgrund ab und auch der Kürbis begann langsam aufzusteigen. Als sie wieder an der Oberfläche waren, kletterten sie in das Boot und wurden von Snief freudig begrüßt.

„Schau, Tante Monika, wie wunderschön!“ Lisa und Klaus zeigten hinaus aufs Meer und da tauchte auch die Karosse auf. Sie war zartrosa, hatte wunderschöne weiße Krönchen rundherum, aus dem Schaum der Wellen geboren und dazwischen grüne Blüten und Blätter, wie aus Glas. Die acht Seepferdchen zogen die Karosse ans Ufer und da stand sie nun, Ganz prachtvoll anzusehen.

Tante Monika machte ihren großen Korb auf und griff hinein. Als sie mit ihrer Hand herauskam, saß die Biene Salfi auf ihrem Finger.

„Du kannst zur Feenkönigin fliegen und ihr sagen, dass hier die Karosse auf sie wartet. Wir müssen jetzt wieder zurück.“ Sagte sie und hob den Finger in die Höhe und die Biene flog in einem großen Bogen davon.

Sie machte den Korb wieder zu und befahl Onkel Eduard auch ans Ufer zu rudern.

Als sie dort ankamen, warteten die Seepferdchen schon ungeduldig.

 

„Ganz ruhig", sagte Tante Monika, „die Feenkönigin wird gleich da sein.“

 

„Und wir gehen jetzt wieder nach Hause und trinken Kakao und essen einen Kuchen, den ich heute gebacken habe.“  Tante Monika nickte zufrieden vor sich hin.

Sie gingen über den Sandstrand zu dem Lagerhaus zurück und tauchten wieder in das Halbdunkel ein, das zwischen den Paletten herrschte. Als sie wieder am Markt draußen standen, liefen Klaus und Lisa um das Lagerhaus herum, um das Meer noch mal zu sehen. Doch da war kein Meer, keine Palmen, kein Strand. Es waren nur kleine Häuser, die sich aneinanderschmiegten und alte Kastanienbäume.

Auch die Hexe Essmeralda war verschwunden. Ihr kleiner Tisch war nun von einer anderen Marktfrau besetzt, die frisches Obst verkaufte.

Sie gingen zum Auto zurück. Tante Monika hatte den Korb im Kofferraum verstaut, Onkel Eduard saß auch schon im Auto. Nur Snief wartete mit wedelndem Schwanz auf sie.

„Also wo ward ihr denn? Steigt ein, wir fahren nach Hause.“

Tante Monika gab Gas und sie fuhren wieder zurück in das kleine Haus am Rande des Waldes, neben dem Bach.

Und es war, als wäre nichts geschehen.

 

 

Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

Freitag, 8. Juli 2022

Schatten über der Stadt, Auszug aus Krimi

 


SCHATTEN ÜBER DER STADT

Auszug aus dem Krimi "DER POLYP"

von Joana Angelides

 

Die letzten Wochen waren schnell vorübergegangen. In der Gefühlswelt Kostas des Fischers hatte sich sehr viel verändert. Er ging mit wesentlich mehr Aufmerksamkeit durch die kleine Stadt, bemerkte die Veränderungen plötzlich viel stärker als bisher, blickte besorgter in die traurigen lustlosen Augen einiger Freunde und Nachbarn.

 

Mit einem brennenden Schmerz in der Brust blickte er auf die neue Mole, die wesentlich größer war, als die alte und bedauerte, dass es keine Bänke mehr gab, um vormittags ein Schwätzchen dort abzuhalten. Sogar die Möwen schaukelten weiter draußen, sie bekamen ja keine Brotkrumen mehr von den Leuten. Das laute Hupen und Tuten der an- und abfahrenden LKW´s war ohrenbetäubend. Die Menschen rundum waren ihm fremd, man sah ganz selten ein bekanntes Gesicht.

 

Es wurde ihm wieder einmal schmerzlich bewusst, dass das alte Dorf, das nun zu einer kleinen Stadt mutiert war, für ewig verloren war. Es war eine irreversible Situation. Er spürte nahezu körperlich, wie sich die Fangarme eines Polypen um das Dorf schlossen und eine Schleimspur hinterließ. Er griff sich an den Hals und spürte einen Druck am Herzen.

 

Es war wieder Freitag und er hatte sein Tagwerk hinter sich. Er hatte seinen heutigen Fang, der nicht sehr üppig war, bei Penelope abgeliefert. Die restlichen Fische, die sie nicht wollte, hatte er für Effi dort gelassen und schob sein Rad den Weg entlang um nach Hause zu fahren. Bei der Abzweigung zum Weg auf die Aussichtsplattform zögerte er ein wenig und bog dann doch ein. Er schob das Rad fast bis hinauf und band es vor der Biegung an einen der Bäume am Rand des Weges und ging die letzten Meter zu Fuß hinauf.

 

Er zündete die Öllampe in der kleinen Minikapelle an, schob die Glastüre wieder zu und verrichtete ein kleines Gebet. Im ganzen Land standen immer wieder so kleine, kaum einen Meter große kleine Minikapellen. Man konnte dort ein Gebet verrichten, Blumen oder etwas Öl für die Lampe hinterlassen. Betreut wurden sie meist von den Witwen im Dorf.

Da hört er plötzlich die raue Stimme Tsakiris, wie er im Befehlston offensichtlich mit dem Diener sprach. Sie waren noch weiter weg, er konnte sie nicht sehen, aber hören.  Irgendetwas schien dieser vergessen zu haben, er konnte nicht richtig verstehen, um was es sich handelte.

Aus der Antwort des Dieners hörte man die Unterwürfigkeit heraus, er schien sich zu entschuldigen. Sie kamen näher. Kostas wollte ihnen nicht begegnen, er zog sich zwischen den Bäumen zurück und verschmolz dahinter mit dem Schatten.

 

Georgios schob den Rollstuhl dicht an das Geländer der Aussichtswarte, richtete ihn so aus, dass Tsakiris einen guten Überblick über das darunterliegende Tal, sowie bis weit ins Meer hinaus hatte. Von hier aus konnte man auch den Hafen und die ein- und ausfahrenden Fährschiffe und den regen Verkehr der LKW´s beobachten.

Georgios breitete ihm die Decke über die Beine und fixierte den Rollstuhl an beiden Seiten am Boden. Dann lief er wieder den Weg zurück, offensichtlich um das zu holen, was sein Herr vermisste.

 

Die Silhouetten des Mannes und des Rollstuhles hoben sich gegen das Sonnenlicht scharf ab.

 

Kosta starrte gegen die Sonne, sah das dunkle Schattenbild vor sich und ungeheurer Hass stieg in ihm auf. Dieser Mann war schuld daran, dass sich die Insel total verändert hatte, dass er und einige seiner Freunde ihre gewohnte Umgebung und ihre Lebensart eingebüßt hatten. Dass nichts mehr so war, wie davor. Er erinnerte sich wieder, wie vor einigen Monaten die Abrissbirne in sein Haus hineindonnerte und wie die Mauern fielen und ihm ungewollt Tränen über die Wangen liefen. Es war sein Vaterhaus, indem seine Familie seit einigen Generationen gewohnt hatte. Als die Bagger kamen und die Mauerreste wegschafften war er schon und auf dem Weg zum Haus seiner Tochter, wo er nun ein Zimmer bewohnte, in dem er sich fremd fühlte.

 

Dass es für viele auf der Insel eine willkommene Veränderung war, dass viele auch Vorteile hatten, hatte er von Anfang an verdrängt. Er lebte nur in seiner Welt und die war nun triste und eintönig.

 

Als ihm Penelope den Inhalt der unfreiwillig erlauschten Unterhaltung zwischen Tsakiris und seinem Diener weitererzählte, war auch der letzte Rest von Lebensmut in ihm erloschen und einem Hass gewichen.

 

Ja, er hatte sich kaufen lassen, war dem Reiz des Geldes erlegen, hatte sich an diesen Mann, den er insgeheim „Polyp“ nannte, verkauft!

 

Da war nur mehr Hass vorhanden! Hass auf das Schicksal, auf die neuen Machthaber der Insel und vor allem Hass auf diesen Mann dort im Rollstuhl, der ihm alles genommen hatte, was ihm nach dem Tod seiner Frau noch etwas bedeutete, das Fischen, das Meer und seinen Stolz.

 

Langsam trat er aus dem Schatten der Bäume hervor und näherte sich dem im Rollstuhl sitzenden Mann.

 

„Ist da Jemand?“, hörte er ihn fragen. Seine Schritte hatten Tsakiris aufmerksam gemacht, doch konnte er sich nicht umdrehen, um nachzusehen, da er in den Stuhl irgendwie eingeengt und angeschnallt war.

 

Kosta blieb stehen, antwortete jedoch nicht.

 

„Georgios, bist Du das, das ging aber schnell!“, sagte Tsakiris.

 

Kosta machte zwei weitere Schritte heran.

„Nein, es ist nur irgend so ein Schleimer aus dem Dorf“, sagte er laut.

 

Kosta sah wie sich der Körper vor ihm versteifte. Tsakiris war erschrocken und fühlte sich offenbar hilflos und angegriffen. Er hob eine Hand, als wollte er etwas abwehren.

 

„Was wollen Sie denn? Bitte gehen Sie weg!“, zischte er. Seine Augen gingen suchend hin und her, er wünschte sich inständig, dass Georgios jeden Moment zurückkommen möge. Die Stimme hinter ihm flößte ihm Angst ein.

 

Kosta blickte auf den hilflosen Mann herab und erschrak über sich selbst. Was wollte er eigentlich? Er spürte voller Entsetzen, dass er den Wunsch hatte, den Mann samt seinem Rollstuhl in den vor ihm liegenden Abgrund zu stürzen. Er wich zurück, drehte sich um und rannte den Weg zurück, nahm sein Rad und fuhr in Panik davon. Sein Herz raste und er spürte, wie ihm das Blut zu Kopfe stieg.

 

Die Zeit, bis Georgios wiederkam erschien Tsakiris wie eine Ewigkeit. Sein Herz raste und Schweiß stand ihm auf der Stirne. Er hatte die Gefahr des Augenblickes vorhin körperlich gespürt und war in Panik geraten. Er wusste auch nicht, ob dieser Mann mit der hasserfüllten Stimme noch da war, oder nicht. Er war starr vor Angst und wagte es nicht, den Rollstuhl zu wenden. Sich umzudrehen, fand er aufgrund des Abgrundes vor ihm zu gefährlich. Also blieb er steif und regungslos sitzen und hoffte, dass Georgios jeden Moment zurückkommen würde. Sein Atem ging stoßweise und pfeifend.

 

Endlich kam Georgios und merkte die Veränderung sofort.

 

„Was ist denn geschehen, wieso sind Sie so außer sich?“, fragte er besorgt.

 

„Nein, nein! Es ist nichts, ich hatte nur plötzlich Angst vor dem Abgrund vor mir. Fahre mich wieder zurück!“, er machte eine herrische Bewegung nach vor.  Georgios hatte es schon längst aufgegeben, von seinem Herrn als etwas anderes als ein Dienstbote wahrgenommen zu werden. Das Wort „Bitte“ kam selten über dessen Lippen, oder gar eine private Bemerkung. Niemals wurde er nach seinen Wünschen oder Bedürfnissen gefragte, er hatte eben einfach da zu sein, wenn nach ihm verlangt wurde; Tag und Nacht! Dafür wurde er aber auch überdurchschnittlich gut bezahlt und er hatte sich bewusst damit abgefunden.

So betrachtet war auch er nur eine Figur in diesem Spiel über Macht, Geld und Gier.

 

Mittwoch, 6. Juli 2022

Alles relativ, Satire

 

Alles relativ

von Joana Angelides



Es gibt ein Land im Südosten Europas, dort gehen die Uhren einfach anders.

Nicht nur, dass „früh am Morgen“ bis ca. 12.00 andauert, auch Mittag ist dehnbar bis 17.oo und der Nachmittag dauert dann bis ca.20.ooh

Dann entsteht eine kleine Lücke in den Begriffen, denn der Abend beginnt erst um 22.ooh und die Nacht, na ja die muss man dann eben so auf 2.ooh in der Früh verlegen, sonst geht es sich mit den Stunden nicht aus.

 

„Ich komme so im Laufe des Tages…“  kann zu gefährlichen Irrtümern führen, wenn man meint, diese Person kommt heute noch. Da der Tag nicht genau definiert ist, kann das auch ohne weiteres morgen, oder gar übermorgen sein.

 

Es scheint alles relativ zu sein.

 

Natürlich läuft   nicht nur die Zeit anders, sondern auch die Handwerker. Wobei man dort im Falle von Handwerkern auf keinen Fall von „laufen“ reden kann.

Was wir als langsam betrachten, kann in diesem Land schon als rasend schnell empfunden werden, insbesondere im Vergleich, was eben da als langsam gilt.

 

Es ist eben alles relativ.

 

Sehr langsam, auch für lokale Begriffe und im Laufe des „Nachmittags“, also zwischen 17.ooh und 20.ooh, nähert sich ein Mann im Arbeitsgewande dem Haus und blickt einmal die Fassade hoch. Dann zündet er sich eine Zigarette an und blickt auf einen Zettel, den er in der Hand hält.

 

Unschlüssig blickt er nochmals hoch und ruft laut einen Namen, der offenbar auf diesem Zettel steht.

Irgendjemand antwortet dann bejahend und nennt das Stockwerk.

 

Dann steht er leibhaftig vor der Türe und fragt, ob er hier richtig ist. Natürlich wird er mit überschäumender Freude begrüßt, denn man hat ihn schon vor einigen Tagen erwartet. Das Badezimmer ist inzwischen geflutet und das Wasser hat sich einen Weg durch Ritzen und Fugen in das Untergeschoß vorgearbeitet.

 

Sein fachkundiger Blick streift den Schaden in der Wand und er versichert, gleich wieder zurück zu sein, denn hier braucht er sein Werkzeug.

 

Er ist überraschend nach einer Stunde wieder da und reißt mit einer raschen Bewegung den Wasserhahn aus der Wand. Den nun aus der Wand schießenden Strahl begegnet er mit Verwunderung und fragt nach dem Absperrhahn. Da man diesen Hahn natürlich auch bereits gesucht und nicht gefunden hat, meint er, er könne dann nicht helfen und geht wieder. Denn eigentlich ist er ein Elektriker und sollte zu einer Wohnung im Stockwerk darüber.

 

Um nun den Wasserschaden einzudämmen, kann man nur nach der zentralen Zuleitung suchen und sie ebenfalls aus der Wand reißen. Das unterbricht zwar dann die Wasserzufuhr, aber löst das eigentliche Problem nur bedingt und nun haben auch die anderen Hausbewohner ein Wasserproblem.

 

Auch das Montieren einer Fernsehantenne kann ungeahnte Schwierigkeiten bringen.

 

Zuallererst braucht man einen schwindelfreien Antennenhändler, der erst nach zwei fehlgeschlagenen Versuchen zu finden ist. Die beiden ersten Anwärter montieren nur in ebenerdigen Einfamilienhäuser und auch da nur nach Beendigung der Mittagspause incl. Nachmittagsschlaf, was soviel wie ca.18.00h bedeutet.

 

Endlich findet man einen Techniker, der bereit ist, auf dem Dach des fünf Stockwerke hohen Hauses eine Antenne zu montieren. Natürlich nur, wenn er zwischen all den bereits montierten Antennen der anderen Mitbewohner einen geeigneten Platz findet. Das Kabel wird schwungvoll einfach vom Dach nach unten in Richtung erster Stock geworfen. Man hat Glück, wenn es nicht vorher auf irgendeinem der Balkone darüber landet. Der darauf entstehende Streit kann alles um Stunden verzögern und den nachbarlichen Frieden für immer stören.

Dann wird das Kabel quer von der Balkonbrüstung zur Wand gezogen, ein Loch gebohrt und es durchgezogen. Das über den Balkon gespannte Kabel kann dann von den herumfliegenden Vögeln besetzt, oder auch zum Wäscheaufhängen benützt werden.

Man könnte darüber streiten, ob es praktisch oder zumindest ungewöhnlich ist.

 

Ist eben alles relativ.

 

 

Sollten irgendwelche Geräte einen Defekt aufweisen, ist es sicher ratsamer und auch Nerven schonender, sie einfach wegzuwerfen und neue Geräte anzuschaffen.  Denn es hat sich herausgestellt, dass die Neulieferung innerhalb desselben Tages getätigt wird, der Techniker für die Reparatur aber derzeit auf einer anderen Baustelle arbeitet, im Urlaub oder sonst wo ist. Von der Beschaffung der eventuell benötigten Ersatzteile könnte man stundenlang berichten.

 

Die Rasierklingen, die zu den mechanischen Rasierapparaten angeboten werden, sind schmäler als die Apparate und Rasieren ist daher so gut wie unmöglich. Oder gibt es da irgendeinen Trick?

Auch wenn man bereits den zwölften unbrauchbaren Verschluss-Stöpsel für das Waschbecken zu Hause hat, darf man nicht resignieren, irgendwann findet man einen der passt. Man sollte sich jedoch dann auf jeden Fall dieses Geschäft merken. In der Zwischenzeit kann man sich ja einen aus einer Kartoffel schnitzen, oder die flache Hand auf den Abfluss halten. 

 

Man muss aber zugeben, dass es im Vergleich dazu, richtig fad sein kann, bei uns ein Problem zu haben. Dort, in jenem Land im Südosten Europas ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten, sich aufzuregen, seine Nerven zu strapazieren und zu improvisieren.

Ob es uns gefällt oder nicht.

Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

 

Es ist eben alles relativ.

 

Montag, 4. Juli 2022

Das Gemälde, Fiktion, unheimlich

 

Das Gemälde

von Joana Angelides


 

 

Wir können oft nicht artikulieren, warum uns ein Bild anspricht, warum wir manchmal den Wunsch haben, es einfach zu betreten, in die Tiefe dieses Bildes zu tauchen und uns in dem kühlen Schatten einer der Bäume auszuruhen.

Ich kannte ein solches Bild und die Faszination, die es auf mich ausübte, wurde von Tag zu Tag grösser.


Es hing in einem großen Saal des Museums und ich verbrachte viele Stunden davor, um es zu betrachten.

Mein „Lieblingsbild“ stellte eine Sommerlandschaft dar, im Hintergrund, in der Tiefe des Bildes, konnte man eine Ansammlung von Häusern ahnen, Hügel und Ebenen wechselten ab und im Vordergrund war ein See mit Seerosen und einer illustren Gesellschaft von jungen Menschen, die sich um einen Picknickkorb versammelt haben, zu sehen.

Die Brücke im Mittelpunkt spannte sich über den stillen, dunklen See, in dem eben einige Seerosen schwebten, die sich nur scheinbar bewegten. Wir wissen, sie können sich nur in einem begrenzten Radius bewegen, ihre Stiele werden von den Wurzeln am Grunde des Sees festgehalten, ich fühlte mit ihnen.

Auf den tellerartigen Blättern glänzten einige Wassertropfen und irgendwo hörte ich eine Libelle summen.

Bilder werden je lebendiger, je länger wir sie ansehen, in sie eintauchen.


Mädchen in leichten, flatternden weißen Kleidern mit aufgelöstem Haar und lachenden Gesichtern lehnten an zwei Baumstämmen, während ihnen drei junge Männer mit brennenden Augen, offenen Rüschenhemden und Weingläser in den Händen zuprosteten.

Das Sonnenlicht umhüllte diese Szene, Sonnenkringel spielten auf der Wiese mit dem Wind und die Blätter der Bäume schienen sich zu bewegen.

Ich konnte stundenlang vor diesem Bild sitzen, lauschen ob ich vielleicht doch ein Wort dieser kleinen Gesellschaft erhasche oder ein Lachen der Mädchen zu mir herüber klingt. In meiner Fantasie hörte ich es natürlich und sonst niemand. Eingesponnen in meine Welt verwunderte mich das eigentlich.

Wenn ich lange genug in die Gesichter der kleinen Gesellschaft schaute, merkte ich immer mehr, wie ihre Blicke konkreter wurden, mich voll anschauten oder mir zulächelten.

Jener junge Mann, etwas abseits der Gruppe, der alleine und verträumt das dunkle Rot seines Weines gegen das Licht betrachtete, sprach mich besonders an. Ich stellte mir vor, neben ihm zu sitzen. Sein Haar war ein wenig gelockt und eine dieser Locken wippte über seiner hohen, klaren Stirne. Ich würde sie gerne nach rückwärts streichen, meine Hand sodann in seinem Haar versinken lassen.

Sein weißes Rüschenhemd war ebenfalls vorne offen und ich glaubte, ihn atmen zu sehen, denn es bewegte sich im Rhythmus seines Atems.

Ich stellte mir dann vor, dass meine andere Hand in sein offenes Hemd schlüpfte um seine warme Haut zu spüren. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Oh, wie mich der Duft des Sommers, der Duft seiner Männlichkeit und sein warmer Atem verwirrte!


Ob er das Glas zum Mund heben wird, es mir dann reichen und wir gemeinsam daraus trinken würden?

 
Ich stellte mir dann auch vor, dass er lächelnd meinen Kopf mit der anderen freien Hand zu sich heranzieht, mir in die Augen blickt und mich küsst. Durch das Vorbeugen meines Körpers aus meiner sitzenden Position würde der Rand meines Dekolletés tiefer rutschen und meine zarten Brüste hervortreten lassen.

Es war immer die gleiche Situation, ich erlebte sie jedes Mal immer wieder und eine ungeheure Sehnsucht danach erfasste mich gleichzeitig.

Nun stehe ich heute wieder vor diesem Bild und kann den Moment nicht erwarten, wo meine Fantasie mich wieder langsam in diese Traumwelt führt, er mich anlächelt, sein Glas hebt oder mir vielleicht zu verstehen gibt, dass er weiß, was ich fühle.

Doch heute ist alles anders, er scheint weiter vorne im Bild zu sitzen, seine Haltung ist noch hingebungsvoller, sinnlicher. Er schien mich sofort anzusehen, als ich den Saal des Museums betrat, ich spürte es mit jeder Faser.

Ich werde mich nicht wieder auf die Bank in der Mitte des Saales setzen, heute gehe ich näher an das Bild heran, ich will ihn ganz nah sein, ihm in die Augen schauen.

Zögernd trete ich ganz nahe an das Bild heran, hebe meinen Blick und wir sehen uns direkt an.


Sein Blick geht mir durch und durch, das Blut beginnt in meinen Kopf zu steigen, es klopft an den Schläfen.


Seine rechte Hand hält wie immer das Weinglas, seine schlanken, langen Finger heben sich wunderbar vom Rubinglanz des Weines ab. Seine linke Hand streckt sich plötzlich mir fordernd entgegen und wie unter Zwang, lege ich meine rechte Hand hinein und betrete wie selbstverständlich die Wiese und befinde mich im Bild.


Es war nur ein kleiner Schritt, ein tiefer Atemzug und unglaubliches Staunen in mir.

 Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld.

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/


  Mit dem GOOGLE – ÜBERSETZER  können Sie alle meine Geschichten in Ihre Sprache übersetzen!    By GOOGLE - TRANSLATOR You can tr...