Liebe unter dem Olivenbaum
von Joana Angelides
Wir sind daraufhin
für eine Woche auf diese griechische Insel geflogen, weil Paul hier ein Projekt
im Auge hatte und haben das gleichzeitig mit ein wenig Urlaub verbunden.
Es war einer dieser heißen Tage, wo man sich nichts sehnlichster wünscht, als auf den Wellen des Meeres zu schaukeln.
Das Meer war ganz ruhig, nur hin und wieder kräuseln sich kleine Wellen. Über allem lag die Stille des Mittags. Weit draußen schaukelte eine Möwe am Wasser, kaum erkennbar in der Ferne. Das Sonnenlicht tanzte auf dem Wasser und hin und wieder sprangen kleine silberne Fische in einem Bogen heraus um gleich wieder einzutauchen
Ich lag bäuchlings im Sand und spürte jedes einzelne Sandkorn auf der Haut. Es war ein wunderbares Gefühl, besonders, wenn ich mich leicht bewegte und der Sand jeder Bewegung nachgab und zärtliche Berührungen vortäuschte. Ich hatte längst das Oberteil meines Bikinis abgestreift und ließ den Sand meine Haut und meine Brustspitzen liebkosen. Die Sonnenstrahlen erwärmten meinen Körper und jede leichte Brise erinnerte an einen Atemhauch in zärtlicher Umarmung.
Die kleinen Wellen schlugen an den Strand und es klang wie ein Flüstern, wie Erzählungen über jüngst Erlebtes, Vergessenes, ewiges dahin Fließen, sich auflösen und wieder neu formen.
Der mich umgebende, mich umschmeichelnde Sand erregte meine Sinne und ich wurde immer unruhiger.
Natürlich wurde mir die Sonne nach einer Weile zu viel und ich richtete mich auf. Unweit vom Strand stand dieser wundervolle Baum. Ein alter, knorriger Olivenbaum, der Stamm dunkel und mächtig, die Blätter silbrig, grün, wie mit tausend Fingern, die sich bewegten.
Ich legte mein Handtuch unter den Baum und setzte mich, mit dem Rücken angelehnt an diesen warmen knorrigen Stamm, darauf.
Die Sonne stand hoch
am Himmel, kein Geräusch war zu hören, der Strand war menschenleer.
Die beweglichen Blätter warfen Schatten auf meine nackte Haut und spielten mit meinen Brustspitzen, indem sie darüberstrichen und die flimmernden Schatten leicht vibrierten.
Es schien, als ob sie mich küssten und streichelten. Immer, wenn Sonnenstrahlen direkt durchkamen, die Schattenmuster unruhig hin und her schwankten, erzeugte die Wärme angenehme Gefühle, die mich erschauern ließen.
Es waren die gleichen
Gefühle, die mich vor einigen Tagen im Pavillon überfielen, als ich mit
Hibiskusblüten rund um mich, von diesem geheimnisvollen Mann berührt und
liebkost wurde.
Ich schloß meine Augen und in meiner Fantasie fühlte ich mich stellvertretend von diesem Baum in den Arm genommen, leicht hin und her geschaukelt und von seinen Ästen, wie von Armen aufgehoben. Er war für mich jener geheimnisvolle Liebhaber, der mich emporhob, zurückbeugte, vom Nabel ausgehend mit seinen flüsternden Lippen auf meiner Haut entlang nach oben streicht und mich erzittern lässt. Die leichte Brise vom Meer verfing sich in seiner Krone und die Blätter erzählten mir seine Geschichte. Er flüsterte mir geheimnisvolle Dinge ins Ohr und küsste dabei meine Ohrläppchen. Es war elektrisierend, ich konnte es am ganzen Körper fühlen.
Die Wärme des Stammes durchdrang mich, die raue Oberfläche erinnerte an Seefahrer, wilde See und Schiffe, weit draußen am Meer, kämpfend mit Sturm und Wellen. Waren es diese alten Geschichten, die er versuchte mir zu vermitteln, mir zuflüsterte?
Ich fühlte mich Eins mit dem Stamm, mit dem Baum, fühlte mich im Geiste mit ihm verwoben, integriert, für ewig an ihn gebunden.
Ein Maler würde mich
in diesen Augenblicken, aufgehend in den Stamm, mit den Armen nach oben
strebend, teilweise von Holz und Zweigen bedeckt, darstellen.
Kann man sich einen Baum als zärtlichen Liebhaber vorstellen? Es ist eine faszinierende Vorstellung.
Durchdrungen von all
diesen Eindrücken, Gefühlen und Sehnsüchte befand ich mich in einem halbwachen
Zustand und gab mich meinen Empfindungen hin.
„Ja sag einmal, du liegst einfach halb entblößt da und träumst vor dich hin. Hast du keine Angst es könnte jemand kommen?“ Es war Pauls Stimme, die mich in die Wirklichkeit zurückholte. Er war nur mit einem Handtuch ebenfalls zum Strand gekommen und hat mich hier gefunden.
„Komm, setze dich zu mir. Ich träume gerade, dieser Olivenbaum liebt mich, liebkost mich und flüstert mir Geheimnisse ins Ohr.“
Er setzte sich neben
mich, nahm mich in den Arm und seine Finger strichen über meinen, von der Sonne
aufgeheizten Körper.
„Darf ich dein Olivenbaum sein?“
Ich rutschte den
Stamm hinab, bis ich ganz flach auf dem Rücken lag und schloss meine Augen.
„Ja, wenn du auch so zärtlich sein kannst wie
er!“ Ich lächelte ihn an.
Oh, es ist wunderbar, wenn alles rundum still ist und plötzlich ein Sturmwind daher braust, alle Dämme brechen und die Flut über das Land schießt? Genau so kam es mir in diesen Augenblicken vor.
Oh, es ist wunderbar, wenn alles rundum still ist und plötzlich ein Sturmwind daher braust, alle Dämme brechen und die Flut über das Land schießt? Genau so kam es mir in diesen Augenblicken vor.
Wir liebten uns unter
dem Olivenbaum mit einer Leidenschaft wie schon lange nicht. Er nahm mich wild
und fordernd, es war als ob wir im aufgewühlten Meer kämpften, nachdem sich die
Gewalten der Natur das Universum untertan gemacht haben.
Nachdem wir wieder halbwegs zu Atem gekommen waren, hob er mich auf, trug mich zum Strand und wir tauchten mit unseren Körpern ins Meer. Wir ließen uns von den Wellen umspielen, ich spürte das kühle, sich kräuselnde Wasser auf meiner Haut und begriff das wunderbare Zusammenspiel von Natur, Leidenschaft und Rauschen des Blutes.
Das war vor drei
Tagen und jeder dieser Tage brachte uns auch wundervolle Nächte, inspiriert von
Sonne, Meer und diesem alten, mir so vertrauten Olivenbaum.
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