Mittwoch, 31. Oktober 2018

OLIVIA, erotische Kurzgeschichte


OLIVIA.
von Joana Angelides


Von seinem Hotelzimmer aus hatte er einen schönen Blick in den  Park des Hotels und in der weiteren Folge aufs Meer hinaus bis zu dem, im Dunst verschwimmenden Horizont.

Der Blick wurde nur unterbrochen durch einen mächtigen Olivenbaum, der behäbig und wuchtig in der Mitte des Parks seinen Platz hatte. Er schien sehr alt zu sein und er nahm sich vor, bei Gelegenheit jemand im Hotel zu fragen, wie alt er sein konnte. Der knorrige Stamm gab dem Baum eben dieses Flair von Jahrhunderten.

Jedes Mal, wenn er an diesem Baum vorbei zum Strand ging, glaubte er das Flüstern und Raunen der Blätter zu hören, als würden sie ihn locken, doch zu verweilen. Es erinnerte ihn an Odysseus  und die Sirenen, nur dass es hier ein leises Flüstern war, fast unhörbar.

Er nahm sich vor, nach dem Abendessen seinen heutigen abendlichen Spaziergang an dem Olivenbaum vorbei zu lenken.

Es war schon dunkel, die dezenten Lichter im Park leuchteten die Wege nur notdürftig aus, doch es genügte und war ausreichend. Als er sich dem Baum langsam näherte, vermeinte er wieder dieses Flüstern und Raunen zu hören, das er schon des Öfteren wahrgenommen hatte.
Er blieb vor dem Baum stehen und blickte  hinauf in die sich bewegende Blätter und Äste.

„Ist er nicht schön und geheimnisvoll?“ Fragte in diesem Moment eine weibliche Stimme hinter ihm.

Er drehte sich um und da stand sie. Sie war nicht sehr groß, erschien eher klein  und zart. Das schwarze Haar fiel ihr über die Schultern und umrahmte ein zartes, in der Abenddämmerung und gegen das Licht, ein eher undeutlich scheinendes Gesicht. Sie war bekleidet mit einem weißen, langen, weit aufschwingendem Kleid, das ihre schöne Gestalt weitgehend ahnen ließ. Im Haar hatte sie einige Blüten, die wie eine Krone wirkten und ein kleiner weißer Schleier bedeckte nur rückwärts ihr Haar.
„Ja, finde ich auch, er fasziniert mich.“ Er lächelte.

„Er muss Jahrhunderte alt sein und wenn er reden könnte, würde er uns sicher eine Menge erzählen können.“ Sie lächelte zurück.

Er war überrascht, er hatte sie noch nie im Hotel gesehen und doch schien es, als würde sie hierher gehören, genau so wie der Olivenbaum.


Sie setzte sich, ohne weitere Worte zu verlieren am Fuße des Baumes nieder und bedeutete ihm mit der flachen Hand, neben ihr Platz zu nehmen. Es war eine selbstverständliche Geste und es war ebenso selbstverständlich,  dass er ihrer Aufforderung Folge leistete. Die Erde war noch vom Tage erwärmt und ebenso der Stamm des Baumes. Jetzt erst bemerkte er, dass sie keine Schuhe trug. Ihre nackten Zehen gruben sich in die Erde ein und schienen dort Halt zu suchen

Sie lehnte sich einfach an ihn an und er ließ es geschehen. So saßen sie eine Weile, ohne ein Wort zu wechseln. Der leichte Abendwind wehte eine ihrer Haarsträhnen in sein Gesicht und er strich sie weg und berührte dabei ihre Stirn.

Sie wandte ihm ihr Gesicht zu.
„Es ist meine Hochzeitsnacht, heute werde ich mich mit dem Baum vermählen!“

Warum lösten ihre Worte bei ihm keine  Verwunderung  aus? Er richtete  sich etwas auf.

„Ja, bist du da sicher?“ Er hielt es für einen Scherz, und  die vertrauliche Anrede kam wie von selbst.

„Ja, natürlich!“ Sie blickte ihm ganz ernst an und näherte  ihr  Gesicht dem seinen.

„Darum bist  ja du stellvertretend gekommen, hast Gestalt angenommen und mich in den Arm genommen.“

Sie stand auf und nahm seine beiden Hände in die ihren und begann, sich wiegend, langsam zu tanzen.

Ihre mit Leichtigkeit getragenen Bewegungen zogen ihn in seinen Bann und er wiegte und bewegte sich mit. Sie warf den Kopf zurück, so dass ihre Brüste sich durch den dünnen Stoff hindurch abzeichneten und ihre Brustspitzen hart und fest zu sehen waren.
Dann zog sie ihn langsam zu sich und ihre beiden Gesichter kamen sich ganz nahe, bis sich ihre   Lippen trafen.
Endlose Ströme von Erregung, fließender Energie und Begehrlichkeit durchströmten ihn und die Wirklichkeit verschmolz mit der Nacht und der fast märchenhaften Begegnung zu einer Einheit. Er glaubte tatsächlich die Kraft des Baumes in sich zu spüren, sie strömte durch ihn, wie durch diese Äste und Zweige bis in die Spitzen seiner Finger, den Blättern gleich.

Sie sanken beide auf den weichen Boden unter dem Baum und er hielt diesen kleinen zarten Körper, der vor Erregung bebte und zitterte in seinen Armen und sie vollzogen diese Hochzeitsnacht in völliger Hingabe. Das Flüstern der Blätter, das Raunen der Äste und Zweige erzählten unglaubliche Geschichten von Liebe und Eros der vergangenen Jahrhunderte.

Er lehnte  am Stamm des mächtigen Baumes, streckte seine Arme nach ihr aus und wollte sie halten bis an sein Lebensende. Doch plötzlich schien sie sich zu entfernen, als würde sie sich  in duftige Schleier auflösen. Er setzte sich auf, benommen noch, ein wenig atemlos. Doch er konnte sie nicht mehr sehen. Nur eine kleine weiße Blüte aus ihrem Haar lag neben ihm.
Er wollte sie rufen, doch er wusste ja nicht einmal ihren Namen

Er konnte den nächsten Abend kaum erwarten und bei Einbruch der Dämmerung fand er sich wieder unter dem Baum ein. Er setzte sich und lehnte sich wieder an den Stamm des Baumes. Mit geschlossenen Augen ließ er die Ereignisse der vergangenen Nacht an sich vorüberziehen und erlebte alles noch einmal.

„Hallo, mein Geliebter, du bist wieder da!“ Ihre Stimme war weich und sanft. Sie umfasste ihn von rückwärts und trat aus dem Schatten des Baumes hervor. Ihre Arme hielten ihn fest und er zog sie zu sich herab.
„Ich habe dich gesucht, habe dich vermisst!“

„Ich bin da und gehöre ganz dir!“
Sie hatte wieder diese weißen Blüten im Haar, trug es jedoch heute zu einer Art Krone aufgesteckt und der weiße Schleier wehte leicht im Abendwind.
„Wie ist dein Name? Ich weiß gar nicht, wie du heißt!“

„Ich heiße Olivia!“ flüsterte sie ihm ins Ohr und ihr warmer Atem raubte ihm fast die Sinne.
Die letzten Sonnenstrahlen vergoldeten die Blätter des Baumes und zeichneten kleine, sich bewegende Kringel auf den Boden neben ihnen. Doch sie sahen es nicht. Sie hielten sich fest umschlungen, loteten die Gefühle des Anderen aus und vergaßen die Welt um sich herum.

Die weit herabhängenden Zweige des Baumes waren wie eine schützende Hand über ihnen
und der Stamm bot ihnen Sichtschutz gegen das Hotel.

Sie verschwand wieder genau so plötzlich wie am Vortag und ließ ihn völlig entrückt und abwesend zurück.

Trotz vorsichtigen Fragens, konnte er niemand im Hotel finden, der sie kannte.

Die Tage waren nur mehr ein Warten auf die  Abende. Und immer, wenn er sich einfand, kam sie nach wenigen Augenblicken wie aus dem Nichts heraus und begab sich in seine Arme.

Heute war sein letzter Tag und er nahm sich vor, sie nicht wieder gehen zu lassen, er wird sie fragen, ob sie mit ihm mit kommen will. Mit ihm in sein Leben, weit weg von hier.

Er konnte den Abend kaum erwarten und saß schon viel zu früh am Fuße des Baumes, die Sonne stand noch am Himmel und ihr goldenes Licht flimmerte über dem Wasser und blendete ihn.

Er konnte von seinem Platz den Sonnenuntergang beobachten, sah die blutrote Scheibe der Sonne langsam im Meer versinken.
Die Dämmerung breitete sich wie ein Mantel aus und die Konturen verschwammen, unmerklich wurde es Nacht.
Er saß an den Stamm gelehnt und spürte, wie Furcht in ihm aufstieg. Sie war bisher nicht gekommen und es schien, als würde sie auch heute nicht mehr kommen. Doch er blieb unter dem Baum sitzen und lauschte gespannt und hoffend in die Finsternis.
Irgendwann musste er eingeschlafen sein, es fröstelte ihn  plötzlich und seine  Glieder waren ganz steif.
Er stand auf und streckte sich.

Seine Hände berührten de herabhängenden Zweige des Baumes, da fiel etwas zu seinen Füßen, es war eine kleine weiße Blüte und der zarte Schleier, den Olivia über ihrem Hinterhaar trug.

Er steckte die beiden Dinge in die Tasche seiner Jacke, sie werden die Erinnerung in ihm wach halten.

Freitag, 26. Oktober 2018

Die Hexe Bora wird besiegt, Märchen


Die Hexe Bora wird besiegt.
von Joana Angelides 

Hexe Samantha, Tante Monika und der Märchenwald, Teil 2

Samantha, die kleine Hexe ging langsam durch den Wald und summte ein Lied, das sie noch gelernt hatte, als sie im Reich der bösen Hexe Bora gelebt hatte.
Sie mußte nun täglich vormittags in die Schule gehen, wo sie von der Feenkönigin angemeldet worden wurde und war nun auf dem Heimweg. Nachmittags arbeitete sie im Garten.
Heute war es in der Schule sehr interessant. Sie hatten Kräuterkunde. Sie lernten welche Pflanzen für guten Zauber und welche Pflanzen für bösen Zauber verwendet werden.
Die Pflanzen für bösen Zauber durfte man aber nur verwenden, wenn Böses abgewendet werden soll, nie jedoch um selbst Böses zu tun. Das war im Feenreich so niedergeschrieben und mußte von allen eingehalten werden. Ihr war das nur recht, denn sie wollte eine gute Hexe sein und keine böse.
Besonders die Glockenblume war ganz unheimlich, mit dieser konnte man durchs Schloß spuken und Hexenzauber anwenden.
Dagegen war das vierblätterige Kleeblatt notwendig um eben diesen Zauber und Hexenspuk, wenn er für Böses angewendet wurde, abzuwenden.
Sie setzte sich unter einen hohen Tannenbaum, legte die Schultasche unter ihren Kopf und legte sich auf den Rücken. Die Hände legte sie unter dem Kopf und blickte hinauf zu den Wipfeln der Bäume, wo der blaue Himmel durchblinkte. Ganz oben saß eine Lerche und trällerte ihr Lied.
Doch plötzlich riß das Lied ab und die Lerche flog ängstlich piepsend davon. Es war auch jetzt ganz still im Walde, so als würden alle den Atem anhalten. Samantha setzte sich erschrocken auf. Was war denn los?
Da verdunkelte ein großer Schatten den Himmel und sie sah direkt über ihr den Schatten eines großen schwarzen Raben kreisen. Es war der Wächter und Gehilfe der bösen Hexe Bora, der die Hexe beschützte und ihr immer alles berichtete, was sich so ereignete.
Die böse Hexe Bora verwendete ihn auch dazu, um ihre Befehle auszuführen oder etwas Böses zu tun.
Samantha wollte sich verstecken, doch da hatte der Rabe sie schon bemerkt. Er schoß im Sturzflug herunter und landete auf den untersten Ast der Tanne, unter der Samantha saß.
„Na, da bist du ja,“ krächzte er und schlug mit seinen Flügeln zweimal ganz aufgeregt.
Samantha duckte sich vor lauter Angst und drückte sich an den Stamm der Tanne.
„Laß mich in Ruhe, Rabe,“ schrie sie ihn an.
„Was ist? Soll ich mich fürchten?“ Krächzt er wieder. „Wo residiert denn eigentlich die Feenkönigin?“
„Was willst du von der Feenkönigin?“
„Gar nichts. Ich will nur wissen, wo sie wohnt.“
Samantha kannte den Raben noch aus der Zeit als sie noch unter der Macht der Hexe Bora stand. Wenn er das wissen wollte, führte die Hexe Bora etwas Böses im Schilde.
„Von mir erfährst du nichts, weil ich nicht haben will, dass der Königin etwas geschieht.“
„Ich werde das auch ohne dich herausfinden.“ Er krächzte zweimal und flog davon. Samantha nahm sofort ihre Schultasche und lief so schnell sie konnte zum Schloß, um die Feen und die Feenkönigin zu warnen.
Sie stolperte über eine Baumwurzel und fiel hin. Ach, das hatte weh getan und nun konnte sie nicht mehr auf den rechten Fuß auftreten. Sie jammerte laut und rief um Hilfe.
„Ja was ist denn los,“ rief der kleine Kobold und kam unter den Farnen hervor.
„Schnell, schnell, lauf zum Schloß und warne die Elfen und Feen. Der schwarze Rabe der Hexe Bora ist hier und vielleicht will er ihr was antun!“
„Was, der schwarze Rabe ist da?“ Zischte die Schlange Birr ganz aufgeregt und ließ sich vom Baum fallen.
Der Specht, der auf der großen Fichte saß, hämmerte sofort die Nachricht in den Baum und benachrichtigte damit den ganzen Wald.
„Ja aber warum will sie denn unserer Feenkönigin was Böses antun?“ Flüsterten alle. Die kleinen Hasen zitterten und versteckten sich hinter der Hasenmama, die Eichhörnchen liefen ganz aufgeregt den Baumstamm rauf und runter. Selbst die Eule riß ihre großen Augen noch weiter auf und wackelte hin und her.
Durch das Klopfen des Spechtes waren auch die Elfen und Feen informiert und flatterten ganz aufgeregt durcheinander.
„Ich weiß warum!“ Rief die Fee Fari.
Alle starrten sie erwartungsvoll an.
„Wie Lamis und die anderen den Goldstaub für die Kinderträume von der Hexe zurückgeholt haben, haben sie ihr auch den Zauberstab und den Edelstein weggenommen und seither ist sie ganz machtlos und kann nichts Böses mehr anrichten. Das alles wird sie zurückhaben wollen.“
„Ohja,“ rief die kleine Hexe ganz erschrocken.
„Wir müssen versuchen, sie in einen Spiegel zu bannen, diesen dann zerschlagen und in den Großen Ozean werfen,“ sagte die kleine Hexe Samantha, „das habe ich im Hexenbuch gelesen. Aber mein Hexenbuch hat die Feenkönigin in den großen Schrank gesperrt, damit ich keinen Unfug mehr anstellen kann. Dort hat sie auch den Zauberstab und den Edelstein hineingetan“
„Versuche dich zu erinnern!“  Die Fee Fari nahm die kleine Hexe bei den Schultern und rüttelte sie.
Samantha schloß die Augen und dachte nach. Aber es wollte ihr nicht einfallen.

In diesem Augenblick ertönte ein wilder Schrei aus dem Wald. Blätter wirbelten durch die Luft, Tannenzapfen fielen von den Ästen und urplötzlich stand eine riesige Gestalt im Halbdunkel des Waldes, mit wehenden Gewande, aus den Augen sprühten Blitze und ihre langen Fingernägel fuhren wild durch die Luft. Es war die Hexe Bora.
„Ich werde die Feenkönigin vernichten, sie in das dunkle Reich verbannen. Alle Elfen werden im tiefen Brunnen verschwinden und die Feen werden zum Himalaya ins ewige Eis verbannt. Nie wieder werdet ihr mir in die Quere kommen. Aber zuerst muß ich mir den Zauberstab und den Edelstein holen.“
Sie stemmte beide Hände in den Hüften und stampfte auf. Der schwarze Rabe flog um sie herum und krächzte laut.
Alle starrten sie gebannt an und rissen vor Schreck die Augen auf.
„Wo ist diese kleine, unfähige Hexe aus meinem Reich?“ Schrie die Hexe Bora laut und ließ ihren Blick herumschweifen. Aber sie konnte sie nicht sehen, denn der kleine Kobold hatte blitzschnell ein großes Farnblatt über die kleine Hexe heruntergebogen und saß drauf.
Der kleine Kobold war der einzige, der noch da war. Alle anderen hatten sich in den Wald und zum Feenschloss geflüchtet.
Blitzschnell drehte sich die Hexe um und lief quer durch den Wald zum Feenschloß hinauf, begleitet von ihrem Raben.
Dort hatten sich alle in der großen Halle beim Eingang versammelt und berieten mit der Feenkönigin, wie sie die Hexe besiegen können.
„Die kleine Hexe hat gesagt, man muß sie in einen Spiegel verbannen und diesen dann zerschlagen und dann in den Großen Ozean werfen. Steht alles im Hexenbuch.“  Sagte Fari, die Waldfee.
„Den einzigen großen Spiegel, den wir haben, der steht in meinem Garderobe-Raum bei den Kleiderkästen. Dorthin müssen wir die Hexe locken.“ Die Feenkönigin lief die Treppe hinauf zum großen Schrank um das Buch herauszunehmen und alles nach zu lesen. Alle liefen mit ihr hinauf.
Sie legte das Buch auf den Fußboden und alle setzten sich rundherum und warteten, was die Feenkönigin sagen wird.
„Also, wir gehen jetzt in den Garderobe-Raum und stellen den Spiegel so auf, dass er die Hexe sofort erfaßt, wenn sie ins Zimmer kommt. Dann drehen wir die große Lampe auf, damit ihre ganze Gestalt im Spiegel erscheint.“

Alle sprangen auf und liefen hinüber in den Garderobe-Raum. Dort stand der große Spiegel an der Seite. Alle zogen und ruckten an dem Spiegel, bis er genau gegenüber der Eingangstüre zum Stehen kam.
Die Feen nahmen ihre Schleier zur Hand und polierten den Spiegel auf Hochglanz. Dann versteckten sie sich im Raum.

Eine versteckte sich in einem der großen Garderobe-Kästen, eine andere kroch unter das kleine Ruhebett an der Wand eine andere wieder schlüpfte in die große Vase und lugte vorsichtig über den Rand. Lamis, die ganz große Angst hatte, öffnete die Truhe, wo verschiedene Schleier und Hüte der Feenkönigin lagen und versteckte sich dort drinnen.

Alle hielten den Atem an. Man konnte die Luft zittern hören.

Da hörten dann alle, wie das große Tor unten in der Eingangshalle aufflog und die Hexe Bora die Halle betrat.
„Wo bist du, Feenkönigin?“ schrie sie wild fauchend
„Du hast etwas, was mir gehört!!“

Der Elfe, der Dienst hatte heute an der Pforte des Schlosses hatte sich hinter seinem Tisch versteckt und gab keinen Laut von sich. Er hatte den Auftrag die Hexe vorbeizulassen. Ihm zur Seite stand nur ein Wachmann aus dem Nest der Hornissen, der ihm helfen sollte, falls die Hexe ihn doch entdeckten sollte.
Doch diese stürmte an der Pförtnerloge vorbei, die Treppe hinauf. Sie stampfte und fauchte laut und dann zerriss sie sich sogar das Kleid an einem der Holzpfeiler. Ihre Augen spuckten Feuerblitze und fast hätte sie die schönen Vorhänge in Brand gesetzt, wenn nicht der kleine Kobold, der hinter ihr herlief, blitzschnell nach einer Vase mit Blumen gegriffen hätte und das Wasser auf die Vorhänge geschüttet hätte.
So stand sie nun auf dem Treppenabsatz. Hatten die Hände in die Hüfte gestützt, den schwarzen Raben auf ihrer linken Schulter, die Augen, fast so groß wie Wagenräder sprühten vor Zorn und ihre langen Finger, mit ihren schwarzen Fingernägeln fuhren in der Luft umher.
Da hörte sie ein Geräusch aus dem Garderobe-Raum, dass die Feenkönigin absichtlich gemacht hatte. Die böse Hexe drehte sich blitzschnell herum.
„Aha, hier versteckst du dich.“ Und ohne lange nachzudenken, ganz in ihren Zorn gefangen, stürmte sie in diesen Raum. Der Raum war aber dunkel und sie konnte im ersten Augenblick nichts sehen und blieb wie angewurzelt stehen.
Dort hatten schon alle zitternd auf sie gewartet. Der Elfe Mo war versteckt in der Fensternische und hatte seinen Pfeil und Bogen genau auf den Lichtschalter gerichtet.
„Bitte lieber Gott,“ sprach er ganz leise,“ laß mich ja sofort den Lichtschalter treffen. Sonst sind wir alle verloren.“
Er visierte den Schalter an, fast hätte er die Augen geschlossen, und schoß.
Der Pfeil flog schnurgerade und leise schwirrend durch den Raum direkt auf den Lichtschalter zu. Alle hielten den Atem an und man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Und da, es wurde Licht, er hatte getroffen. Der Raum wurde in gleißendes Licht getaucht, die Hexe schloß für einen Augenblick die Augen und fuhr sich mit der Hand zum Gesicht.
Dann, als sie die Augen wieder öffnete, sah sie sich im Spiegel, in helles Licht getaucht.
Sie erkannte blitzschnell die Gefahr und wollte fliehen, doch da war es schon zu spät. Das Licht zog sie mit ungeheuerlicher Stärke in den Spiegel und sie war darin gefangen.
Sie tobte und schrie, stieß Verwünschungen aus und bedrohte alle mit dem Tode. Doch sie konnte den Spiegel nicht verlassen, sie war darin gefangen.
Ganz langsam kamen alle aus ihren Verstecken hervor und versammelten sich vor dem Spiegel um die böse Hexe anzusehen.
Auch die Feenkönigin trat hervor und stellte sich vor den Spiegel.
Sofort öffnete die Hexe wieder ihren Mund, so dass man die großen häßlichen Zähne sehen konnte und es kam ein Hauch, wie Flammen aus ihm hervor.
„Laß mich sofort hier raus, drehe das Licht aus, damit ich den Spiegel verlassen kann, sonst wird es dir schlecht ergehen,“ schrie sie.
„Nein, das werde ich nicht tun. Du bist so böse, du darfst keinen Platz in unserer Welt mehr haben.  Wir wollen, dass alle Menschen und Tiere und Pflanzen und die Wesen der Zwischen- und Traumwelt sich lieben. Doch du zerstörst das immer wieder. Wir werden jetzt den Spiegel zerschlagen und die Scherben werden wir in den Großen Ozean bei der Insel Avalon versenken. Da wirst du nie wiederauftauchen können und in der Unterwelt, ohne Tageslicht dahinsiechen. Du wirst erst wieder errettet werden können, wenn du allem Bösen abschwörst und 10.000 Jahre Gutes tust. In dieser Zeit wird niemand mit dir reden und du wirst keinen Freund dort haben. Sogar die Hexen und Druden und bösen Geister werden nichts mit dir zu tun haben wollen.“
Sie sah zu Elfen Mo hinüber. Dieser hatte schon den Pfeil im Bogen gespannt und wartete nur mehr auf das Zeichen der Feenkönigin.
Nun hob sie die Hand und gab ihm das Zeichen auf den Spiegel zu schießen. Er zog ganz stark den Pfeil nach hinten, visierte den Spiegel, der ja Gott sei Dank, viel größer als der Schalter war und schoß. Und wieder verließ der Pfeil den Bogen und flog mit leisem zischenden Geräusch auf den Spiegel zu. Alle hielten wieder den Atem an. Die Hexe sah ihn mit weit aufgerissenen Augen auf sich zukommen und konnte nichts Anderes machen als die Arme zu heben und vor das Gesicht zu halten.
In diesem Moment zerbarst der Spiegel in viele Stücke und fiel zu Boden. Augenblicklich war das Geschrei der Hexe verstummt. Alle starrten auf die Scherben am Boden. Sie konnten gar nicht glauben, dass der Hexenspuk nun vorbei war. Als es ihnen klar wurde, fielen sie sich um den Hals und weinten vor Freude. Sie tanzten noch eine Weile im Kreise und freuten sich.



 
„So, jetzt ist aber Schluß, meine Kinder,“ sagte die Feenkönigin.
„Wir werden die Scherben des Spiegels in eine Holztruhe geben, diese gut verschließen und in Begleitung von Mo wird unser weißes Märchenpferdchen diese Truhe  nach Avalon bringen und dort im Ozean versenken. Damit haben wir unsere Pflicht getan.“
Sie liefen alle die Treppe hinunter und waren sichtlich erleichtert.
Die kleine Hexe saß noch immer im Walde unter dem Farnblatt und zitterte vor Angst. Sie hatte das alles nicht miterlebt da ihr Fuß noch immer schmerzte, konnte sie nicht laufen und ließ es sich nun von den anderen erzählen.
„Ich bin so froh, „sagte sie, „dass nun alles vorbei ist. Und am meisten freue ich mich, dass ich mich diesmal richtig erinnern konnte, an die Sache mit dem Spiegel.“

Alle gratulierten ihr und brachten ihr  Waldblumen und Beeren zum Geschenk.

Diese Fröhlichkeit wurde ganz plötzlich durch ein lautes Krächzen unterbrochen. Dem schwarzen Raben der Hexe war es gelungen zu entkommen und nun zog er seine Kreise über dem Wald und flog dann mit seinem lauten Krächzen, aus dem man ein Wehklagen über die Verbannung der Hexe heraushören konnte, davon.



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