LUC!
Der
unbedeutende Schattenmann
Ja, wir waren drei Freundinnen, die in
vielen Dingen sehr ähnlich waren, in manchen Dingen aber wieder total
verschieden.
Während Lisa und ich in unserem Beruf sehr
intensiv aufgingen, so hatte Eve das nicht unbedingt nötig, sie hatte ein
kleines Vermögen hinter sich und brauchte nicht unbedingt zu arbeiten. Sie
bekam eine jährliche Apanage aus einer Stiftung ihrer Eltern und außerdem
verdiente Emile, ihr Ehemann als Börsenmakler, sehr gut.
Es gab zwischen uns keine Geheimnisse,
also auch totale Offenheit von Eve über die Beziehung zu Emile. Bisher hatten
wir Emile als Anhängsel in unserer Dreierbeziehung gesehen, der so am Rande
mitlief und hin und wieder an den routinemäßigen lesbischen Nachmittagen von
Lisa und Eve teilnahm, wenn er einmal früher nach Hause kam. Er war wie ein
Schatten im Hintergrund, ohne eigene Meinung und irgendwelcher Bedeutung. Wenn
er und Eve alleine war, wurde dieses Thema niemals angeschnitten, es war tabu,
weil es Eve offenbar so wollte.
Er verstand die Beziehung zwischen Eve und
Lisa nicht, wie er des Öfteren betonte, tolerierte es aber. Wie
selbstverständlich fand er es aber, sich wortlos zu ihnen zu gesellen und sich
an ihren Aktivitäten zu beteiligen.
Eve erzählte, dass sie es als äußerst
belebend ansahen, dass er es liebte, sich neben sie zu knien, wenn sie und Lisa
es mit dem Doppeldildo trieben, was oft über eine Stunde dauern konnte. Sie
lagen dann quer über das breite Bett, der Dildo verschwand zwischen ihnen und
wurde nur durch ihre gegenseitigen Bewegungen in ihnen aktiv. Je härter sie
gegeneinander stießen, desto tiefer drang er ein und je erregte sie waren,
desto schneller ging das vor sich. Sie keuchten oft beide und stöhnten, was wieder
die andere antrieb. Emile kniete in der Mitte und liebkoste oder streichelte
sie dann, biss manchmal auch in ihre Nippel, oder hielt den Dildo fest. Dann
schrien sie auf, sodass er wieder losließ.
Er umrundete sie auch manchmal, sodass Eve
mit der Zunge auf seinem Penis auf- und abgleiten konnte und ihm auch erlaubte,
zu kommen. Offensichtlich gefielen ihm diese Spiele, denn er beteiligte sich
ohne Worte daran.
Es kam auch vor, dass Lisa sich auf den Gyn-Stuhl
legte und er auch sie bis zum Orgasmus lecken musste, während Eve seine
Brustnippel drehte oder Krokodil-Klammern anbrachte, was ihm zum jedes Mal Wimmern
brachte. Sie öffnete diese biestigen Dinger dann immer wieder, ließ sie aber
wieder zuschnappen und er heulte jedes Mal wie ein Wolf auf. Eve liebte sein
Aufheulen und Lisa seine Zunge, denn dann wurde er schnelle und intensiver! Eve
war eigentlich die Lesbe von ihnen Dreien, bzw. war erklärte Bisexuelle und
genoss Beides. Es kam erst ein einziges Mal, dass wir es alle Drei gleichzeitig
trieben, das dauerte aber dann auch Stunden und wir waren völlig verausgabt.
Lisa sah danach oft zu, wenn er sich außer
Kontrolle bebend, auf Eve stürzte und sie in der Missionarsstellung nahm. Es
erregte sie! Regemäßig verschwand er dann im Bad und die beiden Frauen
liebkosten und leckten sich noch eine ganze Weile. Von Emile war dann meist
nichts mehr zu sehen.
Natürlich erweckte Emile immer wieder
meine Neugierde, aber nur, wenn wieder die Rede auf ihn kam, wenn Lisa und Eve
von solchen Sessions erzählten. Im Allgemeinen war er, wie schon gesagt ein grauer
Schatten im Hintergrund.
Bis zu jenem Abend im November, als ich im
Regen am Straßenrand stand und vergebens nach einem Taxi Ausschau hielt. Als
mich ein vorbeifahrendes Auto mit einem Wasserstrahl endlich total durchnässte
und ich nach Rückwärts sprang und fast gefallen wäre, blieb ein dunkler Wagen
neben mir stehen und die Beifahrertüre ging auf.
„Magritt, um Gottes willen, wie schaust Du
denn aus, steig ein!“ rief eine bekannte Stimme, es war Emile. Dankbar nahm ich
an.
Er fuhr mich nach Hause und drückte sein
Bedauern aus, dass ich so durchnässt war.
„Komm, ich trage Deine Pakete, ich gehe
mit Dir nach oben!“, sagte er besorgt. Und ich war wirklich froh.
Im Appartement angekommen schickte ich ihn
in den Salon und bat ihn zuwarten, ich musste mich unbedingt abtrocknen und
umziehen, die nassen Kleider loswerden.
„Nimm bitte Platz, ich mache uns einen
Tee!“, rief ich aus dem Schlafzimmer hinüber. Er schien mich nicht zu hören.
Als ich nach einigen Minuten, nur mit
einem Frotteemantel bekleidet aus dem Bad kam, stand er schon im Vorraum und
hatte meine Teekanne in der Hand.
„Ich habe alles gefunden, der Tee ist
fertig!“ sagte er mit einem kleinen, verlegenen Lächeln im Gesicht.
„Oh, das ist ja fantastisch!“, lächelte
ich zurück.
Ich nahm die Teetassen aus dem Schrank und
stelle alles auf das Tischchen. Er schenkte wie selbstverständlich ein und
setzte sich neben mich auf die Couch. Mir war noch immer kalt und ich zitterte
ein wenig. Mit beiden Händen hielt ich die heiße Tasse in der Hand und nippte
daran.
Wie selbstverständlich begann er, meinen
Rücken zu massieren, mich trocken zu reiben. Es tat gut.
Langsam kehrte wieder Wärme in mich
zurück, er hörte aber nicht auf und rieb weiter, immer langsamer und
intensiver, bis seine Hände auch nach vorne kamen und wie zufällig auf meine
nackte Haut trafen. Ich schloss die
Augen und genoss es. Es war angenehm und belebend, erregend!
„Magritt, Du hast etwas Magisches an Dir“,
flüsterte er.
Es kam überraschend, aber ich wollte es
hören, was eigentlich verrückt war. Wir kannten uns schon viele Jahre und es
hat noch nie irgendeinen Funken zwischen uns gegeben, der das berechtigt hätte.
Doch es war sein warmer Atem, seine
zärtliche, aber bestimmte Art, die mich dahinschmelzen ließen.
Seine Hände umfassten meine Brüste, sein
Mund strich an meinem Hals entlang, seine Zunge zog eine heiße Spur bis zu
meinen Brustnippeln und umrundete sie. Tausende Ameisen begannen in mir munter
zu werden, ich schrie auf, doch er verschloss mir mit seiner Hand den Mund.
„Bitte, genieße es, lass es zu!“ flüsterte
er.
Und an diesem Abend konnte auch ich diese
Zunge genießen, von der Lisa so hingerissen sein dürfte. Er drang mit ihr tief
in mein Innerstes, ließ meine Klitoris aufheulen, ließ mich keuchen und hecheln
und brachte mein Blut zum Kochen. Alles geschah anfangs unheimlich langsam,
steigerte sich zu einem Sturm an Gefühlen und Impulsen und endete einige Male
in einem Tornado, von ungeheurem Ausmaß. Das also war der scheue,
zurückhaltende Emile! Er war wie ein Vulkan mit glühender Lava in seinem
Inneren, der unvermutet ausbricht. Davon hatte Eve noch nie berichtet!
Ich lag da, mit geschlossenen Augen,
überließ mich seiner kraftvollen Zunge, seinen langen, gefühlvollen Fingern und
seinem glühenden Schwert, das in mir tief wütete. Es war eine dunkle, dumpfe
Lust, tief und nicht enden wollend. Sie grub sich in mein Innerstes ein und
erzeugte einen Wirbelsturm mit Donner und Blitz: irgendwie beängstigend. Ich
klammerte mich an ihn, hatte Angst nicht mehr aufzuwachen.
Irgendwann dazwischen dürfte Serge, mein
Nachbar, nach Hause gekommen sein. Er spielte am Klavier das Warschauer Konzert
von Addinsell, mit einer Vehemenz, wie man es selten hört. Es passte genau!
Ich löste mich dabei in den Armen von
Emile auf, ging in Wellen von Musik, Lust und Leidenschaft unter. Im Vergleich
zu meinen letzten Episoden, Erlebnissen und Hingabe war dies das Tiefgreifendste
was ich bisher erlebt habe. Emile, der Unscheinbare, der Schattenmann hatte es
mir beschert.
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