"Der
geflügelte Vollzug“
Von Joana
Angelides
Drohnen, Drogen und Zombie-Messer im
Hochsicherheitsparadies
In den ehrwürdigen Mauern britischer
Hochsicherheitsgefängnisse spielt sich derzeit ein Spektakel ab, das selbst die
kühnsten Hollywood-Drehbuchautoren nicht erfinden könnten. Statt zäher
Langeweile und monotoner Resozialisierung erleben die Insassen eine nie
dagewesene Mischung aus Techno-Festival und Schwarzmärktevolution – ermöglicht
durch den neuesten Stern am Schmugglerhimmel: die Drohne.
Charles Taylor, seines Zeichens
Gefängnis-Chefinspektor und offensichtlich ein Mann, der weiß, wie man
Aufmerksamkeit erregt, zeigte sich alarmiert. "Eine Gefahr für die
nationale Sicherheit!" warnte er. Und in der Tat: Was könnte gefährlicher sein
als die Aussicht, dass eine 300-Pfund-Drohne mit einem Paket Drogen und einem
Zombie-Messer die britische Monarchie stürzt?
Vergessen Sie Amazon Prime – kriminelle Banden
haben das Prinzip der "Same Day Delivery" perfektioniert. Mit
Präzision und Effizienz steuern sie ihre fliegenden Helferlein über
Gefängnismauern hinweg. Zielgenau landen die Pakete bei jenen Fenstern, die
findige Häftlinge mit kleinen Brandlöchern versehen haben – ein wahres
DIY-Meisterwerk. Diem neue Logistik-Revolution
Einmal in der Zelle angekommen, verwandeln
sich die Drogen in Währung, das Zombie-Messer in Prestige und der Gefangene in
einen kleinen König seines Reiches. Eine florierende Marktwirtschaft, von der
selbst Adam Smith vor Freude hyperventiliert hätte.
Polizei und Gefängniswärter, sonst bekannt für
ihre eiserne Entschlossenheit, haben offenbar beschlossen, das
Luftabwehrprogramm einzustellen. „Zu viele Drohnen, zu wenig Lust“, heißt es
inoffiziell. Allein in Manchester wurden 220 Drohnen gesichtet – eine
beeindruckende Bilanz, die den örtlichen Flughafen neidisch machen könnte.
Warum überhaupt kämpfen, wenn man stattdessen
in Ruhe die Flugkünste der Drohnen bewundern kann? Ein Wärter wurde angeblich
dabei beobachtet, wie er mit einer Tasse Tee in der Hand den Drohnenverkehr
kommentierte: „Da fliegt wieder eine! Sieht aus wie ein DJI Mini 3 Pro – klasse
Modell!“
Und es sind nicht nur Drogen: Auch Waffen wie
Zombie-Messer finden ihren Weg hinter die Mauern. Für diejenigen, die den
Begriff nicht kennen: Ein Zombie-Messer ist eine Art Liebeserklärung an das
Mittelalter, nur mit mehr Kanten und weniger Zweck. Die Waffenlieferung der Zukunft.
Wenn sich das nicht wie eine moderne Interpretation von „Schere, Stein, Papier“
anfühlt, was dann?
Taylor zeigte sich besorgt, dass sogar
Schusswaffen eingeschmuggelt werden könnten. Schusswaffen! In einem Land, in
dem ein Schweizer Taschenmesser schon für Empörung sorgt. Die Vorstellung, dass
ein Gefangener in der Kantine einen Colt zieht und um das letzte Porridge
kämpft, ist gleichermaßen absurd wie beunruhigend.
Die Labour-Regierung, stets bereit, die Fehler
ihrer Vorgänger anzuprangern, versprach schnelle Gegenmaßnahmen. Eine
Sprecherin des Justizministeriums beklagte die erbärmlichen Zustände, die sie
übernommen habe. „Überfüllt und voller Drogen und Gewalt“, so die nüchterne
Analyse. Es fehlte nur, dass sie hinzufügte: „Aber immerhin gibt’s WLAN.“
Währenddessen debattiert das Parlament über
Lösungen. Vorschläge reichen von der Einführung einer Anti-Drohnen-Luftwaffe
bis hin zu einem Gefängnis-Streamingdienst, der Drohnenlieferungen live
überträgt – natürlich gegen Bezahlung.
Die Gefängnisse von Manchester und Long Lartin
scheinen inzwischen mehr Ähnlichkeiten mit einem Science-Fiction-Experiment zu
haben als mit Haftanstalten. Gefangene, ausgestattet mit Smartphones,
Drohnen-Support und einer florierenden Ökonomie, scheinen besser vernetzt als
manche Mittelstandsunternehmen. Ein Hochsicherheitsparadies.
Und so bleibt die Frage: Ist das ein Symptom
des Niedergangs oder schlicht die nächste Evolutionsstufe des Strafvollzugs?
Vielleicht ist es Zeit, das Konzept der Gefängnisse neu zu denken – als
Start-up-Inkubatoren, in denen Drohnenkurse und Marktwirtschaft gelehrt werden.
Bis dahin bleibt nur eins sicher: Der
britische Strafvollzug wird niemals langweilig. Und wer weiß, vielleicht sehen
wir in naher Zukunft sogar Drohnen-Rennen im Gefängnishof. Gewinner bekommt ein
Zombie-Messer.
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