KUNST
IST RELATIV
von Joana Angelides
Julia ist umwerfend und meine neue
Urlaubsflamme! Sie loderte neben mir an der Theke des Strandcafe´s des Hotels
und sog weithin hörbar durch ihren Strohhalm ein giftgrünes Getränk aus einem
großen Glas.
Als ich wie zufällig mit meinem Ellenbogen
den ihren berührte, drehte sie sich zu mir um und versenkte ihren Blick tief in
meine Seele! Sie bemerkte offenbar meinen etwas irritierten Gesichtsausdruck
als ich ihre Piercings sah, gar nicht. Sie hatte einen silbernen Nasenring,
eine kleine Metallkugel an der linken Augenbraue und einen Ring an der Unterlippe.
Ihr linkes Ohr war eingerahmt von ca. 20
kleinen Metallringen und am Ohrläppchen hing ein Totenkopf.
„Na, Bruder, suchst Du Kontakt?“, ihre
Stimme war unerwartet hell und freundlich.
„Immer…“, stammelte ich, rückte aber trotzdem
ein wenig ab.
Dadurch bekam ich nun die gesamte linke Ansicht
meiner Nachbarin in den Focus. Die linke Schulter zierte ein wunderbares Tatoo
in Form eines Schmetterlings, begleitet von einem grünen Skorpion und
unzähligen Blättern eines Efeugewächses, das sich über den Hals irgendwo an
ihrem Rücken verlor. Was sich jedoch auf ihrer rechten Seite tat, konnte ich so
noch nicht sehen.
„Bist Du auch wegen der Bilder von Arcor
hier, findest Du sie auch so gigantisch schön und ausdrucksvoll? Sie offenbaren
das Geheimnis des Universums, sie lassen Dich erschauern, oder?““
Wer war Arcor? Das wusste ich in diesem Moment noch nicht,
sollte es aber gleich erfahren.
„Ich hatte noch keine Gelegenheit..“,
stammelte ich verlegen.
Sie stellte ihr fast leeres Glas mit einem
Ruck auf die Theke, rutschte vom Barhocker, packte meinen Arm und zog mich mit
sich. Im hinteren Teil des Lokals gab es einige Paravents, die zwei Wände mit
überdimensionalen Bildern verbargen. Ich bin offenbar in eine Vernissage
geplatzt.
Mit weit geöffneten Augen starrte ich auf
die Bilder, sie waren tatsächlich unfassbar, umwerfend und eindrucksvoll! Sie
zeigten Orgien von Farbflecken, willkürlich auf die Leinwand aufgetragen. Die
vorherrschenden Farben waren Rot und Blau, dazwischen Schwarz mit gelben,
verwischten Einschlüssen. Irgendwie konnte man den Eindruck Weltall und
Universum nicht ganz verleugnen. Da musste ich ihr Recht geben.
Sie hob ihre rechte Hand, verdrehte ihre
Augen und deutete auf eines der Bilder. Es war ein roter Wirbel in der Mitte
des Bildes, blaue verwischte Streifen umrahmten ihn und gelbe Punkte verloren
sich im Irgendwo bis zum Rand des Bildes.
„Das hier war sein Erstlingswerk, die
Geburtsstunde des Genies! Er hielt die Geburtsstunde von Gaia, der Göttin der
Erde und der Gattin von Kronos fest! Siehst Du, wie sich das Universum öffnet?“
Ich war fassungslos. Wie konnte ich das nur nicht erkennen?
„Und hier! Dieses Bild musst Du einwirken
lassen. Hier wird Arcor irgendwie von Dali beeinflusst, es zeigt, wie die Zeit
verrinnt und dann wieder stillsteht, wie sich alles nur um den Augenblick
dreht!“
Ich starrte auf das Bild. Ja, irgendwo
zwischen den breiten roten Pinselstrichen könnte man meinen, einen schwarzen
Uhrzeiger sehen, der sich spiralförmig um einen dunkelblauen Fleck windet, oder
doch nicht? Also da sind mir Dalis Bilder schon lieber!
„Ohja,…“, ich stammelte es und suchte mit
einem Auge nach der Möglichkeit eines Rückzuges.
„Und hier ist das einzige Bild, wo Arcor
Grün verwendet! Er hasst Grün und dieses Bild zeigt seinen Hass auf Krähen.
Dieser Hass verfolgt ihn seit seiner Kindheit, seit ihm eine Krähe ein Auge
ausgepickt hat!“
Ohja, das war des Rätsel Lösung! Ein
einäugiger Maler, der nur eindimensional sehen und malen konnte. Dafür aber
waren seine Bilder wirklich eindrucksvoll. Das Grün auf diesem Bild war grell
und wirkte tatsächlich drohend auf mich. Rot kam nur so links unten am Rand
einmal vor. Dafür stritt sich Schwarz und Grün um die Vorherrschaft in der
Mitte! Irgendwo sollte sich da eine Krähe verstecken!? Langsam bekam ich offensichtlich einen Blick
für moderne, gegenstandslose Malerei für wahrscheinlich das 22. Jahrhundert!
Ich war nur noch nicht reif dafür!
Wir waren jedoch nicht die einzigen
Bewunderer auf dieser Vernissage und man hörte rundum Ausrufe der Bewunderung
und des Entzückens. Wieso fällt mir plötzlich das Märchen „Des Kaisers neue
Kleider“ ein?
Meine Begleiterin war endgültig überzeugt,
dass ich zu den Bewunderern von Arcor gehörte, dass wir eine gemeinsame Linie
in Sachen Kunst haben und gab mir in den letzten Urlaubstagen die Gelegenheit
auch ihre rechte Körperseite genau zu erforschen und da erlebte ich so manche
Überraschung. Man muss nur eintauchen in die Kunst und alle Höhen und Tiefen
erforschen und auf sich wirken lassen!
Kunst ist eben relativ!
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