Spuren im Sand
In der Dämmerung, wenn die Tage, durchscheinend wie
teures Porzellan, sich neigten und die Sonne ihre letzten Strahlen auf das
Wasser legte, dann lief er am Strand entlang und ließ die kühle Abendluft sich
in seinen Lungen sich ausbreiten.
Er genoß es, wenn
sich seine Füße in den feuchten Sand bohrten und hin und wieder eine kleine
Welle sie umspülten.
Es war an einem der
vergangenen Abende als er das Mädchen bemerkte. Sie lag auf dem Rücken, beide
Arme nach oben hinter dem Kopf verschränkt und ließ ihre Beine vom Meer
benetzen.
Sie hatte die Augen
geschlossen und gab sich den letzten Strahlen hin, als wäre es der Geliebte der
sie liebkost. Sogar ein weiches Lächeln lag um ihre Lippen.
Er könnte nun stehen
bleiben, über sie hinweg steigen, oder um sie herumgehen.
Er entschloß sich
dafür, stehen zu bleiben und auf sie hinunter zu schauen. Er hatte die
untergehende Sonne im Rücken und sein Schatten berührte ihr Gesicht.
Plötzlich öffnete sie ihre Augen und schaute
vorwurfsvoll zu ihm herauf.
„Sie nehmen mir die
Sonne weg!“
Ihre Stimme klang
dunkel und hatte ein vibrierendes Timbre.
Unwillkürlich trat er
einen Schritt zurück, so dass sie wieder von der Sonne voll getroffen wurde.
Sie schloß wieder
ihre Augen und es schien, als würde sie ihn nicht beachten.
In einiger Entfernung
setzte er sich nun in den Sand und zog die Beine an. Seine Zehen gruben sich in
den Sand und mit einem kleinen Holzstück, das dort lag, zeichnete er Striche
und Kreise darin.
„Ich habe sie hier
noch nie gesehen!“ Es sollte der Beginn eines Gespräches sein.
„Ich Sie auch nicht!“
Als sie das sagte,
bewegte sie nur ihre Lippen, keinesfalls wendete sie sich ihm zu.
„Mein Name ist Peter
und wie heißen sie?“ Es interessierte ihn wirklich; er wollte wissen, ob ihr
Name auch zu ihr paßt.
„Zoe, ich heiße Zoe!“
Dieser Name paßte zu
ihr, Zoe, das Leben.
Sein Blick begann ihr
Profil abzutasten. Er begann an der hohen Stirne, umrahmt von langem, blondem
Haar, das sich im Sand verlor.
Die Nase stieg gerade an und der feine Schwung zu den
vollen Lippen ließ ihr Gesicht ein wenig hochmütig erscheinen. Das zarte Kinn
ging in einer straffen Linie in den Hals über und endete in einem Grübchen. Sie
atmete gleichmäßig und langsam und ihre Brust hob und senkte sich in diesem
Rhythmus. Verlegen folgte er der Linie, bemerkte die kleine Wölbung ihres
Bauches und die kleinere Wölbung ihres Venushügels. Er verweilte ein wenig dort
und bemerkte kleine blonde Härchen, die ungebändigt aus dem winzigen
Bikinihöschen hervor lugten.
Ihre Beine waren mit
einem zarten, hellen Flaum bedeckt. Kleine Sandkörner und einige Wassertropfen
schimmerten darauf im Lichte der untergehenden Sonne.
Das einzig Bewegliche
an ihr waren die Zehen, die sich langsam auf und ab bewegten.
Sie erschien ihm wie
eine, aus dem Wasser entstiegene Nymphe, lockend und abweisend zu gleich.
Er ließ sich
zurückfallen und streckte ebenfalls seine Arme aus, als wollte er die letzten
Sonnenstrahlen einfangen um sie für sie beide zu bewahren.
Seine Finger
berührten spielerisch die Spitzen ihrer Haare und gruben sich in den Sand.
Er merkte, dass sie
den Atem anhielt, ihre Lider zuckten ein wenig, doch sie blieben geschlossen.
„Ich würde gerne ein
Bad nehmen, ein Bad im Sand! Will den Sand auf meiner Haut spüren.“
Sie sagte es
unvermittelt, noch immer mit geschlossenen Augen.
In einem kurzen
Moment hatte sie sich von ihrem Bikini befreit und dreht sich ihm zu. Der
Augenblick, in dem er ebenfalls die Badehose abstreifte, war kaum wahrnehmbar
Sie liegen im Sand
und spüren jedes einzelne Sandkorn auf der Haut. Es ist ein wunderbares Gefühl,
besonders, wenn man sich leicht bewegt und der Sand jeder Bewegung nachgibt und
Berührung vortäuscht. Die schrägen Sonnenstrahlen erwärmen die Körper und jede
leichte Brise erinnert an einen zarten Atemhauch.
Die kleinen Wellen schlagen an den Strand und es klingt wie ein Flüstern, wie
Erzählungen über neu Erlebtes, Vergessenes, ewiges Dahin fließen, sich auflösen
und wieder neu formen.
In einem Moment fühlen sie sich wie eines dieser Sandkörner im ewigen Kreislauf
gefangen, hilflos hin und her getrieben von den Wellen, im nächsten Moment wie
das Leben selbst, überlegen den stumm sich fügenden Elementen. Voller
Willenskraft und Energie, imstande Selbst zu entscheiden, ob getrieben oder
eigenständig handelnd.
Die Körper berühren
sich, reiben elektrisierend aneinander, die Sonne sinkt immer tiefer und die
Dämmerung hüllt alles ein.
Man erkennt nur mehr
Licht und Schatten, das Meer wird immer dunkler, der Horizont vermischt sich
und das Flüstern des Wassers nimmt zu.
Es ist als wollte das
Meer seine Nymphe wieder zurückhaben.
In einem atemlosen
Moment, den soeben erlebten Gefühlen völlig ausgeliefert, nichts wahrnehmend,
bemerkt er, dass sie nicht mehr da war.
Ihre Fußspuren im
Sand wurden von der leichten Flut mit Wasser gefüllt und werden in wenigen
Augenblicken gänzlich verschwunden sein.
Sie waren der einzige
Beweis ihrer geheimnisvollen Anwesenheit.
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