„Prince
Midnight“ und Onkel „Philip“
von Joana Angelides
Da stirbt einst
Onkel Philipos in Griechenland und verfügte, dass sein Skelett nach seinem
eventuellen Ableben als Anschauungsobjekt für Schulen verwendet werden soll.
Er will halt
nicht in einem dunklen Grab vermodern, sondern will unter lustigen Studenten
weiterhin sein „Dasein“ verbringen.
So weit so
gut. Zwanzig Jahre lang ist ihm das auch gelungen, bis… ja bis er dann als
„antiquiert und verstaubt“ beim Umbau aussortiert und der Verwandtschaft ohne
Vorwarnung, mit bestem Dank retourniert wurde.
Die waren
natürlich nicht sehr erfreut, als sie urplötzlich durch die Post das
Überraschungspaket bekamen, es öffneten und es blickte ihnen der einst Verblichene
durch dunkle hohle Augenhöhlen entgegen. Auch sein Lächeln war ein wenig
gezwungen. Außerdem fehlte ihm ein Zahn.
Da sich die
Geschichte in Griechenland abspielte, fragten sie sich natürlich wie Zeus, „was
tun mit diesem Gottesgeschenk“. Einige bekreuzigten sich einmal, vorsichtshalber
dreimal, dann erst kam die Kostenfrage auf. Denn einfach „Entsorgen“ ging aus religiösen Gründen nicht,
Einäscherung aus demselben Grunde ebenfalls nicht und eine Grabstätte würde ein
Schweingeld kosten; noch dazu, wo niemand wirklich Bezug zu dem „Exponat“, nicht
einmal bei seinen Lebzeiten, hatte.
Da blieb nur
der junge Musiker „Prince Midnight“, einer Rockband in Florida/USA übrig. Er
war der Sohn väterlicherseits von…. naja irgendwem. Der liebte doch seinen
Onkel bei Lebzeiten als kleiner Bub immer sehr, der sollte das finanzieren mit
seinen Dollars. Sie kontaktierten ihn umgehend.
Dieser
überlegte kurz, und bat dann, ihm die Überreste zuzusenden. Nach einigen
behördlichen Schwierigkeiten gelang dies tatsächlich. Man kann nun einmal nicht
einfach so, menschliche Skelette durch die Weltgeschichte schicken. Er
versprach, ihn würdig zu versorgen.
Nach
Betrachtung des Knochengestelles, entschloss sich dieser, zur Ehre seines
Onkels, aus diesem eine e-Gitarre zu basteln. Der Kopf war zwar am Transport
irgendwie beschädigt worden, der musste ab. Dafür kann er ihn nun gut und
bequem an den Halswirbeln halten und auch die Saiten kann man gut daran befestigen.
Die Kabel laufen durch den Brustkorb, geflochten durch die Rippen und es soll
gut klingen, sagt der stolze Besitzer nun. Ein Wahnsinns-Sound! Das Becken kann
man als Stütze an den Knien verwenden.
Seine Mutter
und auch die griechische Oma, kurz „Jaja“ genannt, reden zwar nun nicht mehr
mit ihm, aber das war auch schon vorher irgendwie seltener der Fall.
Postum wurde für ihn auch von einem Popen eine Messe gelesen. So schließt sich der Kreis zur Zufriedenheit aller.
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