Der
Regenbogen.
Märchen
Die kleine Fee Fari saß im Wald auf einem Baumstumpf
und war heilfroh, dass das Gewitter vorbei war.
Sie mochte den Regen nicht, die großen Tropfen machen
manches Mal Flecken auf ihrem dünnen seidigen Gewand, oder reißen ein Loch in
die zarten Flügel.
Was sie aber besonders liebte, war der Regenbogen, der
nach einem Gewitter sich meist über den Himmel spannte.
Die Farben waren so sauber und strahlend nach dem
Regen und hin und wieder blieben Tropfen an ihm hängen, die dann wie kleine
Diamanten glitzernden.
`Wo
mag der Regenbogen hinführen? ´, überlegte sie und bekam
ganz sehnsüchtige Augen.
„Warum schaust Du denn so traurig?“, fragte da neben
Ihr eine vertraute Stimme. Es war der Elfe Mo und er nahm dabei ihre beiden
Hände in die seinen.
„Ich überlege gerade, wohin der Regenbogen führt? Noch
nie bin ich die Stufen hinaufgegangen, sie sind aber auch so steil, und
außerdem hat es die Feenkönigin verboten!“
„Die Stufen führen in das Traumland. Dort holt sich
der Sandmann jede Nacht die Träume, um sie den Menschenkindern zu bringen. Es
ist wie ein Supermarkt, aber eben für Träume. Da darf niemand anderer hinein!“,
klärte sie Mo auf.
„Schade!“, sagte die Fee Fari, „aber warum darf da
niemand anderer hinein?“
„Weil der Sandmann Angst vor den Waldgeistern und der
Hexe Bora hat, die die Träume stehlen wollen! Dann haben die Kinder keine
Träume mehr!“
Als Mo dann wieder weg war, beschloss Fari aber doch
zum Regenbogen zufliegen und zu versuchen, wenigstens einen Blick in das
Traumland werfen zu können!
Sie stand auf der untersten Stufe des Regenbogens und
schaute sich ängstlich um. Niemand war da. Sie wagte den ersten Schritt und
dann den zweiten Schritt und so langsam stieg sie empor. Von da oben gab es
einen wundervollen Blick über das Tal und die ersten Sonnenstrahlen nach dem
Regen. Als sie ganz oben, auf der Kuppel des Bogens stand, erblickte sie schon
das goldene Tor ins Traumland. Es war halb geöffnet und Harfenklänge drangen
heraus. In diesem Moment kam ein großer schwarzer Vogel krächzend herbei und
flog über ihren Kopf hinweg. Fari erschrak und stürzte über das Geländer. Sie
konnte sich gerade noch anklammern, aber es bestand die Gefahr, dass sie
abstürzte. Sie blieb am Geländer mit den Flügeln hängen und hatte sie
zerrissen, sodass sie nicht mehr fliegen konnte. Sie begann fürchterlich zu
weinen.
„Krah, Krah!“ krächzte der schwarze Vogel, „ich bin
der Wächter, ich bewache die Träume! Was musst Du auch da hinaufgehen! Jetzt
hängst Du da und wirst abstürzen!“
„Bitte hilf mir doch!“, flehte Fari, „rufe den Elfen
Mo, er soll mich holen!“
„Bis der kommt, bist Du längst abgestürzt. Wenn Du mir
versprichst, dass Du nie wiederkommst, dann fange ich Dich mit meinen Flügeln,
wenn Du stürzt!“
„Ich verspreche es!“, rief die kleine Fee verzweifelt. In diesem Moment verließ sie die Kraft und
sie stürzte ab. Der große schwarze Vogel sank hinab und fing sie im Fluge ab,
so dass sie auf seinem Rücken lag. Dann machte er einen großen Bogen zum Wald
hin und landete sanft.
Die kleine Fee kletterte von seinem Rücken.
„Ich danke Dir“, schluchzte sie und setzte sich ins
Gras. Der schwarze Vogel erhob sich wieder in die Luft.
„Krah, Krah“, krächzte er noch, dann flog er wieder
zum Regenbogen zurück. Er musste ja schließlich seinen Dienst machen!
`Wie
erkläre ich der Feenkönigin, dass meine Flügel zerrissen sind? ´
überlegte Fari und weinte ein wenig vor sich her.
Da landete schon der Fee Mo neben ihr.
„Was machst Du denn für Sachen? Das wird ein
Donnerwetter geben, Die Feenkönigin hat Dich vom Turm aus beobachtet! Sie wird
Dir einen Monat lang keine neuen Flügel geben und Du wirst in der Schlossküche
arbeiten müssen!“, prophezeite Mo.
Fari nickten ergeben.
`Aber,
ich werde es sicher wieder versuchen´, dachte sie sich
insgeheim.
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