Freitag, 10. Mai 2024

STAMMBAUM, Parabel

 

Stammbaum

von Joana Angelides



 

Ich liebe  Bäume, besonders den Olivenbaum. Er ist mein Lebensbaum. Aber jeder Baum versinnbildlicht für mich das Leben schlechthin. Nicht von ungefähr sagt man doch „Stammbaum“ wenn man eine Familiengeschichte dokumentieren will.

 

Der Stamm ist das Starke, das Tragende in der Familiengeschichte. Die einzelnen starken Äste sind die verschiedenen Linien in der Familie und die dünneren Äste, die von den stärkeren Ästen wegführen, dann die einzelnen Zellen. Die Zweige sind dann die Nachkommen, die sich immer mehr verzweigen und zu einer Baumkrone werden. Die Blätter sind die letzten bekannten Nachkommen, Kinder der Kindeskinder.

 

So ist das auch mit einem Baum, wenn man ihn betrachtet. Sein starker Stamm trägt die dicken Äste, die wiederum die dünneren Äste tragen, bis zu den Zweigen und den Blättern. Und so wie bei einer Familie gibt es gesunde, starke Äste und kranke Äste. Wobei es hier auch wieder zwei verschiedene kranke Äste gibt. Jene die wirklich krank sind, sie haben unser ganzes Mitgefühl, unsere Hilfe und jene, die durch scheinbar falsche Handlungen unsere Missbilligung finden.

Was nun falsch ist und was richtig ist, wird durch die Mehrheit der Gesellschaft, aufgestellten Normen und Regeln bestimmt. Was wir nun als „Normal“ finden, muss nicht unbedingt wirklich „Normal“ sein. Die so genannten „schwarze Schafe“ in der Familie, oder in der Gesellschaft sind oft jene, die sich eine eigene kleine Freiheit nehmen, die die Normen nicht anerkennen, die wir ihnen vorgeben.

Sie haben eigene Vorstellungen, was „Normal“ ist.

Wer von uns war nicht schon einmal versucht, auszubrechen aus dieser Zwangsordnung?

Meist jedoch haben wir den Mut dazu nicht, oder haben Angst, anderen zu weh tun.

Wenn wir es doch tun, wird unser Ast, meist symbolisch, abgeschnitten und wir verlieren unseren Platz auf diesem Baum.

Es ist nun leichter, bei einem Baum diese Äste abzuschneiden, als dies in einer Familie zu machen.

Aber, ob die Familie es zugibt oder nicht, sie leidet unter diesen kranken Zweigen oder Ästen. Man versucht zwar darüber hinaus wieder in die Tagesordnung überzugehen aber es bleiben Narben auf beiden Seiten.

 

Von meiner Terrasse aus, sehe ich zwei Bäume. Durch eine Straße getrennt, sich genau gegenüberstehen. Es sind hoch gewachsene Bäume, die sich nach oben verbreitern. Die beiden Kronen, die eine stärker als die andere, neigen sich über die Straße einander zu. Heute war es ein wenig windig und sie berührten sich ganz oben und schwankten hin und her. Es war, als ob sie sich zu küssen versuchten. Es war, als würden sie die Lippen nach vorschieben. Sie berührten sich auch hin und wieder, doch der Wind ließ sie immer wieder zurück schwanken. Es war rührend anzusehen. Es erinnerte mich an zwei Menschen, die zueinanderstreben, doch nur zarte Berührungen zustande bringen, weil sie auf ihrem Platz festgewachsen sind und keine Chance haben, ihren Platz auch nur für einen Meter zu verlassen. Es ist wie eine Parabel.


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