Stammbaum
Ich liebe Bäume, besonders den Olivenbaum. Er ist mein
Lebensbaum. Aber jeder Baum versinnbildlicht für mich das Leben schlechthin.
Nicht von ungefähr sagt man doch „Stammbaum“ wenn man eine Familiengeschichte
dokumentieren will.
Der Stamm ist das Starke, das
Tragende in der Familiengeschichte. Die einzelnen starken Äste sind die
verschiedenen Linien in der Familie und die dünneren Äste, die von den
stärkeren Ästen wegführen, dann die einzelnen Zellen. Die Zweige sind dann die
Nachkommen, die sich immer mehr verzweigen und zu einer Baumkrone werden. Die
Blätter sind die letzten bekannten Nachkommen, Kinder der Kindeskinder.
So ist das auch mit einem
Baum, wenn man ihn betrachtet. Sein starker Stamm trägt die dicken Äste, die
wiederum die dünneren Äste tragen, bis zu den Zweigen und den Blättern. Und so
wie bei einer Familie gibt es gesunde, starke Äste und kranke Äste. Wobei es
hier auch wieder zwei verschiedene kranke Äste gibt. Jene die wirklich krank
sind, sie haben unser ganzes Mitgefühl, unsere Hilfe und jene, die durch
scheinbar falsche Handlungen unsere Missbilligung finden.
Was nun falsch ist und was
richtig ist, wird durch die Mehrheit der Gesellschaft, aufgestellten Normen und
Regeln bestimmt. Was wir nun als „Normal“ finden, muss nicht unbedingt wirklich
„Normal“ sein. Die so genannten „schwarze Schafe“ in der Familie, oder in der Gesellschaft
sind oft jene, die sich eine eigene kleine Freiheit nehmen, die die Normen
nicht anerkennen, die wir ihnen vorgeben.
Sie haben eigene
Vorstellungen, was „Normal“ ist.
Wer von uns war nicht schon
einmal versucht, auszubrechen aus dieser Zwangsordnung?
Meist jedoch haben wir den
Mut dazu nicht, oder haben Angst, anderen zu weh tun.
Wenn wir es doch tun, wird
unser Ast, meist symbolisch, abgeschnitten und wir verlieren unseren Platz auf
diesem Baum.
Es ist nun leichter, bei
einem Baum diese Äste abzuschneiden, als dies in einer Familie zu machen.
Aber, ob die Familie es
zugibt oder nicht, sie leidet unter diesen kranken Zweigen oder Ästen. Man
versucht zwar darüber hinaus wieder in die Tagesordnung überzugehen aber es
bleiben Narben auf beiden Seiten.
Von meiner Terrasse aus, sehe
ich zwei Bäume. Durch eine Straße getrennt, sich genau gegenüberstehen. Es sind
hoch gewachsene Bäume, die sich nach oben verbreitern. Die beiden Kronen, die
eine stärker als die andere, neigen sich über die Straße einander zu. Heute war
es ein wenig windig und sie berührten sich ganz oben und schwankten hin und
her. Es war, als ob sie sich zu küssen versuchten. Es war, als würden sie die
Lippen nach vorschieben. Sie berührten sich auch hin und wieder, doch der Wind
ließ sie immer wieder zurück schwanken. Es war rührend anzusehen. Es erinnerte
mich an zwei Menschen, die zueinanderstreben, doch nur zarte Berührungen
zustande bringen, weil sie auf ihrem Platz festgewachsen sind und keine Chance
haben, ihren Platz auch nur für einen Meter zu verlassen. Es ist wie eine
Parabel.
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