Dienstag, 14. August 2018

Die fehlende chinesische Figur, Märchen


Die fehlende chinesische Figur.
von Joana Angelides

Hexe Samantha, Tante Monika und der Märchenwald, Teil 2


Tante Monika hielt die Zeitung in der Hand und schien sehr interessiert darin zu lesen, als Klaus und Lisa die Küche betraten.

„Habt ihr schon gesehen, im Museum gibt es eine neue große Ausstellung über Chinesische Kunst. Heute ist für alle Kinder unter 14 Jahren der Eintritt frei. Wollt ihr nicht mit mir dahingehen?“

Klaus und Lisa schauten sich an. Eigentlich wollten sie heute zur großen Wiese beim Bach gehen und ein bisschen mit den anderen Kindern spielen. Sie lächelten verlegen.

„Ich muss auf jeden Fall hingehen. Ich habe mit dem Direktor vom Museum einen Termin. Er will, dass ich eine fehlende Figur aus einer Figurengruppe für ihn suche. Da kann sein, dass ich dann ein paar Tage nicht da sein kann. In dieser Zeit wird Onkel Eduard für euch sorgen, obwohl ich ihn dringend in Peking brauchen würde, er kann nämlich Chinesisch.“

„Ein paar Tage? Ja wohin gehst Du denn?“ Fragte Lisa.

„Kann sein, dass ich nach China muss. Die Spur der fehlenden Figur führt nach Peking.“
„Peking?“ Klaus und Lisa rissen die Augen vor Erstaunen auf.
„Du kannst doch nicht so ohne weiteres nach Peking fahren, das braucht doch Vorbereitung, Visa und vieles mehr. Du brauchst genug Kleidung. Und kannst Du denn überhaupt Chinesisch sprechen? Und wieso kann Onkel Eduard denn Chinesisch?“

„Kinder, ihr kennt mich doch, ich reise nicht den normalen Weg. Ich reise mit dem großen Feuerdrachen durchs Feuerland, dann bis zum Mittelpunkt der Erde, oder fast bis zum Mittelpunkt und dort kommen wir dann durch einen erloschenen Vulkan an die Oberfläche. Chinesisch kann ich natürlich noch nicht, aber ich werde es mir vom Feuerdrachen lehren lassen. Onkel Eduard war viele Jahre in China, hat dort an Ausgrabungen teilgenommen. Daher kann er ganz passabel Chinesisch. Die Reise dauert immerhin zwei Tage.  Das habe ich schon alles mit dem Direktor des Museums besprochen.“

„Oh, das ist ja was ganz Anderes, wir kommen natürlich mit!“ Riefen Lisa und Klaus gleichzeitig aus.     

„Na, ich weiß nicht recht. Eigentlich müsste ich das mit meiner Schwester, eurer Mutter noch besprechen. Aber wenn wir ihr sagen, dass ich nach Peking, oder Bei jing, wie es auf Chinesisch heißt, reise, wird sie sicher wollen, dass ihr sofort nach Haue kommt.“ Sie wiegte den Kopf unschlüssig hin und her.
„Ihr müsst sie anrufen und es ihr sagen.“ Sie schob den Kindern das Telefon hin. „Ich gehe hinauf und werde noch ein paar Sachen in meinen Korb hineintun, die wir vielleicht brauchen.“
Lisa nahm das Telefon und rief zu Hause an. Doch leider war die Mutter nicht erreichbar und sie sagte es ihr auf den Anrufbeantworter. Sie sagte jedoch nicht, dass sie wahrscheinlich nach Peking fahren werden, sondern sie verwendete ganz unbewusst den chinesischen Namen „Bei jing“.

„So, Kinder ich bin so weit, wir fahren ins Museum und schauen uns einmal die Ausstellung an. Sie soll sehr interessant sein. Das interessanteste Exponat ist eine Figurengruppe, im Mittelpunkt ein Kaiser und seine Kaiserin aus der Han- Dynastie, umgeben von sechs Figuren, die die guten Eigenschaften des Kaiserpaares darstellen sollen. Eine dieser Figuren wurde gestohlen, die Wichtigste. Der Direktor ist ganz verzweifelt.“
Sie nahm ihren Korb auf und ging, ihren neuen Hut vom Haken nehmend zur Türe. Die Kinder folgten ihr. Sie verstauten alles im Kofferraum des kleinen Autos und fuhren los.
„Kommt Onkel Eduard auch wirklich mit?“ Fragte Lisa.
„Ja natürlich, den brauchen wir unbedingt.“ Tante Monika nickte bekräftigend mit dem Kopf.
Sie fuhren wieder am Bach vorbei und hinter der kleinen Biegung lag schon das kleine Häuschen von Onkel Eduard. Dieser erwartete sie schon. Snief war auch dabei und wedelte zur Begrüßung mit dem Schwanz und bellte drei Mal.
Onkel Eduard und Snief stiegen vorne am Nebensitz ein und dann ging es flott in die große Stadt.
Sie hielten erst an, als sie vor dem großen Museum standen. Das Museum war offenbar sehr gut besucht, viele Menschen liefen die große Treppe hinauf und hinunter.
Tante Monika bat Onkel Eduard den Korb aus dem Kofferraum zu nehmen und deutete dann den Kindern mit ihr die Treppe hinaufzugehen. Als sie den Kassenraum betraten, umfing sie eine angenehme Kühle.
Tante Monika ging jedoch nicht zur Kassa, sondern steuerte die Türe an, auf der „Privat“ stand.
Lisa, Klaus und Onkel Eduard blieben hinter ihr zurück. Sie klopfte an die Türe und ein energisches „Herein“ ertönte. Tante Monika öffnete die Türe und trat ein.
Die draußen Gebliebenen hörten sehr aufgeregte Stimmen. Teils die helle Stimme von Tante Monika, die scheinbar ein paar Fragen stellte und dann die tiefe Stimme des Direktors.
Sie konnten aber die genauen Worte nicht verstehen. 
Dann flog die Türe auf und Tante Monika trat heraus und hinter ihr eine sehr große, massige Gestalt in einem dunklen Anzug und einer Fliege anstelle einer Krawatte. Diese Fliege stand ganz schief, er gestikulierte wild herum und es folgte ein schallendes Lachen.

„Die Chinesische Ausstellung befindet sich im Keller, ich gehe vor!“ Sagte er und flog geradezu vor ihnen her.
„Oh, aber der Hund kann nicht mitkommen, das ist gegen die Vorschriften!“
„Aber ohne Snief gehe ich da nicht runter!“ Sträubte sich Onkel Eduard.
Da öffnete Tante Monika ihre Korb und schwups, war Snief darin verschwunden.
Der Direktor zuckte die Achseln und tat, als hätte er das nicht bemerkt.
Sie gingen nun die breite Treppe in das Untergeschoß, aus dem auch wieder viele Menschen heraufkamen und positive Bemerkungen über das eben Geschaute abgaben.

Unten angekommen tat sich ein großer Saal vor ihnen auf, mit Exponaten rundherum an den Wänden in gläsernen Schaukästen und in der Mitte eine große, flache Vitrine mit der Landschaft Chinas, zeigend die einzelnen Städte und Flüsse.

Die Ausstellung zeigte viele verschiedene Porzellangefäße, Figuren und Kultgeräte. In der großen Vitrine in der Mitte standen auf einem Sockel zwei wunderschöne Porzellanfiguren, darstellend den Kaiser und seine Kaiserin in prachtvollem Gewande aus Seide. Sie waren umringt von einer Gruppe Figuren, ebenfalls in wunderschöne Gewänder gehüllt. Jede dieser Figuren stand auf einem kleinen Sockel, die aber kleiner waren als die des Kaiserpaares. Nur ein Sockel war leer. Hier fehlte die Figur.
Der Direktor steuerte auf diese Vitrine zu.

„Sehen sie, das ist die fragliche Figurengruppe. Hier sehen sie das Kaiserpaar, rechts davon die Figuren für Güte, Weisheit und langes Leben, links davon die Figuren für ewige Schönheit und Fruchtbarkeit. Die Figur für ewige Gesundheit fehlt.“
Es klang wie ein gemurmeltes Gebet, umso mehr als er seine Augen nach oben verdrehte und die Hände zusammenfaltete.

Tante Monika sah sich die Gruppe interessiert an und fragte dann:
„Und seit wann fehlt diese Figur nun?“

Der Direktor verdrehte die Augen und schaute dann völlig ratlos drein.
„Ja so genau weiß ich das nicht, ich glaube aber seit Herr Yuan-Chi mit seiner kranken Tochter Li-Tung hier war. Das Mädchen ist krank, keiner weiß genau welche Krankheit sie befallen hat. Sie lächelt nie, sie spricht nicht und sie sitzt immer nur in ihrem Zimmer und schaut zum Fenster hinaus. Ihre einzige Freude ist eine kleine Nachtigall, die sie in einem Käfig in ihrem Zimmer hat. Ihr Vater dachte, wenn er sie auf eine Weltreise mitnimmt, ihr die schönen Dinge der Welt zeigt, dann wird sie vielleicht endlich sprechen oder lachen, wie andere Kinder auch. Aber leider ist das nicht gelungen. Sie ist wieder nach China zurückgekehrt, genau nach Peking, mit all ihren Bediensteten und Begleitern, die sich um ihr Wohlbefinden kümmern. Und ich glaube seither ist auch die Figur weg.“

Tante Monika und der Museumsdirektor traten etwas beiseite und flüsterten miteinander, dann ging der Direktor wieder zu der großen Treppe und ging hinauf in das Obergeschoß.

Klaus und Lisa hatten nun alle Ausstellungsstücke angeschaut und bewunderten gerade ein paar Pantoffel, die von oben bis unten mit Goldfäden bestickt waren und sehr klein erschienen.
„Schau Tante Monika, wie klein diese Pantöffelchen sind. Hier steht, dass die Frauen im früheren China ihre Füße zusammengebunden haben, um sie klein zu halten. Das muss ja wehgetan haben!“ wunderte sich Lisa.
„Ja, so war das auch. Sie litten große Schmerzen, nur um dem damaligen Schönheitsideal zu entsprechen.“
Klaus bewunderte eine Sänfte, die von vier lebensgroßen Figuren getragen wurde. Sie war über und über mit kleinen Figuren verziert und hatte seidene Vorhänge.

Im zweiten Saal war ein ganzes Bergwerk aufgebaut, man konnte durch einen großen dunklen Eingang, der wie eine Höhle aussah direkt hineingehen. Doch Lisa und Klaus getrauten sich gar nicht hinein. Es sah irgendwie unheimlich und dunkel aus. Gleich daneben, in der linken Ecke stand ein großer Drachen, mit übergroßem Kopf, geöffnetem Maul und vielen Zähnen darin. Er war rot und gold verziert, hatte einen langen Schwanz und viele kleine Beine. Durch den Luftzug im Raum flatterten die verschiedenen Bänder auf seinem Kopf und Rücken und er sah aus, als bewegte er sich.

Das Museum leerte sich ganz langsam, sie waren schon die Letzten. Tante Monika kam mit Onkel Eduard nun auch in den zweiten Saal. Tante Monika stellte sich vor den Drachen und schaute ihn intensiv an. Da bewegte sich dieser plötzlich, sein Körper und langer Schwanz begann zu vibrieren und mit Kopf wackelte er hin und her.
„Kommt Kinder, schnell schlüpft unter den Körper des Drachen, die Reise beginnt!“
Klaus und Lisa wunderten sich über gar nichts mehr, was so unter Tante Monikas Tun geschah und schlüpften sofort unter den Körper des Drachens. Onkel Eduard duckte sich ganz vorne, beim Kopf etwa und Tante Monika ganz vorne noch vor Onkel Eduard, so dass sie als einzige fast im Kopf des Feuerdrachens saß.

Nun bewegte sich der Drachen und alle Glöckchen an seinen Körper klingelten und die bunten Bänder flatterten unruhig. Mit einem lauten Zischen und mit der Geschwindigkeit einer Rakete tauchten sie nun in dem dunklen Eingang des aufgebauten Bergwerkes ein und fuhren mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe.
„Wow, wie tief es hier hinuntergeht!“ Rief Klaus ganz erstaunt aus. Lisa klammerte sich ein bisschen ängstlich an Onkel Eduard und dieser hatte seinen Arm um sie geschlungen. Nur Tante Monika schien das ganze überhaupt nicht überraschend zu sein. Es war eine tiefe Stimme zu hören, die scheinbar dem Feuerdrachen gehörte und Tante Monika hörte zu, nur manches Mal wiederholte sie ein paar Worte. Ist es tatsächlich möglich, dass ihr der Feuerdrachen auf dem Weg nach unten Chinesisch lehrte?

Es war wie ein langer, langer Tunnel, der nie aufzuhören schien. An den Wänden des Tunnels waren die unterschiedlichsten Gesteinsformationen zu sehen. Manches Mal waren es glitzernde Schichten, dann wieder kohlrabenschwarze. Lisa und Klaus sind inzwischen eingeschlafen und auch Onkel Eduard lehnte sich im Inneren des Drachens an die Streben und Wände seines Körpers. Niemand hätte sagen können, wie lange sie so dahinbrausten.
Plötzlich gab es einen Ruck und der Feuerdrache schwenkte in einen nach oben gehenden Tunnel ein und sie fuhren nun wieder aufwärts. Es wurde langsam wieder heller um sie herum. Lisa und Klaus erwachten und schauten erwartungsvoll nach vorne. Dort hatte sich ein Licht gezeigt, das immer intensiver und größer wurde und plötzlich kamen sie wieder an die Erdoberfläche.

Der Feuerdrachen blieb nun unvermittelt stehen. Sie kletterten aus seinem Inneren hervor und schauten sich um. Sie befanden sich am Rande eines erloschenen Vulkanes, zu dessen Füßen sich eine liebliche Landschaft ausbreitete. Ein kleines Dorf schmiegte sich dort an den Hang und ein kleiner Fluß schlängelte sich vorbei. Rundherum waren Reisfelder und auch ein kleines Bambus-Wäldchen war zu sehen.

„Los, wir gehen da hinunter. Wir haben zwei Tage Zeit, dann kommt der Feuerdrachen wieder, um uns abzuholen. Seht ihr die kleine Bahn da unten? Mit der werden wir nun nach Peking fahren. Gleich am Rande von Peking liegt die Villa des Herrn Yuan-Chi und seiner Tochter. Dort müssen wir hin.“
Tante Monika öffnete ihren Korb und Snief sprang heraus. Er war froh, wieder im Freien zu sein und schüttelte sich und sprang dann an Onkel Eduards langen Beinen hinauf und bellte ein paar Mal. Alle mussten lachen.
Der Abstieg war leicht und ging schnell von statten. Sie erreichten die kleine Bahnstation gerade in jenem Augenblick als der Zug einfuhr. Er war sehr voll und sie mussten sich zwischen die Menschen hineinzwängen. Zum großen Erstaunen der Kinder unterhielt sich Tante Monika mit einer Frau in diesem Zug in einer für sie fremden Sprache. Es musste Chinesisch sein! Also hatte ihr der Drache tatsächlich in dieser kurzen Zeit Chinesisch gelehrt! Lisa und Klaus wunderten sich gar nicht mehr. Das alles war bei Tante Monika selbstverständlich.
Nun fuhren sie in eine Station ein, da stand groß und deutlich „BEI JING“ 
„Kinder, wir sind da, BEI JING heißt Peking!“ Rief Tante Monika.
Sie stiegen wieder aus und drängelten sich auf dem von Menschen überbevölkerten Bahnsteig bis zum Ausgang.
Dort standen so genannte Rikschas anstelle von Taxis und warteten auf Fahrgäste. Rikschas sind kleine Wägelchen auf zwei großen Rädern für ein bis zwei Personen, von einem Menschen gezogen. Das ist das bevorzugte öffentliche Beförderungsmittel in China.
Sie nahmen in zwei dieser Rikschas Platz. In einem saß Tante Monika mit Lisa und in dem anderen Onkel Eduard mit Klaus und Snief. Tante Monika zeigte dem ersten Rikschamann einen kleinen Zettel, auf dem Anschrift des Herrn Yuan-Chi geschrieben stand und los ging es durch eine belebte Hauptstrasse an vielen Häusern mit kleinen Läden vorbei. Dann am „Gugong", dem Kaiserpalast, früher "Die verbotene Stadt“ genannt, vorbei.
Dann bogen sie in eine breite Straße ein und vor ihnen lag eine prächtige Villa, die von einem großen Park umgeben war. Der Park war mit einem schwarzen schmiedeeisernen Tor verschlossen und ein Wächter stand bewegungslos dahinter.
Tante Monika bezahlt die beiden Rikschas und sagte ein paar Worte zu ihnen, die die beiden Kinder nicht verstehen konnten.
Inzwischen war Onkel Eduard zu dem Wächter am Tor gegangen und auch Onkel Eduard sprach mit diesem ein paar Worte. Der Wächter ging zu einem kleinen Kästchen an der Wand, hob den Telefonhörer ab und sprach hinein. Dann nickte er, kam herbei und öffnete das Tor und ließ sie alle eintreten.
Sie standen nun vor einer breiten, aber kurzen Treppe und stiegen diese hinauf, da öffnete sich die Eingangstüre und ein anderer Bediensteter in einem seidenen Kimono verbeugte sich und ließ sie eintreten. Sie kamen in eine große kühle Halle. Auffallend war der Fußboden, er war von einem wunderbaren dunklen Grün und Tante Monika flüsterte, er sei aus reiner Jade und sehr kostbar. Lisa und Klaus getrauten sich fast nicht aufzutreten. Sie gingen auf Zehenspitzen bis zur Mitte des Raumes.
In diesem Moment öffnete sich die große Mitteltüre und ein sehr vornehm wirkender Mann, ebenfalls in einem sehr kostbaren Kimono trat hindurch.
„Seien Sie mir gegrüßt!“ Sagte er und verbeugte sich tief.
Sie tauschten ein paar Höflichkeitsfloskeln aus und er bat sie in den Salon. Dort gab es einige kleine Tische auf denen Schalen und Gläser standen zur Zubereitung des Tees.
Sie wurden zu den Tischchen und den niederen Hockern gebeten und es wurde ihnen Tee und kleine Süßigkeiten gereicht.

Nun erst konnten sie mit Herrn Yuan-Chi über den Grund ihrer Reise sprechen.
Tante Monika sagte ihm, was ihr der Dirktor mitgeteilt hatte, dass nämlich diese kleine Figur, darstellend die ewige Gesundheit, seit seinem Besuch im Museum fehlt und dass der Direktor der Meinung ist, Herr Yuan-Chi hatte sie mitgenommen, bzw. sie sich ausgeborgt.

Herr Yuan-Chi hörte sich alles mit gesenktem Kopf an. Dann stand er auf, trat an das große Fenster und war eine ganze Weile ganz still. Dann drehte er sich um und sie sahen, dass große Tränen über sein Gesicht liefen.
„Ja, es ist wahr, ich habe diese Figur entwenden lassen. Ich habe eine kranke Tochter, müssen sie wissen, die niemals spricht, niemals lacht. Immer nur ruhig dasitzt. Ich dachte mit der geheimnisvollen Kraft dieser Figur kann ich sie heilen. Aber, es hat auch, dass nichts genützt. Leider!“

Tante Monika stand auf und sagte:
„Könnten wir ihre Tochter einmal sehen?“

Herr Yuan-Chi betätigte die Klingel, die an der Wand hing und ein Bediensteter erschien.
„Bring meine kleine Tochter hier her!“ Befahl er.


Sie warteten eine Weile, da tat sich die Türe auf und der Bedienstete schob vor sich her ein kleines Mädchen, eingehüllt in einen sehr schönen, seidenen Kimono.
Sie blickte ernst und ängstlich auf die ihr fremden Menschen.

„Hallo, mein Kind, ich bin Tante Monika, das ist Onkel Eduard und das sind Klaus und Lisa. Wie heißt du denn?“
„Sie heißt Li-Tung“ Sagte der Vater.
„Lieber Herr Yuan-Chi, ich wollte das von Ihrer Tochter selbst hören!“
„Sie spricht nie mit fremden Menschen.“ Sagte dieser ganz erstaunt.
„Haben sie einen Garten?“ Fragte Tante Monika
„Ja, natürlich, einen sehr schönen, mit japanischen Ziersträuchern und seltenen Blumen. Und kleinen Wasserfällen.“ Sagte Herr Yuan-Chi sehr stolz.

„Eduard, Du und die Kinder geht einmal mit Li-Tung in den Garten und versucht mit ihr zu spielen, ich werde mich inzwischen mit Herrn Yuan-Chi unterhalten. Aber nehmt diesen Ball mit.“  Flüsterte sie mit Onkel Eduard.
Sie öffnete ihren Korb und nahm einen wunderschönen großen Ball heraus, er war rot und gelb und glänzte wunderschön. 

Onkel Eduard nahm den Ball und hielt ihn in der Hand. Das kleine Mädchen schaute mit großen Augen auf den Ball und als sie Onkel Eduard bei der Hand nahm und zur Türe schritt, die in den Garten führte, ging sie folgsam mit. Klaus und Lisa gingen dahinter und die Gruppe verschwand im Garten.
Als der Bedienstete mitgehen wollte, hielt ihn Tante Monika zurück.
„Bleiben Sie da, Onkel Eduard macht das schon.“
Der Bedienstete blickte seinen Herrn ganz erstaunt an, doch dieser nickte nur und er verließ den Raum.
„Eigentlich erteile nur ich Befehle in diesem Hause. Aber ich will es geschehen lassen. Was wollen Sie den erreichen mit diesem lächerlichen Ball?“
„Ach bitte setzen Sie sich doch, wir wollen uns ein wenig unterhalten.“ Sagte Tante Monika nur.
Sie setzten sich wieder, doch Herr Yuan-Chi blickte immer wieder unruhig zur Türe.
Sie sprachen über die Reisen des Herrn Yuan-Chi, über das alte und das neue China und vielerlei anderes Interessantes.
Plötzlich sprang Herr Yuan-Chi auf. Aus dem Garten schallte lautes Kinderlachen, Lärm von einer fallenden Keramikvase und plötzlich knallte der rot-gelbe Ball an die Fensterscheibe und das lachende Gesicht von Li-Tung erschien mit geröteten Wangen, ihr Haar hatte sich gelöst und fiel ihr ins Gesicht. Das seidene Gewand hatte sie ausgezogen und sie lief herum in einem weißen Untergewande.

„Lisa, Klaus, schnell, wir werden jetzt Onkel Eduard treffen!“ Rief sie und holte sich den Ball und schoss ihn quer durch den Garten.
Der Garten hatte unter dem wilden Ballspiel der Kinder sehr gelitten. Überall lagen Keramikscherben herum, einige Sträucher waren entwurzelt und einige Blumen geknickt.
Aber mitten drin tollten die drei Kinder und Onkel Eduard herum und das ganze Haus war von Kinderlachen erfüllt.
„Ja, wawawas ist denn geschehen? Sie kann ja lachen, sprechen und auch herumlaufen, meine kleine Tochter. Sie ist ja gar nicht krank“ Stotterte Herr Yuan-Chi

„Ja sehen sie, ihre Tochter braucht einfach auch andere Kinder zum Spielen, sie ist ja keine Puppe, die den ganzen Tag nur in ihrem seidenen Gewande herumsitzt. Sie müssen den Garten ein wenig umbauen und ihr Platz zum Spielen lassen, sie müssen andere Kinder einladen, die mit ihr spielen können. Sie sollte in eine öffentliche Schule gehen, mit anderen Kindern gemeinsam lernen. Sie müssen sie einfach nur Kind sein lassen. Dann wird sie glücklich und gesund sein.“ Sagte Tante Monika.

„Ach, ich danke Ihnen, ich bin sehr glücklich. Es ist alles meine Schuld! Ich werde den Garten sofort morgen umbauen lassen und werde eine große Party geben und alle Kinder aus unserem Stadtteil einladen. Ich werde sie in die Schule schicken und den Privatlehrer kündigen!“  Herr Yuan-Chi war überglücklich. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nahm die Hand von Tante Monika in die seine.
„Ich werde sofort diese kleine Figur bringen lassen. Bitte geben Sie sie dem Museum zurück. Und sagen sie dem Herrn Museumsdirektor, es tut mir sehr leid. Ich wollte nur meiner Tochter helfen. Aber man tut so was nicht, es ist eigentlich Diebstahl! Ich werde auch einen großzügigen Scheck ausstellen, zugunsten des Museums, um den Schaden wieder gut zu machen.“
Er klingelte wieder einem Bedienstetem und beauftragte ihm, die Statue zu bringen. Er legte sie in eine schön verzierte Holzschatulle und verschloss diese mit seinem Siegel. Dann trat er an seinen Schreibtisch und holte sein Scheckbuch hervor und überreichte Tante Monika einen Scheck mit einer sehr großen Summe.

„Was kann ich noch für Sie tun?“ Fragte er dann.
„Wir müssten in zwei Tagen oben auf dem Vulkan sein, da werden wir abgeholt. Wir brauchen ein Quartier, um zu übernachten.“
„Oh, nein, sie werden diese zwei Tage hier verbringen. Da kann meine Tochter noch mit Klaus und Lisa und Herrn Eduard spielen. Und wir beide können uns noch unterhalten.“

Es wurden zwei wunderschöne Tage. Lisa und Klaus schlossen dicke Freundschaft mit Li und versprachen sich gegenseitig Briefe zu schreiben und sich auch einmal wieder zu besuchen.
Inzwischen wurde auch der Garten umgebaut und ein großer Platz zum Ballspielen reserviert.
Die Kinder hatten sich viel zu erzählen und auch Herr Yuan-Chi war überglücklich.

Nach diesen zwei Tagen wurden sie in einem großen Auto von der Villa des Herrn Yuan-Chi zum Vulkan gebracht. Da wartete schon der Feuerdrachen auf sie.
Die Reise ging wieder auf demselben Wege zurück. Onkel Eduard und Snief saßen vorne beim Kopf des Drachens, diesmal dahinter Klaus, dann Lisa und erst am Ende Tante Monika, die sehr sehr zufrieden aussah. Die Holzschatulle hatte sie in ihren geheimnisvollen Korb getan und den Scheck obenauf. Sie konnte schon das zufriedene Gesicht des Museumsdirektors vor sich sehen!

Lisa und Klaus konnten das erlebte gar nicht recht glauben! Was man so mit Tante Monika alles erleben kann!!

Zu Hause angekommen, rief Mama an und fragte, was denn eigentlich BEI JING sei. Sie hat den Anrufbeantworter nicht richtig verstehen können.
Lisa versprach, ihr alles dann am Ende der Ferien zu erzählen und sagte ihr, es gehe ihnen allen gut.


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Dienstag, 7. August 2018

Eine dunkle Macht, mystisch-romantisch


Eine dunkle Macht.

von Joana Angelides


Es drängt mich, meine Erlebnisse mit irgendjemand zu teilen. Doch weder Lisa, noch Eve sind für so mystische, sinnliche Empfindungen sehr empfänglich, sie lächeln höchstens mitleidig.
Die Blüte aus dem Vulkan ist längst verwelkt und ruht, gut gepresst in meinem Reiseführer über Peru im Regal. Nur die Feder vom Vogelmann liegt schwarz und geheimnisumwittert daneben.
„Na, wieder da?“, Emiles Stimme kommt wie immer, tief und kehlig aus dem Hörer.
Sollte ich mich fallen lassen, mich in die starken, eisernen Arme von Emil flüchten und versuchen, dort die Mystik suchen, die sich plötzlich in meiner Welt eingenistet hat? Ich versuche, mir Emile in der Rolle des Vogelmannes vorzustellen und irgendwie gelingt mir das auch. Vielleicht weil ich es möchte?
„Emile, ja bin körperlich wieder da. Emotionell aber noch in Peru! Die Berggeister, das glühende Magma und die etwas vergiftete Luft durch ihre Gase spüre ich noch in allen Gliedmaßen. Aber ja, es wäre schön, mich mit Dir fallen zu lassen!“
„Ich hole Dich ab, wir fahren raus zum See, machen Feuer am Ufer und schauen der Sonne zu, wie sie hinter den Hügeln versinkt! Ich hole Dich am späten Nachmittag ab, Du brauchst nichts mitzunehmen., alles da! Will nur, dass Du Dein weites, dünnes Kleid mit den Flatterärmeln trägst, ich liebe es, wenn sich das Orange mit deiner Haut vermengt, Du schaust dann immer aus, als würdest Du brennen!“                                                                   
Irgendwie war es Emile wieder gelungen, dieses kleine, immer glosende Feuer in mir zu einem Flächenbrand zu entfachen. Als wir dann in der angehenden Dunkelheit am Ufer des Sees saßen und sich der Himmel rot färbte von der scheidenden Sonne hörte ich rundum die Geräusche der Natur und hörte in meinem Innersten den Flügelschlag des Vogelmannes. Irgendwie verkörperte ihn Emile und er schien neben mir schwarz und mächtig und breitete seine Flügel aus, um mich zu umfangen. Kleine Funken sprühten aus dem kleinen Lagerfeuer, das wir entzündet hatten. Der Steinkreis, in dem das Feuer züngelte erinnerte mich schmerzlich an Peru und seine Lavalandschaft. Es glühte nicht nur das Feuer neben mir, es war auch Emile, der zu glühen schien. Er hatte seine Jacke auf dem Rasen ausgebreitet, ich lag darauf und er beugte sich über mich. Sein Profil im Gegenlicht war kaum erkennbar, nur seine glühenden Augen brannten mit unheimlichen Facetten. Wie immer kam dieses Feuer aus seinem Innersten und verwandelte den an sich unscheinbaren, introvertierten Mann in einen ausbrechenden Vulkan. Und ich ließ mich von ihm heben, durch die Luft tragen und hatte nur einen Wunsch, in seinen Armen zu verbrennen.
Er flüsterte in mein Ohr:
„Peru hat Dich verändert. Du scheinst aus dem glühenden Magma zu kommen, Deine Glut verbrennt ringsum alles, aber doch glaube ich in diesen Momenten an eine Wiedergeburt meiner verschütteten Seele“, sein Atem war heiß und kam stoßweise.
Wir liebten uns an diesem Abend bis spät in die Nacht hinein, immer wieder erhoben wir uns vom Boden der Wirklichkeit, seine schwarzen Flügel hielten mich fest und trugen mich über den See.
Als wir am nächsten Morgen wieder nach Paris zurückfuhren, sprachen wir kein Wort. Hin und wieder blickte ich zu ihm hinüber und sein Profil schien mir schärfer und dunkler, als je zuvor. In dieser Nacht sind wir wirklich ineinander verschmolzen und eine dunkle Macht hat uns aneinander gebunden.
Es war tatsächlich so, dass mir die Reise nach Peru meine Leichtigkeit und meine teilweise Unbekümmertheit in Sachen Leben und Erotik genommen hatte. Die mystische Welt der Vulkane, das scheinbare Vorhandensein von unsichtbaren Geisterwesen für alle Lebenslagen, an die die Menschen dort glauben, ging nicht ohne Wirkung an mir vorbei.
Mein lesbisches Erlebnis, mit Vesuvia hatte irgendwelche geheimen Neigungen bei mir erweckt. Wobei ich mich weigere, zu ergründen, ob das nur ein Traum oder Wirklichkeit war, so unwirklich schien es nun heute, im Paris mit all seinen Impulsen einer Großstadt. Vielmehr auch deshalb, weil ich bisher keinerlei Tendenzen gezeigt hatte, solchen Neigungen nach zu gehen. Lisa und Eve dagegen waren da schon weiter, sie fanden sich hin und wieder zusammen und liebten sich ganz offen und ungeniert. Es erregte sie sogar, wenn ihnen Emile dabei zusah, oder sogar auch noch eingriff und am Ende nicht mehr ganz klar war, wer mit wem…….
Emile war, nach den Erzählungen von Eve, aber doch meist eher ein passiver Zuseher.
Ich ertappte mich nun dabei, dass ich manche Frauen in einem anderen Licht sehen wollte und versuchte, mich in einer erotischen Beziehung mit ihnen zu versetzen. Was jedoch in der nüchternen Atmosphäre eines Bistros oder Cafés in Paris kaum gelang. Es fehlte offenbar hier die sinnliche Mystik Perus. Auch Versuche, Lisa oder Eve in einem anderen Licht zu sehen, waren zum Scheitern verurteilt. Dafür kannten wir uns schon viel zu lang.
Lisa und Eve hörten mir zwar zu, wenn ich von Peru erzählte, doch ich merkte, dass sie nicht erfassen konnten, was ich meinte. Es ist offenbar nur Emile, der durch sein zweites Gesicht, wie ich seine Persönlichkeit inzwischen nenne, dazu befähigt ist. Wenn Emile aus sich herausging, verwandelte er sich innerlich und für mich auch äußerlich. Er wurde mystisch, dunkel und leidenschaftlich. Seine Metamorphose begann meist, wenn er mich in den Arm nahm und mir seinen Atem in den Nacken blies, mir seine dunkle Stimme beschwörende Schwüre zuflüsterte und mich sein Körper aufnahm, als wäre ich mit ihm eins.
Mein Nachbar, Serge, der Musiker ist natürlich genau das Gegenteil von Emile und doch verstehen sie sich. Serge ist für Emile ein Teil meiner Sexualität und beflügelt ihn. Wenn sie sich bei mir begegnen, wartet Emile meist ab, wie weit sich Serge mit mir bereits verbunden hat. Serge unterwirft sich ihm meist, wird mir gegenüber immer inniger und zärtlicher und genießt es, wenn wir in einem gemeinsamen Orgasmus langsam vergehen und Emile an meinen Zehen dabei leckt, oder in meine Brustknospen beißt und ich letztendlich aufheule.
Wenn sich Serge dann von mir löst und leise wieder in sein Appartement über den Balkon hinübergeht, nimmt mich Emile in seine eisernen Arme, hebt mich an und stößt in mich. Da kann man dann manches Mal hören, wie Serge nebenan in die Tasten des Pianos eine seiner Symphonien hämmert, vorwiegend ist das die Pathetique von Beethoven!  Er erlebt es mit.
Emile und ich erheben uns wieder, er wird wieder zum Vogelmann und trägt mich über die Atacama-Wüste, surft auf den Wellen meiner Lust und lenkt meine Schreie.
Irgendwann dann, im Laufe der Nacht verlässt mich Emile wie ein Schatten und ich wache mit einem dumpfen Gefühl am Morgen auf, total erschöpft und ausgelaugt, grabe mein Gesicht in das Kissen und wünsche mir seine Kraft und Mystik zurück.

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