Donnerstag, 10. Dezember 2020

Der Panther, Gedicht v. Rainer Maria Rilke

 




 Der Panther

Rainer Maria Rilke 



Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

 

so müd geworden, dass er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

und hinter tausend Stäben keine Welt.


Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

in der betäubt ein großer Wille steht.


Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,

geht durch der Glieder angespannte Stille –

und hört im Herzen auf zu sein.

 

Rainer Maria Rilke schrieb das Gedicht Der Panther im Jahre 1903 welches der Epoche des Symbolismus zuzuordnen ist.

Wie der Untertitel des Gedichts beschreibt, bezieht sich das Gedicht auf einen Panther, den Rainer Maria Rilke im "Jardin des Plantes" (ein botanischer Garten im Südosten von Paris) selbst gesehen hat.

In den drei Strophen vom Gedicht Der Panther geht es um einen gefangenen Panther, dessen Wildheit und Lebenswille in der Gefangenschaft gebrochen wurde und der nur noch als Schatten seiner selbst existiert.

Die drei Strophen umfassen "Blick, Gang und Wahrnehmung" des gefangenen Tieres. 

 

Erste Strophe:

In der ersten Strophe wird der begrenzte Lebensbereich (Kosmos) des Panthers thematisiert.

Sein Blickfeld umfasst nur noch die Gitterstäbe und weil er keine Hoffnung mehr hat, ist es auch ohne Bedeutung, ob es außerhalb der Gefangenschaft noch eine lebenswerte Welt gibt. 

 

Zweite Strophe:

Die zweite Strophe widmet sich der immer noch großen Kraft und Geschmeidigkeit des wilden Tieres, das aber gezwungen ist, "sich im allerkleinste Kreis" zu drehen.

Durch diese stereotype Handlung ist der Wille des Panthers gebrochen. 

 

Dritte Strophe:

In der dritten und letzten Strophe wird die ganze Leblosigkeit des Panthers beschrieben.

Jede äußerer Reiz, der noch seinen Weg ins Innere des Tieres findet, erlischt in der Hoffnungslosigkeit seines Daseins.

 


Dienstag, 8. Dezember 2020

Wann ist es Liebe?, Gedicht

 

Wann ist es Liebe?

von Joana Angelides




 

 

Gibt es sie, oder ist sie ein Gerücht?

Welche Kriterien fallen ins Gewicht?

Können zwei Menschen das Selbe empfinden,

Sich für ein ganzes Leben aneinander binden?

Ändert sich nur ein Baustein in dem Gefüge

Entsteht Entfremdung, kommt es zur Lüge,

Stürzt das Gebäude unter Stöhnen zusammen

Und begräbt alles unter sich.

 

Wenn es sie aber doch gibt, die Liebe?

Stark und tief, voll Gefühle und Triebe,

Wenn sie nichts erschüttern kann,

Man gezogen wird in ihren Bann.

Man nur mehr Licht und Sonne sieht,

nur Wunderbares rund um uns geschieht.

Wenn die Welt sich plötzlich schneller dreht

Manchmal sogar einfach stille steht.

Dann ist es Liebe, wie sie im Buche steht.

 

Montag, 7. Dezember 2020

L´ultimo Natale

 

L´ultimo Natale.

Von Joana Angelides




 

Balthasar, ein uralter Mann sitzt im Rollstuhl am Balkon seines Chalets in Alvera, mit Blick ins Tal auf den Ort Cortina D´Ampezzo.

Dort herrscht lebhaftes Treiben, es ist Heilig-Abend und die letzten Geschenke werden noch gekauft.

Er kann die Weihnachtsbeleuchtung vom Hotel Cortina bis zu ihm herauf sehen, obwohl es heftig schneit.

Doch er wäre viel lieber in dem alten Steinhaus bei den drei Zinnen, die Lavaredo-Hütte, wo heute, Weihnachtsabend, sicher nur weniger Menschen sein werden und könnte die Stille der Berge genießen.

Er würde einstimmen in den Gesang einiger Jugendlichen die, wie jedes Jahr dort, das Lied  „La Montanara“ von Ortelli singen würden. und dem Echo nachhören.

Als ehemaliger Chorleiter des Kirchenchors fehlen ihm schmerzlich diese Erlebnisse, doch es blieben nur die Erinnerungen!

Er zieht die wärmende Decke etwas höher und seine Gedanken schweifen ab, durchwandern ein Leben voller Musik und seine Liebe zu den Bergen, seinen Dolomiten, die er nun nur mehr aus der Ferne sehen kann. Das Schneetreiben wird stärker, die Geräusche wirken gedämpfter.

 

Die Glocken der Kirche aus dem Ort dringen durch das Schneegestöber gedämpft herauf. Es ist Mitternacht und die Christ-Mette offenbar zu Ende.

Der Wind triebt Schneewehen von Haus zu Haus, sie drehen und wenden sich, sehen aus wie Engel mit mächtigen Flügeln, sie winken ihm zu, strecken ihre Arme nach ihm aus. Ja, er wird gerne mit ihnen gehen, seinen Frieden finden, den allgegenwärtigen Schmerzen entgehen!

Er streckt ihnen ebenfalls seine Arme entgegen und schließt seine Augen.

Vor dem Haus tauchen plötzlich aus der Dunkelheit einige Gestalten auf, einige tragen Laternen, einige Kerzen in den Händen.

Sie formieren sich und beginnen zu singen, sie singen „Glory Glory Hallelujah“, und heben die Lichter in die Höhe. Ihre Stimmen dringen kräftig zu ihm hinauf.,

Er sieht sie wie durch einen Schleier und Tränen rinnen über sein Gesicht! Sie haben ihn nicht vergessen! Er singt leise mit, drückt seinen Kopf zurück auf die Lehne und lässt sich von den Engeln gerne in ein anderes Sein führen.

 

Es war sein Last X-Mas, sein ultimo Natale

 

 

 

 

Sonntag, 6. Dezember 2020

FAST EIN ENGEL, Kurzgeschichte, Weihnacht

 


FAST EIN ENGEL


von Joana Angelides


Wie jeden Tag, gegen Mittag kommt ein vielleicht 12-jähriger Bub und führt seine Schwester mit ihrem Tragkorb zu der Stiege bei der Ponte die Pugni in der Nähe vom Campo San Barnaba in Venedig. Dort steht immer ein Maronen und Kartoffel Bräter und bietet seine Ware an. Der Ofen strahlt Wärme aus. Das Mädchen hat einen Korb mit kleinen Blumensträußchen mit, die sie dort feilbietet. Sie setzt sich auf ihrem mitgebrachten Polster auf die vierte Stufe der Treppe und zieht den Umhang enger um sich und lächelt ins Leere. Erst nun bemerkt man, aber nur, wenn man neben ihr steht, dass sie blind ist. Der Bub rückt ihr noch den Schal zurecht und streicht ihr dann über die Wange, was ihr Lächeln vertieft, und läuft die Treppe hinauf und lässt sie allein.  Er wird sie am späten Nachmittag wieder abholen.

Und wie jeden Tag auch, kaum, dass sie dort sitzt, erklingt aus dem zweiten Stock des Palazzos Fini leise Geigenmusik. Sie hebt den Kopf, blickt hinauf und lauscht. Sie liebt es,

Am Balkon des Palazzos steht ein junger Mann und spielt, nur für sie! Er verlässt kaum das Haus, lebt nur seiner Musik. Er hatte als Kind einen Unfall und hinkt seitdem und ein Teil seines Gesichts hat eine üble Narbe, die von der Stirn über das linke Auge bis zur Wange geht und ihn entstellt. Er hasst die mitleidigen und neugierigen Blicke der Menschen und bleibt daher lieber zu Hause.

Er spielt heute „Nessun Dorma“ aus Puccinis Turandot und sie lauscht ihm verzückt! Ihr Lächeln ermutigt ihn. Vielleicht sollte er es doch wagen? Einmal nur ihre Hand berühren, ihre Stimme hören?

Er könnte ja einen Kapuzenumhang nehmen, den Kopf geneigt lassen?

Als er neben ihr steht, hebt sie ihre Hand und reicht ihm eines der Blumensträußchen.

„Das ist ein kleiner Dank, für Ihre Musik. Heute ist vigilia di Natala, Weihnachtsabend, bitte nehmen Sie!“

Er beugte sich herab und sieht zuerst nur ihr bezauberndes Gesicht und dann erst, dass sie blind ist!

 

„Darf ich Ihr Gesicht berühren? Wie ist Ihr Name?“, fragt sie leise und hebt die Hand.

„Ja!  Mein Name ist Angelo“, stammelt er.

„Oh, Angelo, ein Engel! hab mir schon gedacht, dass nur ein Engel so schön spielen kann!“, lächelte sie und tastet sich über sein Gesicht mit geschlossenen Augen, „un bel viso, ein schönes Gesicht!“

„Wirklich, finden Sie?“, fragte er mit leiser, verhaltener Stimme.

„Ja, und eine wunderbare Stimme, una voce meravigliosa!“.

Sie lachte dabei und ihr Lachen klang wie eine silberne Glocke, sodass einige Leute sich lächelnd umdrehten.

„Eigentlich sollte mein Bruder schon wieder da sein, habe schon fast alle Sträußchen verkauft!“, sagte sie dann und ein suchender Ausdruck prägte ihre Miene.

„Darf ich Sie nach Hause begleiten? Es würde mir Freude bereiten!“

Als er dann, das Mädchen am Arm führend, die Treppe hinaufging, streifte er die Kapuze ab. Es war im egal, ob ihn wer ansah, oder nicht. Ihre Schönheit überstrahlte sowieso alles!

 

 

 

 


Samstag, 5. Dezember 2020

EROTIQUE FOU, Teil 1 Akt 4

 



Gefühle mit Musik und Leidenschaft

 

Gestern trafen wir uns nun alle Drei im Salon „Beauté“.

Wir hatten die Frisiermäntel an und warteten auf unsere Behandlungen. Nur Lisa hatte bereits eine straffende Maske im Gesicht, Eve und ich mussten noch warten. Wir bestellten uns jeder einen gesunden Drink, mit einem Schuss Grappa darin und schwärmten von dem neuen Schuhsalon!

Jedoch war das Hauptthema unsere Relationen zu den Männern, unsere verschiedenen Sichtweisen und die Auswirkung auf unser Leben im Allgemeinen.

Eve war als einzige verheiratet und daher ihr Aktionsradius etwas eingeschränkt. Natürlich wusste Emile von ihren gelegentlichen Ausritten, doch da sein Eheleben offenbar davon inspiriert wurde und profitierte, nahm er es in Kauf.

„Hat Dir Eve von unserem Wochenende erzählt?“, fragte mich Lisa.

„Ohja, sie war ja offensichtlich sehr angetan und es dürft euch beiden auch gut getan haben!“, versicherte ich. Was ja auch stimmte.

Eve war gut gelaunt, irgendwie in sich ruhend und schnurrte symbolisch wie eine Katze.

„Ich werde Marc aber irgendwie ein wenig zurückdrängen, ich habe da einen jungen Masseur im Visier. Er ist neu im Tennisklub und soll magische Hände haben!“, schwärmte Lisa in den höchsten Tönen.

„Ach, da wird er aber traurig sein, er scheint sich in Dich verliebt zu haben und macht seine Sache doch gut?“ Eve schaute erstaunt drein.

„Ja, und genau das macht mir Sorgen, er ist zu anhänglich, da fühle ich mich bedrängt! Aber ich kann ja was arrangieren zwischen Dir und ihm, wenn Du das willst?“, Lisa schaute Eve fragend an.

„Nein, wir wollen das nicht so plump machen, aber gib mir seine Telefonnummer, falls ….“, Eve lächelte vielsagend.

„Magritt, was ist mit Dir?“ wandte sich Lisa fragend an mich.

„Also ich bin derzeit mit Luc sehr zufrieden und er bleibt auch auf Distanz. Niemals ruft er an, es bin immer wieder ich, die sich um Termine bemüht.“

Ich wollte mir nicht von einer Freundin abgelegte Liebhaber weiterreichen lassen.

„Ohja! Naja Luc ist da was Besonderes. Er ist der geschliffene Diamant, das Juwel in der Welt der Liebhaber. Aber er kostet auch einiges!“, sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht.

Ich lächelte zurück. „Ja, das ist wahr“, gab ich zu. Alleine die Erwähnung seines Namens erregte mich bereits.

Pierre, der schwule Friseur, hatte uns zugehört und sagte:

„Oh, ihr kennt Monsieur Luc? Ja, der ist bei Damen sehr beliebt und alle schwärmen von ihm!“, er rollte begeistert mit den Augen.

Bekanntlich sind ja der Frauenarzt und der Friseur die einzigen Männer, die fast alle Geheimnisse von Frauen zur Gänze kennen. Daher war er für uns ein Neutrum und es war uns egal, ob er unser Geheimnis kannte oder nicht.

„Will eine der Damen unter Euch, oder alle, vielleicht eine Intimrasur noch vor dem Wochenende? Ich hätte anschließend noch Zeit?“, er nahm seinen Block, der an einer Kette um seinen Hals hing, zur Hand.

„Nein Danke!“, sagten wir fast gleichzeitig. Er zuckte mit den Schultern und holte für mich die Packung für meine Haare.

Während ich so da lag, meine Haare in der Silberfolie verpackt, mein Gesicht unter einer Maske versteckt und Melanie, die Maniküre mich bearbeitete, überlegte ich, ob ich mir vielleicht doch noch einen Liebhaber zulegen sollte. Luc war natürlich das Non-plus-Ultra für meine erotischen Bedürfnisse, ein Tool, das alle Finessen kannte und auch ausspielte, aber irgendwie wäre eine sanftere Variante so zwischendurch nicht zu verachten!

Serge, ein Musiker der in derselben Etage wie ich ein Appartement bewohnte, wäre da vielleicht eine Option. Ich bin ihm schon im Lift begegnet und da sind mir seine großen dunklen, verträumten Augen aufgefallen und sein Geigenkasten. Er hielt ihn immer fast zärtlich im Arm und blickte mich verstohlen von der Seite eher schüchtern an. Sein Gruß war oft nicht mehr als ein Nicken, dann senkte er immer die Augen. Er musste romantisch und zärtlich, aber schüchtern sein, fand ich und entschloss mich, diese Festung zu stürmen.

Runderneuert und mit neu erwecktem Jagdinstinkt verließ ich den Salon und meine Freundinnen und nahm mir ein Taxi.

Zuhause angekommen, ließ ich mein Etuikleid einfach hinabgleiten und schlüpfte in meinen bequemen Kaftan und ging hinüber zur Türe von Serge und läutete.

Er öffnete sie einen Spalt.

„Ja?“, er errötete ein wenig

„Bin gerade nach Hause gekommen und wollte mir Tee machen, mir fehlt allerdings Zucker, können Sie mir aushelfen?“, ich hielt eine kleine Schale in Händen und schaute ihn bittend an.

„Ja, natürlich!“, seine Stimme war tief und samtweich, stellte ich elektrisiert fest. „Kommen Sie herein!“

Sein Vorraum lag im Halbdunkel und es roch nach Sandelholz. Er nahm meine Schale und ging in die Küche, ich hörte ihn rumoren.

Ich blickte durch eine offene Türe in sein Wohnzimmer. Da lagen auf einem Klavier seine Geige und der Bogen und daneben stand ein Cello.

Er kam mit der Schale zurück.

„Sie habe da ja ein ganzes Orchester!“, sagte ich echt erstaunt.

„Ich bin Mitglied im Orchester der Pariser Oper. Lieben Sie Musik?“, fragte er mich.

„Ohja, nur kann ich leider nur etwas Klavier spielen, doch komme ich nur selten dazu und habe auch keines. Aber ich höre gerne zu. Besonders wenn jemand Geige spielt!“

Er stellte die Schale mit dem Zucker auf dem kleinen Tischchen unter dem Spiegel ab, nahm meine Hand und führte mich ins Wohnzimmer, drängte mich zur Couch und ich setzte mich.

Er ging zum Klavier, nahm seine Geige und den Bogen und setzte an

Er spielte das Violinkonzert in e-Moll von Mendelsson Bartholdy. Er spielte es mit geschlossenen Augen, sehr gefühlvoll! Ich war fasziniert. Die Schwingungen der Musik setzten sich in meinem Inneren fort und ich lehnte mich etwas zurück. Er kam näher und blickte mich nun voll an. Ich genoss diese süßen Töne, stützte mich auf einem der Polster auf und spürte, wie sich mein Körper loslöste von der Realität. Er legte die Geige weg, mit zwei Schritten war er neben mir und küsste meine Hand. Ich spürte, dass seine Lippen zitternden. Seine zweite Hand glitt nach Rückwärts und er hob mich sanft an, sodass ich vom Polster hinunterrutschte und nun in einem Meer von Gefühlen, Polster und seinem Fluidum versank. Der Raum war noch immer voller Musik und den von ihm erzeugten Tönen. Mein Kaftan war schon längst aufgegangen und ich spürte seine Lippen auf meiner Haut, seine Hände waren überall, er schien hundert  Hände zu haben. Wir vergaßen meinen Tee, vergaßen, dass es draußen immer dunkler wurde, sondern gingen voll ineinander auf. Und es bestätigte sich, dass er sanft und zärtlich war, er konnte nicht nur Geigen zum Singen bringen, sondern auch meinen Körper und als sich ein Orgasmus entlud, schien ich auf einer Wolke zu schweben, die von Geigen und Harfen umgeben war. Die Vereinigung unserer beiden Körper gestaltete sich als sehr intensiv, begleitet von sehr langsamem Adagios und dann wieder wildem Prestissimo, übergehend in ein Allegretto und einem liebevollen Amoroso.

Sein Körper war muskulös, durchtrainiert und biegsam wie eine Gerte. Er war ausdauernd und unermüdlich. Er war das Gegenteil von Luc, seine Höhepunkte raubten Raum und Zeit die Berechnung, er ließ mich schweben und träumen. Seine Leidenschaft erwachte immer wieder, es war eine tiefe Leidenschaft, die an ungarische Musik erinnerte, tragend und melancholisch, süß und dann wieder wild, wie die der Wildpferde in der Puszta.

Als wir uns endlich lösten, war es bereits dunkle Nacht. Er machte eine kleine Tischlampe mit durchbrochenem Schirm an und tausend Lichter tanzten um uns herum.

Er half mir auf, küsste meinen Nacken, strich langsam über meinen heißen Körper und geleitete mich hinaus. Wir sprachen kein Wort, war auch nicht nötig!

Ich nahm meine Schale und ging wieder.

Ich wusste nun, wohin ich gehen musste, wenn ich tiefe intensive Zärtlichkeit mit Musikbegleitung brauche!

 

Aus dem e-Book "EROTIQUE FOU  Teil 1"

Ein jüngst nicht stattgefundener Weltuntergang, Satire

 

Ein jüngst nicht stattgefundener Weltuntergang

von Joana Angelides



 

Also gut, jetzt haben wir ihn, wieder einmal, überstanden!

Wen oder was? Na den Weltuntergang!

 

Mit solchen vorausgesagten Ereignissen sollte man es machen, wie mit Kriegen! Man sollte einfach gar nicht hingehen! Dann verläuft sich das Ganze im Sand, oder wird einfach weit weg geschoben. Am besten Milliarden von Jahren!

 

Wir haben es so weit weg geschoben, dass es schon einer Menge von Generationen bedarf, dass dieses Ereignis eintrifft. Und weil diese Voraussagen und Prophezeiungen dann so lange her sein werden, wird sich vielleicht keiner mehr daran erinnern und die Geschichte wird lügen, wie Bernhard Shaw einmal so treffend bemerkte.

 

Die alten Maya haben es sich ja auch leicht gemacht! Sie haben den Termin recht weit entfernt festgelegt und sind dann einfach aus der Landschaft verschwunden. Die spärlich vorhandenen Nachkommen waschen ihre Hände natürlich in Unschuld, ja können diese mühsam in Stein gehauenen Zeichen und Phrasen heute gar nicht mehr entziffern. Viele von uns übrigens auch nicht!

 

Wenn man so in der Vergangenheit nachliest, gab es solche Voraussagungen schon unzählige Male.

 

Die erste, die nach der Zeitrechnung bekannt war, wurde im Jahre 30 von Jesus Christus selbst angedeutet.

 

Denn nach der Kunde von der Auferstehung ihres Herrn erwarteten die Gläubigen den Jüngsten Tag mit jeder Stunde. Und so warten sie noch heute...


Und so ging es weiter! Alle paar hundert Jahren einmal geisterte diese Angst in den Gehirnen der Menschen herum, wurde von Klugen benutzt, gedeutet und wieder verworfen!

Gemäß der Prophezeiung des Heiligen Johannes im Jahre 1000 n.Chr. wird Satan nun bald von seinen Ketten befreit, denn die tausend Jahre gehen zu Ende...

Kaiser Otto III, der mächtigste Mann seiner Zeit, kroch auf dem Bauch herum und gelobte, Mönch zu werden, wenn sich dadurch das Jüngste Gericht aufhalten lasse. Er schaffte es offenbar, die Welt ging nicht unter, er wurde daher auch kein Mönch!

 

Mitte Februar des Jahres 1420 sollte nach der böhmischen Taborite-Bewegung Christus erneut auf der Erde erscheinen und den Weltuntergang einleiten. Als er dann doch nicht erschien, lehrten die Priester, das Christus im geheimen und deshalb nicht für jeden sichtbar gekommen war und gründeten eine

apokalyptische Sekte, die gegen ihre Gegner mit Waffengewalt vorging.

Offenbar geistern die noch immer auf Erden herum, dieses System hat sich durchgesetzt!

 

 

Der erste Februar des Jahres 1524 wurde gleich von mehreren Astronomen als Weltuntergangstermin festgesetzt. Denn an diesem Datum trafen sich die Planeten Jupiter, Saturn und Mars im Sternbild der Fische - ein sicheres Zeichen für eine Sintflut. Tief beeindruckt flohen 20.000 Londoner auf die umliegenden Hügel, um ihren Gott beim Ende der Welt näher zu sein. Am 2.2. zogen sie trockenen Fußes wieder in die Stadt und tranken um 5.00h ihren Tee, Tea-time sozusagen.

 

Martin Luther sagte dieses Ereignis für das Jahr 1532 auch voraus, verschob es immer wieder, bis er es dann irgendwann aufgab! Da wäre ja sonst die Übersetzung der Bibel ins Deutsche sinnlos gewesen!

 

Am 14. Februar 1835 predigte Joseph Smith, der Gründer der Mormonen, auf einer Versammlung:
'Das Kommen des Herrn ist nahe, es sollen noch 56 Jahre bis dahin vergehen.'


Die 56 Jahre sind mittlerweile vergangen und der Herr lässt immer noch auch sich warten... Aber die haben ja Zeit, beschäftigen sich halt in der Zwischenzeit mit Familienplanung!

 

Im Mai 1910 näherte sich der Halley’sche Komet zum 27. Male seit seiner ersten Beobachtung der Erde. Das war ja vielleicht ein guter Moment, die Welt untergehen zu lassen! Sogar Nestroy beschäftigte sich mit dem „Kometen“ und sang:

„Die Welt steht gar nimmer lang, lang…“

Doch die ganze Aufregung war umsonst, der Halley’sche Komet flog vorüber und die Erde drehte sich weiter...

Sie steht noch immer!

 

Nach Auffassung des kalifornischen Pastors Mihran Ask sollte im Januar 1957 der große Kampf zwischen Gut und Böse stattfinden. Millionen von Menschen sollten verbrannt und die Erde versengt werden. Aber tatsächlich brannte nur die Sonne auf den Schädel des Pastors und versengte ihm sein Hirn.

 

Der schottische Astronom Piazzi Smyth veröffentlichte 1860 ein Buch, welches sich mit der Pyramidenforschung beschäftigte. Er glaubte, dass in den Abmessungen der Pyramiden Botschaften über die Zukunft versteckt wären. Aus seinen Studien schloss er, dass die Welt noch vor Ende des Jahres 1960 untergehen würde. Tatsächlich ist 1960 aber nur diese Theorie untergegangen

 

 

Im Jahre 1975 ging für die 'Zeugen Jehovas' zum vierten Male die Welt unter.

 

Laut Bhagwan Spree Rajneesh, werden Tokyo, New York, San Francisco, Los Angeles und Bombay von der Erdoberfläche verschwinden, die Menschheit wird mit der größten Flut seit Noah geschlagen und schwerste Erdbeben und Vulkanausbrüche sind an der Tagesordnung. All das und noch viel mehr sah Bhagwan Shree Rajneesh, Guru der Rajneesh-Bewegung, für die Jahre 1984-1999 voraus. Die besagten Städte gibt es heute immer noch, nur Bagwahn ist schon von der Erdoberfläche verschwunden.

 

 

Der amerikanische Fernsehprediger Harold Camping erklärte vor Millionen von Zuschauern, dass die Welt im September 1994 untergehen werde. Im Oktober '94 schwankten seine Anhänger gefühlsmäßig zwischen herber Enttäuschung und grenzenloser Erleichterung.

 

Dazwischen fanden zahlreiche Menschen den Tod, nur, weil sie an solche abstrusen Lehren und Weis-Sagungen geglaubt haben.

Aber es gruselt sich eben so schön!

 

Um das Jahr 2000 wurden noch mehr, ja unzählige Szenarios erfunden, dargestellt, oder angedroht, aber zum Leidwesen der Propheten und der gläubigen Jünger der Thesen, hat keiner dieser Weltuntergänge je stattgefunden!

 

Gott sei Dank, wir leben noch!

 

 

Angesagte Revolutionen und Weltuntergänge finden eben selten statt!


Sokrates, Philosophisches, Gedanken

 



Sokrates!

Von Joana Angelides

 

Sokrates gilt ja als Vater der Philosophie!

Einer der unbeirrt seine Gedanken unter das Volk bringen wollte,

Er philosophierte über Alles und Jedes und sammelte seine Schüler, seine „Jünger“ sozusagen, um sich. Auf Märkten, bei Versammlungen, beim Umtrunk für das gemeine Volk! Das versuchen auch heute noch viele Politiker, oder solche die als solche gesehen werden wollen, 2500 Jahre später!

Vom wem, wenn nicht vom Vater der Philosophie kann man eben was lernen!

Leider haben die meisten den Satz:

„Ich weiß, dass ich nichts weiß!“

nicht übernommen. Schriftlich gibt es diese Erkenntnis nicht, doch sein Zitat ist überliefert.

Da er aber einigen, die es damals geschafft haben Politiker zu werden, damit auf den Schlips getreten ist, brachte ihm das den Schierlingsbecher ein, den er auch nahm, weil er sich dem staatlichen Urteil nicht entziehen wollte!

Und nicht wegen Xanthippe, seinem Weibe, wie das oft hinter vorgehaltener Hand geflüstert wurde. Denn das haben bösartige Männer behauptet, die ihre eigene Unfähigkeit gerne nicht bei sich, sondern ungerechter Weise bei dem schwachen Geschlecht abladen wollten.  Denn es steht fest, hinter jedem erfolgreichen Manne steht eine starke Frau, die seine Schwächen vor der Welt verschleiert und ihn nur dann schwach werden lässt, wenn sie es will. Ein Biotop im Kleinen!

Das Urteil lautete: „Verführung der Jugend“

Wozu hat er sie verführt? Zu selbständigem Denken, zur Infragestellung der herrschenden Obrigkeit. Das geht also gar nicht, damals nicht und auch heute nicht!

Denn wenn sich die Regierenden irren könnten, so meinte Sokrates, dann müsse es den Regierten doch auch erlaubt sein, sich gegen Fehlentscheidungen zu wehren. Ansonsten müssten ja die Regierten, also die Schwächeren, etwas tun, das den Stärkeren in Wahrheit abträglich ist.

 

Obwohl er klug genug war, ja nichts Schriftliches zu hinterlassen, das überließ er seinen Schülern Platon und Xenofon, wurde er gerade deshalb angefeindet und schlussendlich zum Tode verurteilt.

Das kann den heutigen Politikern nicht mehr passieren. Sie dürfen ihre politischen Ergüsse ungestraft verbreiten, solange sie im Rahmen der Gesetze sind. Nur wir, das Volk können ihnen den Todesstoß versetzen, sie nicht mehr wählen und damit zur Bedeutungslosigkeit verurteilen!

Ganz ohne Schierlingsbecher!


Donnerstag, 3. Dezember 2020

Es weihnachtet in der Redaktion, Satire.

 

Es weihnachtet in der Redaktion

von Joana Angelides

 

Das alle Jahre wiederkehrende Fest der Geburt des Jesus-Kindleins treibt die tollsten Blüten, wird langsam unübersichtlich und viele vergessen den ursprünglichen Sinn des Festes.

 

Jeder feiert es aber auch anders.

Die einen ertränken es in Alkohol, die anderen würden gerne auch die Schwiegermutter darin ertränken. Doch die Gewissheit, dass sie sich dann länger hält, lässt sie noch zögern.

Viele kaufen schon Wochen vor dem Fest jene Dinge, die keiner wirklich braucht, die aber so schön verpackt sind.

Andere wieder suchen den Weihnachtsfrieden übers Reisebüro in exotischen Ländern, wo es garantiert keine Christbäume und auch keine Glaskugeln zum Schmücken derselben geben. Aber dafür Palmen und Temperaturen, die kaum erträglich sind. Auch gibt es keinen gebackenen Karpfen oder Weihnachtsbraten am so genannten „Christtag“. Dafür wilde Stammeskämpfe, Terrordrohungen und Tsunamis.

 

Es gibt keinen Familienstreit und Tränen beim Weihnachtsbraten, aber auch keinen Schnee und auch keine Mitternachtsmette.

Ganz Schlaue haben einen künstlichen Baumschirm (Made in China) und ein paar Kekse mit, um dann unter Tränen und Heimweh dem Fest in der Ferne nachzutrauern und das um viel Geld!

 

Da sich unsere Redaktionsmitglieder eindeutig zu den Klügeren zählen, haben wir beschlossen, diese Weihnachten mit einem firmeninternen Fest in der Redaktion zu feiern.

 

Der redaktionseigene Bote Benjamin wurde auf die Leiter gejagt, um die künstlichen Plastikgirlanden schwungvoll zwischen den Türen und der Beleuchtung anzubringen. Er stand da oben, die Leiter wackelte gefährlich und sang ein Weihnachtslied nach dem anderen. Wir wussten gar nicht, dass es so viele gab!

Sein Gesang wurde jählings unterbrochen, als Ilse unsere Redaktionssekretärin, ein Tablett mit Gläsern balancierend hereinkam und die Türe mit den linken Fuß rücklings schloß.

Die daran befestigten Girlanden rissen die Lampen aus der Verankerung, die Leiter um und unser Benjamin kam darunter zu liegen.

Er wird Weihnachten leider mit einem Gipsfuß, zwei Schlingen für die Hände und einer Halskrause verbringen und sicher sechs Wochen im Krankenstand sein. Naja, man kann nicht alles bedenken! Dafür wird er aber dann wie neu sein!

Gläser, eine Leiter und zwei Beleuchtungskörper brauchen wir ebenfalls neu, nur Ilse kam ohne jede Schramme davon, sie ist nur heiser vom Schrei und wird einige Tage nicht telefonieren können.

 

Peter aus der Sportredaktion hat sich erbötig gemacht, für die Getränke zu sorgen. Er kontaktierte sämtliche ihm bekannten Firmen mit der Bitte um eine Getränkespende. Nachdem er überall Proben zog, war er schon eine Woche vor Weihnachten in Feierstimmung und lief mit einer roten Zipfelmütze herum.  Wenn es Schnee gegeben hätte, wäre er sicher mit dem Schlitten ins Büro gekommen. Er telefonierte schon ständig mit einigen Zoos, ob sie ihm ein Rentier zur Verfügung stellen könnten, falls, ja falls es Schnee gibt! Verkehrskontrolle oder aber den Tierschutzverein kann er aber nicht brauchen!

 

Das Buffet wurde von einem, bisher völlig unbekannten, aus Südostasien stammenden Sandwich-Lieferanten angeliefert und sah optisch wunderbar aus. Diejenige, die versteckt eine Kostprobe zogen, rangen noch nach Minuten nach Luft und brauchten pro Sandwich mindestens drei Flaschen Bier oder Mineralwasser. Aber, die Brötchen waren kunstvoll arrangiert und erfüllten den Raum mit einem sehr intensiven Geruch.

 

Überall wurden Kerzen aufgestellt, die eine sehr feierliche Stimmung verbreiteten, auf einer Grillplatte briet irgendjemand Äpfel und Tannenzweige, die den Geruch der Brötchen dann doch übertönten.

Unser Chefredakteur bestand auf echten Kerzen auch auf dem Weihnachtsbaum, der in der Ecke des Aufenthaltsraumes aufgestellt wurde.

 

Nachträglich muss gesagt werden, dass das keine sehr gute Idee war, denn der Baum stand bedenklich nahe an den Vorhängen und dem Tisch mit den kleinen Geschenken der Kollegen und innerhalb weniger Sekunden in hellen Flammen.

 

Die Feuerwehr war zwar in unglaublich kurzer Zeit da, doch trotzdem verbrannten fast alle Akten, die Registratur samt Stellagen und was heil blieb, ging im Wasserstrahl der tapferen Männer unter.

Eines steht fest, soviel Aufmerksamkeit und Beobachter auf den Gehsteigen gegenüber, hat unsere Redaktion noch nie gehabt, kostenlose Werbung sozusagen. Immer, wenn von der Feuerwehr noch rauchende Möbelstücke aus dem Haus getragen oder aus dem Fenster geworfen wurden, applaudierte das Publikum. Besonders begeistert zur Kenntnis genommen wurde die Explosion unserer Gastherme. Ein Schauspiel, das den Himmel erleuchtete und im ganzen Grätzel gesehen werden konnte.

Bunte und schwarze Papierfetzen flogen durch die Gasse, ein Konfettiregen sozusagen.

Und über allem tönte „Stille Nacht, Heilige Nacht“, aus einem der offenen Fenster gegenüber.

 

Die Polizei nahm eine Tafel aus dem Lieferwagen zur genaueren Untersuchung mit, auf der „Bin Laden“ steht. Unser Chauffeur, dessen Großeltern vor vielen Jahren aus Ägypten eingewandert sind, was ihn natürlich sofort verdächtig machte, soll nach dem Ausnüchtern zwecks Aufklärung von der Polizei einvernommen werden.

 

Die Aufräumungsarbeiten dauern noch an, vor allem, da jeder halbwegs lesbare Papierfetzen unter die Lupe genommen werden muss, es könnte sich ja um etwas Wichtiges, sprich eine Satire, handeln.

 

Es war jedenfalls ein be-rausch-endes Lichterfest, das in dieser Konzentration vielleicht nur alle Hundert Jahre stattfindet.

 

Als wir uns schon fast durch die verkohlten Reste der Manuskripte und Recherchenunterlagen durchgewühlt hatten, rief der Herausgeber unseres Magazins aus Phuket an.

 

Wir versicherten ihm, dass alles seinen gewohnten Weg geht.

Das klang so:

„Hier alles am Köcheln, die nächste Ausgabe brennt uns unter den Fingern! Wir suchen die geheimen Glutnester und machen uns Notizen. Wir haben die volle Aufmerksamkeit der halben Stadt“.

Er klang sehr zufrieden und wünschte uns ein fröhliches Weihnachtsfest.

Wir werden versuchen hin und wieder gequält zu lächeln. 

 

Weihnachtsmärchen, besinnlich, mystisch

 

Weihnachtsmärchen.

von Joan Angelides



 

Das Schneegestöber ist so dicht, dass man keine zwei Meter weit sieht. Die Geräusche werden verschluckt und die Schneeflocken erzeugen dichte Schleier, undurchdringlich für das Auge.

 

Wie weit ist es wohl noch bis zum Haus der alten Norma? Normaler Weise ist es von der Straße bis zum Haus ca. dreißig Meter, heute scheint die Entfernung hundert Meter zu betragen. Der Doktor hat den Wagen am anderen Ende der Brücke des kleinen Flüsschens am Straßenrand stehen lassen und kämpfte sich über die Brücke und die wenigen Meter zum Haus von Norma vor. Er kneift die Augen zusammen und zieht den Kragen seines Mantels höher hinauf. Ist dort nicht ein Licht?

 

Er geht darauf zu, es löst sich vor ihm wieder auf, nun ist es mehr rechts, scheint dunkler zu werden, flackert. Irgendwoher hört man Tuten von Schiffen. Das ist unerklärlich, hier gibt es keine Schiffe.

Er geht weiter, ins Ungewisse hinein, mit vorgestrecktem rechten Arm, die Arzttasche in der linken Hand fest umklammert.

Aus der Schneewand taucht eine Hand auf, die sich ihm entgegenstreckt. Erleichtert greift er danach. Seine Hand wird ergriffen, fest und hart. Nur mit Mühe kann er eine Gestalt vor sich sehen, die Umrisse verschwommen, in dieser undurchsichtigen weißen Wand erscheint diese Gestalt groß und bullig, mit breitem Rücken. Er hat Mühe ihr zu folgen, stolpert mehr als er geht. Rund um ihn herum sind die Geräusche von gluckerndem Moor, gestört auffliegenden Vögeln, knackenden Ästen und heiseren Schreien von Käuzen zu hören. Ist da nicht das Anschlagen von Wellen an einer Uferbefestigung zu hören?  Schleier von herabhängenden Schlingpflanzen schlagen ihm ins Gesicht. Seine Gedanken, Gefühle überschlagen sich.  Diese Geräusche erscheinen ihm völlig fremd. Langsam fühlt er Kälte in sich aufsteigen, sich bis in die Fingerspitzen verbreitend und sein Herz wird durch einen kalten Ring fest umschlossen. Es ist das Gefühl der Angst.

 

Instinktiv will er sich aus dem Griff dieser ihn hinter sich herziehenden Gestalt befreien, kann es jedoch nicht. Der Griff ist hart und fest, unlösbar mit ihm verbunden.

 

Das Schneegestöber macht es unmöglich weiter als drei Meter zu sehen, es lösen sich Schatten auf und verschwinden. Stimmen sind zu hören, entfernt, dann wieder nah. Es ist unverständlich, hier kann es überhaupt keine anderen Menschen geben. Das Haus der alten Norma steht am Rande des Dorfes, umgeben von Wald, am Ufer dieses kleinen Flüsschens.  Sie lebt völlig alleine und zurückgezogen. Nur ein Haus steht noch etwas abseits, ebenfalls am Rande des Waldes. Es ist ein ehemaliges Köhlerhaus, in dem hin und wieder jemand wohnt. Es ist ein alter groß gewachsener Mann, der sich ein wenig um Norma kümmert. Ihr das Holz für den Herd hackt und Reparaturen am Haus durchführt, außer dem Doktor kennt ihn niemand näher. Er kommt nur selten ins Dorf und wenn, dann nur zum Einkaufen.

Der heutige Besuch ist der wöchentliche Routinebesuch als Normas Hausarzt, es fehlen noch zwei Tage zu Heilig-Abend.

 

Nun stand er vor einem schmalen Steg, schmal und schwankend. Er wird von dieser dunklen Gestalt erbarmungslos mitgezogen, es gluckert unter ihm. Das Wasser schlägt an die Planken des spärlich beleuchteten Schiffes vor ihm. Eine Laterne schwankt hin und her. Hier auf dem Wasser ist die Schneewand nicht so dicht. Sie sind nun am Ende des Steges angekommen und stolpern auf ein Schiff. Der Doktor wird nun in eine Luke gedrängt, die Treppe hinuntergestoßen und steht in einer Kajüte.

Die Luft ist muffig und abgestanden, alles ist primitiv und ärmlich. Auf einem Bett liegt eine Frauengestalt und windet sich. Sie stöhnt und ist schweißgebadet. Das Haar klebt ihr im Gesicht, verhüllt es fast vollständig. Ein ovales Medaillon hängt an einer dünnen goldenen Kette an ihrem Hals

Er dreht sich um und kann zum ersten Mal diese unheimliche Gestalt, die ihn hergebracht hat, im Licht sehen. Der Mann starrt ihn an, seine Augen sind rot unterlaufen, eine Narbe verläuft quer über sein Gesicht. Eine Seemannskappe verdeckt wirres, schwarzes Haar. Ein heiserer Ton kommt aus seiner Kehle und er deutet herrisch auf das Bett.

Die Frau liegt unübersehbar in den Wehen. Der Doktor packt sofort seine Tasche aus, schlüpfe aus seinem Mantel und seiner Jacke und herrscht den Mann an, ihm heißes Wasser zu besorgen. Dieser schaut wirr um sich. Naja, heißes Wasser ist zwar da, aber viel zu wenig. Der Doktor   beugt sich nun über die Frau. Es war höchste Zeit, hier einzugreifen.

 

Dann wurde ein Menschenleben geboren, ein kleines Mädchen, unter den ungünstigsten Bedingungen. Trotz verzweifelter Anstrengung kann er das Leben der Mutter jedoch nicht retten.

Das Weinen des Kindes ist so schwach, dass man es kaum hören kann. Der fremde, bullige Mann wickelt es in das Leintuch ein und drückt es an sich. Ein unmenschlicher Laut kommt aus seinem Munde

Das Schiff schwankt plötzlich, der Boden schien nachzugeben, der Doktor muss sich anhalten und verliert das Gleichgewicht, er stürzt hin.

 

„Ja, um Gottes Willen, Herr Doktor!“ Die Stimme kommt    ihm bekannt vor. Es war der Nachbar der alten Norma.

„Ja, was ist passiert?“ Er konnte noch immer fast Nichts sehen.

„Sie sind gestürzt, ich war gerade auf dem Weg zur alten Norma um nach der Heizung zu sehen und da lagen sie. Sie sind ja ganz durchnässt und haben auch noch den Mantel ausgezogen!“

 

„Was ist mit dem Baby?“

„Welches Baby? Hier ist kein Baby, Herr Doktor. Kommen sie, wir gehen zusammen. Bei diesem Wetter sieht man ja gar nichts.“

Er hat eine Laterne bei sich und nimmt den Doktor mit einem festen Griff bei der Hand und zieht ihn hinter sich her. Er hat einen breiten kräftigen Rücken und geht unbeirrbar in die Richtung des Hauses.

Sie werden von Norma bereits erwartet. Sie ist schon sehr alt und gebrechlich, der Besuch des Arztes freute sie immer sehr. Es ist die einzige Abwechslung für sie. Sie hat keine Familie, ihre Tochter war vor vielen Jahren weggegangen und in der Ferne gestorben, dann auch ihr Mann. Sie hat von ihrer Tochter nie mehr etwas   gehört.

Doch heute scheint sie irgendwie fröhlich, ja sogar glücklich zu sein.

 

Sie sitzt in ihrem Lehnstuhl schwenkt ein Blatt Papier in ihrer Hand.

„Ich habe eine Enkelin, ich habe eine Enkelin!“, rief sie und Tränen rinnen ihr über das Gesicht.

 

Und dann erzählt sie. Sie bekam diesen Brief vor zwei Tagen. Er ist von ihrer Enkelin, von der sie davor nie etwas gehört hatte. Diese Enkelin hat sie viele Jahre gesucht und nun endlich gefunden.

„Sie schreibt, sie ist in einer Nebelnacht, kurz vor Weihnachten auf einem Flussschiff geboren worden, ihre Mutter, meine Tochter, verstarb bei der Geburt. Sie wurde vom Kapitän des Schiffes großgezogen. Ach, ein Weihnachtswunder!“  Sie drückt den Brief an ihre Lippen und Tränen rinnen ihr über die welken Wangen. Dem Brief beigelegt ist ein kleines ovales Medaillon, mit einem vergilbten Bild darin. Es ist ein Bild von Norma und ihrem Mann und gehörte ihrer Tochter.

 

Er muss sich setzen, Gedanken schwirren in seinem Kopf herum. Wie war das möglich? Hat hier und heute Nacht eine Zeitverschiebung stattgefunden?

Er wird dieses Geheimnis nie lösen.

 

Norma hat den Tisch gedeckt, in der Mitte steht ein Adventskranz, alle vier Kerzen brennen und ein kleiner Teller mit Keksen stand daneben. Für sie hat Weihnachten schon begonnen.

 

 

Sie blickte in die Flammen und beginnt ein altes Weihnachtslied zu summen und schaukelt in ihrem Stuhl langsam hin und her. Im Kamin knisterte das Feuer und verbreitete angenehme Wärme.

Er trinkt von dem duftenden Tee aus dem Kessel und nimmt schweigend ein paar Kekse.

 

Der Doktor verzichtet heute auf eine Untersuchung, nimmt seinen Mantel und geht gemeinsam mit dem alten Mann hinaus.

Dieser leuchtet ihm den Weg aus und begleitet ihm bis zur Brücke.

 

„Ein frohes Weihnachtsfest, Herr Doktor!“  Dann dreht er sich um und verschwindet in der Dunkelheit.


Aus dem e-Book "Oh Du Fröhliche"....

 

Mittwoch, 2. Dezember 2020

Die gefälschte Venus, Satire

 

Die gefälschte Venus.

von Joana Angelides




 

Das nackte Weib hat immer schon die Künstler alles Epochen fasziniert.

Nun hatten im März ds. Jahres französische Behörden ein Gemälde von Lucas Cranach, die Venus darstellend, beschlagnahmt, weil irgendein anonymer Anrufer dieses Gemälde als Fälschung bezeichnet hatte. So einfach geht das!

Es ist seit Kurzem im Besitze des Fürsten von Liechtenstein und sitzt, bzw. hängt nun im Louvre fest.

Da es immer wieder Gemälde oder Werke von namhaften Künstlern gibt, die plötzlich auftauchen von denen keiner vorher was gehört hat, liegt schon der Verdacht nahe, dass diese in stillen Kämmerchen neu geschaffen wurden. Hauptsache die Farbe ist getrocknet und einige Gutachter lassen sich täuschen. Manchmal kommt es da auch auf die Höhe der Summe an, die den Besitzer wechselt!

Die Kunstszene ist eben auch kein Mädcheninternat.

Ehrlich, was müssen das für Künstler sein, dass sie die Kunstwelt so täuschen können. Irgendwie schade, das nur im stillen Kämmerchen zu tun. Muss ja frustrierend sein!

Am meisten verdienen da aber die Zwischenhändler. Besagte Venus wurde um 510.000 Dollar von einem Händler namens Ruffini gekauft, der sie dann um sage und schreibe 3,2 Millionen an die Kunsthandlung Colnaghi (London) weiterverkaufte. Von dort gelangte sie für 7, Millionen (!) in die Sammlung des Fürsten Liechtenstein.

Besagter Ruffini bringt immer wieder neue Gemälde auf den Markt. Woher kommen diese Werke von Cranach, Frans Hals, Diego Velazques, El Greco etc.?

Man könnte sich denken, der muss ja sehr eifrig auf Dachböden und in Kellern irgendwelcher Leute herumstöbern. Ist aber eher sehr unwahrscheinlich. Also woher stammen diese Werke wirklich. Die Wahrheit ist offenbar nicht immer greifbar.

Und jetzt ruft da einer an und sagt, es ist eine Fälschung!

Diese fragliche Venus ist eine sehr sylphidenhafte Gestalt, fast durchsichtig, mit kleinen Brüsten und einem sehr schmalen Becken, also nicht sehr gebärfreudig. Sie wurde angeblich im 16 Jhd. Von Cranach dem Jüngeren gemalt und widerspiegelt offenbar den Geschmack der damaligen Zeit.

Man fragt sich natürlich schon, wie kann es dann geschehen sein, dass ein Jahrhundert später, also im 17. Jhdt. ein Rubens zu solch sinnesfreudigen, fleischgewordenen Frauenbildnissen kam, wie man sie auf dessen Bildern sieht. Und dass man mit diesen Bildern ebenfalls Millionen lukrieren kann.

Da sieht man wieder, dass einige Wenige den Geschmack der Zeit immer wieder beeinflussen können. Ist also nicht eine neue Erscheinung der heutigen Zeit. Denn heute will man uns ja einreden, dass nur Frauen, dem Geschmacke Cranachs entsprechend, schön sind.

 

Schön ist, was gefällt. Schönheit liegt eben im Auge des Betrachters. Und wenn es wirklich Menschen gibt, die dafür sogar 7 Millionen ausgeben, dann ist das eine Perversion. Ob das Bild nun eine Fälschung ist oder nicht!  

 


Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/

 

 

Das Gleiche ist nicht das Selbe, Satire

 

Das Gleiche ist nicht das Selbe

von Joana Angelides



 

Genau betrachtet hat FRAU-Sein, meist ungeheure Vorteile!

 

Wir können zum Beispiel, je nach Lust und Laune, unserem Drang nachgeben und in Männerkleidung, sprich Hosenanzug, oder einfach nur mit Jeans das Haus verlassen und ins Büro gehen.

Emanzipatorische Vorreiterin war da George Sand, die man als Hosen tragende Salondame der französischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und bedeutende Schriftstellerin kennt.

 

Man stelle sich vor, Mann hätte Lust, sich in Frauenkleidern aus dem Hause zu wagen und an der Besprechung der Gebietsvertreter am Freitag teilzunehmen!

Unter vorgehaltener Hand wäre das Wort „Tunte“ noch das harmloseste, was man hören würde und mit der Karriere wäre es wohl auch vorbei.

 

Das Einzige was wir nicht können, zumindest sehr sehr selten, wir können keinen Bart tragen. Aber das gefällt sowieso den wenigsten Frauen an sich selbst und die kleinsten Ansätze werden mit allerlei Mittelchen bekämpft.

Also, alles brauchen wir ja wiederum auch nicht zu haben! Die bösartigen Behauptungen, dass es Frauen mit Haaren auf den Zähnen gibt, ist unbewiesen!

 

Männer müssen in der Regel auch mit jenem Gesicht herumlaufen, dass sie nun einmal von Natur aus haben. Frauen hingegen können verschiedenes kaschieren, unterstreichen oder bemalen.  Selten kommt morgens die selbe Frau aus dem Bad, welche man hineingehen sah!

 

Geschminkte Männer dagegen werden höchstens auf der Bühne geduldet und da auch nur in Komödien oder als Transvestiten. Am Arbeitsplatz würde das wiederum zu aufgeregtem Getuschel und Gelächter führen und zu einigen indignierten Fragen des Personalchefs.

Obwohl verschiedentlich schon Männer gesichtet wurden, die offensichtlich ihre Haare färben. Das aber wird gerade noch geduldet, höchstens belächelt.

 

Dagegen wiederum übersieht man ungerechter Weise, dass Männer behaarte Beine haben, einen Bierbauch oder/und eine Glatze. Hauptsache, sie haben Ausstrahlung. Womit sie strahlen, sollte von Fall zu Fall erforscht werden. Schöne Männer sind laut der legendären

„Tante Jolesch“ sowieso Luxus pur.

 

Das wiederum empfinden wir schon als Ungerechtigkeit.

 

Aber so hat eben alles eine gute und eine schlechte Seite im Leben.

Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Auch über   https://www.bookrix.de/-joanavienna/




 

 

  Mit dem GOOGLE – ÜBERSETZER  können Sie alle meine Geschichten in Ihre Sprache übersetzen!    By GOOGLE - TRANSLATOR You can tr...