Junggeselle als
Engel
von Joana Angelides
Wo steht geschrieben,
dass wir Engel geschlechtslos sein müssen?
Da hat wahrscheinlich
irgendeiner etwas falsch verstanden. Vielleicht war das der Verwalter der
Kleiderkammer im Himmel?
Natürlich ist es
einfacher, wenn alle die gleichen Hemden tragen, denn Anzüge, Hemden, T-Shirts
oder modische Kleidung immer in den richtigen Größen lagernd zu haben, ist ein
organisatorisches Problem.
Da ist es einfach,
wenn alle die gleichen weißen, weiten Hänger tragen, mit dem Schlitz hinten für
die Flügel, statt einem Schlitz auf der Seite, um die Beine der weiblichen
Engel so richtig zur Geltung zu bringen. Oder?
Überhaupt die Sache
mit den Flügeln! Wozu brauchen denn Engel Flügel? Sie stören in manchen
Situationen sehr und wenn man sehr erregt ist, dann flattern sie ganz gewaltig!
Denn wo steht denn, dass
ein Engel nicht manchmal erregt ist? Schließlich ist ja nur der Körper
gestorben, aber die Gefühle blieben bei der Seele, denke ich mir halt so.
Und so ein neuer
Körper entwickelt ja schließlich auch Gefühle. Ob man nun in jungen Jahren
abberufen wird, oder etwas später.
Im Gegenteil, wenn
man in späteren Jahren zum Engel wird, da hat man ja eine Menge Erinnerungen an
manch schwachen Stunden, die ganz schön erregend waren, oder?
Und das kann man doch
nicht einfach so wegstecken und vergessen.
Wenn ich mich da so
umsehe im Himmel, sind da schon ein paar auffällig schöne Menschen in Engelsgestalt
unterwegs.
Der Jüngling dort,
mit den breiten Schultern, dem sanft geschwungenen Hals und der Lockenpracht,
die ihm ein wenig in die Stirn fällt, ist schon sehr schön anzuschauen. Oder
dieses Prachtweib! Eine Frau mit einem wiegenden Gang, dem weichen Schwung
ihrer Hüften und den vorgewölbten Busen unter dem Hemdchen regt schon zu
unglaublich fantasievollen Gedanken an. Die sich durch den Stoff absetzenden
Brustspitzen sollten doch bei Berührung genug Feuerwerk in ihr erzeugen, dass
sie........ naja!
Ja, und bei diesen
Gedankengängen da sind wir wieder bei diesen unpraktischen Flügeln, die sind
sicher dauernd im Weg! Egal welche Lage man sich davorstellt.
Ob die kleine blonde,
mit der Lockenpracht und dem Grübchen im Gesicht mit mir vielleicht dort zu der
letzten Wolke fliegt und wir ein wenig über die Blumen und die Bienen reden
könnten?
Eigentlich fehlt hier
heroben etwas. Es fehlt einfach die Intimsphäre des Einzelnen. Man kann sich da
nirgends zurückziehen um vielleicht zu zweit, oder gar zu dritt, naja warum nicht,
alleine zu sein.
Naja, irgendwo wird
das schön möglich sein, das muss ich mir ganz oben auf meine Prioritätenliste
für persönliche Erkundigungen setzen. Denn Irgendwas geht immer! Eine alte
Junggesellenweisheit.
Eigentlich könnte ich
ja noch leben! Wenn der Kary, mein Nachbar und Freund nicht so unvorhergesehen
nach Hause gekommen wäre und mich mit seiner Frau beinahe im Schlafzimmer
überrascht hätte, würde ich das ja noch.
Ich meine, wir haben ja
nichts Verbotenes getan. Sie hat mir den dunklen Fleck am Plafond im
Schlafzimmer gezeigt, der seit einigen Tagen sichtbar ist. Ich wollte mir das
in der Nähe anschauen und musste daher auf das Bett steigen. Mit Schuhen geht
das ja schlecht! Also habe ich sie ausgezogen, um aber genug Bewegungsfreiheit
zu haben musste ich auch die anderen Sachen ausziehen.
Dann hat mich seine
Frau, übrigens eine sehr erotische Frau, gebeten, ihr rückwärts beim Kleid den
Knopf aufzumachen, weil sie bei der Gelegenheit gleich was Leichteres anziehen
wollte.
Ja und als wir so
ganz ohne, nur mit Slip bekleidet im Schlafzimmer standen, kam Kary.
Die Situation war
peinlich, ich wollte dann draußen am Fenstersims warten, bis sich die
Gelegenheit ergab, zu verschwinden.
Doch Kary kam sofort
ins Schlafzimmer und blieb auch dort. Nach fünf Minuten kam seine Frau ans
Fenster und warf alle meine Sachen in den Hof. Naja, man hörte es kaum, es lag
ja ein Meter Schnee. Irgendwann in den Morgenstunden bin ich dann, steif
gefroren und ganz blau den Sachen in den Hof gefolgt. Man hat mich erst in der Früh
gefunden. Alle sagten, es sei ein rätselhafter Tod, wo doch meine Fenster die
zum Hof führten, alle geschlossen waren.
Da hätte ich Flügel
gebraucht, nicht jetzt!
Dass ich unschuldig
bin, sieht man ja daraus, dass ich im Himmel gelandet bin. Ich habe aber auch
nichts zugegeben, alles bestritten. Das ist immer besser.
Also mit der Kleinen
dort wird es scheinbar nichts werden, Sie ist gerade mit dem schönen Jüngling davongeflogen.
Ist nur die Frage, ob der sich mit seiner Jugend mit den Blumen und den Bienen
auskennt?
Da war doch noch
dieses Prachtweib? Wo ist die denn hingekommen?
Wieso schaut mich
denn der ältere Engel dort so böse an und schüttelt dauernd den Kopf und
notiert sich was?
Wahrscheinlich wäre
er auch gerne mit dem Prachtweib verschwunden. Da muss ich mich ranhalten.
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