Mittwoch, 31. März 2021

Blut und Begierde, vampirig


 

Blut und Begierde

Auszug aus


Wenn man den dichten Wald hinter sich gebracht hat, tut sich der Blick auf den Fluss auf, der träge dahinfließt und besonders nachts immer unheimlich wirkt. Auch bei Tage ist er dunkelgrün, fast schwarz, weil sich an einer Seite hohe Tannen bis an das Ufer drängen und an der anderen Seite eine Felswand aus dem Wasser aufsteigt, die das Tageslicht weitgehend abhält. Man nannte ihn den „schwarzen Fluss“

Rechts, wo die Felswand ein wenig zurücktrat, stand ein altes unbewohntes teilweise verfallenes Schloss aus dem 16.Jhdt.

Zu diesem Gemäuer führte eine alte, teilweise überdachte Brücke. Teilweise deshalb, weil diese Überdachung große Löcher aufwies und niemals repariert wurde.

Eltern warnten ihre Kinder die Brücke zu betreten; sie sei baufällig und außerdem spuke es angeblich im alten Schloss. Tatsächlich sah man in mondlosen Nächten Lichter im Haus und die Fensterläden waren einmal offen und ein andermal wieder geschlossen, ohne dass man wußte, ob dort jemand wohnte oder nicht.

Das waren natürlich die Gründe, warum es unter den Kindern als Mutprobe galt, über die Brücke auf die andere Seite zu laufen und von drüben herüber zu winken und ebenso schnell wieder zurückzulaufen. Die Brücke ächzte und stöhnte unter jedem ihrer Schritte und das entlockte den Kindern immer wieder kleine Schreckensschreie. Doch mit der Zeit verloren die Menschen das Interesse an der Brücke und dem alten Schloss. Auch die wenigen Kinder, die noch im Ort wohnten hatten ganz andere Interessen.

Doch seit einigen Tagen hallten laute Hammergeräusche durch den Wald und neue Bretter wurden angeliefert. Die Brücke und das Schloss wurden augenscheinlich repariert. Schlagartig trat das Anwesen wieder in den Mittelpunkt des Interesses.

Man hörte, dass sich ein neuer Eigentümer gefunden hätte. Es soll ein Mann aus Osteuropa sein, der das alte Gemäuer am anderen Flussufer vom geheimnisvollen, irgendwo in England lebenden Eigentümer, gekauft hätte.

Niemand kannte den Neuen, doch tauchte er manchmal abends bevor die Arbeiter nach Hause gingen, in einer schwarzen Kutsche mit einem Pferd davor gespannt aus dem Nichts auf und blickte gebannt auf die Brücke und ohne etwas zu sagen fuhr er dann wieder davon.

Eines Tages, als die Reparaturen schon weit fortgeschritten waren, betrat er jedoch spätabends das abgelegene Gasthaus am Ufer des Flusses und verlangte ein stilles, abgelegenes Zimmer.

Sein Gepäck bestand aus zwei großen schwarzen Taschen und einer länglichen Truhe, die mit einer schwarzen Plane abgedeckt war.

Wie von Geisterhand gelenkt, verschwand seine Kutsche danach wieder in der Dunkelheit.

Er bat, ihn tagsüber auf keinen Fall zu stören. Trotz intensivem Lauschen an der Türe konnte das neugierige Hausmädchen tagsüber kein noch so leises Geräusch aus seinem Zimmer hören.

Er war ein sehr ruhiger Gast, der tagsüber das Zimmer nicht verließ und nur abends selbst mit dem Pferdegespann des Wirtes zu dem alten Gebäude fuhr, um den Fortgang der Arbeiten des vergangenen Tages zu überprüfen.

Anschließend entschwand er wieder im ersten Stock des Gasthofes. Man konnte die ganze Nacht schwaches Licht durch die dichten, vorgezogenen Vorhänge schimmern sehen.

 

Natürlich erweckte er die Neugier der Menschen. Gleichzeitig jedoch wahrten sie Distanz zu ihm. Seine hohe dunkle, unheimlich wirkende Gestalt mit dem schwarzen Hut und dem weiten Mantel flößte ihnen so etwas wie ängstlichen Respekt ein.

Nach ungefähr zwei Monaten waren die Bauarbeiten abgeschlossen und er kündigte seine Abreise an.

An einem der nächsten Abende erschien wie aus dem Nichts wieder die schwarze, geschlossene Kutsche, dieses Mal mit dem Kutscher am Kutschbock, der das schwarze, unruhige Pferd souverän im Zaume hielt.

Der schweigsame Gast trug seine beiden Koffer und die große schwarze längliche Truhe mit Hilfe des Kutschers selbst aus dem Haus und sie luden alles hinten auf, er setzte sich in die Kutsche und sie fuhren durch den Wald und über die neu renovierte Brücke. Die Pferdehufe hallten laut und unheimlich weit ins Land hinein.

In dieser Nacht gab es ein schreckliches Unwetter, es donnerte und blitzte gewaltig und der Regen ergoß sich in Strömen über den kleinen Ort. Niemand getraute sich aus dem Haus. Alle Fensterläden waren geschlossen. Die Dorfstraße wurde zu einem reißenden Bach. Das Dorf lag in völliger Stille und Dunkelheit da, man hörte nur den Wind an den Fensterläden rütteln. Und doch glaubten die Dorfbewohner einige Pferdekutschen draußen vorbei fahren zu hören, sie schattenhaft auch zu sehen. In das Donnergrollen mischten sich auch die Geräusche von Pferdehufen auf der Holzbrücke. Es klang wie eine wilde Jagd, die Pferde wieherten und dazwischen war auch Hundegebell zu hören.

Am nächsten Morgen, es war ein Sonntag, stellten man fest, dass das Unwetter besonders am Friedhof einigen Schaden angerichtet hat. Neben der Friedhofsmauer waren einige frische Grabhügel weggeschwemmt, die Särge anscheinend von den Fluten davongetragen. Sie wurden weiter unten wiedergefunden. Doch die Leichname waren verschwunden und konnten trotz intensiven Suchens nicht wiedergefunden werden.

Nach der Sonntagsmesse am nächsten Morgen sah man die Leute tuschelnd am Kirchplatz zusammenstehen und als der Pfarrer zu nahe herankam, verstummten sie oder wechselten das Thema. Die Stimmung war allgemein gedrückt. Man wusste nicht, was man von den Ereignissen halten sollte.

In der darauffolgenden Nacht waren wieder Pferdehufe auf der Brücke zu hören und einige beherzte Männer aus dem Dorf machten sich auf den Weg durch den Wald. Sie wollten sich Klarheit darüber beschaffen, was dort vor sich ging.

Aus der Tiefe des Waldes hörte man Geräusche aus dem Unterholz, ein Käuzchen ließ seinen Ruf erschallen und irgendwo heulte ein Wolf. Um die Höhlen des aufsteigenden Felsens flogen Fledermäuse unruhig hin und her und es kam wieder Wind auf.

Der am Himmel stehende blasse Mond legte sein bleiches Licht auf dieses Schauspiel und so manchem liefen kalte Schauer über den Rücken. Riesige Fledermäuse durchstreiften gemeinsam mit schwarzen Krähen die Luft.

Einige stahlen sich ängstlich unbemerkt wieder davon und liefen zurück ins Dorf.

Diejenigen, welche geblieben waren, blickten zögernd auf die andere Seite hinüber. Das Schloss war beleuchtet, es standen auch drei Pferdekutschen davor, die Pferde unruhig und schnaubend. Sie zögerten kurz und sahen sich fragend an.

Da sie nun aber einmal da waren, entschlossen sie sich doch, hinüber zu gehen. Sie gingen über die Brücke, dann an den Pferdefuhrwerken vorbei und standen vor der Eingangstüre, die mehr ein Tor und nur angelehnt war.

Es schien als wären sie erwartet worden, denn das große schwere Tor wurde plötzlich weit geöffnet und sie konnten ungehindert eintreten. Niemand begrüßte sie, es war als ob man nicht besonders erstaunt war, dass sie so plötzlich da waren.

Der Tisch in der Mitte des Raumes war mit   einem dunkelroten Tischtuch bedeckt, es standen Gläser mit Rotwein darauf und die Gesellschaft unterhielt sich angeregt. Es handelte sich um drei Männer und zwei Frauen. Die Männer waren mit dunklen Anzügen und blütenweißen Hemden bekleidet, die beiden Damen trugen unter ihren schwarzen Umhängen weiße lange Kleider mit üppigen Rüschen an den Oberteilen.

Die Beleuchtung bestand aus sehr vielen brennenden Kerzen, die in Leuchtern am Tisch standen, jedoch auch am Boden und in den Fensternischen waren brennende Kerzen willkürlich angeordnet. Das flackernde Licht warf bewegliche Schatten an die Wände.

Die staunenden Dorfbewohner wurden nun doch herbeigewunken und mussten auf den leer stehenden Sesseln Platz nehmen. Es wurde ihnen Rotwein eingeschenkt und sie wurden genau betrachtet, einige sogar berührt. Man berührte ihre Haare, strich über ihre Nacken und Arme und mit stechenden Blicken zwangen sie sie, sitzen zu bleiben.

Es wurde auch anfangs nichts gesprochen und es war ihnen als würden sich alle zeitverzögert bewegen.

Danielle und Sabrina, zwei junge Mädchen aus dem Dorf waren besonders neugierig. Sie wollten diese Fremden näher begutachten, es kamen ja so selten Besucher ins Dorf. Sie zeigten sich demonstrativ neugierig und lächelten in die ihnen fremden Gesichter, versuchten vergeblich von ihnen auch ein Lächeln zu erhaschen. Es waren jedoch kalte, ernste Blicke aus dunklen brennenden Augen.

Die Unterhaltung entwickelte sich in der Folge aber dann doch immer lebhafter, dauernd wechselten die Sitzpartner und langsam verschwamm Wirklichkeit und Halbtraum. Sie wurden von den leicht schwebenden Körpern der Anwesenden häufig umarmt, sie flüsterten und raunten ihnen Dinge ins Ohr, die sie teilweise nicht verstanden oder glaubten nicht richtig zu verstanden zu haben. Ihre Fantasien, oder war es Wirklichkeit, spielten ihnen süße schmerzhafte Vereinigung mit fast körperlosen Wesen vor, sie spürten heißen Atem und dann wieder kühlen Todeshauch auf ihrer Haut. Sie fühlten sich in einem Moment körperlos und kraftlos, im anderen Moment voll Energie und Bewegung. Die Luft war geladen mit Düften und Aromen. Sie glaubten einmal leise, tragende Musik zu hören, dann wieder hereinbrechende Melodien, wie die Urgewalten des Universums. Ihr Gehör war durch den Genuss des Weines geschärft und imstande die leisesten Schwingungen und Wellen im Raum wahrzunehmen.

Der Raum war erfüllt von Farben und silbernen Schleiern, sie fühlten sich emporgehoben und gewichtslos, aller Kraft und Bodenhaftung beraubt.

Es ging nicht nur den beiden Mädchen so, für diese einfachen Menschen aus dem Dorf, Bauern und Handwerker war es eine fremde faszinierende, bisher nicht gekannte Welt. Manche vergaßen woher sie kamen, dass sie Familie hatten, oder Handwerksbetriebe. Sie wollten nur noch, dass dies alles nie wieder aufhört und stürzten in endlose, dunkle, dann wieder hell leuchtende Tiefen und Strudel. ++++++

Danielle und Sabrina wurden urplötzlich von zwei großen schwarzen Gestalten über die Treppe in den Oberstock getragen, niemand schien es zu bemerken. Sie fühlten sich wie Königinnen. Die Männer trugen weiße Seidenhemden mit weiten Ärmeln und reichhaltigen Spitzenkrägen, die vorne offen waren und schöne, trainierte Körper sehen ließen. Sie flüsterten ihnen betörende Worte ins Ohr, sie begehrten sie und flehten um Zärtlichkeiten, in einer Art, wie sie sie bisher nicht kannten. Die Männer aus ihrem Dorf waren einfache, direkte Menschen, die solche Worte nicht einmal aussprechen konnten.

Danielle fand sich in einem großen dunkel getäfelten Schlafgemach wieder, das Bett stand direkt in der Mitte. Es hatte hölzerne, wunderschön gedrehte Säulen an jedem Ende und darüber war ein Baldachin gespannt. Die Polster waren aus Seide und die Bettdecke aus Damast. Ihr Kavalier bettete sie behutsam darauf und begann ihre Bluse und ihr Mieder langsam aufzuschnüren. Seine Lippen glitten von ihrem Ohr über den Hals immer tiefer. Der Raum begann sich zu drehen, das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr anfänglicher Widerstand begann zu schwinden. Sie spürte, wie sich ihr Körper fast von selbst hob, sich dem Mann entgegen drängte und die Brüste prall und fest wurden, ja aus der offenen Bluse drängten. Er bemerkte ihre Erregung, kam mit seinen Lippen noch tiefer und umschloss zärtlich einmal ihre linke, dann wieder die rechte Brustknospe. Seine Zunge leckte gierig an ihnen und seine Hände begannen hastig ihre Röcke abzustreifen. Sie konnte sich nicht wehren, sie glaubte immer tiefer und tiefer zu fallen und spürte, wie der Druck in ihrem Unterbauch immer stärker wurde. Endlich hatte er es geschafft, sie von ihrer Kleidung zu befreien. Sie lag vor ihm, aufgeschnürt, nackt und bereit sich hinzugeben. Sein Mund glitt immer tiefer und tiefer an ihrem Körper entlang, bis er zwischen ihren Schenkel in die Hitze ihrer Vagina eintauchte und sie das Gefühl hatte, dass seine Zunge immer tiefer und tiefer in sie eindrang. Sie begann zu vibrieren, hob und senkte ihr Becken und genoss seine Wildheit. Seine beiden Arme streckten sich empor und hielten ihren Körper seitwärts fest. Sie spürte, dass er sie total in sich aufnahm, so als würden sie sich zu einem Körper vereinen.  Der erste Orgasmus war so gewaltig, dass sie wilde Schreie ausstieß. Er ließ sie los, sein Gesicht mit den schwarzen lodernden Augen kam nun immer näher dem ihren, er umfasste ihren Kopf und senkte seinen Mund auf ihren Hals. Seine Zunge glitt langsam auf und ab, sie brannte auf der Haut und dann biss er zu. Es war ein unsäglicher Schmerz, der ganze Körper begann zu brennen und dann spürte sie, wie langsam das Blut aus ihm entwich. Anfangs versuchte sie, sich zu wehren, sie schlug mit den Armen um sich, doch er hielt sie wie ein Schaubstock fest und so hatte sie nur ganz wenig Platz um sich zu bewegen. Sie spürte, wie fast alles Blut aus ihr entwich. Sie wurde immer matter, konnte sich kaum mehr wehren und hing schlussendlich nur mehr in seinen Armen. Erst als er das spürte, ließ er ein wenig nach, sie so fest zu halten. Seine Hand glitt wieder in ihr Lustzentrum und er begann sie nun neuerlich zu erregen, glitt zwischen ihre heißen, feuchten Lippen, fand die Klitoris und begann nun, sie langsam und stetig zu stimulieren. Es war quälend und wohltuend zu gleich, sie glaubte verrückt zu werden und wollte doch, dass er nicht mehr aufhörte. Sie wand sich, bäumte sich auf und ließ diese unglaublichen Orgasmen, die in kurzer Folge hintereinander in ihrem Körper tobten, einfach geschehen.

Nach einer endlos erscheinenden Weile ließen seine Zähne ihren Hals los und er blickte sie ernst an.

„Wie hat Dir das gefallen? Nun gehörst Du zu uns! Du hast die Welt der Sterblichen für immer verlassen, kein beschwerliches Altern mehr, ewige Jugend!  Wenn Du einmal voll aufgenommen sein wirst, hast Du unbegrenzte Kräfte, ja kann sogar sein, Zauberkräfte. Keine Krankheiten mehr! Du bist nicht mehr an einen Ort gebunden, wir können die Welt bereisen und von einem Ort zum anderen fliegen! Wir werden Jahrhunderte überdauern!“ Es waren die ersten Worte, die er seit ihrer Vereinigung sprach. Seine Stimme war rau, dunkel und sie klang hohl, als befänden sie sich in einem hohen Raum.

Sie starrte ihn an. Was war geschehen? Sie fühlte sich leer und ausgepumpt, federleicht und innerlich eiskalt.


Dienstag, 30. März 2021

Gefangen im Glasturm, oriental. Märchen

 

Gefangen im Glasturm

von Joana Angelides




In der Hoffnung, meine Liebe heute bei mir zu sehen,

fang ich den Tag an, schicke ihr eine schöne Rose und wünsche,
dass  ihr meine Neigung immer so schön vorkommen möge,
als diese Blume aussieht".
(aus: Briefe an Charlotte von Stein von Johann Wolfgang von Goethe)

 

Geliebter,

beim Lesen dieser Zeilen, stieg in mir die Erinnerung an eine nie vergessene Zeit der Leidenschaft wieder empor und das sehnsuchtsvolle Ziehen in meiner Brust betäubte mich fast.

Du weißt, wie sehr ich kühle Blüten auf meiner nackten Haut liebe. Wie oft hast du das Bettlaken mit Blütenblättern überschüttet, deren Duft mich betäubt hat, deren Kühle mir angenehme Schauer schenkten. Heute sehne ich mich nach Wärme, Weichheit, doch es ist mir verwehrt.

Du hast spielerisch kleine Blüten in meinem Haar verteilt, mich mit den zitternden Blütenknospen der Mimose an den Ohrläppchen und an der Nasenspitze liebkost.

Und ich liebte diese Spiele.

Doch du hast meine ganze Leidenschaft und Lust an die Oberfläche geholt, wenn du mit einer Schale loser, dunkelroter Rosenblätter neben mir kniend die Blätter zwischen deinen Fingern zerriebst, mir den Duft einatmen ließest.

Der betörende Duft dieser Blüten lassen die Sinne sich schärfen und wenn ich eine Rose berührte, sahen meine geschlossenen Augen die Gärten von Marrakesch   mit ihren vielen Rosenbäumchen und flüsternden Springbrunnen.

Die Rose, die Blume des Orients, mit ihrem Ursprung in Persien, sie ist für mich die Blume des Eros schlechthin.

Wir waren dann immer alleine im ganzen Universum. Wir dachten es ist für ewig, bis, ja bis das Böse in unser Leben trat.

Es kam in Gestalt des Prinzen Amir, der die Zustimmung zur Heirat mit mir von meinem Vater erpresste. Es gab da ein Versprechen vor langer, langer Zeit und das wollte er nun eingelöst wissen.

Meinem Vater blieb nichts Anderes üblich, als sein Wort zu halten, es hing sehr viel davon ab. Vor allem auch die Familienehre und der Fortbestand seines Einflussbereiches.

Ich wurde dann sofort von allem isoliert, konnte meine Räume nicht mehr allein verlassen und wir sahen uns nur mehr von Ferne. Ich konnte nicht mehr mit dir sprechen, konnte dir keine Erklärungen geben.

Deine brennenden Augen glühten fast in deinem Gesicht, wenn du zwischen den Sträuchern und Rosenbüschen zu mir herübersahst und ich verlor bei deinem Anblick des Öfteren das Bewusstsein.

Mein Geliebter, ich sitze nun in einem gläsernen Turm, mit keiner Möglichkeit zu fliehen. Ich konnte Amir nicht lieben, konnte ihm keine Kinder schenken. Ich erweckte seinen Zorn und seine Wut und er ließ mich von seinem Zauberer in diesen gläsernen Turm verbannen.  Hier soll ich nun bis zum Ende meiner Tage bleiben.

Die einzige Gesellschaft, die ich habe sind Blumen aus Glas, die sich am Turm emporranken. Sie sind kalt und leblos, duften nicht.

Alles rund um mich ist aus Glas, Das Bett, der Stuhl und der Tisch, jeder Gegenstand. Ich habe nur eine Decke, um mich vor der nächtlichen Kühle zu schützen.

Und nun sitze ich in diesem gläsernen Turm, rund um mich eine endlose Wüste bis zum Horizont und schreibe diesen Brief an dich. Ich weiß, dass du ihn niemals bekommen wirst, doch ich spüre deine Gedanken, wie sie blind durch die Finsternis irren, spüre deinen ohnmächtigen Zorn über dein Schicksal.

Seit einigen Tagen höre ich in meiner Einbildung zarte Flügelschläge, als würden mich deine sehnsüchtigen Gedanken in der Weite der Wüste suchen. Aus diesem Grunde habe ich beschlossen, diesen Brief an dich zu schreiben. Wenn ich hier sterben, oder mich vielleicht auch in Glas verwandeln werde, wird er gefunden und du kannst so mein Schicksal so erfahren.

 

Feuer im Schnee, Erotik

 

Feuer im Schnee.

von Joana Angelides



 

Hallo, mein Freund,
ich hoffe, du hast mich nicht vermisst?
Aber du hast dich ja in dein imaginäres Ritterschloss eingeschlossen und lässt eben nicht jeden an dich heran.

Aber deine heutige behutsame Nachricht veranlasst mich wieder, dir etwas aus meiner Welt zu erzählen.

Warst du schon einmal ganz hoch oben im Norden, wo die Kristalle sich an den Zweigen der Bäume bilden, im Sonnenlicht glänzen und beim Herabfallen leise klirren?

Kennst du die blauen Schatten der Eisberge und die grünen Tiefen des Nordmeeres?
Hast du gewusst, dass nicht nur die Gedanken und Seelen der Menschen zu sieben Teile unter der Oberfläche liegen, sondern dass es auch so bei den Eisbergen ist?

Nachdem er mich eingeladen hat, bin ich mit ihm mitgefahren; ganz hoch hinauf in den Norden.
Hast du gewusst, dass bei Hammerfest in den Monaten Mai bis Juli die Sonne nie untergeht, im Winter dagegen monatelang nicht auf? Hammerfest liegt auf der Insel Kvaloy, nördlich des Polarkreises.

Sie bauen da als Attraktion manche Häuser nur aus Eisblöcken, ja sogar Lokale, wo man essen kann. Das Licht fällt bläulich durch die dünnen Fensterscheiben, die aus geschnittenem Eis sind. Ich überlegte, wie lange diese Konstruktionen wohl stehen bleiben, ob man dann neue baut?

Als wir von der großen Hotelanlage wegfuhren, war es schon Mittag und trotzdem war es fast Nacht und eine dicke Schneedecke bedeckte alles. Die Kufen des Schlittens glitten sanft und weich darüber und die Geräusche der Pferdehufe waren kaum wahrnehmbar.

Der Kutscher saß vor uns auf dem Bock, dick verpackt in einen stark wattierten Parka, eine dicke Pelzmütze auf dem Kopf. Seine dicken Handschuhe ließen ruhig die Peitsche durchhängen und man konnte denken, er wäre mit dem Bock verschmolzen.
Unser Ziel war die nächste Ortschaft, hinter dem kleinen Berg am Horizont. Das Schlittengefährt gehörte zu den Attraktionen hier in der Gegend.

Wir saßen nebeneinander im Bauch der Kutsche, eingehüllt von Pelzdecken, eine schwere Pelzdecke auf den Knien. Meine Beine steckten in warmen, pelzgefütterten, geschnürrten Stiefeln die sich warm und angenehm anfühlten und meine Beine bis zu den Zehenspitzen wärmten. Links und Rechts waren die Türen bis in Schulterhöhe verschlossen, nur nach oben war die Kutsche offen und eröffnete einen wunderbaren klaren Himmel mit funkelnden Sternen.

Wir hatten schon am Morgen im Hotelzimmer vereinbart, dass ich den neuen, warmen Zobelmantel anziehen würde. Er hatte eine Kapuze und einen weiten, langen Schal und hüllte mich ganz ein. Er war lang und reichte bis zu den Knöcheln.
Darunter blieb ich nackt. Man sah nur die Stiefel hervorlugen.

Es war ein wunderbares Gefühl. Es erregte mich, zu wissen, dass niemand von meiner Nacktheit wusste, außer ihm. Und seine Gedanken spürte ich im Rücken wie kleine glühende Pfeile. Der Mantel war innen ebenfalls mit einem dünnen Pelz gefüttert und die feinen Härchen rieben an meiner Haut und liebkosten sie.
Er saß neben mir und roch wunderbar nach Erregung, frisch geschnittenem Holz, Moos und Tabak, meinem Lieblingsduft bei Männern.
Langsam kamen seine Hände nun immer näher, suchten ihren Weg in den offenen Mantel unter der dicken Decke und suchten quälend langsam meinen Körper. Sie waren warm und angenehm weich und zitterten ein wenig.
Er begann am linken Schenkel und fuhr aufwärts bis zur Hüfte. Jaja, er kam meinen Brüsten immer näher und streifte im Darübergleiten meine Brustspitzen. Immer wieder und genüsslich.
Ich begann zu schnurren.

Der Kutscher am Bock saß völlig regungslos da. Er konnte mein Schnurren nicht hören. Oder?

Seine Hände glitten nun seitlich aufwärts, in meine warmen Achselhöhlen und seine Finger übten abwechselnd Druck aus. Wie viele Nerven enden da, wieso spüre ich das auf der Kopfhaut, wieso zog sie sich zusammen? Und immer wieder suchten sie meine Brustspitzen, prüften ihre Festigkeit, um wieder weiter suchend weiter zu wandern; und das machte mich fast verrückt.

Mein Freund, kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn draußen klirrende Kälte herrscht und du wie in einer warmen, mit Pelz ausgelegter Höhle von zärtlichen Händen und Fingern langsam und behutsam erregt wirst, bis die Lust wie eine Lokomotive dahinrast? Dabei hinein gleitest in eine nächtliche, winterliche Landschaft?

Es ist aufregend und verheißend.

Unsere beiden Kapuzen näherten sich langsam an und sein warmer Atem ergoss sich rund um meinen Hals, breitete sich bis zum Nacken aus und eine seiner Hände strich langsam von der Achselhöhle nun nach rückwärts, passierten das Schulterblatt und berührte die Knorpel am Rücken. Bunte Kreise begannen sich zu drehen und lautlos schrie mein Körper nach mehr.
Die Stille die uns umgab, wurde immer lauter. Sie übertönte sicher mein lustvolles Stöhnen, das aus dem Pelz nach außen drang.

Bewegte sich der Kutscher unruhig?

Er zählte meine Rückenwirbel, glitt wieder nach oben und mein Körper begann wieder langsam zu vibrieren. Es ist dieses Zittern, das im Unterbauch beginnt, die Schenkel bis zur Kniekehle abwärts sich fortpflanzt und dann in den Zehenspitzen endet. Dann wieder nach oben schnellt und den Rest des Körpers wellenförmig in Aufruhr versetzt.

Plötzlicher Alarm, alle Nerven begannen zu glühen, fühlbar steckte seine zweite Hand nun in einem Fellhandschuh, unterbricht das wohlige, gleichmäßige Genießen! Dieser Handschuh begann genau am Nabel und kreiste in immer weiteren Wellen den ganzen Körper entlang. Er muss aus Nerz sein, denn nur Nerz ist so prickelnd auf der Haut.
Die feinen Härchen arbeiteten sich von Pore zu Pore weiter, kreisten und elektrisierten und der Körper beginnt zu betteln, ich hielt es fast nicht aus, bettelte jedoch um weitere Berührungen, schrie meine Erregung hinaus. Das anhaltende, nicht mehr beherrschbare Wimmern suchte sich seinen Weg durch die leicht geöffneten Lippen ins Freie.

Die Peitsche des Kutschers streifte die Tiere und sie wurden schneller. Der Kutscher schwankte ein wenig, bemühte sich die Tiere wieder zu langsamer Gangart zu bewegen. Ob er merkt, was sich hinter seinem Rücken abspielt?

Er verschloss meinen Mund nun mit einem Kuss, seine Zunge glitt rasch am Gaumen hin und her und jagte mir angenehme Schauer den Rücken entlang.

Nun hatten die Tiere wieder den langsamen gleichmäßigen Trott erreicht und wir näherten uns einem kleinen Wäldchen. Die hohen Bäume waren mit Schnee bedeckt und im Vorbeifahren fielen kleine Schneehäubchen auf unseren Schlitten und die uns einhüllende Pelzdecke.

Wir merkten es nur vage.
Während diese pelzige Hand weiter meine Haut elektrisierte, hatte seine zweite Hand meinen Schamhügel erreicht und versuchte mit zarten, suchenden Bewegungen meinen Lustpunkt zu finden. Ich hielt den Atem an, als er stockte und unruhig hin und her fuhr.

Denn, weißt du mein Freund, obwohl wir vereinbart hatten, dass ich unter dem Mantel total nackt bleibe, hatte ich meinen Slip, der eigentlich keiner war, mit den großen Perlen angelegt. Erinnerst du dich an meine Erzählung aus den „Intimen Beichten“ vom Erlebnis in der Bibliothek?
Dieser Slip, der aus einer Perlenschnur und einer Verbindung bestand, sich durch den Pospalt hindurch, weiter durch die Beine nach vorne spannt? Wo die einzelnen Perlen mich bei jeder Bewegung verrückt machen? Wo sich bestimmte Perlen mit meiner Perle treffen?

Auch ihn faszinierte anscheinend diese Perlenkette und er begann, wie mein „Opfer“ damals, die einzelnen Perlen zu zählen und dadurch tief in meine Empfindungen vorzudringen.
Seine gesteigerte Erregung wurde durch die Unruhe und aktivere Bewegung seiner Zungenspitze spürbar.

„Du faszinierende Teufelin.......“, seine Stimme war heiser und steigerte meine lustvolle Erregung immer mehr.

Sein Spiel mit den Perlen war aufregender als ich dachte. Er hatte Fantasie und war gefühlsmäßig eine Forschernatur. Was entdeckte er da, erforschte es minutenlang und sehr nachdrücklich. War ich es, die so erregt schnurrte und stöhnte? Ich versank immer tiefer in unserer pelzigen Hülle und durch die unruhigen Bewegungen meines nackten Körpers wurden alle Sinne geschärft und durch seine forschenden Finger und den sich bewegenden Perlen hemmungslos gereizt. Nach einigen heftigen Aktionen riss die Perlenkette. Der Weg war frei und ohne irgendwelche Hindernisse.

Irgendwann in diesem sich drehenden Kreisel der Leidenschaft, waren wir beide nackt und beachteten nicht mehr, ob die Kutsche schneller wurde, ob sie sich unregelmäßig bewegte oder schwankte.

Es war eine wunderbare Fahrt, durch die winterliche Landschaft, loderndem Feuer und dunklem, türkisblauem Himmel, eine wilde Jagd durch Eis und Schnee durch in einer geräuschgedämpften Winterlandschaft. So empfanden wir es in unserer warmen, aufregenden Bärenhöhle, egal welche Geschwindigkeit unser Himmelsschlitten wirklich hatte.

Es war jene Zeit, in der es nie wirklich Nacht wurde, die Dämmerung bis zum Morgen anhielt und es dann wieder heller wurde.

Wir fanden langsam in die Wirklichkeit zurück, flüsterten uns Worte ins Ohr, die fast unverständlich geflüstert und doch wunderbar zärtlich waren. Unsere Hände fuhren an den Konturen des anderen entlang, nahmen seine abklingende Erregung wahr und genossen die ermattete Weichheit des Anderen.

Die letzten Kilometer fuhr die Kutsche sehr langsam, der Kutscher rief uns zu, ohne sich umzuwenden, dass wir in einer halben Stunde am Ziel sein werden. Er war wirklich sehr dezent. Leider habe ich sein Gesicht nie gesehen. Als wir beim Hotel ankamen, stieg er vom Bock und verschwand eilig im Personaleingang.

Das Personal des Hotels half uns mit den Koffern und kümmerte sich um Tiere und Schlitten.

Freitag, 26. März 2021

Das "Urviech" und die "Rauschaktion", Satire

 

Das „Urviech“ und die „Rauschaktion“

Von Joana Angelides

 


Sich Luft zu machen, im Zorn und im Rausch, sieht bei den verschiedenen Leuten immer anders aus.

Viele verstecken ihren Unwillen hinter grimmiger Miene, was bei manchen Furcht auslöst, aber nicht immer strafbar ist.

Andere machen ihrem Ärger Luft, indem sie herumschreien, was schon zu vielen Konflikten geführt hat.

Besonders streitbare Exemplare gehen auf die Straße und demonstrieren, schwenken Fahnen, egal was draufsteht! Sie sind gegen Alles!

Dann gibt es die Leugner, die sogar die Ernsthaftigkeit einer Pandemie verleugnen, auch wenn sie dann röchelnd in der Intensivstation liegen und nach Luft schnappen.

In manchen Ländern gräbt man die Toten einfach ein und beschönigt die Zahlen der Statistik. Besonders dann, wenn es vor der Herausgabe der Statistik eine Zensur gibt, wie in manchen Bananenstaaten.

Im Suff werden, oft an Stammtischen oder am Arbeitsamt selber, Sprüche geklopft, die manchen erschauern lassen! Alles nur Chimäre!

Aber der Dampf wird eben abgelassen. Was bei uns in den verschiedenen Bundesländern verschieden ausfällt!

Ein Tiroler zum Beispiel verbreitete im Verhandlungsaal 311 des Landesgerichts Wien mit urtümlicher Umgangssprache so einen richtigen Hüttenzauber.

Er ist wegen „gefährlicher Drohung“ angeklagt!

Er schildert von „Schnapsrunden“ mit Zorn auf die Corona-Maßnahmen der Regierung, nennt den Bundeskanzler einen „Hurensohn“ und bedroht mehrere Regierungsmitglieder mit dem Umbringen! Verschont auch den Bundespräsidenten der Republik nicht mit markanten „Bezeichnungen“. Aber…  alles nicht ernst gemeint, war nur so im Rausch, wie er ernsthaft versichert.

Ist ja alles nur „Schimpfen“ und das ist ja nicht verboten!  Meint er. Und es geschah ja alles nur zur Erheiterung der ebenfalls nicht mehr nüchternen, johlenden Freunde am Stammtisch. Eigentlich nur eine „Rauschaktion“.

Drohen kann man ja, es war ja eben nur Schimpfen im fast besinnungslosen Rausch!

Ob dieser Logik staunt der Richter.  Er fragt, ob man da nicht hätte besser die Rettung rufen sollen?

„Wozu, nur, weil ich besoffen war?“, fragt der dieses Mal nüchterne Angeklagte, „ich war ja nicht krank und war ja am nächsten Tag wieder nüchtern!“

Was man von verschiedenen Deppen nicht behaupten kann, die halten sich hartnäckig und konstant, meint er in einem Nebensatz.

Er versichert glaubwürdig, dass er das Gesagte nicht ernst gemeint hätte, er sei zum „Umbringen“ im nüchternen Zustand gar nicht fähig.  Das bisschen Alkohol verfliegt ja wieder!

War der Richter nun ein „echter Wiener“, erinnerte er sich an den „Lieben Augustin“ oder hat ihm die Logik des Tirolers überwältigt? Anstelle den Strafrahmen bis zu einem Jahr auszuschöpfen, verurteilt er den Mann zu vier Monaten bedingt.

„Und halten Sie sich vom Alkohol fern!“

 

Der Angeklagte hat das mit Nicken zur Kenntnis genommen und verabschiedet sich mit

„A schens Tagerl wünsch i no“

 


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Dienstag, 23. März 2021

Das Bett, Erotik

 

Das Bett

 von Joana Angelides




Da steht es, mitten im Raum. Dieses riesige Bett, mit den seidenen Laken. Eigentlich könnten hier auch drei Personen bequem Platz finden.

Ich umrunde es schon das dritte Mal und berühre mit meinen Fingerspitzen die kühlen, glänzenden Laken.
Es ist eigentlich ungewöhnlich für ein Bett, so mitten im Raum zu stehen, doch wir sind auch nicht in einem gewöhnlichen Hotel, sondern in einem sehr teuren, exklusiven Hotel in Bahrein.
Und ich habe die Aufgabe für meine Zeitung einen Bericht über diesen Nächtigungstempel zu schreiben.

Die Vorderfront des Raumes ist offen und läßt die Augen über die Weite des Meeres gleiten, nur weiße durchsichtige Schleier wehen im leichten Wind, befestigt mit großen Ringen aus Messing (oder sind sie aus Gold?) an den Vorhangstangen.

Die Fußböden sind aus weißen Marmorplatten, die mit goldfarbenen Metalleisten verbunden sind. Tischchen, Elefanten darstellend, mit Rauchglasplatten tragen Schüsseln mit Obst. Wasserkaraffen stehen herum. Große Bodenwasen beinhalten weiße große Liliengewächse und Windspiele erwecken Fantasien.

Ob ich mich einfach einmal auf dieses Bett setzen darf?
Ich drücke es leicht hinunter und spüre elastischen Widerstand. Mein Po hinterläßt eine kleine Verschiebung sowie Fältchen auf dem Laken und ich streiche es wieder glatt.
Eigentlich kann man alles ganz leicht wieder ungeschehen aussehen lassen.

Ich werde mutiger und entschließe mich, mich quer über dieses überdimensionale Bett zu legen. Ich lege mich auf dem Rücken und blicke hinauf in den Himmel. Der Himmel besteht aus ebenfalls weißen Schleiern, die zusammengefaßt von einer in der Mitte sich drehenden Kugel gehalten werden. Die Kugel besteht aus vielen bunten Glassteinen und kleinen Spiegelstücken.

Sie beginnt sich langsam zu drehen und sendet kleine flimmernde Lichter aus. Von rückwärts umfassen mich plötzlich zwei starke Arme und ich habe das Gefühl, mein Kopf wird angehoben und zärtliche Finger verlieren sich in meinen Haaren.
Seltsam, ich dachte, dass ich alleine im Raum bin. Die Rezeption hat mir die Karte für das Türschloß ja alleine überlassen!
Aber, man sollte immer den Augenblick geniessen und daher schließe ich meine Augen und lasse diese Fingerkuppen meine empfindlichen Nervenenden massieren und reizen.
Das Blut schießt in den Kopf und erweckt ein Rauschen, das aber auch vom Meer vor der Terrasse sein kann.

Ich drehe mich ein wenig seitwärts, hebe meine Arme über den Kopf, ziehe die Beine etwas an und lasse diese Hände an meinen Hüften abwärts, bis zu den Kniekehlen streichen.
Die Kugel da oben dreht sich scheinbar schneller und ich höre im Hintergrund helle Glöckchen eine Melodie spielen.
Flüstern da warme Lippen etwas in mein Ohr? An sich ist es egal, was es ist, es klingt aber unglaublich zärtlich. Ich strenge mich an, die Worte zu verstehen, aber es gelingt nicht. Vielleicht ist es aber auch arabisch? Egal, es klingt wunderbar.

Hundert Hände meine ich auf meinem Körper zu spüren, das dünne Kleid kann nichts abhalten, ich genieße es.

Sehe ich da so einen kleinen Diener, der mit einem großen Fächer aus Pfauenfedern die Luft ein wenig bewegt?
Eine mit bunten Ringen bestückte kräftige Hand reicht mir eine Karaffe mit kühlem Orangensaft und eine andere Hand steckt mir süße kleine Fruchtstücke in den Mund.
Irgendwie ist mir mein dünnes Kleidchen abhandengekommen und ich spüre nun das kühle Laken auf meiner nackten Haut.

In den darauffolgenden Stunden, oder waren es Tage, wird diese Haut jedoch einige Male zum Glühen gebracht, mein Inneres explodieren und die Glöckchen immer lauter.

Ich sehe Sonnenuntergänge, aus dem Meer wieder auftauchende Sonnenscheiben, vorbei ziehende Boote und höre schwermütige Gesänge der Fischer.

Mein Körper bewegt sich auf den kühlen Laken, wird bewegt, gedreht und gehoben, die Polster verändern ihre Position, Schleier des Baldachins senken und heben sich.

Tiefe Schlafphasen wechseln mit hellwachen Momenten in denen ich mit Getöse gemeinsam mit dem Wasserfall in die Tiefe stürze.

Das Läuten des Telefons reißt mich aus meinen Träumen, oder war es kein Traum?

Es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass ich auf diesem Bett liege, hinauf starre in den Baldachin und die sich drehende Kugel bewundere.

Endlich habe ich den Hörer gefunden und melde mich mit heiserer Stimme.
Die Rezeption wollte nur wissen, wie lange ich noch zum fotografieren brauche. Noch eine Weile, ich habe noch gar nicht angefangen!

Zuerst aber muss ich mein Kleid wieder anziehen und meine Frisur in Ordnung bringen.

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Eroberung im Sturm, Erotik

 

Eroberung im Sturm

von Joana Angelides

 


Susanne freute sich schon auf den Besuch ihrer Freundin Melanie. Sie hatten sich schon sehr lange nicht gesehen. Seit Susanne geheiratet hat, lebte sie in einer anderen Stadt und sie telefonieren mehr, als sie sich sehen können.

Susanne seufzt. Wie glücklich sie doch war, damals in den ersten Jahren ihrer Ehe. Paul war ein sehr zärtlicher Ehemann, liebte sie und begehrte sie.

Er betonte immer, wie er ihre schlanke, aber doch sehr frauliche Figur mit den ausgeprägten Brüsten und ihren etwas betonter Hüftlinie liebe. Er berührte sie gerne und die Abende und Nächte waren sehr reizvoll und erfüllend.

Doch im Laufe der Jahre wurde alles zur Selbstverständlichkeit und die gewohnte Entspannung und Befriedigung stellte sich immer seltener ein. Susanne lag oft wach, horchte dem ruhigen Atem ihres Mannes nach und sehnte sich nach Berührung und Befriedigung.

Ihre zaghaften Berührungen stießen selten auf Reaktionen. Ihre Begegnungen wurden immer seltener und kürzer.

Eine attraktive Frau wie Susanne, mit ihren langen dunklen Haaren, den verträumten Augen und der ausgeprägt fraulichen Figur, bekam natürlich immer wieder Angebote, war Ziel von begehrlichen Männeraugen.

Doch sie wollte eigentlich nur immer von ihrem Mann begehrt werden. Langsam resignierte sie.

Sie blickte in den Spiegel. Wie sah sie denn heute aus?

Gut sah sie aus, fand sie selbst und lächelte ihr Spiegelbild an. Sie hatte eine geblümte Bluse mit tiefem Ausschnitt, der ihren üppigen Brustansatz betonte. In der Taille eng und ihre Hüften betonend. Der rostbraune, längere Rock fiel leicht um ihre Hüften und am Po hinunter und lief glockig aus. Man konnte die schwarzen hochhackigen Stiefel gerade noch sehen. Die langen, glatten Haare fielen ihr über die Schultern auf den Rücken und waren ein schöner klassischer Rahmen für ihr Gesicht. Alles in allem, eine attraktive Anfangsvierzigerin mit einem ovalen, schön geformten Gesicht.

In diesem Moment fuhr das Taxi vor und ihre Freundin stieg aus. Der junge Mann in ihrer Begleitung war wohl Joachim, der Sohn ihrer Freundin, den sie das letzte Mal gesehen hatte, als er zehn war.

Es schien ihr fast unglaublich, wie sich der junge Mann entwickelt hatte, er mußte 1,90 m groß sein, hatte eine durchtrainierte, schlanke Figur, seine Bewegungen waren ausgewogen und hatten etwas von einer Wildkatze an sich. Die Haare waren tiefschwarz, kurz geschnitten und sehr dicht.

Susanne stand am Balkon ihrer Wohnung und rief freudig ein Willkommen hinunter.

Beide, Mutter und Sohn blickten nun zu ihr empor und winkten ihr zu.

Sein Blick traf sie wie ein Blitz. Was war los, wieso ließ sie dieser Blick erschauern? Das war doch lächerlich, sie könnte seine Mutter sein.

Der Abend verlief harmonisch, die beiden Frauen hatten sich eine Menge zu erzählen. Joachim beteiligte sich an der Unterhaltung nur spärlich, warf hin und wieder einen Satz ein. In der übrigen Zeit sah er Susanne mit seinen aufmerksamen Augen unverwandt an, sodass sie unruhig wurde.

Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass Melanie nicht bleiben konnte, da sie eine dringende geschäftliche Angelegenheit erledigen mußte und bat Susanne, Joachim für einige Tage bei sich aufzunehmen.

Sie einigten sich darauf, dass Susanne mit ihm einige Ausflüge in die nähere Umgebung machen wird und sie auch ein wenig die nahe Stadt erkunden werden.

Sie hatten viel Spaß miteinander, Joachim entpuppte sich als sehr humorvoll und zuvorkommend.

Den Ausflug in die nahe Stadt hatten sie sich für den letzten Abend vorgenommen

Susanne wollte zwei Einbettzimmer im voraus telefonisch bestellen, doch war das nicht so einfach. Die Mittelklassehotels waren alle ausgebucht und die anderen Hotels, die in Frage kamen, waren sehr teuer.

Sie konnte aber dann doch noch in einem ihr bekannten Hotel zwei Zimmer bekommen und dem Ausflug in die Stadt stand kein Hindernis mehr im Wege.

Nachdem sie einige Sehenswürdigkeiten hinter sich und auch zu Mittag gegessen hatten, schlenderten sie nur mehr auf der Promenade dahin und besuchten zuletzt eine Diskothek. Es war der ausdrückliche Wunsch Joachims, den sie letztlich dann akzeptierte. Ihr Einwand, dass sie nun doch aus diesem Alter heraus sei, wischte er mit einem Lachen und einen kleinen Kuss auf ihre Wangen weg.

"Wer? Du? Du bist jünger als so manches Mädchen in meinem Alter!", Sagt er lachend. "Und wesentlich hübscher auch noch dazu!"

Dieser Satz trieb ihr ein wenig Röte ins Gesicht, was sie sehr wütend machte.

Und nun waren sie in diesem Hotelzimmer, das zu allem Überfluß auch noch dazu ein Doppelbett, hatte. Ihre Reklamation nützte nichts, es gab kein anderes Zimmer. Die beiden bestellten Einzelzimmer wurden irrtümlich vergeben.

Sie stand nun im Badezimmer vor dem Spiegel und betrachtete sich eingehend. Eigentlich war sie aus dem Alter heraus, sich von einem achtzehnjährigen Teenager den Hof machen zu lassen, aber gefallen hatte es ihr schon, mußte sie lächelnd zugeben.

Doch wenn sie gewusst hätte, dass sie mit Joachim ein Zimmer teilen mußte und das auch noch in einem Doppelbett, sie hätte sie sich zumindest einen Pyjama mitgenommen, hochgeschlossen und mit langen Ärmel.

Das rote Seidennachthemd, welches sie eingepackt hatte, hatte an beiden Seiten einen langen Schlitz der bis zum Ende des jeweiligen Beines offen war. Es umspielte ihren Körper und ließ die Konturen mehr als nur erahnen.

Sie hatte eigentlich keine anderen Nachthemden, sie liebte Seide und liebte es auch, aufreizende Dessous zu tragen.

Susanne spürte seine Blicke, als sie das Badezimmer verließ. Sie wußte, dass das Licht des Badezimmers im Rücken hindurch schien und ihre Beine bis hinauf zur Scham zeigten.

Er lag auf dem Bett, nur zugedeckt mit einer leichten, dünnen Decke und hatte den Kopf auf die linke Hand aufgestützt. Er sah sie voll an und seine Augen schienen im Halbdunkel des Zimmers zu brennen. Das Licht der Lampe auf dem Nachtkästchen warf ihren Schatten auf seine Augen und ließ seinen Mund, der ein wenig geöffnet schien, in vollem Licht erscheinen.

Susanne spürte, wie die Luft plötzlich zu knistern begann, sie spürte unsichtbare Funken auf ihrer Haut sich entzünden, es war ihr, als würde sie brennen, ohne dass es schmerzte.

Dieser Blick aus seinen großen dunklen Augen unter dem schwarzen, kurzgeschnittenen Schopf der seine Stirn krönte, erinnerte sie plötzlich an Paul, als sie noch verliebt waren und solche Stunden in eine leidenschaftliche Begegnung umwandelten. Sie waren nachher atemlos und erschöpft nebeneinander eingeschlafen. Doch das war sehr lange her.

Sie löschte das Licht im Badezimmer nicht. Es drang in das Zimmer als langer, schmaler Streifen ein und sie stellte ihn sich als Pfeil in ein unbekanntes Abenteuer vor.

Sie mußte Lächeln. Die Anwesenheit eines so jungen, vom Leben noch unverbildeten jungen Menschen löste scheinbar bei ihr verkrustete Empfindungen aus früheren Zeiten aus.

Langsam sich ihrer Wirkung bewußt, ging sie auf das Bett zu und setzte sich mit angezogenen Beinen auf die Decke. Sie schlang ihre Arme um ihre Knie und blickte ihn an.

Seit Susanne das Badezimmer verlassen hatte, fiel zwischen ihnen beiden kein einziges Wort. Die Stille war fühlbar.

Das halb abgedeckte Licht der Nachttischlampe, traf nun auch auf sie.

Dadurch, dass sie aufrecht saß, bedeckte der Schatten ihr ganzes Gesicht und endete als halbrunder Kreis genau über ihren Brüsten.

Dass Rot der unregelmäßigen Spitzen am Ausschnitt des Nachthemdes hoben und senkten sich wie kleine lodernde Flammen, bewegt durch ihren nun unregelmäßigen, fliegenden Atem.

Langsam bewegte sie ihre Zehen wie zufällig und spürte, wie seine Blicke genau darauf fixiert waren und nun langsam entlang ihren Beinen nach oben glitten. Sein Blick blieb an der Falte in der Beuge ihrer Beine eine Weile haften, dann glitt er langsam nach oben und verweilte an ihren üppigen Brüsten.

Durch die rote Spitze hindurch schimmerten rosa ihre Brustspitzen, zwischen denen nun sein Blick hin und her wanderte.

Nun schien er doch ein wenig aus dem Gleichgewicht zu kommen. Seine Zunge befeuchtete die Oberlippe und seine großen dunklen Augen hefteten sich fest an ihr Gesicht, als wollten sie sich da festhalten.

Als sich ihrer beiden Blicke begegneten fühlte sie sich ihm wie ausgeliefert, mit Ketten an ein Bett gefesselt.

Obwohl er sich nicht bewegte, hatte sie den Eindruck, er streife ihr das Nachthemd hinunter und in diesem Augenblick fühlte sie sich total nackt.

Schon während des ganzen Tages, im Café und auch beim Einkaufsbummel bemerkte sie seine Blicke, wich ihnen aus, obwohl sie mehrmals errötete. Er quittierte es jedesmal mit einem kleinen Lächeln.

Mit seiner freien rechten Hand schob er nun plötzlich die Decke weg und lag vollkommen nackt vor ihr. Er war erregt und diese Tatsache verdeutlichte sich an seinem erigierten Penis.

Susanne fühlte sich ertappt, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

"Komm, ich will dich!" Seine Stimme war ruhig, allerdings dunkel vor Erregung. Er streckte seine rechte Hand nach ihr aus und wie von unbekannter Macht getrieben stand sie auf und setzte sich auf sein Bett.

Sein ganzes Verhalten war von verhaltener Erotik. Trotz seiner achtzehn Jahre war er keinesfalls unerfahren, er wußte was er wollte und worauf es ankam.

"Aber.......", sie wußte plötzlich nicht mehr, was sie einwenden wollte oder sollte.

Er ließ ihr auch keine Zeit für Überlegungen, hatte sie schon an den Armen ergriffen und zog sie langsam zu sich hinunter.

Er selbst lag nun auf dem Rücken, seine Augen hielten sie fest und dann trafen sich ihre Lippen. Es war wie ein Blitz, der von ihrem Scheitel bis zur Fußsohle durch sie hindurch fuhr.

Sie lag nun auf ihm und durch die dünne Seide hindurch spürte sie, wie sein Penis pochte, seine Erregung stieg.

Sie löste sich von seinen Lippen und richtete sich auf. Nun saß sie rücklings auf seinen jugendlich durchtrainierten Schenkeln und blickte auf ihn herab. Seine Hände fuhren langsam an ihren Beinen hinauf und verschwanden unter ihrem Nachthemd. Sie spürte die Wärme seiner Hände, die trotz seiner Jugend sehr wissend zu sein schienen. Sie fuhren hin und her und blieben dann in ihrer Beuge liegen. Er übte einen leichten Druck aus und hob ein wenig sein Becken.

"Zieh das aus!" Er deute mit seinem Kopf auf ihr Hemd.

Magisch beeinflußt von der Selbstverständlichkeit, wie er sie behandelte, zog sie das Hemd über ihren Kopf.

Sie spürte den Widerstand den ihre Brustspitzen auslösten, als der Stoff darüber glitt und er verursachte ein heftiges Gefühl in ihren Lenden.

Sie beugte sich nun über ihn, öffnete ihre Beine und schwebte einen Moment über seinem Penis, bevor sie sich langsam auf ihn senkte.

Sie ließ ihn aber nur einige Zentimeter eindringen, hob ihr Becken wieder und verweilte einige Sekunden genau auf seiner Spitze.

Seine Augen waren geschlossen, seine Zunge benetzte wieder seine Oberlippe und sein Atem wurde schneller.

Sie kreiste langsam mit dem Becken und senkte sich dann wieder über ihm.

Nun faßte er sie wieder an den Hüften, als wollte er sie daran hindern, sich wieder zurück zu ziehen.

Sie spürte, wie ihr ganzer Körper in den Zustand eines Vulkans kam, sich der Ausbruch der Lava im Hintergrund ankündigte.

Wie von unbekannten Wesen gehetzt, durch düstere Welten getrieben und auf ungeahnte Höhen, auf dem Rücken eines ausgebrochenen Hengstes sitzend, gejagt, begann sie ihn plötzlich zu reiten. Unbarmherzig, sein Stöhnen und Flüstern mißachtend. Seine Hände krallten sich in das Laken, sein Kopf hob und senkte sich, als wollte er fliehen. Doch er war gefangen, gehalten von den starken Schenkeln seiner Reiterin.

Sein Stöhnen klang wie das Keuchen eines aus der Koppel ausgebrochenen und von einer Meute verfolgten, Pferdes. Es schien als würden seine Lenden bluten, seine Mähne flog und sein Körper war schweißgebadet.

Sie spürte das Aufsteigen der sich ankündigten Entladung. Sie begann zu glühen, ihre Muskeln begannen zu vibrieren und sich zu versteifen. Sie verspürte jeden Stoß in ihrem Inneren, an den sich im Krampf bewegenden Seitenwänden ihrer Vagina, dem einen Punkt, der sie immer wieder zum Wahnsinn trieb.

Als der unter ihr liegende, glühende, zitternde Körper sich ebenfalls zu versteifen begann, sich die Explosion ankündigte, geschah es auch in ihrem Körper zu erzittern, sie warf den Kopf zurück, ihre Hände krallten sich in die seinen und ihren beiden Höhepunkt entlud sich gleichzeitig.

Es war einer jener Höhepunkte, bei denen man denkt, man selbst ist ein Lichtbogen zwischen zwei Punkten in einem Hochspannungswerk

Solche Höhepunkte, die den Körper mit unglaublicher Wucht treffen, ihn haltlos werden lassen und hin und her werfen, sind es dann aber auch, die einen fast den Verstand rauben.

Sie fiel über ihm zusammen, spürte seine Vibrationen, das Nachklingen in ihrem Körper und war unglaublich glücklich. Nur eben glücklich, gelöst und in einem wunderbaren erschöpften Zustand.

Sie spürte seine etwas zittrige Hand in ihrem langen Haar, wie sie langsam auf und abfuhr, ihre Kopfhaut mit den Fingerspitzen massierte.

Das Licht der Nachttischlampe lag auf ihren Körpern, nur die Gesichter lagen im Halbdunkel.

                                                                  *******

 Als Melanie am nächsten Tag wieder kam um ihren Sohn abzuholen, ging alles sehr schnell und die beiden hatten nur wenige Augenblicke um sich zu verabschieden.

Sie blickten sich an und in ihren Augen war ein kleines Feuer, tief drinnen, das brannte.

Sie lächelten sich an und plötzlich war die vergangene Nacht zur unvermeidlichen Selbstverständlichkeit geworden. Sie werden sie bewahren.

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Freitag, 19. März 2021

Alte Puppe im neuen Kleid, Kurzgeschichte, nostalg.

 

Alte Puppe im neuen Kleid

von Joana Angelides


 

Doreen hatte schon länger vor, ihr altes Kinderzimmer im Hause der Eltern zu durchforsten und alles, was nun nicht mehr gebraucht wurde, wegzuwerfen, oder zu verschenken.

Zugegebener Maßen hing sie doch sehr an diesem Zimmer, obwohl sie es ja schon lange nicht mehr benutzte. Sie hatte ihr eigenes Haus in der Nähe der Eltern mit einem wunderschönen Garten und die Kinder hatten nun auch ihr eigenes Kinderzimmer.

Vater wollte sich schon lange einen kleinen Bastelraum da einrichten und nun, da er in Pension ging, wurde die Sache dringend.

Mit einem großen Pappkarton und eisernem Willen nun die Sache wirklich anzugehen fuhr sie vor dem Haus der Eltern vor.

Sie betrat das Zimmer immer mit einem Anflug von Nostalgie. Hatte sie doch hier ihr eigenes Refugium, träumte hier ihre Jungmädchenträume und weinte auch so manche Enttäuschung in ihre Kissen.

Als erstes musste einmal dieser Kasten mit all ihren alten Spielsachen ausgeräumt werden.

Sie öffnete die Türen und begann im obersten Fach und arbeite sich langsam nach unten.

Da lagen sie, die kleinen und großen Bären, die sie einst gesammelt hatte. Einige hatten nur mehr ein Auge und bei Florian, dem Bären mit der Lederhose, fehlte sogar ein Bein. Sie wußte gar nicht mehr, wann er dieses verlor. Sie trennte nun die Bären die noch in Ordnung waren, von den anderen und legte sie in den vorbereiteten Karton. Die mit Defekten legte sie auf die Seite.       

Oh, da war ja der große Nussknacker, den ihr einmal Onkel Edi in der Vorweihnachtszeit mitbrachte und sie sich beim ersten Mal Nüsse knacken gleich in den Finger gezwickt hatte. Heulend lief sie damals zur Mutter, die den Nussknacker dann gleich in Verwahrung nahm.

Ein Stück nach dem anderen landete nun in dem Karton oder daneben, je nach Zustand und Aussehen.

Der kleine Husar fehlte gar nichts, er war noch genau so schön, wie ehedem. Sie glaubte sogar, wenn sie ihn genau ansah, dass er ihr zuzwinkerte. Sie musste unwillkürlich lächeln. Er sah ihrer ersten Liebe aus der Parallelklasse ähnlich und durfte damals ab sofort auf ihrem Nachtkästchen stehen. Sie war immer überzeugt, dass er wusste wiesDie kleine Schmuckkassette mit der Tänzerin oben drauf stand ganz rückwärts in der Ecke, dort wo auch der schmucke Husar stand. Eigentlich sollte sie sich bei Musik drehen, wenn man den Deckel aufmachte, aber der Schlüssel, mit dem man das Spielwerk aufzog, ging verloren und so verlor sie auch das Interesse an diesem Spielzeug. Sie legte die Kassette zu den defekten Sachen, die entsorgt werden sollten.

Doch, was war das? Im Karton gab es ein polterndes Geräusch. Der kleine Husar hatte sich scheinbar aufgerichtet und lugte nun aus dem Karton heraus auf die kleine Tänzerin mit ihrer Kassette. Rann ihm nicht auch eine kleine Träne übers Gesicht?

Doreen schüttelte den Kopf und lächelte über ihre Fantasie. Sollte sie nun, als erwachsene Frau sentimental werden? Papperlapapp......

Sie legte den kleinen Husaren wieder auf seinen Platz im Karton und wandte sich den anderen Dingen zu.

Oh, da war noch die alte Porzellanpuppe, mit den sich schließenden Glubschaugen und den Echthaarzöpfen. Sie betrachtete sie genauer. Eigentlich hatten ihre blauen Glasaugen jeglichen Glanz verloren. Woran lag das wohl? Vielleicht waren sie auch im Laufe der Zeit schmutzig geworden. Sie befeuchtete ihren Zeigefinger und wischte über die Augen. Na, also sie glänzten ja wieder. Doch als die Augen wieder trocken waren, war der Glanz wieder weg. Sie blickte eigentlich traurig vor sich hin. An sich hatte sie allen Grund, denn das Kleid, das sie anhatte war schon sehr abgetragen und fleckig, der Kragen abgerissen und vorne am Kleid fehlten drei Knöpfe. Und außerdem fehlte ihr ein Schuh!

Sie erinnerte sich, dass sie mit dieser Puppe seit ihrer frühesten Kindheit nicht mehr gespielt hatte. Früher nähte Mutter jedes Jahr ein neues Kleid und die Puppe lag, zu ihrer hellen Freude immer wieder neu eingekleidet unter dem Weihnachtsbaum. Doch irgendwann gab es dann Puppen mit Plastik-Gesichtern, die auch sprechen konnten oder Barbie-Puppen, wie sie alle Mädchen hatten, die etwas auf sich hielten und die gute alte Gliederpuppe mit den wunderschönen Glasaugen und Echthaarzöpfen wurde unmodern und landete im Kasten irgendwo, ganz hinten.

Sie hielt die Puppe noch immer in Händen während ihr all diese Gedanken durch den Kopf gingen. Sie hatte direkt ein schlechtes Gewissen.

Was wäre wenn.......

Sie legte die Puppe auf ihr altes Bett und nahm sich vor, nachzudenken was sie wohl mit der Puppe machen könnte. Es widerstrebte ihr, sie wegzuwerfen. Aber sie wollte sie auch nicht an fremde Menschen verschenken, die sie vielleicht dann doch wegwarfen, weil sie eben nicht der derzeitigen Mode entsprach.

Und wieder gab es ein Geräusch um Karton und seltsamer Weise stand der kleine Husar schon wieder aufrecht und blickte vom Kartonrand hinunter zur Tänzerin. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu!

Sie hob die Kassette wieder auf und betrachtete sie aufmerksam. Es war eine sehr schöne Handarbeit, Einlegearbeit an den Seiten und die Tänzerin war aus Porzellan.

Sie beschloß, das kleine Kunstwerk doch zu behalten und legte es neben die alte Puppe.

Es dämmerte schon, als sie beschloß, für diesen Tag ihre Arbeit zu beenden und in den nächsten Tagen weiter zu machen.

Es waren nur mehr zwei Tage bis Weihnachten und das Haus strahlte im weihnachtlichen Glanz. Es fehlten nur mehr der Weihnachtsbaum und der Mistelzweig über dem Eingang zum Wohnzimmer.

Seit einigen Tagen war Doreen damit beschäftigt, für die alte Puppe, die sie aus dem Elternhaus mitgebracht hatte, ein neues Kleid zu nähen und auch die Frisur in Ordnung zu bringen. Sie flocht die Haare neu zu einem dicken Zopf, es sah sehr elegant und wunderschön aus. Sie hatte in einem kleinen Geschäft in der Innenstadt sogar neue Schuhe für die Puppe gefunden. Sie zupfte noch einmal an den gebauschten dunkelroten Samtärmel der Puppe herum und betrachtete sie liebevoll. Sie hatte ihr auch neue Unterwäsche genäht und die Spitze blitzte unten am Rock hervor.

Hoffentlich wird sie Barbara auch gefallen, sie hatte noch nie eine solche Puppe besessen.

Die Kassette mit der Tänzerin stand auf der Kommode in ihrem Schlafzimmer und der schicke kleine Husar stand daneben. Sie erweckten unerklärlicher Weise den Eindruck, dass sie zusammengehörten. Immer, wenn sie die beiden anschaute, musste sie lächeln. Sie musste über sich selbst lächeln und dass sie sich eine so romantische Ader erhalten hatte, all die Jahre hindurch.

Der Weihnachtstag war von Nervosität geprägt. Barbara schlich den ganzen Tag um die geschlossene Wohnzimmertüre herum und horchte auf jedes Geräusch das sie drinnen hörte. Paul saß betont gelangweilt in seinem Arbeitszimmer und las die Zeitung und versuchte seine Geschenke wie von ungefähr vor ihr zu verbergen und Doreen selbst kämpfte in der Küche mit der Zubereitung für das Abendmenue.

 Irgendwie kam der lang ersehnte Abend dann doch, alle waren endlich dem Anlass entsprechend umgezogen. Die Großeltern kamen endlich an und Barbara stand erwartungsvoll und von einem Fuß auf den anderen steigend, vor der Wohnzimmertüre. Für ihre fünf Jahre war sie ein sehr aufgewecktes liebes Ding, das nur einen Fehler hatte, sie hatte keine Geduld. Noch dazu wo sie durch die Türe Geräusche hörte, Papier rascheln, und sogar leise Glöckchen zu hören waren.

 Als die Türe endlich aufging, der wundervoll geschmückte Baum in hellem Licht erstrahlte und das unvermeidliche „Stille Nacht, Heilige Nacht“ ertönte, war sie nicht mehr zu halten. Sie stürmte hinein und blieb mit einem lauten „Oh“ verzückt vor dem strahlenden Baum stehen.

Ihre großen Augen strahlten und der kleine Mund blieb offenstehen.

 Dann ging sie langsam Schritt für Schritt weiter, bis sie sich plötzlich besann und anscheinend von allen Geschenken Besitz ergriff. Sie riß ungeduldig die Verpackungen auf und besah sich die Inhalte.

Bis sie plötzlich die Puppe sah. Sie lehnte an einem der großen Pakete und sah wie immer traurig in den Raum.

Doreen dachte insgeheim, dass es eigentlich undankbar von ihr war, wo sie doch neue Kleider bekommen hat, eine neue Frisur und neue Schuhe.

 Barbara ging auf die Puppe zu, blickte sie forschend an und dann hob sie sie auf.

Sie hielt sie vor sich her, hob ihren weiten Rock und betrachtete die Spitzenunterwäsche genau, dann legte sie die Puppe in ihren Arm, bemerkte, dass sich die Augen je nach Lage der Puppe öffneten und schlossen und ganz impulsiv küsste sie sie.

 „Mama, schau, sie kann die Augen auf und zu machen! Und sie ist wunderschön. Noch nie sah ich so eine wunderschöne Puppe! Wie soll ich sie den nennen, sie braucht doch einen Namen?“ Doreen war richtig erschrocken. Ja, wie nannte sie sie denn, damals als es noch ihre Puppe war?

 „Ich finde, Isabella, ja Isabella ist ein schöner Name, oder was meinst du?“ Ja, genauso hatte sie sie damals genannt.

„Ja, Mama, ich werde sie Isabella nennen!“ Barbara war begeistert. Anscheinend hatte sie all die anderen Spielsachen vergessen, denn sie hielt die für sie neue Puppe den ganzen Abend im Arm, ja sie nahm sie sogar mit in ihr Bettchen, als sie endlich ganz müde und erschöpft einschlief.

„Na, Isabella, glücklich?“

Als Doreen die beiden zudeckte, machte die Puppe, obwohl sie lag, die Augen auf und Doreen hatte den Eindruck, dass sie sie anlächelte.

 

 Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

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Mittwoch, 17. März 2021

Der schwarze Tod!, unheimlich

 

Der schwarze Tod.

Yersina pestis

 


Kapitel  1

Wenn unter Städten, die Jahrhunderte Geschichtsträchtiges erlebt haben, sich Erdschicht auf Erdschicht  gebildet hat, plötzlich mit Baggern und Maschinen eben diese Erdschichten aufgegraben und abgehoben werden, werden Kräfte frei, die sich das menschliche Gehirn gar nicht vorstellen kann und auch gar nicht möchte.

In hochmodernen Bürohäusern werden auf dem Reißbrett Pläne und Skizzen geschaffen, die in die Tiefen dieser niemals toten, nur oberflächlich schlafenden  Unterwelt, das Eindringen planen, um Tunnels und U-Bahnen zu bauen.

Die Menschen in der pulsierenden österreichischen Hauptstadt Wien hatten keine Ahnung, welche schrecklichen Kräfte bereit sind, aus den  Höhlen und natürlichen Gefängnissen auszubrechen um sich an der Oberfläche auszubreiten und Tod und Verderben zu bringen. Der Bau des U-Bahnnetzes weckte diese lauernden Kräfte und dunklen Geschöpfe jäh aus ihrem Halbschlaf.

Unter dem Dom zu St.Stephan verbergen sich Gewölbe aus frühchristlichen Zeiten. Gebeine wurden bei Grabungsarbeiten oder Umbauten immer wieder zu Tage gefördert, sodass sich die Arbeiter aus Aberglauben und Angst oft weigerten noch tiefer in die unübersichtlichen Gänge und  Höhlen vorzudringen.

Bereits im Jahre 1137 n.Chr. wurde der Dom zu St.Stephan urkundlich erwähnt, doch ergaben spätere Forschungen, dass bereits seit dem Jahre  800. hier eine Kirche bestand, auf deren Grundmauern dann die heutige Kirche zu stehen kam.  Die Archive der Kirche sind  nicht für Jedermann zugänglich und es ist in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder gelungen, stattgefundene,  unheimliche Begegnungen oder unerklärliche Ereignisse oder Erscheinungen geheim zu halten.

Manche Menschen vermeinten in mondlosen und stürmischen Nächten Grollen und Brüllen aus den Tiefen der Katakomben gehört zu haben, manche führten sogar  Todesfälle auf diese Wahrnehmungen zurück. Es kursieren unzählige, unheimliche und unerklärliche Geschichten und Sagen bis in die heutigen Tage.

Niemand hörte jemals auf die mahnenden Stimmen von Wanderpredigern, oder abtrünnigen Mönchen, die behaupteten,  dass das Böse schlechthin tief unter den Gassen und alten Häusern hause und immer wieder aus Spalten oder Ritzen entwich. Sie predigten Verdammnis und Tod, Strafe Gottes für gottloses Leben und hielten so die zahlreichen Geschichten im Bewusstsein der Menschen am Leben. Heerscharen von Ratten und der Schmutz in den Strassen der Städte taten ihr übriges dazu, um  das Ausbrechen von allerlei Krankheiten zu fördern.

Und so kam es im Jahre 1679 zum Ausbruch der Pest in Wien. Denn das Böse, eine körperlose schwarze Masse mit unendlich verlängerbaren Armen und gierigen Fingern, das sich durch die Erde wühlte, verzweifelt Ausgänge und Schächte nach oben suchte, brach zuerst in der „Leopoldstadt“, einem Vorort der damaligen Stadt Wien aus, infizierte Ratten und Ungeziefer und schickte die todbringenden Boten so an die Oberfläche.

Dadurch, dass die Seuche über einen längeren Zeitraum  im wahrsten Sinne des Worts, totgeschwiegen wurde,  starben rund 100.000 Menschen daran;  zuerst die Armen und Schwachen, bis sie dann schließlich auch die Salons und Paläste der Wohlhabenden erreichte und ausgiebige Ernte machte.

Ärzte  schilderten sie in den Annalen als eine „ Heimsuchung der Menschen  mit Beulen, Drüsen-Karfunkeln, braunen und schwarzen Flecken, riesigen aufplatzenden Beulen, gefüllt mit stinkendem Eiter und Blut“  Die Menschen in der Stadt waren voll Entsetzen und in Panik. Noch dazu lagen die Leichen  todbringend  oft tagelang  auf den Straßen,  denn es fehlte an Siechenknechten und Totengräbern.

Durch die engen Gassen der Altstadt, am Dom vorbei wälzten sich die Menschenmassen, mit Karren voller Leichen und begruben sie in den vor der Stadt vorbereitenden Gruben, die eilig ausgehoben wurden. Die Leichen wurden einfach hinunter gekippt und man eilte davon.

Mit gierigen Armen und geifernden Mäulern wurden die Leichen von den bösen Kräften und Gestalten der Unterwelt darin aufgenommen und  dienten dem Bösen als Nahrung und zur Vermehrung.

 

In den Nächten, so man sich ins Freie traute,  konnte man auf den noch offenen Leichengruben unheimliche, schwarze Gestalten und Schatten mit funkelnden Augen tanzen sehen

Diese Seuche konnte erst eingedämmt werden, als man begann, die Straßen und Häuser zu reinigen, keinen Unrat mehr  einfach aus dem Fenster zu werfen.

Da mussten sich diese bösen Kräfte wieder in den Untergrund zurückziehen und auf ihre neue Chance warten.

Es vergingen Jahrhunderte, in denen sie als drohende geifernde Gefahr unter unseren Füßen lauerten und auf die Gelegenheit, nach oben zu kommen warteten.

 

Der moderne Mensch verweist diese Dinge natürlich in der Reich der Fabeln und Sagen und setzt sich über alle Warnungen der Wissenden hinweg. Beim Bau der geplanten U-Bahn  wurden Baumaschinen, Riesenbagger und Erdbohrer eingesetzt und die Erde unter großem Getöse und intensiven Erschütterungen  aufgewühlt. In dem auftretenden Lärm und dem Getöse gingen das Fauchen und Stöhnen dieser unterirdisch lauernden Bewohner der Stadt unter.

Im Zuge der Bauarbeiten entstand vor dem Dom  ein riesiger Krater von ca. dreißig Metern Tiefe oder mehr. Es wurden Tonnen von Erde nach oben geschafft und mit ihr Extremente der Ratten und anderem Getier und Gewürm. Aus den entstandenen Erdspalten drang Ekel erregender Gestank in diese Luft und wurde von den Männern eingeatmet.

Auch als aus einem tiefen Hohlraum ein Heer von Ratten entwich, sich auf die Männer in den Overalls stürzten, wurden sie mit den modernsten Mitteln der Schädlingsbekämpfung getötet oder scheinbar vertrieben. Das Einzige was geholfen hätte, wäre Feuer gewesen, das wurde unterlassen! Rundum gingen die Menschen ahnungslos ihren Geschäften nach, saßen in den Kaffees und plauderten über Belangloses, während über ihnen der Hauch des Todes seine Bahn.                                                              

Kapitel 2

Erschrocken fuhr Sabine in die Höhe. Das Telefon läutete ausdauernd und furchtbar laut.

Sie blickte auf die Uhr neben sich. Es war kurz nach zwei Uhr morgens.

Im Halbschlaf griff sie nach dem Telefon.

„Ja, wer stört?“

„Sabine, hier ist Robert. Ich brauche deine Hilfe!“

„Weißt du, wie spät es ist? Hat das nicht Zeit bis morgen früh?“

„Nein, wir stehen vor einer Katastrophe, tausende Menschen sind gefährdet und es soll vertuscht werden.“

Sabine war inzwischen hellwach geworden, hatte das Licht angemacht und saß am Bettrand. Warum überraschte sie dieser Anruf nicht wirklich?  Es klang ganz nach Robert, immer dramatisch, immer enthusiastisch und immer übereifrig. Ein engagierter Journalist, der aber auch  immer wieder in neue Schwierigkeiten taumelte.

„Robert, bist du schon wieder dabei, etwas aufzudecken? Aber um Gottes Willen, wozu brauchst du da mich, und noch dazu so mitten in der Nacht?“

„Was weißt du über die Pest?“

„Die Pest?  Bist du verrückt, hast du kein Internet um da nachzusehen?“

„Sabine, wir haben die Pest mitten in Wien, es gibt Tote und Erkrankte und alles soll vertuscht werden!“

„Das wäre ja eine Katastrophe, aber ich habe bisher davon nichts gehört und sitze doch einigermaßen mitten im Geschehen.“

„Es gab bereits drei Tote, die bereits beerdigt wurden, es waren alles Feuerbestattungen und fünf Erkrankte liegen auf der Uni-Klinik auf der Isolierstation und werden mit Antibiotika behandelt.“

 „Und was steht auf den Totenscheinen?“ fragte Sabine.

 

 „Diphtherie, einfach Diphtherie. Ich habe keine Ahnung, was sie den Angehörigen über die näheren Umstände gesagt haben, ich finde es nur seltsam, dass alle drei Verstorbenen eine Feuerbestattung bekamen! Das können  doch keine Zufälle sein!“

Sabine dachte kurz nach.

„Wenn das stimmt, dann sind das tatsächlich zumindest seltsame Zufälle. Gibt es denn einen Zusammenhang zwischen den erkrankten Personen?“

„Ja, es sind ausschließlich Bauarbeiter und Techniker von der U-Bahn-Baustelle am Stephansplatz, die in derselben Nacht Dienst hatten.  Man hat heute Morgen die Arbeiten vorübergehend, zumindest für ein paar Stunden, ausgesetzt und die Baustelle gesperrt.“ Sagte Robert.

„Mit welcher Begründung?“

„Technische Probleme und Prüfung. Aber wenn sie Gerede vermeiden wollen, müssen sie sie bis spätestens morgen früh wieder öffnen!“

„Robert, ich habe da einen Studienkollegen, der arbeitet im Gesundheitsamt. Den werde ich anrufen, vielleicht weiß er irgendwas. Aber nicht jetzt, mitten in der Nacht, morgen früh! Gute Nacht!“

„Das kannst du dir sparen, sie mauern! Zieh dich an, ich hole dich ab und wir schauen uns das an Ort und Stelle an der  Baustelle direkt an“.

„Bist du verrückt? Da gibt es wohl Einiges, das dagegen spricht. Erstens wird die Baustelle sicher bewacht sein, zweitens könnte es für uns ebenfalls gefährlich sein, uns dort irgendwelchen Seuchen, es muss ja nicht gleich die Pest sein, auszusetzen; und drittens riskiere ich meine Anstellung im Labor der Uni-Klinik!“

„Also, wenn es  doch die Pest sein sollte, dann ist das alles völlig gleichgültig. Du wohnst keine hundert Meter von der Baustelle entfernt, kannst sie sogar sehen, und du bist sicher bereits infiziert! Wir steigen da einmal hinunter und nachher gehen wir in dein Labor und du spritzt uns ein Gegengift!“

Sabine musste lachen, ja so stellte es sich der kleine Moritz vor!

„Sabine, bitte versuche doch einmal, über deinen eigenen Schatten zu springen, hast du gar keine Eigeninitiative, keine Abenteuerlust?“

„Robert, du übertreibst wieder einmal maßlos! Aber OK, ich werde mir das mit dir ansehen, wie lange brauchst du, bis du hier bist?“

„Ich stehe vor deiner Haustüre, ziehe auf jeden Fall Gummistiefel an“, sprach Robert und klickte sich weg.

 

Seufzend erhob sich Sabine, nicht ohne einen sehnsüchtigen Blick auf den  Polster zu werfen und suchte ihre  Jeans und ein T-Shirt mit Jacke zusammen, zog auch  die erwähnten Gummistiefel an.

Ihre Wohnung lag tatsächlich im Zentrum der City, keine 100 Meter vom Dom entfernt.  Nachdenklich blickte sie in den Spiegel beim Stiegenabgang. Sollte   tatsächlich aus der Tiefe der Baugrube etwas so grauenhaftes wie die Pest entwichen sein  und einfach einige Menschen befallen haben?

Als sie vor das Haus trat, löste sich der Schatten  Roberts aus dem Torbogen  vom gegenüber liegenden Haus. Er war ebenfalls mit einer Jacke mit Kapuze und Gummistiefeln, sowie dem für Robert unvermeidlichen Fotoapparat bestückt.

 

Sie nickten sich stumm zu und Robert ging sofort in Richtung des schwach beleuchteten Platzes vor dem Dom.

 

Es war gespenstig ruhig, niemand war zu sehen. Sabine begann bereits zu bedauern, Robert nachgegeben zu haben. Aber irgendwie reizte das ihre Abenteuerlust und ihre Neugierde doch.

 

Robert gab den Weg vor. Er drückte sich an die Hausmauern gegenüber des Domes, um an seine Rückseite zu kommen. Dort war es dunkler als an der Vorderseite und dann lief er, geduckt über den kleinen Platz und drückte sich an die  Mauer der Kirche.

Sabine war stehen geblieben und blickte sich suchend um. Es war niemand zu sehen. Immerhin war es ja inzwischen fast drei Uhr morgens,

„Komm herüber“, rief Robert leise und winkte ihr zu.

Wie von Geisterhand gestoßen, lief nun auch Sabine geduckt zur Kirche hinüber und drückte sich ebenfalls an die Mauer neben Robert.

Sie schlichen sich nun, Robert voran, langsam zur Vorderseite und der Baugrube immer näher.

„Hörst du auch was?“, murmelte Robert

Tatsächlich konnte Sabine ein Geräusch wahrnehmen, es war  das schwere, mühsame Atmen eines Lebewesens, das anscheinend mit dem Tode ringt.

„Es ist der Hauch des Todes!“, flüsterte Robert.

„Sei nicht so kindisch, das wird ein Wind sein“, sagte Sabine, doch es kam auch ihr ein wenig unheimlich vor.

Sie hatten inzwischen die hölzerne Umrandung der Baugrube erreicht und blickten hinunter. Von hier oben erschien sie sehr tief und eigentlich drohend, musste Sabine zugeben.

Robert  hatte sich in der Zwischenzeit gebückt und war durch die Absperrung in den inneren

 Kreis der Baustelle vorgedrungen. Von einer Wache war nichts zu sehen. Nur die Baumaschinen, die am Grund der Grube standen, waren mit Warnleuchten schwach beleuchtet, man konnte kaum ihre Konturen sehen.

Ich muss verrückt sein, da mitzumachen!  Sabine schüttelte den Kopf über sich selbst, tat es Robert jedoch  gleich.

„Hier ist eine Leiter, komm und gib Acht, dass du nicht abstürzt!“ Robert war bereits die Leiter einige Sprossen abwärts geklettert.

Dieser dumpfe Ton des schweren Atems verstärkte sich. Es war auch ein leises, gleichmäßiges Klopfen zu hören. `Wie ein Herzschlag`, dachte Sabine nachdenklich, doch es war sicher nur eine Pumpe, die vielleicht irgendwo Wasser abpumpte, beruhigte sie sich gleich selbst.

Sie kletterten nun schweigend abwärts, bis sie endlich am Grund der Baugrube standen. Es erschien ihnen alles überwältigend,  überdimensioniert.

Sabine war nun froh, Roberts Ratschlag gefolgt zu sein und Gummistiefel anzogen zu haben, denn der Boden war feucht, mit Wasserlachen übersät und rutschig.

„Merkst du, dass die Luft hier schwer zu atmen ist und nach Verwesung riecht?“ Robert hatte seine Stimme gesenkt, als wollte er niemand wecken.

„Naja, ja irgendwie schon, aber wir sind ja eigentlich unter dem Niveau der Straße und da ist eben alles  feucht“, Sabine wiegte den Kopf hin und her.

 

Plötzlich nahmen sie ein seltsames Geräusch wahr. Es war als würde man eine große Menge von Menschen essen und schmatzen hören, als würden tausend Füße in eine Richtung laufen. Und da kamen sie, es mussten Hunderte sein. Es waren große, fast schwarze Ratten, ihre Augen leuchteten in der Dunkelheit. Sie kamen aus Erdlöchern, aus Spalten und hinter den Baumaschinen hervor. Es war, als würden sie nur auf sie gewartet haben. Die spärlichen Lampen der Notbeleuchtung machten, dass ihre Augen glühten.

Sabine und Robert ergriffen in ihrer Panik herumliegende Eisenstangen und Holzlatten und schlugen auf die Tiere ein. Sabine sah entsetzt, dass sich eines der

Tiere am Rücken von Robert festgekrallt hatte und schlug mit voll Wucht zu. Sie hätte Robert fast zu Fall gebracht, doch das Biest ließ doch los und sprang nach unten.

„Wir sollten schleunigst nach oben verschwinden“, rief Sabine. Doch die Ratten hatten sich nun am Rande der Grube zurückgezogen und blockierten den Weg zur einzigen Leiter, die aus der  Baugrube nach oben  führte.

Sie hatten sich gegenüber mit dem Rücken zur Wand gestellt und hielten ihre einzigen Waffen, die Eisenstangen und Holzlatten drohend erhoben in den Händen hoch.

„Sie sind klug, sie beobachten uns und warten auf ihre Chance!“, flüsterte Robert.

Das dumpfe schwere Atmen verstärkte sich kontinuierlich und drang von überall herbei, es kam aus den Wänden und Rissen und Spalten des sie umgebenden brüchigen Erdwalles. Aus verschiedenen Ritzen drang eine schwarze zähflüssige Masse, die sich am Boden formierte und langsam in ihre Richtung kroch.

„Was ist das?“, die Stimme Sabines war nun  schrill und man hörte, dass sie Angst bekam.

„Ich weiß es nicht, doch es stinkt schrecklich und scheint intelligent zu sein, es versucht, uns einzuschließen, uns hier festzunageln!“. Auch Robert spürte, wie  Panik und Kälte  langsam von seinen Zehen beginnend, seine Beine aufwärts krochen. Nun begannen die Ratten wieder diese schmatzenden Geräusche zu machen und es kam Bewegung in die homogene Masse der Tierleiber. Sie formierten sich wieder zum Angriff.

„Sie kommen, oh Gott, sie kommen wieder!“ Robert verlor nun ebenfalls völlig die Fassung und  versuchte in seiner Angst die feuchte, abbröckelnde Wand der Baugrube zu erklimmen

„Wir haben nur eine Chance, wenn wir vielleicht  die Baumaschinen erreichen und uns in einer der Kabinen einschließen könnten“, Sabine versuchte ruhig zu bleiben, „ich verstehe das nicht, du wolltest ja da runter und erforschen, was da lost ist und jetzt hast du Angst?“

 

 „Ja; du hast ja recht, aber ich erwartete nicht, so frontal damit konfrontiert zu werden. In den Baumaschinen sind wir nicht sicher, die sind nach unten hin offen.  Sag, wenn uns diese Biester beißen und infizieren, gibt es da ein Gegengift?“

„Ja, ja beruhige dich doch,  sollten sich die ersten Anzeichen von Pest zeigen. Husten und Bläschen im Mund, wird Antibiotika verabreicht und du kommst in Quarantäne.  Unbehandelt ist es sicher tödlich. Wahrscheinlich ging es den drei Toten aus irgendeinem Grund  so und sie wurden Tage vorher schon  von den Ratten gebissen. Man kann nur hoffen, dass sie niemand infiziert haben! Aber die, die in der Intensivstation liegen, werden sicher wieder gesund.“

Das wirkte beruhigend auf Robert.

Sie hatten inzwischen den großen Tunnel, der ins Erdinnere führte erreicht und drückten sich dort wieder an die Wand. Aus der Finsternis formierte sich plötzlich ein  schwarzer Schatten, der sich nach oben hin verbreiterte und nun drohend über ihnen, wie der berühmte Geist aus der Flasche,  schwebte.

 „Da vorne Sabine, siehst du das?“ flüsterte Robert.

„Ja, ich sehe einen Schatten, wie er sich vorwärts bewegt. Im Lichte der Taschenlampen verändert er seine Gestalt dauernd“, flüsterte Sabine zurück.

„Oh nein, es ist nicht das Licht, der Schatten verändert wirklich seine Gestalt. Manchmal ist er hoch aufgerichtet, dann wieder zerfließen die Konturen und sein unteres Ende bewegt sich  am Boden dahin. Es sieht aus, als wäre es eine homogene Masse, die  sich so fort bewegt“. Robert richtete den Strahl der Lampe wieder nach vorne. Keuchend machte er einen Schritt zurück und die Lampe entglitt seiner Hand. Diese schwarze homogene Masse hielt inne, drehte sich um und  aus der dunklen Masse  starrte ihnen ein Totenkopf aus leeren Augenhöhlen mit aufgerissenem Mund entgegen. Aus dem Mund kam grauer Schleim  heraus, der Hauch der Pestilenz lag in der Luft.

Die Arme des Schattens wurden dünner, aber dafür  länger und wuchsen ihnen entgegen, als würde er nach ihnen greifen wollen. Am Boden breitete sich diese dunkle teerähnliche Masse immer mehr aus und erreichte fast ihre Beine. Sie schrieen und wichen zurück, vergessend, dass draußen in der Baugrube die Ratten auf sie warteten.

Sie tasteten sich langsam  weiter und fanden plötzlich den Eingang in einen längeren Nebengang, in dem sie einbogen, von dem bedrohlichen Schatten sich fort bewegend

Hier war es dunkel und sie fühlten wieder diesen modrigen kühlen Luftzug an sich vorbei streifen.

„Oh, siehst du das Robert? Auch hier gibt es diese dunklen klebrigen Schatten, sie kriechen an den Wänden und am Boden entlang, sie ähneln suchenden Fingern. Sie kommen immer näher!“ Sabine war das Grauen anzusehen. Sah soll die Pest aussehen, wenn sie sich verbreitete, ihre Opfer suchte?

„Wir sollten doch versuchen wieder die Baugrube und die Leiter nach oben zu erreichen!“ flüsterte Robert.

 

Als sie hinaus liefen, war das schmatzende, geifernde Geräusch stärker geworden und sie blieben wie angewurzelt stehen. Die Tiere hatten ein Objekt für ihre Gier gefunden. Es war allem Anschein nach der Wachmann, der  die Baustelle zu bewachen hatte, der da am Boden lag. Die Tiere hatten sich in ihm verbissen, rissen Fleischstücke aus seinem Gesicht heraus, tranken das heraus quellende Blut an seinem Hals und waren  überall in seiner Kleidung, zwei dieser Bestien rauften  um einen Finger. Es war ein grauenhaftes Bild. Und über allem schwebten diese schwarzen Schatten, wogten bedrohlich hin und her. Es schien, dass sie sich an diesem Anblick weidete.

Die beiden ergriffen wahllos je eine jener  Eisenstange, die zahlreich herum lagen und versuchten die Tiere von dem Manne weg zu jagen. Doch wie es ihnen gelang, einige zu verjagen, waren sofort wieder  andere da. Sie mussten sich auch gegen Angriffe auf sich selbst wehren, die Situation schien hoffnungslos.

Sie versuchten es  auch mit Schreien, doch ohne Wirkung auf die Tiere.

„Robert, der Mann ist tot, wir müssen weg!“ schrie Sabine und zerrte nun ihrerseits den Freund am Ärmel

Dieser ließ die Eisenstange fallen und sie liefen so rasch als sie konnten zur Leiter, an der sie herabgestiegen waren. Als sie bereits einige Stufen erklommen hatten, blickten sie voll Angst zurück und sahen, wie aus dem großen Tunnel und auch aus mehreren kleinen Nischen und Spalten sich noch mehr  solche schwarze Schatten heraus wälzten und einige der Totenschädel  zu ihnen aus  schwarzen Augenhöhlen herauf sahen.  Ihre langen Arme schwangen in der Luft und es schien als würden sie die Ratten nach oben treiben wollen.

„Es ist, als würden ihnen die Ratten gehorchen, sie versuchen die Wände der Baugrube hinauf zu klettern, sie werden Tod und Verderben weiter geben, sie werden in die Kanäle und Keller der Häuser gelangen, die Pest wird sich verbreiten!“ flüsterte Robert.

Sie waren sehr froh, als sie wieder oben waren und setzten sich erschöpft auf den Boden, um Atem zu holen und das Entsetzliche zu verkraften.

Als eine der Ratten die Oberfläche erreichte, stieß Robert mit seinem Fuß nach ihr und schleuderte sie über den Rand hinunter.

Er nahm dann sein Telefon aus der Tasche und rief die Polizei an, meldete den Vorfall und den Toten in der Baugrube. Seine Stimme war unbeherrscht, schrill und laut und es dauerte eine Weile bis er sich wirklich verständlich machen konnte.

Binnen kurzer Zeit waren dann einige Polizeiautos und ein Rettungswagen da.

Einer der Polizisten in Zivil nahm die Beiden zur Seite.

„Was haben sie denn, um Gottes Willen da unten gesucht? Können sie das Schild nicht lesen? Hier steht groß und deutlich: Betreten der Baustelle verboten. Was haben sie da unten gemacht?“

Robert zeigte seinen Presseausweis her und versuchte seine Beweggründe zu erklären.

„Aha, die Pest! Und da dachten sie, sie treffen die Pest da unten zu einem Plausch?“ die Stimme des Beamten  war schneidend und höhnisch.

„Sie werden es nicht glauben, wir haben die Pest auch getroffen in all ihrer Hässlichkeit!“ Sabine schrie es fast.

 „Haben sie Bilder gemacht?“, fragte der Beamte nun, mit einem Blick auf den Fotoapparat, ohne auf diese Bemerkung einzugehen, „wenn ja, dann muss ich sie bitten, mir den Film oder die Karte   auszuhändigen!“

Doch Robert hatte keine Bilder gemacht, da sie ja von einem Entsetzen ins andere fielen und daran ja nicht zu denken war. Es wurde ihm erst bewusst, als er die Frage hörte und da  tat es ihm leid, dass er keine Bilder hatte. Sie würden das Erlebte niemals beweisen können, wurde ihm sofort klar

Inzwischen hatten die Männer der Rettung den Körper des schrecklich zugerichteten Wachmannes heraufgeholt,  in den vorbereiteten Metallsarg gelegt und den Deckel geschlossen.

„Ich muss sie bitten, mit aufs Revier zu kommen, ich muss ein Protokoll anfertigen und ihre Aussagen aufnehmen!“ Der Beamte schien keinen Widerspruch zu dulden.

Auf dem Revier schilderten die beiden ihr Erlebnis und stießen bei den Beamten auf Kopfschütteln und Unglauben.

„Das mit den Ratten muss untersucht werden, ebenso der Tod des Wachebeamten. Sie dürfen die Stadt nicht verlassen, wir haben sicher noch einige Fragen an sie. Außerdem wurde vorhin eine Nachrichtensperre aus dem Ministerium erlassen. Sie dürfen also vorläufig nicht darüber berichten“.

                                                    

 

Kapitel 3

 

Noch im Morgengrauen konnten Sabine und Robert durch die zugezogenen Gardinen die anrückende Feuerwehr sehen, konnten beobachten wie eine größere Mannschaft in die Baugrube stieg. Sie warfen zusätzliche Strickleitern hinab. Die Männer waren mit schwarzen Schutzanzügen bekleidet, hatten Sauerstoff-Flaschen am Rücken und Flammenwerfer in den Händen. Der Graben, die Kärntnerstraße und die Singerstraße, Seitengassen des Platzes, wurden abgesperrt, um sämtliche Neugierigen fern zu halten.

Sie bekämpften offenbar die Ratten, die zweifellos vorhandenen dunklen Schatten und die sich ausbreiten wollenden, unheimlichen schwarzen Massen mit Feuer.

Die Beiden konnten den Feuerschein durch die Gardinen deutlich sehen. Es war wohl die einzige und wirksamste Möglichkeit. Als sie dann auch noch pfeifende

 

Geräusche, Heulen und Stöhnen hörten, drückte sich Sabina an Roberts Brust und begann endlich hemmungslos zu weinen.

 

Sabine und Robert saßen am nächsten Abend in ihrem Stammlokal und starrten gemeinsam  in die von Robert mitgebrachte Zeitung.

 

Auf  Seite drei, als fast unscheinbare Nachricht, konnten sie Folgendes lesen:

 

„Aufgrund von Wasser- und Schlammeinbrüchen bei der U-Bahn-Baustelle am Stephansplatz, wurde diese für zwei Tage gesperrt. Immer wieder dringen  Erdmassen und Wasser nach. So werden die Wände nun mit Beton und Bitumen ausgekleidet. Durch Unachtsamkeit ist auch ein kleiner Brandherd entstanden, der jedoch von der Feuerwehr sofort unter Kontrolle gebracht werden konnte.“

 

Sabine stocherte in ihrem Essen herum, sie hatte seit gestern Abend  keinen Appetit.


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