Die
Droge Tanaka
von Joana Angelides
Meine Freundin war einmal mit einem Mann
namens Tanaka aus Kyoto in enger Beziehung.
Er war Musikstudent in Wien und studierte
neben dem obligatorischen Klavierspiel auch Geige und Cello.
Es begann mit einem Flirt im Volksgarten
in Wien und setzte sich in einer Art Drogenrausch fort. Tanaka war die Droge!
Er begann sie vollständig zu vereinnahmen,
umhüllte sie in einem Kokon von Eros und Gefühlen, die sie bisher nicht kannte.
Nachdem sie drei Wochen lang nicht aus dem Hause gingen, fast ausschließlich
auf dem großen Futon Tanakas verbrachten, war sie und ihr Körper ihm hörig.
Er machte sie vertraut mit den japanischen
Liebeskugeln, die sie fortan 24 Stunden des Tages in sich trug. Sie waren aus
Metall und pochten und rollten in ihr bei jeder Bewegung. Immer wieder zog er
sie langsam aus ihr, blickte ihr dabei in die Augen und steckte sie wieder
ebenso langsam rein und hielt ihr Becken in dauernder Bewegung. Wenn er merkte,
wie sich ihr Mund öffnete, oder ihr Atem schwerer wurde, umfasst er sie, reizte
und stimulierte er ihre Klitoris so lange, bis sie einen Orgasmus hatte. Es
waren langgezogene Orgasmen, bis ins Mark gehende Erschütterungen in bisher
unbekannten Ausmaßes. Sie waren beide in dauerhafter Erregung und er bewies
eine unglaubliche Potenz. Vor allem war es jedes Mal seine Behutsamkeit, seine
Ruhe und seine Ausdauer, die den Akt zu einem über eine Stunde dauernden
Erlebnis machte.
Schon am Morgen, beim Öffnen der Augen
waren seine Lippen auf ihren Brustnippeln, seine wunderbar langen und kräftigen
Finger in ihrer Vulva und noch vor dem Aufstehen zerbarst ihr Körper fast und
sie entlud sich mit einem Schrei.
Nach diesen drei Wochen war sie keines
anderen Gedankens mehr fähig, als sich in seinen Armen zu befinden. Seine
magischen Hände zauberten Wunderblumen vor ihre Augen, seine Duftkerzen eine
mystische Atmosphäre.
Der nun folgende Alltag wurde einfach zur
Qual und Mühe. Er bat sie, die Kugeln auch weiter zu tragen und es kam oft vor,
dass sie sich unterwegs irgendwo anlehnen musste und den Sturm in ihrem Inneren
abwarten. Im Gespräch mit anderen Menschen stockte sie und atmete schwer. Wir
sahen sie kaum mehr, sie verbrachte jede freie Minute mit Tanaka. Wenn sie sein
Appartement betrat begann er sofort sie zu entkleiden, hob sie auf und trug sie
auf das Bett. Sein Vorspiel war gut durchdacht und geplant, erreichte oft fast
eine Stunde und ihr Keuchen und ihr Betteln erfüllte den Raum. Sie verlor
jegliche Zurückhaltung, jegliche Scham, wollte nur genommen werden. Sie liebten
sich dann fast immer bis Mitternacht und die Nächte waren schwer und von den
Räucherstäbchen beeinflusst. Ihr Körper schrie nach Erlösung und sie wachte am
Morgen voller Verlangen und quälender Lust auf.
Sie war süchtig und Tanaka war ihre Droge.
Er rief sie mehrmals täglich an, flüsterte ihr sein Verlangen ins Ohr und
hinterließ sie völlig verzweifelt ihrer Erregung.
Als er nach sechs Monaten wieder abreiste,
sein Semester war vorbei und die Prüfung bestanden, war sie ein Wrack. Sie
starrte auf das Telefon, ging mehrmals täglich zum Postkasten und brach jedes
Mal zusammen, wenn da nichts war.
Es brauchte eine Weile, bis sie sich aus
diesem dunklen Abgrund lösen konnte um eine neue Beziehung eingehen.
Aber nun haben wir sie wieder!