Der
Tennisspieler
von Joana Angelides
Liebste
Freundin,
seit Neuestem haben wir im
Tennisklub einen jungen Mann mit verträumten Augen, einer überaus sportlichen
Figur und einem tollen Aufschlag.
Seine wechselnden Partner
erscheinen gegenüber diesem lebendig gewordenen Apoll, farblos und peinlich nichtssagend.
Seine gesamte Erscheinung ist
ein harmonisches Ganzes aus Schönheit und Lebendigkeit.
Ich mag die Art seiner
Bewegungen, seines Muskelspieles oder wie er die üppige, halblange Haarmähne zurückwirft
und sich mit dem Schweißband am Handgelenk über die Stirne streicht, in mich
aufzunehmen.
Sein Körper ist mit dem eines
im Sprung befindlichen Gepards zu vergleichen. Von meinem Platz unter der Linde
des Clubcaffees kann ich das unbeobachtet genießen. Vor allem, wenn ich meine
große Sonnenbrille und den weichen Strohhut trage, den man ein wenig ins
Gesicht ziehen kann.
Ich sitze dann in meinem
weißen Tennisdress bewegungslos da, nur meine Lippen ziehen am Strohhalm meines
Longdrinks. Hin und wieder hört man das Summen einer Biene und dazwischen
regelmäßig die Aufschläge der Bälle.
Immer öfter schaut er in
meine Richtung und ich weiß, dass er meine Begehrlichkeit spürt, meine langsam
entstehende Erregung bemerkt.
Mein letztes erfüllendes
Erlebnis lag nun schon wieder einige Tage zurück und der ereignislose Ablauf
der letzten Tage war enervierend.
Paul war seit Tagen bei einer
Konferenz in London und ich begann mich zu langweilen.
Hier sehe ich eine neue
Abwechslung auftauchen, die ich unbedingt wahrnehmen will. Ich sehe mich in der
Rolle des Jägers, der das Wild in der Ferne ausgemacht hat.
Durch das weiße Tennishirt
hindurch blickend, sehe ich dem Spiel seiner Muskeln zu. Sie bewegen sich im
gleichmäßigen Rhythmus seiner Bewegungen, mit Ruhepausen dazwischen.
Dieses Wechselspiel zwischen
Anspannung und Ruhe weckt eine ungeheure Sehnsucht in mir. Ich liebe es sehr,
wenn meine Sinne und mein Körper durch ausdauerndes Berühren und darüber
Streichen empfindlicher Punkte fast zum Glühen gebracht wird und dann
plötzlich, aber nur für Sekunden, eine kleine Ruhepause folgt. Das neuerliche
Berühren danach ist vergleichbar mit dem Feuerwerk am nächtlichen Himmel von
Rio.
Ich weiß, dass solche
Vergleiche hinken, doch glaube mir, diese Feuerwerke finden dann tatsächlich in
meinem Inneren statt. Die mehrfache Wiederholung dieses Wechselspieles versetzt
mein Ich außer jeglicher Kontrolle.
Vor einigen Tagen war es so
weit, dass sich unsere Blicke begegneten und einen Moment ineinander versponnen
haben. Ich hatte die Sonnenbrille in der einen Hand, mit der anderen Hand
rührte ich in meiner Tasse, unnötig lang und ganz automatisch.
Als er vor mir stand, sein
Schatten auf das kleine Tischchen fiel, hörte ich auf, den Löffel zwanghaft zu
bewegen und legte ihn weg.
Er ließ seinen Blick langsam
zu meinem Hals hinab gleiten und es schien mir eine Ewigkeit zu dauern, bis er
meinen Brustansatz fand. Ich spürte seine Augen auf meiner Haut brennen und
konnte nicht verhindern, dass sich die Spitzen meiner Brüste langsam durch die
Bluse hindurch bohrten. Ich fühlte mich nackt. Aus der Anspannung heraus und
einer gewissen Verlegenheit fuhr ich mit meiner nun freien Hand in einem
gleichmäßigen Rhythmus über die am Tisch liegende Serviette, immer und immer
wieder. Er beobachtet dies fasziniert und schien nun ebenfalls unruhig zu
werden.
Als er seinen Blick wieder
hob, war eine einzige Frage darin:
„Wann?“
Ich stand langsam auf und
nahm aus meiner Handtasche eine Visitenkarte, die ich neben die Tasse legte.
Schweigend, etwas hektisch, verließ ich den Tennisplatz und ging zu meinem
Wagen.
Ob
er dieses Zeichen aufnehmen wird?
Es dauert fünf ewige Stunden,
bis sein Anruf kam. Ich war so
angespannt und unruhig in dieser Zeit, dass ich mir allen Ernstes überlegte,
wer nun in der Rolle des Opfers und wer in der Rolle des Jägers war!
„Kennen
Sie die Bogner-Appartments? Top 3, ich erwarte Sie!“
Er
wartete meine Antwort gar nicht erst ab und legte auf.
Meine
Brustspitzen waren bereits seit fünf Stunden in derselben Position und ich überlegte,
was ich anziehen sollte, um es nicht so augenfällig werden zu lassen.
Ich
entschied mich für ein lindengrünes Seidenkleid, das vorne in Falten gelegt und
rückwärts einen Ausschnitt bis zum Ansatz meines Po´s hatte. Es wurde gehalten
durch ein breites Band, das um meinen Hals geschlungen war. Es verschaffte mir
Platz und war doch sehr erregend. Ich verzichtete auf jegliche Unterwäsche, man
würde die Konturen durch den dünnen Stoff sehen. Ich hatte dieses Kleid schon
in Situationen wie dieser getragen und es hatte jedes Mals seine gewisse
Wirkung.
Das
Apartment war leicht zu finden, ich stand davor und wollte eben läuten, als die
Türe aufging und er mich anlächelte.
„Es war wie eine Ewigkeit für mich, meine Liebe!“
Er
nahm meine beiden Hände und drehte sie so, dass er die Innenseite küssen
konnte.
Glaube
mir, in diesem Moment begann der Boden unter mir in wenig zu wanken.
Die
Spitzen einiger Finger nahm er zart zwischen seinen Zähnen, mit einer Hand
umfasste er meine Hüfte und die andere Hand schob er langsam durch den tiefen
Rückenausschnitt meines Kleides. Seine Fingerkuppen erreichten den Punkt genau
über meiner Pospalte, wo er langsam auf und abfuhr. Er öffnete leicht seine
Lippen und gleichzeitig kam freudige Erstaunen in seinen Augen auf, als er
merkte, dass ich darunter nichts trug, als meine dünne Haut und JOOP.
Ich
denke, in diesem Moment müssen meine Knie nachgegeben haben, denn er fing mich
auf und trug mich in die Tiefe des Raumes.
Ich
weiß heute nicht mehr, wann ich das Kleid abgestreift habe, ich spüre jedoch
noch immer seine Fingerkuppen auf jeder Stelle meines Körpers. Ich wand mich
und drehte mich, konnte jedoch seinen Berührungen nicht entkommen; wollte es
auch gar nicht ernsthaft.
Ich
genoss diese ungeheure Erregung, sie ist mein Leben.
„Ich
weiß, dass Du es genauso willst, ich sehe es in deinen Augen!“
War
er einer jener Menschen, die durch andere Menschen wie durch Glas hindurchsehen
und jede Faser erkennen können?
Ich
stürzte, glitt und flog von einem Höhepunkt zum anderen, es gab keine Pause,
nur kurze Intervalle, wo seine Berührungen sanfter ausfielen, er den Körper mit
Geduld und Einfühlung von Bergspitzen zu Tälern geleitete und dann unbarmherzig
wieder zu den Höhen der Ekstase führte.
In
all diesen Augenblicken zwang er meinen Blick in den seinen; selbst in Momenten
seiner höchsten Anspannung und der anschließenden Verschmelzung löste er diesen
nicht. Er wollte es sehen, es erleben, wie ich völlig aufging in meinen
Gefühlen, geschüttelt und gerüttelt wurde von ihnen. Selbst mein erlösendes
Lächeln nahm er in sich auf, als wären es kostbare, seltene Momente.
Es
wird niemals wieder enden, waren meine Gedanken, mein Körper wird sich
auflösen.
Doch
er verstand es immer wieder, diesen Körper zusammenzusetzen, ein Ganzes aus ihm
zu machen, nur um ihn wieder langsam zu flüssigem Gold werden zu lassen, das
ihm durch seine Finger ran.
Inzwischen
war es Abend geworden, das Gold der untergehenden Sonne schien sich mit uns zu
vereinen. War der Raum schon zu Anfang so groß gewesen, oder schien es mir nur
jetzt so.
War
dieses Bett schon immer so breit, die Bilder an den Wänden in diesen hellen
Pastellfarben hingen schon vorher hier?
Wir
lagen auf dunkelbraunen Seidenlaken, zusammengerollt und entspannt. Er spielte
mit meinem Haar, meine Finger fuhren zärtlich über die herumliegenden Polster.
Es müssen Stunden vergangen sein.
Irgendwann
war ich wieder zu Hause. Doch das Gold dieses Tages hat mich noch tagelang
begleitet.
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