Sonntag, 18. April 2021

Das Einhorn, Märchen mystisch

 

                            Das Einhorn                                 

 von Joana Angelides



 

Der Zauberwald liegt im Licht des Mondes da. Der See in der Mitte des Waldes spiegelt das Mondlicht und die Sterne wider und fast unsichtbar, nur zu erahnen, schweben durchsichtige milchige Schleier über den See und verlieren sich im Wald.

Diese Nächte gehören den Kobolden, den Waldgeistern und Druiden, die sich unter den hohen Tannen tummeln und ihre Geheimnisse mit sich herumtragen. Sie tanzen über der Erde schwebend, sich leicht wiegend, im Kreise und beschwören die Geister der Zwischenwelten. Sie suchen den Kontakt zu diesen Geistern um die Geheimnisse der Welt weiter tragen zu lassen, um die Erdkräfte nie versiegen zu lassen.

In Vollmondnächten versammeln sie sich auf der großen Lichtung und umringen dort herumstehende, leicht sich bewegenden Farne und geheimnisvolle Kräuter. Sie sammeln diese dann und brauen in ihren unterirdischen Höhlen, oder in hohlen Baumstämmen unbekannte Mixturen.

Je nach Bedarf werden diese Mixturen dann zur Heilung verwendet, oder manches Mal um einen ausgesprochenen Zauber zu unterstützen.

All dies geschieht im Verborgenen und nicht viele Menschen haben das Glück, diese Geheimnisse zu erfahren.

Nur empfindsame Seelen, die nach dem Sinn des Lebens suchen, oder verloren gegangene Gefühle wieder einfangen wollen, finden manches Mal den Weg in diesen Zauberwald, und können diesem geheimnisvollen Treiben zu sehen. Und nur jene Seelen, die sich öffnen für alle diese Empfindungen werden den Weg finden.

Manches Mal, wenn sie zu stürmisch nach vorne drängen, werden sie sich das fein gesponnene Gespinst, das die Seele umgibt, an den nach ihr fassenden Ästen oder herausragenden Wurzeln beschädigen.

Mitten in diesen Wäldern können eben diese Seelen manchmal das Einhorn sehen. Es steht da, weiß wie Schnee, die Mähne schimmernd wie aus Silber farbenen Fäden gewebt, bewegungslos, im nächsten Moment ist es wieder verschwunden.

Meist können es nur die Menschen sehen, die auch reinen Herzens sind und den Zauber der dunkelblauen Nächte, der silbernen Tage und goldenen Abende in sich aufnehmen. Das Einhorn erscheint oft vor unvorhergesehenen Ereignissen. Kündigt Wunderbares an, zeigt sich Liebenden, oder mahnt vor den Mächten der Dunkelheit. 

Nun gab es immer wieder Menschen, die das Einhorn jagten. Sie suchten es in Wäldern, lauerten ihm bei den Wasserstellen auf. Sie hatten keinen Sinn für den Zauber dieses Wesens, das seit vielen Jahrhunderten den Menschen in ihren Sagen und Geschichten das Staunen lehrte. Man glaubte an Heilkräfte und Zauberkräfte, die das lange Horn besitzen soll. Viele zogen sogar aus, um dieses Fabelwesen zu finden, es womöglich einzufangen oder gar zu töten, nur um des Hornes willen.

Eines dieser unschuldigen Menschenkinder aber hatte es gefunden. Es war ein wunderschönes Mädchen, das mitten in diesem Zauberwald lebte und nie älter zu werden schien. Es lief durch den Wald, auf bloßen Sohlen, mit wehendem, weißem Gewande und flatternden goldenem Haar. Ihr goldener Schleier strich manchmal leicht über den Rücken des Einhorns. Manchmal lehnte es an der Seite des Einhorns, wenn es trank, dann wiederum schwang es sich auf seinen Rücken und vergrub sein Gesicht in seiner Mähne. Und das Einhorn warf dann den Kopf zurück und sprang leichtfüßig über den kleinen Bach.

In Neumondnächten schienen sie menschliche Gestalt anzunehmen, sie lagen dann zwischen den Blüten der Wiesen, oder schwammen im dunklen See, von Seerose zu Seerose und ihr Lachen war wie klingende Harfenmusik. Für einen eventuellen Beobachter, den es nicht gab, würden sie die Liebe selbst verkörpern, aufgehend in immer wieder kehrenden Verschmelzungen und Kapriolen. Doch war dies nur in diesen dunklen Nächten zu ahnen und wahrscheinlich gar nicht wahr.

Doch meist sah man sie nur zusammen durch den Wald streichen und sich dabei immer wieder zärtlich berührend.

So war es auch heute wieder. Es war ein wunderschöner Tag, die Sonnenkringel machten bewegliche Muster auf den weichen Waldboden und die Bienen summten, die Stille wurde hörbar.

In diesem Augenblick senkte sich von oben her ein Netz über die beiden und das Einhorn stolperte und fiel hin.

Auch das Mädchen aus dem Zauberwald war in diesem Netz gefangen.

„Tut ihm nichts, er ist das letzte Einhorn auf dieser Welt! Die Wunder der Zwischenwelten und die Fantasie der Menschen werden versiegen!“ Flehende Blicke kamen aus den blauen Augen des Mädchens.

„Naja, dann ist es eben das Letzte! Und außerdem, welche Wunder?  In unserer Welt gibt es keine Wunder mehr, vielleicht gab es sie niemals!“

Da zog einer der Männer ein großes Beil aus seinem Sack und mit einem Hieb schlug er dem Einhorn das weit herausragende Horn am Kopfe ab.

In diesem Augenblick erhob sich ein Sturm, er fegte durch den Wald und riß Zweige und Blätter ab. Der Wind war so stark, dass die beiden Männer hinfielen. Doch sie rappelten sich auf, nahmen das Horn, und ihr Beil und liefen, voller Angst, in den dunklen Wald.

Das Einhorn lag da, verletzt und aus der Wunde blutend. Das wunderschöne Mädchen saß daneben und weinte. Die Tränen rannen aus ihren Augen und fielen als goldene Tautropfen in das Gras.

Im Nu versammelten sich alle Tiere des Waldes um das verletzte Einhorn. Keiner sprach ein Wort, man hörte nur hin und wieder ein leises Schluchzen. Der Wind hatte nachgelassen und es wehte nur mehr ein leichter Hauch durch den Wald, der dann aber ganz plötzlich verebbte.

Der Vollmond beleuchtete diese Szene gespenstisch.

„Warum machen die Menschen so was?“ Schluchzte das Mädchen. Ihre Augen richtete sie dabei an die umstehenden Tiere des Waldes, doch die Tränen verschleierten ihren Blick, so dass sie nur alles verschwommen sehen konnte.

 

Alle senkten die Köpfe, sie wußten auch keine Antwort.

Da verdunkelte plötzlich etwas das Mondlicht. Alle blickten nach oben. Ein dunkler Vogel schwebte über ihnen, der so groß war, dass sein Schatten die ganze Lichtung bedeckte. Alle duckten sich aus Angst, der Vögel könnte sie mit seinen Schwingen streifen.

„Was haben da die Menschen nur angerichtet!“ Krächzte er.

„Das Einhorn kann nur weiterleben in den dunklen Wäldern, in den Herzen und Fantasien der Menschen, wenn sie an seine Mystik, an seine Wirkung auf die Menschen und seiner Hilfsbereitschaft für die Armen, die Kranken und vor allem auf die Liebenden, glauben. Wenn sie es in den Geschichten und Sagen weiterleben lassen.“

Der Vogel krächzte noch einmal laut und der Wind erhob sich wieder, wurde zu einem Sturm.

„Gibt es ein Menschenkind hier, das an all dies glaubt, das die Geschichten in die Häuser und Herzen der Menschen hineintragen wird und sie bewahren? Wenn es niemand gibt der das tut, dann wird das Einhorn für immer aus unserer Welt verschwinden!“

 

Da blickte das schöne Mädchen langsam empor und sah den großen schwarzen Vogel ohne Furcht an.

„Ja, ich! Ich glaube an das Einhorn, ich werde es immer begleiten, werde seine Existenz den Menschen nahebringen und sie lehren, es zu bewundern und zu ehren!“

 

Da erhob sich der große schwarze Vogel wieder in die Luft und der Sturm im Wald wurde so arg, dass die Bäume alle Blätter verloren und den Boden einen Meter hoch bedeckten. Sein Krächzen war in diesem Getöse kaum zu hören.

Alle, die konnten, flüchteten auf die Bäume oder die erhöhten Felsenvorsprünge, um dem Sturm und den herunter prasselnden Blättern zu entkommen. Manche wühlten sich durch die Blätter zu ihren Höhlen.

Die beiden Männer wollten in Panik aus dem Wald flüchten, doch nach einer Krümmung des Weges stürzten sie in die Tiefe der Schlucht und ihre angstvollen Schreie konnte man im ganzen Wald hören. Dann war es plötzlich still.

So wie er gekommen war, so schnell legte sich der Sturm wieder und es war ganz still im Wald.

Da regte sich etwas unter einem Berg von Blättern, Zweigen und Blüten. Ganz langsam erhob sich das Einhorn, die Blätter und Zweige fielen von ihm ab. Er schüttelte sich, stampfte mit den Beinen auf und die weiße volle Mähne flog nach hinten. Da stand es wieder, in voller Größe, leuchtend weiß, mit glühenden Augen und einem intakten langen Horn.

Neben ihm auf dem Boden lag das wunderschöne Mädchen, völlig bewegungslos, den Kopf auf den Arm gelegt und rührte sich nicht. Das Einhorn berührte es mit seinem Horn, sanft und zärtlich. Da öffnete das Mädchen seine Augen wieder und sprang auf.

Es war ein Zauber geschehen, nicht nachvollziehbar, unerklärlich und doch wunderbar und die Märchen und Sagen, die Geschichten und die Mythologie mit ihren Geheimnissen vollziehen weiterhin ihren Kreislauf.


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Freitag, 16. April 2021

Polyamorie, Teil 1 Erotik

 

DIE ERSTE NACHT IM CHALET

 von Joana Angelides






Es war schon Zeit, dass der Sommer endlich wieder Einzug hielt.

 Bellevue, das Chalet, lag inmitten eines großen Parks rund um das Herrenhaus, in der lieblichen Landschaft rund um Reims. Die grünen Fensterläden wurden neu gestrichen und die Fenster frisch geputzt. Der Rasen wurde geschnitten und die Holunderbüsche gestutzt.

 Die Gartenmöbel standen unter den Platanen und das Seeufer war gereinigt. So geschah es jeden Sommer immer wieder.

Es wird wieder ein abwechslungsreicher Sommer werden, mit viel Musik und voller Lachen der jungen Leute. Das Chalet gehörte der Familie Montpelliers und stand der Jugend  traditionsgemäß den ganzen Sommer zur Verfügung.

Es war weit genug vom Hauptgebäude entfernt, aber doch wieder so nahe, dass man die Infrastruktur des Anwesens nutzen konnte. War aber schwer einzusehen und so als Refugium für die  Jugend prädestiniert.

Paul, der jüngste Sohn des Hauses stand auf der Terrasse vor dem Salon und blickte den beiden, die Auffahrt heraufkommenden Autos mit Freude entgegen. Er kannte die Insassen  sehr gut; sie spielten schon als Kinder in dem weitläufigen Park und nun gingen sie alle auf dieselbe Universität. Sie waren außerdem die Hoffnungsträger der Oberschicht der Provinz.

Sie waren wieder eingeladen, auch in diesem Sommer, wann immer es ihre Zeit zuließ, ganz ungezwungen zu erscheinen und an gemeinsamen Spielen und kleinen Parties teilzunehmen.

Für dieses Wochenende waren Francoise, Clemens, Anne-Marie und Denis angesagt. Besonders freute sich Paul auf Anne-Marie. Sie hatten sich in den vergangenen Wochen einige Male heimlich in Paris getroffen und einige sehr heiße Nächte miteinander verbracht. Das war ein Bruch in ihrer verschworenen Gemeinschaft. Die Vereinbarung war so, dass sie sich zu erotischen Zusammentreffen nur gemeinsam trafen und die Partner, miteinander abgestimmt, wechselnden. Sie zelebrierten diese Treffen bereits zwei Sommer lang und es war bisher befriedigend und sehr anregend. Das Chalet eignete sich dazu hervorragend, es war geräumig, hatte sechs Schlafzimmer und vier Bäder und das Personal war verschwiegen und diskret.

Paul lief die Treppe von der Terrasse hinunter und riss gleich die erste Wagentüre schwungvoll auf. Francoise empfing ihm mit einem sinnlichen Kuss und wie immer gierigen Händen, die sofort seine Brustnippel durch das Hemd suchten. Sie wusste, dass sie ihm damit verrückt machte. Kurz darauf lagen sie sich alle gegenseitig in den Armen und begrüßten sich stürmisch. Anne-Marie war durch ihr schlechtes Gewissen ein wenig gehemmt und verunsichert. Doch auch sie ließ sich von allen herzen und küssen und lachte mit. Die letzte Woche mit Paul hatte ihre emotionalen Spuren hinterlassen.

„Und wer ist das?“, Paul hielt inne und blickte in die dunklen, fast schwarzen Augen einer Fremden, die als letzte aus dem Fond des Wagens stieg.

„Das ist Amelie! Wir haben sie mitgenommen, weil ihre Eltern während der Ferien nicht in Paris sind und sie sonst völlig alleine wäre in der großen Stadt. Ich denke sie passt zu uns und wird eine gute Ergänzung sein!“, sagte Denis, griff nach ihrer Hand und zog sie in den Kreis.

Paul nahm ihre andere Hand, beugte sich darüber und hauchte einen Kuss darauf.

„Ohja, willkommen Amelie!“.

Auch dieses Mal hatte Denis wieder eine bezaubernde Wahl getroffen. Die Überraschung von Paul war nur gespielt, denn sie bemühten sich immer wieder, mit wechselten Erfolgen, eine Außenstehende in ihren Kreis einzubringen und so zu vermeiden, dass in ihre erotischen Spiele Routine Einzug hielt. Dieses kleine Geheimnis blieb streng unter ihnen, um die Diskretion zu wahren und die Kandidatin nicht in Verlegenheit zu bringen.

Er warf Denis einen anerkennenden Blick zu, ohne dass es Amelie merkte.

 

Unter fröhlichem Gelächter und Zurufen holten nun alle ihre Gepäckstücke aus dem Auto und stellten sie bei der Treppe ab.

 

Die Dienerschaft war inzwischen ebenfalls erschienen und sie trugen dann gemeinsam alles die Treppe hinauf. Zwischen der Dienerschaft und den Besuchern war ein gewisses Einverständnis zu bemerken, sie kannten sich ja nun schon seit längerer Zeit und das Geheimnis der Ereignisse verband sie irgendwie.

 

Die Gäste verschwanden in den einzelnen Zimmern, die sie ja schon kannten um sich frisch zu machen. Für Amelie wurde rasch ein weiteres Zimmer hergerichtet und dann zog einmal Stille ein.

 

Sie nahmen das Dinner auf der großen Terrasse ein. Es waren Lampions ringsum in den Bäumen und an den Lampen befestigt, das Essen wurde  weitgehend schweigend serviert, nur leise Musik von Debussy und Vivaldi untermalte ihre spärliche Unterhaltung. Es herrschte eine gespannte Atmosphäre; sie wussten alle, warum sie hier waren und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Sie ließen ihre Blicke im Kreise schweifen, tauschten kleine Lächeln aus, die Mädchen öffneten lasziv und viel versprechend ihre Lippen und strichen langsam mit der Zunge darüber. Die Atmosphäre heizte sich langsam auf.

 

Paul konnte seine Blicke nicht von Amelie lassen. Sie trug ein hautfarbenes Cocktailkleid mit schwarzer Stickerei am Oberteil, das lange  schwarze Haar verschmolz fast mit den Ornamenten darauf und ihre ebenfalls sehr dunklen Augen glänzten im Licht der Lampions. Sie sah ein wenig ängstlich aber auch neugierig aus. Sie wusste noch nicht genau, was sie tatsächlich erwartete.

Anne-Marie wiederum hatte unter dem Tisch mit ihren Füßen Kontakt mit Paul  gesucht und ihre Zunge befeuchtete in erregender Langsamkeit ihre Lippen. Denis und Francoise tranken gemeinsam aus einem Glas. Clemens wiederum stand hinter Anne-Marie und seine Finger glitten langsam und lasziv an ihrem Nacken bis zu den Schulterblättern auf und ab. Sie unterbrach aber deswegen ihre Annäherungsversuche an Paul unter dem Tisch keinesfalls.

 

Durch die Musik, dem lauen Abend und dem Champagner begann sich die Situation langsam aufzuschaukeln. Sie waren alle hungrig aufeinander, ihre Lust hatten sich schon den ganzen Tag und während der Fahrt so richtig aufgebaut und sie wollten nun endlich, dass der Abend wie immer, zu einem lustvollen Erlebnis werden sollte.

 

Paul stand endlich auf und hob damit die Tafel auf.

„Wir sollten nun zum angenehmen Teil unseres Abends kommen“, sagte er halblaut und alle erhoben sich und sie gingen gemeinsam ins Haus.

 

Amelie ging auf der Treppe hinter Paul und er konnte zaghaft ihre Finger an seinen Rückenwirbeln auf und abgleiten spüren. Offenbar war sie von den Freunden instruiert und eingeweiht worden. Paul erregte das sehr. Er liebte außerdem Frauen, die zeigten was sie wollten und ohne Umschweife darauf los steuerten.

Ohne weitere Worte verschwanden die Pärchen, Denis mit Francois, Clemens mit  Anne-Marie und Paul mit Amelie, in den einzelnen Zimmern, doch sie ließen die Türen offen, das war so vereinbart und Usus. So konnten die Partner und Mitspieler auch zwischendurch die Räume wechseln und jeder konnte außerdem hören was sich in den anderen  Zimmern abspielte.

Eigentlich hatte Paul Anne-Marie als erste Gespielin eingeplant, als Fortsetzung ihrer amourösen Treffen während der vergangen Woche. Doch nun war er von der  exotischen Schönheit Amelies so gefangen, dass er Anne-Marie nun einmal fürs erste vergaß. Er hatte Amelie sanft in sein Zimmer gedrängt, indem er sie im gehen umfasste und dabei intensiv auf den Mund küsste.

 

Da stand sie nun, ein wenig verlegen, hatte ihr Kleid geöffnet und ließ es einfach zu Boden gleiten. Ihre beiden Brüste leuchteten in der Dunkelheit wie zwei Lotosblüten, ihre Nippel waren dunkel und von einem großen Hof umgeben. Ihre Hüften waren schlank und das kleine hautfarbene Höschen verschmolz mit der Haut vollends. Sie hatte die Augen geschlossen, ihre Arme hoben ihre dunkle Haarmähne in die Höhe und sie ließ sie wie ein Gespinst aus dunkler Seide durch ihre Finger gleiten. Dabei sah sie wie eine Statue aus durchscheinendem Alabaster aus. Wie von Zauberhand entkleidet, fiel die Kleidung von Paul ebenfalls zu Boden und er umfasste unbeherrscht diese zarte zitternde Figur vor ihm, hob sie in die Höhe und trug sie kurzerhand auf das Bett. Seine Lippen umfassten eine ihrer Nippel und seine Hände glitten auf ihrer Haut auf und ab, streiften das Höschen ab und landeten zwischen ihren Schenkeln. Sie seufzte auf und begann sich langsam in seinen Armen zu winden. Sie schlang eines ihrer Beine um seine Hüfte und öffnet so ihre heiße und feuchte Vagina. Er spürte wie die totale Erregung von ihm Besitz ergriff und das Blut in seinen Ohren rauschte. Seine Finger umspielten ihre Perle, ließen sie aufstöhnen und sich aufbäumen und bevor sie  ihren Orgasmus heraus schreien konnte, war er bereits in sie eingedrungen. Sie fanden den gemeinsamen Rhythmus wie von selbst und nach einigen Minuten gemeinsamen Rittes über dem Abgrund ergoss er sich in ihr und mit ihr.

Ihre schwarzen Augen bohrten sich in die seinen, ihre Arme hielten ihn wie ein Schraubstock fest und sie hörte nicht auf, ihr Becken zu bewegen und ihn zu einem neuerlichen Höhepunkt zu treiben. Sie entwickelte ungeahnte Kräfte, sie strebte ihrer Erfüllung zu. Unerwartet hatte sie sich zu einer leidenschaftlichen Liebhaberin entwickelt.

Da spürte er plötzlich, wie sich in seinen Rücken scharfe Fingernägel bohrten, wie in seinem Nacken heißer Atem zu spüren war und das leise Flüstern einer Frauenstimme drang in sein Ohr.

„Nicht ohne mich, Du wirst das nun nicht ohne mich durchziehen!“, es war die raue Stimme Anne-Maries. Ihre Zunge glitt an seinem Rücken auf und ab, ihre Hände kamen nach vorne, krallten sich an seinen Nippeln fest und drehten sie, sodass er aufschrie vor Schmerz. Er warf sich herum, verließ die heiße Höhle, in der eben noch seinen Höhepunkt erlebte und rammte nun sein Schwert in die weiche und hungrige Vagina Anne-Maries. Diese stöhnte auf und erwiderte seine Stöße mit ungeheurer Gewalt.

Amelie hatte sich unter ihm aufgerichtet und begann nun, sich gleichzeitig mit den Brustspitzen von Anne-Marie zu beschäftigen und seine Rosette zu streicheln. Es war ein Ritt über dem Höllenfeuer und er verlor fast den Verstand. Er löste sich fast gleichzeitig mit Anne-Marie in einem multiplen Orgasmus auf und beide brüllten ihre Erlösung heraus.

Sie fielen nun alle drei auf das Bett zurück und man konnte hören, wie sie nach Luft hechelnden und das Schlagen von drei Herzen, das wie Dröhnen im Raum erklang, erfüllte den Raum.

Als es einigermaßen ruhiger geworden war, konnte man auch aus dem gegenüberliegenden Raum die erlösenden Geräusche der anderen hören, die unmittelbar nach ihnen ihre Orgasmen heraus schrieen.

Offenbar war Clemens zu ihnen gestoßen, als ihn Anne-Marie verließ, um sich Paul und Amelie anzuschließen.

Dieser Auftakt der Sommer-Saison versprach  einen wunderbaren, sonnigen und befriedigenden Sommer.

 

 

 

Ds Neue am Leben mit Fünfzig!, Satire

 

Das Neue am Leben mit Fünfzig!

von Joana Angelides




 

Wir werden immer jünger, alt sind nur unsere Lehrer, die Eltern, naja die Großeltern sowieso.

 Männer glauben, scheinbar später älter zu werden als Frauen. Das kann natürlich auch dran liegen, dass sie auf jeden Fall später erwachsen werden. Schon im zarten Bubenalter beginnen sie später zu sprechen und brauchten auch länger Windeln, erzählen die Mütter.

 Unschuldslämmer sind immer männlich, Frauen sind naiv und das möglichst lange und naturbedingt. Weibliche Augenaufschläge sind unnachahmlich, betörend manchmal Mitleid heischend, aber immer beabsichtigt. Das funktioniert auch  mit Fünfzig plus!

 Natürlich ist es eine wunderbare Errungenschaft der Mode, Kosmetik und Chirurgie, dass die Zeit scheinbar stehen bleibt, ohne Unterschied zwischen der männlichen oder weiblichen Bevölkerung.

Man bedenke nur, wie viele Omas und Opas regelmäßig Jeans tragen, Coca-Cola trinken und eine Yamaha über die Autobahn jagen.  

 Es liegt sicherlich auch daran, dass uns die Yellow-Press spärlich bekleidete Sängerinnen präsentiert, mit einer Federboa um Schultern und Po, die bereits nachweislich einige Jahre jenseits der Fünfzig am entzückenden Rücken haben. Warum sollten dann die anderen Omis da hinten anstehen?

 Nach eingehenden Untersuchungen des Autors stellt sich heraus, dass sich  verheiratete Männer jenseits der Fünfzig,  eher dazu bekennen, als unverheiratete.

Überkompensierte Ausbrüche aus den Lebensgewohnheiten enden bei Verheirateten meist im Chaos  oder im Obdachlosen-Milieu

Unverheiratete nehmen die Fünfzig  heute kaum zur Kenntnis, oder kokettieren damit. Früher war es ein Zylinder und ein schwarzer Spazierstock, heute ist es der Schläger  beim Golf  oder der  Tennis-Schläger.  Gegen Kreuzschmerzen gibt es Spritzen, Massagen oder eine Wellness-Woche mit oder ohne Häschen, je nach finanziellen Möglichkeiten.

 Sie treten nach wie vor als charmante Verführer,  oft mit grauen Schläfen und wissenden Blicken, auf. Auch oft leger gekleidet, mit Reitgerte oder Wagenschlüssel wie zufällig in der Hand. Was kostete die Welt und was sind schon fünfzig Jahre?

 Frauen flirten, verlieben sich, machen Weltreisen mit Luxusschiffen oder entdecken die junge Mode. Das alles ist möglich durch das Fallen von unsichtbar gemauerten Schranken, die sie selbst in diesen  Zeiten  eingerissen haben.

 Naja, zwinker, es ist ja nicht wirklich so, dass Frauen früher über Fünfzig mit dem Leben abgeschlossen hätten, sie taten es mehr oder minder im geheimen, hinter verschlossenen (Schlafzimmer)Türen oder anläßlich eines Kuraufenthaltes in irgendeinem Bad. Kurschatten gab es immer, wird es immer wieder geben, und nicht nur von alten Kastanienbäumen oder Platanen.

 Wäre ja schade, wenn all diese Erfahrung, angeborene Erotik und jahrelang erprobter Charme brach liegen würde, nicht wahr? Schließlich haben sich all diese Eigenschaften bisher ja auch bestens bewährt!

 Glaubt man der Statistik, so haben wir, die „Fünfzig-plus-Generation“ ja auch großen Anteil am Aufschwung der  Wirtschaft. Wir haben nun endlich genug finanzielle Kraft, um uns verschiedene Wünsche zu erfüllen, für die wir eben früher weder Zeit  und in den meisten Fällen auch zu wenig Geld,  hatten.

Statt in warmen Stuben zu hocken, umsegeln wir mit Fünfzig die Weltmeere und viele heiraten um zwanzig Jahre jüngere Partner. Heißen manche Söhne dann auch Hamlet, Sein oder nicht Sein, was aber der Freude  keinen Abbruch tut!

 Man sollte allen Politikern und Wirtschaftsbossen daher (frei nach Schiller) zurufen:

 Ehret die Fünfziger, denn sie flechten und webenBewegung, Charme und Abwechslung  ins tägliche Leben.

 

 

Montag, 12. April 2021

Verflixt, wo ist mein Auto?, Satire

 

Verflixt, wo ist mein Auto?

von Joana Angelides


Haben sie sich das auch schon einmal gefragt, waren sie auch schon einmal in solch einer Situation?

 

Man kommt von einem Termin, sei es nun ein Essen, oder eine Besprechung, hat den Autoschlüssel in der Hand, will das Auto aufsperren, aber da steht keines!

 

Verzweifeltes Herumschauen, intensives Nachdenken, ob man es wo anders hingestellt hat, aber da fällt einem nichts ein.

Nein, hier sollte und müsste es stehen! Was ist da los?

 

Wurde es vielleicht von diesem hinterlistigen, unsympathischen Magistrat abgeschleppt und steht irgendwo am Stadtrand und wartet darauf, dass man es gegen hohe Gebühren abholt? Doch es gibt keinen Grund, warum es abgeschleppt hätte werden sollen.

 

Logische Konsequenz, es wurde gestohlen! Vielleicht von der widerlichen Maffia, oder von irgendeinem Individuum aus dem sowieso unsympathischen Ausland. Naja auf Urlaub fährt man gerne dahin, aber Autos lassen wir uns deswegen auch nur widerwillig stehlen!

 

Panik breitet sich aus. Man greift zum Telefon und ruft den Freund und Helfer der Menschheit, die Polizei an.

Ungeduldig lässt man diverse Fragen auf sich niederprasseln, die da sind:

 

1. Sind sie sicher, dass das Auto dagestanden hat?

    Selbstverständlich, man ist ja nicht blöd.

 

2. Haben sie vielleicht die Leasingrate nicht bezahlt und es wurde abgeholt?

    Nein, ist kein Leasing-Auto, außerdem so was kommt bei mir nicht vor

 

3. Hat noch jemand einen Autoschlüssel?

    Nur Sohn und Frau, aber die wissen ja gar nicht, wo das Auto gestanden hat.

 

Der gute Ratschlag: Gehen sie zum nächsten Kommissariat und machen sie eine Anzeige, es wurde möglicherweise gestohlen.

Was heißt hier „möglicher Weise“?

 

Am Wachzimmer wird man freundlich aufgenommen, lässt die gleichen Fragen über sicher ergehen, erntet wieder einige Skepsis, aber ………… eine Funkstreife macht sich auf den Weg, um das Auto vielleicht zu orten.

Ein netter Polizist holt Informationen bei diversen Abschleppdiensten ein, negativ.

 

Man sitzt im Wachzimmer, ist relativ verzweifelt und dreht den Autoschlüssel zwischen den Fingern. Erst gestern hat man aufgetankt, der Tank ist voll, der Dieb ist sicher schon in weiter Ferne!

Die heutigen Termine kann man vergessen.

 

Zwei Polizisten stehen eng beieinander und tuscheln, werfen hin und wieder einen Blick zu einem hinüber. Man fühlt sich unbehaglich.

 

Da, ein Anruf.

Der nette Polizist greift zum Hörer, ein süffisantes Lächeln umspielt seinen Mund, er seufzt, sagt was Belangsloses ins Telefon und kommt auf uns zu.

 

„Ihr Auto steht eine Straße weiter, es ist unversehrt und versperrt, sie haben sich offensichtlich geirrt! Das erleben wir des Öfteren, die Leute merken sich einfach nicht, wo sie ihre Autos abstellen!“

 

Er schaut nun gar nicht mehr so nett aus, sein Blick ist bohrend, seine Stimme vorwurfsvoll.

 

Man spürt, wie einem das Blut in den Kopf steigt, man beginnt zu stottern.

 

Aber dann überwiegt die Erleichterung, die Freude darüber, das Vehikel wieder zu haben und man setzt ein schüchternes Lächeln auf.

 

„Tatsächlich? Ich muss mich da wohl entschuldigen!“

 

Man verlässt buchstäblich beschämt und mit gesenktem Kopf, das Wachzimmer und hört nur mehr entfernt leises Gelächter.

 

Ob das uns gegolten hat???

 

Aber schließlich, wozu haben wir denn die Polizei, wenn nicht, um Recht und Ordnung aufrecht zu halten!

Unser Selbstbewusstsein ist wiederhergestellt.

 

Sonntag, 11. April 2021

Aus der Tiefe des Sees, Kurzgeschichte, düster

 Aus der Tiefe des Sees.

vonn Joana Angelides



 

Das Bild, gemalt von Bernie, ist überdimensional und den Raum beherrschend. Es stellt die Oberfläche eines Sees, gesehen aus einem Flugzeug, dar. Wenn sie, wie jeden Nachmittag von ihrem Schreibtisch aus auf die gegenüberliegende Wand auf das Bild starrt, dann beginnt sich nach einer Weile das Wasser des Sees leicht zu kräuseln und leichte Wellen schlagen am Ufer an.

Das Bild zeigt den See an manchen Stellen, besonders im Zentrum dunkelblau, zu den Rändern hin ein wenig heller und eine imaginäre Sonne zaubert Sonnenkringel auf einige Wirbelkämme.

Ganz tief am Grunde dieses Sees liegt Bernie.

Sie weiß es, sie sah zu, wie er langsam und ohne sich zu wehren darin versank. Sie konnte nichts dagegen tun, sie saß wie gelähmt am Ufer. Dieses Versinken in den Fluten war der Schlussakkord eines langen, sich durch viele Wochen hinziehenden Kampfes einer verzweifelten Seele.

Alles begann damit, dass genau vor einem Jahr Margo verunglückte und starb. Sie war sein Leben, seine Muse und jene Kraft, die sein Leben in geordneten Bahnen leitete und sich um alle kleinen und großen Dinge ihres gemeinsamen Lebens kümmerte. Plötzlich war sie nicht mehr da und all diese Dinge stürmten nun auf ihn ein.

Wie sollte er sich um Bezahlung offener Rechnungen kümmern, dafür Sorgen, dass der Kühlschrank gefüllt war und die Blumen im Garten betreut werden, wo er bisher nicht einmal gemerkt hatte, dass dies alles erledigt werden musste, um das Sein auf dieser Welt reibungslos ablaufen zu lassen?

Er hatte sich bisher nur um seine Malerei gekümmert, sich in seine Bilder versenkt, Er begann immer drei oder vier Bilder gleichzeitig zu malen, aß oft tagelang nichts, tobte manches Mal in seinem Atelier herum um dann wieder stundenlang völlig apathisch vor einem der Bilder zu sitzen und es anzustarren.

Margo war die einzige, die dann das Atelier betreten durfte, sich manchmal auch zu seinen Füßen setzte und mit ihm litt.

Unweit des Hauses lag der See. In den Abendstunden schlenderte er oft dahin, saß dann am Ufer und ließ seine nackten Zehen von den gekräuselten Wellen umspielen. Er gab ihm Kraft und Inspiration und glättete seine zerfurchte Seele. Es gab immer wieder Bilder, in denen der See eine zentrale Rolle spielte.

An manchen Tagen, kehrte er oft erst in der Dunkelheit zum Haus zurück. Margo saß dann immer im Halbdunkel im Wohnraum und wartete auf ihn. Schweigend nahmen sie das Abendessen gemeinsam ein. Und immer nahm er sie dann in die Arme. Oft lagen sie dann nur regungslos nebeneinander, ließen ihre Hände auf der Haut des anderen auf und abgleiten, oder liebten sich leidenschaftlich bis sie erschöpft einschliefen.

Sie schämte sich nun fast, in diese intimen Details der Beiden eingedrungen zu sein, doch es war ein unwiderstehlicher Drang, dass vor ihr liegende Tagebuch Margo´s zu lesen.

Sie, Margo und Bernie hatten eine unbeschwerte, gemeinsame Kindheit. Sie waren unzertrennlich und eine eingeschworene Gemeinschaft. Sie liebte Bernie von Anbeginn und litt schrecklich darunter, dass er plötzlich nur Augen für Margo hatte. Wenn sie alle Drei so im Gras lagen und den Wolken nachsahen, stützte er sich auf seine Hand, blickte aber immer nur auf Margo nieder; manches Mal neckte er Margo auch mit einem Grashalm. Dann fühlte sie sich immer wie das fünfte Rad am Wagen, völlig überflüssig.  Die beiden flüsterten und lachten gemeinsam und sie war dann immer ausgeschlossen und wollte fliehen, doch sie blieb letztlich.

Als sie eines Tages sein Atelier betrat um ihn etwas zu fragen, prallte sie erschrocken zurück. Überlebensgroß war das Bild Margos auf der Staffel zu sehen. Er hatte sie nackt gemalt, das Bild strahlte ihre völlige Hingabe aus. Da erkannte sie zum ersten Mal sein unglaubliches Talent und auch, dass die beiden sich liebten.

Im ersten Moment war sie sehr zornig, sie fühlte sich ausgeschlossen, betrogen und hintergangen. Doch dann siegte die Vernunft und sie gestand sich ein, dass sie das ja in den vergangenen Jahren bereits gewusst, nur verdrängt hatte!

Als sie das Haus verließ, ohne dass sie Bernie angetroffen hatte, spürte sie eine ungeheure Erleichterung.  Nun war es offenkundig und nicht mehr wegzuleugnen.

Kurze Zeit später zog Margo zu Bernie und sie galten offizielle als Liebespaar.

Er absolvierte die Akademie und begann in der Folge, sich einen Namen zu machen. Ihre Freundschaft bestand weiterhin und sie unternahmen vieles gemeinsam, lachten und philosophierten Nächte lang über Gott und die Welt.

Sie liebte ihn weiterhin ohne Wenn und Aber, nahm es hin, dass ihre Liebe nicht erwidert wurde.

Sie und Margo vertrauten sich so ihre kleinen Geheimnisse an, über ihren beiden Gefühlen über Bernie sprachen sie jedoch niemals. Es war ein Tabuthema zwischen ihnen.

Zwischenzeitlich zog sie sich zurück, denn sie wollte nicht den Eindruck erwecken, dass sie sich zwischen die Beiden drängen wollte. Obwohl sie es gerne getan hätte. Denn irgendwie gehörte Bernie auch zu ihrem Leben!

Als sie im Zentrum der Stadt eine Kunstgalerie eröffnete, übernahm sie auch immer wieder Bilder von Bernie. Sie verkauften sich gut. Auf diese Art hatte sie nun einen neuen Zugang zu Bernie gefunden und konnte es so einrichten, dass sie stundenlang gemeinsam über seine Bilder diskutierten und es schien fast wieder so zu werden wie früher.

In den Wochen nach dem Tod Margos hatte sie an manchen Tagen und in Nächten, in denen sie wach lag, mit Gewissensbissen zu kämpfen. Hätte sie den Tod der Freundin verhindern können, wenn sie sie rechtzeitig zurückgezogen hätte, als der Zug in die Station einfuhr? Wieso war sie wie gelähmt und konnte sich nicht vom Fleck rühren, sie nicht zurückreißen?

Oder hatte sie doch nach ihr gegriffen, sie vielleicht sogar gestoßen, anstatt sie zu halten?

Sie verdrängte die Gedanken darüber, wollte sich damit nicht auseinandersetzen. Sie hörte jedoch noch immer die Schreie der Menschen, das Kreischen der Bremsen, als sie die Treppe hinauflief und sich oben übergeben musste.

Eigentlich stand sie weiter hinten und konnte auch keinerlei Angaben machen, als sie befragt wurde. In ihrer Erinnerung kamen die Ereignisse immer durcheinander, sie hörte nur den Schrei, sagte sie aus. Alles andere war Einbildung, Fiktion, da war sie sich ganz sicher.

Nach dem Tode Margos wurde Bernie immer stiller, unruhiger und chaotischer. Er verstand nicht, wieso der Strom abgeschaltet wurde, weil er einfach vergaß die Rechnung zu bezahlen oder die Blumen im Garten verdursteten.

Sie versuchte einiges für ihn zu regeln, doch es gelang ihr nicht, Zugang zu ihm zu finden. Auch seine Bilder wurden immer greller, unverständlicher und in der Folge unverkäuflich.

Die totale Abhängigkeit Bernies von Margo war ihr vor deren Tode eigentlich gar nicht so aufgefallen.  Erst als Margo nicht mehr da war, wurde es offensichtlich.

Er begann immer öfter über den Tod zu sinnieren, entwickelte unübersehbar eine Todessehnsucht, die ihn immer mehr in sich zurückziehen ließ.

Wie im Nebel sah sie immer wieder, wie Bernie gestern ohne ein Wort zu sagen, sich von ihr löste, sie einfach am Ufer stehen ließ und langsam aber stetig auf den See zuging. Er ging ohne zu zögern weiter, das Wasser stieg immer höher und höher.

Erst als er sich einfach ins Wasser gleiten ließ, rücklings aufschlug, seine Arme ausstreckte und in den Himmel blickte, rief sie seinen Namen. Doch er reagierte in keiner Weise, er hörte sie gar nicht.

Er trieb langsam auf den See hinaus, und plötzlich versank er einfach.

Sie starrte ungläubig hinaus, die Oberfläche kräuselte sich noch eine Weile und dann war die Wasseroberfläche wieder so ruhig, wie vorher.

Sie kam gar nicht auf den Gedanken, ihm nachzulaufen, zu versuchen ihn wieder heraus zu holen. Sie stand nur da und starrte auf die Wasserfläche.

Die Polizei machte ein Protokoll mit ihr, sie unterschrieb es. Wahrscheinlich wird sie eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung bekommen.

Es war nur ein weiterer Baustein in dem abbröckelnden Gebäude ihres Lebens

Sie löschte das Licht, ordnete einige Papiere auf dem Schreibtisch und schloss die Galerie ab

Während der Fahrt hinaus zum See, passierte sie einige Orte ihres gemeinsamen Lebens. Die kleine Kirche in der Mitte der Siedlung, die kleine Schule daneben, in der sie alle Drei die ersten Schuljahre verbrachten, die in der Hauptstraße liegenden Elternhäuser und den Bahnhof.

Dann bog sie langsam in die Forststraße ein, die zum See führte und parkte nicht weit vom Ufer des Sees und stieg aus. Ohne den Wagen zu versperren, wozu denn auch, ging sie langsam auf den See zu. Es begann zu regnen.

Ihre Tränen flossen nach innen, unbemerkt.  Die Sehnsucht, sich umarmen zu lassen erreichte ihren Höhepunkt. Es wäre Erlösung sich von den Wellen empfangen, umschließen zu lassen vom schwarzen Glas der Fluten. Sie hörte Rufe aus der Tiefe, es klang wie seine leise flüsternde Stimme. Die Wellen erzeugten Bewegungen, Treppen gleich, die abwärtsführten. Sie war vor Tränen fast blind, sie mischten sich mit dem Regen. Sie ließ sich führen von ihrer Sehnsucht. Sie ging diese Treppe hinab, ließ sich ziehen und locken und Erleichterung machte sich breit.

Der Tod umklammerte sie mit ehernen Armen, die Strudel zogen sie hinab in die Erlösung.

 

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Verlorene Träume, Märchen

 

Verlorene Träume

von Joana Angelides



 

Isabella saß am Fenster und schaute in den Garten hinaus. Es war noch früh am Morgen und alle im Haus schliefen noch. Außer Großmutter, die war in der Küche und machte das Frühstück. Man hörte am Klappern der Kaffeeschalen, Teller und Bestecke, dass durch das geöffnete Küchenfenster zu hören waren, dass sie den Tisch deckte

Isabella war noch nicht ganz munter, sie hatte den Kopf an den Fensterrahmen gelehnt und die Augen halb geschlossen. Doch, was bewegte sich da im Gras? Sie hob den Kopf und schaute angestrengt in die Ecke des Gartens.

Dort bemerkte sie eine kleine Gestalt, die zu ihr hinaufblickte. Es war ein kleines Männchen mit einem weißen Hemd und langen grünen Hosen und einer roten Zipfelmütze auf dem Kopf. Sie rieb sich die Augen, denn sie glaubte, nicht richtig gesehen zu haben. Die kleine Gestalt winkte zu ihr herauf.

„Pst, pst,“ machte das der kleinen Männchen.

„Meinst Du mich?“ fragte Isabella

„Ja, dich.“

„Ja wer bist Du denn? Ich habe dich noch nie da gesehen,“ sagte sie

„Ich bin das Traummännlein, ich sollte eigentlich schon längst schlafen, aber ich brauche deine Hilfe.“

„Ja, wie kann ich Dir denn helfen?“ Isabella war ganz erstaunt.

„Ich habe meinen Sack mit all den Träumen verloren und kann ihn nicht wiederfinden.“ Das Traummännlein setzte sich auf einen Stein, der in der Wiese lag und stützte sein Kinn auf die Hände und blickte ganz traurig zu Isabella hinauf.

 

In diesem Augenblick öffnete sich die Türe und die Mutter kam herein.

„Isabella, Du sitzt am offenen Fenster und träumst wieder vor dich hin, gehe ins Badezimmer und ziehe dich an, wir frühstücken dann.“

 

„Hallo, Traummännlein, ich muss jetzt runtergehen und frühstücken. Ich komme dann in den Garten, warte auf mich!“ Rief sie in den Garten hinunter, konnte das Traummännlein aber nirgends mehr entdecken.

 

Das Frühstück dauerte ewig, so schien es ihr. Endlich erhoben sich alle. Großvater ging in den Schuppen, um das Vogelhäuschen, welches er für die Vögel bastelte, fertig zu machen. Mutter begann in der Küche alles für das Mittagessen vorzubereiten, Vater nahm die Zeitung und setzte sich in die Leseecke. Tante Helga und Onkel Fritz, die zu Besuch waren, setzten sich wieder an den Küchentisch und unterhielten sich mit Mutter. Isabella half noch Großmutter das Geschirr in die Spüle zu tragen, das Tischtuch zusammen zu falten und lief dann sofort in den Garten hinaus.

„Hallo, wo bist Du?“  rief sie leise und schaut sich im Garten um.

„Pst, pst, hier unter dem Baum,“ hörte sie eine ebenso leise Stimme.

 „Du willst mir wirklich helfen?“  Das Traummännlein saß unter dem Apfelbaum auf einer großen Wurzel und wartete auf Isabella.

„Komm, wir gehen in den Baum hinein,“ sagte es und nahm Isabella beim Rockzipfel, weil er war so klein, dass er nicht höher hinaufreichte.

„Oh, in den Baum?“ Sie schaute erstaunt.

Doch er drehte sich um und ging auf den Stamm zu und da öffnete sich dieser doch tatsächlich und ließ die beiden eintreten. Es öffnete sich ein kleiner Spalt, der gerade so groß war, dass Isabella hindurch konnte und sie sah eine Treppe, die hinab führte in einen großen unterirdischen Saal.

Isabella staunte. Sie hätte nie gedacht, dass unter dem Baum und unter ihrem Garten ein so großer Saal mit so wunderschönen Dingen zu finden war.

 

In der Ecke stand ein Schaukelpferd, auf dem saß ein großer Clown, angelehnt an einen Schrank mit Regalen in denen viele Puppen und Plüschtiere Durcheinander saßen und lagen. Gegenüber war eine große Truhe mit offenem Deckel, in der lagen noch mehr Spielsachen. Bälle, ein Feuerwehrauto, eine Trompete und ein Tamburin. In der anderen Ecke stand ein Kasperletheater, das Krokodil hing ganz schlaff von der Bühne herunter und der Kasperl lehnte in den Kulissen. Die Prinzessin war heruntergefallen und lag neben dem Theater am Boden.

In der anderen Ecke lag ein Segelschiff, daneben ein Flugzeug und unter dem Flugzeug sah man eine große Lokomotive mit ein paar Waggons umgestürzt liegen. Die Schienen lagen Durcheinander daneben.

Oben schwebte eine Wolke, auf der saßen ein paar Engel mit weißen Gewändern voller silberner Sterne.

 

„Oh, was ist denn das?“ Rief Isabella voller Entzücken aus.

„Das sind die Träume, die ich jede Nacht an die Kinder verteile. Aber um die Träume auch verteilen zu können, brauche ich meinen Sack mit dem Goldstaub. Den Goldstaub streue ich dann über die schlafenden Kinder aus und die Dinge aus diesem Saal erscheinen dann den Kindern im Traum. Aber leider, ist mir dieser Sack abhanden gekommen.“ Und dicke Tränen rollten über sein Gesicht.

„Und Du willst, dass ich Dir suchen helfe? Wann hattest Du denn den Goldstaub das letzte Mal?“

„Vor zwei Nächten, da war er noch da und gestern abend war er weg. Ich habe ihn da hergestellt!“ Er zeigte mit dem Zeigefinger mitten in den Saal, doch dort war nur ein leerer Platz.

 

„Also, eigentlich hast Du da eine große Unordnung. Man müßte das alles zusammen räumen, vielleicht finden wir den Sack dann wieder.“

„Nein, nein, ich finde immer wieder alles,“ verteidigte sich das Traummännlein.

Da war es Isabella, als ob sich der Clown dort am Schaukelpferd bewegt hätte. Als sie aber hinsah, saß er wieder ganz ruhig da und schaute sie mit seinen großen, bemalten Augen ganz unschuldig an. Aber war da nicht ein kleines Zwinkern in seinen Augen zu sehen und zuckten nicht die Mundwinkel ein wenig?

 

Isabella ging langsam auf den Clown zu und blickte ihm tief in die Augen. Und wirklich, der Clown zwinkerte ganz leicht und wackelte auch ganz leicht mit seinem Kopf und die roten Haarlocken zitterten leise.

Und war da nicht ein leises Kichern zu hören, von der oben schwebenden Wolke? Hatten sich die Engel nicht gerade die Hand vor den Mund gehalten und kicherten? Nein, doch nicht, jetzt war es wieder ganz ruhig und sie blickten unbeteiligt in die Ferne.

Auch der große Teddybär dort auf dem Stuhl konnte scheinbar nicht ruhig sitzen, sein vorgewölbtes Bäuchlein zitterte ein wenig und er fiel vom Stuhl und das kleine Glöckchen auf seinem Halsband klingelte leise.

 

Auch auf dem Regal mit den Puppen und Plüschtieren schien irgendwie Unruhe zu herrschen. Es schien Isabella, als ob sich alle bewegten und die Anordnung der verschiedenen Puppen und Plüschtiere noch mehr Durcheinander kamen.

Da stieg in Isabella ein Verdacht auf.

„Also, wir werden jetzt einmal Ordnung machen, in deinem Traumland,“ sagte sie und begann zuerst einmal im Regal die Puppen zu ordnen. Sie ordnete sie nach Größe und Kleidung, die Plüschtiere wurden abgestaubt und in Ordnung hingesetzt, die Elefanten kamen alle auf das oberste Regal und die kleinen Äffchen darunter, dann die Teddybären und die Kätzchen. So, das sah schon gut aus. Sie hob auch alle Dinge, die am Boden lagen auf und legte sie fein säuberlich nebeneinander auf die Regale.

Aber den Sack mit dem Goldstaub fand sie nicht.

„Ja es tut mir leid, aber der Sack ist nicht da.“ Sagte sie.

Doch da runzelte sie die Stirne, jetzt hatten sie alle Traum -Zutaten sortiert, abgewischt und weggeräumt. Nur der Clown saß noch immer unbeweglich auf dem Schaukelpferd.

Sie ging auf den Clown zu und versuchte ihn vom Schaukelpferd   zu heben. Doch er machte sich ganz steif und versuchte sitzen zu bleiben. Mit einem Ruck hob sie ihn jedoch weg und fiel mit ihm gemeinsam auf den Boden.

 

„Ohhh, da ist er ja!!!“ rief in diesem Moment das Traummännlein und beugte sich über das Schaukelpferd um den Sack aus der Ecke zu holen.

Isabella mußte laut lachen. Sie befreite sich von dem Clown, der auf ihr lag und stand auf.

„Der Clown hat ihn versteckt! Aber warum nur?“

„Ich glaube ich weiß warum,“ sagte das Traummännlein. „Ich habe ihn in letzter Zeit so wenig zu den Kindern geschickt. Da war er so lange alleine. Aber die Kinder sind in letzter Zeit so wenig in den Zirkus gegangen, haben nicht von Clowns träumen wollen. Deswegen war er ganz traurig. Wahrscheinlich wollte er mir das damit sagen.“

 

Er ging auf den Clown zu und gemeinsam mit Isabella hoben sie ihn auf und setzten ihn wieder auf das Schaukelpferd.

„Ich möchte gerne morgen von einem Clown und einem großen Zirkus träumen.“ Sagte Isabella.

Es war ihr, als ob der Clown ein wenig lächelte.

 

„Ich danke Dir, dass Du mir geholfen hast, ich werde Dir einen schönen Traum vom Zirkus schicken!“

Sie liefen beide die Treppe wieder hinauf und wie von Zauberhand öffnete sich der Baumstamm ein wenig und sie trat in das helle Sonnenlicht hinaus. Als sie sich umdrehte, war der Baumstamm unverändert, wie immer und auch keine Spur vom Traummännlein.

Sie setzte sich hin, lehnte sich an den Baumstamm und lächelte still vor sich hin. Wie doch das Traummännlein unordentlich war. Da konnte er ja nichts finden. Und wie schlau der Clown doch war!

„Ja Isabella, Du träumst schon wieder in den Tag hinein,“ sagte die Mutter und stand vor ihr.

„Wo warst Du denn, ich habe dich gerufen. Du solltest einmal dein Zimmer in Ordnung bringen, da findest Du ja nichts mehr!“

 

Isabella lief Durch den Garten zu ihrem Zimmer und dachte wieder an ihr Erlebnis. Aber wahrscheinlich hatte sie wirklich nur geträumt. Als sie in ihr Zimmer kam, bemerkte sie eine kleine rote Locke auf ihrem Rock, sie war der Lockenpracht des Clowns sehr ähnlich.

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Mittwoch, 7. April 2021

Patient gestorben, Satire

 

Patient gestorben.

von Joana Angelides

 


Es wäre natürlich interessant zu wissen, woran ich gestorben bin.
Ins Spital eingeliefert wurde ich an einem Samstagnachmittag mit Schmerzen in der Magengegend. Was Genaues wußte man nicht, man hat mich durchleuchtet, abgehorcht und abgeklopft. Ich sehe noch immer den ratlosen Blick des Arztes und das bedeutungsvolle Hinaufrutschen der linken Augenbraue.

Die Schmerzen hatte ich danach immer noch.

Dann wurde ich stationär aufgenommen und in ein Bett gelegt. Man kommt sich gleich viel kränker vor, wenn man in einem Bett liegt.
An das Bett wird eine Tafel angehängt und geheimnisvolle Zeichen und Zahlen werden darauf geschrieben. Damit ich nicht verloren gehe, bekam ich ein Armband aus Plastik mit Name, Spital und Station drauf geschrieben. Also registriert wie ein Paket in der Paketaufbewahrung.
Besonders beruhigend ist, dass das Spital drauf steht. Denn es könnte ja sein, dass man irrtümlich in einem Krankenwagen landet, der dann in der ganzen Stadt herumirrt, weil man nicht weiß, wohin der Patient gehört. Das könnte Tage dauern. Ob ich jemand abgehen würde?
Dann kam eine kleine süße Schwester, eine so genannte Karbolmaus, mit Mandelaugen und lispelnd und stellte mir viele Fragen, deren Beantwortung sie in einen Bogen eintrug.

Die Schmerzen hatte ich immer noch.

Danach kam ein Arzt und begann mir neuerlich Fragen zu stellen. Er zählte meinen Puls, las meinen Blutdruck ab und ging wieder. Hoffentlich haben ihm die Resultate gefallen, gesagt hat er nichts. ich habe nicht gefragt. Man will ja schließlich nicht negativ auffallen.
Nach einer Weile kommt eine Schwester, schaut auf die Tafel am Fußende des Bettes und will meine Bettdecke wegziehen, da ich ein Klistier bekommen soll.
Ich verweigere dies. Warum auch soll ich zustimmen?
Nach neuerlicher Kontrolle der Tafel stellte sie fest, dass der Vorname nicht stimmt. Es gab
scheinbar noch einen Herrn Berger auf der Station. Ich vergönnte ihm das Klistier.

Die Schmerzen sind ärger geworden.

Ich läutete der Schwester, die diesmal ohne Klistier hereinkam und erklärte ihr meine Schmerzen. Sie lächelt und kommt ein wenig später mit einer Infusionsflasche herein. Sicherlich hat sie sich in der Zwischenzeit die Hände gewaschen. Sie hängte diese an den über mir hängenden Galgen.
"Der Doktor kommt gleich und hängt Ihnen die Infusion an“
Diesen Satz kenne ich von meinem Stammlokal.
„Kollege kommt gleich“, heißt es da auch immer. Ich wartete.

Die Schmerzen sind unverändert.

Die abendliche Visite ergab auch nichts Besonderes. Der Chefarzt nahm die Tafel vom Ende des Bettes und murmelte mit dem Assistenzarzt einige beiläufige Sätze. Eigentlich wollte ich fragen, was mir fehlt, doch am Samstagabend wird sich das wohl nicht klären lassen.
Nachher bekamen wir das völlig geschmacklose Abendessen serviert, die Frage nach einem Salzstreuer wurde mit einem Kopfschütteln quittiert. Eigentlich wollte ich aber gar kein Diätessen.

Die Schmerzen haben inzwischen Dank der Infusion, nachgelassen.

Vielleicht wäre es besser die Ursache zu bekämpfen, anstatt der Wirkung. Doch mit wem sollte man das diskutieren?
Durch die offene Türe drangen plötzlich laute Stimmen herein, einige Schwestern liefen vorbei und schoben einen Notfall-Wagen. Hektik war ausgebrochen. Dann plötzlich Stille.
Die restliche Nacht war sehr ruhig, nur hin und wieder hörte man das leise Geräusch der Summer, wenn jemand die Schwester rief.

Gegen Morgengrauen kamen meine Schmerzen wieder zurück.

Sie waren hartnäckig und so eine läppische Infusion konnten sie nicht dauerhaft vertreiben.
Ich läutete panisch nach der Schwester. Sie kam fast sofort. Ich wurde nochmals untersucht und danach brach auch hier die Panik aus. In meinem Bett liegend wurde ich den Gang entlang gefahren. Die Beleuchtung lief über mir hinweg, das grelle Licht des Operationssaales tat mir in den Augen weh. Der Arzt von gestern Abend schaut mich besorgt an und versuchte zu lächeln. Ich schloß meine Augen und nahm nur mehr sehr vage die Narkosemaske auf meinem Gesicht wahr.

Die Schmerzen waren weg.

Ich fand mich wieder in einem großen Raum, rundherum weiße Polster und gleißendes Licht.
Nachdem ich wieder einige Fragen beantworten mußte, einige Formulare ausfüllen und mir eine kleine freundliche Person das Plastikband mit Nummer von der großen Zehe abschnitt, wurde ich hinausgeschickt und durfte mir eine Wolke aussuchen.
Ich nahm die Wolke neben der von Herrn Berger, meinem Namensvetter, den ich ja schon aus dem Spital kannte und mit dem ich fast ein Klistier geteilt hätte!
Wir sind offenbar beide tot!

Leider weiß ich noch immer nicht, woran ich eigentlich gestorben bin!

 

Aufgeblüht, amüsante Kurzgeschichte

 

Aufgeblüht

von Joana Angelides




 

Ich war schon sehr gespannt, was Tante Olga so dringend mit mir besprechen wollte.  Auch, warum sie es am Telefon nicht einmal andeuten konnte.

Ich parkte meinen Wagen vor der Villa, links von der Treppe. Offenbar war ich nicht der einzige Gast von Tante Olga. Abschätzend betrachtete ich den alten Ford rechts von mir und kam zu dem Resultat, dass sein Besitzer sicher nicht viele Geldmittel zur Verfügung haben dürfte, oder aber ein Snob war.

Ich eilte die wenigen Stufen der Treppe hinauf und läutete drei Mal. Das tat ich immer bei Tante Olga, dann wusste sie immer, dass ich es war.

Sie öffnete nach wenigen Augenblicken die Türe und bat mich rein.

Im Vorraum sah ich schon diesen fremden Mantel und einen überdimensionalen schwarzen Schirm.

Als wir das Wohnzimmer betraten, sah ich ihn. Er war ein sehr hagerer, groß gewachsener älterer Mann mit einem Schnurbart und Brille.

„Darf ich dir Herrn Gröbner vorstellen, er arbeitet für mich. Das ist meine Nichte Anna!“

Ich nickte Herrn Gröbner zu und streckte ihm meine Hand entgegen, die er elegant nahm und gekonnt einen Handkuss darauf andeutete.

Wir nahmen Platz und Tante Olga servierte Tee.

Nach einem kurzen belanglosen Small-Talk kam Tante Olga unmittelbar zum Grund ihrer Einladung.

„Hattest du in letzter Zeit Kontakt mit deinem Vater?“

 Diese Frage traf mich unerwartet. Seit dem Tode meiner Mutter lebte er sehr zurück gezogen und ließ keine Annäherung zu.  Wir telefonierten sporadisch miteinander, sahen uns nur zu den großen Feiertagen.

„Kann man nicht so einfach sagen, er ist sehr verschlossen und ich habe auch sehr wenig Zeit“, versuchte ich mich irgendwie besser dastehen zu lassen.

„Dein Vater, mein Bruder, ist eben dabei, den guten Ruf unserer Familie aufs Spiel zu setzen, er will, glaube ich, eine um dreißig Jahre jüngere, unglaublich blonde Frau heiraten, die keiner kennt. Eine Frau aus dem Nichts, sozusagen!“

Also, das überraschte mich doch sehr! Ich hatte ja keine Ahnung, dass Papa in dieser Richtung unterwegs war. Ich hüstelte und hielt mir die Hand vor den Mund, damit Tante Olga mein amüsiertes Lächeln nicht sehen konnte.

„Also, lass ihn doch. Es macht ihn sicher glücklich. Kennst du sie denn?“

„Nein, ich kenne sie nicht, will sie auch gar nicht kennen lernen! In seinem Alter, das ist ja skandalös!“

„Was heißt, in seinem Alter, Tante Olga! Er ist kaum über sechzig, sieht gut aus, ist fit und gesund, also ich gönne ihm das aus vollem Herzen.“

Sie starrte mich an, als würde sie mich jeden Moment ermorden wollen. Dann nippte sie an ihrem Tee.

„Ich bin sogar um zwei Jahre jünger als er, aber mir fällt so was nicht ein. Ich könnte meinem Gustav, Gott habe ihn selig, das nicht zumuten.“

Sie hob leicht den Kopf an und rümpfte ihre Nase und rückte das Bild des seligen Onkel Gustav ein wenig am Tisch hin und her. Die kleine Haarsträhne die sich aus ihrem streng nach rückwärts gekämmten Haar gelöst hatte, steckte sie wieder fest.

„Sind eben nicht alle Menschen gleich, Tante Olga. Darf doch jeder nach seiner Facon leben. Am besten du wartest einmal ab und bittest Papa, dir die Dame vorzustellen.“

Tante Olga nippte wieder an ihrem Tee. Ich hatte sie im Verdacht, sie benützte diese kleinen Pausen um nachzudenken.

„Ich werde nicht zuwarten, ich werde etwas unternehmen, wenn du schon nichts zu tun gewillt bist.“

Ich wusste nicht, was ich da unternehmen sollte und wollte es auch gar nicht. Eigentlich freute ich mich für Papa.

Sie wandte sich nun „Herrn Gröbner“ zu und legte ihre Hand vertrauensvoll auf seinen Arm.

„Ich habe Herrn Gröbner, er ist Privatdetektiv, nun beauftragt, diese Dame zu durchleuchten. Ich will alles aus ihrer Vergangenheit wissen und werde diese Informationen dann deinem Vater zukommen lassen.“

„Also Tante Olga, das wirst du nicht tun. Ich finde das ungeheuerlich. Ich verbiete dir das!“

„Zu spät. Herr Gröbner hat bereits begonnen und einiges erfahren! Hier ist der Akt und du kannst ruhig reinschauen.“

„Nein danke. Ich werde das keinesfalls tun und du solltest diese Unterlagen sofort vernichten.“

Für mich war das Gespräch erledigt und ich erhob mich.

„Tante Olga, Herr Gröbner, ihr entschuldigt mich. Ich habe noch einen Termin.“

Mit diesen Worten verließ ich das Haus von Tante Olga und nahm mir vor, es so bald nicht wieder zu betreten.

Am Rückweg überlegte ich fieberhaft, ob ich Papa anrufen, ihn einfach fragen sollte, was es damit auf sich hatte. Doch ich kam zu dem Entschluss, mich nicht einzumischen, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Ich traf Papa in der Folge einmal in einer Galerie, anlässlich einer Gemäldeausstellung. Die Dame an seiner Seite war allerdings rothaarig und nicht ganz so jung, wie sie Tante Olga beschrieben hatte. Das nächste Mal traf ich ihn in der Pause eines Konzerts, ebenfalls in Begleitung, allerdings war die Dame nun schwarzhaarig und fast so alt wie Papa.

Ich warf Papa einen belustigten Blick zu und er zwinkerte fast unsichtbar mit seinem linken Auge und lächelte mir zu.

Langsam begann mich das Spiel zu amüsieren. Papa schien sein Leben zu genießen und Tante Olga ihm das zu missgönnen.

So weit so gut.

Doch plötzlich überstürzten sich die Ereignisse

An einem wieder einmal hektischen Morgen, klingelte das Telefon und Papa war am Apparat.

„Können wir uns zum Mittagessen treffen, wir haben etwas sehr Wichtiges zu besprechen!“

Natürlich war ich sofort Feuer und Flamme, ich würde sicher endlich erfahren, welche der drei Begleiterinnen Papa nun ehelichen wird. Ich stellte mir schon das empörte Gesicht von Tante Olga vor.

Wir trafen uns auf der Terrasse des Schlosshotels. Man hatte einen wunderbaren Blick auf den See.  Die Bäume warfen ihre Schatten auf die Wasseroberfläche, die kleinen Boote zogen ihre Spur darauf. Es war ein wundervoller Frühsommertag.

Papa sah umwerfend aus. Er sprühte vor Lebensfreude, lächelte mir entspannt zu und rückte meinen Stuhl zurecht.

Da kam die unerwartete Frage:

„Wann hast du denn zuletzt Tante Olga gesehen?“

Ich spürte, wie zarte Röte mein Gesicht überzog. Ich hätte Papa die schändlichen Versuche von Tante Olga, sein Privatleben zu erschnüffeln, gerne verheimlicht.

„Vor ca. vier Wochen, aber Papa……“, ich wollte weitersprechen, doch Papa winkte ab.

„Da wirst du sie ja heute gar nicht wiedererkennen, schau da kommt sie schon!“ Er winkte mit der Hand und als meine Blicke dieser Hand folgten, erkannte ich Tante Olga.

Sie hatte ein weit schwingendes Sommerkleid an und einen entzückenden Hut auf einer neuen Frisur und stützte sich am Arm „Herrn Gröbner´s“ ab.

Papa flüsterte in mein Ohr:

„Sie wird heiraten, stell dir das vor! Meine Schwester wird heiraten!“

Ihn amüsierte es sichtlich, ich dagegen war sprachlos.

Das Mittagessen begann ein wenig verkrampft, doch im Laufe der Unterhaltung löste sich die Verkrampfung und es wurde ein angenehmes Treffen.

Tante Olga verteidigte das Recht von Menschen auch wenn sie schon etwas älter waren, sich wieder zu verheiraten. Man hat ja schließlich nur ein Leben!

Wir gaben ihr Recht und gratulierten den beiden herzlich.

Als sich Tante Olga und „Herr Gröbner“ verabschiedeten, flüsterte sie mir ein „Danke“ ins Ohr und drückt meine Hand.

„Jaja, mein Kind, ich liebe das Unerwartete!“ sagte Papa und griff zum Telefon. Aus dem Gespräch war leider die Haarfarbe der Dame, mit der er sprach, nicht ersichtlich.

 

 

 

 

 

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