Freitag, 30. Oktober 2020

Der Traum eines Verantwortlichen für das Jahr 2200, Satire

 

Der Traum eines Verantwortlichen für das

Gesundheitswesen im Jahr 2200




 

 

Der große Rat hat sich in der großen Glaskuppel des Gesundheitsministeriums für die Region EU-Donauländer zur jährlichen Beratung versammelt.

Es ist die Jahresversammlung 2200 und es sollen neue Kriterien für das bereits weitgehend reformierte Pensions- und Krankenkassengesetz ausgearbeitet werden.

Es geht vordringlich um die Festlegung der Grenzwerte für die ärztliche Betreuung, sowie um das Leistungsvolumen des Hauptverbandes der Versicherungsträger. Die Verwaltung und die Verantwortung wurden schon vor 150 Jahren dem großen Rat übertragen

Die bisherige Altersgrenze für den Anspruch auf Leistungen aus dem Versicherungsfond der Krankenkasse von 80 Jahren soll auf 75 Jahre herabgesetzt werden.

Es soll gewährleistet werden, dass nach Eintritt in den Ruhestand mit 70 Jahren niemand länger als fünf Jahre die Leistungen der Krankenkasse ausnützen kann.

Mitbürger, die die Altersgrenze von 75 Jahren überschreiten sollen als Bürger Klasse II eingestuft werden. und haben keinen Anspruch auf weitere Medikamentenabgabe im Rahmen der Krankenversicherung. Fünf Jahre sind genug!

Jene Mitbürger, die das Alter von 80 Jahren überschreiten, werden automatisch nach ihrem Ableben der medizinischen Analyse überantwortet, um wissenschaftlich feststellen zu können, was dieses Phänomen verursacht hat.

Mitbürger, die nach Erreichung des Pensionsalters ohne großen Aufwand für die Allgemeinheit in einer noch zu bestimmenden Frist ableben, bekommen das Ehrenbürgerzeichen kostenlos auf dem Grabstein eingemeißelt.

Krücken und Krankenbehelfe wie Rollstühle, die zur Erreichung des Arbeitsplatzes unbedingt nötig sind, Augengläser sowie Windeln werden nur mehr für im Arbeitsprozeß stehende Arbeitnehmer ausgegeben und müssen dann mit Eintritt in die Pension bei der zuständigen Gebietsstelle abgegeben werden.

Pensionsbezieher, die das 75gste Lebensjahr erreicht haben, müssen sich entweder in die Obhut ihrer Familien begeben, oder werden in Sammelstellen angenommen. Dort werden ihnen Kojen zugeteilt, wo sie die restliche Zeit bis zu ihrem Ableben warten müssen.

Diese Kojen haben an der Rückseite eine Entsorgungsklappe, die sich automatisch öffnet, wenn keine Atemgeräusche mehr hörbar sind.

Die Pensionen werden in Zukunft nicht mehr ausbezahlt, sondern es werden Punktescheine vergeben, mit denen eingekauft werden kann. Die Lobby der global wirkenden Konzerne schreibt vor, welche Artikel bezogen werden können.

Ab einer Altersgrenze von 80 Jahren werden gewisse Warengruppen in diesem Punkteschein-System nicht mehr integriert.

Ausgenommen von diesen Regelungen sind Politiker und nicht näher bezeichnete Personen, die Politikern nahe stehen.

Politiker, die in Opposition zu diesen Beschlüssen, trotz ausführlicher Belehrung und Beratung durch den Vorsitzenden verharren, werden registriert und gegebenenfalls ihre Privilegien gestrichen. Sie kommen auf eine sogenannte "Ausschlussliste" und werden fokussiert. In extra noch zu schaffenden Seminaren, sogenannte "Umerziehungsseminare" die bis zu zwei Jahren dauern können, wird ihnen die erforderliche Einsicht für die notwendigen Schritte der Kommission klar vermittelt.

Diese Listen werden in Abständen von zwei Jahren überprüft und eventuelle Korrekturen werden durch eine noch zu schaffende Kommission vorgenommen.

 

Dann ist der Verantwortliche für das Gesundheitswesen aufgewacht! Man wird doch noch träumen dürfen!

 

Dienstag, 27. Oktober 2020

Alte Puppe in neuem Kleid, Erzählung

 

ALTE PUPPE IN NEUEM KLEID

von Joana Angelides


Doreen hatte schon länger vor, ihr altes Kinderzimmer im Hause der Eltern zu durchforsten und alles, was nun nicht mehr gebraucht wurde, wegzuwerfen, oder zu verschenken.

Zugegebener Maßen hing sie doch sehr an diesem Zimmer, obwohl sie es ja schon lange nicht mehr benutzte. Sie hatte ihr eigenes Haus in der Nähe der Eltern mit einem wunderschönen Garten und die Kinder hatten nun auch ihr eigenes Kinderzimmer.

Vater wollte sich schon lange einen kleinen Bastelraum da einrichten und nun, da er in Pension ging, wurde die Sache dringend.

 

Mit einem großen Pappkarton und eisernem Willen nun die Sache wirklich anzugehen fuhr sie vor dem Haus der Eltern vor.

 

Sie betrat das Zimmer immer mit einem Anflug von Nostalgie. Hatte sie doch hier ihr eigenes Refugium, träumte hier ihre Jungmädchenträume und weinte auch so manche Enttäuschung in ihre Kissen.

 

Als erstes musste einmal dieser Kasten mit all ihren alten Spielsachen ausgeräumt werden.

Sie öffnete die Türen und begann im obersten Fach und arbeite sich langsam nach unten.

 

Da lagen sie, die kleinen und großen Bären, die sie einst gesammelt hatte. Einige hatten nur mehr ein Auge und bei Florian, dem Bären mit der Lederhose, fehlte sogar ein Bein. Sie wußte gar nicht mehr, wann er dieses verlor. Sie trennte nun die Bären die noch in Ordnung waren, von den anderen und legte sie in den vorbereiteten Karton. Die mit Defekten legte sie auf die Seite.       

Oh, da war ja der große Nussknacker, den ihr einmal Onkel Edi in der Vorweihnachtszeit mitbrachte und sie sich beim ersten Mal Nüsse knacken gleich in den Finger gezwickt hatte. Heulend lief sie damals zur Mutter, die den Nussknacker dann gleich in Verwahrung nahm.

Ein Stück nach dem anderen landete nun in dem Karton oder daneben, je nach Zustand und Aussehen.

Der kleine Husar fehlte gar nichts, er war noch genau so schön, wie ehedem. Sie glaubte sogar, wenn sie ihn genau ansah, dass er ihr zuzwinkerte. Sie musste unwillkürlich lächeln. Er sah ihrer ersten Liebe aus der Parallelklasse ähnlich und durfte damals ab sofort auf ihrem Nachtkästchen stehen. Sie war immer überzeugt, dass er wusste wieso! Er landete im Karton für weitere Verwendung.

 

Die kleine Schmuckkassette mit der Tänzerin oben drauf stand ganz rückwärts in der Ecke, dort wo auch der schmucke Husar stand. Eigentlich sollte sie sich bei Musik drehen, wenn man den Deckel aufmachte, aber der Schlüssel, mit dem man das Spielwerk aufzog, ging verloren und so verlor sie auch das Interesse an diesem Spielzeug. Sie legte die Kassette zu den defekten Sachen, die entsorgt werden sollten.

Doch, was war das? Im Karton gab es ein polterndes Geräusch. Der kleine Husar hatte sich scheinbar aufgerichtet und lugte nun aus dem Karton heraus auf die kleine Tänzerin mit ihrer Kassette. Rann ihm nicht auch eine kleine Träne übers Gesicht?

Doreen schüttelte den Kopf und lächelte über ihre Fantasie. Sollte sie nun, als erwachsene Frau sentimental werden? Papperlapapp......

 

Sie legte den kleinen Husaren wieder auf seinen Platz im Karton und wandte sich den anderen Dingen zu.

 

Oh, da war noch die alte Porzellan-Puppe, mit den sich schließenden Glubschaugen und den Echthaarzöpfen. Sie betrachtete sie genauer. Eigentlich hatten ihre blauen Glasaugen jeglichen Glanz verloren. Woran lag das wohl? Vielleicht waren sie auch im Laufe der Zeit schmutzig geworden. Sie befeuchtete ihren Zeigefinger und wischte über die Augen. Na, also sie glänzten ja wieder. Doch als die Augen wieder trocken waren, war der Glanz wieder weg. Sie blickte eigentlich traurig vor sich hin. An sich hatte sie allen Grund, denn das Kleid, das sie anhatte war schon sehr abgetragen und fleckig, der Kragen abgerissen und vorne am Kleid fehlten drei Knöpfe. Und außerdem fehlte ihr ein Schuh!

Sie erinnerte sich, dass sie mit dieser Puppe seit ihrer frühesten Kindheit nicht mehr gespielt hatte. Früher nähte Mutter jedes Jahr ein neues Kleid und die Puppe lag, zu ihrer hellen Freude immer wieder neu eingekleidet unter dem Weihnachtsbaum. Doch irgendwann gab es dann Puppen mit Plastik-Gesichtern, die auch sprechen konnten oder Barbie-Puppen, wie sie alle Mädchen hatten, die etwas auf sich hielten und die gute alte Gliederpuppe mit den wunderschönen Glasaugen und Echthaarzöpfen wurde unmodern und landete im Kasten irgendwo, ganz hinten.

 

Sie hielt die Puppe noch immer in Händen während ihr all diese Gedanken durch den Kopf gingen. Sie hatte direkt ein schlechtes Gewissen.

 

Was wäre wenn.......

Sie legte die Puppe auf ihr altes Bett und nahm sich vor, nachzudenken was sie wohl mit der Puppe machen könnte. Es widerstrebte ihr, sie wegzuwerfen. Aber sie wollte sie auch nicht an fremde Menschen verschenken, die sie vielleicht dann doch wegwarfen, weil sie eben nicht der derzeitigen Mode entsprach.

 

Und wieder gab es ein Geräusch um Karton und seltsamer Weise stand der kleine Husar schon wieder aufrecht und blickte vom Kartonrand hinunter zur Tänzerin. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu!

Sie hob die Kassette wieder auf und betrachtete sie aufmerksam. Es war eine sehr schöne Handarbeit, Einlegearbeit an den Seiten und die Tänzerin war aus Porzellan.

Sie beschloss, das kleine Kunstwerk doch zu behalten und legte es neben die alte Puppe.

 

Es dämmerte schon, als sie beschloss, für diesen Tag ihre Arbeit zu beenden und in den nächsten Tagen weiter zu machen.

Es waren nur mehr zwei Tage bis Weihnachten und das Haus strahlte im weihnachtlichen Glanz. Es fehlten nur mehr der Weihnachtsbaum und der Mistelzweig über dem Eingang zum Wohnzimmer.

Seit einigen Tagen war Doreen damit beschäftigt, für die alte Puppe, die sie aus dem Elternhaus mitgebracht hatte, ein neues Kleid zu nähen und auch die Frisur in Ordnung zu bringen. Sie flocht die Haare neu zu einem dicken Zopf, es sah sehr elegant und wunderschön aus. Sie hatte in einem kleinen Geschäft in der Innenstadt sogar neue Schuhe für die Puppe gefunden. Sie zupfte noch einmal an den gebauschten dunkelroten Samtärmel der Puppe herum und betrachtete sie liebevoll. Sie hatte ihr auch neue Unterwäsche genäht und die Spitze blitzte unten am Rock hervor.

Hoffentlich wird sie Barbara auch gefallen, sie hatte noch nie eine solche Puppe besessen.

 

Die Kassette mit der Tänzerin stand auf der Kommode in ihrem Schlafzimmer und der schicke kleine Husar stand daneben. Sie erweckten unerklärlicher Weise den Eindruck, dass sie zusammengehörten. Immer, wenn sie die beiden anschaute, musste sie lächeln. Sie musste über sich selbst lächeln und dass sie sich eine so romantische Ader erhalten hatte, all die Jahre hindurch.

 

Der Weihnachtstag war von Nervosität geprägt. Barbara schlich den ganzen Tag um die geschlossene Wohnzimmertüre herum und horchte auf jedes Geräusch das sie drinnen hörte. Paul saß betont gelangweilt in seinem Arbeitszimmer und las die Zeitung und versuchte seine Geschenke wie von ungefähr vor ihr zu verbergen und Doreen selbst kämpfte in der Küche mit der Zubereitung für das Abendmenue.

 

Irgendwie kam der lang ersehnte Abend dann doch, alle waren endlich dem Anlass entsprechend umgezogen. Die Großeltern kamen endlich an und Barbara stand erwartungsvoll und von einem Fuß auf den anderen steigend, vor der Wohnzimmertüre. Für ihre fünf Jahre war sie ein sehr aufgewecktes liebes Ding, das nur einen Fehler hatte, sie hatte keine Geduld. Noch dazu wo sie durch die Türe Geräusche hörte, Papier rascheln, und sogar leise Glöckchen zu hören waren.

 

Als die Türe endlich aufging, der wundervoll geschmückte Baum in hellem Licht erstrahlte und das unvermeidliche „Stille Nacht, Heilige Nacht“ ertönte, war sie nicht mehr zu halten. Sie stürmte hinein und blieb mit einem lauten „Oh“ verzückt vor dem strahlenden Baum stehen.

Ihre großen Augen strahlten und der kleine Mund blieb offenstehen.

 

Dann ging sie langsam Schritt für Schritt weiter, bis sie sich plötzlich besann und anscheinend von allen Geschenken Besitz ergriff. Sie riss ungeduldig die Verpackungen auf und besah sich die Inhalte.

Bis sie plötzlich die Puppe sah. Sie lehnte an einem der großen Pakete und sah wie immer traurig in den Raum.

Doreen dachte insgeheim, dass es eigentlich undankbar von ihr war, wo sie doch neue Kleider bekommen hat, eine neue Frisur und neue Schuhe.

 

Barbara ging auf die Puppe zu, blickte sie forschend an und dann hob sie sie auf.

Sie hielt sie vor sich her, hob ihren weiten Rock und betrachtete die Spitzenunterwäsche genau, dann legte sie die Puppe in ihren Arm, bemerkte, dass sich die Augen je nach Lage der Puppe öffneten und schlossen und ganz impulsiv küsste sie sie.

 

„Mama, schau, sie kann die Augen auf und zu machen! Und sie ist wunderschön. Noch nie sah ich so eine wunderschöne Puppe! Wie soll ich sie den nennen, sie braucht doch einen Namen?“

 

Doreen war richtig erschrocken. Ja, wie nannte sie sie denn, damals als es noch ihre Puppe war?

 

„Ich finde, Isabella, ja Isabella ist ein schöner Name, oder was meinst du?“ Ja, genauso hatte sie sie damals genannt.

 

„Ja, Mama, ich werde sie Isabella nennen!“ Barbara war begeistert. Anscheinend hatte sie all die anderen Spielsachen vergessen, denn sie hielt die für sie neue Puppe den ganzen Abend im Arm, ja sie nahm sie sogar mit in ihr Bettchen, als sie endlich ganz müde und erschöpft einschlief.

 

„Na, Isabella, glücklich?“

Als Doreen die beiden zudeckte, machte die Puppe, obwohl sie lag, die Augen auf und Doreen hatte den Eindruck, dass sie sie anlächelte.


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Sonntag, 25. Oktober 2020

Hochzeit im Schloss, Märchen

 

Hochzeit im Schloss

von Joana Angelides




 

Es war vor langer Zeit da lebte eine arme Familie am Rande des Waldes. Der Vater war Holzfäller und die Mutter bebaute eine kleine Fläche hinter dem Haus mit allem was die Familie so zum Essen brauchte.

Sie hatten zwei Kinder. Ein Mädchen namens Maria und einen Sohn namens Jakob.

Jakob half dem Vater schon fleißig im Walde, Maria war nicht kräftig genug um schwere Arbeit erledigen zu können. Sie half der Mutter im Garten hinter dem Haus und außerdem war es ihre Aufgabe die Blumen am Rande des Gartens zu gießen. Die Mutter verkaufte die Blumen immer am Wochenmarkt, der am Samstag im Dorf stattfand.

Außerdem liebte sie es zu kochen und war im ganzen Dorf dafür bekannt. Immer, wenn Feste gefeiert wurden, oder Hochzeiten stattfanden. Ganz besonders geschätzt wurde ein Pudding aus ihrer Küche, der immer als Nachtisch serviert wurde und allen wunderbar schmeckt.

Sie war ein wunderschönes Mädchen, mit langem blonden Haar, das sie zu zwei Zöpfen zusammengebunden trug, und hatte wunderschöne blaue Augen, die wie zwei Sterne leuchteten.

 

Sie war ein fröhliches Kind, das immer lächelte und immer ein Lied vor sich her summte.

Auch heute sang sie ein wunderschönes Wiegenlied als sie mit der für sie viel zu großen Gießkanne unterwegs war. Sie zog die Kanne hinter sich her und achtete darauf, nichts zu verschütten. Denn dann müsste sie nochmals zurückgehen um neues Wasser zu holen.

Ganz erschöpft kam sie endlich bei den Blumen an und setzte sich auf einen Stein, der dort lag, um auszuruhen.

„Hallo!“

Sie schaute erschrocken auf. Wer hatte denn da gerufen? Niemals kamen Fremde zu dem kleinen Haus beim Walde.

Doch sie konnte niemand sehen. Sie war aufgesprungen und schaut angestrengt über den Zaun.

Da, hinter dem Baum stand ein wunderschön gekleideter Jüngling. Er trat hervor und schwenkte seinen Hut vor ihr.

„Mädchen, ich komme vom Schloss mit dem Auftrage, dich zu fragen, ob du bereit bist anlässlich der Hochzeit unseres Prinzen deinen berühmten Pudding zuzubereiten. Es soll dein Schaden nicht sein. Du wirst fürstlich bezahlt.“

 

Das Mädchen wurde rot vor Erschrecken und auch vor Freude. Das bedeute für ihre Familie eine Aufbesserung des Einkommens, auch wenn es nur einmalig war und außerdem konnte sie vielleicht Prinz Georg bei dieser Gelegenheit ganz aus der Nähe sehen. Ihr gefiel der Prinz sehr und sie hatte ihn schon öfter, versteckt hinter einem Baum oder anlässlich des Wochenmarktes, angeschaut. Sie hatte auch geträumt, wie es wohl sein musste, am Schloss zu leben und ihn täglich sehen zu können.

„Ja, ich will,“ sagte sie.

„Dann komm morgen in der früh ins Schloss und melde dich in der Küche. Dort wirst du dann alles Nähere erfahren. Aber richte dich ein, dass du zwei Tage dort bleiben musst.“

Mit diesen Worten zog der Jüngling wieder seinen Hut und ging zurück.

 

Vor lauter Glück zitterten ihr die Knie und sie musste sich wieder setzen.

Da neigten sich die Sonnenblumen zu ihr hin und flüsterten:

„Oh, welches Glück, du wirst den Prinzen sehen.“

Ganz erschrocken schaute sie auf.

„Ihr könnt sprechen?“

„Ja, natürlich. Alle Blumen können sprechen. Aber die Menschen können uns nicht alle hören. Nur gute und glückliche Menschen können uns hören. Und du bist so ein guter Mensch. Du hast noch nie ein böses Wort verloren, die kommst uns täglich mit Wasser versorgen, hast noch nie geklagt über deine Mühen und hilfst immer, wenn jemand Hilfe braucht. Aber diesmal werden wir dir helfen.“

„Oh, ihr wollt mir helfen? Aber wie könnt ihr denn das?“

 

„Der Prinz muss die böse Prinzessin Katharina aus einem fernen Land heiraten, die er gar nicht liebt. Aber der König will es so und da muss der Prinz gehorchen. Außerdem weiß der König gar nicht, dass die Prinzessin Katharina böse ist. Aber wir haben das erfahren. Die Bienen haben es uns erzählt, die vom Schloss herüberflogen. Prinzessin Katharina hat nie ein gutes Wort für die Bediensteten in ihrem Schloss und sie mag keine Blumen. Wenn sie Blumen sieht, dann zerstört sie diese immer, indem sie achtlos darüber schreitet. Außerdem will sie in Zukunft Musik und Gesang verbieten und wenn sie auf der Straße in ihrer Kutsche fährt, dann dürfen keine anderen Menschen dort gehen. Besonders das Verbot von Musik und Gesang wird dem armen Prinzen weh tun, er macht so gerne Musik und singt dazu.“

 

„Oh, das ist ja schrecklich,“ rief Maria aus und hielt sich die Hand vor den Mund, „da will ich gar nicht im Schloss kochen, da habe ich gar keine Lust mehr.“

„Du musst aber im Schloss kochen. Erstens hast du zugesagt und wenn man etwas verspricht, muss man es halten. Außerdem haben wir Blumen beschlossen, dass wir Prinz Georg helfen wollen. Du nimmst ein paar Kerne von uns Sonnenblumen und zermahlst sie ganz fein und den Blütenstaub von den Lilien, die so rein und unschuldig sind wie weißes Leinen und streust das in den Pudding hinein. Das bewirkt dann, dass alle die von diesem Pudding essen, nur die Wahrheit sagen können. Wir hoffen, dass die Prinzessin dann ihren wahren Charakter offenbaren wird.“

 

„Oh, ja? Das habe ich gar nicht gewusst,“ staunte Maria.

„Ja, das ist auch unser Geheimnis.“ Und es schien, als ob die Sonnenblumen lächelten.

„Du musst nur dafür sorgen, dass die Prinzessin Katharina noch vor der Hochzeitszeremonie von deinem Pudding etwas isst, denn nach der Trauung ist es zu spät!“

 

„Maria! Mit wem sprichst du da?“  Rief die Mutter vom Hause herüber.

 

Das Mädchen lief sofort zur Mutter und berichtete ihr über den Besuch vom Schloss und dem Auftrag, den sie übernommen hatte. Sie verschwieg ihr aber, was die Sonnenblumen ihr erzählt hatten, denn das würde die Mutter nie glauben!

 

Als der Vater und Jakob am Abend nach Hause kamen freuten sich auch diese sehr und Jakob zeigte so richtig, wie stolz er auf seine Schwester war.

Am nächsten Morgen stand Maria schon sehr zeitig auf, wusch sich am Brunnen und ihre Mutter flocht ihr die beiden Zöpfe sehr sorgfältig. Dann ging sie ins Haus, um noch eine Weste zu holen, da es ja frühmorgens noch sehr kühl war.

Diese Zeit nutzte Maria um zu den Sonnenblumen zu laufen. Sie nahm sich einige Körner aus der Mitte der Blumen und schüttelte von den Lilien ein wenig Blütenstaub in eine kleine Dose und dann machte sie sich auf den Weg ins Schloss.

 

Im Schloss lief alles durcheinander. Alle hatten es sehr eilig, es wurden Blumengirlanden überall angebracht, im großen Saal wurde die Tafel mit einem großen weißen Tischtuch gedeckt und goldene Teller und Schüssel, Besteck und Gläser aus Kristall wurden arrangiert. Maria konnte einen Blick auf den Saal werfen, als sie in die Küche ging und es stockte ihr der Atem, so schön fand sie alles.

In der Küche wurde sie in eine Ecke geführt und der Chefkoch zeigte ihr den Platz, an dem sie arbeiten durfte. Sie musste ihm eine Liste diktieren, welche Zutaten sie brauchte und dann wurde sie alleine gelassen, sie musste warten.

Sie staunte nur so über die Menge der Lebensmittel die da verarbeitet wurden. Es wurden Gänse und Enten gerupft und in Pfannen zum Braten hergerichtet. Noch nie hatte sie so etwas gesehen!

Da kam eine junge Küchengehilfin und brachte ihr die verlangten Zutaten und sie konnte beginnen, den Pudding zuzubereiten. Sie rührte die Eier und den Zucker in die Milch, ließ alles aufkochen, Vanille kam noch dazu und einige mehrere Zutaten und auch der Blütenstaub der Lilien und die von ihr in der Zwischenzeit zermalmten Kerne der Sonnenblumen.

Unter langsamen Rühren begann alles langsam zu kochen und sie schmeckte es ab und gab noch ein wenig Vanillemark dazu.

So, jetzt schmeckte der Pudding richtig gut. Jetzt musste er nur mehr erkalten. Dann wollte sie ihn noch mit Früchten schmücken. Ja und außerdem musste es ihr noch gelingen, eine Kostprobe zur Prinzessin zu bringen, wie es ihr die Sonnenblumen geraten hatten.

Sie füllte eine kleine Schale mit etwas Pudding und hielt sie in der Hand und überlegte. Wie kam sie nur zur Prinzessin in deren Gemächer hinauf?

 

Sie schlich sich aus der Küche und die Treppe hinauf, am dekorierten Saal vorbei und die nächste Treppe hinauf. Dort im ersten Stock des Schlosses liefen einige Kammerzofen herum, jede trug irgend etwas in der Hand. Die eine hielt einen Schleier, die andere wunderschöne weiße Schuhe und wieder eine andere hielt eine Goldkette. Alle waren sie im Dienste der Prinzessin unterwegs. Sie drückte sich gegen die Wand, mit der Schale in der Hand, um mit niemand zusammen zu stoßen.

In diesem Augenblick tat sich eine Türe auf und Prinz Georg stand vor ihr. Sie erkannte ihn sofort, doch erschien er ihr noch schöner als jemals zuvor. So in der Nähe und mit seinem weißen Hochzeitsgewande, verbrämt mit Pelz und einem großen Hut mit Feder.

„Ja, wer bist denn du, wie heißt du denn und was suchst du denn hier?“ Fragte er und lächelte sie freundlich an.

„Maria, mein Name und ich arbeiten in der Küche,“ flüsterte sie kaum hörbar und getraute sich kaum den Prinzen anzusehen.

Da nahm er ihr Kinn in seine Hand, hob ihr Gesicht und blickte ihr tief in die Augen und wie ein Blitz durchfuhr es ihm als er ihr klares, unschuldiges und schönes Gesicht sah.

„Wie kommt es, dass ich dich noch nie gesehen habe?“

„Ich bin nur heute da, ich helfe in der Küche und habe einen Pudding für Eure Prinzessin zubereitet.“

„Ah, ist das der Pudding, den du gemacht hast?“ Fragte Prinz Georg und griff nach der Schale.  

„Ja, aber sie gehört der Prinzessin.“ Sie hielt die Schale ganz fest mit beiden Händen.

„Gib sie mir, ich bringe sie ihr, sie wird sich sicher sehr freuen.“ Er nahm die Schale aus Ihrer Hand und wollte schon weggehen, doch er sah sie an und sagte:

„Bleibe dastehen, ich sage dir dann, ob er ihr geschmeckt hat.“ Er lächelte sie an und ging dann in den Raum, wo Maria die Prinzessin vermutete.

 

Sie getraute sich nicht wegzugehen und hielt den Atem an. Wird der Prinz wirklich zurückkommen? Wird er wieder mit ihr sprechen?

In diesem Augenblick hörte sie aus dem Zimmer der Prinzessin lautes Geschrei, Prinzessin Katharina war sehr wütend und schleuderte alle erreichbaren Gegenstände nach den Bediensteten.

„Ihr seid alle unfähig, ich werde auch aus dem Schloss rauswerfen lassen. Und was machen denn diese vielen Blumen hier? Ich kann Blumen nicht leiden!“ Schrie sie.

„Aber....“ war die Stimme des Prinzen zu hören, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Du schweigst, wenn ich mit dir verheiratet bin, dann geschieht im Schloss ausschließlich, dass was ich sage. Und ich sage dir, keine Blumen, keine Musik und kein Gesang. Ich will auch keine Tiere, keine Katzen und keine Vögel und alle müssen machen, was ich will, auch du!“

Der Pudding hatte scheinbar seine Wirkung getan, die Prinzessin zeigte ihr wahres Gesicht und das war böse.

 

Es war fürchterlich anzuhören, alle im Schloss hielten den Atem an und der König kam ganz erschrocken aus seinem Zimmer gelaufen, hinter ihm die Königin, beide waren nur halb angezogen und das sah sehr lustig aus. Hinter der Königin lief die Kammerzofe und versuchte die Königin in einen übergroßen Morgenmantel einzuhüllen, da diese in ihrer Unterwäsche dastand.

 

Da kam der Prinz aus dem Zimmer der Königin gelaufen.

„Ich werde die Prinzessin Katharina nicht heiraten, sie ist ja eine ganz böse Frau!“

 

„Ja, mein lieber Sohn, ich gebe dir recht, das haben wir ja nicht gewusst.“ Jammerte der König und die Königin raufte sich die Haare.

„Oh Gott, was sollen wir denn jetzt machen. Wir haben die Prinzen und Prinzessinnen von weit her eingeladen, wir sind blamiert!!“ Sie war ganz außer sich und wankte. Die Kammerzofe kam mit dem Riechfläschchen und hielt es ihr unter die Nase.

 

„Diener, kommt sofort herbei, sammelt die Habe der Prinzessin und lasst die Kutsche vorfahren, sie soll noch heute das Schloss verlassen. Ich möchte sie nie wiedersehen.“ Rief Prinz Georg.

„Aber die Hochzeit?“ Wandte die Königin ein.

„Die Hochzeit wird stattfinden!“ Beruhigte der Prinz seine Mutter, die Königin.

Er blickte den langen Gang hinab und erblickte Marie, die völlig fassungslos in eine Ecke gedrückt dem Geschehen rund um sie folgte. Sie bekam immer größere Augen, als der Prinz einfach auf sie zukam, sie bei der Hand nahm und in die Mitte des Ganges führte.

 

„Hier, das ist meine Braut. Ein Mädchen aus unserem Volke, schön, bescheiden und mit einem guten Herzen.“

Er blickte ihr tief in die blauen Augen und fragte:

„Willst du meine Frau werden und dem Land eine gute Prinzessin?“

„Jaaa,“ sie konnte es nur hauchen und vor Glück rollten ihr zwei große Tränen über die Wangen, die Prinz Georg mit einer zarten Geste wegwischte.

 

Jetzt war der Moment gekommen, wo die Königin in Ohnmacht fiel, der König musste sich in einen Sessel setzen, der dort stand und die Bediensteten verstummten vor Erstaunen.

 

Prinzessin Katharina kam gelaufen, hinter ihr ihre verschreckte Kammerzofe, sah auf Maria mit einem vernichtenden Blick herab und deutete mit einer herrischen Handbewegung auf ihre Diener, ihre Sachen zur Kutsche zu tragen.

 

Noch innerhalb der nächsten Stunde verließ sie das Königreich unter Buhrufen der Bevölkerung. Die Ereignisse im Schloss hatten sich bereits im ganzen Lande herumgesprochen und alle waren froh, dass der Prinz diese böse Prinzessin nicht heiraten wird.

 

Die Eltern von Maria und ihr Bruder Jakob wurden von einer wunderschönen Kutsche von ihrem Haus im Walde abgeholt, Maria wurde nun von den Kammerzofen angekleidet und ihr die kleine Krone in das wunderschöne Haar gesteckt.

Die goldene Kette schmückte ihren schlanken weißen Hals und der lange Schleier wurde von vier kleinen Mädchen getragen.

 

Es war eine wunderschöne Hochzeit, das Volk jubelte bis spät in die Nacht hinein und es gab viel zu essen und zu trinken. Und mancher der von dem Pudding gegessen hatte und nun nur mehr die Wahrheit sagen konnte nahm sich vor, nur mehr gutes zu tun.

 

Das erste was die Prinzessin am nächsten Morgen tat war, dass sie zu dem kleinen Haus am Rande des Waldes ging und sich bei den Sonnenblumen bedankte.

Sie ließ es sich nicht nehmen, wieder eigenhändig Wasser zu holen und die Blumen zu gießen. Und außerdem hatte sie beschlossen, dass im ganzen Lande viele Sonnenblumen angebaut werden sollen und nahm außerdem eine Abbildung der Sonnenblume in ihr persönliches Wappen auf.

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Freitag, 23. Oktober 2020

Deine Hände auf meiner Haut, Erotischer Liebesbrief

 

Deine Hände auf meiner Haut




 

Wie wir beide wissen, ist die Haut das größte Sinnesorgan, welches der Mensch besitzt. Bei einem mehr, beim anderen weniger empfindlich, aber immer nimmt sie Berührungen wahr. Berührung entsteht auch, wenn das Sonnenlicht darauf fällt, wenn Sandkörner sich unter dem Körper befinden, dich bei jeder Bewegung tausendfach stimulieren.

 

Ich erinnere mich noch an Tage in ferner Zeit, als Du es liebtest mit den bunten Glasmurmeln aus der flachen Glasschüssel im Wohnzimmer langsam über meine Wirbelsäule zu gleiten, sie hin und herlaufen zu lassen und mir gleichzeitig Deine zärtlichen Worte ins Ohr zu flüstern. Oh, wie liebte ich diese Momente, wo ich jede einzelne Kugel auf jeden einzelnen meiner Wirbel spürte!

 

Ich konnte kaum erwarten, bis Du mich langsam umdrehen wirst, diese Glasmurmeln dann zwischen meinen Brüsten bis zum Nabel leiten und an meinem Bauch langsam kreisen lassen wirst.

 

Die großen Blätter der Hibiskusblüten unter und neben mir strömten ihren wunderbaren Duft aus und betörten meine Sinne zusätzlich. Die Kühle der Blätter auf meinen Brustspitzen erzeugten kleine Schauer auf meiner Haut und Nadelstiche in meinem Kopf.

 

Noch immer liebe ich die Farbe Orange bei Gardinen, die das Sonnenlicht zwar draußen halten, aber den Raum in eine wundervolle, lodernde Flamme verwandeln.

 

Der übergroße Fikus-Benjamin steht noch immer zwischen meinem Bett und der Fensterfront und neigt seine leicht zitternden Zweige über den Bettrand.

 

Wenn wir uns bewegten, bewegte auch er seine Blätter und half durch die sich bewegenden Schattengebilde mit, meine Haut zu stimulieren.

 

Deine zärtlichen großen Hände hielten dann immer meine Hüften fest, hoben und senkten sie und so begannen die japanischen Liebeskugeln in meinem Inneren ihren umbarmherzigen Rundumlauf. Mein Körper erzitterte dann immer leicht und Du hast Deinen Blick nicht von mir gelassen. Du liebtest es, wenn ich zu summen begann, wie ein aufgeregter Bienenstock.

 

Diese Erinnerungen haben mich heute Morgen in meinem großen Bett überfallen und eine sehr große Sehnsucht ausgelöst.

 

Vielleicht bin ich deswegen immer auf der Suche nach Licht, Feuer, Hibiskusblüten und großen Gefühlen.

 

Die flache Schale aus oszillierendem Perlmut-Glas mit den vielen bunten Murmeln steht noch immer auf dem Glastisch im Wohnzimmer und manchmal gleiten meine Hände darüber und ich summe die Melodie, die mich immer erfüllt hat.

Aus dem e-Book "Erotische Notizen"  von Joana Angelides

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Der Fächer, Kurzgeschichte, Nostalgie

 

Der Fächer

von Joana Angelides



 

Der Dachboden riecht nach Staub und längst vergessenen Träumen.

Dieses Knarren der Türe war ein vertrautes Geräusch aus längst verhallten Kindheitstagen. Sie stand auf der Schwelle und spähte in den dunklen, tiefen Raum. Seit dem Tode der alten Tante waren nun schon einige Wochen vergangen, doch sie scheute sich noch immer, die Laden der Kommoden in dem alten Haus, oder in den Schränken befindliche Schachteln und Schatullen aufzumachen. Es war ihr, als würde sie in das Intimste der alten Dame eindringen.

 

In einer der kleinen Laden des Schreibtisches lagen einige Briefe, die Umschläge waren im Laufe der Zeit ganz gelb geworden und an den Kanten teilweise gebrochen. Sie waren mit einem rosa Bändchen umschlungen, und sicher schon viele Male gelesen.

 

Sie hatte sie schon in den Sack für die Entsorgung geworfen und dann wieder herausgeholt. Nein, sie wollte sie nicht lesen, aber es schien ihr geradezu frevelhaft, sie einfach so wegzuwerfen. Sie hielt sie in der Hand und spürte durch das alte Papier Gefühle und Sehnsüchte durch. Sie legte die Briefe wieder in die Lade zurück, doch hatte sie sie in den letzten Tagen mehrmals geöffnet und vermeinte leises Flüstern zu hören. Es war ihr, als würden die Worte ein Eigenleben entwickeln. Sie hatte dann immer wieder erschrocken die Lade zugeschoben.

 

Nun stand sie da, an der Schwelle zum Dachboden, dem Archiv ihrer Jugend. In der großen Truhe dort wusste sie unter alten Unterröcken, gestickten Tischdecken und einem Umhängetuch aus brauner Spitze, ihre alten Puppen und Plüschtiere liegen.

 

Sie selbst hatte sie dort eingepackt als sie wegging, in die große Welt, um die Enge der kleinen Heimat hinter sich zu lassen. Doch oft hatte sie sich danach zurückgesehnt. Nach der Stille am Abend, der Geborgenheit. Sie hörte gerne all die Geschichten die diese alte Frau ihr abends in der Pergola erzählte, als draußen der Wind durch den Garten fegte und die Blätter aufwirbelte. Das Windlicht flatterte dann und sie dichtete in die beweglichen Schatten geheimnisvolle Geister, Zwerge und Kobolde hinein.

 

Der alte Korbstuhl, in dem sie immer saß, den irgendjemand einmal vor vielen Jahren aus den Kolonien mitgebracht haben soll, stand dort in der Ecke und übervoll mit unachtsam hingeworfenen Kleidern halb verdeckt. Sie waren mit einer Staubschicht bedeckt, die Farben waren vergilbt, und doch schienen sie zu atmen, sich in einem geheimnisvollen Rhythmus zu heben und senken.

Da muss Licht her, dachte sie um die Schleier und Spinnweben der Vergangenheit wegzuwischen.

Sie erinnerte sich, dass es hier irgendwo eine Stehlampe gegeben hat, mit einem überdimensionierten Schirm mit Fransen.

 

Ah, ja, da war sie ja. Sie stand in der Ecke neben einer Schneiderbüste und schien sich abwehrend zu verhalten. Es war als hätte sie den Kopf gesenkt, um ihre imaginären Augen zu verbergen, um nicht aufblicken zu müssen. Doch sie hatte sie erspäht, suchte das andere Ende des Kabels und steckte es in die Steckdose.

 

Die schwache Lampe erhellte den Raum kaum und die Fransen waren in Bewegung geraten. Sie warfen bewegliche kleine Schatten und täuschten Bewegung im Raum vor.

 

Sie schob die Schneiderbüste etwas auf die Seite und bückte sich, um den Deckel der Truhe zu öffnen. Der Deckel ließ sich nur schwer öffnen, verursacht durch kraftvolles nach oben Drücken fiel er jedoch nach hinten und wirbelte dabei eine Menge Staub auf.

 

Einen Moment lang konnte sie gar nichts sehen.

 

Ohja, da waren die Spitzenunterröcke, die Deckchen und auch das braune Umhängetuch, an dessen lange Enden sie sich oft geschmiegt hatte.

Sie nahm es in die Hand und roch daran. Es roch immer noch nach Lavendel.

Ungeachtet des Staubes rundherum setzte sie sich auf den Boden. Sie legte das Umhängetuch auf ihre Knie und setzte die Erforschung der Truhe fort.

 

Die alte Puppe öffnete plötzlich ihre Glupschaugen, als sie sie herausnahm, dem Teddybären fehlte leider ein Knopfauge. Sie musste lächeln.

 

Was war das? In einer flachen Pappschachtel lag ein alter weißer Fächer aus Pfauenfedern. Darunter lagen ein paar lange weiße Damenhandschuhe, und eine getrocknete rote Rose. Sie strich mit den Fingerspitzen leicht über die Federn des Fächers und sie bewegten sich. Sie nahm den Fächer heraus. Das Gerippe bestand aus gelblich weißem Elfenbein, mit einer alten, schon sehr schütteren Quaste.

 

Der Fächer ließ sich ganz leicht öffnen. Sie begann ihn langsam, so aus dem Handgelenk zu bewegen. Er bedeckte ihr ganzes Gesicht und roch ebenfalls nach Lavendel. Je länger sie den Fächer bewegte, desto lauter wurde plötzlich die Musik, sie wähnte sich in einem großen Ballsaal mit vielen Menschen.

Sie beugte sich zurück um die glitzernden Lüster zu betrachten und spürte den stützenden Arm des Mannes um ihre Mitte, der sie im Arm hielt und sie zu den Walzerklängen im Kreise dreht.

Seine Augen versenkten sich in die ihren, sein Lächeln war bezaubernd. Er sagte etwas zu ihr, doch sie konnte ihn nicht verstehen, die Musik und die vielen Menschen rundherum waren zu laut. Sie entschloss sich, ihn anzulächeln, ihm ihr schönstes Lächeln zu schenken, das sie hatte. So lange schon hatte sie kein Mann so zärtlich und doch festgehalten, es tat richtig wohl.

 

Sie kamen am Rande des Saales zum Stehen und er reichte ihr elegant ein Glas mit Champagner und prostete ihr zu. Sah das Glas nicht aus, wie aus dem Schrank der alten Dame?

 

Nun nahm er aus der auf einem kleinen Tischchen stehenden Vase eine rote Rose und überreichte sie ihr. Jedoch nicht ohne vorher einen Kuss darauf zu hauchen und ihr dabei tief in die Augen zu blicken. Sie nahm die Rose und hielt sie in der Hand während er sie wieder zum Klang der Musik über das Parkett fast trug, sie festhielt und ihr wieder wunderbare Worte ins Ohr flüsterte.

Es schien eine Ewigkeit und ein paar Stunden mehr verflogen zu sein, als sie den Fächer wieder zusammenklappte und die Musik unmittelbar darauf verstummte. Sie bettete den Fächer und die Rose zu den Handschuhen und schloss die Schachtel wieder. Sie legte alles wieder in die Truhe zurück, mit dem Unterschied, dass sie die Schachtel mit dem Fächer oben auflegte.

Sie wird wiederkommen und diesen eingeschlossenen Traum immer wieder träumen. Sie wird sich diese Erinnerung von der alten Dame immer wieder borgen, um Sehnsüchte und Wünsche zumindest eine kurze Zeit in ihr kleines Leben hinüber zu bringen.


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Die geborgte Zunge, Erotik

 

Die geborgte Zunge.




 Aus dem e-Book "Die Nymphomanin"  von Xenia Portos

Der sich nun voll in Aktion befindliche Frühling, mit seinen höheren Temperaturen und dem gewissen Etwas in der Luft, hat natürlich auch Einfluss auf uns Nymphomaninnen. Die Lust auf Befriedigung und häufigeren Sex schlägt voll durch.

Die Hungerphasen zwischen den beiden obligatorischen Orgasmen nach, oder während des Frühstückes bis zum nächsten Exzess nach dem Mittagessen werden zur Qual.

Da nützt es auch nichts, mich vor den Augen meines Herrn und Gebieters lasziv zu räkeln, selbst mit den aus dem Spalt im Dessous hervorstehenden Brustnippel zu spielen, er lässt sich höchstens dazu verleiten an ihnen zu lecken, oder damit zu spielen, widmet sich aber mit dem Verweis auf Nachmittag seiner Arbeit am Schreibtisch. Da nützt es auch nichts, wenn ich voller Unmut brumme oder meine Schenkel etwas öffne.

Da man als Bittsteller aber immer bereit ist, alles zu nehmen was man kriegen kann, bin ich in dieser Woche sehr optimistisch.

Mein Herr hat sich bei seinem Freund, der Herr und Gebieter über den Sklaven „Die Zunge“ ist, eben diesen Sklaven ausgeborgt, der ja bekanntlich mit seiner Zunge sehr leistungsfähig ist und mir schon Stunden der Ekstase und des Wahnsinns geschenkt hat.

„Mein Herr, wann kommt er?“, fragte ich heute Morgen beim Frühstück.

„Eigentlich sollte er schon da sein, da Elmar ja heute früh verreist, wir werden sehen!“

Und da läutete es schon und Elmar mit seinem Sklaven waren da.

Ich verkroch mich in das Schlafzimmer und harrte der Dinge.

„Du kannst ihn nun vier Tage haben. Er folgt Dir aufs Wort! Wenn Du eine Beschwerde hast, wird ihm das teuer zu stehen kommen!“, hörte ich Elmar sagen und der drohende Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Sie unterhielten sich noch eine kleine Weile und dann fiel die Türe ins Schloss. Ich hörte, wie mein Herr und Gebieter den Sklaven wie immer in das Gästezimmer führte und ihn dort mit der langen Kette an das Bett befestigte. Diese Kette endete am Fuß und erlaubte ihm, sich in der ganzen Wohnung frei zu bewegen. Das hatten wir gemeinsam.

Der Sklave war dunkelhäutig, sehr groß und athletisch gebaut und kahlgeschoren. Er bewegte sich in Gegenwart anderer Personen meist auf allen Vieren und hielt fast immer den Kopf gesenkt.

Mein Schlafzimmer hatte zwei Türen. Eine Türe führte in das Wohnzimmer, die andere Türe in das Arbeitszimmer meines Herren. Diese Türe erfüllte den Zweck, dass mein Herr immer hören konnte, was in meinem Schlafzimmer geschah. So konnte er z.B. immer mein Stöhnen und wimmern hören, wenn er mich auf den Rodeo-Sattel setzte und den Vibrator in mir arbeite ließ, während er arbeitete. Er konnte die Orgasmen zählen, die mich durchliefen und auch meine mentalen und körperlichen Zusammenbrüche. Er liebte das!

„So, nun ist er da! Ich muss leider was tun, aber ich hoffe, dass Dich der Sklave nun einmal auf Touren bringt. Er hat den Auftrag es langsam zu tun, du sollst es ja lange genießen. Ich will hören, wenn Du kommst!“, sagte er und führte ihn herein.

Er streckte meine Arme so weit hinauf, dass er mich mit den Handschellen am Bettende fixieren konnte, küsste meine nun schon sehr harten Brustnippel und führte drei seiner Finger in meine Vagina ein, um zu prüfen, ob ich auch feucht war. Ohja…. Ich war feucht und total erregt.

Dann ging er hinaus und ließ die Türe geöffnet.

 

Der Sklave kniete sich am Bettende hin und öffnete ohne einen Ton von sich zu geben meine Schamlippen und begann langsam und bedächtig seine Arbeit. Ohja, er machte das sehr langsam und baute meine Spannung gekonnt und nachdrücklich auf.

Obwohl er es sehr langsam anging, begann sich mein Körper schon nach einer Minute aufzubäumen, die Spannung erfasste mich und ich wimmerte leise. Seine Zunge war ein unglaublich großes und starkes Organ, lang und rau und vor allem sehr flexibel.

Er hielt meine beiden Schenkel mit seinen Ellenbogen gespreizt, seine Finger spreizten meine Schamlippen und die Zunge arbeitete wie eine Maschine. Mein ganzer Körper begann zu zittern, die Wellen der Lust und Erregung durchliefen meinen Körper und mein Stöhnen wurde nun lauter.

„Ohja, gut so!“, hörte ich aus dem Nebenraum wie durch einen Nebel.

Es waren Minuten vergangen, ich stöhnte immer lauter und ohne Unterlass und als mich der erste Orgasmus überkam, schrie ich es laut hinaus.

„Weiter so!“, rief mein Herr und das galt dem Sklaven und seiner Zunge.

Und er machte unbeirrt weiter. Er befolgte die Befehle meines Herrn und mein Körper ergab sich diesen Irrsinn willenlos.

Es waren gefühlte Stunden, in denen ich geschüttelt wurde von einem Orgasmus nach dem anderen. Einmal dauerte es ein wenig länger, dann ging einer in den anderen über.

Ich verlor das Gefühl für Zeit und Raum, ich schrie, wimmerte und stöhnte vor mich hin.

Irgendwann spürte ich den Schatten meines Herrn und Gebieter, spürte, wie er eindrang und hörte sein Brüllen als er ebenfalls kam.

Beide verließen mich dann und hinterließen ein Bündel von zitternden Nerven und Sehnen.

Das werden einige sehr befriedigende Tage werden!


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Samstag, 17. Oktober 2020

Autumn Gold, Poem, English

 Autumn gold

by Joana Angelides



The gold of autumn envelops us tenderly.

Colorful leaves fall quietly on meadow and grove,

dampen our steps between the trees

make people in the forest dream.

Do you see the goblins, the delicate fairy veils, don't you?

Oh, what is brushing our face?

The sun circles play with the moss

Farewell mood never lets us go.

Ripe berries and mushrooms attract all the senses,

we admire the delicate webs of the spiders.

The light in the dew is refracted on leaves

Ferns sway in the wind like iridescent fans.

After the bright light of summer

let's enjoy how the color palette breaks around us.

Autumn is a farewell and a promise at the same time

Nature gives us gifts and makes us rich.

Träume und Täuschungen, Fantasy

 

Träume und Täuschungen

von Joana Angelides




 

Der Bus ist nur halbvoll.

Ich entscheide mich wie immer für einen Platz ganz rückwärts auf der Bank. Da kann ich mich zurücklehnen und die Landschaft an mir vorbei gleiten lassen.

 

Wenn man jeden Tag die selbe Strecke fährt, kennt man jeden Baum, jeden Strauch und jeden größeren Stein am Straßenrand.

Die in der Regel gepflegten Häuser liegen meist ein wenig weiter weg vom Straßenrand und lassen der Fantasie freien Raum.

 

Ich lehne mich immer genüsslich an die Polsterung und schließe die Augen, wenn ich spüre, dass der Bus anfährt. Einige nehmen ihre Zeitung heraus, andere wieder ein Buch zur Hand, oder dösen ebenfalls vor sich hin.

Wir haben eine Stunde und zwanzig Minuten Zeit, bis wir an unserer Bestimmungsstation ankommen.

Der Bus wird jedoch einige Male anhalten und wohlbekannte Gesichter steigen mit einem kurzen Gruß ein

Wir kennen uns fast alle, fahren wir doch täglich diese Strecke und fast alle haben ihren Stammplatz, den ihnen keiner streitig macht.

 

Seit einer Woche jedoch ist alles anders. Gleich an der ersten Haltestelle steigt ER zu.

Und jeden Tagt stellt sich mir die Frage, wird ER heute wieder da sein?

 

Mir fällt auf, dass ihn die anderen Fahrgäste überhaupt nicht beachten, wenn er

einsteigt.

Sein Anzug ist hellblau, mit glitzernden Steinen am Revers und einem weißen Rüschenhemd. Eigentlich für den frühen Morgen absolut nicht passend, aber es stört nicht wirklich.

Von dem Augenblick an, wo ER in den Bus einsteigt, fängt diese leise Musik zu spielen an, die mir nun schon sehr gut bekannt ist. Der Bus wird langsamer, hebt sanft ansteigend ab und schwebt mehr über die Landstraße, als er fährt.

Die Sitze werden zu Barhockern und die Fahrerbox zu einer Bar-Theke. Der Chauffeur steht nun hinter der Theke und schenkt mit einem gewinnenden Lächeln Drinks aus.

Die Fahrgäste sitzen meist zu zweit ebenfalls an der Bar und prosten sich zu. Nur die ältere Lehrerin liest weiterhin in ihrem Buch, nippt aber doch verschämt an einem giftgrünen Likörglas.

 

Wer fährt eigentlich den Bus?

 

Ich lehne immer ganz am Ende der Theke, mit dem Rücken zur Wand und halte ebenfalls ein Cocktail-Glas in meiner Hand. Es ist immer ein deja vu, aber jedesmal prickelnd und geheimnisvoll.

 

Mein blauer Prinz, so nenne ich ihn inzwischen, schwingt sich auf den leeren Hocker neben mir, nimmt meine Hand und nippt aus meinem Glas. Gleichzeitig blickt er mir tief in die Augen und ich kann in seiner Pupille eine kleine Flamme tanzen sehen.

Heute kam es zu einer Störung der Idylle. Bei der vorletzten Station stiegen zwei Männer in schwarzen Anzügen ein und musterten die Fahrgäste eingehend.

 

„Oh“, sagte ER zu mir gewandt, „da sind sie wieder einmal!“

„Wer?“ fragte ich erstaunt.

„Die Gedankenpolizei!“ flüsterte er.

 

Gedankenpolizei? Was meinte er damit? Durch die Ablenkung und mein intensives Nachdenken beeinflusst, veränderte sich wieder alles im Bus.

Plötzlich saßen wieder alle auf ihren Plätzen und lasen in ihren Zeitungen und Büchern, als wäre nichts geschehen. Die ältere Lehrerin hatte nun eine kleine vorbereitete Flasche mit ihrem grünen Tee in der Hand anstelle des Cocktail-G



lases und nahm verschämt einen Schluck.

Auch der Chauffeur saß wieder an seinem Platz und die Geräusche des Verkehrs nahmen überhand. ER war verschwunden, ebenso die Bar mit ihren Hockern.

Auch die beiden Männer in schwarz waren nirgends zu sehen und doch spürte ich ihre Nähe.

Was war nur mit Gedankenpolizei gemeint, sollten es meine Gedanken sein, die sie mir vorgaukelten?

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Freitag, 16. Oktober 2020

Meine kleine Fischtaverne, Kurzgeschichte, Reisebericht

 

Meine kleine Fischtaverne

von Joana Angelides

 


 

In dieser kleinen griechischen Taverne, nicht weit weg vom Trubel der Touristenströme,

aber doch noch unberührt vom Tourismus, treffen sich fast nur Stammgäste. Der Wirt kennt sie alle beim Namen und kennt auch ihre kleinen und größeren Probleme; denn manche seiner Gäste haben nicht nur ihr Herz bei ihm ausgeschüttet, sondern auch ihre Familienfeste in seinem Lokal gefeiert, Freud und Leid liegt sozusagen eng beieinander.

 

Da sind zum Beispiel die drei Baumeister Kosta, Lefteri und Harry. Drei völlig verschiedene Charaktere und doch seit Jahren in Freundschaft verbunden, zusammengeschweißt durch ihre gemeinsame Arbeit, verschiedene Erlebnisse, Erfolge und auch Pleiten.

 

Sie sind immer auf der Suche nach Aufträgen. Das war früher leichter als heute, viele Grundstücke wurden in dem kleinen Ort schon verbaut, es stehen nun Appartementhäuser darauf. Nur hin und wieder hält sich trotzig eines der kleinen Sommerhäuser zwischen den großen Häusern. Das sind die Themen, die unsere drei Baumeister bewegen.

 

Nacheinander kommen sie in die Taverne und bestellen durch lautes Zurufen dreimal Ouzo beim Wirt. Dieser nimmt die Bestellung durchzustimmendes Nicken des Kopfes zur Kenntnis. Er bringt drei kleine Fläschchen gemeinsam mit einer Schale Eiswürfel und einen Teller mit pikanten Häppchen und stellt alles auf den Tisch. Sodann bringt er auch noch einen Korb mit frischem Brot und eine große Karaffe mit kaltem Wasser. Die drei Freunde gießen den Ouzo langsam und bedächtig in die Gläser und geben je nach Geschmack ein oder zwei Eiswürfel dazu. Sofort färbt sich der Ouzo durch die schmelzenden Eiswürfel milchig ein. Sie stoßen an prosten sich zu und sehen sich dabei an. Dann nehmen sie einen kleinen Schluck und wenden sich den Häppchen am Teller in der Mitte zu. Es ist eine Auswahl des reichhaltigen Angebotes an Vorspeisen. Es ist bemerkenswert mit welcher Liebe jedes kleine Tomatenstück, jeder in Olivenöl angebratene Paprika zerteilt wird und gemeinsam mit einem Stück Weißbrot im Mund verschwindet.

Es ist Freitag nachmittags und sie unterhalten sich über die vergangene Woche, über die Hitze in der nahen Stadt der sie soeben entkommen sind und auch über den letzten Bestechungsskandal und über alle anderen kleinen Begebenheiten. Ihr dunkles, zufriedenes Lachen mischt sich mit dem Rauschen der Wellen und den gedämpften Geräuschen aus der Küche zu einer Symphonie der Lebensfreude.

Am übermütigsten ist immer Harry. Wenn einer seiner Freunde etwas Passendes zum Besten gibt oder einen Witz gut platziert, schlägt er mit der rechten Hand über den Tisch in dessen Hand ein und ruft ihm ein Prost zu, um gleich anschließend auch sein Glas zum Mund zu führen. Ihre Unterhaltung wird immer lustiger und lauter. Eigentlich sollte Harry nach Hause gehen, da seine Frau mit dem Essen auf ihn wartet, doch er kann sich nicht von seinen Freunden trennen und erzählt immer wieder lustige Geschichten und Anekdoten über die alle lachen, obwohl sie schon alle kennen. Nun kommen auch noch andere Gäste in das Lokal, die Tische werden besetzt und das Spiel für den Wirt beginnt wieder von neuem.

Einer wird besonders laut und freudig begrüßt und am Tisch für ihn Platz gemacht. Es ist Vassili, einer der Zulieferer für die Projekte der drei Baumeister. Er hat schon eine Stunde zuvor telefonisch einen großen Fisch am Rost   bestellt und setzt sich nun zu den Freunden; nicht ohne vorher eine große Geste der Begrüßung nach rückwärts in die Tiefe des Lokales zu senden und damit gleichzeitig zu signalisieren:

“Ich bin da, Ihr könnt servieren!”

 

Der Wirt ist schon unterwegs und bringt neuerlich einen Korb mit frischem Brot, vier Weingläser und einen zusätzlichen kleinen Teller. Den kleinen weißen Teller deshalb, da anzunehmen ist, dass auch Vassili von den kleinen Häppchen die noch am Tisch übrig geblieben sind, etwas nehmen wird. Dann eilt er wieder zurück und holt die bereits vorbereitete Fayence mit dem großen, am Rost durchgebratenen Fisch und stellt sie mit einer wahrlich königlichen Geste in die Mitte des Tisches. Einen leichten weißen Tischwein, die Lieblingsmarke der Freunde hat er unter dem Arm eingeklemmt und stellt ihn ebenfalls hin.

 

Der Fisch liegt nun in seiner ganzen Pracht hier mit leicht geöffnetem Maul und zwischen zwei Petersilienstämmchen lässt er die Zähne durchblitzen, das eine sichtbare Auge starrt ins Leere. Seine Außenhaut ist von der Holzkohle geschwärzt und in den Einschnitten ist das weiße Fleisch zu sehen.  Heute Morgen hat er noch gelebt und sich in den Fluten des Mittelmeeres getummelt Die Vergänglichkeit des Lebens wird in diesem Moment dem Betrachter nicht wirklich bewusst, es gewinnt schon mehr die Vorfreude auf den bevorstehen Genus die Oberhand.  Erst wenn ich diese Momente in meiner Erinnerung abrufe, drängt sich dieser Gedanke in mein Bewusstsein.

Ein großer Teller mit Salat, sowie eine kleine Schüssel mit einer Mischung aus Olivenöl und Zitrone folgen noch nach. Der Kopf wird nun von Vassili vom Körper des Fisches getrennt und zum Tellerrand geschoben. Mit der Gabel unter Zuhilfenahme der Finger wird nun die obere Hälfte des Fisches abgehoben und auf den vor ihm stehenden Teller gelegt. Das mit Zitrone vermischte Olivenöl wird mit einem Löffel sorgfältig über den Fisch gegossen. Mit einer einladenden Geste fordert er die Freunde auf, sich ebenfalls zu bedienen.

 

Der golden schimmernde Wein wird in die Gläser gefüllt, diese gehoben und alle prosten sich zu.

Kosta greift, wie immer, wenn sich die Möglichkeit ergibt, zum Kopf des Fisches. Er liebt es, diesen sorgfältig zu zerteilen und jedes kleinste Stück genüsslich in den Mund zu schieben. Nur wirkliche Kenner und Genießer von Fischen können einen Fischkopf mit einer solchen Perfektion zerteilen und auslösen.

Harry winkt ab. Seine Frau wartet; was ihn jedoch nicht daran hindert nach einigen Minuten doch zuzugreifen und sich dem verlockenden Genus hinzugeben.

Der Vierte im Bunde, Lefteri hat selbst kleine Fische bestellt und bekommt diese soeben serviert. Es sind kleine Goldbarben, die ein wunderbar zartes Fleisch haben und zu den “Edelfischen” gehören. Auch er bittet die Freunde zuzugreifen.

 

Es ist immer wieder ein wunderbarer Anblick, wenn Menschen voller Lebensfreude mit sich und der Natur vereint, sich dem Augenblick so hingeben können wie unsere Freunde.

 

Dieses Mahl wird sich sicher bis in den späten Nachmittag hinziehen.

 

 

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