Frühlingsfest
im Märchenwald
von Joana Angelides
Heute ist großes
Frühlingsfest im Märchenwald. Alle haben schon seit Tagen einen Großputz
gemacht.
Die Eichhörnchen
haben ihre Nester von den Nussschalen des Winters gereinigt und alles hinunter geworfen,
zum Fuß des Baumes.
Da kam gerade die
Schlange Birr vorbei und zischte wütend hinauf. Wobei ihre Zunge ganz erregt
raus und rein ging.
„Seid ihr verrückt,“
zischte sie, „komme da nichts ahnend vorbei und kratze mir meinen Bauch auf,
mit den harten Nussschalen.“
Da lugte auch der
kleine Kobold zwischen den Farnen hervor und begann die Eichhörnchen zu
ermahnen.
„Das müßt ihr
wegräumen,“ rief er.
„Ja ja,“ beeilten
sich die Eichhörnchen zu versichern, „Wenn alles draußen ist, dann kommen wir
runter und räumen weg!“
Da schleppt gerade
eine große Heuschrecke ein braunes Blatt hinter sich her. Sie muß verschnaufen,
weil das Blatt so groß ist und immer wieder an den Wurzeln hängen bleibt. Das
Blatt muss zum Mistplatz, am Rande der Lichtung.
Die Eule sitzt am
untersten Ast der großen Tanne und gibt ihre Befehle laut und deutlich, damit
die kleinen jungen Tiere und Elfen und Feen aus ihrer Schulklasse auch ja
nichts übersehen wegzuräumen.
Da lagen getrocknete
Eicheln am Boden, abgebrochene Äste und Tannenzapfen. Die mussten alle
weggeräumt werden, denn wenn am Abend dann das große Frühlingsfest im
Märchenwald stattfindet, muss alles sauber sein.
Die Elster sammelt
nur die glitzernden Dinge ein, die sie dann aber zu ihrem Nest ganz hoch oben
auf dem höchsten Baum des Waldes trägt und dort versteckt.
Der große braune Bär
kam vorbei und trug einen Baumstamm ächzend auf seiner Schulter.
„Wo soll bitte der
Baumstamm hin?“ Fragte er die Eule.
„Dort in die Mitte
der Lichtung, denn dort werden dann die Glühkäfer sitzen und alles beleuchten
und die Borkenkäfer und die Grillen werden drauf Platz nehmen und Musik machen.
Auch der Specht hat dort seinen Platz, er wird den Rhythmus angeben.“
Der braune Bär ging
zur Mitte der Lichtung und lud den Baumstamm ab und setzte sich darauf. Er nahm
ein großes Blatt vom Efeu und wischte sich seine Stirne. War doch anstrengend
gewesen!
Dann kam die große
Libelle vom See herbei und hinter ihr eine ganze Schar von Glühwürmchen. Sie
wies jedem der Glühwürmchen einen Platz an den Bäumen rundherum an, damit am
Abend dann auch die Beleuchtung richtig verteilt war.
Nur die Pilze im Wald
beklagten sich, dass sie leider ihren Platz nicht verändern konnten, und so
wenig sehen werden. Da kam die kleine Waldfee Lamis vorbei und versicherten
ihnen, sie werde ihnen alles genau schildern.
Die Waldfee Fari kam
und stellte rund um die Lichtung Glockenblumen auf, aus denen dann der Nektar
am Abend getrunken werden konnte. Dann schleppten die Kobolde noch große
Blätter herbei und füllten sie mit Beeren und Früchten des Waldes, nur zum
Zugreifen.
Der große Baumstumpf
am Rande der Lichtung wurde mit einem goldenen Kissen belegt und weiße Schleier
darübergebreitet. Da wird die Feenkönigin sitzen und zuschauen.
Und rundherum legten
die Feen ebenfalls kleine goldene Pölsterchen, bestimmt für die vielen Feen und
Elfen des Waldes.
Eine Gruppe von Rehen
mit ihren Kleinen kam ganz neugierig aus dem Wald hervor und schauten den
Treiben mit großen Augen zu. Der kleine Dachs lief hurtig von Baumstamm zu
Baumstamm und sucht sich einen guten Platz zum Zuschauen.
Und plötzlich füllte
sich der Wald mit Leben. Aus allen Richtungen kamen sie. Die Feen, mit ihren
weißen Schleierkleidern, die Elfen in grünen Hosen und weißen Hemden, die Hasen
und Häschen, Birr die Schlange, die Eichörnchen von ihren Bäumen herunter. Der
Specht schritt gemächlich über die Lichtung zum Baumstamm hin, er gehörte ja
zur Kapelle. Die Glühwürmchen schwärmten aus und entzündenden ihre Laternen und
nahmen in den Blättern und Zweigen der Bäume Platz. Ganz plötzlich war der
Märchenwald in blinkendes flackerndes Licht getaucht.
Die kleine Hexe
Samantha streute überall Blumen, die sie am Nachmittag im Garten pflücken
durfte. Sie überlegte allen Ernstes einen kleinen Zauber zu machen, um das Fest
noch schöner zu machen, aber es fiel ihr kein Zauberspruch ein. Im Moment noch
nicht.
Einige Glühwürmchen
setzen sich auf den Baumstamm, um Licht für die Musik zu machen. Und da kamen
sie schon, die Grillen mit Ihren Violinen, ein Borkenkäfer mit seiner Oboe, ein
anderer mit einem Saxophon und der Kobold hatte eine Ziehharmonika in der Hand.
Sie nahmen Alle Platz am Baumstamm.
Der große Bär stand
am Rande der Lichtung und klopfte schon in Erwartung auf die Musik mit seinem
linken Fuß den Takt an. Seine Hände hatte er vorne verschränkt und sein Kopf
ging hin und her. Er schmunzelte.
Alle Waldfeen nahmen
auf ihren Pölsterchen Platz. Man wartete auf die Feenkönigin, denn ohne sie
konnte das Fest nicht beginnen.
Da, ein Fanfarenstoß aus
der Trompete von Mo dem Elfen und die Feenkönigin schwebte herab. Sie war
wunderschön. Sie hatte ein golden glänzendes Schleiergewand an und darüber
einen hellblauen Umhang mit glitzernden Blüten. Auf dem Kopf trug sie einen
Kranz aus goldenen Sternen. Sie schwebte langsam zu Boden und setzte sich auf
den vorbereiteten Thron.
Alles wartete
gespannt. Sie erhob sich wieder und drehte sich langsam im Kreise, um alle zu
sehen.
„Ich erkläre den
Frühling für eröffnet!“ Rief sie und streute mit der rechten Hand eine Handvoll
Samen im Kreise, um sozusagen symbolisch den Frühling zu begrüßen.
Alle jubelten und
umarmten sich und die Musik fing leise zu spielen an und es bot sich ein
faszinierendes Bild, als alle Elfen und Feen auf der Lichtung sich ein wenig
vom Boden erhoben und zu den schönen Klängen einen schönen Tanz darboten. Sie
wiegten und bogen sich, sie stiegen auf und ließen sich wieder auf den Boden
nieder.
Es war ein
wunderschöner Anblick.
Die Eule musste ihr
Taschentuch hervorholen und sich hörbar schneutzen, so gerührt war sie. Wie
jedes Jahr.
Der Bär wiegte sich
im Takt und wackelte mit seinem Kopf und seinem Po hin und her. Die Kobolde
warfen ihre Zipfelmützen in die Luft und fingen sie wieder auf.
Eine Zipfelmütze fiel
zu Boden und bedeckte einen Pilz. Dieser Schrie ganz laut, weil er jetzt gar
nicht mehr sah.
Sofort kam der kleine
Kobold holte seine Mütze und entschuldigte sich bei dem Pilz.
Die Musik war im
ganzen Wald zu hören, sogar die Bäume, schien es, bewegten die Äste im Takt und
die kleinen Glühwürmchen hatten Angst runter zufallen.
Etwas verspätet und
daher außer Atem kam auch die Feenköchin angelaufen. Sie hatte bis zuletzt
Plätzchen in der Küche gebacken und brachte das nun warme Backblech mit auf die
Lichtung. Sie stellte es vorsichtig zwischen den Glockenblumen ab und stellte
sich auf die Zehenspitzen, um auch etwas zu sehen. Aber sie war zu klein und
konnte nicht über die anderen hinwegschauen.
Der kleinen Hexe Samantha
tat die Köchin sehr leid. Da sie aber ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie
die Köchin schon einmal mit einem falschen Zauber belegt hatte, wollte sie ihr
helfen. Sie machte die Augen zu und sprach einen Zauberspruch an den sich
erinnerte.
In diesem Moment
erhob sich die Köchin in die Luft und schwebte über dem Fest, wie ein großer
bunter Luftballon.
„Samantha,“ schrie
sie, “lasse mich sofort wieder runter, ich weiß, dass du das bist!!“
Alle starrten auf die
Köchin, wie sie da im roten Gewande, mit ihrem weißen Spitzenhäubchen über der
Wiese schwebte und alle mussten lachen und kichern.
Samantha bekam einen
roten Kopf und wusste nicht, was sie machen sollte. Sie musste die Köchin auf
jeden Fall weit weg von ihr runterholen, sonst würde diese vielleicht auf sie
losgehen.
Sie schloss wieder die
Augen und versuchte die Köchin etwas weiter weg zu schieben, was ihr auch
gelang.
Sie atmete auf,
schloss die Augen und ließ die Köchin wieder runter. Aber leider hatte sie den
See vergessen, der gleich hinter Lichtung lag. Die Köchin fiel in den See und
schrie wild, sie könne nicht schwimmen.
Mo, der Elfe lief
sofort zum See und sprang hinein und zog die wild um sich herumschlagende
Köchin zum Ufer.
Sie war pitschnass,
ihre Spitzenhaube hatte sie verloren und die Haare hingen ihr naß ins Gesicht.
„Wo ist diese
Samantha, die Hexe!?“
Aber Samantha war so
erschrocken und hatte große Angst. Sie versteckte sich hinter dem großen Bären
und zitterte fürchterlich.
„Niemals wieder werde
ich hexen.“ Schwor sie sich wieder einmal. Sie war eben nicht geeignet dafür.
Als sich das
Gelächter gelegt hatte, die arme Köchin triefend naß Richtung Schloß lief um
ihre Kleider zu wechseln, begann auch wieder die Musik zu spielen. Alle labten
sich an dem Nektar und den Waldfrüchten. Nicht zu vergessen die wunderbar nach
Zimt und Honig duftenden Keksen der Köchin.
Sie feierten bis in
den beginnenden Tag hinein ausgelassen den Frühling.
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